Wann begann eigentlich der Holocaust?

Juristisch ist die Fragestellung an sich ganz harmlos, wenn man das StGB zugrundelegt: war der Holocaust ein tateinheitliches Verbrechen oder handelt es sich um ein tatmehrheitliches? Es kommt darauf an, wann man ihn beginnen lässt. Das wiederum ist eine historische Frage. Leider sind Geschichtskenntnisse mager. Als meist gewähltes Startdatum wird 1933 angenommen, sei es der 30.1 oder der 1.4.. Sowohl jüdische wie deutsche Stellen plädieren gerne auf „Tateinheit“ mit dem Beginn 1933.
Sie gehen dabei von einem weit vor 1933 gefasstem persönlichen Vorsatz des Führers aus, den er gleichsam zwanghaft als Reichskanzler in Angriff genommen haben soll: die Juden zu bekämpfen oder gar auszurotten. Sieht man es so, müsste man eigentlich den Beginn etwas früher in die Zeit der Weimarer Republik hineinlegen. Der Führer schrieb Mein Kampf schon 1924, wo er abschließend resümiert, man hätte 14/18 „50.000 der hebräischen Volksverderber so unter Gas halten sollen wie Millionen deutscher Landser unter Gas gelegen hätten“. Diese Polemik ist in sich absurd, denn es dienten mehr ls 50.000 „volksverderberische hebräische“ Frontkämpfer und sie alle lagen unter Gas. Was soll also diese Bemerkung? Sie rechtfertigt eine Judenzählung der deutschen Generalität.

Die Oberste Heeresleitung hatte 1916 eine Judenzählung befohlen, um zu beweisen, dass die jüdischen Mitbürger ihren militärischen Pflichten nicht ausreichend nachkommen würden wie Christen. Die Zählung ergab aber das genaue Gegenteil. Weimarer Institutionen, nicht nur der „Stahlhelm“, schlossen trotzdem, lange vor der Nazi-Zeit Juden aus ihren Vereinigungen aus. Die preußische Landesregierung verbot 1932 „Ausländern und Juden“ die Produktion von Filmen und die bayerische Landesregierung ließ schon 1923 die Ostjuden aus Bayern ausweisen (Anm.:sie hätte besser alle Preußen ausweisen sollen). An die „Judenmorde“ an Kurt Eisner und Walter Rathenau sei erinnert. Nimmt man Tateinheit an, dann müsste man den Beginn des Holocausts mindestens auf 1916 datieren, was wiederum Hitlers Verantwortung relativiert. Deswegen wehren sich die deutschen Tateinheitler gegen jede frühere Datierung als 1933. Sie verehren heute die Weimarer Republkk als „erste deutsche Demokratie“.

Trotzdem widersprechen weitere Fakten der Annahme überhaupt eines tateinheitlichen Holocausts, der vielleicht 1916 seinen Anfang genommen hätte. Wenn man unter Holocaust die großangelegte, „industrielle“ Ermordung von Juden sieht, als die geistige Vorgeschichte dieses Massenmordes ausklammert, dann reduziert man den Holocaust (wie Jean Marie Le Pen) auf ein Detail des Weltkrieges. Man kommt also nicht umhin, die Entwicklung der „Mordmoral“ zu untersuchen und stellt dann fest, dass die geistigen Voraussetzungen für die Morde wesentlich älter sind als die Nazi-Ideologie. Praktisch fehlt den historischen judenfeindlichen Maßnahmen die zusammenhängende Systematik und anfangs die Kraft, aus einer Judenfeindschaft heraus zum Mord an Juden zu schreiten. Ein solches Vorgehen bedarf einer Atmosphäre der allgemeinen Rechtswidrigkeit des Ordnungssystems, die sich nicht von heute auf mofgen entwickelt. Aber ein Krieg begünstigt jedes Unrecht.

