In Richtung zum letzten Gefecht

Die Araber werden gegen Israel immer wieder verlieren, sich aber allen Niederlagen zum Trotz immer wieder formieren. Israel wird alle Schlachten gewinnen, aber nicht mehr in der letzten Schlacht siegen. Jeder Kampf könnte folglich der letzte sein. Diese banale Weisheit stammt von Ben Gurion. Hierin liegt auch das Problem: wenn Israel unterliegt, wird es weder einen Staat Palästina noch ein Israel geben. Ägypten, Syrien und Jordanien nähmen sich ihren Teil. Schon deswegen wäre die Gründung eines palästinensischen Staates nicht so falsch. Sie könnte die Souveränität des Gebietes behaupten helfen.

Der aktuelle Krieg ist dagegen bedenklich: Sophie Bessis, eine in Frankreich lebende Jüdin meint:

„Die Geschichte [mit den Massakern] begann nicht am 7. Oktober, und Israel verliert den Medienkrieg“

Muss Israel jetzt Frieden schließen, oder kann es den Gazakrieg weiterführen, auch wenn es den „Medienkrieg“ bereits verloren hat? Der Verlust des Medienkrieges könnte früher oder später zu einem Ausbleiben von Lieferungen von Waffen und Munition aus Europa führen, eventuell auch solcher der Amerikaner. Den 5 Millionen jüdischen Amerikanern erwachsen Amerikaner mit Vorfahren aus der Dritten Welt als politische Konkurrenz. Die Meinung zu den Juden, die schon die alten Römer hegten, wird immer virulenter:

Die Juden sind der Abschaum der Menschheit. Ihnen erscheint alles verachtenswert, was uns als Recht gilt, so dass sie sich alles erlauben, was wir für verbrecherisch halten (Tacitus, Hist. V 1)

„Sie“, staatlich organisiert, halten sich tatsächlich an keine Konventionen; sie morden in Lillhammer, kidnappen in Argentinien und scheuen sich nicht, ihr Kriegstheater völkerrechtswidrig abzuziehen. Sie unterstellen einem Palästinenserstaat jede Niederträchtigkeit, wobei Israels Paranoia die gleichen Annahmen erlaubt, die man einem Palästinenserstaat unterstellt. Ohne einen „jüdischen Staat“ wären die Morde an Jakob Israel de Haan und an Chaim Arlosoroff ganz banale Verbrechen, sie werden im staatlichen Interesse als notwendige Verteidigung gerechtfertigt. Als Rechtsstaat kann Israel nicht überzeugen, als Völkerrechtssubjekt steht es mit ihm so, wie es einst mit den Kreuzfahrerstaaten stand. Als die Interessen der Könige Europas in andere Richtungen gingen, erlahmte die Begeisterung für das Heilige Land: Einmal, weil die Türken das byzantinische Reich immer enger in den Griff bekamen, und dann, weil die Europäer ihre Interessen in der Seefahrt zu neuen Ufern entdeckten. Heute sind es vielleicht die Raumfahrt und die Immigration von Menschen aus den Völkern, die Israel ablehnen, was zum allgemeinen Desinteresse am jüdischen Schicksal führen kann. Während „die Juden“ sich zwar nicht wesentlich vermehren, weil nicht jeder Mensch mit jüdischen Eltern als Jude sterben will, verbleiben der Rest dank seiner Religionsgesetze historisch fast unverändert. Das einst als germanisch verstandene Deutschland wurde durch Zuwanderung vom Balkan, aus Afrika, Asien und der Türkei in seinen neuen Generationen genetisch auf neue Grundlagen gestellt. Die neuen Generationen weisen kaum noch Ahnen mit Holocaustbezug auf. Die heute aktuelle Generation findet unter ihren 8 Urgroßelternteilen vielleicht noch einen Nazi: Nach Nürnberger Gesetz war ein jüdisches Urgroßelternteil rassisch unschädlich, analog wäre ein Urgroßvater Ammon Göth unbeachtlich. Es ist niemand mehr auf der Welt, der sich wegen der Taten eines Vorfahren genieren müsste.

