Netanjahu ist weniger schlecht als recht

Eine Ehrenerklärung

Vorab: Benjamin Netanjahu hat Israel nicht erfunden; die Israelis haben ihn gefunden und gewählt. Er regiert, was er vorgefunden hat, weniger schlecht als die einen sagen, weniger recht als es sein sollte. Aber ist das sein Fehler?.

I.

Sein Likud-Block ist eine Mischung hetero-politischer Elemente. Friedliebende Israelis gehen gegen ihn auf die Straße, sein Hauptverbündeter, die USA, zicken bei seiner Belieferung mit Kriegsmaterial. Sein Kriegskabinett bricht auseinander, weil er nicht imstande sei, eine Nachkriegsplanung für Gaza offen zu skizzieren. Neuwahlen werden gefordert, und andere drohen ihm mit Strafverfahren ohne Ende. Aber eines wird übersehen: Israel befindet sich realpolitisch im Krieg. So ungeschickt Netanjahu auch sein mag, er ist der Mann, der den Laden einigermaßen zusammenhalten kann. Die Kritiker verkennen, dass sich Israel nicht mit der „Hamas“ oder auch mit der Hizbullah, nicht mit Huthis oder mit sonst wem, sondern dass es sich in Wirklichkeit mit dem Iran im Krieg befindet. Die Tribune Juive zählte einmal die Fronten auf, an denen Israel aktuell stünde; es sind tatsächlich „Fronten“, nicht eine Addition von Kriegen. An keiner dieser Fronten kann ein Separatfrieden geschlossen werden. Friede könnte nur mit dem Iran geschlossen werden; aber welche Zugeständnisse könnte man dem Iran machen? Der Iran verfolgt offenbar viel weiter gesteckte Ziele als nur die Vernichtung Israels. Letzteres könnte auch nur ein Propaganda-Ziel sein. In dieser Situation kann Israel auch nicht einseitig an einer dieser Fronten die Kampfhandlungen einstellen, wie es in „Global-Bridge“ und anderen pazifistischen Strukturen verlangt wird. Der Krieg Israels mit dem Iran muss denkrichtig als ein einziger Krieg des Iran verstanden werden, der derzeit „nur“ gegen Israel geführt wird (und geführt werden kann). Für den Iran ist der Krieg in Gaza, und eher auch der Krieg mit Israel nur eine Etappe auf dem Weg zu einem iranischen Reich in den Dimensionen des persischen Reichs des Kambyses. Der Staat Israel ist auf diesem Weg ein Glücksfall für die iranischen Strategen. Ohne Israel gäbe es keinen überzeugenden Anlass für schiitische Aktionen. Der Krieg im Schatt el Arab hatte niemanden begeistern können. Israel ist dagegen ein geeignetes Feindsymbol. Die ganze arabische und die halbe Dritte Welt hassen Israel als kolonialzeitliches Relikt. Der Iran hat in Israel einen Feind, wie ihn Adolf Hitler in seinem Handbuch der Propaganda („Mein Kampf“) beschreibt (S.129); auf die heutige Situation umgemünzt heißt die Regel:

„Eine Weltmacht muss die Feinde ihres Aufstiegs nur als eine einzige Kategorie von Feind hinstellen“.

Das sind für den Iran „die USA“ und die Briten, wobei Israel so etwas wie die „Costa Judea“ der Amerikaner darstellt. Deswegen wird der Iran Israel so lange als Feind erhalten sehen wollen, bis er die Macht in Syrien, dem Irak und auf der arabischen Halbinsel ergriffen hat. Solange die arabische Welt nicht iranisch ist, braucht Israel die Atombombe Pakistans auch in iranischen Händen nicht wirklich zu fürchten. Wäre Israel zerstört, müsste der Iran ein neues erfinden.

Die eigentliche Frage der Stunde lautet: Wird der Krieg gegen den Iran an den vielen Fronten richtig geführt?

II.