Einen anderen Ansatz sehen andere in einer Erklärung in Mein Kampf (S. 129), wonach es „alle großen Volksführer verstanden hätten, die Feinde eines Volkes als einer einzigen Kategorie zugehörend darzustellen“. Denn, so das Argument des Führers als politischer Stratege, wenn dem Deutschen bewusst werde, dass nicht alle seine Feinde Unrecht und nur er Recht haben könne, würde er an seiner Position zweifeln. Also müsse man das Volk verbohren auf einen einzigen Feind. Dafür eigneten sich die Juden. Gegen Juden gab es in allen Volksschichten Vorbehalte. Die aktuellen Bemühungen eines Salomon Salzborn, Berliner Straßennamen zu entnazifiziren, können eigentlich nicht einmal vor der Kant-, der Bismarck- und der Goethestraße halt machen. Ganz Deutschland war zwar ein Hort des Antisemitismus, aber auch einer rechtlichen Ordnung, die keine Judenkrawalle erlaubte. Aber alle, bis auf Friedrich Nietzsche, waren judenfeidlich.

Vielleicht hatte der Führer bei seinen kriegspropagandatechnischen Überlegungen nicht an die Inlandsjuden gedacht, mit denen er 14/18 an der Front lag. Denn er kämpfte als Soldat des Regiments List, für das viele Juden aus dem bayerischen Ichenhausen rekrutiert waren. Sein EK I verdankte er dem Hauptmann Hugo Gutmann, und schon von früher hatte er Gefühle von Dankbarkeit gegenüber Eduard Bloch, dem Arzt seiner Mutter. Deswegen fragen sich einige Autoren sogar, ab wann Hitler Antisemit geworden sein könne. Er hat nicht den Antisemitismus erfunden und ihn nicht einmal zur Explosion gebracht, sondern er ist auf der Welle des Antisemitismus politisch gesurft. Friedrich Holländers Parodie „An allem sind die Juden schuld“ ist älter als Mein Kampf. Er parodierte einen allgemeinen Trend in Deutschland.

Hitler rettete „seine“ beiden jüdischen Gönner. Bloch, der Österreicher, konnte 1941 in die USA emigrieren und Gutmann ließ er vor der Gestapo nach Portugal entkommen. Der Führer könnte den latent aggressiven Judenhass der Deutschen unterschätzt haben, der sich unabhängig von der NSDAP offenbarte und der erst mit den Organisationen der Partei die giftigsten Blüten trieb. Selbst die Handwerkskammern schlossen nach 1933 jüdische Schüler von Lehrberufen aus, was nicht bedeutet, dass jüdische Schüler vor 1933 problemlos Lehrstellen im Handwerk hätten finden können.Gegen die Juden waren so ziemlich alle Organisierten eingestellt. Also wären Hitlers bloße Gedanken nicht geeignet, von ihnen auf einen tateinheitlichen Vorsatz zum Holocaust zu schließen. Rein geistig gesehen, keimte der Holocaust bereits seit der Hep Hep Bewegung und wurde 1848 erneut virulent. Wer für Tateinheit plädiert, kann für den Holocaust nicht „den Führer“ verantwortlich machen.

Gegen eine Annahme von Tateinheit spricht auch, dass die deutsche Politik nach 1933 die Auswanderung der Juden forcierte. Eine Vertreibung, die ein Drittel der staatsangehörigen Juden „rettete“, stünde im Widerspruch zur Annahme eines lange vor dem Krieg gefassten Vernichtungsplans. „Den Nazis“ genügte anfänglich, die schon seit 1930 geltende Reichsfluchtsteuer zu kassieren; erst später kam die Judenvermögensabgabe hinzu. Selbst wenn nur ein Drittel der jüdischen Bevölkerung auswanderte, passt dies nicht zur Annahme, dass der Holocaust schon vor dem Krieg auf dem Programm gestanden hätte. Eine solche Annahme lässt sich auch deswegen ablehnen, weil noch 1938 – vor der Reichskristallnacht – 50.000 Juden polnischer Staatsangehörigkeit im Reich arbeiteten und sogar Sozialunterstützung beanspruchen konnten. Ihre Situation kann also nicht völlig rechtlos gewesen sein. Sie wurden Ende Oktober gewaltsam von Polizei, SS und Zoll nach Polen expediert. Unterstellt man, dass die religiöse Gemeinschaft um Leo Baeck nur 500.000 Mitglieder betreute und, daß es im Reich vielleicht 1 Million „Rassejuden“ vor 1933 gegeben habe, von denen inzwischen ein Drittel das Reich verlassen hätte, so sind zwischen 6 und 10% der Juden willentlich im Reich geblieben, aus dem sie mit ihren polnischen Pässen, jedenfalls vor 1938, unkompliziert hätten ausreisen können. Wiily Cohn berichtet in seinen Tagebüchern, dass er mit seiner Familie vor 1938 ganz offiziell in Palästina war, aber wieder nach Deutschland zurückkehrte.

