Eine solche Hatz findet nicht als Pogrom, aber als alltägliche Hetze statt. Die wirklichen Antisemiten sind weise genug geworden, zu schweigen. Auch ein Antisemit bestreitet, etwas gegen Juden zu haben. Adolf Eichmann hat diese Frage in Jerusalem entschieden verneint.
Eine Frage nach antisemitischer Einstellung wäre, objektiv gesehen und ganz unschuldig gestellt, im Grunde unzulässig. Es findet aber eine Hatz auf Ersatz-Antisemiten statt, die etwa mit BDS sympathisieren. In Wirklichkeit sind diese Leute „anti-israelisch“ eingestellt. Diese Definition wird in Deutschland kaum verwendet. Dort ist alles „antisemitisch“, was einem Juden missfällt (Gilead Atzmon). In Bekämpfung des „Anti-Israelismus“ werden verdiente Preise verweigert und zugesprochene aberkannt für Literaten wie Anni Ernaux oder Caryl Churchill.
Dabei ist der stets verwendete Begriff „Antisemit(ismus)“ nicht in einer Präzision definiert, wie es ein Strafgesetz verlangt. Man straft aber mit Preisverweigerungen ab. Davon abgesehen ist es gesetzlich nicht verboten, Antisemit zu sein. Deswegen kann eine Frage, ob jemand Antisemit sei, gar nicht ernst und ehrlich gestellt werden. Einmal nicht, weil die Antwort routinemäßig negativ wäre. Sie ist außerdem propagandistisch so abgedroschen, als sei jeder Antisemit ein „Nazi“ von Natur und zum Judenmord entschlossen. „Bist du Antisemit?“ wäre mit anderen Worten identisch: „Willst du Juden ermorden“. Nein, niemand will so etwas abscheuliches in unseren Breiten tun. An den philosemitischen Massenmorden an den Arabern empfinden immer mehr Leute in unseren Breiten trotzdem ein clammheimliches Missvergnügen.
Oft genug wird die Frage nach dem Antisemitismus einer Person als verdeckte Behauptung in Frageform dem Befragten rhetorisch an den Kopf geworfen. Mit der Frage wird bereits gesagt, der oder derjenige sei verkappter Antisemit. Aber wer ist wirklich Antisemit?
Wenn man Atheist wäre, wie es auch viele Israelis und Juden bei uns sind, wenn man Deist wie Spinoza wäre, oder wenn man ganz evangelikal noch an Jesus als Gottes Sohn glaubte, dann stünde man geistig schon an der Schwelle zum Antisemitismus. Der Betreffende glaubt und denkt, was ein „jüdischer Jude“ (Isaac Deutscher) nie denken würde.
Versteht man die jüdischen Gottesvorstellungen als Aberglauben – was sie zumindest in ihren mystischen Varianten von Sohar und Kabbala (selbst nach Heinrich Graetz) wären – und verstünde man die albernen Speisegesetze als Ausgeburt von Blödsinn und die Beschneidung als Ausdruck obszöner Gewalt (Hans Peter Duerr), oder sieht man das gemeinschaftliche Auftreten von Juden als Hinweis auf eine kollektive Neurose (Sigmund Freud), oder stünde man weiten Teilen des Judentums mit Verachtungsgefühlen gegenüber, wie sie Felix Theilhaber weiten Kreisen der jüdischen Gesellschaft der Zwischenkriegszeit gegenüber der jüdischen Religion attestierte – in all diesen Fällen wäre man ganz wie Heinrich Graetz denkend, bereits Antisemit, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Guckt man sich die Bilder von Gaza an, mit welchem vom eigenen Überlebenswillen getragenen Killerinstinkt die jüdische Armee dort abschlachtet, dann kommen einem Ekelgefühle gegen Israel auf, wie sie Bernard Kouchner zum Ausdruck