Esther Shapira, (geboren 1961), ihre Weltsicht

Die Jüdische Allgemeine veröffentlicht Mitte Oktober einen längeren Aufsatz der Journalistin, in dem sie Deutschland zur „jüdischen Heimatfront“ erklärt. In der Bundesrepublik sei ein antisemitischer Damm gebrochen, Man wisse auch nicht, was „nie wieder ist jetzt“ meinen will; auf „Jüdisch“ bedeute des „nie wieder Opfer zu sein“.

Wahrscheinlich meint sie, gegen den „Dammbruch“ vorgehen zu sollen.

Esther Shapira ist eine schöne Frau mit langen geblondeten Haaren; die Jüdische Allgemeine veröffentlicht auch ihr blendendes Bild:

20.10.2024 12:08 Uhr

In Wikipedia findet man ein aktuelleres:

Esther Schapira (2024)

So ist es eben; panta rhei sagten die alten Griechen. Und nicht zwangsläufig fließt alles zum Besseren. In diesem Fließen hat sich auch Israel verändert: es ist nicht mehr das junge Land im Aufbau, sondern ein früh gealterter Staat, der destruktiv um seinen Bestand kämpft. Shapira schreibt, ein 19-jähriger IDF-Soldat habe Yahya Sinwar durch Kopfschuss getötet. Warum erzählt sie dies? Die vermittelten Bilder zeigen den „Drahtzieher des Terrors“ in einem Sessel sitzend und fernsehen; wäre es nicht interessanter gewesen, ihn gefangen zu nehmen? Ihn vor Gericht zu stellen oder ganz banal gegen die noch lebenden Geiseln auszutauschen? Aber Esther Shapira meint, sie sei durch dessen Tod erleichtert.

Sie schreibt weiter (in verständlichen deutschen Satzbau übertragen):

„wir befinden uns in einem unbewussten Abwehrkampf gegen unsere eigene Empathie für die unschuldigen Opfer der Gegenseite, vor allem die vielen getöteten Kinder. Aber: Den Kampf ums Überleben muss und wird Israel gewinnen! Den Kampf gegen unsere Empathie dürfen wir nicht gewinnen! Es geht eben nicht nur um den militärischen Sieg, es geht auch um die Seele Israels. Wie wird das Wissen, Tausende, vielleicht sogar über Zehntausende Kinder und Frauen getötet zu haben, Israels Selbstverständnis verändern? Und wie werden wir künftig hier in Deutschland zusammenleben?….“

Interessante Überlegungen; nach Haaretz ist der „Kampf gegen unsere Empathie“ bereits gewonnen. Abraham Melzer (z.B.) erkennt sein Israel nicht wieder. Shapiro sollte sich den Film „mientras dure la guerra“ ansehen; dort spendet der Nobelpreisträger Miguel Unamuno den spanischen Streitkräften einen namhaften Betrag, damit sie die Republik vor dem Kommunismus retten; er erwacht aber in einem parafaschistischen System; denn die idealisierten Militärs sind auf die massive Hilfe Dritter angewiesen, mit denen sie die Macht nach dem Sieg teilen müssen. Warum soll das mit Israel anders abgehen? Shapira kennt nicht einmal die Kräfte, die Israel zu einem Sieg verhelfen. Israel wird wahrscheinlich als taktischer Sieger aus dem Krieg hervorgehen. Also wird es kaum einen Grund zur Trauer haben; die arabischen Leichenberge werden die Grabreihen der gefallenen Soldaten und der verlorenen Geiseln in den Schatten stellen. Trauer um 1000 tote IDF-Soldaten und 150 Geiseln im Blick auf einen Sieg? Kann dies auch eine „Unfähigkeit zur Freude“ verursachen? Ja, kann wenn es kein strategischer, geschweige denn ein politischer Sieg wird. Soll Israel heute schon alternativ eine Fähigkeit zur Trauer entwickeln, weil die politischen Kriegsziele nicht erreicht sind? Das wäre Defätismus, ein Weder noch oder ein Sowohl als auch? Für die Fragen, die heute kaum gestellt werden, lassen sich heute schon Antworten vorbereiten. Die Antworten dürften als Gegenfragen dahin gehen, wie sich ein Krieg um eine Fläche wie München mit einer halben Million rekrutierter Soldaten über ein Jahr hinziehen kann. Waren israelische Panzer nicht schon Ende 2023 in Gaza-Nord, das sie jetzt wieder neu bombardieren? Wie war das damals in Stalingrad? Der Wehrmacht gelang es nicht, die Russen gänzlich aus der zertrümmerten Stadt zu vertreiben und das Wolga-Ufer zu sichern; später wurde die 6. Armee in der Stadt eingeschlossen, die sie hatte erobern sollen. Natürlich ist nicht zu erwarten, dass die IDF in Gaza eingeschlossen wird, aber dass nach 12 Monaten immer noch zwischen den Häusern Widerstand geleistet werden kann, irritiert doch. Nun beginnt ein ähnlicher Reigen im Libanon; die Trümmer Beiruts sehen denen von Gaza ähnlich. Und jetzt spricht Shapira von einer Front in Deutschland. Front gegenüber Alt-Deutschen oder moslemischen Neu-Deutschen? Gucken wir auf die „Heimatfront“ Israels in den USA; der Schweizer Tagesanzeiger bringt einen Bericht von Fabian Fellmann:

„Wo Kamala Harris längst aufgegeben hat

Nein zu Harris, Ja zu Hassan Nasrallah und Yahya Sinwar: Dearborn ist die Hauptstadt der arabischen Amerikaner. Hier könnten die Demokraten die Präsidentschaftswahl verlieren.

Demonstrierende in Dearborn im Swing-State Michigan kritisieren Kamala Harris für ihre Haltung gegenüber Gaza und Israel. In der Stadt in der Nähe von Detroit hat die Mehrheit der Bevölkerung Wurzeln im Nahen Osten.“

Mit wem will sie künftig zusammenleben,  mit den geflüchteten Palästinensern und Syrern oder nur mit den Berlinern? Angela Merkel hat fast zwei Millionen Araber ins Land gelassen, mit den Türken zusammen kommen wir bald auf mehr Moslems in Deutschland als Israel Juden hat. Juden in Deutschland? Um 1920 herum waren diese bereits so gut wie „untergegangen“ (Felix Theilhaber),  aber wurden nach 1945 ersetzt durch 30.000 „displaced“ Juden, und  nach 1990 durch 250.000 Sowjet-Juden (Charlotten Knobloch). Wenn sich bei uns „die Juden“ (die repräsentierten 100.000) derart bedingungslos und protestfrei hinter die israelische Kriegsführung stellen, dem Abschlachten von „über Zehntausender Kinder und Frauen“ (Shapira) rechtfertigend zunicken, dann könnte das künftige Zusammenleben in Deutschland schwierig werden. Inzwischen stellt sich heraus, dass die halbe Welt den Terroristen Hilfe leistet, von UNWRA bis UNFIL. Außer den USA und England hat Israel kaum Freunde; durch die USA verläuft inzwischen auch eine „Heimatfront“.  Von Frankreich wissen wir, dass sogar Macron unzuverlässig schwankt. Die USA kritisieren den Stil der Kriegsführung in Gaza; dabei dürfte es eher ein ökonomisches Unvermögen Israels sein, die Menschen in Gaza nicht versorgen zu können. Ohne US-Hilfe liefe in Israel nichts rund. Es war die US-Luftwaffe, die die Mehrzahl der iranischen Drohnen und Raketen abgeschossen hat. Leute wie Shapira könnten ruhig etwas zurückhaltender schreiben, denn ganz so weit her ist es mit der „Selbstverteidigung“ offensichtlich doch wieder nicht. Der „Arrow“ taugt offensichtlich nicht für einen Krieg mit dem Iran.

Wie heißt es bei Erich Maria Remarque?  Salonpolitiker. Wirtshausstrategen. Eine Vaterjüdin wie Esther Shapira sollte nicht zu wild an der „Heimatfront“ in Deutschland die Trommel rühren. „Bescheidenheit ist eine Zier….“, die sich nach dem Krieg vielleicht bezahlt macht. In Deutschland hallt das Echo des Trommelwirbels noch lange nach, wenn die Granaten in Gaza schon krepiert sein werden.

von Lobenstein

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