Esther Shapira, (geboren 1961), ihre Weltsicht

Die Jüdische Allgemeine veröffentlicht Mitte Oktober einen längeren Aufsatz der Journalistin, in dem sie Deutschland zur „jüdischen Heimatfront“ erklärt. In der Bundesrepublik sei ein antisemitischer Damm gebrochen, Man wisse auch nicht, was „nie wieder ist jetzt“ meinen will; auf „Jüdisch“ bedeute des „nie wieder Opfer zu sein“.

Wahrscheinlich meint sie, gegen den „Dammbruch“ vorgehen zu sollen.

Esther Shapira ist eine schöne Frau mit langen geblondeten Haaren; die Jüdische Allgemeine veröffentlicht auch ihr blendendes Bild:

20.10.2024 12:08 Uhr

In Wikipedia findet man ein aktuelleres:

Esther Schapira (2024)

So ist es eben; panta rhei sagten die alten Griechen. Und nicht zwangsläufig fließt alles zum Besseren. In diesem Fließen hat sich auch Israel verändert: es ist nicht mehr das junge Land im Aufbau, sondern ein früh gealterter Staat, der destruktiv um seinen Bestand kämpft. Shapira schreibt, ein 19-jähriger IDF-Soldat habe Yahya Sinwar durch Kopfschuss getötet. Warum erzählt sie dies? Die vermittelten Bilder zeigen den „Drahtzieher des Terrors“ in einem Sessel sitzend und fernsehen; wäre es nicht interessanter gewesen, ihn gefangen zu nehmen? Ihn vor Gericht zu stellen oder ganz banal gegen die noch lebenden Geiseln auszutauschen? Aber Esther Shapira meint, sie sei durch dessen Tod erleichtert.

Sie schreibt weiter (in verständlichen deutschen Satzbau übertragen):

„wir befinden uns in einem unbewussten Abwehrkampf gegen unsere eigene Empathie für die unschuldigen Opfer der Gegenseite, vor allem die vielen getöteten Kinder. Aber: Den Kampf ums Überleben muss und wird Israel gewinnen! Den Kampf gegen unsere Empathie dürfen wir nicht gewinnen! Es geht eben nicht nur um den militärischen Sieg, es geht auch um die Seele Israels. Wie wird das Wissen, Tausende, vielleicht sogar über Zehntausende Kinder und Frauen getötet zu haben, Israels Selbstverständnis verändern? Und wie werden wir künftig hier in Deutschland zusammenleben?….“

Interessante Überlegungen; nach Haaretz ist der „Kampf gegen unsere Empathie“ bereits gewonnen. Abraham Melzer (z.B.) erkennt sein Israel nicht wieder. Shapiro sollte sich den Film „mientras dure la guerra“ ansehen; dort spendet der Nobelpreisträger Miguel Unamuno den spanischen Streitkräften einen namhaften Betrag, damit sie die Republik vor dem Kommunismus retten; er erwacht aber in einem parafaschistischen System; denn die idealisierten Militärs sind auf die massive Hilfe Dritter angewiesen, mit denen sie die Macht nach dem Sieg teilen müssen. Warum soll das mit Israel anders abgehen? Shapira kennt nicht einmal die Kräfte, die Israel zu einem Sieg verhelfen. Israel wird wahrscheinlich als taktischer Sieger aus dem Krieg hervorgehen. Also wird es kaum einen Grund zur Trauer haben; die arabischen Leichenberge werden die Grabreihen der gefallenen Soldaten und der verlorenen Geiseln in den Schatten stellen. Trauer um 1000 tote IDF-Soldaten und 150 Geiseln im Blick auf einen Sieg? Kann dies auch eine „Unfähigkeit zur Freude“ verursachen? Ja, kann wenn es kein strategischer, geschweige denn ein politischer Sieg wird. Soll Israel heute schon alternativ eine Fähigkeit zur Trauer entwickeln, weil die politischen Kriegsziele nicht erreicht sind? Das wäre Defätismus, ein Weder noch oder ein Sowohl als auch? Für die Fragen, die heute kaum gestellt werden, lassen sich heute schon Antworten vorbereiten. Die Antworten dürften als Gegenfragen dahin gehen, wie sich ein Krieg um eine Fläche wie München mit einer halben Million rekrutierter Soldaten über ein Jahr hinziehen kann. Waren israelische Panzer nicht schon Ende 2023 in Gaza-Nord, das sie jetzt wieder neu bombardieren? Wie war das damals in Stalingrad? Der Wehrmacht gelang es nicht, die Russen gänzlich aus der zertrümmerten Stadt zu vertreiben und das Wolga-Ufer zu sichern; später wurde die 6. Armee in der Stadt eingeschlossen, die sie hatte erobern sollen. Natürlich ist nicht zu erwarten, dass die IDF in Gaza eingeschlossen wird, aber dass nach 12 Monaten immer noch zwischen den Häusern Widerstand geleistet werden kann, irritiert doch. Nun beginnt ein ähnlicher Reigen im Libanon; die Trümmer Beiruts sehen denen von Gaza ähnlich. Und jetzt spricht Shapira von einer Front in Deutschland. Front gegenüber Alt-Deutschen oder moslemischen Neu-Deutschen? Gucken wir auf die „Heimatfront“ Israels in den USA; der Schweizer Tagesanzeiger bringt einen Bericht von Fabian Fellmann:

„Wo Kamala Harris längst aufgegeben hat

Nein zu Harris, Ja zu Hassan Nasrallah und Yahya Sinwar: Dearborn ist die Hauptstadt der arabischen Amerikaner. Hier könnten die Demokraten die Präsidentschaftswahl verlieren.

Demonstrierende in Dearborn im Swing-State Michigan kritisieren Kamala Harris für ihre Haltung gegenüber Gaza und Israel. In der Stadt in der Nähe von Detroit hat die Mehrheit der Bevölkerung Wurzeln im Nahen Osten.“

Mit wem will sie künftig zusammenleben,  mit den geflüchteten Palästinensern und Syrern oder nur mit den Berlinern? Angela Merkel hat fast zwei Millionen Araber ins Land gelassen, mit den Türken zusammen kommen wir bald auf mehr Moslems in Deutschland als Israel Juden hat. Juden in Deutschland? Um 1920 herum waren diese bereits so gut wie „untergegangen“ (Felix Theilhaber),  aber wurden nach 1945 ersetzt durch 30.000 „displaced“ Juden, und  nach 1990 durch 250.000 Sowjet-Juden (Charlotten Knobloch). Wenn sich bei uns „die Juden“ (die repräsentierten 100.000) derart bedingungslos und protestfrei hinter die israelische Kriegsführung stellen, dem Abschlachten von „über Zehntausender Kinder und Frauen“ (Shapira) rechtfertigend zunicken, dann könnte das künftige Zusammenleben in Deutschland schwierig werden. Inzwischen stellt sich heraus, dass die halbe Welt den Terroristen Hilfe leistet, von UNWRA bis UNFIL. Außer den USA und England hat Israel kaum Freunde; durch die USA verläuft inzwischen auch eine „Heimatfront“.  Von Frankreich wissen wir, dass sogar Macron unzuverlässig schwankt. Die USA kritisieren den Stil der Kriegsführung in Gaza; dabei dürfte es eher ein ökonomisches Unvermögen Israels sein, die Menschen in Gaza nicht versorgen zu können. Ohne US-Hilfe liefe in Israel nichts rund. Es war die US-Luftwaffe, die die Mehrzahl der iranischen Drohnen und Raketen abgeschossen hat. Leute wie Shapira könnten ruhig etwas zurückhaltender schreiben, denn ganz so weit her ist es mit der „Selbstverteidigung“ offensichtlich doch wieder nicht. Der „Arrow“ taugt offensichtlich nicht für einen Krieg mit dem Iran.

Wie heißt es bei Erich Maria Remarque?  Salonpolitiker. Wirtshausstrategen. Eine Vaterjüdin wie Esther Shapira sollte nicht zu wild an der „Heimatfront“ in Deutschland die Trommel rühren. „Bescheidenheit ist eine Zier….“, die sich nach dem Krieg vielleicht bezahlt macht. In Deutschland hallt das Echo des Trommelwirbels noch lange nach, wenn die Granaten in Gaza schon krepiert sein werden.

von Lobenstein

War Adolf Hitler ein Nazi?

Die Frage erscheint selbst als rhetorische etwas paradox; sie wurde aber ähnlich gestellt in dem Sinn, ob Hitler wirklich Antisemit gewesen sei. Gegen Hitlers Antisemitismus sprach, dass sich das Regiment List zahlreich aus den jüdischen Wehrpflichtigen Ichenhausens rekrutierte, und folglich genau wusste, dass die „hebräischen Volksverderber“ (Mein Kampf) genauso ihren Job gemacht hatten wie die christlichen. Hitler hatte „seine Juden“, Hugo Gutmann und Eduard Bloch das Verlassen Deutschlands ermöglicht. Gutmann war der Offizier, dem er das EK I verdankte, Bloch der Arzt seiner Mutter, der 1941 mit seinem gesamten Vermögen in die USA emigrieren durfte.

In „Mein Kampf“ hatte der Führer zuvor geschrieben, dass

„alle großen Volksführer es verstanden hätten, die Feinde eines Volkes als nur einer Kategorie von Feind zugehörig darzustellen“ (S. 129).

Dass Hitlers Wahl auf die Juden als feindliche Kategorie fiel, dürfte der Tatsache geschuldet gewesen sein, dass die Deutschen mehrheitlich und das zumindest latent, Antisemiten waren. Nicht Hitler machte aus den Deutschen Antisemiten, sondern er passte seine Grundprinzipien den antisemitischen Vorstellungen der Deutschen an. Das ist allerdings viel schlimmer; Hitlers persönlicher Antisemitismus war also einer des politischen Kalküls, der einer eiskalten Berechnung. Dass diese Kalkulation zuletzt zum Holocaust führte, ist der Logik des Krieges geschuldet.

Ähnlich kann man sich in Bezug auf Hitlers Nazitum die Frage stellen. Nach dem Zusammenbruch von 1919 hatte sich Hitler der Bewegung von Ernst Niekisch angeschlossen.  Über diesen schreibt WIKIPEDIA:

Ernst Niekisch (* 23. Mai 1889 in Trebnitz; † 23. Mai 1967 in Berlin (West)) war ein deutscher Politiker (USPDSPDASPSED, zuletzt parteilos) und politischer Schriftsteller. Er war einer der führenden Köpfe des Nationalbolschewismus, der den Strasser-Flügel der NSDAP beeinflusste. ……. Beeinflusst wurde Niekisch vom Vordenker der Jungkonservativen Arthur Moeller van den Bruck, der in seinem Werk Das Dritte Reich 1923 eine zukünftige Verbindung von Sozialismus und Nationalismus propagierte und ein autoritäres Deutsches Reich ohne Parteien anstrebte, das sich gegen die liberalen westlichen Staaten – insbesondere gegen die Vereinigten Staaten – zur Sowjetunion hinwenden sollte. Auch Niekisch entwickelte das Programm einer „nationalen Wiedergeburt Deutschlands“ und setzte sich für ein Europa unter deutscher Führung mit starker Verbindung nach Osten bis nach China ein. Seine Abgrenzung von der westlichen parlamentarischen Demokratie beschrieb er 1926 mit den Worten:

„Westlerisch sein heißt: mit der Phrase der Freiheit auf Betrug ausgehen, mit dem Bekenntnis zur Menschlichkeit Verbrechen in die Wege leiten, mit dem Aufruf zur Völkerversöhnung Völker zugrunde richten.“[5]

Niekisch wählte für seine Ostoption 1929 die Formulierung:

„Entweder asiatisch oder afrikanisch zu werden, sich an das vernegerte Frankreich oder an das tatarische Rußland zu schmiegen.“[6]

Auch antisemitische Argumentationsmuster sind in seinen Schriften zu finden. So schrieb er …. nach 1945 in Das Reich der niederen Dämonen:

„Indem sich das Dritte Reich mit dem Weltjudentum zu messen begann, hob es dieses erst wieder auf die Höhe einer Weltmacht empor […] Es tat dem Juden vielleicht die höchste Ehre an, die ihm je zuteil geworden war, indem es als der staatlich organisierte Widerspruch gegen ihn existierte.“[10]

Mit seiner nationalbolschewistischen, antidemokratischen und antiwestlichen Politik beeinflusste er seinerseits den linken Flügel der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) um Gregor Strasser.—-„

Das erinnert etwas an die heutige Einstellung von AfD und BSW zum Ukrainekrieg. Hitler dagegen polemisierte gegen das Sowjetreich, weil er um Zustimmung des bürgerlichen Lagers in Deutschland warb. Auch insoweit war er der große politische Werbefachmann, der seine politischen Seifen zu verkaufen wusste.