Über den iranischen Islam wissen die Leute wenig. Die nahezu letzte Analyse Irans stammt von Arthur Graf Gobineau, der dort als Diplomat Frankreichs abgeschoben war. Max v, Scheubner-Richter, der am 9.11.1923 bei der Feldherrnhalle fiel, hatte während des Ersten Weltkriegs im Iran die deutschen Geheimdienstoperationen geleitet. v. Scheubner-Richter ist bei uns verpönt, seine Erkenntnisse werden ignoriert. Während der Zweiten Weltkriegs stürzten die Briten die deutschfreundliche iranische Regierung, besetzten zusammen mit den Sowjets das Land, und zwangen den Schah zur Thronübergabe an seinen Sohn. Spätere Analysen dürften bei den britischen und amerikanischen Geheimdiensten unter Verschluss liegen. Google notiert. Zur Übersicht ein paar Zeilen aus „Google“:

1943 erklärte der von Russen und Briten besetzte Iran Deutschland den Krieg, um als Mitglied in die neu entstehende Organisation der Vereinten Nationen aufgenommen zu werden. In der Konferenz von Teheran im November 1943 bestätigten der amerikanische Präsident Franklin D. RooseveltPremierminister Winston Churchill und Generalsekretär Josef Stalin die Unabhängigkeit und territoriale Integrität des Iran. …. Die britischen Truppen begannen sechs Monate nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit dem Abzug. Stalin weigerte sich jedoch, die sowjetischen Truppen im Nordwesten des Iran zurückzuziehen. Er ordnete im Juli 1945 die Unterstützung separatistischer Bewegungen und der Vorbereitung der Abspaltung der nördlichen Provinzen  an…So entstanden die Autonome Republik Aserbaidschan und die kurdische Republik Mahabad. … im Mai 1946 zogen sich die sowjetischen Truppen auf Druck der USA zurück, was das Ende der Republiken Aserbaidschan und Mahabad bedeutete. …..Von 1951 bis 1953 war Mossadegh Premierminister Irans. Seine Zeit als Premierminister war von der  … Verstaatlichung der Anglo-Iranian Oil Company gekennzeichnet, …Mossadegh wurde am 1953 durch völkerrechtswidriges Betreiben der Nachrichtendienste der USA und Großbritanniens gestürzt (Operation Ajax), danach wegen Landesverrats angeklagt und zu drei Jahren Gefängnis und anschließendem Hausarrest verurteilt. Bis zu seinem Tod lebte Mossadegh auf seinem Landgut in Ahmad Abad.

Nach dem Krieg sah man nur das Regime des Schahs; Chomeini überraschte alle.

III.

Man erinnere sich: Israel versteht sich gerne als Speerspitze des Westens im Nahen Osten. Es nennt sich „einzige Demokratie in Nah-Ost“. Israel ist aber eine Demokratie eigener Art. Es ist eine „jüdische“ Demokratie, die die nicht-jüdische Bevölkerung eines annektierten Gebiets nicht mitwählen lässt; Gaza wurde ausgegrenzt, weil man das Risiko eines stärkeren arabischen Anteils am israelischen Staatsvolk nicht eingehen wollte. Damit ist Israel auch eine Art verweltlichter Kirchenstaat. Jedoch fehlt ihm als Kirchenstaat eine herrschende Religion. Die Knesset, das so genannte Parlament bildet aus einem Drittel seiner Mitglieder eine „Regierung“. Israel hat also doppelt so viele Minister wie ein normales westliches Land. Um das verfassungsrechtliche Chaos zu meistern, bedarf es der Talente eines Benjamin Netanjahu, der 60 Abgeordnete mit 40 Ministerprosten „belohnt“. Eigentlich wird das Land auf diese Weise unregierbar mit der Folge, dass einzelne Organisationen übermächtig werden. In „Nazi-Deutschland“ waren es SS und Gestapo, in Israel wird es der Geheimdienst (vgl. Jeshajahu Leibowitz) sein. Problem dürfte in diesem Chaos (Tohuwabohu)  sein, dass Ministerpräsident Netanjahu einen Krieg führen muss, ohne seine Armee strikt kommandieren zu können. Auf taktischer und operativer Ebene der Kriegsführung  (im Sinne Carl v. Clausewitz) beobachtet man die wüstesten Gräueltaten der Unterführer. Auf diesen Ebenen wirkt Verteidigungsminister Joav Gallant, der sich nicht von den Strategen der USA dirigieren lassen will, aber auch keine eigene Strategie entwickeln kann, weil hier Netanjahu und die Siedlerpartei mitreden wollen. Wenn er en catimini eine Strategie hätte, kann er sie nicht propagieren, ohne dass halb Israel aufschreien würde. So bekämpft Israel für die Sicherheit seines Landes einen der Krakenarme des Iran gegen alle Regeln der Kriegskunst, während der Krake selbst in der Entfernung der Länge ihrer Arme in Sicherheit lebt. Der Wunsch, den Krakenarm zu vernichten, ist aussichtslos, weil er nachwächst.  Der Ungehorsam der israelischen Kriegsführung gegenüber den USA dürfte General Gantz veranlasst haben, das Kriegskabinett zu verlassen. Schon der IStGH honorierte Gantz oppositionelle Haltung, indem dessen Ankläger einen Haftbefehlsantrag gegen Gantz unterließen. Anders als im Ukrainekrieg, wo sich Präsident Zelensky von den USA hat vorschreiben lassen müssen, wie die Offensive im Sommer 23 hatte geführt werden sollen, lassen sich Netanjahu und Gallant weniger dirigieren. Ihre Haltung verdient Respekt, auch wenn ihre Kriegsführung nicht unbedingt glücklich, und ihre Strategie nicht überzeugend ist. Dass „ihr“ Krieg in einer Sackgasse steckt, dürfte die Ursache in den divergierenden Vorstellungen in Netanjahus Koalition und der fehlenden politischen Disziplin der Israelis haben. Man erfährt aktuell auch nur sporadisch von einem Schattenkrieg, den die Siedler unter der Schirmherrschaft der Minister Itamar Ben Gvir und Bezalel Smotrich führen. Ein Peter Beaumont schreibt aus Jerusalem