Wolfgang Benz spricht in seiner Geschichte der Juden in Deutschland von 1933 bis 45 von der „Reichskristallnacht“ als von einem Scheitelpunkt. Das ist das falsch gewählte Wort, denn von einem Scheitel fällt das Gelände nach beiden Seiten hin ab. Wenn die Reichskristallnacht der höchste Punkt der bisherigen Entwicklung war, müsste nach dem Scheitel der Antisemitismus wieder abgeflaut sein. Dem war aber nicht so. Die Reichskristallnacht war der Anschluss der Judenpolitik an die auswärtige Politik der Gewalt, die damals Österreich und das Sudetenland dem Reich angegliedert hatte. Die Deutschen begannen sich an Brutalität zu berauschen. Sie waren plötzlich wieder mächtig. Die von der Propaganda und von der Partei inszenierte Volksempörung richtete in der Kristallnacht Schäden an, die von den deutschen Versicherungen zum erheblichen Teil gedeckt werden mussten. Wirtschaftlich betrachtet war die Reichskristallnacht ein Schuss in das eigene Bein. Sieht man diese Nacht im Zusammenhang mit den außenpolitischen „Erfolgen“, die objektiv gesehen wenig wirtschaftlichen Nutzen brachten, dann war diese Nacht nichts anderes als das innenpolitische Anschlußssignal zur allgemeinen Gewalttätigkeit und zum Willkürsystem. Hatte der Führer als Oberbefehlhaber der Wehrmacht noch eine Reichskristallnacht nötig? Eher nicht. Das waren seine Paladine, die nachziehen und Härte beweisen wollten.

Die Deutschen waren unfähig, die Risiken ihrer Politik einzuschätzen. Natürlich steuerten sie auf einen totalen Krieg zu. Mit der Rheinlandbesetzung hätte drr englische Angriff schon beginnen müssen. Wozu besetzt Deutschland seine entmilitarisierte Zone? Nur kann eine Demokratie wie England, zu dem damals demokratische Länder wie Australien und Kanada gehörten, einem Deutschen Reich keinen Krieg erklären, wenn es sein eigenes Rheinland besetzt, seine Armee modern bewaffnet, die erzwungene Trennung von Österreich überwindet oder, wenn es die ungerecht und böswillig gezogenen Grenzen zu Tschechien oder Polen korrigiert. In einer Demokratie ist die Kriegserklärung und die Mobilisierung der demokratischen Massen erst möglich, wenn es gegen unbestreitbares Unrecht gehen soll. Sogar Litauen gab noch vor dem Krieg das Memelland auf deutsche Aufforderung hin zurück. Wenn aber Deutschland ansetzt, sich ganz Polen zu unterwerfen, dann ist auch für die Regierung einer Demokratie eine Kriegserklärung zulässig. Das Unrecht muss also eklatant, selbst für den Teil der pazifistisch verblödeten Mitbürger muss es eklatent sein. Und in der Reichskristallnacht haben wir die geistige Eröffnung des Krieges, die außenpolitisch mit der Besetzung der „Resttschechei“ nachvollzogen wurde, auch wenn erst der Angriff auf Polen die englische Kriegserklärung zur Folge hatte.

Diese Differenzierungen zeigen, dass Kriegspolitik und Judenpolitik zwar nicht synchron laufen. Aber die Rechtsverletzungen der Reichskristallnacht ermunterten andere deutsche Stellen zu eigenen, auch außenpolitischen Rechtsverletzungen. So erscheint auch die spätere Wannseekonferenz vom Januar 1942 in einem anderen Licht. Als die ministerialen Spitzen erfuhren, welche Verbrechen während des Feldzugs 41 an der jüdischen Bevölkerung – unter offensichtlicher Zustimmung der vergötterten Wehrmacht – möglich waren, zogen diese Leute nach. Sie überlegten sogar, die geschützten Halbjuden noch zu eliminieren, die im Reich verbliebenen Auslandsjuden unter Verletzung interstaatlichen Rechts zu ergreifen und so weiter. Das ist so typisch für Deutschland, und so funktioniert es immer noch: hat eine Kommune Erfolg mit einem Programm, kopieren es die anderen. Wie will man von einer Nation von Kopiisten, Abkupferern und Nachäffern Verantwortlichkeit für eigenes Handeln erwarten? „Nachvollziehbar“ ist ein Lieblingswort in der deutschen Beamtensprache.