Apropos Niekisch: er überlebte das Dritte Reich und den Krieg im Zuchthaus.

Nach dem Scheitern der bayerischen Räterepublik fand Adolf Hitler die von Anton Drexler gegründete Kleinpartei, die er als zivile Ergänzung für die bayerische Armee seinen militärischen Vorgesetzten anbieten konnte. Diese nationale, aber antibolschewistische Partei als Grundlage des politischen Willens würde es einem Generalstab erlauben, jeden Krieg zu Ende zu führen. Nach „Mein Kampf“ sollte dieser Krieg nur im Osten geführt werden. Überlegt man, dass die NSDAP zuletzt 10 Millionen Deutsche namentlich gelistet hatte, dass es nach 1933 neben der NSDAP noch zahlreiche berufsständische Organisationen gab, die zuletzt jeden Volksgenossen für das Regime erfassten, dann ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass die Deutschen allesamt ihr eigenes Seelenleben vergewaltigt hätten. Im Prinzip müssen die Vorstellungen von National und von Sozialistisch in ihrer gegenseitigen Bedingtheit dem deutschen Wesen elementar entsprochen haben. Hildegard Hamm-Brücher wusste als Zeitzeugin, dass 92% der Deutschen bis zuletzt dem Regime gegenüber loyal waren.

Das sagt allerdings wenig zur politischen Einstellung Hitlers aus. Für seine Loyalität zur Partei spricht, dass er sie, anders als Mussolini, nicht den staatlichen Regierungspräsidenten (in Italien: Präfekten) unterstellte, sondern die Regierungspräsidenten den Gauleitern. Gegen seine Loyalität zur Partei spricht, dass er deren Zentrale in München beließ und dieser die Gauleiter nicht unterordnete. PETER HÜTTENBERGER (in: Die Gau leiter.Band19 der Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte) sah die Wirklichkeit des Dritten Reiches in den zwölf Jahren in permanenter, Veränderung, die im Widerspruch zur „Einheitlichkeit“ und zur zentralistischen Machtkonzentration stand. „Zu dieser Wirklichkeit gehörten die Gauleiter, die das „Herzstück“ der NSDAP bildeten und erstaunlich unabhängig von der Parteileitung in München waren.“ Die „NS- Machtkonzentration“ war also in Wirklichkeit staatlich autoritär. So kann man abschätzen, dass die Gauleiter das Element des Föderalen des Deutschen Reichs fortsetzten, wogegen „der Führer“ das Zentralstaatliche Element darstellte. Allerdings kann das föderale Element nur in einem Zentralstaat existieren, andernfalls würde es separatistisch werden müssen.

Beim Blick vom Ausland aus auf das nationalsozialistische Deutschland verschwimmen diese beiden Elemente. Man versteht den deutschen Föderalismus nur als territoriale Gliederung eines Zentralstaats. Der Föderalismus ist aber mehr. Der Insider deutschen Wesens kann Deutschlands Doppelstaatlichkeit wahrnehmen. Und er erkennt, dass die Partei zwar von Hitler durch unendlich viel Engagement und Reden zu ihren Wahlerfolgen kam, aber die eigentliche Parteiarbeit von Leuten wie Gregor Strasser und anderen bis hinab zu Horst Wessel gemacht wurde. Selbst Dr. Josef Goebbels war anfänglich ein zur Münchner Zentrale oppositioneller Nazi, bevor er sich von Hitler hat einnehmen lassen.

Am 30.1.1933 war es dann so weit: Hitler wurde Reichskanzler, der von seinen „bürgerlichen“ Ministern erst einmal „eingerahmt“ wurde. Die Einrahmung unterlief Hitler mit Hilfe der durch die SA verstärkten Polizei, deren Chef in Preußen General Hermann Göring als Innenminister und in Bayern Heinrich Himmler wurde. Bayern und Preußen zusammen stellen gut 80% von Deutschland dar. Hier übersieht man leicht, dass in Deutschland keine Reichspolizei gab, sondern die Polizei das „schlagende Element (Argument)“  der Länder war und ist. In den wichtigsten Städten wurden SA-Führer Polizeipräsidenten, und Ernst Röhm als Stabschef der SA bereitete eine Militärdiktatur durch ein SA-Volksheer vor, das 1934 auf 4 Millionen Mann angewachsen war. Hitler als Träger der Staatsgewalt war in Gefahr, von der nationalsozialistischen Revolution „gefressen“ zu werden.

Das vermied er, indem er für seine Person sich in die staatlichen Schlüsselämter flüchtete und die Staatsmacht verstärkte; als Reichskanzler ergriff er mit der Gleichschaltung der Länder die Reichsstatthalterschaft in Preußen. Den Röhmputsch unternahm er mit der bayerischen SS als Polizeitruppe. Nach dem Röhmputsch, durch den er die SA bedeutungslos machte, vereinigte er das Amt des Reichskanzlers mit dem des Reichspräsidenten. Der Röhmputsch sicherte ihm die Ergebenheit der Reichswehrführung, von deren Chef v. Blomberg er sich erst 1938 befreite. Eine Luftwaffe hatte es in der Weimarer Republik nicht gegeben, sie war eine Schöpfung seines Paladins Hermann Göring und von Haus aus nationalsozialistisch orientiert. Man erkennt aber, dass der Ehrgeiz Hitlers auf eine Staatskarriere durch Ausbau der Staatsmacht des Reichs ausgerichtet war. Die Partei konnte er den Gauleitern und seinem Stellvertreter Rudolf Heß überlassen, nach 1941 sogar dem Sekretär Martin Bormann.

Gerd Ueberschär und Winfried Vogel (in: Dienen und verdienen) haben Hitlers Geschenke an „seine Eliten“ umfangreich aufgeschrieben. Die Geschenke gingen allerdings nicht an Hitlers Parteigenossen, sondern an Hoheitsträger des deutschen Staatsapparats. Nicht einmal SPD-Führer wurden übergangen, soweit sie sich um den Zentralstaat verdient gemacht hatten. Die Feldmarschälle wurden trotz des schlechten Kriegsverlaufs fürstlich ausgestattet, was sie veranlasst haben dürfte, trotz drohender Niederlage weiter für ihre Besitzungen kämpfen zu lassen. Ueberschär und Vogel zitieren das vernichtende Urteil Ulrich von Hassels, dass die führende Elite duch Korruption unfähig war, gegen Hitler zu opponieren. Generalfeldmarschall Erwin Rommel beging aus lauter Loyalität sogar Selbstmord. Deutschland ist durch und durch korrupt und verdorben, was in unseren Tagen der Fall Andrea Nahles zeigt, die man 2019 mit dem Posten einer Präsidentin der Bundesanstalt für Arbeit ruhiggestellt hat. Es sind heute die Parteien, die solche Dotationen vergeben.

Man könnte es also so sehen, dass das Dritte Reich nicht wirklich eine „NS-Gewaltherrschaft“ war, sondern eine ordinäre Diktatur des Staatsapparats, dessen um die SS und ihr RSHA erweiterte Polizei zusammen mit der Justiz auf Grund endlos verschärfter Gesetze (z.B. Volksschädlingsverordnung) die Gewalt gegen das Volk ausübten. Niemand, der hoch im Apparat angesiedelt war, konnte nach Empfang von Dotationen seinen Gönner und Führer stürzen wollen. Die Herrschaften Stauffenberg, Witzleben, Olbricht und Quirnheim waren für einen Staatsstreich viel zu niedrig positioniert.

Apropos:

Der Stauffenbergputsch (20.7.44) war so oder so gesehen ein böser Verrat: Nach heutiger Sicht hatte Graf Stauffenberg, obwohl er bei seiner Landung in Rangsdorf erfuhr, dass sein Attentat gescheitert war, den „Walküre-Alarm“ auslösen lassen, und hat damit der Gestapo die gesamte potentielle Nachkriegselite in die Hände gespielt.

Unsere alberne Bundesregierung dreht sich die Dinge zurecht (Rede von 2024):

„….Um Claus Schenk Graf von Stauffenberg hatte sich eine Widerstandsgruppe von Militärs und hochrangigen Beamten gebildet, um die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und den Zweiten Weltkrieg zu beenden. …“

Erster Unsinn: Stauffenberg stieß zu den bestehenden Widerstandsgruppe, und nötigte ihnen einen närrischen Aktivismus auf.

„Das Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 scheiterte – und damit auch der Umsturz. Noch in der Nacht wurden Stauffenberg und weitere Angehörige der Gruppe ermordet (sic! Plumpe Lüge). In den Tagen und Monaten darauf ließen die Nationalsozialisten tausende weitere Widerstandskämpfer verhaften. Viele von ihnen wurden ebenfalls hingerichtet. ….“

Zweiter Unsinn: Lächerlich! „Kämpfer“. Wer hatte da je gekämpft? Man lügt und verfälscht durch fehlerhafte Wortwahl. Wikipedia fasst es wie folgt zusammen:

„…. Nach dem Bombenattentat auf Hitler durch Stauffenberg erhielt Generaloberst Friedrich Fromm durch Generalfeldmarschall Keitel die Meldung, Hitler habe die Explosion leicht verletzt überlebt. Daraufhin weigerte er sich vehement, den Putsch Stauffenbergs, den er für gescheitert hielt, zu unterstützen und den „Walküre-Befehl“ zu unterschreiben, wozu nur er berechtigt gewesen wäre. Stauffenberg befahl er, sich zu erschießen….“ 

Besser wäre es gewesen, Stauffenberg hätte sich schon in Rangsdorf erschossen; jetzt im Bendlerblock war es noch eine letzte Chance für ein Nachkriegsdeutschland. Aber der „ehrgeizige, gewissenlose und dumme Offizier“ (Hitler im Rundfunk) befolgte Fromms Befehl nicht, sondern…..

„…. Die Verschwörer nahmen den Generaloberst fest und sperrten ihn in sein Dienstzimmer ein. In den Abendstunden wurde Fromm bei der Erstürmung des Gebäudes durch regimetreue Truppen befreit und setzte sich selbst an die Spitze derer, die den Aufstand beendeten. Auf seine persönliche Anordnung hin wurden Stauffenberg sowie dessen drei enge Mitverschwörer General Olbricht, dessen Chef des Stabes Oberst Mertz von Quirnheim und Stauffenbergs Adjutant Oberleutnant von Haeften durch ein kurzfristig einberufenes Standgericht zum Tode verurteilt und im Innenhof des Bendlerblocks erschossen. ….“

Nix von „ermordet“. Die BRD baut ihren Mythos auf Selbstbelügen, Schwindel und Betrug auf. Das bedeutet für uns heute, dass jeder Staatsapparat als solcher das Potential hat, eine Diktatur zu etablieren, mit und ohne Staatspartei. Wir sind aktuell auf dem Weg in eine neue Diktatur. Man testet derzeit die Verbotsmöglichkeiten gegen rechte Vereinigungen aus wie man anno 1933 gegen linke mit Verbotsverfügungen vorging; man lügt, dass sich die Parlamentsbalken biegen, das Recht beugt sich frewillig, und das korruptible Parteien- und Klientelsystem führt, was von Deutschland übrig ist, in die nächste Katastrophe….

Die Gefahr geht nicht von Gruppen des rechten Spektrums aus, sondern vom Staatsapparat als solchen; dieser strebt immer nach Autorität und dient dem Machterhalt seiner aktuellen Bonzen.

von Lobenstein

 

Bibi Netanjahu im Interview

Wer das Interview Netanjahus gelesen hat, erinnert sich vielleicht an das Foto vom Platz des Himmlischen Friedens; ein Student stellt sich einem Panzer in den Weg; der Panzerfahrer versuchte, an dem Studenten vorbeizukommen. Man stelle sich vor, ein Student aus Gaza, eine schwangere Palästinenserin oder ein kleines Kind würde diesem Vorbild folgen und sich in den Weg eines israelischen Panzers stellen. Wenn man den Gedankengang nachvollzieht, den Netanjahu im Interview offenbarte, wäre das Kind selbst schuld, wenn es überrollt werden würde. Der chinesische Panzerfahrer sah in dem Studenten letztlich einen Mitbürger, das kleine Kind in Gaza ist seit seiner Geburt ein Feind.