brachte (N.B.: Kouchner ist amerikanischer Jude). Die latente atheistische Einstellung und die Ablehnung der unsinnigen, nutzlosen und abstoßenden jüdischen Rituale aktivieren eine generelle Zurückhaltung gegenüber allem Jüdischen. Wenn man auch noch laufend hören muss, dass die Blutbäder in Gaza und die Attacken rings um Israel der reinen Verteidigung Israels dienen, und dass die israelische Armee die moralischste der Welt sei, dann könnte man zu der antisemitischen Ansicht gelangen, Israel ignoriere sämtliche Regeln der Zivilisation. Man könnte denken, dass das israelische Vorgehen in Gaza ein schlimmes Vorbild habe, und zwar im
„Völkermord an den Herero und Nama während und nach der Niederschlagung von Aufständen gegen die Kolonialmacht in Deutsch-Südwestafrika zwischen 1904 und 1908. ….. Zwar war deren Aufstand alsbald von etwa 15.000 Mann unter dem Kommando von Generalleutnant Lothar von Trotha schon im August 1904 niedergeschlagen….Der größte Teil der Herero war daraufhin in die wasserarme Omaheke-Wüste geflohen. Trotha ließ diese abriegeln und Flüchtlinge von den wenigen Wasserstellen verjagen, so dass Tausende Herero mitsamt ihren Familien und Rinderherden verdursteten. Trotha ließ ihnen verkünden: „Die Herero sind nicht mehr deutsche Untertanen. […] Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und keine Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auch auf sie schießen…. Trothas …Vorgehen gilt in der Wissenschaft als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts…..“(aus Google)
Die deutsche Kolonialpraxis hatte im Westen die Überzeugung gefördert, dass „die Huns“ als Träger der Macht Europas völlig ungeeignet sind. Vielleicht erinnert sich jemand, dass israelische Persönlichkeiten die Araber als „Tiere in Menschengestalt“ definiert haben; die Versorgung der Bevölkerung in Gaza stockt bedenklich. Die UNO-Soldaten im Libanon werden von der IDF einfach beschossen. Die hohe Zahl der Opfer unter Frauen und Kindern in Gaza erlauben, hier Parallelen zu sehen. Das hat natürlich nichts mit „Nazis“ zu tun. Auch die damaligen Massaker von 1904, denen noch Bundespräsident Roman Herzog den Völkermordcharakter absprach, begannen als Antwort auf Angriffe der später Vernichteten.
Viele der profiliertesten Persönlichkeiten des Judentums, nicht nur Bernard Kouchner, wären folglich „Antisemiten“. Nach Isaac Deutscher wäre ein solches Ergebnis absurd. Absurd ist jedoch nicht die ablehnende Haltung jüdischer Persönlichkeiten gegenüber Israel, sondern die Verwendung des Begriffs „Antisemitismus“ für diese Personen. Im ebenso absurden Umkehrschluss müsste ein jeder Nicht-Antisemit die Massaker gutheißen. Also sollte man im Zusammenhang mit Gaza und Palästina überhaupt weder die Frage nach antisemitischer Haltung oder Einstellung stellen noch, wie Charlotte Knobloch, den Titel „Antisemit“ blindlings anderen anhängen, die von der amtlich erwarteten Haltung abweichen. Nicht, wie früher, der Judenverächter ist Antisemit, sondern der Kritiker an der deutschen Israelpolitik. Es wäre besser, sich einen neuen Titel für Kritik an der israelischen Kolonialpolitik auszudenken, wenn man den abgedroschenen Titel „Antisemit“ nicht zu einer ehrenvollen Auszeichnung mutieren lassen will.