Das israelische Militär hat in aller Stille bedeutende rechtliche Befugnisse im besetzten Westjordanland an siedlerfreundliche Beamte übergeben, die für den rechtsextremen Minister Bezalel Smotrich arbeiten. Eine Anordnung, die von den israelischen Streitkräften am 29. Mai auf ihrer Website veröffentlicht wurde, überträgt die Verantwortung für die Durchsetzung zahlreicher Vorschriften  in der Zivilverwaltung – der israelischen Behörde, die im Westjordanland regiert – vom Militär auf Beamte unter der Leitung von Smotrich..

„From the River to the Sea“ könnte Palästina endgültig jüdisch werden. Aber der Weg dorthin bleibt steinig, denn die verschlungenen Pfade führen über die Schreibtische zu vieler verdeckter Pressure.Groups. Im gesamten Kontext sollen die IDF auf regionale Operationen beschränkt bleiben, weil sich die USA die Entscheidungen über die Generalkriegführung mit dem Iran reservieren. Die Situation der IDF erinnert ein wenig an die des deutschen Ostheeres im Baltikum von 1919. So betrachtet stehen die IDF auch auf verlorenem Posten in Gaza, das sie zuletzt doch wieder räumen müssen, wenn es der Amerikaner wünscht. So etwas demoralisiert die Truppe. Man hat nämlich nicht wirklich erkannt, dass all die Kleinkonflikte Israels in Wirklichkeit nur Reaktionen auf einen iranischen Gesamtplan sein können. Eines ist damit klar: Israel kann trotz aller taktischer Erfolge keinen Frieden bekommen. Es fehlt auch jede Basis für Verhandlungen mit dem Iran. Israel wird weiterhin im Krieg leben, wie es schon Israel Zangwill vor 120 Jahren vorhergesehen hatte. In dessen Pessimismus predigen heute viele „Kritiker“ in WELT und FAZ, also sogar in Deutschland:

„…. Obwohl der renommierte Völkerrechtler Norman Paech die Erfolgsaussichten der Klage Südafrikas gegen Israel skeptisch einschätzt, kommt er aber doch zu dem Ergebnis, „dass, wie auch immer das Urteil über den Vorwurf des Völkermords aussehen wird, der Frieden zwischen den Völkern nur durch die Beendigung der Besatzung, den Rückzug der israelischen Armee und der Siedler, die nicht in einem palästinensischen Staat leben wollen, und die Anerkennung eines palästinensischen Staates in klar definierten und gesicherten Grenzen erreicht werden kann. Wenn der IGH […] diesem Ziel den Weg gebahnt hat, gebührt der Dank der Regierung Südafrkas, die mit ihrer Klage den Internationalen Gerichtshof eingeschaltet hat.“

Die Sterne stehen offenbar nicht günstig für Ministerpräsident Netanjahu. Im Westen würde man gerne kapitulieren („nachgeben“). In gewisser Hinsicht ist es wie mit dem Krieg in der Ukraine: Zelensky darf inzwischen auf russische Stellungen schießen, von denen von Russland aus in die Ukraine hineingeschossen wird. Bisher waren diese Geschützstellungen „völkerrechtlich“ geschützt. Dieser Irrsinn ist nun teilweise überwunden aber wenn Netanjahu einen Angriff auf ein iranisches Konsulat unternehmen lässt, jault der halbe Westen entsetzt auf und versucht, den Iran zu beschwichtigen. Solange der Krake nicht angegriffen werden darf oder kann, kann man auch in Gaza nicht obsiegen. Inzwischen kämpfen israelische Einheiten wieder in Gaza-Stadt, das man für erobert hielt.