Netanjahus Interview ist simultan eine Einlassung eines wegen schwerster Verbrechen verfolgten Beschuldigten. Nach gängiger Praxis der Staatsanwaltschaften in Deutschland hat er zugegeben, den Tod von 40.000 Zivilisten billigend in Kauf genommen zu haben und weitermachen zu wollen. Natürlich begeht auch der Hamas-Kämpfer ein Kriegsverbrechen, indem er seine Kampfstellung im Schutz und Schatten geschützter Personen bezieht. Aber der IDF – Kämpfer weiß darum und schießt trotzdem. Der Irrsinn besteht darin, dass er seine Kollateralschäden für rechtens hält.

Es gab einst einen polnischen Fluch: „Die Deutschen sollen dich besetzen und die Russen dich befreien“. So ist es: Israel ist kein westlicher Staat, sondern eher eine verselbstständigte politische Einheit der russischen Föderation. „Die Russen“ hatten ein Geiseldrama in einem Moskauer Theater beendet, indem sie es stürmten, wobei die Hälfte der als Geisel genommenen Zuschauer ums Leben kam.

Von den Geiseln des 7.10. (Jahrestag der Schlacht von Lepanto) wurden ca. 100 ausgetauscht, einige Ostasiaten einfach freigelassen, etwa 10% der übrig gebliebenen durch israelisches „friendly“ Feuer getötet und ca. 100 sind immer noch ihrem Schicksal überlassen.

Kann ein Normalo-Jude diesem Staat als dem Seinen trauen?  Das Leben von 40.000 Arabern allen Alters und Geschlechts wiegt nichts im Verhältnis zu den inzwischen 800 Gefallenen IDF-Wehrpflichtigen. 1 Israeli wiegt 50 tote Araber auf, scheint die Rechnung des Generalstabs zu lauten. 100 Geiseln jüdischer Abstammung haben nicht den Wert von 5.000 Arabern. Das war ungefähr die Zahl der in israelischer Haft schmachtenden Palästinenser, die freigelassen werden sollten. Sie werden wohl weiterschmachten müsen.

Ein „Deal“ ginge  gegen den Strich der israelischen Staatsraison.  Wie hieß es bei der Hitlerjugend? „Du bist nichts, dein Volk ist alles“. Ein Israeli kann daraus folgern, dass er außerhalb seines Volksverbandes ein Nullum sein könnte.

Wenn man nicht zu den im Westen wenig geschätzten Ostjuden zählt, dann erinnert man sich, dass das Projekt einer „jüdischen Heimstatt“ in Palästina von England und den USA aufgenommen wurde, nachdem diese Länder die Zuwanderung von Ostjuden beschränkt hatten (Alien-Act). Die USA hatten 3.500.000 russische Juden reingelassen, die Briten das Londoner Eastend jüdisch bevölkert. Weitere Millionen russischer Juden wollten das Zarenreich verlassen; da kam die Herzl-Idee gerade recht. Das Witzige ist nur, dass die größten Propagandisten dieser Idee nicht nach Israel „zurückkehrten“. Nahum Goldmann (in: Mein Leben als deutscher Jude) meint, „die Juden“ hätten ihre mittelalterliche Sprache mitgenommen, als sie nach Osten wanderten; wie dem auch sei, sie haben offenbar ihre russische Moral und ihr zaristisches Verständnis vom Wert menschlichen Lebens nach Palästina mitgenommen.

Vielleicht ist dies der Grund, warum auch viele Menschen im Westen instinktiv den „einzigen jüdischen Staat“ ablehnen. Man will auch nicht die Russen an Rhein und Seine haben, und gewinnt an Verständnis, dass auch den Arabern trotz ihres mohammedanischen Aberglaubens und ihrer orientalischen Despotie eine russisch geartete Gewaltherrschaft Missvergnügen bereiten muss.

Netanjahu versteht das nicht. Israel ist der einzige jüdische Staat auf der Welt. Das soll rechtfertigen, dass der Staat keine geschriebene Verfassung westlicher Art mit Gewaltenteilung, Grundrechten und Tralala braucht. Es gibt noch andere ähnliche Einzelexemplare solcher Staaten wie Tibet als buddhistischer Staat, die Mönchsrepubliken am Berg Athos, jesidische Gemeinden im Libanon und im Irak, kommunale Einheiten wie Drusen in Israel, und in den USA Mormonen, die seit 1895 als Unionsstaat Utah hingenommen werden. Man könnte auch Japan hinzuzählen mit seinem Shintoismus. Nur der Teufel weiß, in welchem Gebetbuch die Schotten heutzutage blättern (aus Lilli Bolero). In welcher Zeit leben wir eigentlich? In einer des Rückfalls in die der Katharina von Medici? Alles okay, aber fördern muss man als weltanschaulich Neutraler solche Sonderstaatsexistenzen doch nicht.

von Lobenstein

 

 

Netanjahu gibt Renaud Girard für „Le Figaro“ ein Exklusivinterview

Warum machen es dem deutschen Publikum bekannt? Alles, was „Bibi“ sagt, hat unsere Journaille schon geschrieben, aber war zu feig einzuräumen, dass sie die Worte des israelischen Ministerpräsidenten wiederholte. Der gilt hierzulande als unfein, uncool und sonst etwas.

Benjamin Netanjahu zu „Le Figaro“:

„Frankreich sollte an der Seite Israels stehen. „Wir kämpfen gegen Menschen, die alle Werte hassen, für die Europa steht“,

e Figaro: „Als israelischer Ministerpräsident haben Sie die Meinung vertreten, dass Emmanuel Macron „eine beunruhigende Verzerrung der Geschichte“ vorrnimmt. Am 11. Oktober forderte Emmanuel Macron ein internationales Embargo gegen Israel in Bezug auf Waffen, die im Gazastreifen und im Libanon Verwendung finden. Was ist Ihre Reaktion?“

BENYAMIN NETANYAHOU (B.N.):  Israel ist der Meinung, dass seine Freunde in Europa, auch Frankreich, zu ihm stehen sollten. Denn es ist unser aller gemeinsame Zivilisation, die Israel in einem Siebenfrontenkrieg verteidigt, den es gegen die iranische Achse des Terrors führen muss. In unserem Kampf gegen die Hamas, gegen die Hisbollah, gegen die Huthis und gegen das iranische Regime kämpfen wir gegen Menschen, die alle Ideale hassen, für die Europa eintritt.

Während der Iran dafür sorgt, dass seine terroristischen Stellvertreter im Nahen Osten bestens mit Waffen versorgt werden, fordert Frankreich nun ein Waffenembargo gegen Israel. Auch wenn wir keine Waffen aus Frankreich beziehen, finde ich diesen Appell beschämend. Ich hoffe, dass Frankreich seine Politik ändern wird, damit wir sowohl für die Stabilität des Libanon als auch für andere regionale Fragen zusammenarbeiten können.

Le Figaro:

In einem Video vom 8. Oktober hatten Sie sich direkt an das libanesische Volk gewandt und es aufgefordert, die Kontrolle über sein Land zurückzugewinnen. Haben Sie keine Bedenken, dass Ihre Strategie, die Hisbollah zu schwächen, einen Bürgerkrieg im Libanon neu entfachen könnte?

B.N.: Ein neuer Bürgerkrieg im Libanon wäre eine Tragödie. Es ist gewiss nicht unser Ziel, ihn zu provozieren. Israel hat nicht die Absicht, sich in die inneren Angelegenheiten des Libanon einzumischen. Unser einziges Ziel ist es, unseren Bürgerinnen und Bürgern, die entlang der libanesischen Grenze leben, die Möglichkeit zu geben, wieder nach Hause zukehren und sich dort in Sicherheit zu fühlen. Ich denke, dass auch das libanesische Volk eine Zukunft in Wohlstand und Frieden verdient. Ich hoffe, dass die derzeitige Schwächung der Hisbollah, einer von Teheran angeführten Bewegung, die den Libanon nach und nach in Geiselhaft genommen hat, den Libanesen die Möglichkeit geben wird, ihr Schicksal wieder in die eigenen Hände zu nehmen.

Le Figaro:

Wann und wie wird Ihr Krieg im Libanon enden?

B.M.: Ich wiederhole, dass unser Kriegsziel sehr simpel ist: Es geht darum, unsere 60.000 Flüchtlinge aus Galiläa nach Hause zu bringen, und im Südlibanon alle terroristischen Netzwerke zu zerschlagen, die unsere Nordgrenze erneut bedrohen könnten. Die Hisbollah muss über den Litani-Fluss hinaus zurückgeworfen werden. Wir werden die gesamte terroristische Infrastruktur zerstören, die in den letzten zwei Jahrzehnten aufgebaut wurde. Als Ministerpräsident Israels muss ich dafür sorgen, dass Juden nie wieder einen Völkermordangriff erleiden, wie ihn die Hamas am 7. Oktober 2023 verübt hat. Nie wieder werden wir tolerieren, dass sich eine völkermörderische Organisation an unseren Grenzen festsetzt.

Le Figaro: Frankreich, Spanien und Italien beschuldigen Sie, die UNIFIL (Interimstruppe der Vereinten Nationen im Libanon) misshandelt zu haben, es gab mehrere Zwischenfälle mit leichten Verletzten…

B .M.: Wir haben absolut nichts gegen die UNIFIL und gegen ihre Präsenz. Es ist leider wahr, dass sich die Hisbollah oft hinter UNIFIL-Posten verstecken kann, um Raketen auf uns abzufeuern. Ich bedauere, dass die Mechanismen, die in der Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats nach dem Krieg zwischen der Hisbollah und Israel im Sommer 2006 beschlossen wurden, nicht umgesetzt wurden. Ich erinnere Sie daran, dass in der Entschließung gefordert wurde, dass die einzigen Waffen südlich des Litani-Flusses die der libanesischen Armee sein sollten. In diesem Gebiet hat die Hisbollah jedoch Hunderte von Tunneln und Lagern gegraben, wo wir gerade eine große Anzahl russischer Waffen der neuesten Technologie gefunden haben. Wie viele Raketen der Hisbollah hat die UNIFIL in fast zwanzig Jahren gestoppt? Gar keine, leider!

Le Figaro: Angesichts der geringen Rücksichtnahme, die der Staat Israel in den Augen Frankreichs den Vereinten Nationen entgegenbringt, erinnerte der französische Präsident daran, dass sie von der UNO geschaffen worden seien…

B.N.: Das ist ein Hinweis auf historisches Unwissen und auf einen Mangel an Respekt. Die UNO erkannte das Recht des jüdischen Volkes auf einen Staat an, aber sie hat ihn sicherlich nicht geschaffen. Das jüdische Volk ist seit 3500 Jahren mit dem Land Israel verbunden. Der moderne Staat Israel wurde durch die Opfer der tapferen Kämpfer seines Unabhängigkeitskrieges geschaffen – unter ihnen befanden sich viele Überlebende des Holocaust und des Vichy-Regimes, die in der Lage waren, der Offensive von fünf arabischen Staaten zu trotzen, die sich gegen Israel zusammengeschlossen hatten. Diese wollten den UN-Plan zur Teilung des Mandatsgebiets Palästina nicht hinnehmen. Die UNO beteiligte sich nicht am Unabhängigkeitskrieg von 1948. Zu sagen, dass die UNO den Staat Israel geschaffen habe, ist eine irritierende Verzerrung der Geschichte.

Le Figaro: Ein israelischer General sagte, die Hamas sei in Gaza praktisch vernichtet. Gibt es Hoffnung, dass die israelischen Geiseln bald freigelassen werden?

B.N.: Unsere Ziele für den Krieg in Gaza waren klar: die militärischen und politischen Fähigkeiten der Hamas zu zerstören, die Geiseln zu befreien und sicherzustellen, dass der Gazastreifen nie wieder eine Basis zur Bedrohung für die israelische Bevölkerung hergeben kann. Heute haben wir praktisch alle Brigaden der Hamas zerstreut. Von den 251 unschuldigen Menschen, die am 7. Oktober als Geiseln genommen wurden, ist es uns gelungen, 154 zurückzubringen. Wir werden nicht ruhen, bis alle unsere Geiseln zuhause sein werden.

Le Figaro: Der Ankläger des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag hat die Ausstellung eines internationalen Haftbefehls gegen Sie und Ihren Verteidigungsminister wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Gaza beantragt.

