Wer einen Verhandlungsfrieden wolle, der nicht auf die Unterwerfung der Ukraine hinauslaufe, müsse ihre Verteidigungsfähigkeit stärken. Von dieser einfachen vom gesunden Menschenverstand geleiteten Erkenntnis sind aber Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht meilenweit entfernt. Beide haben offensichtlich aus dem, was im ersten Kriegsjahr passiert ist, nichts gelernt. Sie verbünden sich mit der AfD, die gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ist und selbstverständlich mit dem Kriegsverbrecher Putin, ignorieren die von Putin geschaffene Wirklichkeit und plädieren für Friedensverhandlungen, obwohl Putin klar und deutlich solche ablehnt. Es kostet auch bei uns im demokratischen Westen nichts diesen barbarischen Krieg zu verurteilen. In Russland kostet es die Freiheit.
Wer soll aber mit wem verhandeln? Putin und Selenskyj? Dabei sagen doch beide, dass sie miteinander nicht verhandeln wollen. Selenskyj weil er nicht kann und Putin weil er nicht will und inzwischen auch nicht mehr kann. Selenskyj kann von seiner Forderung der Befreiung der Ukraine nicht zurückweichen und Putin will auf die Ukraine nicht verzichten. Zumindest aber auf die vier Donbass Gebiete, die er inzwischen als russisches Land per Gesetz proklamiert hat. Beide Präsidenten werden am Verhandlungstisch nichts erreichen können, deshalb hoffen sie auf eine Entscheidung am Schlachtfeld. Putin ist immer noch überzeugt, dass er diesen Krieg gewinnen wird und seine Bluthunde sprechen sogar von der Rückeroberung Ostdeutschlands. Und Schwarzer/Wagenknecht und ihre Gefolgsleute bleiben blind und ideologisch verstockt und unbeweglich folgsam, trotz der vielen, schrecklichen Kriegsverbrechen, die wir sehen konnten.
Es sieht so aus, als ob viele wieder nichts aus der Geschichte gelernt haben und sich das Jahr 1939 wiederholt. Auch damals haben Deutschlands Nachbarn die Augen und Ohren verschlossen und nicht sehen wollen, was Hitler plant und macht. Als er dann schließlich Polen überfallen hat, war es zu spät. Und auch heute scheint die Hilfe für die Ukraine zu wenig und spät zu kommen. Hoffentlich nicht zu spät.
Zu den Unterzeichnern des unsäglichen Manifestes gehört auch Brigadegeneral a.D. Erich Vad, der jahrelang Bundeskanzlerin Merkel beraten hat. Wohin diese Beratung geführt hat, sehen wir heute. Es wäre besser für Vad, wenn er schweigen würde, nach dem Sprichwort: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
Schwarzer und Wagenknecht versichern, dass „die von Russland brutal überfallene ukrainische Bevölkerung, unsere Solidarität braucht.“ Es handelt sich dabei aber um einen leeren Alibi-Satz, denn im übrigen Text plädieren sie für einen Verrat an dieser Solidarität. Sie erwähnen mit keinem Wort wer für diesen „brutalen Überfall“ verantwortlich ist. Sie stellen den Angreifer Putin auf einer Stufe mit dem Überfallenen Selenskyj und machen die Ukraine verantwortlich für den Überfall, indem sie Putin die Rolle eines Angegriffenen zuschreiben. Sie unterstellen, dass die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine (von den Waffenlieferungen der USA, Englands, Frankreichs, Finnlands, Polens und der baltischen Staaten kein Wort) dazu dienen, das Nazi-Regime in Kiew zu unterstützen, um Russland zu besiegen. Ein Nazi-Regime mit einem jüdischen Präsidenten. Dazu haben sie bis heute kein einziges Wort gesagt. Offensichtlich können auch Juden Nazis sein. Putin sagt es laut und deutlich. Schwarzer und Wagenknecht glauben es.
Dabei könnten doch die Leopard II-Panzer sofort gestoppt werden. Russland braucht nur seine Truppen aus der Ukraine zurückzuziehen. Eine solche Forderung findet man aber bei diesen zwei Sachverständigen für Krieg und Frieden nicht. Dafür aber behaupten sie, dass die Ukraine den Krieg nicht gewinnen könne, weil Russland eine Atommacht sei. Hat nicht Vietnam die USA besiegt, obwohl die USA eine Atommacht war und ist. Und haben die Afghanen nicht Russland besiegt, trotz russischer Atombewaffnung. Und auch den Franzosen haben die Atombomben nicht genützt und sie mussten Algerien verlassen. Im Nahen Osten kann Israel seine Atomwaffen auch nicht einsetzen und ist genötigt mit konventionellen Waffen Krieg zu führen. Atomwaffen sind gut für eine Abschreckung, nicht aber um eingesetzt zu werden, denn man kann mit ihnen keinen Krieg gewinnen. Man kann nur verlieren und die ganze Welt zerstören.
