Der „Jüdische Staat“ soll laut Volker Beck ein Rechtsstaat sein. Vielleicht ist er doch nur eine „Monstrosität“ (מפלצתיות) und Hort von „Kannibalismus“ (קניבליזם), wie in Isa´rael geschrieben wird. Aktuell sind die Medien voll voller Freude über freigelassene Geiseln. Da freuen sich die wenigen glücklichen Familien natürlich über die Rückkehr ihrer Angehörigen. Wer mit den Geiseln empathisch fühlte, schließt sich der kollektiven Freude über deren Freilassung an. Aber die Theorie greift weiter aus: Israel muss mühsam in Haft genommene Frauen und Männer freilassen. Weil ein paar Familien glücklich sein sollen, muss die jüdische Mehrheit die Stirn runzeln. Man ließ „Terroristen“ frei. Wer über die Sache auf einer höheren Ebene nachdenkt, dem kann es nur grausen: Im Oktober 2023 hätte Israel alle Geiseln freibekommen können gegen Freilassung von etwa 5.000 palästinensischen „Internierten“. Hätten die „Terroristen“ 6.000 Freilassungen verlangt, sei es drum. Hauptsache die eigenen Leute kommen frei. Jetzt sind viele tot und ein paar wenige erlöst. Die Jüdische Allgemeine berichtet, was noch fast 80 Geiseln ertragen müssen:
Eli Sharabi mit seiner Mutter und seiner Schwester. Frau und die Kinder wurden am 7. Oktober 2023 ermordet. Foto: IDF Spokesperson
„Die freigelassenen drei Männer berichten über schwere körperliche und seelische Folter in der Hamas-Gefangenschaft, was bei ihrer Freilassung bereits unübersehbar war. …Die Terroristen verhörten die Männer einzeln und folterten sie. Sie wurden gewürgt, gefesselt, mit Stoff bis kurz vor der Erstickung geknebelt und kopfüber aufgehängt. Außerdem hätte man sie mit heißen Gegenständen verbrannt. Dazu kam ein kontinuierliches Aushungern der Gefangenen. Nur alle paar Tage erhielten sie ein verschimmeltes Stück Pitabrot, das sie teilen mussten. Zeitweise mussten sie tagelang ohne Wasser auskommen. Gelegentlich hätten die Terroristen vor den Männern gegessen. Ihnen fielen immer neue psychologische Foltermethoden ein. Einer der drei Freigelassenen gab an, er sei 15 volle Monate lang angekettet gewesen. Ich konnte weder gehen noch stehen. Erst vor meiner Freilassung entfernten meine Entführer die Ketten und zwangen mich, wieder laufen zu lernen. Die Geiseln hatten nie zwischen Tag und Nacht unterscheiden können. Die Entführer hätten den Geiseln Berichte gezeigt, und verspotteten sie: ›Sie wollen dich nicht freibekommen‹ oder ›Sieh, so behandeln sie dich‹«.
Sharon Sharabi, der Bruder von Eli Sharabi, wandte sich direkt an den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu: »Ich möchte mich direkt an Sie wenden. Treffen Sie in dieser Zeit mutige Entscheidungen. Dies sind kritische Momente, in denen Leben gerettet werden müssen. Jeder Augenblick, jede Sekunde stellt Leben in Frage. Bruder Eli, wie Sie ihn gesehen haben, ist der dringendste Beweis dafür, dass Leben in Israel gerettet und alle sofort nach Hause gebracht werden müssen«.“
Wenn man sich dessen bewusst wird – speziell als Israeli oder als „jüdisch versippter Mensch“ mit „Rückwanderungsanspruch“ – dann kann der eine Israel nur schreiend verlassen und der andere die letzte gepackte Reisetasche entsorgen. Wer nicht restlos in Feindschaft auf Palästinenser ausgerichtet und hirngewaschen ist, und selbst der, der Israel stark sehen möchte, dass es den Nahen Osten bis zum Euphrat kontrolliert, erkennt, dass für die Qualen der Geiseln die HAMAS durchaus und unmittelbar verantwortlich ist, dass jedoch der jüdische Staat die Verantwortung dafür trägt, dass sie das Martyrium länger als (vielleicht) 6 Wochen erleiden mussten. Es ist kein „jüdischer Selbsthass“ (Theodor Lessing), wenn man dieses Israel ablehnt, sondern jüdische Selbstbehauptung, mit diesem Terrorstaat gegen die eigenen Leute zu brechen. Israel ist – nach Saudi-Arabien – die zehntstärkste Militärmacht der Welt (Tribüne Jüive). Wieso hat er es nötig, seine Geiseln der Hamas ausgeliefert sein zu lassen. Ein „Aufstand gegen die jüdische Masse“ (Bruno Bettelheim) ist es, wenn man gegen diesen Staat sein eigenes Leben verteidigt. Kein vernünftiger Jude kann sich diesem Staat als Tourist aussetzen. Die Qualen der Geiseln verdanken diese dem Geist und der Logik einer israelischen „Hannibal-Direktive“, über die man in WIKIPEDIA nachlesen kann:
„Die Hannibal-Direktive (hebräisch נוהל חניבעל, נֹהַל חַנִיבַּעַל Nohal Ḥanibaʿal) ist eine geheime Direktive der israelischen Armee, die das Vorgehen der Truppe regelt, wenn israelische Soldaten in feindliche Gefangenschaft geraten. In solchen Fällen ist die Liquidation eigener Soldaten zulässig. Dazu verbot die israelische Zensur (Rechtsstaat!) Journalisten siebzehn Jahre lang, über die Direktive zu berichten. Ihr genauer Inhalt ist bis heute nicht völlig klar. Im Jahr 2003 berichtete schließlich Haaretz, dass
- ein toter Soldat aus Sicht der Armee besser sei als
- ein gefangener Soldat, der
- den Staat in die Zwangslage bringen könnte, im Rahmen eines Austausches tausende Gefangene freizulassen, um seine Freilassung zu erwirken…..“
Der israelische Staat lehnt also seine Fürsorgepflicht für seinen eigenen Leute ab. Die IDF weigert sich nicht nur nicht, Soldaten für die Befreiung des gefangenen Kameraden einzusetzen, sondern sie versucht, den Gefangenen umzubringen. Der Staat lässt seine eigenen Soldaten töten, wie er in Lillhammer unschuldige Kellner abknallen lässt, weil sein Staatsinteresse das Leben des einzelnen einschließlich der sonst so sehr geschützten Juden zweitrangig macht. Wikipedia weiß noch von Beispielen:
„…. Nach der „Hannibal-Direktive“ sind israelische Kommandeure und Soldaten offenbar angehalten, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um eine Gefangennahme zu neutralisieren, was den Tod des Gefangenen nach sich zieht. Der Gefangene selbst ist ebenfalls angehalten, nicht lebend in Gefangenschaft zu geraten und sich und eventuell mit seinen Entführern mittels einer Handgranate zu töten [Man kommt den Selbstmordattentätern der Islamisten ziemlich nahe und wir an den Masada-Schwur erinnert]. Die Direktive wird dahingehend interpretiert, dass die israelische Armee alles tun müsse, den israelischen Gefangenen zu töten, wenn sie ihn nicht befreien kann.
Während des Angriffs der israelischen Armee auf die im Gazastreifen regierende Hamas 2014 wurde der israelische Soldat Hadar Goldin vermisst. Die Armee musste von seiner Gefangennahme ausgehen. Bei einem massiven Angriff mit Panzermunition, Artilleriebeschuss und Luftangriffen, „um das Gebiet zu isolieren, in dem man Goldin vermutete“, wurden 130 bis 150 Zivilisten, darunter zahlreiche Frauen und Kinder, getötet, kollateral, den die aggressive Operation galt nur der Tötung Goldins) …..
Nach öffentlichen Anschuldigungen und internen Untersuchungen des Vorgangs ersetzte das israelische Militär die Direktive, die zwischen Entführungen von Soldaten während und außerhalb von Gefechtszeiten unterscheidet. Die auflagenstärkste israelische Zeitung, Yedioth Ahronoth berichtete, dass am 7. Oktober 2023 aufgrund der Hannibal-Direktive,
Fahrzeuge, die in den Gazastreifen fuhren, von israelischen Kampfhubschraubern, Drohnen und Panzern in die Luft gesprengt wurden, in denen israelische Geiseln vermutet wurden…..“
Nun erinnert sich vielleicht der eine oder andere an Shani Louk
Die deutsche Hamas Geisel Shani Louk (†22) ist tot, Foto : – Instagram
„ Shani Louk war eine der über 200 Geiseln, die am 7. Oktober im Israel-Krieg von der Hamas entführt wurden. Danach hieß es, die 22-jährige Deutsche werde im Gazastreifen in einem Spital behandelt. Nun gibt es traurige Gewissheit zu ihrem Schicksal……Der israelische Präsident gibt nun weitere grausame Details bekannt…
Shani Louk (22) wurde am 7. Oktober 2023 von den Hamas im Israel-Krieg in den Gazastreifen verschleppt. Gegenüber der «Bild»-Zeitung sagt Izchak Herzog, man habe den Schädel von Shani Louk gefunden: «Das bedeutet, dass diese barbarischen, sadistischen Tiere ihr einfach den Kopf abgehackt haben, als sie Israelis angriffen, folterten und töteten. Die Mutter geht davon aus, dass ihre Tochter bereits seit dem 7. Oktober tot ist – möglicherweise sei sie bei dem Terrorüberfall durch einen Schuss in den Schädel getötet worden. Zunächst hatte man nur einen Splitter ihres Schädels gefunden. Die Mutter hatte ihre Tochter zuvor auf einem Video erkannt, das sie auf einem Pick-up im Gazastreifen zeigen soll…..“
