Der Moslem, der in Europa lebt, kann eigentlich nicht mehr an einen Gott als Schöpfer der Menschen glauben, schon weil er ganz nebenbei zu viel von Naturwissenschaft mitbekommt. Einfache anatolische Geister ziehen sich sozial mit ihresgleichen in soziale Nischen zurück. Der Prophet aber wusste schon vor 1.500 Jahren, dass „die Juden“ den traditionellen Mythos der Genesis verfälscht haben mussten. „Die Juden“ wurden in diesem Zusammenhang selbst Opfer ihrer Priesterkaste, die sich mittels des verfälschten Mythos die politische Macht über das jüdische Volk reservierte. Der Oberpriester Samuel sah Gott als den König der Juden und regierte für diesen die Irdischen; ihm missfiel der Wunsch seines Volkes, einen richtigen König (Saul) zu bekommen. Die jüdische Religion sicherte eine „Pfaffenmacht“ nach der Logik: Wenn ein Ur-Gott den Menschen geschaffen hätte, schuldet der Mensch diesem Gott einen Gehorsam wie ein Hund seinem Züchter und den Pfaffen (Rabbinern) den Gehorsam als Gottbeauftragten. Deswegen entwickelte sich bei den Juden kein republikanischer Sinn und keine Demokratie wie bei Griechen und Römern.
Der Sinn für unsere Staatsformen kam im hellenischen Westen auf, wo der Mythos erzählt, ein Titan der zweiten Generation, ein gewisser Prometheus, habe den Menschen geschaffen. Die Titanen erster und zweiter Generation wurden von den neuen Göttern, den Olympiern gestürzt. Prometheus selbst wurde an den Kaukasus geschmiedet. Der hellenische Mensch existiert gegen Gottes Willen, denn die neuen Götter wollten auch die Menschen vertilgen. Die vorsokratischen Naturwissenschaftler studierten deren Naturgewalten und wussten, den Zorn der Götter zu überleben. Die Priester der Tempel herrschten bei den Griechen und Römern nicht über die politischen Gemeinschaften der Menschen, sondern dienten den hellenischen Staaten, die Götter durch Opfer milde gestimmt zu halten.
Überlegt man diese Umstände genauer, fallen einem die Widersprüche des biblischen Märchens auf. Man merkt, dass der Mythos der Genesis, wie er uns überliefert ist, verfälscht sein muss. Hätte Gott den Menschen wirklich geschaffen, dann hätte er ihn, wie alle seine Geschöpfe, a.) gleich als Mann und Frau kreiert. Aber warum hätte er b.) den Menschen überhaupt schaffen sollen? In seiner göttlichen Weisheit schuf er als intelligenteste Tiere Orang-Utans, Gorillas und Schimpansen. Als Lebewesen mit gigantischer Staatsbildungsfähigkeit schuf Gott voraussehend nur niedere Insekten wie Ameisen, Termiten, Bienen und Wespen. Höhere Tiere siedeln allenfalls in „Kolonien“. Niemals hätte Gott ein Wesen mit Intelligenz und der sozialen Fähigkeit zur Bildung von Staaten geschaffen, das über kurz oder lang seine Schöpfung vernichten werde. Genau so ist es aber gekommen: ganze Tierarten rottete der Mensch aus, er fischt die Meere leer, laugt die Böden aus und verwandelt fruchtbares Land in Wüsten. Der Fauna entzieht er die Lebensgrundlage durch Zerstörung der Flora.
Niemals hätte Gott selbst eine derartig destruktive Kreatur in seine Welt gesetzt. Facit: Gott kann den Menschen nicht geschaffen haben. Aber wie konnte es zur Existenz des Menschen kommen? Der wahre Mythos der Genesis korrespondiert mit der Prometheus-Sage:
Ein Erzengel – später in Phosphoros, Lucifer, Satan, Helel usw. umgetauft – wollte sich als ein größerer Künstler erweisen als Gott, der als Krone der Schöpfung die Affen schuf. Der künftige Satan formte nach dem Ebenbilde Gottes das Wesen „Adam“, dem er Leben einhauchte; so entstand der erste Mensch. Als Gott die obszöne Kreatur des Engels sah, stürzte er den frevelhaften Engel in die Hölle.
