Eigentlich sind alle Rechten verdächtig, Antisemiten zu sein; Sahra Wagenknecht soll Israel hassen. Politisches Billardspielen? Die Welt nahm die Kugel auf, die ihr Dr. Schuster zuspielte:
Eigentlich sind alle Rechten verdächtig, Antisemiten zu sein; Sahra Wagenknecht soll Israel hassen. Politisches Billardspielen? Die Welt nahm die Kugel auf, die ihr Dr. Schuster zuspielte:
© dpa/Michael Reichel
Der Zentralrat der Juden übt Kritik an Sahra Wagenknecht und BSW
Zentralratspräsident Josef Schuster stellt sich gegen Sahra Wagenknecht. Er wirft ihr und dem BSW einen „Hang zur Verschwörungsideologie“ und Populismus vor. Er hat scharfe Kritik an den Äußerungen von Sahra Wagenknecht und ihrem Bündnis BSW zu Israel und dem Krieg in Gaza geübt.
„Das BSW befeuert mit seiner eher populistischen Positionierung den Israelhass in Deutschland“
sagte Zentralratspräsident Josef Schuster der „Welt“. Wagenknecht ziehe „Radikale von allen Seiten an“, kritisierte er, und fuhr fort:
„Aus meiner Sicht ist ihr Hang zur Verschwörungsideologie bedenklich. Wir haben während Corona gesehen, dass dies immer wieder antisemitische Narrative bedient.“
Wagenknecht vertrete eine „nicht untypische Denkweise der politischen Linken“, in der ein vereinfachtes Bild von „David gegen Goliath“ im Nahost-Konflikt vorherrsche, sagte der Zentralratspräsident weiter. „Die Realitäten in diesem Krieg werden aber nicht anerkannt: Israel kämpft gegen die Terrororganisation Hamas – und nicht gegen die palästinensische Bevölkerung.“
Im April hatte das BSW im Bundestag die Einstellung von Rüstungsexporten nach Israel beantragt. Wagenknecht sagte im März zudem, Israels Kriegsführung in Gaza trage „Züge eines Vernichtungsfeldzugs“. Schuster nannte die Wortwahl „völlig unangemessen“. (AFP)
Was die Dame nun tatsächlich gesagt hatte, erfährt man allerdings nicht, nur die Wertung dessen im spießbürgerlichen Sinn als radikal, populistisch, verschwörungsgläubig und antisemitisch
Und in der JA selbst wird es wie folgt geschrieben:
Zentralrat kritisiert Sahra Wagenknecht
BSW-Chefin Sahra Wagenknecht auf einem Wahlplakat in Sachsen Foto: picture alliance / dts-Agentur
„Der Zentralrat der Juden übt scharfe Kritik an den Äußerungen von Sahra Wagenknecht und ihrem Bündnis BSW zu Israel und dem Krieg in Gaza. »Das BSW befeuert mit seiner eher populistischen Positionierung den Israelhass in Deutschland« …. Wagenknecht vertrete eine »nicht untypische Denkweise der politischen Linken«, in der ein vereinfachtes Bild von »David gegen Goliath« im Nahost-Konflikt vorherrsche. »Die Realitäten in diesem Krieg werden aber nicht anerkannt: …. Diese Sicht zeige sich in Protesten gegen Israel und in der Kunstszene, wo »eine ganz erhebliche Abneigung und Antipathie gegen Israel« herrsche. »Das geht so weit, dass israelische Künstler ausgeladen oder gar nicht erst eingeladen werden.« ….“
Was nach wie vor zu bedauern bleibt ist das Bündnis des inszenierten Judentum mit der Springerpresse. JA und „WELT“ beklagen eine versimpelte Sichtweise von Wagneknecht, versimpeln und verallgemeinern selbst mit der Gleichung „Israel = Judentum“ und leiten davon „Israelhass = Antisemitismus“ ab. 2 Gleichungen mit 4 Unbekannten. Diese Gleichsetzungen können gar nicht richtig sein. Schon Karl Kraus in seiner Fackel und Israel Zangwill hatten davor gewarnt, in Palästina jüdische Kolonien zu gründen. Jakob Israel de Haan, der schon in den 20er Jahren von den ungünstigen Entwicklungen zwischen Arabern und weltlichen Zionisten schrieb, wurde von diesen abgeknallt. Israel ist von Anfang an eine Gründung von Gewalt und Zwang. Das Ablehnen von Gewalt und Zwang ist mit Sicherheit kein „Antisemitismus“, und folglich kann der „Hass“ auf staatliche Gewalt und innerstaatlichen Zwang nicht mit Antisemitismus gleichgesetzt werden. Israelhass und Antisemitismus sind immer zwei paar Stiefel.