B.N.: Es ist eine verleumderische Beschuldigung. Die IDF hat weit mehr getan als jede andere Armee der Welt, um die Zahl ziviler Opfer zu minimieren, während sie gegen Feinde kämpft, die alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Zahl der zivilen Opfer zu maximieren. Für uns Israelis ist jeder zivile Tod eine Tragödie; für die Hamas sind die zivilen Verluste Teil ihrer Strategie. Alle zivilen Opfer gehen auf das Konto der Hamas. Sie benutzt palästinensische Zivilisten als menschliche Schutzschilde. Die Zahl der zivilen Opfer wird zu Propagandazwecken missbraucht.

Warum nutzt die Hamas Krankenhäuser, Schulen und Moscheen als Stellungen, um ihre Raketen abzufeuern? Damit wollen sie sich vor israelischem Vergeltungsfeuer schützen. Und wenn wir trotzdem Vergeltung üben, beschuldigt die Hamans Israel der Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung.

Zu Millionen wirft Israel Flugblätter mit Fallschirmen ab, verschickt Textnachrichten und telefoniert, um palästinensische Zivilisten vorzuwarnen, sich aus den geplanten Gefechtszonen zu entfernen. Aus diesem Grund ist das Verhältnis von zivilen Todesopfern zu getöteten Kombattanten in Gaza das niedrigst Mögliche in dieser Art von Krieg. Der weltweit führende Experte für Häuserkämpfe, Colonel John Spencer, Professor an der West Point University, sagt, dass Israel Schritte unternimmt, um Zivilisten zu schützen, die keine andere Nation im modernen Häuserkampf je zuvor unternommen hat.

Benjamin Netanjahu empfing Renaud Girard im Büro seines Premierministers in Jerusalem. DR

Le Figaro: Die Anklage erscheint Ihnen also als Akt der Rechtsbeugung?

B.N.: Total. Ich denke, dass sich alle verantwortungsbewussten europäischen Staaten gegen diese Farce der internationalen Gerechtigkeit wenden sollten. Einige von ihnen haben glücklicherweise Eingaben beim IStGH eingereicht, in denen sie erklären, dass eine Anklage gegen die israelische Führung gegen das vom Gerichtshof anerkannte Prinzip der Komplementarität verstoßen würde. Letzteres bedeutet, dass, wenn ein mögliches Kriegsverbrechen vor Ort beurteilt werden kann, wenn es ein unabhängiges und funktionierendes Justizsystem vor Ort gibt, der IStGH nicht angerufen werden kann. Und genau das ist der Fall in Bezug auf den Staat Israel.

Le Figaro: Was ist Ihr Plan für die Zukunft des Gazastreifens?

Wir haben drei Ziele für den Aufbau eines dauerhaften Friedens in Gaza:

1) die Demontage der militärischen und politischen Fähigkeiten der Hamas – da sind wir gerade dabei;

2) die Entmilitarisierung des Gazastreifens – dies wird in jeder zukünftigen politischen Vereinbarung erreicht werden müssen;

3) die Deradikalisierung der palästinensischen Gesellschaft in Gaza – es ist wichtig, dass man nicht mehr von klein auf lernt, Juden zu hassen und zu massakrieren wünscht.

Diese Deradikalisierung wird mit Hilfe erfahrener internationaler Partner vor Ort erreicht werden können. Und das ist es, was die Zukunft des Friedens für Palästinenser und Israelis gleichermaßen garantieren wird.

Le Figaro: Könnte ein Friedensvertrag mit Saudi-Arabien eine historische Versöhnung zwischen Juden und Arabern, zwischen Judentum und Islam herbeiführen.“ 

Benjamin Netanjahu: Die Saudis stehen der Zwei-Staaten-Lösung des Palästina-Problems kritisch bis ablehnend  gegenüber.

Le Figaro: Aber was empfehlen Sie?

Jahrzehntelang war meine Lösung folgende: Die Palästinenser sollten alle Macht haben, sich selbst zu regieren, aber keine, um Israel zu bedrohen. Ich habe immer gedacht, dass es eine Bedrohung für Israel darstellen könnte, den Palästinensern souveräne militärische Macht zu geben. Für mich war das schon vor dem Pogrom vom 7. Oktober offensichtlich. Heute teilt die überwältigende Mehrheit der Israelis meine Meinung: Israel muss die Sicherheitskontrolle vom Mittelmeer bis zum Jordan behalten.

Die Tatsache, dass die Palästinensische Autonomiebehörde (die aus dem Oslo-Abkommen von 1993 zwischen Israel und Jassir Arafats PLO hervorgegangen ist) weiterhin Entschädigungen an die Familien der von der IDF getöteten Terroristen zahlt und die am 7. Oktober 2023 begangenen Gräueltaten immer noch nicht verurteilt hat, ist, gelinde gesagt, enttäuschend. Ihnen heute einen souveränen Staat zuzusprechen, wäre gleichbedeutend mit der Gewährung einer Belohnung für den Terrorismus.

Le Figaro: Ich weiß, dass Sie mir nicht sagen werden, wann und wie Israel auf den Angriff mit ballistischen Raketen durch den Iran am 1. Oktober 2024 reagieren wird. Aber gibt es nicht eine mögliche diplomatische Lösung?

B.N.: Stimmt. Ich werde nicht mit Ihnen über Israels militärische Reaktion diskutieren. Was die Diplomatie betrifft, wie können wir schlecht uns mit denen zusammensetzen, die unsere Vernichtung fordern.  Sollten wir mit ihnen darüber diskutieren, wie Israel von der Landkarte getilgt werden sollte? Es ist absurd. Dennoch ist  das große iranische Volk nicht unser Feind ist. Der Feind ist lediglich sein diktatorisches Regime. An dem Tag, an dem das iranische Volk die demokratische Kontrolle über seine Administration wiedererlangt hat, werden die persische und die jüdische Nation ihre früheren ausgezeichneten Beziehungen wieder aufnehmen.

Le Figaro: Glauben Sie, dass es Ihnen gelingen wird, einen Friedensvertrag mit Saudi-Arabien zu unterzeichnen, diplomatische und wirtschaftliche Beziehungen mit diesem Königreich aufzunehmen, das wie Israel bis zum Roten Meer führt?

B.N.: Absolut. Und es wird schneller geschehen, als Sie denken. Dies wird einen sagenhaften wirtschaftlichen Sprung für die gesamte Region bedeuten. Vor allem aber wird sie zu einer historischen Versöhnung zwischen Juden und Arabern, zwischen Judentum und Islam, zwischen Jerusalem und Mekka führen.

Quelle: Le Figaro

https://www.lefigaro.fr/international/benyamin-netanyahou-au-figaro-la-france-devrait-se-tenir-aux-cotes-d-israel-20241016

 

Frankreich, Israel und die UNO

(aus der Tribüne Jüive)

AFP/Thomas Samson

Die Äußerungen des Präsidenten der Französischen Republik kommen zu einer Zeit, in der sich die Beziehungen zwischen Emmanuel Macron und Benjamin Netanjahu seit Wochen verschlechtern.

Es handelt sich um eine Aussage, die nicht hatte veröffentlicht werden sollen; sie wird jedoch noch viel Lärm verursachen. In der geschlossenen Sitzung des Ministerrats am Dienstag erklärte Emmanuel Macron abschließend:

„Herr Netanjahu darf nicht vergessen, dass sein Land durch einen UN-Beschluss geschaffen wurde, daher sollte er sich nicht von den Entscheidungen der UNO zu weit distanzieren“.

Oder kann er es doch, der Herr Netanjahu?

Foto: Sipa/Alfonso Jimenez

Das Büro des israelischen Premierministers würdigte den französischen Präsidenten mit einem eisigen Kommuniqué; ergänzt wird es durch Caroline Yadan:

„Zur Erinnerung für den französischen Präsidenten: Es war nicht die UN-Resolution, die den Staat Israel geschaffen hat, sondern der Sieg, der im Unabhängigkeitskrieg mit dem Blut heldenhafter Kämpfer errungen wurde, von denen viele Überlebende des Holocaust waren – einschließlich des Vichy-Regimes in Frankreich. Es lohnt sich auch, sich daran zu erinnern, dass die UNO in den letzten Jahrzehnten Hunderte von antisemitischen Resolutionen gegen den Staat Israel verabschiedet hat, deren Ziel es ist, das Existenzrecht des einen und einzigen jüdischen Staates und seine Fähigkeit, sich selbst zu verteidigen, ln Abrede zu stellen.“

Caroline Yadan, Parlamentsabgeordnete für den 8. Wahlkreis der außerhalb Frankreichs lebenden Franzosen,

„Ich sage es hier ganz klar: Der Satz Emmanuel Macrons, der im Ministerrat ausgesprochen wurde, ist, wenn er bestätigt wird, unpassend. Die Verbindung des jüdischen Volkes mit dem Land Israel brauchte keine UNO nicht, um zu bestehen. Der Zionismus ist ein mehrere tausend Jahre alter Traum. [der Juden]. Israels Existenz von einer UN-Resolution abzuleiten bedeutet, die Geschichte des jüdischen Volkes und seine ganze legitime und historische Verbindung zu diesem Land zu leugnen. Was bedeutet diese Aussage implizit? Das, was die UNO getan hat, kann die UNO rückgängig machen. Soll das eine Warnung sein? In einer Zeit, in der die Existenz des Staates Israel von islamistischen Barbaren bedroht ist, die seine Vernichtung wollen, legitimiert dieser Satz das Blutbad vom 7. Oktober. Es gibt auch all jenen Glaubwürdigkeit, die die Legitimität des einzigen demokratischen Landes im Nahen Osten in Frage stellen. Diejenigen, die immer noch 101 Zivilisten als Geiseln halten, darunter zwei mit französischem Pass, werden sich zweifellos über dieses kleine Statement freuen. Während Deutschland seine Unterstützung für Israel verstärkt und die Notwendigkeit des Kampfes gegen Terrorarmeen bestätigt, ist Frankreich dieser Aufgabe nicht gewachsen. Ständig schlagen Raketen und Raketen in Israel ein. Frankreich scheint nicht zu verstehen, was im Moment auf dem Spiel steht. Ich bin empört über so viel Widersprüchlichkeit, Kapitulation und Mangel an Visionen.“

So weit Caroline Yadan. Aber verstärkt Deutschland seine Unterstützung für Israel? Die Jüdische Allgenmeine weiß es anders:

Außenministerin Annalena Baerbock und Wirtschaftsminister Robert Habeck (beide Grüne) blockieren persönlich Rüstungsexporte an IsraelFoto: picture alliance/dpa

Seit März hat Israel keine Waffenlieferungen mehr aus Deutschland bekommen, obwohl der jüdische Staat dringend Waffen oder Ersatzteile, etwa für Panzer und Hubschrauber, benötigt. Das liegt vor allem an Außenministerin Annalena Baerbock und Wirtschaftsminister Robert Habeck, wie die »Bild«-Zeitung nun berichtet.

Und die Süddeutsche schreibt wie?

Die US-Regierung stellt eine Art Ultimatum: Die Situation der Bewohner des Gazastreifens müsse spürbar verbessert werden. Das Außen- und das Verteidigungsministerium drohen mit einem Waffenembargo 

Das passt alles nicht so richtig zusammen. Vielleicht ist Israel doch nicht so ganz allein in der Lage, sich „selbst“ zu verteidigen und muss mit Unterstützung des Westens rechnen. Dieser will aber nicht Beihelfer für immer neue Gemetzel werden. Man versteht schon zwei Mal nicht, wieso Israel sowohl im besetzten Westbank-Gebiet sowie im längst zerstörten Norden immer noch mit Bomben und Panzern zuschlagen muss..

In die Offensive gehen?

Zum Thema „Antisemitismus“ aus der Tribüne Jüive

Frage:. Was haben Sie am 7. Oktober gedacht oder gefühlt, Herr Val?

Philippe Val:

An diesem Tag dachte ich über die Geschichte Israels nach. Wenn man ein wenig über die Abfolge der Ereignisse seit der Balfour-Deklaration von 1917 Bescheid weiß, dann weiß man, es ist nicht neu, dass es eine arabische Bevölkerung in diesem Land gibt, welche die jüdische Bevölkerung nicht haben  will und die auch Pogrome unternehmen. Die Shoah hat uns vor Augen geführt, zu welcher Tragödie ein Judenhass führen kann. Der 7. Oktober schien mir eine Replik dieser absoluten Tragödie zu sein.

