von Tanya Ury
Ich verstehe die Wut von so vielen Palästinensern, denen das Recht auf Wiederkehr in ihre Heimat im besetzten Palästina, verweigert wird, während gleichzeitig jährlich etwa 10.000 europäischen Juden erlaubt wird, nach Israel zu emigrieren, mit der unrechten Rechtfertigung der „Alija“, dem Rückkehrrecht; zu vielen Palästinensern, die schon in Palästina leben, wird von der israelischen Regierung keine legitime Bürgerschaft bewilligt.
Ich kann die Frustration dieses Volk verstehen, dessen Frischwasser-Zugang absichtlich auf ungenügende Mengen beschränkt wird, dessen Häuser zerstört, dessen Land weiter geraubt wird und dessen Menschen unterdrückt werden.
Als britisch-deutsche Jüdin, die in Deutschland lebt, lehne ich dieses vorgebliche Geburtsrecht ab, das Juden von Israel gewährt wird. Ich unterstütze den BDS Einsatz für Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen von israelischen Produkten, und Institutionen, als eine Maßnahme, außerhalb des Landes Aufmerksamkeit auf israelische Repression zu richten und um dessen Aggression einzuschränken. Ich bin heute motiviert – nach den neuerlich alarmierenden Entwicklungen in Jerusalem – zu sprechen.
1980 verurteilte der UN-Sicherheitsrat Israels Ankündigung, diese Stadt zur Hauptstadt zu erklären, und – aus Respekt vor dieser Erklärung – hat seitdem keine andere Nation ihre Botschaft nach Jerusalem verlegt. Präsident Donald Trumps Anfang Dezember verkündete Entscheidung, die US-Botschaft aus Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen, ist eine offene Beleidigung des schon angeschlagenen Palästinensischen Volkes.
Die erste „Intifada“ – Ausdruck und Folge palästinensischer Verzweiflung – begann vor dreißig Jahren, in einem Flüchtlingslager in Gaza. Jetzt – als Reaktion auf Trumps krasse Entscheidung, rufen Hezbollah und Hamas zu einer erneuten Intifada auf, was zu erwarten war.
Heute ist der 5. Tag des jüdisch-religiösen Chanukah-Fest – in jüdischen Häusern werden heute Abend 5 Kerzen angezündet, um das Wunder des Lichtes im Jerusalem des Jahres 168 v. Chr. zu feiern, als die jüdischen Makkabäer durch den hellenischen König Antiochus IV Epiphanes belagert wurden. Als das für Tempel-Rituale nötige Olivenöl der Makkabäer geschändet wurde, ereignete sich ein Wunder: ein einziger versiegelter und gesegneter Öl-Behälter – der normalerweise nur einen Tag kontinuierlich brennen würde – reichte für acht Tage aus – bis mehr Öl zubereitet werden konnte.
Heute sind es die Palästinenser, die in Jerusalem und Palästina leiden. Zu diesem jüdischen Lichterfest Chanukah, das ursprünglich dem 2. Tempel in Jerusalem gewidmet war, will ich alle bitten, sich an die Notlage des palästinensischen Volkes zu erinnern, dem in seiner Heimat volle Bürgerrechte zustehen müssten. Es sollte keine weiteren Beleidigungen geben, kein weiteres Blutvergießen – aber die Möglichkeit in Frieden aufblühen zu können.
Tanya Ury, Mitglied der Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost, Deutschland.
Diese Rede wurde anläßlich des Aktionstages „Freiheit für Jerusalem! Freiheit für Palästina“ mit der BDS-Gruppe Bonn (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen), der DPG Bonn (Deutsch-palästinensische Gesellschaft e.V), der Palästinensischen Gemeinde Bonn und dem Institut für Palästinakunde Bonn auf dem Martinsplatz in Bonn am 16.Dezember 2017 gehalten.
Quellen:
https://www.theguardian.com/commentisfree/2017/dec/07/the-guardian-view-on-trump-and-jerusalem-undiplomatic-diplomacy
https://www.pressreader.com/uk/the-guardian/20171208/281865823807978
https://en.wikipedia.org/wiki/Antiochus_IV_Epiphanes
https://en.wikipedia.org/wiki/Hanukkah
https://www.theguardian.com/news/datablog/2015/feb/05/is-there-really-a-jewish-exodus-from-western-europe
Liebe Frau Ury,
haben Sie herzlichen Dank für diesen Kommentar! Er tut so gut unter all dem vielen Unsinn, der im Moment in den Medien zu lesen ist.