Broder und Posener – die Possenreißer!

Meine Damen und Herren von der Welt am Sonntag,

eigentlich lese ich Ihre Zeitung nicht, aber als ich am Sonntag aus Berlin zurückgekommen bin, drückte man mir auf dem Frankfurter Hauptbahnhof eine Zeitung in die Hand und beeilte sich zu versichern: „Umsonst, umsonst“. In Zukunft werde ich Ihre Zeitung auch umsonst nicht anfassen. Da ich jedenfalls fast eine halbe Stunde auf meine Verbindung nach Neu-Isenburg warten musste, fing ich an, in der Zeitung zu blättern und stieß, es war wohl unvermeidlich, auf den unsäglich absurden und lächerlichen Artikel, der wohl eine feste Kolumne in Ihrer Zeitung darstellt.

Nachdem Allen Posener aus Protest Broders Blog verlassen hatte, folgte ihm Broder jetzt in die Redaktion der Welt. Broder ist ein Besessener, und das hat auch Posener irgendwann gemerkt. Im kindlichen Diskurs in der Zeitung spielt wohl Broder den „bad boy“ und Posener den „good boy“. 

Broders Aussagen sind so weltfremd und von jeder Realität entfernt, dass selbst wenn man das Gegenteil sagen würde, immer noch falsch liegen wird. Man sieht es bei den Argumenten von Posener, der sowas Dummes wie „Ein Makkabäer hätte vor zehn  Jahren, als es noch möglich war, die iranische Atombombe zerstört.“ Leider ignorieren (oder sie wissen es wirklich nicht) Posener und Broder, dass die Makkabäer auch nur fanatische, religiöse Nationalisten waren, wie heute die IS und dass die Freiheit, die sie erkämpft haben, gerade mal 200 Jahre gedauert hat bis dann die jüdische Unabhängigkeit für fast zwei Tausend Jahre untergegangen ist. Es war nicht nur ein national-religiöser Kampf gegen das Regime, das die hellenische Kultur den Juden aufzwingen wollte, sondern auch ein grausamer Bürgerkrieg. Der Hauptkampf der Makkabäer war gegen die „Hellenisten“, die kulturelle, moderne jüdische Elite, die griechisch sprach und ein Teil der zivilisierten Welt sein wollte. Die Makkabäer waren fundamentalistische Anhänger der alten Religion. Ihre Revolte war ein riskantes Abenteuer. Sie verdankten letztendlich ihren Sieg den inneren Problemen, die das Seleukidenreich bedrängte. Die Ironie dieser Geschichte ist, dass die hasmonäischen Könige selbst durch und durch hellenisiert wurden und griechische Namen trugen.

Broder spricht vom „zionistischen Krebsgeschwür“ und das ist auch richtig so. Und der berühmt berüchtigte Ahmadinedschad wollte dieses Krebsgeschwür beseitigen und nicht gleich den ganzen Körper. Dieses Krebsgeschwür wollen viele beseitigen, inzwischen auch viele Juden.

Broder wirft dem US-Präsidenten vor, auch er wolle Israel und die Juden vernichten. Dümmer geht nimmer. Broder nimmt in Kauf, dass es zu einem „nuklearen Albtraum“ kommen könnte, er ist besessen davon, dass er allein die ganze Wahrheit kennt und wohl auserwählt sei, die Juden vor einem neuen Holocaust zu retten. Deshalb übertreibt er so maßlos die Gefahr einer nuklearen Katastrophe. Seit zwei Jahrzehnten spricht Netanjahu davon und Broder plappert ihn auch schon so lange nach. Seit zwei Jahrzehnten ist die iranische Bombe so gut wie einsatzbereit – der israelische Geheimdienst hat da eine ganz andere Meinung. Broder scheint es aber besser zu wissen.

Nach Ansicht aller Experten verfügt Israel über 100 bis 200 Kernwaffen und hat den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet. Iran dagegen schon. Und übrigens hat sich Iran an das Interimsabkommen vom November 2013 gehalten, wonach es Teile seines Atomprogramms vorläufig einfrieren sollte.

„Es ist vergeblich, für sie zu leben und für sie zu sterben. Sie sagen: er ist ein Jude.“  Das sind die berühmten Worte von Jakob Wassermann. Bei Broder ist es vergeblich logisch und sachlich zu argumentieren, er wird immer sagen: „Sie wollen uns  vernichten.“ Deshalb ist er stolz auf Israel, dass es im Gegensatz zu den „depperten Juden in der Diaspora“ begriffen hat, dass sich warten nicht lohnt. Broder ist ungeduldig und ist bereit die Vernichtung Israels zu riskieren, Hauptsache Israel zeigt wieder Muskeln und schickt seine Luftwaffe, um den Iran auszulöschen.

Dass der Iran im Verlauf der Geschichte die Juden dreimal gerettet hatte, spielt für ihn wohl keine Rolle, denn Dankbarkeit zeigen nur Schwächlinge.  Immerhin hat, laut dem Buch Esther, der iranische König die Juden gerettet vor der Vernichtung durch den Minister. Das nächste Mal war es Xerxes, der die Juden aus der Babylonischen Gefangenschaft befreit hat und im Zweiten Weltkrieg hat der Iran auch viele Juden gerettet. Dieses Volk als „antisemitisch zu nennen“ kann nur ein vollkommen durchgedrehter und unzivilisierter Barbar wie Broder tun.

Broders Kollege, der jüdische ARD Vertreter in Israel, Richard C. Schneider, ist nach fast zehn Jahren in Israel, endlich aufgewacht. Er bekannte laut und deutlich, dass Israels Judentum nicht mehr sein Judentum sei. Er schrieb: „Wenn man die eigenen Ungerechtigkeiten nicht mehr sehen kann, wenn man das Leid, das man anderen zufügt, nicht mehr sehen will, ist das dann noch jüdisch? Sind Hass, Rassismus, Landraub jüdisch?“ Bravo Richard Schneider, welcome to the club. Wir laden Sie, ein Mitglied bei der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden zu werden.

Und was Posener und Broder betrifft, so dürfen sie ihre Possen weiter reißen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich intelligente Menschen dafür interessieren könnten.

 Leserbrief zum Beitrag: Broder versus Posener in „Welt am Sonntag“ vom 8. März 2015.

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