Scilla und Charybdis des Antisemitismus für die Jüdische Allgemeine

Es musste so weit kommen. Man erinnere sich: Der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume durfte als „selektiver Antisemit“  bezeichnet werden. Wie konnte das passieren? WIKIPEDIA informiert über dessen Person:

„..Michael Blume ist ….  seit 2018 Beauftragter der baden-württembergischen Landesregierung gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben. …. Blumes Eltern wurden 1975 durch die Bundesrepublik Deutschland aus der Deutschen Demokratischen Republik freigekauft  Ein Jahr später wurde Blume in Filderstadt geboren.[2] Im Juni 1997[3] heiratete er …. seine türkischstämmige frühere Mitschülerin Zehra. Mit ihr bekam er drei Kinder. Er war Mitgründer der 2013 aufgelösten Christlich-Islamischen Gesellschaft (CIG)… Seit März 2024 ….  ist er auch „Beauftragter der Landesregierung Baden-Württemberg gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben“. …. ….  Weil sich unter den Muslimen, die er im Rahmen seiner Magisterarbeit interviewt hatte, ein Islamist befand, wurde Blume unterstellt, dass er „radikale islamistische Kräfte“ unterstütze.[2] …. Der Vorsitzende der Israelitische Religionsgemeinschaft Baden Rami Suliman lobte Blumes „hervorragende, unverzichtbare Arbeit“ als Antisemitismusbeauftragter, weil es auf das Fortbestehen der Entfernungen von jüdischen Namen auf der Buchstabiertafel seitens der Nationalsozialisten aufmerksam machte…..“

Anmerkung dazu: Alexa Weiss hat dazu ein ganzes Buch geschrieben: Statt „S wie Salomon“ hieß es plötzlich „S wie Siegfried; bei der Bundeswehr heißt es heute „S wie Sierra“. Wahrsinnig wichtig ist das natürlich. Weiter mit WIKIPADIA:

„Das Simon-Wiesenthal-Center warf Blume Ende Dezember 2021 vor, antisemitische Akteure und Positionen zu unterstützen bzw.  nur unzureichend gegen diese vorzugehen, anstatt sie zu bekämpfen, und nannte Blume im Punkt Deutschland, das auf Platz sieben der Top-Ten-Liste des globalen Antisemitismus 2021 aufgeführt wurde. Blume habe etwa mehrfach in sozialen Medien Unterstützung für antisemitische bzw. antijüdische und antiisraelische Positionen signalisiert und entsprechende Beiträge weiterverbreitet. Außerdem dulde er in seiner Funktion als Antisemitismusbeauftragter Partnerschaften baden-württembergischer Städte mit iranischen Städten, deren Verwaltung zur Vernichtung des Staates Israel aufgerufen habe.[23][24] ….. Der Zentralrat der Juden in Deutschland stellte sich hinter Blume und nannte die Vorwürfe „absurd“.[26] Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland teilte mit, „die Entscheidung hinterlasse große Fragezeichen“…. DDie Kontroverse ist eng mit einer heftigen Twitter-Auseinandersetzung mit dem Korrespondenten Benjamin Weinthal von The Jerusalem Post verknüpft.[29] ….  Blume erklärte gegenüber seinem Kontrahenten: „Sie haben Beschimpfungen, Drohungen und “Fristsetzungen” auch am Sonntag und Schabbat übersandt und es letztlich nur geschafft, die Reputation der Jerusalem Post und eines Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem zu beschädigen….“

Weit her ist es mit dem Simon-Wiesenthal-Center ohnehin nicht; man erinnere sich an die künstliche Empörung über einen mexikanischen VW-Vertreter, der Fotos von der Gründung des VW-Werks in seinem Show-Room hängen hatte, auf denen die historische Gründung des Werkes abgebildet war. Die Leute vom SWC sind skandalsüchtig, hirnlos und suizidär, was auch der Blume-Skandal zeigt.

Wie dem auch sei, wild geht es in der Welt des Antisemitismuskarussells zu. Das falsche Wort einer Mücke wird mittels Lautsprecher zum Trompetengetöse einer Elefantenherde. Dass eine solche Herde durch den deutschen. Porzellanladen des Jüdischen Zentralrats stürmen könnte, müssen die Redakteure der Jüdischen Allgemeinen inzwischen selbst befürchten.  Wild geht es nämlich auch auf der „Westbank“ (Galiläa und Samaria) zu, einem Gebiet, das noch nach der Staatsgründung Israels bis zum 6-Tage-Krieg arabisch war. Dabei geht es durch die dortigen jüdischen Besiedlungen derart wild zu, dass das Bataillon 97 Netzach Jehuda, das sich aus frommen, d.h. besonders moralischen Soldaten der IDF rekrutiert,  von den Amerikanern auf die Sanktionsliste gesetzt wurde. Die jungen Leute hatten einen alten Mann, der dummerweise auch die US-Staatsbürgerschaft innehatte, zu Tode gequält. …. Ein Einzelfall war das eher nicht.

