Deborah Feldman und Deutschland

Es ist ein Verdienst Deborah Feldmans, die jüdische Community mal richtig aufgemischt zu haben. Diese Community braucht eine neue Selbstfindung. Feldmann, ihrerseits, die 150%ige Jüdin, die dem ultra-orthodoxen Milieu entfloh, kann lässig über die 80% „unserer“ unhalachischen und neudeutschen Juden lästern; sie ist in ihrer Orthogenese über alle Zweifel erhaben, vergleichbar mit einer ur- und hochadeligen Gräfin, die über die kleinen „Vons“ vom Stamme „von Müller“ und österreichischer Kleinadeliger spricht.

Der nach Nürnberger Gesetzen halbjüdische Ralph Giordano hatte ein Buch geschrieben, „Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte“; diese historische Alternative ist zwar sehr unrealistisch;  haben müssen; sie hatte aber die deutschen Wissenschaftler wie Otto Frisch und Rudolf Peierls wegen jüdischer Vorfahren vertrieben und sich um die Weltherrschaft gebracht. Weniger unrealistischer wäre aber die Idee, dass es den Alliierten gelungen wäre, ihre Armeen bis an die Weichsel voranzutreiben und die Russen zum Rückzug hinter den Bug zu zwingen. Die Amerikaner hätten Europa ganz allein neu ordnen können. Natürlich hätte Deutschland im Mai schon kapituliert. Was hätten sie mit einem besiegten Deutschland gemacht, das sie im Unterschied zu 1918 nun besetzt hatten?  Ein Deutschland, dessen Kriegsverbrechen die von 14/18 bei weitem überstiegen? Einen weiteren Versailler Vertrag? Darüber denkt komischerweise niemand nach, obwohl die Verschwörer vom 20.7.44 solches angestrebt hätten. Hätten die Sieger das besiegte Deutschland in den Grenzen von 1938 belassen? Wie hätte man es aufgeteilt? Dass man das Land nicht so belassen haben würde, wie man es erobert hätte, ist naheliegend. Der Rest ist Spekulation; vielleicht wäre der Morgenthau-Plan durchgeführt worden.

Indem aber „die Russen“ ein Drittel Deutschlands bekamen und sie die Deutschen aus Polen und Tschechien vertreiben ließen, blieb Westdeutschland als Rest des Reichs unter den Alliierten unangetastet. Daraus folgert man heute, dass es ebenso gekommen wäre, wenn die Alliierten die Weichsel erreicht hätten.

Dass dieser Rest die erschlichene Fortsetzung des Dritten Reichs werden konnte, soll hier nicht diskutiert werden. Ohne den sowjetischen Druck auf die Westmächte hätten diese das Restreich nicht rehabilitiert. Das Restreich wurde jedenfalls in die „Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ aufgenommen. Ende der 50er Jahre geniertes es niemanden, dass dieses Restreich als stärkstes kontinentaleuropäisches Land in EWG und Nato dabei war.

Parallel hierzu war mit „den Juden“ das Luxemburger Abkommen ausgehandelt und 1952 abgeschlossen worden. Wie viele Juden zu diesem Zeitpunkt noch in Deutschland lebten, hängt vom Begriff „Jude“ ab. Jüdischerseits zählt man die Schäflein von Leo Baeck, Rassejuden sollen es doppelt so viele vor 1933 gewesen sein. Für die Nachkriegszeit gibt es keine brauchbaren Statistiken zu diesen Fragen. Wir haben nur folgende Statistik:

Mitgliederstatistik der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden
in Deutschland
[51]
Jahr Mitglieder
zum 31.12.
Zugänge
aus ehem.
SU-Staaten
[52]
1955 15.920 k. A.
1960 21.755 k. A.
1965 25.132 k. A.
1970 26.354 k. A.
1975 27.933 k. A.
1980 28.173 k. A.
1985 27.561 k. A.

Wolfgang Benz gibt hierzu auch keine Antwort; Googelt man weiter, heißt es:

Die jüdische Gesamtbevölkerung in Deutschland wurde 2021 auf etwa 225.000 Personen geschätzt. Nach Frankreich und Großbritannien handelt es sich damit um die drittgrößte Community in Europa.

