von Roi Idan
Das Volk Israel soll daran denken, dass der deutsche Außenminister beschlossen hat, dass sein Treffen mit dem Ministerpräsidenten weniger wichtig für sein Land ist als ein Treffen mit linksradikalen Organisationen, die Deutschland finanziert. Das wahre Deutschland versucht eine Lage herzustellen, in der die Juden zu Nazis wurden und diese Absicht wird stärker werden, je mehr Jahre seit der Shoa vergehen.
Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel besuchte Israel. Unser Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat ihm ein Ultimatum gestellt: Wenn du dich mit Vertretern von Breaking the Silence und B’Tselem triffst, dann ist unser Treffen annulliert. Zu seiner Überraschung hat der Deutsche ihn ignoriert (auf Hebräisch: machte aus ihm eine Bratwurst) und traf sich nicht nur mit ihnen, sondern auch mit Präsident Rivlin. Nach einer solchen Ohrfeige für Bibi gab es keine andere Wahl als das Ultimatum durchzuführen und das Treffen zu annullieren. Er zeigte sich als „ein Mann“. Fast. Denn Bibi bleibt Bibi, er konnte sich nicht zurückhalten und wollte später mit ihm telefonieren. Der Deutsche hat ihn links liegen gelassen.
Dann wollen wir zuerst über diesen deutschen Außenminister reden, der Anhänger des iranischen Regimes ist und der in der Vergangenheit schon das, was Israel in Hebron macht, als Apartheid bezeichnet hat. Und er hat Recht. Eine Stadt in der 90 Prozent für Juden geschlossen ist, ist in der Tat eine Apartheid-Stadt. Als Sigmar Gabriel Vorsitzender der Opposition in Deutschland war, 2012, hat er ein Treffen mit Ehud Barak abgelehnt – weil Ehud Barak sich damals von der Arbeiterpartei abgespalten hat. Da ist ihm doch eine Ablehnung aus politischen Gründen nicht fremd, ziemlich dumm muss man sagen. Jedenfalls befindet sich dieser Typ mitten in einem Wahlkampf und er versucht, die Stimmen der antiisraelischen Wähler einzufangen.
Es gibt bei uns verschiedene Selbsttäuschungen über unsere Beziehungen zu Deutschland. Die bittere Wahrheit ist, dass sowohl das deutsche Volk als auch nicht wenige seiner Politiker uns nicht mögen. Diese antiisraelische Tendenz herrscht ganz besonders bei den Linken vor. Die Deutschen ihrerseits haben ganz gut die Shoa überwunden und mögen es nicht, wenn man sie daran erinnert. Der Staat Israel ist natürlich eine ewige Erinnerung an die barbarische Eruption, die ausgerechnet sie, die sich als aufgeklärt und humanistisch sehen, erreicht haben. Deshalb investiert die deutsche Regierung jährlich Millionen von Euro in israelische und palästinensische Organisationen, die Israel auf vielen Gebieten verletzen. Aber ganz besonders sind sie damit beschäftigt, die These in die Welt zu exportieren, dass die Israelis die neuen Nazis sind. In Deutschland und in den Medien nennt man das: „Organisationen der israelischen Zivilgesellschaft“. Aber die Wahrheit ist, dass sie nicht mehr israelisch sind als McDonald. Ihre Mitarbeiter sind vielleicht Israelis, sie sind vielleicht in Israel eingetragen – aber das Geld und die Befehle kommen aus Berlin oder Brüssel.
Das Ziel all dieser Organisationen ist – der Welt zu zeigen, dass die Juden zu Nazis geworden sind. Denn wenn die Juden Nazis geworden sind, dann kann es jedem passieren und der Nazismus verliert seinen Schrecken. Aber in Wirklichkeit sind wir die schlechtesten Nazis in der ganzen Welt.
Kurzum, unsere Verbindung zu Deutschland ist besonders schwierig. Es erinnert an das jordanische Gesetz, das Vergewaltigungsopfer zwingt ihre Vergewaltiger zu heiraten. Und erzählt mir nicht sie schenken uns U-Boote. Erstens schulden sie uns noch ein Drittel der Summe der Wiedergutmachungsgelder. Zweitens, wir haben schon verstanden, dass das „Geschenk“ eine Lüge ist. So wie bei uns handelt es sich alles in allem um die Subventionierung von Industriekonzernen im Lande im Zeitalter des immer größer werdenden Wettbewerbs. Dieselben U-Boote kann auch Süd-Korea liefern. Billiger.
Was um den Besuch von Sigmar Gabriel passiert ist, ist sehr wichtig. Zum ersten Mal wurde die Maske vom Gesicht Deutschlands 2017 heruntergelassen. Das Volk Israel soll sich daran erinnern, dass der deutsche Außenminister, während seines offiziellen Besuches, beschlossen hat, dass der gewählte israelische Ministerpräsident weniger wichtig ist, als das Treffen mit Organisationen, die damit beschäftigt sind, Kriegsverbrecher zu schützen. Das ist das wahre Deutschland.
Erst wenige Wochen ist es her, dass Deutschland türkischen Ministern verboten hat, sich mit politischen Aktivisten, die sie nicht mochten, zu treffen. Als sie trotzdem nach Deutschland kamen, haben Polizisten sie festgenommen. Versteht ihr das? Das ist Nazismus.
Erschinen in Maariv am 26. April 2017. Übersetzung aus dem Hebräischen von Abi Melzer.
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Demnächst werde ich 91 Jahre alt. Als Goebbels uns Deutsche belehrte, lernte ich mit 16 oder 17 Lebensjahren einen ähnlichen Argumentationsstil kennen wie im obigen Artikel: Nur ja nicht argumentieren, sondern agitieren, lächerlichmachen, pauschalisieren, ironisieren. Außenminister Gabriel hat die vor Jahren im Willi-Brandt-Haus der SPD in Berlin gezeigte Austellung von Breaking the Silence gesehen und hat, als er noch kein Außenminister war, die Mauer durch Palästina als Apartheidsmauer bezeichnet. Das dürfte in Israel wohl bekannt sein. Aber damit setzt sich der Artikel nicht auseinander, denn dann müßte man argumentieren. Aber weil man keine Argumente hat, hetzt man . . . .Dr.
Haha
Gabriel hat das Richtige getan und Bibi reagiert so wie für Israel üblich. Das Vergehen von Gabriel war, mit der anderen Seite zu sprechen. Das geht bei den Zionisten natürlich nicht.