Sturz Satans, Illustration von Gustave Doré, 1865
Als Gott beobachtete, wie der verwaiste Mensch ohne Ansprache und unbeweibt traurig durch seinen Garten Eden schlich, erbarmte er sich des Menschen und schuf ihm aus dessen Rippe das benötigte Weib. Er holte nach, was er bei seinen anderen Kreaturen von Vorne herein gemacht hatte, und schuf dem Menschen ein Weibchen aus dessen vorhandener Substanz. Gott musste das Weib aus einer Rippe des Mannes formen, um es aus dem gleichen Stoff bilden zu können, aus dem der Satan mit seinen schmutzigen Fingern den Adam geformt hatte. Von Anfang an bemüht sich der zum Teufel mutierte Engel, die Herrschaft über sein Kunstwerk zurückzugewinnen. Eine gewisse Furcht vor Tod und Hölle hält den Menschen in der Familie seines Ziehvaters (Gott) zurück.
Vielleicht deswegen, weil das Weib nur eine derivate Schöpfung Gottes ist, erklärt es sich, warum es so viele schwule Männer gibt. Aber solche Details sind nicht das Problem.
Das Problem ist die Unterdrückung des wahren Schöpfungsmythos, den die jüdische Priesterschaft verfälscht hat. Sie verkündet den Menschen, Geschöpfe des Allmächtigen zu sein und erzählten den jüdischen Stämmen auch noch, bevorzugt dieses Gottes Lieblinge zu sein, wenn sie nur die absurdesten Gebote (613 an Zahl) befolgten. Sie erzeugten damit abergläubische Neurosen bei den Frömmsten und werten simultan die Güte Gottes ab, der nachsichtig und in unendlicher Barmherzigkeit das Geschöpf des gestürzten Erzengels adoptiert hatte. Indem Gott dem „Satansbraten“ das Weib geschaffen hat, hatte Gott ihn in seinen eigenen Kosmos aufgenommen (dem er sich nicht würdig erweist).
Für die Verfälschung des Gründungsmythos überlässt Gott die Menschen ihrem Schicksal: 1248/1250 ließ er zu, dass die Christen Sevilla und die Mongolen Bagdad eroberten. Die Juden strafte er ähnlich, indem er geschehen lässt, wie ihre Priester, Propheten und Rabbinen sie in die Irre führen; schon Kaiser Julian (360-363) fiel auf, dass ihm der Gott den Juden wie ein böser Kobold erscheine, denn er führt sie von einer Katastrophe zur nächsten. Erst lockt er sie weg von den Fleischtöpfen Ägyptens, scheucht sie durch die Wüste, ließ sie ein Reich errichten, dessen Dynastie an Brudermorden zerbrach, ließ im erweiterten Brudermord den Stamm Benjamin vernichten, und schickte ihnen die Assyrer auf den Hals, die 10 Stämme Israels spurlos nach Innerasien verschleppten. Er zerstreute den verbliebenen Stamm Juda in alle Welt, wo dessen Nachkommen, soweit sie sich nicht den Völkern anschlossen, unter Pogromen kurzgehalten wurden. Er schickte ihnen den Journalisten Theodor Herzl als Propagandisten des Kolonialismus. Er demütigte Kolonialismusabstinente durch ein „Würstchen“ (Hannah Arendt) und subalterne Offiziere der „Krauts“, indem er sie für ihre schlimmsten Feinde als Sklaven schuften ließ. Der parallel erlittene Holocaust war so schrecklich, dass die Theologen der Welt streiten, öb er überhaupt ein Ereignis im Sinne Gottes gewesen sein könne. Man möge es nachlesen in Wikipedia unter „Holocaust-Theologie“. Die grandiosen Leistungen großer jüdischer Geister (Arthur Ruppin listet deren Namen auf in: Soziologie der Juden Bd. II) gereichten nie den Juden als solchen zum Vorteil: Gott ließ sie der ganzen Welt zugutekommen. Den Juden verblieben Kabbalisten und zionistische Chauvinisten als Führer übrig.