Das Verhalten von „Siedlern“, die dort zur „Festigung des jüdischen Volkstums“ (NS-Jargon) hochmotiviert aktiv sind, kann in unseren Breiten auch anders verstanden werden; die Jüdische Allgemeinen in ihrer allgemein positiven Publizistik zu allem, was in Israel gemacht wird, könnte sich im Zusammenhang mit den Untersuchungen des IStGH zu Gaza dem Vorwurf ausgesetzt sehen, „semitische Akteure und Positionen zu unterstützen bzw.  nur unzureichend gegen diese vorzugehen, anstatt sie zu bekämpfen, und ….. auf einem Platz x der Top-Ten-Liste des globalen volksverhetzenden Terrorismus aufgeführt zu werden“…… Immerhin signalisiert die Jüdische Allgemeine „in sozialen Medien Unterstützung für siedlerische bzw. antiarabische Positionen und verbreitet entsprechende Beiträge weiter….,“.

Kann es sich die Bundesrepublik Deutschland leisten, ein solch primitives Hetzblatt weiter zu finanzieren und es kostenlos in Kasernen, Behörden und Universitäten verteilen zu lassen? That is now the question.

Die frühen Antworten der „Jüdischen Allgemeinen“ auf den Siedler- (und Staats-?) Terror sind ein bisschen zu knapp ausgefallen. Wie die JA die Leser informiert, überwiegt noch der Applaus. Wenn man sich erinnert, wie sie gegen Claudia Roth gewettert hat, als diese einen Dokumentarfilm bei der Berlinale über die Liquidierung eines arabischen Dorfes durch Handlanger eines  Staats- und Siedlerterrors beklatschte, dann kann man durchaus der Meinung sein, die Jüdische Allgemeine befürworte die praktizierte „Festigung des jüdischen Volkstums“ auf der „Westbank“. Das wird auch für diese Zeitung langfristig riskant. Jetzt schreibt die JA,  (vermutlich, ohne dass sie die Siedler verteufeln möchte) von einem Pogrom, das Juden veranstalten; allerding nannte es auch der Präsident Herzog ebenso:

„…. Mehr als 100 extremistische israelische Siedler, zum Teil bewaffnet und maskiert, haben ein palästinensisches Dorf im Westjordanland überfallen. Sie warfen Steine und Molotowcocktails und steckten mindestens vier Häuser und sechs Fahrzeuge in Brand. Dabei sei auch ein palästinensischer Mann getötet und ein weiterer verletzt worden (und einschränkend: „, gab das Gesundheitsministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) an“). ….. Unklar, wodurch Palästinenser getötet wurde

Der 23-jährige Palästinenser Rasheed Seda sei getötet und ein weiterer palästinensischer Zivilist durch die »Kugeln der Siedler« (wieso setzen Sie dies in Anfühhrungszeichen?) schwer verletzt worden….. Der israelische Präsident Isaac Herzog verurteilte den Angriff als »Pogrom«….“

Es fällt gleich auf, dass das Wort „Pogrom“ in Anführungszeichen gesetzt wird. Warum? Pogrom ist Pogrom, auch wenn es Juden veranstalten. Nach „unserem“ Recht in Deutschland, dem auch die Jüdische Allgemeine unterliegt, kommt es nicht darauf an, ob der Palästinenser durch die Kugel eines Soldaten oder die eines Siedlers getötet wurde. Ob jemand ein Straßenrennen auf dem Ku-Damm in Berlin, eine gemeingefährliche Überschwemmung verursacht oder ein bewohnbares Haus abfackelt: wenn ein Mensch dabei zu Tode kommt, kriegen die Beteiligten lebenslänglich.  Man kann also sagen, die aufrührerischen Siedler seien Schwerverbrecher. Sitzen sie in Haft? Eher nicht.

Das interessiert das halbamtliche Hetzblatt „JA“ wahrscheinlich nicht wirklich. Warum haken die Redakteure nicht nach? Weil sie Gefahr laufen, von er jüdischen Rechten sich den Vorwurf eines „siedler-bezogenen Antisemitismus“ einzuhandeln? Ist es besser, dem Vorwurf völkerrechtswidriger Hetze ausgesetzt zu sein? Immerhin versuchen sie dieser Klippe zu entgehen seit einem harten Artikel der Kritik an Bezalel Smotrich. Also kann man inzwischen auch die Leute um Dr. J. Schuster und Philipp Peyman Engel in die Kategorie der speziellen Antisemiten stecken, theoretisch. Praktisch wäre es besser, die ganzen alten Antisemitismusmacher auszuwechseln! Abraham Melzer hat rundherum recht (in: Die Antisemitenmacher). Erlauben wir uns, hier mit Salcia Landmann (in: Die Juden als Rasse) zu schließen: sie meint, dass die Juden generell, „getauft oder ungetauft“, anders seien als andere Völker und folglich, „dass Israel im Gegensatz zu seinen kulturell erschöpften arabischen Nachbarn den ökonomischen und landwirtschaftlichen Aufbau Palästinas glänzend meistere und dass Israel strategisch glasklare Dispositionen zu treffen wisse…..“

Taktisch und operativ schaut es aktuell nicht danach aus, dass das meisterliche Wirken der Juden Israels zu einer Renaissance jüdischen Lebens führen werde. Schon gar nicht, wenn ein siedlerbezogener Antisemitismus in der Redaktion der Jüdischen Allgemeinen Einzug hält; natürlich rein taktisch, we suppose…

von Lobenstein.

 

 

 

 

 

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