Der jung verstorbene Theodor Herzl (+1904) wäre durchaus bereit gewesen, in Uganda sein Alt-Neuland zu realisieren, aber der jüdische Mythos verlangte eine „Rückkehr“ nach Palästina und nicht ins Land Gosen oder auf den Sinai. Im Heiligen Land siedelten zwar bereits fromme Juden, und der deutsche Architekt Conrad Schick hatte für sie lange vor Herzl das Viertel Mea Shearim geplant. Die Juden siedelten dort als Pilger. Denn – wie es Yakov Rabkin (in: Im Namen der Thora) beschreibt – gehört zum Mythos, dass erst der Messias, der an St. Nimmerlein kommen würde, das Reich Davids wieder errichten wird.
So kann man sagen, die zionistischen Epigonen der frommen Juden gehören in die Reihe eines Bar Kochba und eines Sabbatai Zvi. Bar Kochba provozierte einen sinnlosen Aufstand gegen die römische Oberherrschaft (135) und Sabbatai Zvi irritierte (um 1650) die Aschkenasim mit seinen Theorien. Was macht heute die Zionisten aus: Sie erkannten das immense Potential unzufriedener russischer Untertanen, von denen eine Million in die USA immigrierte, von denen wenigstens ein paar zigtausende auf den Zug des europäischen Kolonialismus aufzuspringen ermuntert werden sollten: 1911 nahmen die Italiener den Türken Libyen weg, die Briten hielten Ägypten unter Kontrolle und die Franzosen machten sich in Westafrika breit. Sogar die Deutschen öffneten sich Herrschaftsgebiete an den afrikanischen Küsten. Warum sollten nicht von den Millionen Juden ein ähnlich großer Teil wie bei den Briten Kenias sich eine Kolonie ergattern. Gedacht, gesagt, getan: bis 1948 kamen tatsächlich gute 200.000 Juden nach Palästina. Die weitere Geschichte ist bekannt: die angepissten Araber vertrieben aus ihren Ländern die dort ansässigen Mizrachim: nun kann man darüber diskutieren, ob Israel ein Kolonialstaat ist, oder ob ein riesiges Fluchtareal für Juden aus aller Herren Länder darstellt.
Mit dieser Frage beschäftigen sich inzwischen genug Institutionen. Selbst wenn man meint, das Recht der jüdischen Israelis währe geringer als das der vertriebenen Araber: so wenig wie man die in Europa lebenden Araber wieder vertreiben kann, so wenig kann man das mit den Juden Israels machen. Es ist deren Sache, dem Staat eine Verfassung zu geben, nach der auch die Millionen Araber eine Zukunft haben.