So weit eine komprimierte Darstellung der jüdischen Geschichte. Und wie ist es mit dem Christentum, das in gewisser Hinsicht ein Derivat des Judentums ist? Spirituell ist es eine Banalisierung des Letzteren, aber machttechnisch eine geniale Ordnungslehre. Die „Religiösen“ wurden in Klöster interniert oder als Ketzer verbrannt, um die Macht der christlichen Staaten nicht zu gefährden. Von einem Standpunkt des Ungläubigen ist das Wesen des Christentums schnell erklärt:
Der Großvater Kaiser Julians (s.o.), Kaiser Konstantin hatte aus dem jüdischen Aberglauben vom Schöpfergott den Gipfel einer imperialen Vermessenheit promulgiert. Dessen Sonnengott wurde mit dem jüdischen Jahwe gleichgesetzt; die Staatsdogmatik legt als Verfassung für die Römische Despotie fest (Nikäa 325):
der Jahve-Sonnengott habe einen Sohn (Jesus) gezeugt mit einer frei von Erbsünde geborenen Jungfrau (Maria). Von beiden, Gott dem Vater und vom Sohn ginge noch ein Hl. Geist aus, um als drei Personen die komplette Gottheit als Trinität bilden. Der durch die Geburt aus der Jungfrau Maria zeitweilig „fleischgewordene Sohn Gottes“ (Jesus) fuhr – nach vermutlich 40 Jahren Erdenzeit – nach einem inszenierten Kreuzestod (nach nur 3 Stunden Hangens) und einer getürkten „Auferstehung von den Toten“ 40 Tage nach Ostern körperlich in den Himmel auf (in Wahrheit setzte er sich nach Indien ab, wo in Srinagar sein Grab liegt). Seine durch die „Himmelfahrt“ (eigentlich Indienfahrt) verwaiste Jünger- und Apostelgemeinschaft soll zum mystischen Leib des Gottessohnes auf Erden geworden sein, in den zu Pfingsten der Hl. Geist einfuhr. Dieser bliebe „bis zu Jüngsten Tage“ in dieser Organisation. Das machte die Christenheit zu einer Art Gottheit auf Erden von der Qualität des seinerzeitigen Jesus: Durch die permanente Präsenz des Hl. Geistes im christlichen Staatskörper wird die christliche Menschheit zum Leib Gottes. Der Kaiser und oberste Bischof als Repräsentant des Leibes, „Reich“ genannt, wird in dieser Logik automatisch zum Stellvertreter Gottes auf Erden. Von der göttlichen Trinität sitzen der alte Jahwe und Jesus im Jenseits auf der Reservebank, wo sie die brav gewesenen verstorbenen Untertanen in den Himmel einlassen.
Tragen nun „die Juden“ für das gedankliche Konstrukt des Christentums eine Verantwortung? Nein, denn sie sind auch nur das Opfer gewissenloser Ideologen. Sigmund Freud (in: Der Mann Moses und die monotheistische Religion) erkannte, das „die Christen“ instinktiv fühlten, dass die Theologie nicht stimmen konnte und sie unglücklich ihre Abneigung gegen die Zwangsreligion auf die Juden sublimierten. Der Prophet Mohammet hatte zwar immer ein Gespür dafür, dass etwas an Tora und Evangelium nicht stimmen könne, aber er bekam es nicht heraus. Der Prophet war ein genialer Staats und Heerführer, aber kein philosophisch geschulter Theologe. Er verstand den Erzengel Gabriel nur so weit, als der dessen spirituellen Gedanken folgen konnte. Der Prophet hatte dessen Offenbarung (z.B.) so verstanden, dass die christliche „Trinität“ aus Gott-Vater, Jesus und Maria bestünde. Heute, fast 2000 Jahre später, durchschaut man es besser: Heterodoxe Christen haben inzwischen in den USA die Evangelien zur verschrobenen Morallehre versimpelt, und verkennen die Pointe der christlichen Theologie. Der Katholizismus, mit seinen Heiligen ist die „profilierteste polytheistische Religion der Welt“ (Friedrich Schleiermacher). Er, praktiziert die römische Taktik weiter und hat kein Problem mit einer Apotheose, präkolumbianische Götter in seinen Heiligenhimmel aufzunehmen, wenn es die politischen Umstände erfordern..
Und die Juden? Sie verkindschen und vergreisen (Heinrich Graetz) wieder oder gehen mit einem nihilistischen Zionismus in neue Katastrophen. Und die Moslems? Sie haben eine echte Chance, die Barmherzigkeit Gottes zu erkennen, der sie in den Westen gelangen ließ. Gott hat sie, die Nachkommen, diese Satansbraten seines rebellischen Engels als eigene Geschöpfe adoptiert, und ihnen die Chance gegeben, sich der Barmherzigkeit Gottes würdig zu erweisen. Nichts ist vermessener als die irrige Behauptung, von Anfang an als Geschöpf des Allmächtigen ein Recht auf Weltherrschaft zu haben.
Das zu lehren ist der Sinn des Islam im Westen.
von Lobenstein