Von den neu angekommenen Personen haben sich nur ein Drittel bei den Gemeinden angemeldet, so dass, unterstellt, alle 1985 von der Zentralen Wohlfahrtsstelle erfassten Personen seien auch kommunal immatrikuliert gewesen, die offizielle Gemeinschaft aus 90.000 Juden besteht. Aus Israel kommen seit dem Golfkrieg jährlich +/- 2.000 Personen, so dass inzwischen auch 45.000 israelische Juden bei uns leben müssten. 150.000 „russische“ Juden leben unter uns. Wie rekrutieren sich aber die 60.000 immatrikulierten Juden? Eher nicht aus den Reihen der eingewanderten Israelis. Nach wie vor sind die meisten Juden „assimiliert“, also Menschen wie Du und ich, weder religiös noch abstammungsmäig erfassbar, was aus den als jüdisch bekannten Personen eine Art Avantgarde macht.

 

Das Problem dieser Avantgarde ist deren Besoldung. Ähnlich wie die christlichen Amtskirchen wird diese „Avantgarde“ staatlich finanziert. Sie wird von der Bundesregierung mit einem Medium (Jüdische Allgemeine“ bewaffnet. Die eigenständige „Jüdische Rundschau“ von Raffael Korenzecher kann nur einmal im Monat erscheinen, während die offizielle „Jüdische Allgemeine“ wöchentlich bei allen Institutionen des Bundes verteilt wird. Ist also die „Avantgarde“ wirklich legitimiert, für „die Juden“ zu sprechen? Wenn von den Vorkriegsjuden in Deutschland tatsächlich ein Drittel überlebte, dann darf man sich nach dem Verbleib dieser 300,000 Menschen fragen. Es werden kaum alle nach Israel ausgewandert sein. Außerdem kamen nicht wenige Juden aus dem Exil zurück, was den Schluss zulässt, dass mindestens ein Drittel dieses Drittels in Deutschland verblieb (Nicht nur 5.000 nach Mirna Funk). Solchenfalls schritte die neue Avantgarde einem Judentum voran, das seine 50.000 alt-deutschen Juden gar nicht hinter sich hat. Schon das Luxemburger Abkommen legt die Ansprüche des deutschen assimilierten Judentums auf Eis. Weder Israel noch die Jewish Claims Conference wollten für diese große „assimilierte“ Gruppe von Holocaustüberlebenden eintreten. Die Jewish Claims Conference nahm die Interessen der Nachkommen der Ermordeten wahr, Israel die der in den neuen Staat emigrierten.

So blieb ein zufällig zusammengekommenes Häuflein von „deplaced“ Juden „übrig“ (Mirna Funk); dieses Häuflein wurde für die junge BRD immens wichtig, weil an den durch Wohltaten Deutschlands zugunsten dieser kleinen Gruppe vernarbten Wunden dem Staat sein Feigenblatt entspross. Es ist das Verdienst dieses „Restes“, dass eine Deborah Feldman und jedes Jahr 2.000 zionismusmüde Juden in Deutschland eine Ruhezone finden können und, dass sich Deutschland unter dem US-Schirm von der totalen Niederlage erholen konnte.

Wäre man 1952 mit diesem „Rest“ so umgesprungen wie die Bayerische Staatsregierung und das Landgericht München mit Philipp Auerbach verfuhr, oder wie Deborah Feldman heute eine Lippe über das „inszenierte Judentum“ (Abigail Gerstetter) riskiert, wäre kaum auszudenken,  was nicht alles auf das besiegte Land hätte zukommen können. Die Deutschen sind nach wie vor in den westlichen Ländern als Moffen, Krauts, Boches und Piefkes unbeliebt. Nur die Spanier ertragen sie auf „Malle“. Der deutsche Proll ist als Botschafter Deutschlands eine Katastrophe, der deutsche Intellektuelle ein Schleimer. Sie sind politische Narren und unzuverlässige Kantonisten geblieben. Deutschland verdankt seiner „getürkten“ jüdischen Community viel mehr, als Deborah Feldman ahnt.

von Lobenstein

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