Kaum zu glauben, aber wahr: die Jüdische Allgemeine publiziert mit der Zeitangabe „14.08.2024 16:37 Uhr“ einen Artikel mit der Überschrift
„Josef Schuster ist erschrocken darüber, wie verbreitet Antisemitismus unter Lehramtsstudenten ist
von Josef Schuster“
und beendet ihn mit dem Hinweis
„Der Autor ist Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland“.
Das dicke Auftragen lässt s ch kaum toppen; es belegt den Vorhalt Deborah Feldmans, dass das deutsche Judentum ein Fake sein muss, bzw. die Ansichten von Barbara Steiner und Abigail Gerstetter, dass es „inszeniert“ sei. Selbst der Auslöser des Schrecks, den Dr. med. Josef Schuster will erlitten haben, klingt unaufrichtig. Eine ehrliche Haltung lässt sich kaum aus dem „literarischen“ Gestammel dieses Menschen nicht herausfiltern. Ein einziger Satz lässt erraten, woher er seine Vorurteile hat und welche Schemata er verwendet:
„….. Und die Nachrichten (aus der Zeitung der WELT) zeigen zudem, dass es in der Tat nötig ist, konsequent und schon im Ansatz gegen vermeintlich propalästinensische Proteste an Universitäten vorzugehen. Wir sehen nun schwarz auf weiß, was dahintersteckt….“
Da haben wir es schon: Der arme Mann glaubt, was „Springer“ druckt. Was meint er, seien die „propalästinensischen Proteste“ in Wahrheit? „Schon im Ansatz [der Proteste?] seien diese im Keim zu ersticken? Totale Oppression durch den bundesdeutschen Staat oder eine Obsession von Dr. Schuster? Man könnte glauben, er schnappe bald über. Er hätte auch einmal in die FAZ oder in die israelfreundliche NZZ gucken können, aber nein, er lässt sich von Springer verhetzen. Springer lebt vom Skandal- und Empörungsgeschäft. Dr. Schuster fällt voll darauf rein. In der Realität werden die jungen Lehramtsstudenten die Informationen über die Blutbäder in Gaza eher nicht der Springerpresse entnommen haben; aber es ist leider so, wie es Haaretz berichtet, die ARD meldet und die Süddeutsche diskutiert, dass der Gaza-Feldzug Israels aus dem Ruder gelaufen ist. Wenn Dr. Schuster die Juden der Diaspora nicht als Ausland-Israelis vertreten würde, müsste er sich nicht über einen zunehmenden „Antisemitismus“ beklagen. Binnenländisch gibt es diesen nämlich gar nicht. Keinen Lehramtsstudenten, wahrscheinlich nicht einmal Björn Höcke als ausgewachsener Lehrkraft, interessiert die Abstammung irgendwelcher Kommilitonen.
Schuster erinnert sich nicht: „Die Studenten“ protestierten 1968 gegen die Vietnam-Massaker, so dass es völlig normal ist, dass aktuell die Gaza-Massaker das Missvergnügen der Studenten provozieren. Auch damals hetzte Springer gegen den SDS, so dass ein irregeleiteter Leser der BILD den Studentenführer Rudi Dutschke niederschoss. Wer die heutigen „propalästinensischen Proteste“ als „Antisemitismus“ interpretiert, versucht eher, neuen Judenhass zu säen. Dazu muss man nur die Identität von friedlichen Mitbürgern jüdischer Abstammung mit den Siedlern in Galiläa und Samaria behaupten, was, wenn es „Neo-Nazis“ täten, als Volksverhetzung gewertet werden würde. Man kann also sagen, Dr. Josef Schuster betreibt so etwas wie komplementäre Volksverhetzung vom Negativ her.