Auch der Deutsche von Morgen darf wieder Antisemit sein, ohne dass man ihn als „Nazi“ beschimpfen darf.

Ein Friede mit den Arabern empfiehlt sich daher. Dabei muss ein arabischer Staat in Palästina nicht die ganze Westbank einschließen. Als Ersatz käme der Nordteil Israels für ein arabisches Palästina in Frage, wo 2 Millionen israelische Araber die Mehrheit bilden. Sie haben sich an einen westlichen Lebensstandard gewöhnt und sind wohl weniger geneigt, sich suizidalen Organisationen anzuschließen.

Ebenso könnte es hilfreich sein, die besetzte Westbank auch zugunsten der Araber zu erschließen. Die gleiche Chance ergibt sich für Gaza.

Wie dem auch sei, der kürzlich gegründete Jüdische Journalisten- und Journalistinnenverband „JJJ“ darf seine einseitige Meinung in der Jüdischen Allgemeinen kundtun: Er tischt brav die jüdischen Standard-Überzeugungen als die seinen auf. Folglich macht er dem alten Tacitus alle Ehre.

Mit der Parole „Kein Frieden mit der Hamas“….

“Terroristen“ der Hamas und des Dschihad während der Freilassung israelischer Geiseln in Gaza-Stadt Foto: picture alliance / newscom

….plädiert der JJJ für „gründlichere Recherche“ der anderen zum Thema „Zweistaatenlösung“. Susanne Stephan glaubt, dass „gründlichere Recherche“ zu dem Ergebnis führen müssen, die Zwei-Staaten-Lösung zu verwerfen. Gründlichere Recherche verwechselt die Dame allerdings mit „tieferem Nachdenken“, weswegen sie schreibt, dass zwar

„die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas erst seit fast zwei Wochen halte, was aber deutsche Medien nicht schon zu Gedankenspielen über die Zukunft der Region einladen dürfe. »Wie lange wird der Gaza-Wiederaufbau dauern?«, fragt das Redaktionsnetzwerk Deutschland und weiß sich auch die Antwort zu geben: ziemlich lange, und teuer wird es auch. »Ein brüchiger Deal«, warnt der »Spiegel« . Deutsche Medien haben die Regierung Netanjahu wegen ihrer Fehler und ihrer Planlosigkeit und ihrer teils rechtsextremen Ausfälle…. geschmäht. In vielen Fällen lagen sie mit ihrer Kritik richtig  [o ha!]. Jetzt sehen sie (die deutschen Medien), dass es der israelischen Armee trotz der Kämpfe am Boden und trotz monatelanger Luftangriffe nicht gelungen ist, die Hamas zu besiegen, dass die Miliz sogar erfolgreich neue Kräfte rekrutiert. Zum Teil schwingt Häme dabei mit. Sollen sie besser für einen gerechten Ausgleich mit den Interessen der Palästinenser sorgen. In der Theorie leuchten solch Postulate ein, in der Praxis nicht. …. Die Palästinenser-Hilfsorganisation UNRWA bekommt neue Mittel, die zum Teil bei Hamas-Kämpfern landen. Auch aus dem Iran gelangen erneut über Umwege Geld und Waffen in die Hände der Terroristen. Sie hätten den Terror erneut im Land….. Eine unwahrscheinliche Option? ….“

Alles klar. Die Leute von der JA und des JJJ haben nichts verstanden. Die Araber sind unverträglich; die Juden sind es natürlich nicht. In der Tribüne Jüive regte sich eine Frau auf, dass die entlassenen Geiseln adrett gekleidet, perfekt frisiert und sich in bester Laune von „ihren Peinigern“ verabschiedeten. Ein Blick in die klassische antisemitische Literatur hilft; dort erfährt man, dass „die Juden“ extrem empfindlich seien und dass sie sofort jeden Dialog verweigern, wenn sie Kritik verspüren (so Maximilian Harden, Zukunft Juni 1904). Als Staat kann man sich allerdings nicht entsprechend verhalten, ohne mit allen Nachbarn in unlösbare Konflikte zu geraten. Das ist nun einmal die politische Situation Israels; die geringste Provokation führt in den Konflikt, oder konkreter, jeder kleine Prinz Arabiens kann eine Blutfehde auslösen.