Dennoch bleibt ein Unterschied zwischen dem Antisemitismus der 1930er und 1940er Jahre und dem Antisemitismus von heute. Der Antisemitismus hat sich verändert. Er war schon im 19. Jahrhundert veränder und hatte sich vom christlichen Antisemitismus zum weltanschaulichen Antisemitismus entwickelt, paradoxeweise dank der Einflusses von Karl Marx. In einigen Texten stellt der Enkel eines Rabbiners die Juden als kosmopolitische Kapitalisten dar, die die Armen ruinieren. Seine Verantwortung ist immens. In Frankreich griffen viele sozialistische und anarchistische Theoretiker wie Blanqui oder Proudhon seine Klischees auf, später aber auch Schriftsteller wie André Gide. Dieser Antisemitismus vor dem Nationalsozialismus ist nicht schuldlos, er hat bereits kriminelle Züge, vor allem in einem Land wie dem unseren, in dem Spuren davon bei einer bestimmten kulturellen Elite zu finden sind. Allerdings haben mit der Entdeckung der Vernichtungslager alle französischen Intellektuellen mit dem Antisemitismus gebrochen, mit Ausnahme natürlich einer Handvoll ehemaliger Kollaborateure, die irgendwie Exoten blieben und zu Subjekten massiver öffentlicher Missbilligung wurden. Diese Situation blieb nur kurz bestehen- Schon bald kehrte der Antisemitismus in gewandelter Gestalt auf den Schauplatz der Ideen zurück. Menschen der Linken, die sich während der Besatzungszeit nicht immer korrekt verhalten hatten, entdeckten ein ersatzweises Heldentum, indem sie sich der FLN und sich dem verdeckten Antisemitismus des algerischen Nationalismus anschlossen. Diese Linke ist nicht mehr im Stande, sich religiös oder ideologisch zu artikulieren, sondern hat im Hass auf Israel ihr Manifest gefunden. Die Codierung der Sache hat sich also geändert. Aber die Natur der Sache ist die selbe geblieben. Als Beweis dafür gilt mir  die unglaubliche Schnelligkeit, mit der das Grauen der Ereignisse vom 7. Oktober durch gewalttätige antijüdische Propaganda verschleiert wurde, die vor allem auf die Linke losgelassen wurde. Zum Glück nicht auf die ganze Linke.

In Frankreich hat sich jedoch die gesamte Linke gerade mit der LFI verbündet.  deren ewige Dozenten rufen „Du schließt einen Pakt mit dem Teufel!“, sobald ein rechter Mandatsträger mit einem RN-Mandatsträger einen Kaffee trinkt. Ich betrachtete diese Versimpelung mit Sorge. Als Raphaël Glucksmann bei den Europawahlen gut abgeschnitten hat, habe ich mich gefreut.

Anmerkung von WIKIPEDIA:
Raphaël Glucksmann (* 15. Oktober 1979 in Boulogne-Billancourt) ist ein französischer Journalist, Dokumentarfilmer und Politiker. Von 2008 bis 2012 beriet er den georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili. Seit 2018 ist er einer der Anführer der Partei Place publique (PP). Bei den Europawahlen 2019 und 2024 war er Spitzenkandidat der mit dem Parti socialiste (PS) und dem Parti radical de gauche gebildeten Liste Envie d’Europe écologique et sociale bzw. der aus PS und PP bestehenden Liste Réveiller l’Europe und ist seither Mitglied des Europäischen Parlaments.

Ich dachte, dass die intelligente und liberale Linke die Oberhand gewinnt. Und dann sah ich die Gründung der Neuen Volksfront. Und obendrein François Hollande, der sich vor lauter Scham betrunken mit der radikalen, antizionistischen Linken versöhnt, von der ich weiß, wie sehr er sie hasst. Es ist überwältigend. Glücklicherweise haben sich Manuel Valls und Bernard Cazeneuve von dieser Schande ferngehalten. Sie haben die Ehre gerettet.

Zweifellos, auch wenn sie weiterhin skandieren, dass die Gefahr in erster Linie bei der extremen Rechten liege, und damit eine Fantasie schüren, die die wirklichen Kämpfe verschleiert.

Ich bin mir nicht sicher, ob ein Antisemitismus der  extremen Rechte nicht reine Fantasie ist.

Frage

Vielleicht  sprichst du von Gefühlen. Es ist aktuell vielleicht nicht die extreme Rechte, die die Sicherheit der Juden bedroht. Aber es gibt Prioritäten. Um Hitler zu besiegen, war es notwendig, sich mit Stalin zu verbünden.

Val:

Menschsein besteht nicht darin, zwischen dem Reinen und dem Unreinen zu wählen, sondern darin, inmitten der Tragödie die beste Gelegenheit zu wählen, ihr zu entkommen. Ich bewundere Churchill. Er verabscheute Hitler und empfand einen tiefen Hass auf Stalin. Er wählte das sicherste strategische Bündnis, um sein Ziel zu erreichen: die Niederlage Nazi-Deutschlands. Ich bevorzuge eine Politik des Verräter, und ich halte nicht von Ideologien, die etwas für Idioten sind.

Für Frankreich gilt:: Marine Le Pen hat ihren Vater gefeuert. Ich werde sie zwar niemals wählen, weil ich eine tiefe philosophische Abneigung gegen radikale Parteien überhaupt habe, egal ob sie rechts oder links stehen. Aber das hindert mich nicht daran, zu sehen, dass das massive Problem des Antisemitismus nicht mehr in der RN, sondern auf der Linken liegt. Nicht nur aus historischen Gründen, sondern auch, weil die extreme Linke aus Opportunismus auf den angeblichen Antisemitismus der muslimischen Gemeinschaft setzt, der sich in den europäischen Ländern und gerade in Frankreich etabliert hat.

Das ist kein „vermeintlicher Antisemitismus“! Alle Studien zeigen, dass etwa die Hälfte der europäischen Muslime von Antisemitismus infiziert ist.

Das bedeutet nicht, dass die andere Hälfte nicht antisemitisch sei.

Wenn man in die Provinz geht, sind die Leute nicht antisemitisch, Juden sind ihnen egal; Antisemitismus ist nur eine Manie innerhalb einer kleinen Lehr- und Medienelite. Heute denke ich zum Beispiel, dass die Positionierung von Le Monde ein großes Problem ist. Wenn es nicht die Referenzzeitung wäre, wäre es mir gleichgültig. Aber ihr Einfluss ist erheblich. Die Zeitung diktiert dem Rest der Presse viele Dinge, besonders den öffentlich-rechtlichen Kanälen. Ihre geopolitische Positionierung ist sehr anti-israelisch. Sie veröffentlichten praktisch nichts über die jüdischen Geiseln, die ermordet aufgefunden wurden, nachdem sie gefoltert worden waren! Ich denke, dass General de Gaulle die Dinge mit dieser Formel gut zusammengefasst hat: „In Le Monde ist alles falsch, sogar das Datum.“ Es ist so wahr… Abgesehen davon lese ich Le Monde jeden Tag, weil es auch qualitativ hochwertige Artikel gibt, die wahrscheinlich von sehr unglücklichen Redakteuren geschrieben wurden.

Die extreme Linke gerät leicht in Panik. Wir können sie verstehen. Als Charlie Hebdo 2006 die Mohammed-Karikaturen veröffentlichte, waren die Redakteure ziemlich isoliert. Heute gilt das nicht mehr. Ein sehr großer Teil der französischen Gesellschaft und sogar viele Medien stehen hinter Charlie Hebdo. Ich habe den Eindruck, dass wir uns dem Ende eines Zyklus nähern. Ich denke, dass die Antizionisten, die sich selbst als Avantgarde betrachten, in Wirklichkeit eine konformistische Nachhut sind.

Frage

Steht Präsident Emmanuel Macron auf Ihrer Seite?

Val:

Emmanuel Macrons Software funktioniert so, dass er sich zuletzt dem intellektuellen Dogma der extremen Linken anpassen wird. Was für eine Enttäuschung! Zumal die meisten Franzosen dieses Dogma ablehnen. Daher ihr Misstrauen gegenüber Politikern, die es nicht wagen, sich mit dem Problem des Islamismus auseinanderzusetzen. Sie wagen es nicht nur aus intellektuellem Konformismus nicht, sondern auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht, weil unser Land mit der arabischen Welt Handel treibt. All dies ergibt einen besänftigenden, angenehmen und lauwarmen Überguss. dessen sich die Führungskräfte bedienen, sobald es zu simmern beginnt. Ich habe zehn, fünfzehn Jahre lang über die ganze Welt berichtet und bin überall intelligenten Menschen begegnet, die mich anflehten: „Warte, denn Europa ist unsere einzige Hoffnung. Wir wollen so sein wie du! Sie wollen frei reden dürfen, sie wollen den Sex haben, den sie wollen, die Bücher lesen, die sie mögen, reisen und trinken, was ihnen schmeckt. Für mich existiertn europäisches Volk: Mozart, Fellini, Chaplin, Proust, Goethe, Dante, Cervantes, Erasmus, Kundera. Ich habe keine Skrupel zu verkünden, dass wir den europäischen Geist verteidigen müssen, der mit der Art und Weise zu tun hat, wie wir seit der Antike über unseren Kontinent witzeln konnten. Der 7. Oktober markierte eine Pause. Der Ton muss sich ändern. Wir dürfen uns nicht mehr nur verteidigen, wir müssen angreifen. Wir müssen sagen: „Wir wollen kämpfen“ – intellektuell natürlich. Es ist nicht mehr an der Zeit, zu beschwichtigen, sondern voranzumachen. Es gilt, unser gemeinsames Erbe nicht zu verlieren. Europa wurde mit jüdischem und griechischem Denken gegründet, gebaut, erfunden. Antisemitismus ist immer ein europäischer Selbstmord, eine Form des Selbsthasses. Es wird immer wieder wiederholt werden müssen, dass „ein Angriff auf einen Karikaturisten von Charlie, einen Pariser, der auf einer Terrasse etwas trinkt, einen Rockfan, einen Juden, der in einem koscheren Supermarkt einkauft, ein Angriff auf Frankreich ist“. Wir haben den Kanal voll! Um den intellektuellen Kampf zu führen, fangen wir  mit dem Thema an, das die Leute beschäftigt: mit der Einwanderung. Das ist der erste Teil des Kampfes. All das müssen wir wieder in die Debatte einbringen, sonst ist es nutzlos. Ich kann keine Argumentation mehr hören wie: „Islamismus ist nicht gut, aber er hat nichts mit dem Islam zu tun.“ Der Islamismus hat alles mit dem Islam zu tun. Es gibt ein Problem innerhalb dieser Religion: Wenn man es nicht sagt, sagt man nichts. Ich sage nicht, dass alle Muslime Terroristen sind, sondern dass alle Terroristen Muslime sind. Keinesfalls dürfen wir aufgeben. Und dann möchte ich mit einer Note der Hoffnung schließen. Wir sollten mehr von dem beobachten, was im Iran passiert. Ich denke, wenn das Mullah-Regime zum Segen aller zusammenbricht, würde das alles verändern, denn es ist die wahre Hochburg der Muslimbruderschaft. Es mutet seltsam an, das zu sagen, weil der Iran schiitisch ist, während die Muslimbruderschaft sunnitisch ist. Aber Khomeinis Revolution war in Wirklichkeit viel sunnitischer, als wir denken. Dabei steht uns und Israel das iranische Volk viel näher als wir annehmen. Wenn der Iran morgen die Mullahs loswerden würde, würde sich eine ganze Sektion des Antisemitismus in Luft auflösen, da bin ich mir sicher.

Philippe Val

Für wen oder für was kämpft Israel?

Für wen oder für was kämpft Israel?

Aus der Tribüne Jüive

Nach dem Pogrom vom 7. Oktober 2023, nach all den Hunderte nvon Raketen iranischer Produktion auf Israel, nach fortgesetzten Terrorakten, beschloss sich ISRAEL, diejenigen anzugreifen, die seine Einwohner am friedlichen Leben hindern. Nördlich vom Zentrum Israels, schlugen Raketen ein und bedrohten schon das Herz des Landes. Welche Dauerzustände soll ein Land  ertragen? Welcher Staat würde, ohne einen Schuss zu erwidern, hinnehmen, dass sein Gebiet der Bedrohung permanenten Beschusses ausgesetzt bleibt? Welche Menschen könnten es akzeptieren, unter einer solchen Bedrohung zu leben, ohne zu verlangen, dass der Staat reagiert?