IV.

Das bedeutet, dass Netanjahu den Krieg anders führen sollte. Netanjahus Blick ist (ganz klassisch) judäozentrisch. Wie viele Juden heute noch glauben, „Hitler“ hätte den Weltkrieg nur veranstaltet, um ihre Rasse auszurotten, meinen sie heute, es gehe den Arabern um die Zerstörung ihres Staates. Vielleicht geht es ihnen doch nur um einen „gerechten Frieden“. In der Historie ging es Hitler um die Errichtung eines deutschen Großreiches, dass zwar „judenrein“ sein sollte, aber Sinn aller Anstrengungen war die Errichtung eines deutschen und großen Reichs in Osteuropa. Dass es dann zu den Judenmorden kam, war durch die unvorteilhafte Kriegsentwicklung bedingt. Nach Stalingrad drohte das „finis Germaniae“. Sollte es in dieser Gefahr noch auf das Leben der Juden in Europa ankommen können? Die „rote Linie“ war bereits vor den Judenmorden überschritten. Ähnlich dürfte es heute liegen: Wenn die Hypothese, der Iran wolle die Grenzen des persischen Reichs des Kambyses wieder erreichen, zuträfe, dann kann es durchaus sein, dass die Juden in diesem iranischen Großreich ihren Platz wie zu Zeiten des Xerxes finden könnten. Der Weg zum persischen Großreich könnte aber auch mit jüdischen Leichen gepflastert werden wie der zum großgermanischen. Vom iranischen Standpunkt aus könnten die Juden aber ebenso gut unter dem Gesichtspunkt des „divide et impera“ wieder ein nützliches Völkchen am Mittelmeer werden wie zu Zeiten Ezras. Von der Logik her müssten sie sich heute entweder dem Iran unterwerfen oder den Kampf gegen den Iran und die Schia aufnehmen. Ersteres würden die USA nicht zulassen, für zweites hätten die USA Bedenken religiöser Toleranz. Denn um unter einem neuen Xerxes leben zu können braucht es einen Sieg der Schia über die verwestlichen Sunniten; alternativ: Ein sunnitischer Sieg über die Schia und den Iran. Eine der Alternativen wird wohl Strategie der israelischen Politik werden müssen.

V.

Das dürfte der Punkt sein, wo die israelische Optik eine kaputte Linse aufweist, die man auswechseln sollte. Sie denken nicht konsequent genug, dass die Weisheit ihres Gottes den Islam in zwei feindliche Lager gespalten hat. Wer nicht an Gott glaubt, muss doch einräumen, dass der sunnitische Islam auf „hanifen“ Religionsvorstellungen der Tora, der schiitische auf solchen des Mazdaismus gewachsen ist. Israel braucht das sunnitische Lager als Freund (m.a.W. einen gerechten Frieden mit den Sunniten), oder es fördert in allen Nachbarstaaten schiitische Fraktionen. Letzteres schließen wir für den Augenblick aus. Ein gerechter Friede begänne damit, die Westbank nicht nur für Siedler, sondern auch für die arabische Bevölkerung zu entwickeln. In Gaza müssten zeitgemäße Wohnanlagen für Araber entstehen. „Jüdischer Staat“ hin oder her, er braucht eine richtige Verfassung: im Zusammenleben mit den Arabern böte sich das Schweizer Modell an, nach welchem welsche und deutsche Schweizer trotz mehrerer deutsch-französischer Kriege nicht in Konflikt gerieten. Nordisrael und Gaza wären arabische Kantone, was besser klingt als „Autonomiegebiete“. Es könnte auch ehrlich umgesetzt werden: gleiche Rechte für alle.   Bei zwei Millionen israelischen Arabern im Lande, denen es finanziell besser geht als ihren Volksgenossen in Arabien, müsste Israel doch in der Lage sein, eine sunnitische Legion aufzubauen, mit der es in Oman, in Aden, im Jemen und in Kurdistan intervenieren kann. Was macht Israel? Es stellt eine orthodoxe Killerbrigade 97 auf, die selbst Amerikaner palästinensischer Abstammung zu Tode foltert. Aktuell binden israelische Soldaten verletzte Palästinenser als Kugelfang auf ihren Jeep, eine SS-Methode von Warschau 1944. Die moralischsten Soldaten der Welt, die unter einer strengen Militärjustiz stehen, haben offenbar von Geschichte und Recht nichts verstanden. So viel Rechtsbrüche aus Feigheit und Dummheit konnte man sich für eine zivilisierte Armee nicht vorstellen. Diese Soldateska ruiniert Israels Ansehen.

