„Palästina Solidarität“ oder Solidarität mit Palästina

Beim Treffen der KoPI Gruppe am Sonntag, den 7. September 2014 in Frankfurt, fragten mich einige Mitglieder worum es bei meinem Streit mit EHG geht, nachdem erneut Öl ins Feuer gegossen wurde, indem meine satirische Laudatio zur Verleihung des Kölner Karlspreis an EHG, die im Palästina Portal erschienen ist, mit einem giftigen und bösartigen Kommentar über die KoPI-Liste verschickt wurde. Ich habe meinen Standpunkt erklärt und möchte dies auch allen mitteilen, die mehr wissen wollen. Dabei ist ein grundsätzlicher Beitrag zum Thema „Palästina Solidarität“ entstanden, nachdem behauptet wurde, dass mein Streit mit EHG „ein Bärendienst“ für diese sogenannte Solidarität sei. Vorab möchte ich mich für als Beleidigung empfundene Äußerungen entschuldigen und selbstverständlich werde ich versuchen, in Zukunft sachlich zu bleiben.

Ludwig Börne und Heinrich Heine haben einander verachtet und verschmäht, und dennoch waren beide Mitte des 19. Jahrhunderts die Vertreter des freien, liberalen Deutschlands. Was Heinrich Heine über Börne schrieb und Ludwig Börne über Heine, gehört zu den Perlen der deutschen Schmäh-Literatur. So einig sie sich im Kampf gegen Tyrannei und Heuchelei waren, so uneinig waren sie in moralischen und persönlichen  Angelegenheiten. 

Solidarität gegen eine Ungerechtigkeit ist notwendig, aber es ist selten, wenn nicht sogar unmöglich, dass auch alle Beteiligten untereinander solidarisch sind. So war es nicht beim Kampf der Linken gegen die Faschisten, der Araber gegen Israel und der Juden gegen die Palästinenser. Ben Gurion konnte Begin nicht leiden, ja er hasste ihn sogar, und Begin mochte Ben Gurion auch nicht. Und so könnte ich unzählige Beispiele aus der Weltgeschichte aufzählen, von Stalin und Trotzki, die sich nicht leiden konnten, bis Churchill und De Gaulle, die gemeinsam gegen Hitler kämpften, sich aber persönlich nicht mochten. Und so ist es auch möglich, dass zwischen EHG und mir keine besondere gegenseitige Sympathie herrscht, was aber für sich allein gesehen, noch kein Grund gewesen wäre, sie zu kritisieren.

Anfangs hatten wir eine durch gegenseitige Duldung gekennzeichnete Beziehung, die relativ kühl und emotionslos verlief, zumindest von meiner Seite. Wir verkehrten korrekt und höfflich miteinander, ich verschaffte ihr über SEMIT einen Presseausweis. Ich dachte damals, dass wir zwar an derselben Front stehen, aber nicht unbedingt beste Freunde sein müssen. Das habe ich bei meiner Ausbildung in der Israelischen Armee gelernt.  Weiterlesen

Krieg ohne Ende – Paranoia ohne Ende

Ich bin Mitglied der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden. Unser Verein, der überall in Europa und auch in den USA vertreten ist, setzt sich ein für einen gerechten Frieden im Nahen Osten.

Auf einer Demo in Berlin am Samstag, den 9.8.2014 sagte unser Vorstandsmitglied Iris Hefes:
„Wir, hier lebende Juden, schämen uns, dass so ein Verbrechen, wie die jüngste Invasion der israelischen Armee und der Massenmord an Zivilisten und Kindern, die in Gaza zur Welt gekommen sind, im Namen des Judentums begangen worden ist. Wir erklären uns mit allen Opfer des israelischen Militäranschlags auf dem Gazastreifen solidarisch.“
Israels militärische Aktionen im Gaza-Streifen sind unverhältnismäßig
und richten sich – nach den vorliegenden Nachrichten der UNO – nicht nur gegen militärische Ziele, sondern vor allem gegen die Menschen im Gaza-Streifen. Das hat in aller Welt Empörung hervorgerufen und zu Solidarität mit den Palästinensern veranlasst.
Wer von mir jetzt eine ausgewogene Rede erwartet, den muss ich enttäuschen. Meine Rede wird nicht ausgewogen sein, denn es gibt bei diesem Konflikt keine Ausgewogenheit. Israel bedient sich eines zionistischen Mythos, der nur so strotzt von Doppelmoral und Einseitigkeit.

Auch der Staat Israel und besonders seine zionistischen Führer sagen immer wieder wie bei einem tibetischen Mantra, dass sie Frieden wollen. Aber sie wollen einen von ihnen den Palästinensern diktierten Frieden. Einen Frieden ohne Gerechtigkeit.

Ich empfinde es als Ehre hier reden zu dürfen und so wie mein Vater seinerzeit mit Stalingrad mitfühlte, so möchte heute auch ich, angesichts der Ereignisse in Gaza, ausdrücklich betonen:

ICH BIN EIN JÜDISCHER PALÄSTINENSER.

Seit Jahrzehnten drehen sich die Bemühungen um Frieden im Nahen Osten im Kreise. Dabei geht es um ein ganz einfach zu erkennendes Problem, das man lösen könnte, wenn Israel es wollte. Es geht darum, dass Israel arabisches Land erobert und kolonialisiert hat. Auf diesem eroberten Land ist der Staat Israel gegründet worden. Wenn die Israelis bereit und in der Lage wären das so zu sehen, dann wären wir einen bedeutenden Schritt zur Lösung des Problems näher. Wenn man dann das Problem ehrlich und fair lösen will, dann findet man auch einen Kompromiss. Das Problem ist aber, dass Israel kompromisslos ist und sich kategorisch weigert Kompromisse zu machen, während die Palästinenser bereits Kompromisse gemacht haben und auf 78% ihres ehemaligen Palästina offiziell verzichtet haben. Es ist jetzt an der Zeit, dass Israel die restlichen 22% als das Gebiet anerkennen, auf dem der Staat Palästina errichtet werden soll. Der Staat Palästina wird entstehen, mit und ohne Israels Zustimmung und je früher die Israelis sich damit abfinden, desto besser für sie.

Israel rühmt sich die einzige Demokratie im Nahen Osten zu sein und ist stolz darauf die „moralischste Armee der Welt“ zu haben. Leider merken die meisten seiner Bürger nicht den gewaltigen unüberbrückbaren Widerspruch zwischen diesem Anspruch und der bitteren, traurigen und grausamen Realität.

Sie wollen nicht sehen zu welchen Verbrechen ihre Armee fähig ist und sie wollen nicht wissen wie verstockt, selbstgerecht und letzten Endes dumm ihre politischen Führer sind. Sie wollen nicht sehen, dass ihre „moralischste Armee der Welt“ seit Jahren und Jahrzehnten ein anderes Volk unterdrückt und ihm die elementarsten Menschenrechte und das Recht auf nationale Unabhängigkeit vorenthält, Menschenrechte, auf die keiner von uns verzichten würde. „Die moralischste Armee der Welt“ ist eine Besatzungsarmee geworden und handelt wie Besatzungsarmeen eben handeln, brutal und unmenschlich. Die israelischen Soldaten verdrängen komplett, dass sie Besatzungssoldaten sind und sie sind deshalb nicht in der Lage zu erkennen, dass der Widerstand der Palästinenser legitim und gerechtfertigt ist, genauso wie der Widerstand der Franzosen gegen die deutschen Soldaten oder der Widerstand der russischen Partisanen gegen die Wehrmacht. Weiterlesen