Eine politische Lösung erscheint unter diesen Voraussetzungen für ausgeschlossen. Folglich bleibt nur eine militärische. Das Schema von Clausewitz gilt auch für Volkskriege, die seit dem amerikanischen Civil War die zivile Bevölkerung nicht mehr aussparen. Nicht nur, dass das Zeitalter der Kabinettskriege vorbei ist, heute wird der politische Gegner sofort zum absoluten Feind. 10% Bevölkerungsverlust sind im Volkskriegszeitalter die Untergrenze.  Auf strategischer Ebene hat die israelische Militärführung durch Planlosigkeit versagt. Sie hatte keine Idee, welche Nachkriegsziele sie konkret ansteuern wollte. Das heißt, sie ist strategisch gesehen ein reiner Aggressor. Operationell haben sie zwar „die Geiseln befreien“ wollen, aber für dieses Ziel sind Luftangriffe nicht das geeignete Mittel. Israel hat sich 2024 auf Luftangriffe konzentriert, die angesichts der Geiselfreilassungsbilder zeigen, dass diese Angriffe nach 15 Monaten Krieg nur zu Zerstörung, aber nicht zu operativen ERfolgen führten. A.C. Grayling (in: Die toten Städte) beschreibt, dass solche Luftschläge 1940-45 weder den Kampfwillen der Briten noch den der Deutschen gebrochen hätten. 45.000 Ziviltote würden nicht reichen, um die Palästinenser auszurotten. Also führen die Operationen auch zu keinem Sieg zweiter Ordnung. Bleibt die Frage nach taktischen Erfolgen: hier sind „die Israelis“ offenbar nicht mehr bereit, „fürs Vaterland zu sterben“. Die israelische Infanterie ist ein ziemlich lausiger Verband. Zwar sollen fast 1.000 IDF-Soldaten gefallen sein, aber die Straßen Gazas beherrschen die IDF-Krieger nicht.

Haben die Amerikaner den Vietnam-Krieg gewonnen? Nein, sie haben mit ihren B52-Angriffen nur schwere Zerstörungen angerichtet. Im Unterschied zu Israel haben sie sich aus Vietnam zurückgezogen. Ein Rückzug Israel ist nach amerikanischer Art nicht möglich. Israels Überleben müsste mit der konstruktiven Herstellung eines arabischen Staates verbunden werden. „Staat“ müsste wenigstens bedeuten, dass das arabische Staatsgebiet nicht nur kommunal autonom wäre, sondern auch für sein Gebiet die volle exekutive Gewalt besäße, etwa wie ein Schweizer Kanton, ein US-Unionsstaat oder ein deutsches Bundesland sie innehat. Obwohl das Judentum bedeutende Staatsrechtlicher wie Julius Stahl und Georg Jellinek hervorgebracht hat, mangelt es in Israel an jeglicher staatsrechtlichen Phantasie. Wie Heinrich Graetz schrieb, dass die Juden vor 2000 Jahren nicht reif für den Hellenismus waren (seine Expats dagegen sehr wohl), sind sie heute samt ihrer amtsjüdischen Expats unreif, mit der vom Kolonialismus befreiten Menschheit zurecht zu kommen.  Nach wie vor verlangen sie von jüdischen Männern die Partnerwahl unter jüdischen Frauen, was weltweit als Rassismus aufgenommen wird. Die als Handelsvolk verschriene Judenheit gibt sich alle Mühe, zu den bäuerlichen Idealen der Tanaitenzeit zurückzukehren.

So kann es nur bachab gehen mit Israel. Was wird, wenn die Auslandsgeldspenden versiegen? Den Kreuzfahrerstaaten ging es entsprechend. Sie hatten von 1099 bis Ludwig IX von Frankreich, der 1254 das Hl. Land verließ so lala existiert, 1291 war dann endgültig Ende. In unserer schnelllebigen Zeit ist das Überleben Israels bis 2140 nicht garantiert. Gut dass in Paraguay schon erste Siedlungen, gedacht für Juden mit frommen Bedarf an zwei Küchen, errichtet werden.

Von Lobenstein

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