Obwohl es verschiedene Journalistenvereinigungen und -verbände gibt, wurde nun auch ein „Jüdischer Journalistenverband“ gegründet. Man stelle sich vor: ein Jüdischer Juristenverband? Dieser könnte zum Ziel haben, Gedanken der Halacha in Gesetzgebung und Rechtsprechung zu artikulieren. Aber ein jüdischer Journalistenverband? Mitglied kann nur werden, wer
„jüdisch und journalistisch tätig ist. Bei der Definition von »jüdisch« verstehen die Gründer alle Menschen ein, deren Mutter oder Vater halachisch jüdisch sind oder die zum Judentum konvertierten.“
Das klingt ein wenig nach Nürnberger Gesetzen; die jüdischen Frontkämpfer 1914/18 hatten einen „jüdischen Frontkämpferverband“ in den 20er Jahren gegründet, weil die Verbände wie Stahlhelm u.a. keine Juden aufnahmen. Diskriminieren denn die heutigen Journalistenverbände jüdische Kollegen? Und was soll heißen „jüdisch tätig ist“? Es schaut fast so aus, als hätten sich wieder neue Wichtigtuer sektiererisch zusammengefunden. Die Jüdische Allgemeine befragt die Initiatorin durch Ayala Goldmann:
Susanne Stephan
Frau Stephan, Sie und Lorenz Beckhardt sind Co-Vorsitzende des Verbandes Jüdischer Journalistinnen und Journalisten (JJJ), der sich gerade in Frankfurt gegründet hat. Was wollen Sie bewirken?
Unser Ziel ist es erst einmal, offene Kommunikationsräume für Kollegen zu schaffen, in denen wir uns austauschen können zur Berichterstattung über Juden und über Israel – was sie mit uns macht und wie wir damit umgehen. Auch, wenn uns Zuschreibungen treffen wie etwa: »Du bist ja Jüdin, du bist ja Jude, erklär uns doch mal …« oder »Findest du nicht auch, dass der Krieg in Gaza endlich mal ein Ende haben muss?«.
Verfolgt der JJJ politische Anliegen?
Wir sind keine Propagandatruppe von Benjamin Netanjahu….-Ein jüdischer Journalistenverband sollte sich für die Belange von jüdischen Journalisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz interessieren und nicht als Lobbygruppe im Nahost-Konflikt auftreten. Wir sind auch keine zweite Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG)….Viele Menschen, die in sozialen Netzwerken »halb journalistisch« unterwegs sind, kommen aus dem Umkreis der AfD. Ich würde nicht ausschließen, dass auch Juden darunter sind. Die nehmen wir nicht auf.“
Was soll man dazu noch sagen: Politisch hochgradig krank von einer staatsbürgerlichen Warte der BRD aus gesehen. Gleichzeitig wollen sie nicht eine israelische Gruppe sein. Ja, ist es doch so, wie es die klassischen Antisemiten wie Wilhelm Stapel behauptet hatten, dass die deutsche Literatur durch jüdische Denkweisen durchsetzt werde? Wollen die Herrschaften als Journalisten dort wieder anknüpfen?
Theoretisch könnte ein „Jüdischer Journalistenverband“ auch Gutes bewirken wollen: Dass die Herrschaften Journalisten von der Jüdischen Allgemeine ein besseres Deutsch schreiben würden. Oder, dass mehr Artikel aus Haaretz in deutsche Nachrichten einflössen. Da fänden sich Antworten auf Fragen wie.
»Du bist ja Jüdin, du bist ja Jude, erklär uns doch mal …« oder »Findest du nicht auch, dass der Krieg in Gaza endlich mal ein Ende haben muss?«.
Das aber wäre vielleicht nicht im Sinn von Bibis Propaganda. Auch den Kontakt mit internationalen jüdischen Organen könnte ein solcher Verband pflegen, Nichts dergleichen; es wird wieder ein eigenes Süppchen aus deutschen Zutaten gekocht, das sich die JJJ-Leute selbst einbrocken können.
Die Frage bleibt: Armes Deutschland oder unglückliche jüdische Diaspora in Germanien?
von Lobenstein