Der talentierte Felix Ripley-Klein

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Aus dem Tagesspiegel kann man dessen jüngsten Erkenntnisse erfahren:

„Ich, Antisemitismusbeauftragter Felix Klein, finde es nachvollziehbar, dass Israel gegen Feinde vorgeht, die es vernichten wollen. Israel versucht, Terroristen zu töten. Einen Genozidvorwurf wegen des Gazakriegs halte ich für absur,  und getötete Zivilisten im Libanon [halte ich] für Opfer der Hisbollah….“

Aha. „Nachvollziehbar“. Die Logik der Israelis ist also plausibel und „in dubio pro reo“ zu akzeptieren. Das ist ein bisschen mager, wenn man Empathie erwartet hätte.

Kleins Statement ist aber auch in einer Weise dümmlich, so dass er objektiv die westliche bzw. israelische Position sabotiert. William Hirsch (in: Religion und Civilisation) hatte seinerzeit nachgewiesen, dass man durch Übertreibung einer Sache diese lächerlich machen könne. Dass Klein in dieser Art und Weise   – psychologisch erkennt man hier in ihm einen „passiven Unfaller“ –    jüdische Anliegen unterminiert, erkennt man auch an seiner sonstigen „Antisemitismusbekämpfung“. Es hatte schon einen offenen Brief jüdischer Kreise gegeben, diesen Psycho abzuberufen. Angela Merkel, Pinchas Goldschmidt und Josef Schuster halten ihm die Stange.

Hätte er so viel drauf, wie man es von einem deutschen Diplomaten erwarten müsste, dann würde er die Opfer israelischer Angriffe nicht als Opfer der vordergründig für deren Freiheit kämpfenden Hamas, Hizbullah oder der Huthis definieren. Israel steht nicht im Krieg gegen diese Gruppen, sondern im Krieg mit dem Iran. Die Gruppen sind nur dessen „verlorene Haufen“, wie man es in der frühen Nauzeit kannte. Der Iran nutzt die Schwäche der atavistischen Königreiche und die wackeligen Throne arabischer Diktatoren aus, die ihrerseits auf amerikanisches Wohlwollen angewiesen sind, und die sich daher Israel gegenüber in Zurückhaltung üben müssen. Der Iran hat die historische Gelegenheit,  sich zum Befreier Vorderasiens zu machen, und simultan der schiitischen Fraktion des Islam zum Sieg zu verhelfen. Die toten Zivilisten in Gaza und in Beiruth sind also Opfer des Iran, mit dem die Deutschen traditionell zusammenarbeiten.

Dass Israel mit den arabischen Palästinensern nicht auf eine zivilisiert e Weise zurechtkommt, braucht hier nicht zu diskutiert werden. Israel will ein jüdischer Staat sein, und hatte deswegen die Gazaner nicht als israelische Staatsbürger in seinen Staatsverband aufgenommen. Alles, was Israel Zangwill vor 100 Jahren vorausgesehen hatte, wird nun in der Realität virulent. Allerdings läuft es anders, als Zangwill um 1900 gedacht hatte. Nun glauben die Mullahs, dass sie die ideologischen Zwangslagen für sich nutzen können, verkennen aber, dass sie selbst ein atavistisches System verkörpern, das keine modernen Menschen überzeugt. Das wiederum bedeutet, dass sich die Kampfhandlungen ziellos und endlos erstrecken können.

Das erkennt ein Felix Klein nicht und belehrt die Öffentlichkeit ebenso anachronistisch. In Haaretz hätte er lesen können:

„Wohin steuert Israel, wenn der einzige Horizont, den seine Führer anbieten, Krieg ist?“

 Es steuert, wie gerade gesagt, nirgends hin. Mangels Ideen ist der Krieg zwar der Vater aller Dinge, aber es fehlt ein Weib, das er befruchten könnte. Haaretz führt weiter aus:

„Der Staat Israel befindet sich mitten in einem schwierigen Abschnitt seiner Geschichte, in der er von einem Mann geführt wird, dessen einziges Versprechen, das er seinem Volk gegeben hat und halten kann, darin bestand, dank seiner Waffen zu überleben. In einer Kabinettssitzung erwähnte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die 101 Geiseln nur nebenbei, zumal er sie in den Tunneln der Hamas im Gazastreifen ihrem Schicksal überlässt. … Unter seiner Führung macht Israel Riesenschritte in Richtung eines Krieges in der gesamten Region, während sich die Welt immer wieder fragt: Was will Israel? Wohin geht seine Reise?…“ 

Kurze Kommentierung: Es gibt kein Ziel, „der Weg ist das Ziel“, wie es so dümmlich heißt. Es gibt auch keine Alternative zu Netanjahu. Haaretz:

„Ayman Safadi, der jordanische Außenminister, hat die gefühlte Ratlosigkeit in einer Rede eingefangen, die sich weltweit viral verbreitet hat, aber von Israel völlig ignoriert wurde. Auf einer Pressekonferenz im Anschluss auf eine gemeinsame Feier arabischer Vertreter sprach Safadi  Dinge an, die alle Israelis hätten hören müssen. Nun können sie diese lesen:
„Der israelische Ministerpräsident kam heute hierher und sagte, dass Israel von Staaten umgeben sei, die es zerstören wollen. Wir sind hier – Mitglieder des muslimisch-arabischen Komitees, das von 57 arabischen und muslimischen Ländern mandatiert wird – und ich kann Ihnen ganz unmissverständlich versichern, dass wir alle bereit sind, die Sicherheit Israels zu garantieren, wenn Israel…. (!)

die Besatzung beendet und

die Entstehung eines palästinensischen Staates zuließe.“

So weit Safadi. Haaretz meint dazu, dass sie, die Zeitung nicht in Abrede stelle wolle,  dass die Hamas nicht versucht habe, Israel auf die Knie zu zwingen, dass die Hisbollah kein erbitterter und grausamer Feind Israels wäre, oder, dass der Iran nicht das Schlimmste für Israel wolle, aber Safadi hat uns an eine unbestreitbare Wahrheit erinnert: Während seiner langen Jahre der Herrschaft von Netanjahu hat Israel keinen Finger gerührt, um zu einem Ausgleich mit den Palästinensern zu kommen. Das Gegenteil ist der Fall.
Haben sie eine andere Parole als ‚Ich werde weiterhin in den Krieg ziehen und werde diesen und jenen töten‘?“ Fragen Sie irgendeinen israelischen Beamten, was ihr Plan für einen künftigen Frieden sein könne, Sie werden keine Antwort bekommen, weil sie alle nur an den einzigen Schritt im Kopf haben:–„wir werden Gaza zerstören, das Westjordanland in Brand setzen, den Libanon aufmischen“. Für das Danach haben sie keine Ideen mehr.

Wir hätten einen Plan, wir haben nur keinen Partner für den Frieden in Israel.
Am Vorabend von Rosch Haschana 5785, in dem die einzige Perspektive, die Israels Führer anbieten, der Krieg bleibt, können wir nur hoffen, dass wir im kommenden Jahr mit einem tiefgreifenden Führungswechsel und einer neuen Vision für das Land gesegnet sein werden. Möge die Zeit und seine Schwierigkeiten bald vorbei sein.

Unser Problem in Deutschland ist natürlich nicht Netanjahu, sondern die deutsche Regierung, deren Israel- und Antisemitismusbeauftragte nichts verstanden haben. Wenn nämlich Israel im Krieg mit dem Iran steht, dann ist es töricht, dem Iran die Araber in die Arme zu treiben. Dass aber auch die deutschen Staatsanwaltschaften und Felix Klein als „Diplomat“ als nützliche Idioten des Irans, ist absolut unnötig. Warum sollen freigebige Clans nicht Bonbons verteilen dürfen, oder hübsche Palästinenserinnen nicht das Lied „from the river“ singen. Heute sind Israel und Palästina, bezogen auf den politischen Machtbereich, ziemlich identisch, und ein wenig Freiheit täte auch dem jüdischen Bevölkerungsanteil ganz gut.

Israel braucht dringend eine westliche Verfassung und eine Befreiung von seinen religiösen Zwangsvorstellungen.

von Lobenstein

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