Deswegen sind die Posaunentöne eines Dr. J. Schuster und die des Springerverlags in einer nahezu kriminellen Weise volksverhetzend. Sie „befeuern“ nämlich politische Starrheit statt einer politischen Flexibilität, sie bejubeln grauenhafte Massaker statt von der Sicherheit Europas aus Hilfe zu leisten, und brüllen nach Blut und Rache in einer Weise, dass Blutströme und Leichenteile von Kindern die nächste Generation der Araber zu erneuten Schlägen der Ehre halber verpflichten müssen. „Krieg gegen die terroristische Hamas“ ist ohnehin eine lächerliche Formel; es klingt nach „Krieg gegen ein Phantom“, wie George Bush „den Krieg gegen Terrorismus“ eröffnete. Real spielt sich der Krieg gegen Irans lange Arme ab, aber man ist im Westen zu feige, das Mullah-Regime als terroristisch abzuqualifizieren. Kein einziger Jude in der Diaspora wäre verpflichtet, sich mit der Regierung Netanjahu, Ben Gvir und Smotrich zu identifizieren. Dessen Ahnen haben gewusst, warum sie nicht Zionisten wurden, die Eltern Dr. Schuster werden entsprechende Gründe gehabt haben, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Sie müssen also „etwas“ gegen Israel gehabt haben, auch wenn es nicht zum Hass ausgeartet sein muss. Deswegen ist es schon schlichtweg kriminell, anderen „Israel-Hass“ zu unterstellen und noch krimineller, einen solchen als Antisemitismus zu verkaufen. Es werden in der Diaspora doch allenfalls die Juden angefeindet, die „Heil Bibi“ brüllen. Dr. Schuster betreibt eigentlich eine verqueerte Form eines zionistischen Antisemitismus, indem er das jüdische Leben in der Diaspora beunruhigt. Er will ersichtlich den Diaspora-Juden verängstigen.
In ihrer historisch etablierten Dummheit fährt die deutsche Regierung im Fahrwasser der israelischen Regierung; aber warum machen die Amerikaner die „überzogene“ (Joe Biden) israelische Politik mit? Dazu muss man wissen, dass schon die Balfour-Erklärung, so unbestimmt sie war, eine conditio sine qua non war für den Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg auf britischer Seize.
Was lag den USA so sehr am Herzen an einer jüdischen Heimstatt in Palästina? Was stellte man sich 1917unter einer „jüdischen Heimstatt“ vor? 1920 war die jüdische Einwanderung noch so schwach, dass an einen jüdischen Staat nicht zu denken war. Der Antisemitismus in Europa trieb dann die jüdische Einwanderung in die Höhe.
Aber genau hier erkennt man auch den inneren Widerspruch in der Gleichung „Israel-Hass“ und Antisemitismus. Wäre der Israel-Hasser Antisemit, würde er Israel stärken. Hasst er Israel, dann kann er kein Antisemit sein, weil er als Antisemit immer die jüdische Einwanderung nach Palästina begünstigen würde. Entweder – oder. Die „Nazis“ förderten die jüdische Einwanderung nach Palästina; sie unterhielten landwirtschaftliche Schulen zur Vorbereitung jüngerer Siedler. Das Bündnis mit dem Mufti von Jerusalem kam erst während des Krieges zustande.
Vor dem Krieg war von Giselher Wirsing bei Eugen Diederich (Jena) ein Buch erschienen, das man auch heute noch lesen sollte; antiquarisch ist es erhältlich:
Chaim, Arlosoroffs (er wurde von Zionisten ermordet) Geschichte des Zionismus ist auch nur mehr antiquarisch erhältlich, aber die von Michael Brenner (Sohn zweier Holocaustüberlebender lt. WIKIPEDIA) wurde neu verlegt:
Man kann sich also nicht darauf hinausreden, dass man nur die Springerpresse als Informationsquelle zur Verfügung habe. Antisemitismus ist also gänzlich anderes als eine ablehnende, selbst eine hasserfüllte Haltung zu Israel. Eine solche wird man bei Giselher Wirsing, der zur Nazi-Zeit schrieb, auch nicht entdecken. Axel Meier berichtet 2014 im Netz:
„Im April 1933 traten der Journalist und spätere SS-Untersturmführer Leopold von Mildenstein und der Berliner Zionist Kurt Tuchler gemeinsam mit ihren Gattinnen eine Reise nach Palästina an. … Tuchler wollte Mildenstein für die Idee gewinnen, dass die „Lösung der Judenfrage“ in der Auswanderung der deutschen Juden nach Palästina liegt. Welchen Eindruck diese Reise bei von Mildenstein hinterließ und inwiefern er im Anschluss in der Emigration eine Option sah, schilderte der spätere Leiter des „Judenreferats“ in der SS in der Artikelserie „Ein Nazi fährt nach Palästina“.
