Jeder Jude weiß, was „jüdische Chuzpe“ bedeutet. Wenn Juden da unverschämt werden, wo Nichtjuden sich nicht trauen werden. Aber diese sogenannte „jüdische Chuzpe“ ist nichts im Vergleich zu den Unverschämtheiten, die sich israelische Diplomaten leisten.
Nun wissen wir alle, dass Israelis in der Regel ziemlich laut, nervenaufreibend und zuweilen unverschämt sind. Das kommt daher, weil sie glauben, alle Welt schuldet ihnen etwas und sie das Recht haben, es jederzeit zu fordern. Sie glauben moralischer zu sein als alle anderen Völker, weil der Antisemitismus sie dazu berechtigt. Der Antisemitismus ist aber „gewesen“ und da gilt das jüdische Sprichwort: „Für das Gewesene gibt der Jud nichts.“
Nur Israels Botschafter in Deutschland denkt anders. Er bittet Berlins Regierenden Bürgermeister nicht, er fordert von diesem, ihm, dem Botschafter, mitzuteilen, wie er, der Bürgermeister, die Veranstalter eines palästinensischen Kulturfestivals „zur Rechenschaft ziehen wird“, weil auf dem Festival Israel kritisiert wurde.
Berlins Regierender Bürgermeister als unliebsamer und unfähiger Assistent des israelischen Botschafters, der gehorchen muss, wenn der Botschafter ihn anbellt. Der Botschafter selbst ist auch nicht mehr als „his masters voice“, und wir wissen alle, wo der Master sitzt: In Jerusalem.
In seinem Schreiben betont Botschafter Handelsman den Wert der „Meinungsfreiheit als Teil einer demokratischen Gesellschaft“, vergisst aber zu erwähnen, dass diese Meinungsfreiheit natürlich nicht auf Palästinenser zutrifft. Für diese gelten andere, drakonische Gesetze, ähnlich wie in Israel. Und natürlich vergisst Handelsman nicht, die Antisemitismus-Keule kurz zu zücken, denn „andernfalls dränge sich die Frage auf, ob Berlins Senatskanzlei antiisraelische und antisemitische Hetze einfach hinnehme“. Normalerweise reicht ein solcher Hinweis, um deutsche Bürgermeister und Politiker einknicken zu lassen.
Auch als Sigmar Gabriel bei seinem Israel/Palästina-Besuch nach seinem Besuch von Hebron im März 2012 von einem „Apartheid-Regime“ sprach, dass Israel errichtet habe, womit er völlig Recht hatte, wurde er vom damaligen Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, heftig kritisiert. Gabriel blieb letztendlich nichts anders übrig als vor dem Zentralrat anzutanzen und Besserung geloben. Solche Einschüchterungsversuche haben ihre Wirkung nicht verfehlt, kaum ein Politiker wagt es in der Öffentlichkeit, Israels brutales Besatzungs- und Apartheidregime zu kritisieren.
Erst vor kurzem haben wir es in München erlebt, als die Präsidentin der dortigen Jüdischen Gemeinde den Vortrag eines jüdischen Referenten verhinderte, indem sie per Rundschreiben mitgeteilt hatte: „Speziell der (jüdische) Hauptreferent Abi Melzer ist für seine antisemitischen Äußerungen regelrecht berüchtigt“. Handelsman und Knobloch, Broder und andere Sayanim sind auch „regelrecht berüchtigt“ für ihre antidemokratische Gesinnung und rassistischen Ausfälle. Das müssen aber andere ertragen.
Auf dem Festival wurde Israel mehrmals als „Apartheid-Staat“ bezeichnet. Das soll Antisemitismus sein? Viele Israelis und Juden weltweit bezeichnen Israel zu Recht als Apartheid-Staat. Sind sie alle Antisemiten?
Ferner wird berichtet, dass palästinensischer Terror gegen israelische Bürger verschwiegen wurde. Ist das Antisemitismus? Wie oft wird israelischer Terror gegen palästinensische Bürger verschwiegen? Fast täglich! Und wo steht geschrieben, dass Palästinenser palästinensischen Terror verurteilen müssen? Verurteilen Israelis und Juden israelischen Terror?