Hier liegt das elementare Problem.

Man erkennt bei der NS-Judenpolitik vordergründig überhaupt kein zusammenhängendes Vorgehen und auch keine originalen Ideen der einzelnen deutschen Behörden: die „Nazis“ (d.h. Gestapo und SS) unterstützten die illegale Einreise nach Palästina, und die oft abenteuerliche Anreise zu den Auswandererschiffen, während das Auswärtige Amt darin und im Haavara-Abkommen einen politischen Affront gegen die umworbenen Araber sah (Wolfgang Benz). Bezeichnend ist auch die Behandlung von Martha Liebermann, des großen Malers Witwe. Es war das Wirtschaftsministerium, das von ihr immer neue Gelder erpressen wollte, während die Gestapo sie längst in die Schweiz hatte ausreisen lassen (Bernd Schmalhausen).

Folglich ist der Holocaust als Ganzes ein eher tatmehrheitliches Verbrechen, und außerdem ein Verbrechen mit vielen autonomen Tatherrschern („mit vielen Vätern“). Für die ersten großen Massaker trägt ohnehin die Wehrmacht die strategische Verantwortung (vgl. Jean Lopez in: Barbarossa 1941). Weil die militärischen Effektiven im Feldzug von 1941 nicht ausreichten, das Hinterland für den Nachschubwegen zu sichern, ließ die Wehrmacht alle denkbaren potentiellen Feinde von der SS massakrieren. Dabei handelte die SS zwar in operativer Verantwortung, aber nach Plan der Strategen der Wehrmacht. Als der Feldzug dann trotz aller Maßnahmen scheiterte, bekam die SS Führung – verantwortlich für die operative Durchführung der Verbrechen – kalte Füße und nutzte ein Papier aus dem Sommer 41, zur Wannseekonferenz im Januar 42 einzuladen. Auffallend ist an deren Protokollierung, dass kein Vertreter der Wehrmacht teilnahm. Das erlaubt den Schluss, dass die SS hinter dem Rücken ihrer strategischen Auftraggeber handelte, um im Falle eines Friedens mit „Stalin“ nicht zum Bauernopfer werden zu können. Heydrich verstand es dabei, für seine SS nicht nur die Billigung ihrer Straftaten von allen Reichsbehörden zu erhalten, sondern bei diesen auch den Wunsch nach Verschärfung der eigenen Judenpolitik zu wecken. Auch hier deutet sich an, dass die Verbrechen nicht auf Hitlers Mist allein gewachsen sein können, sondern viel tiefer wurzeln. Nach Heydrichs Tod im Frühsommer 42 ging die SS ab Herbst 42 daran, wohl auf eigene Rechnung, die „Aktion Reinhard“ durchzuführen und in den Lagern Sobibor, Belcek und Majdanek Massenmorde zur Materialbeschaffung zu veranstalten. Adam Tooze (in: Ökonomie der Zerstörung) nennt dieses Vorgehem archaisch, atavistisch, brutal und plump. Diese Mordaktionen setzten sich fast das ganze Jahr 1943 noch fort, obwohl inzwischenl die Reichsregierung seit der Sportpalastrede von Dr. Goebbels einen Teil der Opfer lieber versklavt gesehen hätte. Man bemühte sich, für Deutschland das jüdische Arbeitskräftepotential in Ländern mit befreundeten Regimen zu erschließen. Niemand hat bisher erforscht, wie autonom sich die SS finanzierte, die gegenüber der Wehrmacht sogar privilegiert bewaffnet war. Auch hierfür muss es von einander unabhängige Quellen gegeben haben. Thomas Tobias Blatt, der die Flucht aus Sobibor überlebte, meint, der Betrieb des Lagers Sobibor habe der SS einen Gewinn von ca 150 Millionen eingefahren.