Der oberste Führer der Islamischen Republik Iran hat es offen ausgesprochen, dass Israels Tage gezählt sind. Worauf bezieht er sich, wenn er eine solche Prophezeiung formuliert? Auf eine Atombombe, die der Iran auf Tel Aviv abwerfen will? Die Mullahs machen aus solchen Plänen keinen Hehl. In der apokalyptischen Vision der Welt, die im Iran besonders virulent ist, spielt es keine Rolle, welchen Preis man selbst zahlen muss. Ihr Anliegen ist es nicht, irgendein Palästina zu befreien. Ihr politischer Orgasmus folgt der der Zerstörung des jüdischen Staates, so wie es die „Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa“ für Adolf Hitler war. Ist dieser Vergleich an den Haaren herbeigezogen?

Israel nimmt die Fläche von drei französischen Departements ein. Es wären nur drei Bomben nötig, um den Staat der Juden tödlich zu treffen. Was könnte Israels Maßnahme sein, wenn sich diese Bedrohung deutlicher abzeichnet? Vielleicht rafft sich die Welt auf und warnt den Iran vor einer symmetrischen Katastrophe. Vielleicht lässt  der Westen sich das Heft aus der Hand nehmen und das Schlimmste wird zu einer möglichen Hypothese. Alternativ ergreift Israel die Initiative, um das apokalyptische Szenario zu verhindern. Hätten die Demokratien den Mut gehabt, Hitler 1938 zu stoppen, wäre der Menschheit viel Schrecken erspart geblieben. Vergeblich sucht man heute nach „Churchills“, die zu Klarheit und Mut für eine unpopuläre Entscheidung fähig sind. In der Zwischenzeit predigen unsere Führer diffuse „ gerechte Maßnahmen“, um auf die Massaker vom 7. Oktober zu reagieren. Anstatt Israel für die Rache an den französischen Soldaten zu danken, die 1983 im Libanon von der „Partei Gottes“ ermordet wurden, wagte es französische Präsident in seiner jüngsten Unterstützungserklärung für das libanesische Volk nicht einmal, die Hisbollah zu verurteilen.

Bereits in den Jahren 2006 und 2014 hatten empörte gute Geister die unverhältnismäßige israelische Reaktion anlässlich einer früheren Offensive angeprangert, die damals als Antwort auf eine frühere terroristische Aggression gedacht war. Diese Empörten spielten das Vorgehen der Hamas unter dem Vorwand herunter, dass ihre selbstgebauten Waffen der Überlegenheit der israelischen Armee gegenüberstünden. Dieses Vergleich zielte darauf ab, den Aggressor zum Opfer zu machen, als ob die iranischen Raketen, die an die Hamas geliefert wurden, jenen Waffen entsprächen, die mannche Armen in ihrer Verzweiflung erfinden. Dieser Vergleich mit der militärischen Technik wurde von den arabischen Staaten, und dann von den palästinensischen Gruppen sechzig Jahre lang unermüdlich wiederholt.

Israel hat sich 2005 vollständig aus dem Gazastreifen zurückgezogen. Seitdem ist dieses Gebiet frei, Die Blockade, der es unterworfen ist, wäre längst beendet worden, wenn der Wunsch nach Frieden ehrlich umgesetzt worden wäre. Stattdessen verwandelte sich das Gebiet in  eine Terrorbasis. Die Räumung Gazas, die von Ariel Sharon einseitig vorgenommen wurde, erwies sich als Fehler, weil er den Palästinensern keinerlei Verantwortung für die Zukunft auferlegte. Was haben die Palästinenser mit diesem Streifen gemacht, das von jeder jüdischen Präsenz befreit wurde? Haben sie sich entschieden, einen Stadtstaat aufzubauen? Nach einem blutigen Putsch gegen die Palästinensische Autonomiebehörde von Mahmoud Abbas im Juni 2007 machte die Hamas ihre Charta zur Matrix ihres Projekts. Das hinderte Philosophen wie Stéphane Hessel und andere große Seelen nicht, anlässlich von Besuchen anno 2010 viel Reizvolles in Gaza zu entdecken. Jeder kann jetzt an dieserart Fabeln seine eigenen Träume überprüfen.

Es gab durchaus einen Zeitabschnitt, etwa bis Ende der 1980er Jahre, in der die palästinensische nationalistische Bewegung behauptete, für die Gründung einer Heimstatt zu kämpfen. Mit dem Oslo-Abkommen hatte die Skizze eines Kompromissfriedens die Hoffnungen all jener genährt, denen die Aussicht auf zwei Staaten zweier Völker als mögliche Lösung dieses hundert- oder tausendjährigen Krieges erschien,. Man muss dazu seinen Glauben in der Bibel suchen. Worte des Friedens wurden auf Englisch gesprochen, während man auf Arabisch von Heiligem Krieg sprach, um die arabische Kasbah zu entflammen, die so leicht in zornige Begeisterung ausbricht. Im Westen haben die arabischen Revolutionen für all die ideologisch einäugigen Menschen das pawlowsche Signal reaktiviert, das uns in Illusionen schwelgen lässt: Von Tunis bis Kairo zeichnete sich zum zigsten Mal eine strahlende Zukunft ab, ohne sehen zu wollen, dass sich unter dem Kopfsteinpflaster die Scharia abzeichnete und nicht der Strand. Das Ende Gaddafis brachte keine Demokratie, sondern ein Schlaglicht auf ein Konzept, das man in Vergessenheit geraten glaubte: Es waren die alten Stämme, die zum Tanz aufspielten.

Nachdem der Westen verlernt hat, die arabische Welt und die aus dem Islam geborene Welt zu durchschauen, weil er nicht berücksichtigen will, was die Ethnologie über ihre Konstanten aussagt, erlebt die dominante Doxa ein ziemlich schmerzhaftes Erwachen. Ihre ideologischen Illusionen tragen dazu bei, viele Fiktionen zu befeuern. Eigentlich sollte man informierten Islamologen unterstellen dürfen, dass sie diese Schizophrenie der politischen Vorstellungent des Islam kennen, zwischen der muslimischen Sphäre einerseits, in der Frieden und Harmonie der Scharia herrschen, weil sie hauptsächlich von Muslimen bevölkert wird, und der Sphäre des Kampfes. In dieser Sphäre gilt es zu erobern, weil sie von den Ungläubigen, von Kreuzfahrern und von Juden verschmutzt wird. Das heißt, Europa und Palästina vom Jordan bis zum Meer seien dreckig. Nicht sehen zu wollen, dass der Hass auf Juden in der Lesart der Hamas oder der Hisbollah eine Matrix ist, ist ein erheblicher Fehler in der Einschätzung der  Ideologie dieser Gruppen. Der Hass ist das Zentrum des islamistischen Denkens und besonders seiner organisatorischen Epigonen. Der Nationalsozialismus ohne rassistischen Antisemitismus wäre nur ein Faschismus unter vielen gewesen. All die verschiedenen Erwartungen an die Strategie dieses Islam sind bereits durchdiskutiert worden: Die Takia rät, maskiert voranzugehen, um die Realität des eigenen Projekts zu verbergen. Arafat war ein Virtuose dieser Praxis: er sprach die Worte des Friedens auf Englisch und predigte den Dschihad auf Arabisch. Seit dreißig Jahren praktiziert die Hamas einen Wechsel von Waffenstillständen und Aggressionen: die Hudna rät zu dieser Taktik des Krieges, die es ihr ermöglicht, sich wieder zu bewaffnen, indem sie Frieden vortäuscht.

Die Ideologie der Hamas, ihr Programm, das vollständig in ihrer Charta niedergeschrieben ist, hat nur ein Ziel: die Vernichtung Israels und die Ermordung der Juden. Die Hamas ist keine Widerstandsorganisation, sondern der bewaffnete Arm der globalen islamistischen Offensive, bei der Israel an vorderster Front steht. Er zielt nicht auf die Errichtung eines Staates für das arabische Volk Palästinas ab, sondern auf die Rückeroberung eines Raumes durch den Islam, für den er sich als legitimen Eigentümer göttlichen Rechts ansieht. Solange die Europäer diese Kategorien nicht in das Raster integrieren, das die Muslimbruderschaft in die psychischen Kategorien des muslimischen Raums und des arabischen Raums eingeschleust hat, werden sie nicht verstehen, was wirklich auf dem Spiel steht. Sie werden Palästina weiterhin als die Ursache einer verzweifelten Dritten Welt sehen, in der es als die Spitze eines Speers angesehen werden sollten, der auf den ganzen Westen gerichtet ist.

Das arabische Unglück ist real, das palästinensische Unglück ist real, aber wer ist seit mehr als sechzig Jahren dafür verantwortlich? Die Konstante im arabischen Diskurs, die seine Rachegelüst motiviert, hat ihre Wurzeln in dieser vielbeschworenen Demütigung, deren Opfer die Araber sein sollen. Aber von wem und wovon sind sie die Opfer, wenn nicht in erster Linie von dem, was die Islamischen den Arabern angetan haben. Was war passiert, damit Saddam Hussein, Baschar al-Assad oder Bouteflika die Nachfolge von Emir Abdel Khader, Nasser, Bourguiba oder Mohamed V. antreten konnten? Wenn es Gründe gibt, gedemütigt zu werden, müssen wir dann nicht in dem suchen, was die arabische Welt mit ihrer eigenen Geschichte und ihrer glorreichen Vergangenheit gemacht hat? Wer hat heute wen in Syrien getötet? Wer hat wen in Algerien während des blutigen Jahrzehnts der späten 80er Jahre umgebracht? Wer entführt wen im Norden Nigerias? Was haben diese ölbeladenen Länder mit ihrem Vermögen gemacht? Haben sie zur Entwicklung ihrer Gesellschaften, ihrer Bildung beigetragen? Wer hat wen im Iran-Irak-Konflikt getötet, in Kuwait, im Sudan, im Libanon? Die Liste der arabisch-arabischen oder islamisch-islamischen Massaker ist zu lang, um eine Bestandsaufnahme zu erstellen. Indem sie den Grund für ihre psychische Eingenommenheit auf Israel projizieren, vermeiden die Araber oder diejenigen, die sich als Islamisten bezeichnen, jede kritische Arbeit an ihrer eigenen Geschichte, und die Muslime vermeiden jede Reflexion darüber, was der Islam unter islamistischer Herrschaft wird.

Mit einigen bewundernswerten Ausnahmen tost der arabisch-muslimische Raum in dieser Enge. Wir träumen vor diesem Film (der auf YouTube zu sehen ist), der Oberst Nasser zeigt, wie er sich über die Muslimbruderschaft und ihr Projekt, ägyptische Frauen zu verschleiern, lustig macht. Der Saal lacht und applaudiert seinem Raïs, aber wir können heute nur rückblickend die Blödheit Israels in den 70er Jahren beklagen, als es die Islamisten begünstigte, um gegen die PLO zu kämpfen. Es war die Zeit des Kalten Krieges, und Nasser und die PLO standen auf der falschen Seite. Der Zusammenbruch der säkularen (islamo-progressiven) Versuche der verschiedenen Baath-Stäbe wich 1979 der Macht der Islamischen Revolution im Iran. Der Zusammenbruch des Kommunismus hat nicht nur endgültig das Ende der Ost-West-Konfrontation signalisiert, sondern auch den Zusammenprall zweier Zivilisationsprojekte, die von Huntington vorausgesehen wurde: das der Islamisten, den dritten großen Totalitarismus des 21. Jahrhunderts, und das einer liberalen Welt.

„Wir lieben den Tod so sehr, wie die Amerikaner das Leben lieben“, sagten die Dschihadisten vom 11. September 2001.

Können wir irgendetwas mit einer Welt verhandeln, die die menschliche Bombe zur heroischen Figur ihrer Soldaten gemacht hat? Können wir mit demjenigen verhandeln, der die Hasserziehung zum Elixier seines Bildungssystems gemacht hat? Können wir mit demjenigen einen Frieden aushandeln, der die Negation des Existenzrechts des anderen zur Seele seines Projekts gemacht hat? Wir sehen diesen tödlichen Gedanken jetzt in Frankreich und in Europa am Werk. Es ist dieser Islam, der ebenso mörderisch wie selbstmörderisch ist, der in London, Madrid, New York, Paris und Brüssel zugeschlagen hat. In seinem Namen wurden französische Lehrer ermordet, weil sie es gewagt hatten, eine Reflexion vorzuschlagen. In seinem Namen wurden die Journalisten von „Charlie Hebdo“ massakriert. Er ist es, der eine Front in den Norden Malis, in den Norden Nigerias, in den Tschad und in den Sudan zieht. In Ägypten sind es die koptischen Christen, die abgelehnt werden, im Libanon, im Irak sind es die Christen, die zerstückelt werden, und auf jeden Fall sind es die Frauen, die die ersten Opfer der neuen Kalifen sind. Müssen wir uns blind stellen, um uns dieser globalen Bedrohung nicht bewusst zu werden?