Dabei steht jetzt noch eine „Spezialoperation“ im Libanon an. Es wäre besser, wenn man eine sunnitische Legion gegen die schiitischen Ketzer im Libanon marschieren lassen könnte, als dass man sich auf obskure christliche Milizen verlässt. Die Christen im Libanon sind nach katholischer Lehre auch nur Irrgläubige. „Anfangen“ kann man mit diesen Gaunern und Irrgläubigen ohnehin nichts Rechtes.  Eine sunnitische Legion könnte man im Jemen die Huthi-Rebellen abschlachten lassen. Die Veteranen der israelischen Sunniten-Legion könnten auch etwas zu gewinnen haben: Die Herrschaft über den Jemen, die Verwaltung von Qatar, Güter in Syrien und im Libanon,  Ölfelder im Iran; der ganze Sinai könnte legitim für die Sunnitenveteranen erobert werden. Wie sagte Josef Süß-Oppenheimer im Film von Veit Harlan? „So komme ich zu meinem Geld, der Herzog zu seinen Einnahmen und keiner tut dem anderen weh“.

Der Witz des Ganzen: „Die Israelis“ haben das jüdische Prinzip nicht begriffen.

VI.

Man muss hier eines ins Kalkül ziehen: der sunnitische Islam ist der jüdischen Hauptdenkrichtung nicht völlig fremd. Die Tora wird vom Islam als Offenbarung angenommen (Sure 2 und 3). Natürlich ist die Offenbarung der Tora ein antiker Aberglaube. Die Rabbiner verbieten sogar, sie an der aristotelischen Logik zu messen. Der wesentliche Moment dabei:  Der Mensch kann keine Schöpfung des herrschenden Gottes sein. Bei genauer Analyse der Tora konnte nur der Erzengels Chamael den Adam nach dem Modell Gottes geformt haben, der deswegen als Satan in den Abgrund gestürzt wurde, während Gott in seiner Barmherzigkeit dem Adam aus dessen Rippe ein Weib schuf, das er als Schöpfer des Adam wohl simultan geschaffen hätte wie sonst bei Rindviechern und Affen auch. „Die Juden“ haben weitgehend den unwissenschaftlichen Glauben verworfen und sind mehrheitlich Nihilisten, Materialisten und (wie Ayelet Shaked) Faschisten oder Zionisten. Die Araber sind auf dem besten Weg zur Überwindung der Religion. Hier liegt eine Chance auf Frieden. Das moderne Israel muss irreligiös werden.

Auch rein politisch betrachtet müsste Israel von Tora und Talmud her die Teilung von politischer Macht in eine weltliche Ordnung und eine priesterlicher Jenseitsvorbereitung kennen: Moses und Aaron, Könige und Hohepriester teilten sich die sozialen Pflichten. Nach dem Untergang des jüdischen Staates („des Zeiten Tempels“) hat das Judentum als Religion in seinen Gesetzen unter fremden Administrationen fortbestehen können. Braucht der sunnitische Islam heute noch ein autoritäres Kalifat, in dem weltliche und religiöse Macht in der Person des Kalifen gebündelt ist? Es sind Schiiten, die selbst für das gottlose Hamburg das Kalifat als „Lösung“ sehen. Ein sunnitischer Moslem kann durchaus Staatsbürger eines profanen Staates sein, wenn ihn dieser gerecht behandelt. Israel muss also an der Gerechtigkeit für seine Staatsbürger arbeiten.

Seit den letzten 8 Monaten völkerrechtswidrigen Krieges muss Israel sehr hart daran arbeiten.