Rudolf Höß berichtet, dass er die Zigeuner zu vergasen veranlasst habe, nachdem das Wirtschaftsministerium für die Ernährung deren Kinder nicht mehr zahlte. Die Abgründe sind bei einer tatmehrheitlichen Betrachtung wesentlich tiefer und horrifizierender, als wenn man alles tateinheitlich auf den Führer und seine (10 Millionen) „Nazis“ schiebt. Denn die SS war durchaus realistisch in ihrer Ökonomie als Sklvenhalterei: ihr Interesse bestand letztendlich in ihrer Geld- und Arbeitskräftebeschaffung. Sie wollte dereinst Deutschland beherrschen. Dazu braucht man Geld ohne Ende. Ihre Quellen waren noch mager. Arbeitskräfte wurden vermietet. Sie wurden gewonnen, indem man sich pauschal „die Juden“ zur Umsiedlung ausliefern ließ, das Potential selektierte und gut 70% – vielleichg sogar aus Sparsamkeit – vergaste, um 30% als Arbeitrskräfte je Viehwagentransport gewonnen zu haben. Ruth Klüger, Simone Veil, Fania Fénélon und Seweryna Smaglewska beschreiben dies sehr eindrucksvoll selbst für Auschwitz Birkenau, das als Lagerkomplex durchaus ein „Arbeitslager“ war, weil die Arbeitsunbrauchbaren schon bei Ankuft Richtung Gaskammer geschleust wurden (für die Bezeichnung „Arbeitslager“ für Auschwitz verurteilte man eine alte Frau als Holocaustleugnerin), weil man die 70% nicht zur Arbeit brauchbaren Personen gar nicht in das Lager aufnahm, sondern kurz nach der Ankunft ermordete und verbrannte. Man könnte also von Auschwitz auch von Vernichtungsanstalt sprechen. Denn auch aus dem „Altersghetto“ Theresienstadt gingen laufend Transporte nach Auschwitz ab, natürlich nicht ins „Arbeitslager Birkenau“, sondern in die Vernichtungsanstalt Auschwitz (vgl. H. G. Adler). Deswegen ist es verharmlosend, von Theresienstadt gar als „Altersghetto“ zu sprechen, wenn es wie Birkenau ein Vorhof zur Vernichtungsanstalt Auschwitz war. Ingo Müller hat die Handlangerei der Justiz gut beschrieben, die heute die NS Aufarbeitungsprozesse in eigener Sache führt.

Resümee
Der geistige Holocaust begann 1916 mit der Judenzählung. Zum Unternehmen Barbarossa 1941 mit der Ermordung von ca. 600.000 Juden führt ein direkter Draht. Auch Jean Lopez stellt sich die Frage, ob die Massaker von 1941 auch von preußischen Offizieren durchgeführt worden wären; spontan sagte er „unmöglich“, aber nach kurzem Überlegen meinte er „ja“. Die Judenmassaker von 1941 gehören zum „German way of war“.
Denn ohne diese Verbrechen der Ermordung, der Versklavung der jüdischen Bevölkerung im deutschen Machtbereich und der Tötung verwendungsuntauglicher Sklaven hätte der ganze Krieg nach 1941 nicht mehr lange fortgesetzt werden können. Schon 1941 war der Feldzug nur durch die Massaker zu sichern, durch die man präventiv mordete. Die Bereitschaft zum Verbrechen, das jeden zivilisatorischen Rahmen sprengte, signalisierte im zivilen Bereich die Reichskristallnacht. Deswegen ist die Reichskristallnacht nur ein kollaterales Signal für die Gewaltbereitschaft der Bevölkerung. Der Holicaust, der von zu vielen deutschen Stellen in einzelne und eigene Verbrechen umgesetzt. Auch so gesehen kann man kaum von Tateinheit sprechen.

Was bedeutet das für uns heute?