Ferner wirft man den Organisatoren des Festivals vor, dass sie in einem Interview von 2015 gesagt haben: „Mit der Gründung Israels ist ein weiteres Verbrechen gegen die Menschheit begangen worden.“ Aber auch das ist noch kein Antisemitismus. Wenn Herr Handelsman das anders sieht, dann sollte er den israelischen Historiker Ilan Pappe lesen. Besonders sein Buch von der ethnischen Säuberung Palästinas. Er kann darüber auch mit Palästinensern diskutieren und versuchen, sie zu überzeugen, dass Israel vollkommen unschuldig ist an der Vertreibung von mehr als 800 000 Palästinenser aus ihrer Heimat. Er kann ihnen das Märchen erzählen, dass sie „freiwillig“ geflohen sind. Das gehört zur politischen Kultur wie wir sie in diesem Land gelernt haben und wie unser GG es uns garantiert. Den Leuten den Mund stopfen und die Meinung verbieten ist zwar in Israel fast schon Gesetz, aber noch gelten hier nicht israelische Gesetze.
Handelsman zeigt sich verärgert. Na und? Auch manche Palästinenser und kritische Juden wie ich sind verärgert über so viel „Chuzpe“. Wenn in Deutschland couragierte Politiker an der Macht wären, dann hätte man einen solchen Botschafter schon längst zur „persona non grata“ erklärt.
Chuzpe und Übertreibung ist die eine Sache, aber Lügen und Verleumdungen sind eine andere Sache. So schreibt der Tagesspiegel: „Die Boykott-Kampagne BDS lehnt das Existenzrecht Israels grundsätzlich ab.“ Das ist eine freche Lüge und rechtfertigt leider den Ruf der AfD und Pegida: „Lügenpresse“. Bei der BDS-Kampagne geht es nicht um Delegimierung Israels, so wie es bei dem Boykott Südafrikas nicht um die Ausradierung des Staates ging, sondern nur um die Beendigung der Apartheid. So geht es bei BDS um die Beendigung der Besatzung, eine absolut gerechtfertigte und berechtigte Forderung, die im Einklang mit allen Beschlüssen der Vereinten Nationen steht. Ewig Gestrige wie der Göttinger Professor Samuel Salzborn, der sich als „Antisemitismusforscher“ einen berüchtigten Namen gemacht hat, sind sich nicht zu schade, so dummes Zeug zu schreiben wie: „BDS stelle das Existenzrecht Israels de facto infrage.“
Gideon Levy, Israels Leuchtturm der Moral und Liberalität, sagte anlässlich des Begräbnisses von Shimon Peres: „Alle Welt reicht Israel die Hand, aber Israel beißt dieses Hand immer wieder wie ein tollwütiger Terrier.“
Wann werden deutsche Politiker den Mut haben, Israel und israelischen Politikern die Meinung zu sagen und sie an unser Grundgesetz Artikel 1 erinnern: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Sehr geehrter Herr Melzer,
dieser Artikel ist ausgezeichnet und trifft sehr genau das Problem, dass jeder, der sich kritisch zur israelischen Apartheidspolitik äußert, mit massiven Schwierigkeiten und Diffamierungen rechnen muss. Es wäre gut, Ihren Artikel einer größeren Leserschaft zugänglich zu machen.
Mit freundlichen Grüßen
D. Haase
Schließe mich dem Kommentar von @D.Haase an.
Könnte mir vorstellen, dass die NachDenkSeiten, die sich
immer wieder kritisch mit Meinungsmache und ‚Lücken-Journalismus‘ auseinander setzen, auf Beiträge des SEMIT
hinweisen würden:http://www.nachdenkseiten.de/?p=24241
Sehr geehrter Herr Melzer,
vielen Dank für diese solidarischen Worte.
Ich hoffe Ihre Stellungnahme wird vielen Leuten erreichen.
Es kann nicht sein immer wieder in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt zuwerden mit der Antisemitischen Begründung. Es stinkt langsam.
Palästinensische Grüße
PSV e.V.
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