Der schiitische Islam kann die Trennung von profaner Staatsgewalt und spiritueller Hierarchie nicht vollziehen. Der Synkretismus von Islam und Mazdaismus ist die feindliche Ideologie. Netanjahu bekämpft sie sogar noch im eigenen Lager. Dort wollen die „Orthodoxen“ einerseits, wie als Bürger christlicher Mönchsrepubliken bevorzugt leben, andererseits sich aber mit ihren Weibern vermehren. Das hält kein Staat aus. Aufklärung tut not: weg mit den Jeschiwas.   Lateinische Buchstabenschrift statt hebräischer Runen. Die Tora ist ein vergreistes Buch, das nicht nur von Darwin, sondern auch von seiner eigenen Unlogik widerlegt wird. Populär gesagt: Auch der Jude stammt vom Affen ab.

Im verdeckten Kampf um das Kalifat wäre der Sunnitische Islam für Israel ein guter Partner; die Zeiten der Omajaden und Abbasiden sind vorbei. Schon die Kreuzritter führten ihre Kriege mehr gegen Türken als gegen Araber. Der Islam wurde immer wieder neu erfunden. Inzwischen ist das Kamel durch den LKW ersetzt. Ander des schiitischen Islam: Dort ist der Kalif „verborgen“, also geheimnisvoll spirituell und abstrakt real. Er ist eine Art Messias (Mahdi) oder wie bei den Christen so etwas wie der Heilige Geist, der Kirche und Staat durch seine verborgene Präsenz vergöttlicht. Die Schia hätte also durchaus die ideologischen Voraussetzungen, ein neues Perserreich (bzw. Kalifat) über die orientalische Welt zu erstrecken. „Die Juden“ sollten also den Spieß umdrehen: die schiitische Ketzerei mit den Waffen einer islamischen Legion bekämpfen lassen und reif für den humanistischen Hellenismus werden. Gott lassen Netanjahu seine Austern genießen und ihn sich noch lange an Langusten erfreuen.

Die Frage ist aber: ist dies heute noch möglich? Abraham M. weiß zu berichten:

„An Grausamkeiten gegenüber den sunnitischen Palästinensern haben die Israelis nie gespart. Man hat nur nie darüber gesprochen. Als einmal israelische Soldaten 4 Palästinenser lebendig begraben haben und es in einer israelischen „jüdischen“ Zeitung gedruckt wurde, sagte meine Mutter: „Sowas machen jüdische Soldaten nicht.“ Ja, so sind wir erzogen worden. Wir Juden sind anständig und alle anderen sind Teufel. Und jetzt erfahren viele Israelis und Juden auf der ganzen Welt, dass auch Israelis grausam sein können und Kriegsverbrechen verüben.

Und bei einer der erwähnten Demonstrationen sagte Inav Zangauer in der Demo gegenüber dem Begin-Tor im Regierungszirkel:

„Hättet ihr geglaubt, dass 260 Tage vergehen werden und es immer noch Entführte geben würde, die in irgendwelchen Tunnel der Hamas verfaulen?.Dass Israels Regierung sie weiter im Stich lassen würde? Man nimmt an, dass es nur noch 50 lebende Entführte gibt, dann möchte ich mich an dich wenden, Herr Ministerpräsident Netanjahu – ich werde persönlich dafür sorgen, dass du für jeden am 7. Oktober Ermordeten und Ermordete vor Gericht gestellt werden wirst und für jeden Entführten und Entführte, die lebend gefangengenommen wurden und tot zurückkommen werden. Du wirst mich nicht über den Tisch ziehen. Du wirst Dein Volk nicht belügen, dass wir ein Schritt vor dem Endsieg sind. Wir sind ein Schritt vor der totalen Niederlage – ein Vielfronten-Krieg mit Entführten in Gaza. Befreie uns, befreie Dein Volk, lass zu, dass eine bessere Führung den Staat lenkt. Hamas hat Dich besiegt.

Eine bessere Führung? Israel und Führung? Oder soll es weiter “zugehen, wie in einer Judenschule“? Am Ende doch die Option eines iranischen Vasallenstaats? Der Stab ist über Israel noch nicht gebrochen. Das Land steht an einem Scheideweg: Gerechtigkeit für die Araber und eine Art von Schweiz mit Kantonen oder Israel wird ein neues Preußen in Nah-Ost. Alle anderen Zwischenlösungen sind nicht von Dauer oder führen in eine neue Dhimmitude im Orient.

von Lobenstein

 

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