….dass man diese nahe Vergangenheit mit der Gegenwart im Zusammenhang sehen muss. Die heutige, betont philosemitische Judenpolitik ist durchsichtig inszeniert (Barbara Steiner). Die Gallionsfiguren sind Marionetten, die gegen regimekritische AfD und rebellische Coronaschutzabstinenzler genauso wettern wie gegen Antisemiten. Die „Jüdische Allgemeine“ wird vom Evangelischen Pressedienst und der Katholischen Nachrichten Agentur (kna) gespeist, protestantische Alttestamentler greifen sogar nach Rabbinaten in den Synagogen (Abitall Gerstettner). Der preußisch-deutsche Staat von heute braucht jüdisches Leben zum Vorzeigen. Aber der Holocaust war genauso Ding des preußisch-deutschen Staates zuvor; die ersten Voraussetzungen für den Holicaust keimen bereits in den Befreiungskriegen, die Preußen mit Russland gegen Napoleon und seinen Rheinbund führte. Diesen Staat löste man 1945 auf und stellte die alten, von Preußen geschluckten Staaten wieder her. Das meiste preußische Territorium überließ man 1945 den Russen. Diese hätten die Deutschen Schlesiens nicht nach Westen vertreiben, sondern besser nach Kasachstan umgesiedelt. Ohne die Preußen im Westen hätte man ein paar zivilisierte europäische Länder deutscher Sprache haben können. Einzelne Länder schuf man zwar neu, etwa Rheinland-Pfalz und (Groß-)Hessen: diese basierten aber auf westlich orientierten Säulen.
Warum ließ man 1990 in verkleinerter Form das preußische Reich – Bundesrepublik Deutschland genannt – wieder zu? Weil die alte preußische Dynamik durch die Vertreibung der Preußen nach Westdeutschland erhalten geblieben war; die Siegermächte des Westdns hatten nur Osteuropa im Blick.
Im Ukrainekrieg erweist sich dieses neupreußische Deutschland als genauso hinterhältig wie das Reich unter der Reichskanzlerschaft Hitlers. Zur Verteidigung der Ukraine lieferte der deutsche Staat Gebhardpanzer ohne Munition, und mit horrender Verzögerung einige Leopardpanzer, soweit auch die Amerikaner Abrams lieferten. Es gab keine Notwendigkeit für dieses Junktim, das beide Panzertypen der Nagelprobe gleichzeitig aussetzt. Die Unterstützung der Ukraine überließen die Deutschen Polen, das seine MIG 29 direkt liefern musste, nachdem die Deutschen Ramstein für eine diplomatische Zwischenlandung gesperrt hatten. Das neue Deutschland ist nicht neu, es ist nach wie vor die alte preußische Beamtendiktatur, nur ohne Monarch und ohne Führer. Deutschland bekennt sich zum selben Berufsbeamtentum „nach überkommenen Grundsätzen“, das „die Nazis wiederhergestellt“ hatten. Ohne dynamischen Führer ist dieser Staat vielleicht nach außen hin nicht aggressiv, aber eine morsche Stelle im westlichen Verteidigungsystem. Innenpolitisch ist er höchst aggressiv gegen liberale Bürger. Seine geistige Affinität zu Russland würde auch einen Wladimir Putin als Bundeskanzler ermöglichen, was bislang die Phantasie der Russen überforderte. Wenn der Westen nicht weimarisch oder bräunlich verschmutzt werden will, muss er die Bundesrepublik Deutschland so bald als möglich auflösen. Die Mehrheitsverhältnisse sind manipuliert, das Land mehrfach gespalten und zu einer geordneten Regierung ist es unfähig. Seine Infrastruktur vergammelt, aber der Bürger wird zu Investitionen gezwungen wie früher zur Zeichnung von Kriegsanleihen. Bayern und Baden-Württemberg können ihren eigenen staatlichen Weg gehen, zumal Bayern größer ist als das unabhängige Österreich. Für Baden-Württemberg gilt das gleiche im Verhältnis zur Schweiz. Die linksrheinischen Teile des alten Bayern könnte man an Baden-Württemberg anschließen und Hessen Darmstadt mit Frankfurt wieder herstellen, was Preußen 1866 annektiert hatte. Der Norden? Er kann sich dann selbst finden. Ein Großsachsen, eine neue DDR, diesmal mit Berlin als ungeteilter Hauptstadt oder ein davon unabhängiges Westfalen? Ganz egal. Aber es geht ohne seine süddeutsche Basis keine Gefahr mehr von ihm aus. Warum sich der Westen 1990 um die Früchte seines Sieges von 1945 hat bringen lassen, kann nur der gleichen Träumerei von einem ewigen Frieden mit dem Russland aller Reußen und Preußen zugedacht werden.
Die Landkarte Europas bedarf so einiger gründlicher Umgestaltungen in ihrem Zentrum. Ceterum censeo Germaniam esse delendam.

von Lobenstein

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