Mit unglaublichem Mut rebellieren einige Intellektuelle aus der arabisch-muslimischen Welt gegen dieses Schicksal. Da sie begriffen, dass die schlimmste Zukunft und die schlimmste, die noch kommen wird, in diesem Trend liegt, beschlossen sie, es zu sagen und zu verurteilen. Der Imam von Drancy, Hassen Chalghoumi, reiste mit einer weiteren Delegation muslimischer Geistlicher nach Israel, um diese Zwangsjacke zu zerreißen. Er zeigt das Gesicht eines anderen Islams, das der Aufklärung. Er ist nicht der Einzige. Bereits im Mai 2011 hatte Boualem Sansal auf Einladung der Internationalen Schriftstellermesse Israel besucht. Brüderlich startete der Autor von „Das deutsche Dorf“ mit David Grossman einen Appell zu Frieden und Dialog. Seit langem prangern Fethi Benslama, Kamel Daoud, Malek Chebel, Abdenour Bidar, Abdelwahab Medeb die psychische Gärung der arabischen Gefangenschaft an, die die Rache für eine fiktive Demütigung zu ihrer Daseinsberechtigung macht. Sie bieten eine erleuchtete Lesart der Spiritualität des Islam an. Weit davon entfernt, Araber und Muslime zu befreien, verurteilt der Islamismus von Hamas und Hisbollah sie zum Rückschritt.

Wenn man sich nicht bewusst ist, was für den aktuellen Konflikt auf dem Spiel steht, verschließt man zum x-ten Mal die Augen vor dem, was diese Konfrontation wirklich ist. Aus kurzfristigem Interesse hat der Westen Katar zu seinem privilegierten Verbündeten gemacht, indem er so tut, als sähe er nicht, dass seine Petrodollars dazu verwendet werden, die französischen Vorstädte ebenso zu kaufen wie Waffen für die zukünftigen Märtyrer Allahs. Die französische Diplomatie würde viel Klarheit gewinnen, wenn sie verstehen würde, dass der Emir von Katar auch unser bester Feind oder unser schlimmster Freund ist. Die Amerikaner haben den gleichen Fehler mit Saudi-Arabien gemacht und setzen ihn fort. Es ist noch nicht zu spät, die Augen zu öffnen.

Dieser Konflikt ist nicht nur eine ferne Konfrontation, er ist nicht nur ein weiterer Krieg, auf den wir in Frankreich oder in Europa Elemente unserer eigenen Vorstellungskraft und verschütteten Geschichte projizieren. Er ist auch ein Enthüller, eine Enthüllung. Es sind andere Rechnungen, die unter dem Deckmantel wissenschaftlicher geopolitischer Analysen oder selektiver Empörung beglichen werden. Mehr als dreihunderttausend Tote in Syrien bewegen sich kaum, sie interessieren niemanden im Bereich des rechten Denkens. In unseren Breitengraden bildet der Maulkorb unter der Fassade der Mode und das Lügen im Gewand der Wahrheit die Paradigmen der vierten Gewalt. Es ist eine Konstante in der Genese des totalitären Denkens, unter emanzipatorischen Masken eine Realität zu verbergen, die gar nicht realistisch ist. Dieser Mechanismus ist bekannt, er ist eine Konstante in der Art und Weise, wie wir den israelisch-palästinensischen Konflikt betrachten, der jetzt israelisch-islamistisch geworden ist. Nur Israels Maßnahmen erregen Aufmerksamkeit, und nur die monströsen angeblichen Verbrechen, die ihm zugeschrieben werden, fordern das Gewissen heraus. Seit den 2000er Jahren war die Nazifizierung Israels der sicherste Weg für alle „Empörten“, die Vergangenheit Europas aufzuwischen, und für die Araber, den islamistischen Gulag als Paradies für alle auszugeben.

In der gegenwärtigen Konfrontation findet Israel zu seinem legitimsten Recht. Es kämpft gegen seinen Angreifer. Es kämpft darum, sein Territorium und seine Bevölkerung zu verteidigen. Es macht sich das nicht einfach. Durch die Konfrontation mit der fortgeschrittenen Figur des Islamismus, der die Bevölkerung von Gaza als menschlichen Schutzschild benutzt, befreit Israel sie gleichzeitig von einer terroristischen Sekte, die sie als Geisel genommen hat. Das Unglück, das ihr auferlegt wurde, ist nicht die Tat Israels, sondern die Folge des Würgegriffs der Hamas auf diese Bevölkerung. Die Installation von Raketenrampen neben einer Schule oder einem Krankenhaus ist keine heroische Tarnung, sondern eine schreckliche Strategie des Todes. Man muss kein großer Experte sein, um das zu verstehen und um zu verstehen, dass es neben dem, was im Nahen Osten auf dem Spiel steht, wahrscheinlich unsere Zukunft hier ist, die auf dem Spiel steht. Für wen kämpft Israel? Er kämpft für sich selbst, er kämpft aber auch für uns. Was Israel bedroht, bedroht den ganzen Westen.

© Jacques Tarnero

Von einem 7. Oktober bis zum nächsten.

Aus der Tribüne Jüive

Fast auf den Tag genau, fast ein Jahr nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023 fällt eine massive Salve iranischer Raketen – Gott sei Dank ohne allzu großen Erfolg – auf Israel, während ein Terroranschlag 7 Zivilisten in Tel Aviv und an der libanesischen Grenze tötet, läuft die Offensive der IDF gegen die Hisbollah an. Ein düsterer Jahrestag für den düstersten Tag des Grauens, den die Juden seit der Shoah erlitten haben.

„Shluss mit dem Krieg“ verkünden viele, die nicht erkennen oder sehen wollen, dass hinter dem israelisch-palästinensischen Konflikt von Anfang an der Iran steht, der die Hamas und Israel im Gazastreifen gegeneinander aufgebracht hat. Denn ohne den beharrlichen Hass der Mullahs und der Pasdarans hätte die palästinensische Organisation niemals die Mittel gehabt, ihr tödliches Werk über die Jahre hinweg in den Tiefen der Tunnel zu verrichten.

Der für die Offensive gewählte Zeitpunkt war der Zeitpunkt, an dem die Abraham-Abkommen unterzeichnet werden sollten – Vereinbarungen, die den Iran isoliert hätten. Die Al-Aqsa-Sturmflut hatte eine verheerende Wirkung auf diese Vereinbarungen, die sie im Lärm des Krieges vorerst in Vergessenheit geraten ließ.

Mit dem inzwischen offenen Eintritt des Iran in die Konfliktszene manifestiert sich hinter dem Geschrei eines „vom Fluss bis zum Meer befreiten Palästinas“ etwas, das vergessen werden wollte.

Werden die Ereignisse von uns Westlern jetzt durch plötzliche Anfälle von Amnesie und Blindheit vernebelt? Soll unsere Sicht auf das Kommende auf das Angenehme reduziert werden?

Im vergangenen Jahr gab es einen weiteren Moment harter Amnesie, der die Mehrheit der Juden in der Diaspora in einen Zustand schmerzender Hilflosigkeit versetzt: Es ist das fast augenblickliche Vergessen der Gräuel, die am 7. Oktober begangen wurden, zugunsten eines Mitgefühl für die Opfer der israelischen Militärreaktion auf Gaza.

Wir wissen, wie entscheidend dieser Moment für die Konstruktion eines feindlichen Bildes ist. Israelis und Juden der Diaspora werdm sowohl an Universitäten als auch auf den vielen internationalen Bühnen als zionistische Nazis vorgestellt, die  einen Völkermord fortsetzten, der einer Endlösung am palästinensischen Volk entsprach. In vehementen Karikaturen, die durch arabisch-muslimische Judenphobie begünstigt wurden, ist der Stunt der Nazi-Juden nicht neu, aber er hat sicherlich noch nie so wirksam eingeschlagen. Ich werde darauf zurückkommen.

Von der Amnesie bis zur Verwirrung von allem mit allem ist nur ein kurzer Schritt. Den zu tun kann sich in dem asymmetrischen Krieg, den die Krieger des Islam gegen den Westen führen, als sehr effektiv erweisen. So können wir in „Die Bewältigung der Barbarei“, dem radikalsten Brevier des Dschihadismus, diesen prägnanten Text lesen, den zu ignorieren ein Fehler wäre:

„Wir müssen alle Bewegungen, alle Massen, alle Parteien in den Kampf einbeziehen und alle auf den Punkt bringen.“

Ist diese „verdrehte Welt“ nicht diejenige, in der es islamistische Terroristen mit planetarischem Ziel geschafft hatten, uns aufzurütteln? Mit »wir« meine ich all jene, die seit dem »gesegneten Doppelüberfall« vom 11. September 2001 wiederholte und erstaunliche traumatische Erschütterungen erlitten haben, die ihnen in Taten und Bildern von denen zugefügt wurden, die sie durch Terror besiegen wollten.

In welchem mentalen Raum leben wir heute im Westen, um so schnell von den Anfängen eines Mitgefühls zum Vergessen zu wechseln, während sich ein Gefühl des Hasses über diejenigen, die getröstet werden müssten, wie ein gigantisches Feuer ausbreitet. Die Gesichter von Geiseln, die unter unsäglichen Bedingungen gefangen gehalten werden, werden wie Fahndungsbilder von Verbrechern zerrissen? Eine Welt, in der solche psychopathischen Verstümmelungen vorkommen, offenbart sich als eine Welt ohne Bezugspunkte zur Realität, in der die Spuren verschwimmen, in der der Feind vorgibt, ein Freund zu sein, in der der Hass, den wir auf uns selbst haben, mit der Wut derer konvergiert, die uns vernichten wollen.

Wer wird noch in der Lage sein, uns in unseren eigenen Augen wieder lesbar zu machen? Wer hilft uns, die heilsame Distanz einzunehmen, die uns allein von der zwanghaften Faszination für Schreckensbilder lösen kann?

Ich wartete ungeduldig auf das Erscheinen eines Buches von Gilles Kepel, der mit  Mut, Strenge und mit der Breite seines Wissens über die arabisch-muslimische Welt geschrieben hat. Ich werde in „Der Aufruhr der Welt“ mit dem Untertitel „Nach dem 7. Oktober“ eine erschöpfende Analyse der vielfältigen Auswirkungen finden, die durch den „Explosionseffekt“ des 7. Oktober sowie durch die israelische Reaktion verursacht wurden. Unter diesen Folgen taucht ein Narrativ auf – so Gilles Kepel -, das von den Medien der ganzen Welt reichlich genährt wird. Es ist das Narrativ, in dem „Israels Schuld durch die unverhältnismäßig große Zahl palästinensischer Opfer und die Macht seiner Armee bewiesen werden soll. F16 und Merkava gegen mit Matratzen beladene Karren, auf denen verängstigte Kinder saßen; das sind die Bilder, das ist die strukturierte normative Erzählung, die die Herzen und Köpfe der euro-amerikanischen Jugend eroberte und die einen ethischen Riss innerhalb des Westens von gestern verursachte, der als der Norden von heute neu codiert wird.“

Wo aber bleibt die Bösartigkeit antisemitischer Worte und Taten in einer solchen Analyse, die im Laufe des Jahres stetig zugenommen hat, die Einschüchterung, die Schläge, die Gruppenvergewaltigung eines zwölfjährigen Mädchens in Courbevoie im vergangenen Juni durch drei gleichaltrige Kinder, die sie eine schmutzige Jüdin nannten?

