Wir müssen schreien gegen israelisches Unrecht!

Nein, wir Juden sollten Israel nicht kritisieren. Damit bin ich sogar mit dem Zentralrat der Juden einverstanden. Israel ist gegen jede Art von Kritik blind und taub, und die israelische Selbstgerechtigkeit stinkt bis zum Himmel. Ich bin aber mit der Konsequenz, die der „Zentralrat der Juden“ daraus ableitet, nämlich zu schweigen, ganz und gar nicht einverstanden. Nein, wir sollten nicht schweigen, sondern schreien, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat und immer wieder, solange diese unsägliche Besatzung Palästinas und damit das Unrecht fortdauert. Wir sollten mit ganzer Kraft „J’accuse“ schreien, das berühmte „Ich klage an“ des nichtjüdischen französischen Schriftstellers und Journalisten Emil Zola angesichts des Unrechts, das man dem jüdischen Hauptmann Alfred Dreyfuss angetan hat, und zwar aus rein antisemitischen Motiven.

Wir sind heute aber Zeugen eines viel größeren und bedeutenderen Unrechts, das Juden, oder besser gesagt, Israelis, einem anderen Volk antun. Was wir dieser Tage erlebt haben, dass ein israelischer Soldat einen verwundeten und wehrlosen Palästinenser durch einen gezielten Schuss im den Kopf tötet bzw. ermordet, ist nicht neu. Es ist nur deshalb neu, weil es zum ersten Mal so deutlich und klar und unleugbar dokumentiert wurde und weil derjenige, der es gefilmt hat, die Daten sofort an die israelische Organisation „B’Tselem“ weitergereicht hat, bevor die israelischen Behörden, insbesondere das Militär, ihm die Daten wegnehmen und vernichten konnte. 

Israelis sind Täter, das hat schon Henryk Broder vor Jahren geschrieben und das hat schon die Jüdische Allgemeine, das Zentralorgan des Zentralrats der Juden in Deutschland, veröffentlicht. Und in diesem Fall muss ich sogar gestehen, dass Broder Recht hatte. Es ist endlich an der Zeit für uns alle zu begreifen, dass Israelis Täter sind, diejenigen, die tatsächlich morden und diejenigen, die dazu schweigen. Wir Juden sind zu einem Volk der Täter geworden und stehen somit den Nazis sehr nah.

Eine weitere ekelhafte und widerliche Tatsache ist die Reaktion vieler, leider sehr vieler Israelis auf die Attentate in Brüssel. Viele schrieben in Zeitungsblogs, sie freuen sich, wenn die Belgier (gemeint sind wir alle, die Europäer) jetzt auch wissen, was Terror ist. Sie verglichen die absolut unschuldigen Belgier mit den schuldigen Israelis und meinten, jetzt würden die Belgier (Europäer) Israel besser verstehen. Ja, wir verstehen Israel, das schlechte Gewissen der Israelis zwingt sie, sich zu freuen, wenn Europäer als Opfer betroffen sind, weil sie sich dann mit den Europäern gleichstellen können und behaupten können, sie sind genauso Opfer wie die Toten in Brüssel oder Paris, in der Hoffnung, die Europäer würden sich mit ihnen solidarisieren. Aber so dumm sind die Europäer nicht.

Damit leben sie in einem totalen Irrtum, der zwar ihrer Selbstgerechtigkeit entspricht, aber nicht der real existierenden Wirklichkeit. In der Realität unterdrücken die Israelis seit bald 100 Jahren ein anderes Volk, vor 70 Jahren haben sie hunderttausende Palästinenser aus ihrer Heimat vertrieben, die sie mit Gewalt erobert haben und vor 50 Jahren haben sie wieder Gewalt angewendet und den Rest Palästinas erobert und besetzt. Seitdem führen sie dort ein Terrorregime über dessen Verbrechen permanent in der Weltpresse aber auch in der israelischen Presse berichtet wird.

Nein, deswegen soll Israel nicht kritisiert werden, denn die Israelis sind resistent gegen Kritik, zumindest die zionistischen Israelis und ihre Helfer und Helfershelfer im Ausland. Kritisiert werden muss und soll, unsere deutsche Regierung, unsere Politiker und die Regierungen derjenigen Staaten, die am meisten für diese Katastrophe, die im 20. Jahrhundert begann, verantwortlich sind, nämlich die USA und vor allem England und Frankreich, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in bester kolonialer und nationaler Politik den Nahen Orient unter sich aufgeteilt, nachdem sie vorher den Arabern Freiheit und Unabhängigkeit versprochen haben, falls sie die Alliierten im Ersten Weltkrieg, im Kampf gegen Deutschland und das Osmanische Reich unterstützen würden. Die Araber haben ihren Teil des Abkommens erfüllt, aber England und Frankreich fühlten sich mehr den Zionisten verpflichtet. Diese falsche Entscheidung aus den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bestimmt heute noch die Politik im Nahen Osten und eigentlich in der ganzen Welt.

Palästina mag, gemessen an Europa, rückständig gewesen sein, aber unbewohnt, ungenutzt, unbebaut und unzivilisiert, das war Palästina nicht. Das ist das Märchen der zionistischen Propaganda, das leider von immer noch zu vielen Menschen geglaubt wird. Die zionistische Propaganda prägte den Slogan: „Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land.“ Als sich aber sehr bald herausstellte, und zwar durch aufgeklärte und aufgeschlossene Zionisten, dass das Land nicht „ohne Volk“ ist, änderten die Zionisten ihre Taktik und Propaganda und nannten die Einheimischen, die seit Generationen dort lebten, „Spätankömmlinge“, also Araber, die sich durch die zionistische Entwicklung des Landes angezogen fühlten und aus noch rückständigeren Gegenden wie Irak, Syrien oder Ägypten eingewandert sind. Dabei waren nur sehr wenige zionistische Einwanderer Nachkommen der alten Israeliten. Die allermeisten hatten von ihrer Geschichte und Abstammung her nichts mit dem Land zu tun. Die Vorfahren der Juden Europas waren im Wesentlichen die zum Judentum konvertierten Khazaren.