Frage. Warum sollten die „barbarischen, sadistischen Tiere ihr einfach den Kopf abgehackt haben“ und den (Itzhak Herzog) zersplitterten Kopf samt Leiche in den Gazastreifen mitgenommen haben? Quatsch! Die Umstände erlauben den Schluss, dass Shani Louk von den eigenen israelischen Einheiten ermordet wurde. Weiter mit WIKIPEDIA:
„….. Im Juli 2024 bestätigten Recherchen der Haaretz, dass der Hannibal-Einsatzbefehl an verschiedenen Stellen der Grenze zum Gazastreifen auch gegen eigene Zivi listen umgesetzt wurde. Einige Kommandanten weigerten sich, ihren Truppen die „Hannibal-Direktive“ zu erklären, da sie diese für offenkundig rechtswidrig hielten….“
Das ist das reale Israel, selbst ernanntes Schutzreservoir der Juden der Welt. Die Vorgänge erlauben den Schluss, dass die kollaterale Tötung von 45.000 Palästinensern eigentlich der „hannibalistischen“ Vernichtung der Geiseln gegolten hatte. Die individuelle Freude über die freigekommenen Geiseln ist von einem üblen Beigeschmack einer Schadenfreude derjenigen begleitet, die erleichtert sind, dass es der zehnstärksten Militärmacht der Welt nicht gelungen ist, die israelischen Geiseln in den Tunneln der HAMAS zu vernichten. Die Jüdische Allgemeine muss dazu mitteilen, dass
„die Geiseln auch nach der Freilassung in Lebensgefahr schweben. Professor Hagai Levine, Leiter des medizinischen Einsatzteams des Forums für Geiseln warn, vor dem Zustand der befreiten Männer Eli Sharabi, Ohad Ben Ami und Or Levy. Diese seien der lebende Beweis dafür, dass die Geiseln, die noch immer in Gaza sind, nicht mehr lange überleben könnten. …. Der Zustand der noch in Gaza verbliebenen 76 Menschen sei eher noch schlechter sei als der der freigelassenen. Levine forderte alle Israelis auf, für die sofortige Freilassung der Geiseln auf die Straßen zu gehen. »Werdet aktiv, erhebt eure Stimme und verlangt, dass auch die letzte Geisel gerettet wird.« …“
Die „JA“ schwenkt schon einen Artikel weiter ins politische Gegenlager über, und meint »So sieht ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit aus« . Dabei verkennt sie, dass das „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ zum Nachteil der jüdischen Geiseln von der eigenen Regierung verübt worden ist:
„…. Die Terrororganisation nutzte die Freilassungen als Machtdemonstration. Israels Staatspräsident Isaac Herzog sprach von einem »zynischen und grausamen Spektakel«. Angehörige und Politiker in Israel reagierten angesichts des schlechten Zustands der freigelassenen Männer bestürzt. …..»So sieht ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit aus«, erklärte der israelische Staatspräsident Isaac Herzog. »Die ganze Welt muss auf Ohad, Or und Eli blicken, die nach 491 Tagen Hölle, ausgehungert, abgemagert und leidend, zurückkehren.« Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte Maßnahmen an. …“
und führt weiter aus:
„… das grausamste Rätselraten der Welt… ließ die gesamte Nation nach einem extrem schweren Jahr aufatmen. Doch erschienen plötzlich drei fast verhungerte Männer auf den Bildschirmen, verängstigt und wackelig auf den Beinen. Die Jubelschreie blieben den Israelis im Halse stecken. Stattdessen schlugen sie vor Entsetzen die Hände vor die Münder und Augen. »
Warum wohl; vielleicht wurde ihnen klar, was der Geist der Hannibal-Direktive für den Staatsbürger bedeutet. Man kann durchaus dafür sein, die israelische Macht bis an den Euphrat auszudehnen; dass setzt mutige Soldaten voraus; kann man noch mutig kämpfen wollen, wenn man von den eigenen Leuten ermordet werden soll, wenn man missgeschicklich in Gefangenschaft gerät? Wie zivilisiert schlachten sich doch Russen und Ukrainer gegenseitig ab. Sie tauschen sogar während des Krieges die Gefangenen aus.
Von Lobenstein