Und von einem weiteren Irrtum gehen diese zwei Damen und viele andere naiven Friedensfreunde aus. Sie meinen Frieden wird „nur“ am Verhandlungstisch gewonnen. Das ist falsch. Frieden kann erst dann gewonnen, wenn der Krieg beendet worden ist. Und ein Krieg kann nur auf dem Schlachtfeld beendet werden. So war es schon immer: Im Krieg zwischen Frankreich und Deutschland 1870/71; im Ersten Weltkrieg und im Zweiten Weltkrieg. Der Frieden wurde nicht bei den Verhandlungen vereinbart, sondern brach schon vorher ein, weil beide, oder zumindest ein Kriegsgegner nicht mehr konnte. Danach ging es nur um die Nachkriegsordnung, um Grenzen und Reparationszahlungen. Diesen Fehler hat man nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gemacht und auch beim gegenwärtigen Ukraine/Russland-Krieg geht es nicht um eine russische bedingungslose Kapitulation, sondern nur darum, dass russische Soldaten das Staatsgebiet der Ukraine verlassen. Es geht aber darum endgültig zu vereinbaren wo die Ukraine beginnt und Russland nichts zu suchen hat. Ein wichtiges Ergebnis des Krieges muss auch sein, dass Russland so geschwächt wird, wie 1945 Deutschland, dass es in Zukunft und am besten auf Ewig seine Nachbarn nicht mehr überfällt. Nicht die Ukraine, nicht Moldawien, nicht Polen und nicht die baltischen Zwergstaaten.
Deshalb müssen wir alles tun, damit die Ukraine nicht unterliegt. Hätten wir auf Schwarzer & Co. Gehört und keine Waffen geliefert, dann wäre die Ukraine schon längst von Russland erobert und geknechtet worden. Noch mehr Ukrainer als bisher wären geflohen und noch mehr wären von der russischen Armee und der kriminellen Wagner-Armee ermordet worden.
Man muss wirklich kein Militär sein und kein Fachmann für Friedensverhandlungen, um zu erkennen, was Putin geplant hat. Er hat es deutlich genug immer wieder gesagt und geschrieben. Er hat von Anfang an und auch schon davor gesagt, dass er die Souveränität der Ukraine nicht anerkennt. Ihm geht es um die Zerstörung der Ukraine als Staat, die gewaltsame Wiederherstellung der russischen Herrschaft über Osteuropa und die Spaltung Europas.
Wollen wir das akzeptieren? Welche Kompromisse stellen sich Schwarzer und Wagenknecht angesichts dieser Kriegsziele vor? Sind sie tatsächlich so blind, dass sie nicht merken, was die Folgen sein könnten, wenn man Putin nicht stoppt? Merken sie nicht, dass sie sich zu propagandistischen Helfern eines brutalen Kriegsverbrechers machen?
„Geraten wir dann unaufhaltsam auf eine Rutschbahn Richtung Weltkrieg und Atomkrieg? Es wäre nicht der erste große Krieg, der so begonnen hat“, sagen die Putin Versteher. Damit plappern sie Putin nach und verbreiten seine vergeblichen Versuche den Westen mit der Drohung eines Atomkrieges einzuschüchtern. Putin hat sich aber total verrechnet. Nachdem der Westen den Fehler gemacht hat bei der Besetzung der Krim zu schweigen, ging Putin davon aus, dass der Westen auch diesmal schweigen wird. Er hat denselben Fehler gemacht, den 80 Jahre vorher Hitler gemacht hat, der Polen überfiel im Glauben England und Frankreich würden schweigen. Schwarzer und Wagenknecht und noch viele andere naive Zeitgenossen sind überzeugt, dass die Ukraine „nicht den Krieg gewinnen könne.“ Krieg ist aber keine mathematische Gleichung. Vor mehr als zweitausend Jahren haben die schwachen Hebräer die angeblich stärkeren Griechen besiegt und das kleine Griechenland hat das große persische Reich unterworfen. Und auch in neuerer Zeit haben die rebellischen Algerier Frankreich aus ihrem Land vertrieben, die Araber die mächtige türkische Armee aus der arabischen Halbinsel verjagt.
Eine Armee ist nicht stark durch die Zahl ihrer Soldaten oder die Menge der Kriegswaffen, sondern vor allem durch die Moral ihrer Kämpfer, und die Gerechtigkeit ihrer Forderung und das Wissen der Kämpfer weshalb und wofür sie kämpfen. Die Ukrainer wissen, dass sie um ihr Land, ihr Leben und das ihrer Familien kämpfen. Die Russen wussten anfangs nicht einmal wo und gegen wen sie kämpfen. Inzwischen rekrutieren die Russen ihre Soldaten in Gefängnissen und Zuchthäuser, schulen sie mangelhaft und schicken sie als Kanonenfutter in die Schlacht, wo sie sterben. Mit einer solchen Armee kann man nicht siegen, und wird man nicht siegen.