Insoweit wäre, vom parakriminellen Gehalt seiner Empörung abgesehen, alles okay. Aber Sorge bereiten die restlichen Zeilen des verdienten Zentralratsvorsitzenden und Hohepriesters israelischer Politik. Seine Zeilen lassen auf eine intellektuelle Erschöpfung schließen. Dr. Schuster:
„….Sie belegen das, was vermutet, was befürchtet wurde: Die von der Zeitung »Die Welt« veröffentlichten Chat-Nachrichten von Studenten an Berliner Universitäten und aus Potsdam zeichnen ein erschreckendes Bild der Verbreitung von Israelhass und antisemitischer Stereotype in einem Teil der Studentenschaft. Ja, in der Hauptstadt gibt es Schmelztiegel für gesellschaftliche Niedertracht jeder Art, wenn man danach sucht, doch wir sollten das nicht einfach abtun. [SIC! Furchtbares Deutsch; es müsste heißen „wir dürfen das nicht ignorieren“]. Die Erfahrung zeigt, dass es diese Art von Chats auch an anderen Universitäten gibt. Ich kann mir kaum vorstellen, was diese hasserfüllten Nachrichten bei jüdischen Studierenden anrichten, die auch im nächsten Semester wieder neben diesen Kommilitoninnen und Kommilitonen im Hörsaal sitzen werden. Universitäten sind kein Abbild der Gesellschaft – zum Glück. Dass nach Angaben der »Welt« ein großer Teil der Chatgruppenmitglieder Lehramtsstudenten sein sollen, sollte uns aber zu denken geben. Uni-Leitungen haben keine Verantwortung für diese Chats. Aber sie haben einen Bildungsauftrag – wenn dieser gerade bei angehenden Lehrkräften nicht ankommt, dann läuft etwas schief. Hass-Exzesse sind auch ein Social-Media-Phänomen. Konsequenzen haben sie selten, wie zuletzt auch der Fall der Berliner TU-Präsidentin Geraldine Rauch gezeigt hat. Wer Propaganda und Stimmungsmache perfektioniert, hat in unserer Plattform-Welt Erfolg. Dieses Prinzip haben nicht nur Israelhasser und Islamisten verstanden, sondern es wurde auch ganz links und ganz rechts im politischen Spektrum verinnerlicht. Gesellschaftliche Vernunft und Mitte drohen daran zu zerbrechen. (Ende)“
Als entscheidenden Satz dieser Gedankenführung erkennt der Psychologe schnell:
„… Ich (Schuster) kann mir kaum vorstellen, was diese hasserfüllten Nachrichten bei jüdischen Studierenden anrichten, die auch im nächsten Semester wieder neben diesen Kommilitoninnen und Kommilitonen im Hörsaal sitzen werden…“.
Kann er sich nicht vorstellen, er braucht es auch nicht. Es gibt eine ganze Reihe jüdischer Gruppen, denen die Massaker der IDF in Gaza ebenso Missvergnügen bereiten, wir brauchen nur Frau Feldman zuzuhören, um zu erfahren, dass jährlich tausende Israelis Israel verlassen; schon vor Deborah Feldman konnte man dies im SEMIT lesen und die „Jüdische Stimme“ berichtet dies auch. Diese Israelis würden sich wundern, wenn sie in Berlin und anderen Städten auf eine deutschartige Netanjahu-Jugend oder auf Siedler-Unterstützer stoßen würden. Apropos Israel: Nicht einmal „Haaretz“ wäre wegen seiner Artikel vor Antisemitismusvorwürfen eines Dr. Schuster sicher. Diese Zeitung wunderte sich, dass „die Israelis“ mehrheitlich die Massenschlachtungen von arabischen Kindern empathielos hinnähmen.
Und jetzt geht ein Dr. Schuster her und empört sich, dass die Studenten in Deutschland nicht so verroht sind wie die Menschen in Israel, und nennt das „Antisemitismus“. Politisch völlig verqueert, der Herr?
Quod erat demonstrandum: Die „WELT“ ist ein übles Hetzblatt, dass naive Großmütter oder andere ältere Herrschaften durch künstlich erzeugte Aufregung ins Grab bringt, bzw. wie im Fall Schuster, hysterische Artikel schreiben lässt.
von Lobenstein