(© Goldfinger / Tuchler Familienarchiv )
Mildenstein veröffentlichte in der NS-Zeitschrift „Der Angriff“ einen Bericht über diese Reise.
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….Nach der Ankunft im Hafen von Haifa fuhren v. Mildenstein, seine Frau und das Ehepaar Tuchler mit einem aus Deutschland mitgebrachten Auto nach Tel Aviv, der ersten von palästinensischen Zionisten gegründeten Stadt. „Hier wohnen nur Juden, hier arbeiten nur Juden, hier handeln, baden und tanzen nur Juden. Die Sprache der Stadt sei Hebräisch, eine antike Sprache, obwohl die Stadt mit ihren großzügigen Straßen und anziehenden Geschäften modern und westlich wirkt. Überall sah er die Bautätigkeit, mit der auf die Bevölkerungsexplosion im jüdischen Palästina reagiert wurde. V. Mildenstein gestand, dass die große Mehrheit der Juden in Palästina optimistische, hart arbeitende und idealistische Menschen seien, die die Absicht hätten, das Land mit ihrem eigenen Schweiß aufzubauen – das genaue Gegenteil des Stereotyps, das die Nazis von den Juden propagierten.
Leopold von Mildenstein in Palästina (1933). (© zero one film)
Immer wieder betonte v. Mildenstein in seinen Artikeln den Fleiß und die Tatkraft der jüdischen Pioniere, obwohl Juden von Antisemiten pauschal ein Unwille gegen körperliche Arbeit unterstellt wurde. In der Jesreel-Ebene etwa bewunderte v. Mildenstein die Leistung der Siedler, die innerhalb weniger Jahre die Sümpfe in fruchtbares Land verwandelt hatten. Der Leiter des Kibbuz Gewa, ein russischer Jude namens Gurion, erläuterte, dass das gemeinschaftliche Leben im Kibbuz den Mitgliedern soziale Absicherung bot und die Arbeitsabläufe effizienter machte. In der folgenden Diskussion kam v. Mildenstein auf das Thema Geld zu sprechen, das für ihn untrennbar mit dem antisemitischen Klischee des Juden verbunden war. Er fragte Gurion, ob man nicht in der ständigen Versuchung sei, in die Städte zu gehen, um Geld zu verdienen. Gurion gab ihm darauf eine Antwort, die ihn für v. Mildenstein zum Prototyp des „neuen Juden“ werden ließ: „Wir wissen, dass wir unser Vaterland bauen und dass es nur gebaut werden kann, wenn jeder mit dem geringsten zufrieden ist. Wir kriegen unsere neue Heimat nicht geschenkt, wir müssen sie erarbeiten.“ V. Mildenstein entdeckte in der Person Gurions einen idealistischen und anspruchslosen Menschen, der im Gegensatz zum angeblich von Natur aus nomadischen Juden eng mit seinem Land verbunden: „Die gedrungene Gestalt Gurions steht vor uns im Mondlicht. Er passt zu diesem Boden. Der Boden hat ihn und seine Gefährten in einem Jahrzehnt neu gestaltet. Diese neuen Juden sind ein neues Volk.“
….. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass v. Mildenstein die arabischen Palästinenser mit Eigenschaften beschrieb, die Antisemiten Juden zuwiesen. Zum Beispiel die Geldgier der Kofferträger in Haifa, die schmutzigen Bettler in der Jerusalemer Altstadt sowie die Rückständigkeit der Fellachen, die in Häusern lebten, die aus mit Sand gefüllten Benzinkanistern bestanden – Darstellungen, die den antisemitischen Vorstellungen über das Leben der Juden in den Schtetln Osteuropas ähnelten.
Dr. Schuster hat noch sehr viel zu lesen vor sich, bevor er pauschale Urteile verkündet..
von Lobenstein