Die ersten 50 Seiten machten mich ratlos. Ich fand sie arrogant, dumm, langweilig, peinlich und inhaltslos und fragte mich, wie man einen solchen Schwachsinn schreiben konnte, und vor allem, wie man einen solchen Text verlegen konnte. Ich fragte mich nicht, was Maxim Biller sich dabei gedacht hat, ich fragte mich, was der Verleger sich dabei gedacht hat. Bis ich auf Seite 52 eine Antwort und eine Erklärung fand. Biller schreibt: „Wir konnten auch ganz gut mit dem Schwanz denken.“ Da fiel mir ein Stein vom Herzen, denn ich hatte schon Angst, dass ich den Text nicht verstehe, weil ich z. B. nicht weiß was „Tisch b´Aw“ bedeutet (Seite 19). Ich schaute bei Wikipedia nach und fand heraus, dass der 9. Av (hebr. Tischa be Aw), der neunte Tag des hebräischen Monats Av ist. Neun heißt aber auf Hebräisch Tischa und nicht Tisch.
Ich frage mich auch, was Biller uns sagen wollte, dass er eine Einzelperson den Gruppentanz „Hora“ tanzen lässt oder einen Kantor statt „Kol Nidre“ nun Lieder von Joseph Schmidt singen lässt oder statt Jesus, Joschua ben Josef schreibt (Seite 32), der aber, wenn schon, auf Hebräisch Jeschua Ben Josef heißt. Alles Kleinigkeiten, aber wenn es Seite für Seite so weitergeht, dann wird man müde.
Biller beklagt auf Seite 36, dass die deutschen Männer „humorlos“ sind und dazu auch noch banal. Ausgerechnet er. Er konstruiert immer wieder Provokationen, Jiddeleien und ist immer wieder selbst der „kleine Pischer“, der von „meinem Vater geschlagen worden, aber er von den Kindermädchen.“ Er kokettiert auf jede Seite mit seinen mangelhaften oder gar nicht vorhandenen Kenntnissen der hebräischen Sprache, des Judentums und der hebräischen Literatur, ganz besonders aber des vulgären Jiddisch, ein „Oberganef“, ohne den nichtjüdischen Lesern all diese absurden Begriffe und Worte zu erklären. Der Leser soll verstehen oder nicht. Was macht das Biller schon aus. Er kotzt sich in diesem Buch aus und das fast auf jeder Seite.
Für den nichtjüdischen Leser ist Dr. Czupcik der Name seines Arztes, ein Jude, der jiddisch kann, weiß aber, dass „Czupcik“ ein kleiner Schwanz bedeutet. Das und viele ähnliche Begriffe nicht zu wissen, macht für diese Leser das Buch wert- und bedeutungslos. Wenn man es aber weiß, wird man zwar schmunzeln, aber das Buch wird nichts an Bedeutung gewinnen.
Das ganze Buch ist eine Aneinanderreihung von banalen Provokationen für konservative Leser, die ein solches Buch aber gar nicht in die Finger nehmen würden, und wenn doch, dann spätestens bei einem geplanten Buchtitel: Fick meine Frau, Goldmann! (Seite 53), das Buch beiseitelegen oder in den Müll werfen wird. Und der jüdische Name Goldmann soll wieder auch den letzten darauf hinweisen, dass es sich um einen Juden handelt.
Das alles reichte mir schon zu erkennen, dass Biller in einem Ghetto lebt und dieses Ghetto überall mit sich hinschleppt, umgeben von Schloimes und Czupciks und geführt und geleitet von seinem Schwanz, der offensichtlich kein Czupcik ist. Er lebt offensichtlich in einer „Diaspora“, in der er mit sich selbst „Hora“ tanzt.
„Maxim Biller kann schreiben“ bekennt Daniel Kehlmann und der Verlag nutzt es als Werbung. Mein Gott, und wie er kann! Er schreibt ohne Punkt und Komma, in rasender Geschwindigkeit, wohl mit einem Kompass in der freien Hand, um die Richtung nicht zu verlieren. Er will schnell ans Ziel kommen, an den Schluss auf Seite 893. Bis dahin wird aber vor lauter Bumsereien, Fickereien, Schwanz lutschen und masturbieren immer wieder vergessen, worum es geht. Geht es überhaupt um etwas?
„Der große deutsche, jüdische Roman“ ist es nicht geworden. Weder deutsch, noch jüdisch. Es ist unterwegs auf der Strecke verreckt, ja, man kann sogar sagen, es ist von Anfang an nicht in die Puschen gekommen, sondern bei der Frage stecken geblieben: „Warum waren so viele Frauen so dick?“ Das scheint Maxim Biller zu beschäftigen und er schreibt selbst (Seite 69): „Manchmal stelle ich mir die Frage zehnmal am Tag“ und flüchtet sofort in seine banale pseudo-jüdische Welt und fragt: „Warum dürfen Chassiden-Kinder am Schabbes nicht mit ihren Stiften spielen?“
Im Unterschied zu seinem Roman-Vater, der „dünne traurige Romane ohne viel Handlung“ schrieb, schreibt Biller einen dicken traurigen Roman mit viel Handlung, verworren wie ein gordischer Knoten, den man behandeln muss wie Alexander: Nicht jedoch mit dem Schwert zerschneiden, sondern einfach in den Papierkorb werfen. Ach, hätten wir noch Marcel Reich-Ranicki, der hätte es gemacht oder auch mit den Händen zerrissen.