In der Praxis hat die Parteinahme für Israel in Teilen der jüdischen Diaspora den alten Aberglauben an Jehova, seine Engel und die Sefirot (Werkzeuge Gottes bei der Weltschöpfung) ersetzt; die Juden Osteuropa, die noch zu Zeiten Herzls antizionistisch eingestellt waren, verfielen mit dem Anwachsen von Materialismus und Nihilismus der zionistischen Idee. Es blieb als Glaube nur mehr der an das eigene Kollektiv, das man als Nation begriff. Damit traten neue Widersprüchlichkeiten auf, weil ausgerechnet die frömmsten Juden den Staat Israel ablehnen (Satmarer Chassidim; Yakov Rabkin in: Im Namen der Thora). Wie will man aber die Parteigänger Israels erfassen, die gegen den jüdischen Schwiegersohn von Donald Trump in der Tribüne Jüive einen Shit-Storm veranstalteten, als er meinte, die Bilder der Zerstörung von Gaze würden Antisemitismus erzeugen. Im Umkehrschluss liefe eine Parteinahme für Israel auf den vergleichbaren Hass hinaus, den man den Antisemiten gegen Juden unterstellt. Einen solchen jüdischen Hass weist schon William Shakespeare (in: Der Kaufmann von Venedig) den Juden zu. Martin Luther sah den Hass-Charakter „der Juden“ ähnlich allgemein. Die blinde Wut, die heute die geringste Kritik an Israel weckt, erlaubt den Schluss, dass mit den zionistischen Juden etwas nicht stimmen kann. Sind diese Neurotiker oder gar schon Psychopathen? Man könnte glauben, dass bei Juden, soweit sie sich als Willens-Nation (Ernest Renan) verstehen wollen, ein konstruktiver Wille allein nicht ausreicht. Weil der vernünftige Wille nicht ausreicht, müssen niedere Instinkte wie ein kollektiver Hass auf die nicht-jüdische Welt dazukommen. um die Leute aus dem Jemen, Marokko, Osteuropa etc. zusammenzuschmieden.
Dass „die Juden“ Israels die Araber hassen, oder die Araber die Juden, ließe sich mit den Ereignissen seit dem Unabhängigkeitskrieg von 1948 erklären. Ein solcher Hass wäre aber verständlich, und wäre kein Symptom einer psychischen Erkrankung. Ähnlich wie die Erbfeindschaft zwischen Deutschen und Franzosen seit der Heirat von Marie von Burgund mit Kaiser Maximilian herangewachsen war, wäre ein Hass zwischen jüdischen Israelis und Arabern von historischen Ereignissen entsprossen. Ein solcher Hass ließe sich überwinden. Im Fall der Araber und Israelis kommen aber zusätzliche Momente aus Religion, Identifikationsmerkmalen und Ideologien hinzu.
Nicht zu erklären ist dabei die bedingungslose Haltung der Juden, die unter uns leben: diese müssten theoretisch den gleichen Abstand von den Gräueltaten der israelischen Armee haben wie ein nicht-jüdischer Betrachter.
Wahrscheinlich ist dem auch so: denn von angeblich inzwischen 250.000 Juden, die laut Charlotte Knobloch aus der Sowjetunion zu den 30.000 bundesdeutschen Stammjuden gestoßen sind, und zu denen jährlich zionismusmüde Israelis jüdischer Abstammung kommen, sind nur etwas weniger (Deborah Feldman) oder etwas mehr (Michael Fürst) als 100.000 bei der amtlichen Gemeindeorganisation des Zentralrats immatrikuliert.
2 von 3 Juden dürften also den gleichen Ekel über die israelischen Massaker empfinden wie Bernard Kouchner. Wären folglich 2/3 der Juden Antisemiten? Nach Isaac Deutscher eine absurde Frage. Sie sind es natürlich nicht. Aber 1/3 der bei uns lebenden Juden bleiben verdächtig, das teuflische Vorgehen der IDF in Gaza glorifiziert sehen zu wollen. Hier hilft eine Analyse von Alan Posener zum Besseren: 90% dieser Leute sind russophon. Sie wissen also kaum, was sie kollateral tun, wenn sie in eine bundesdeutsch finanzierte Synagoge gehen. So bleiben etwa 9.000 Juden übrig, denen man eine geistige Gefolgschaft für Israels Vorgehen unterstellen könnte. 9.000 Juden von 300.000: das macht genau 3% aus. Und diese sind vermutlich psychisch angeschlagen, vielleicht, weil sie mit ihrer Seele immer noch unter einer Nazi-Herrschaft leben.