Ich kann mich nicht dazu durchringen, mich mit einer so knappen Analyse des fast universellen Hasses zufrieden zu geben, den ich in diesem Jahr von allen Seiten mit gesteigerter Intensität gegen „einen imaginären Juden“ zusammenkommen sah, von dem wir nicht wissen, ob er Israeli, Israelit oder Zionist ist, in dem aber alle Züge zu finden sind, die der Antisemitismus, sowohl der europäische als auch der arabisch-muslimische, in gleicher Weise bewahrt hat: vampirische Grausamkeit, rituelle Kinderopfer, ungezügelte Gier, hinterhältiges Streben nach regionaler und globaler Herrschaft… Was ist der Unterschied zwischen den antisemitischen Karikaturen des Nazi-Stürmers und dem Bild der libanesischen Presse aus dem Jahr 2001? Aber was macht das Datum aus? Wenn ich etwas tiefer schaue, bin ich mir sicher, dass ich heute das gleiche Bild und mit Sicherheit die gleichen Reden finden kann. Denn der Antisemitismus ignoriert die Zeit und wiederholt das gleiche albtraumhafte Antiphon zu jeder Zeit und an allen Orten.

Warum ist es am Ende unmöglich, mit einem Antisemiten zu streiten? Die Antwort scheint mir angesichts des vergangenen Jahres und seiner hasserfüllten antijüdischen Turbulenzen naheliegend: Der Antisemitismus ist eine Produktion des Unbewussten, und das Unbewusste ist kein Momnentum des Dialogs, sondern eine Fabrik von Träumen – guten oder schlechten – oder neurotischen Symptomen, die unter dem Druck der Verdrängung arbeitet, ohne Rücksicht auf Zeit und Realität nach der doppelten Logik von Verdrängung und Verdichtung. wie Freud uns einst gelehrt hat.

Gestatten Sie mir diese Erwähnung, denn ich sehe nicht, wie man sonst den wahnhaften und bedrohlichen Irrealismus verstehen könnte, der – um nur ein Beispiel zu nennen – Mitglieder der LGBT-Gemeinschaft dazu bringt, ein Loblied auf eine Intifada zu singen, die, wenn sie triumphiert, als erstes Ziel hätte, sie von den Dächern der Gebäude zu stürzen.

Wenn wir sehen, wie sowohl an den Universitäten als auch auf der internationalen Bühne Israelis des Völkermords beschuldigt werden, während  der Begriff eigentlich von einem jüdischen Juristen geprägt wurde, um die Schrecken der nationalsozialistischen Vernichtung zu beschreiben. Der „Judeo-Nazi“, eine selbstgefällige Entdeckung hasserfüllter Rachsucht, bleibt das reinste Beispiel für einen Verdrängungsprozess im freudschen Sinne. Er kann nur durch einen Gedanken hervorgebracht werden, der selbst von der Lust zum Mord angetrieben wird. Das Gleiche gilt für die wiederholten Versuche derselben Leute, im Bild Israels und in all seinen Aspekten (wiederum im freudschen Sinne) das zu verdichten, was die intersektionalistische Idiotie des Wokismus, die sich in der gleichen reduktiven Schadenfreude mit den islamo-fundamentalistischen Aufgeklärten und den dunklen Eiferern des globalen Südens verbindet, als das Absolute des Bösen definiert: nämlich das dominante imperialistische und neokoloniale weiße männliche Patriarchat, Was, wie man zugeben wird, für ein so kleines Land etwas viel wäre.

All dies könnte als lächerlich bei Seite geschoben werden, wenn es uns nicht am 7. Oktober und während des ganzen Jahres so heftig vor Augen geführt hätte, wozu der kollektive antisemitische Massenwahn führen kann, der die imaginären Gelüste des Todestriebs erzeugt. Was wir in diesem Jahr gesehen haben und was wir noch nicht zu Ende betrachten konnten, ist die Verbindung zweier Hassgefühle, die miteinander verflochten sind: der Hass auf den Westen, wie der Islam  ihn seit dem 11. September 2001 in die Praxis umsetzt, und der Hass, den der Westen durch die dubiosen Avatare der Woke-Selbstgeißelung gegen sich selbst hegt.

Was haben wir Juden, mit oder ohne Glauben, Israelis oder über die ganze Welt verstreut, dem bösen Wind entgegenzusetzen, den eine beunruhigende globale Neurose gegen uns wehen lässt? Gewiss, die Fluten von hasserfülltem Unsinn, die uns in diesem Jahr an der „Science-Po“ oder an der Columbia überwältigt haben – ganz zu schweigen von den vielen NNarrengerichten der mélenchonistischen Wut – lassen uns ratlos zurück. Aber sie fielen kaum ins Gewicht, wenn wir sie gegen die Erschütterungen abwägen, die die Israelis hinnehmen müssen, die die Geiselnahme zu dem Pogrom hinzugefügt haben, während die Raketen der Stellvertreter ununterbrochen von allen Seiten heranfliegen.

Trotz der Spaltungen, der Spannungen, der innenpolitischen Krisen, trotz der Toten im Kampf, der unerbittlichen Härte des Krieges hält sie etwas zusammen, das meine Bewunderung erzwingt, soweit ich auch von ihnen entfernt sein mag. Was auf dem Spiel steht, ist eine Fähigkeit, um die wir Westler die Israelis beneiden könnten, weil wir sie verloren haben, verstört von der Furcht, unsere köstlichen und bequemen Vorteile verschwinden zu sehen: Es ist die Fähigkeit, ein Volk zu werden, in dem Sinne, dass man seinen Schwerpunkt in sich selbst hat, was auch immer die Prüfungen abverlöangt haben.

Gestehen wir den Juden zu, daß sie die Kunst erfunden haben, sich nur auf sich selbst zu verlassen. Pascal verstand dies, als er in den „Pensées“ schrieb:

Ich sehe zunächst, dass es ein Volk ist, das ausschließlich aus Brüdern besteht, und anstatt dass alle anderen aus der Versammlung einer Unendlichkeit von Familien gebildet sind, ist diese, obwohl sie so seltsam zahlreich ist, alle von einem Mann gekommen; und da sie so alle ein Fleisch und Glieder voneinander sind, bilden sie einen mächtigen Staat einer Familie. Das ist einzigartig.“

Das ist in der Tat einzigartig, und ich bin bereit – so ungläubig ich auch bin – dafür zu beten, dass es so bleibe.

© Thomas Stern

 

Zum Krieg Israels mit dem Iran:

Aus der Tribüne Jüive:

 

Senator Claude Malhuret, Vorsitzender der Fraktion der Unabhängigen, hat sich  im Senat offen über Lucie Castets (linke Prätendentin als französische Ministerpräsidentin von Melenchons Gnaden) lustig gemacht:

„Ich hatte letzte Nacht einen schrecklichen Albtraum, Herr Premierminister. Ich war heute hier, auf diesem Podium, und vor mir standen Lucie Castets“ als Premierministerin,  Sandrine Rousseau als Ministerin für Finanzen, Sophia Chikirou als Justizministerin, Sébastien Delogu als Minister für Erinnerung und Veteranenangelegenheiten und Louis Boyard  als Minister für nachhaltige Entwicklung und Cannabis, und zuletzt Jean-Luc  Mélenchon selbst als Minister für auswärtige Angelegenheiten und Freundschaft mit Russland, der Hisbollah und der Bolivarischen Allianz“.

Wer kennt in Deutschland die aufgezählten Persönlichkeiten oder wenigstens Malhuret? Wikipedia notiert:

Claude Malhuret (* 8. März 1950 in Straßburg) ist ein französischer Arzt und Politiker.  Er ist seit 2014 Mitglied des französischen Senats. Der ehemalige Vorsitzende der französischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen war von 1989 bis 2017 Bürgermeister von Vichy und von 1989 bis 1993 Mitglied des Europäischen Parlaments. Malhuret wuchs als Sohn eines Hautarztes und einer Apothekerin in Vichy auf. Nach seinem Medizindoktorat an der Sorbonne in Paris arbeitete er als Arzt im Praktikum (interne des hôpitaux) in einem Krankenhaus. Seinen Wehrdienst leistete er 1973–74 im Rahmen eines französischen Entwicklungshilfeprojekts als leitender Arzt an zwei Krankenhäusern in Marokko. 1975 war er als Epidemiologe für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Indien tätig, wo er an der Isolierung und Behandlung der letzten Pockenfälle in Asien mitwirkte.[1]

1976 und 1977 koordinierte er die medizinischen Teams von Ärzte ohne Grenzen in den kambodschanischen, laotischen und vietnamesischen Flüchtlingslagern in Thailand. Gegen den Widerstand eines Mitbegründers der Organisation, Bernard Kouchner, wurde Malhuret 1978 zum Vorsitzenden der französischen Sektion von Ärzten ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières, MSF) gewählt. Kouchner verließ MSF daraufhin…. Malhuret war ein Vertreter der 1968er-Studentenbewegung, distanzierte sich aber angesichts des Genozids der Roten Khmer in Kambodscha und den Massakern des Derg in Äthiopien von linken Ideologien

So ganz absurd ist der Albtraum nicht. Denn die israelische Realitätspolitik im Orient ist mit den Vorstellungen  der Europäer vom Frieden nicht vereinbar. In Deutschland zeigte eine BSW-Friedensdemonstration vom 3.10.24, dass viele ganz anders denken, als amtlich vorgesehen wird. Der Gegensatz von Politik und Realität könnte für Israel kritisch werden. Hier die israelischen Positionen der Gegner von MP Netanjahu („Bibi“), der oft als Kriegstreiber beschimoft wird:

Naftali Benner führte aus:

„Es ist an der Zeit, dass Israel das iranische Atomprogramm vernichtet“. Gemäß  dem ehemaligen Premierminister hat Israel gute Gründe dazu. Es hat die Mittel:  Jetzt, wo die Hisbollah und die Hamas gelähmt sind, steht der Iran nackt da.“

Leidenschaftlich forderte der ehemalige Premierminister Naftali Bennett Israel auf, „jetzt“ gegen das iranische Atomprogramm vorzugehen, und sagte, die Islamische Republik habe mit ihrem großen Raketenangriff einen fatalen Fehler gemacht. Israel hat jetzt die größte Chance seit 50 Jahren, das Gesicht des Nahen Ostens zu verändern“, schrieb Bennett auf Englisch im sozialen Netzwerk X. „Wir müssen *jetzt* handeln, um das iranische Atomprogramm und seine zentralen Energieanlagen zu zerstören und dieses terroristische Regime schwer zu lähmen. Wir müssen die schreckliche Bedrohung für die Zukunft unserer Kinder beseitigen“, fuhr er fort und behauptete, dass ein Angriff auf den Iran „dem iranischen Volk die Möglichkeit geben könnte, sich zu erheben und das Regime zu erschüttern, das seine Frauen und Mädchen tyrannisiert. Wir haben die Legitimation dafür. Wir haben die besseren Waffen. Es gibt Augenblicke, in denen die Geschichte an unsere Tür klopft, und wir müssen sie öffnen“, schloss er. „Diese Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen.“

Damit steht Naftali Bennet nicht allein:

Yaïr Lapid

Oppositionsführer Yair Lapid hat eine „entschlossene“ Antwort auf den Angriff mit ballistischen Raketen aus dem Iran gefordert.

„Es gibt eine Sache, die unseren Feinden klar sein sollte: Israel wird siegen“, sagte er in einer Erklärung.

„Mit unseren militärischen Fähigkeiten, dank unserer Verteidigungsindustrie, mit der Unterstützung unserer Verbündeten und vor allem aufgrund der Stärke unseres unglaublichen Volkes wissen wir, dass wir gewinnen werden, selbst wenn die Kosten hoch sind.“

Teheran, fügte der ehemalige Ministerpräsident hinzu, „wird einen erheblichen und hohen Preis für den Angriff zahlen. Teheran weiß, dass Israel kommen wird. Die Antwort muss hart sein und eine unmissverständliche Botschaft an die Achse des Terrorismus in Syrien, im Irak, im Jemen, im Libanon, im Gazastreifen und im Iran selbst senden. » Lapid forderte auch eine regionale Strategie, um einen Wandel in der Region herbeizuführen.

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Danny Danon

Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, Danny Danon, sagte in einem Brief an den UN-Sicherheitsrat, dass der iranische Raketenangriff auf Israel „zeigt, dass die Charmeoffensive des Iran und seines neuen Präsidenten eine Fata Morgana ist, und dass die Entscheidungsfindung im Iran beim Obersten Führer und den Revolutionsgarden liegt“.

Er beschuldigte den Iran, Israel „mit einem Feuerring von sieben Fronten“ zerstören zu wollen, und forderte den Sicherheitsrat auf, das Land zu verurteilen und das Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC), den bewaffneten Arm des Iran, als Terrororganisation einzustufen.

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Es geht also weiter so. Benjamin Netanjahu kann auch der Opposition trauen, misstrauisch muss er nur gegenüber den Europäern sein.

von Lobenstein