Wir müssen endlich lernen zwischen zionistischer Legende und historischer Wahrheit zu unterscheiden. Leider gibt es bei uns viel zu viel Ignoranz gegenüber der historischen Wahrheit und fast überhaupt kein Verständnis für den Zorn der arabischen und besonders der palästinensischen Welt.

Wir müssen das immer wieder laut sagen, aber besser noch laut schreien. Es war ein riesengroßes Unrecht, was man den Arabern angetan hat und insbesondere den Palästinensern.

3 Gedanken zu „Wir müssen schreien gegen israelisches Unrecht!

  1. Lieber Herr Bundy,

    Dass Sie Abi Melzer einen „durchgeknallten Judenhasser“ bezeichnen, dafür sollten Sie sich schämen.

    Es wird ganz sicher die Zeit kommen, in der vermehrt jüdische Jugendliche sich die Frage stellen werden, „wie konnte es nur so weit kommen, mit unserem Staat Israel“. War niemand da, der sein Wort gegen die furchtbaren Missstände erhob, die seit der beiden Gaza-Kriege immer schlimmer wurden – trotz aller Ausgrenzungen, Denunziationen, Beleidigungen, Rufmordkampagnen, die damit verbunden waren?

    Und dann werden es die Abi Melzer, Uri Avnery sein, auf die diese jungen Juden eines Tages mit Stolz schauen werden und feststellen, dass das Licht des universalistischen Judentums, das einmal für Gerechtigkeit einstand, nicht ganz erloschen ist. Sie, Herr Bundy werden zu jenen gerechnet werden können, die dieses Licht vergeblich auszublasen versuchten.

  2. Ich bin dankbar, dass Herr K. Herrn Bundy so ruhig antworten mochte und konnte.
    Herr Bundy: Merken Sie wirklich nicht, in welche Gesellschaft, zumindest Nähe von sich Herrenmenschen Dünkenden Sie (!) sich selbst stellen, wenn Sie einen anderen Menschen (wie sehr Sie sich auch offensichtlich über ihn ärgern) „ein widerliches Stück Scheiße“ nennen! Solches, Ihr (!) Denken (!) ist widerlich, Sie als Person aber sind offensichtlich schrecklich verblendet, vermögen die von konstruktiv(!)-kritschen Juden längst herausgearbeiteten Wirklichkeiten nicht zu erkennen. Schlimm!
    Aber Scheiße sind auch Sie nicht.
    Ja, Herr Melzer formuliert auch mir manchmal zu scharf. Aber ich glaube, ihn gut genug zu kennen, um sagen zu können, dass ihm k e i n e s Menschen Leid „am A. vorbeigeht“, er aber (durch all zu viele widerliche Angriffe von Broder und vielen anderen auf ihn) wund-gescheuert und dadurch – verständlicherweise – manchmal dünnhäutig, verletzt, auch zurückschlägt.

    Wenn es denn der israelischen Regierung wirklich um Verteidigung ginge…! Aber durch die Siedlungs- und Vertreibungspolitik, die massive Benachteiligung der Palästinenser auch in Israel durch für sie geltende andere, erheblich geringere „Rechte“, durch das Mit-Füßen-Treten von Menschen- und Völkerrecht bewirken die Regierung und große Teile der Militâr- und auch Zivilverwaltung sowie Justiz… nicht „nur“ schier unendliches Leid bei Palästinenser und bei einem Teil der Betroffenen auch Wut und gar zum Töten bereiten Hass, sondern gerade durch die vermeintlich schützenden politischen und sonstigen Entscheidungen gefährden sie auch ihre eigenen Leute am stärksten!

    Und die deutsche Regierung macht sich durch Schweigen oder all zu „sanfte“ Anmerkungen („diese Politik ist dem Frieden nicht förderlich“) sowie das Reden von Wertgemeinschaft etc. massiv mit-schuldig am Leid der Palästinenser wie an der Sicherheit der Juden. Ja sogar des israelischen Staates.

    Keinem ernsthaften Krtiker der israelischen Verhältnisse sind verletzte und tote Juden egal! Nur sehen Sie den Ursache-Wirkungs-Zusammenhang völlig anders.

  3. Hallo Herr Melzer,
    solange das politische Deutschland seine Stimme nicht gegen die Menschenrechts- und Völkerrechtsverletzungen Israels erhebt, wird sich im Nahen Osten nichts ändern. Deshalb geht es darum, Prominente aus Politik, Wirtschaft, Medien, Kirche und Kultur, deren Meinung in der Öffentlichkeit angesehen ist, mit aktuellen Informationen aus Israel zu versorgen und sie dadurch zu ermuntern, aufzustehen, sich öffentlich aus eigener Redlichkeit und Betroffenheit zu empören und gegen das Schweigekartell anzugehen, das seit Jahrzehnten zum Thema Israel in unserem Land existiert und das insbesondere mehrfach in jüngster seinen definitiven Ausdruck darin gefunden hat, dass unsere Politiker, voran unsere Bundeskanzlerin, immer wieder behaupten, Israel und Deutschland hätten die gleichen Werte!
    Gehen Sie mit Ihrer Online-Zeitschrift in die Offensive und schicken Sie regelmäßig Ihre Beiträge an eine ausgewählte Prominenz.
    Alles andere ist und bleibt Selbstbefriedigung auf hohem Niveau.
    Herzlichst,
    Ihr T. Kemme

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