Wieso lässt man diese jüdischen Psychos das Judentum repräsentieren? Warum wohl? Weil die bundesdeutschen politischen Führer durch die Bank seelisch missgebildet sind. Das westdeutsche Parteiensystem bringt seit bald 80 Jahren nur drittklassiges Volk in Parlamente und Regierungen. Man kann bei der Beurteilung des Grades einer psychischen Missbildung an Figuren wie Mad Nancy Maß nehmen. Oder an den blöden Weibern, die eine noch blödere Kanzlerin zu Verteidigungsministerinnen machte. Die Bundeswehr ist militärisch Null. Sie wird zu lächerlichen Polizeieinsätzen im Ausland verwendet, damit sich „Deutschland“ als bündnistauglich erweist. Manchen erscheint es, alslägen die deutschen Regierungen an der Kette der israelischen Regierung? Aber nein, die israelische Regierung ist die Krücke, mit der sich die deutschen Regierungen in Bund und Ländern legitimieren. 3% der Juden stützen mit staatlicher Förderung diese Politik und bewirken, dass die Gedankenfreiheit in Deutschland in eine Gedenkenpflicht umgemünzt werden kann. Hat Henry Mencken Recht, der in der Ausgabe vom 26.7.1920 in Baltimore Evening Sun schrieb,
„wenn die Demokratie sich fortlaufend perfektioniert, widerspiegeln ihre Repräsentanten immer exakter die innere Seele ihres Volkes. Eines Tages wird sich der Herzenswunsch der einfachen Leute erfüllen und das Volk nur noch von wahren Idioten und narzisstischen Irren vertreten werden…“
Nach Max Nordau wäre die aktuelle Verwendung des Begriffs „Antisemitismus“ Anzeichen für politische Entartung. Sie liegt einfach in unserer nicht-heroischen Zeit eines allgemeinen Niedergangs. Deswegen greifen Politiker jedes Ereignis auf, dass man als Beweis für einen virulenten Antisemitismus hernehmen kann. Nicht die israelische Art der Kriegsführung ist militärisch entartet, sondern der Mangel an Kritik daran ist politische Entartung. Anfang November 2024 wurden Fans und Radaubrüder von Makkabi-Fußball von Arabern durch Amsterdam gehetzt. Die israelischen Radaubrüder waren ortsfremd, die Araber als Taxifahrer ortskundig. Die „Juden“ hatten kaum eine Chance. Das ist von einer niederen Perspektive aus eine Hatz auf Juden, aber randalierten die Araber etwa vor der alten Synagoge oder stürmten Häuser Amsterdamer Juden? Nein, sie konzentrierten sich auf die israelischen Rowdies. Die israelische Luftwaffe schickte Maschinen nach Amsterdam, ihre Fans heimzuholen. Und Charlotte Knobloch und Josef Schuster drehen die üblichen Gebetsmühlen. Deren Gerassel von Judentum und Musik klingt inzwischen so abgeschmackt wie ein 50er Jahre Schlager.
Wie abwegig in diesem Zusammenhang die Diskussion um „Antisemitismus“ ist, zeigt das Spiel vom 14.11.24 in Paris: Die israelische Mannschaft würde normalerweise in einer nah-östlichen Liga spielen müssen, man nimmt sie aber aus politischen Gründen nach Europa hinein. Sie spielt einen lausigen Fußball, in ihrer Gruppe hat sie kein einziges Spiel gewonnen. Von den 80.000 Plätzen im Stadion St. Germain waren nur ein Drittel besetzt. Nicht nur der Antisemitismus, das ganze Israel ist ein Anachronismus. Es ist so interessant wie Neu Seeland. Das Land gehört weder zu Europa noch zum Nahen Osten.
Das Problem ist einfach: objektiv sind die 300.000 Juden „bei uns“ vollkommen außerhalb des öffentlichen Interesses. Es wirken aber etwa die 3% „Antisemitenmacher“ (Abraham Melzer), de Probleme dieser Sekte ununterbrochen im Bewusstsein der Bevölkerung zu halten, mit Stolpersteinen, Gedenkstätten, Zeitungsartikeln,… was auch immer. Wie kann man dieses Treiben neutralisieren? Eine entartete und charakterlose Journaille, der es Geld bringt, Skandale, echte oder scheinbare, groß herauszubringen, damit genug Leser die Werbeanzeigen für Seife und Kaffee mitbekommen, unterstützt das Treiben der 3%, und eine drittklassige Politikerkaste profiliert sich mit Applaus für Israel.
Nichts kann man machen: die deutschen Regierungen brauchen diese 3% zur Selbstlegitimierung.
Wir 97% leben am falschen Ort und zu einer kaputten Zeit.
von Lobenstein