Während die westlichen Staaten meist von „Verteidigung“ sprechen, drischt man in Bezug auf Israel den Begriff „Selbstverteidigung“, als sei dies etwas anderes als Verteidigung. Die stete Verwendung der Wendung von „Selbstverteidigung“ erscheint einerseits als sprachliche Tautologie, andererseits als so etwas wie eine auf sich selbst beschränkte Verteidigung, etwa auf das elementar Nötigste. Dem widersprechen die aktuellen Bilder aus Gaza, wo 40.000 zivile Opfer den Marschweg des Vergeltungszugs für 1100 tote Israelis säumen. Tatsächlich birgt der Begriff „Selbstverteidigung“ ein Missverständnis. Selbstverteidigung hat einen speziellen historischen Bezug. Die einst im britischen Protektorat siedelnden Juden wurden von den Briten geschützt und verteidigt; weil der britische Schutz letztlich unzulänglich war, verteidigten sich die Juden auch „selbst“, also in gewisser Hinsicht formal illegal. So macht man daher keinen Fehler, dass das, was Israel unter Verteidigung versteht, nach wie vor einen illegalen Charakterzug à la Ku Klux Klan hat, der auch in zahlreichen konventionswidrigen Kampfhandlungen seinen Ausdruck findet. Zu dieser Art der Verteidigung gehört es auch, dass israelische Kräfte im norwegischen Lillhammer einen marokkanischen Kellner abknallen, oder in Berlin hinterrücks Demonstranten vor ihrem Konsulat. Die Deutschen ließen die israelischen Killer schnell aus Deutschland ausschaffen, was sich nachträglich als vernünftig erwies. Nach 5 Jahren Haft musste sie auf amerikanischen Druck hin den russischen Tiergartenmörder in die Freiheit entlassen, wo er von Putin mit einem Orden ausgezeichnet wurde.
Vielleicht schließt der Begriff „Selbstverteidigung“ den der Lynchjustiz ein; Die Verteidigung Israels wäre dann so etwas wie eine „Lynch-Verteidigung“. Das klingt allerdings wieder antisemitisch und setzt den Verwender der Gefahr einer Strafverfolgung aus. Wozu? Man weiß ja, was Jüdisch unter „Selbstverteidigung“ verstanden wird.
Derzeit marschieren bewaffnete Kontingente in Nah-Ost auf. Die FAZ berichtet über die amerikanische Unterstützung für Israel im „August 24“: Die USA verteidigen Israel und Israel verteidigt sich auch „selbst“. Die USA sind also die Protektionsmacht für die Juden in Nah-Ost im wahrsten Sinne des Wortes, eine Verteidigung, die die Israelis auch „selbst“ ergänzen:
„Israel kann nach Angaben der US-Regierung bei einem Vergeltungsangriff des Iran fest mit Verteidigungshilfe durch das US-Militär rechnen. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin telefonierte mit seinem israelischen Kollegen Joav Galant und sicherte ihm „eiserne Unterstützung“ bei der Selbstverteidigung zu, wie das Pentagon anschließend mitteilte…“
Ein klein wenig anders schreibt die WELT:
„Die USA sichern Israel ihre Unterstützung im Fall eines Großangriffs zu. …. Der angekündigte Vergeltungsschlag Irans und seiner verlängerten Arme im Nahen Osten hat Israel in eine angespannte Erwartungshaltung versetzt. Leute legten sich Vorräte zu oder verließen vorsichtshalber das Land – soweit das möglich war, nachdem zahlreiche Fluglinien Verbindungen gestrichen hatten. Der wichtigste Verbündete macht es umgekehrt: Die Vereinigten Staaten verlegen weiteres militärisches Gerät und Personal in den Nahen und Mittleren Osten.“
Der Iran hatte Monate zuvor einen Angriff mit 300 Raketen und Drohnen auf Israel gestartet, die bis auf ein Aggregat von Briten, Amerikanern und Israelis (selbst) abgeschossen werden konnten. Mit diesem Angriff hatte sich das iranische Militär eher lächerlich gemacht. Die Verteidigung Israels in dieser Drohnen-Nacht hatte angeblich eine Milliarde Dollar gekostet. Israels Fremdverteidigung kostet also richtig Geld. Aber Israel ist sein Geld wert. Gäbe es diesen Staat nicht mehr, würden sich die Araber, Iraner und Türken so ziemlich alles erlauben und die Kosten für die Wahrnehmung unserer Interessen würden die der Verteidigung Israels schnell übersteigen. Jeder Schuss Munition für die Israelis ist folglich gut investiert. Außerdem gewinnt man Kenntnisse darüber, wie tauglich unsere Waffen in einem Großbrand bei uns sein werden. Aus dem Ukrainekrieg hat man die Erfahrung gewonnen, dass „unsere“ Panzer viel zu kompliziert sind und eher für Blitzkriege konzipiert wurden. Der amerikanische „Bradley“ hat sich dagegen als ein sehr patentes Langzeit-Gerät bewährt, mit dem es sich gut kämpfen lässt.
Wie schon Heraklit von Ephesos vor 2500 Jahren meinte, ist auch heute noch
der Krieg der Vater aller Dinge.
Die NZZ philosophierte dazu,
„dass dieser Denkspruch den Krieg nicht nur zum Vater aller Dinge mache, sondern auch zu deren Beherrscher…… Wenn der Krieg schlicht historisch verstanden wird, scheint es nicht an Evidenzen zu mangeln. ….. Zum Beispiel die Presse. Die Zeitungsgeschichte beginne im 16. Jahrhundert mit der Kriegsberichterstattung. Sie beginne nicht nur mit ihr, sie werde bis auf den heutigen Tag von ihr geprägt: Etwa ein Drittel der jeweils zehn «größten Kommunikationsereignisse», die zu verzeichnen seien, entfalle seit hundert Jahren regelmäßig und im Durchschnitt auf Kriege…..“
Was für eine patriotische bzw. patriarchalische Zeit bricht an, mit der der Feminismus ein Ende findet. Oder tut man den Frauen Unrecht, wenn man bestreitet, der Krieg sei genauso gut auch die Mutter aller Dinge? Oder gar, dass der Frieden und nicht der Krieg die Mutter aller Dinge sei? Zumindest hat auch der Krieg eine Mutter: das ist der Friede, die Göttin Irene. Aber Irenes Weiberherrschaft taugt nichts, denn der Friede gebiert immer erneut einen Krieg. Warum? Weil Weiber zickig sind, kann jeder Frieden ebenso nur zu einem zickigen Ding werden. Jeder Frieden ist irgendwo dank seiner Bedingungen ungerecht. Es ist noch nie gelungen, einen gerechten Frieden herzustellen.
Meist können Friedensverhältnisse auch nur bewaffnet garantiert werden, und genau das gebiert den nächsten Krieg. Der „Kalte Krieg“, also ein frigider Friede endet irgendwann im Zusammenbruch einer Partei; frigider Friede wäre dann doch „kalter Krieg“, also Krieg gewesen.
Sehen wir also mit Zuversicht der väterlichen Zeit entgegen, weil wir zu wahrer Mütterlichkeit nicht fähig sind. Es weiß auch heute kein Friedensapostel, wie ein praktikabler und zugleich gerechter Friede in Nah-Ost aussehen muss. Es gibt im ganzen Nahen Osten nicht einmal wirklich legitime Gruppen, die eine Friedensordnung schaffen könnten. Lasst also die Dinge ihren Lauf nehmen. Wie sagte Otto Reutter? „… schluck runter den Brei, in 50 Jahren ist alles vorbei“
von Lobenstein