Auf Seite 72 habe ich angefangen ganze Abschnitte und später ganze Seiten zu überspringen, denn schließlich hatte ich nicht vor beim lesen denselben Kraftakt zu vollbringen, den Biller beim Schreiben aufgewendet hat. Irgendwer schrieb, dass man dazu wohl seinen Jahresurlaub nehmen müsste. Urlaub hätte ich schon gern, aber nicht mit diesem quälend langweiligen Buch.
Das Buch ist traurig, ekelhaft, extrovertiert, banal, gewollt witzig, kokettierend, langweilig, ärgerlich, pervers – in einem Wort: Schlecht.
Daniel Kehlmann bescheinigt dem Roman „wütend“ zu sein. Ja, wütend ist das richtige Wort, aber wütend ist der Leser, kann nur der Leser sein, wütend über Biller, aber auch wütend über sich selbst, dass er solch einen Schmarrn liest.
Das Buch ist ein Labyrinth aus Szenen, die nicht zueinander gehören und nichts miteinander zu tun haben. Ein endloser Monolog ohne Inhalt, voller Sexszenen mit jüdischen Protagonisten, die fortwährend ihren „Dingling“ in der Hand halten und masturbieren. Manchmal wird eine „nackte, nasse, schwitzende Deutsche“ erwähnt, und das ist auch schon die einzige Nichtjüdin, „die gefickt wird.“
Überhaupt, Daniel Kehlmann meint, es sei „der große jüdische Roman, auf den wir gewartet haben.“ Wer? Ich habe auf diesen „Roman“ nicht gewartet. Welche Karikatur von Juden lernt man da kennen? Psychopaten, Sexomanen, Egomanen, Narzissen, in sich selbst verliebte arrogante Juden wie Biller selbst, die mit ihrer jüdischen Halbbildung auch noch angeben, natürlich bei Nichtjuden, die es nicht beurteilen können. Juden, die nur Sex im Sinn haben, wie es der Stürmer schon von neunzig Jahren propagiert hat, die Schloime und Czupcik heißen, als wenn alle Nichtjuden „Schwänzchen“ und „Holznudel“ heißen würden. Und bei einem reichen Juden ist das Geld, wie Biller sagt, „hart ergaunert“. Beim „Völkischen Beobachter“ hätte Biller es bis zum Chefredakteur gebracht.
Wenn Biller kein dummer, naiver, vom jüdischen Selbsthass zerfressener Jude wäre, dann hätte kein Kritiker das Buch angefasst, sondern als antisemitisches Machwerk auf den nächstbesten Mühlhaufen geworfen. So aber darf er Sätze wie „Sie waren feige, moralisierend, brutal wie jeder Jude, der erst mit einem Bein das Getto verlassen hat“, und keiner wagt es, ihn deshalb auszulachen. Mit seinen Provokationen und Beleidigungen übertrifft er bei weitem seinen Ziehvater Henryk M. Broder, der auch im Stande, war solche Sätze zu schreiben.
Was Maxim Biller schreibt, ist die Fortsetzung seiner berühmten Kolumne aus der längst untergegangenen Monatsschrift „Tempo“: 100 Worte Hass. Zu mir kam Biller Anfang der 1980er Jahre mit der Idee für meine kurz davor gegründeten Zeitschrift SEMIT ebenfalls eine Kolumne zu schreiben, aber eine jüdische Kolumne: 100 Worte jüdischer Hass. Ich war grundsätzlich einverstanden, denn auch ich wollte das jüdische Establishment aufwecken durch Provokationen. Als er aber die Bedingung stellte, ich dürfe seine Texte nicht redigieren (er nannte es zensieren), das heißt: ich müsse sie so nehmen und abdrucken, wie er sie geschrieben hat, musste ich, abgesehen von seinen absurden Honorarforderungen, erkennen, dass ich es mit einem Größenwahnsinnigen zu tun hatte. Ich habe höfflich abgelehnt.
Und nun dieses Buch. Tausend Seiten jüdischer Hass oder vielmehr Selbsthass. Nein, Entschuldigung, nur neunhundertdreiundneunzig Seiten: Beleidigungen, jüdischer Selbsthass, da würde Otto Weininger vor Neid erblassen, die Fortsetzung und Verwirklichung der alten Idee. Biller hat wohl einen Verleger gefunden, der bereit war sein Buch zu drucken, ohne es vorher zu lesen. Mit diesem Machwerk stellt Biller nicht seine literarische Potenz zur Schau, sondern seine perverse. Diese „Biografie“ ist nicht einen Cent wert, geschweige denn einen Schekel.
Der Hinweis zu Weininger trifft. Biller würde gern provozieren. Doch in einem Land, in dem alle Tabus eingerissen sind, jüdisches allseits verehrt wird, auch wenn es keiner besonderen Ehre wert wäre, ein schwieriges Unterfangen. So bleibt zu hoffen, dass er nicht seinen seltsamen Geist dadurch zur Ruhe bringt, dass er es macht wie Weininger. Dessen krankes Werk begeisterte wenigstens – und leider fatalerweise – noch jene, die meinten, Juden seien etwas Besonderes, wenn auch etwas besonders Verachtenswertes. Dass Broder Biller lobend erwähnte, wird letzterem vielleicht noch eine Kolumne bei Springer bringen; für die FAZ wird’s nicht ganz reichen.