Islam im Westen

Der Moslem, der in Europa lebt, kann eigentlich nicht mehr an einen Gott als Schöpfer der Menschen glauben, schon weil er ganz nebenbei zu viel von Naturwissenschaft mitbekommt. Einfache anatolische Geister ziehen sich sozial mit ihresgleichen in soziale Nischen zurück. Der Prophet aber wusste schon vor 1.500 Jahren, dass „die Juden“ den traditionellen Mythos der Genesis verfälscht haben mussten. „Die Juden“ wurden in diesem Zusammenhang selbst Opfer ihrer Priesterkaste, die sich mittels des verfälschten Mythos die politische Macht über das jüdische Volk reservierte. Der Oberpriester Samuel sah Gott als den König der Juden und regierte für diesen die Irdischen; ihm missfiel der Wunsch seines Volkes, einen richtigen König (Saul) zu bekommen. Die jüdische Religion sicherte eine „Pfaffenmacht“ nach der Logik: Wenn ein Ur-Gott den Menschen geschaffen hätte, schuldet der Mensch diesem Gott einen Gehorsam wie ein Hund seinem Züchter und den Pfaffen (Rabbinern) den Gehorsam als Gottbeauftragten. Deswegen entwickelte sich bei den Juden kein republikanischer Sinn und keine Demokratie wie bei Griechen und Römern.

Der Sinn für unsere Staatsformen kam im hellenischen Westen auf, wo der Mythos erzählt, ein Titan der zweiten Generation, ein gewisser Prometheus, habe den Menschen geschaffen. Die Titanen erster und zweiter Generation wurden von den neuen Göttern, den Olympiern gestürzt. Prometheus selbst wurde an den Kaukasus geschmiedet. Der hellenische Mensch existiert gegen Gottes Willen, denn die neuen Götter wollten auch die Menschen vertilgen. Die vorsokratischen Naturwissenschaftler studierten deren Naturgewalten und wussten, den Zorn der Götter zu überleben. Die Priester der Tempel herrschten bei den Griechen und Römern nicht über die politischen Gemeinschaften der Menschen, sondern dienten den hellenischen Staaten, die Götter durch Opfer milde gestimmt zu halten.

Überlegt man diese Umstände genauer, fallen einem die Widersprüche des biblischen Märchens auf. Man merkt, dass der Mythos der Genesis, wie er uns überliefert ist, verfälscht sein muss. Hätte Gott den Menschen wirklich geschaffen, dann hätte er ihn, wie alle seine Geschöpfe, a.) gleich als Mann und Frau kreiert. Aber warum hätte er b.) den Menschen überhaupt schaffen sollen? In seiner göttlichen Weisheit schuf er als intelligenteste Tiere Orang-Utans, Gorillas und Schimpansen. Als Lebewesen mit gigantischer Staatsbildungsfähigkeit schuf Gott voraussehend nur niedere Insekten wie Ameisen, Termiten, Bienen und Wespen. Höhere Tiere siedeln allenfalls in „Kolonien“. Niemals hätte Gott ein Wesen mit Intelligenz und der sozialen Fähigkeit zur Bildung von Staaten geschaffen, das über kurz oder lang seine Schöpfung vernichten werde. Genau so ist es aber gekommen: ganze Tierarten rottete der Mensch aus, er fischt die Meere leer, laugt die Böden aus und verwandelt fruchtbares Land in Wüsten. Der Fauna entzieht er die Lebensgrundlage durch Zerstörung der Flora.

Niemals hätte Gott selbst eine derartig destruktive Kreatur in seine Welt gesetzt. Facit: Gott kann den Menschen nicht geschaffen haben. Aber wie konnte es zur Existenz des Menschen kommen? Der wahre Mythos der Genesis korrespondiert mit der Prometheus-Sage:

Ein Erzengel   – später in Phosphoros, Lucifer, Satan, Helel usw. umgetauft –   wollte sich als ein größerer Künstler erweisen als Gott, der als Krone der Schöpfung die Affen schuf. Der künftige Satan formte nach dem Ebenbilde Gottes das Wesen „Adam“, dem er Leben einhauchte; so entstand der erste Mensch. Als Gott die obszöne Kreatur des Engels sah, stürzte er den frevelhaften Engel in die Hölle.

Sturz Satans, Illustration von Gustave Doré, 1865

Als Gott beobachtete, wie der verwaiste Mensch ohne Ansprache und unbeweibt traurig durch seinen Garten Eden schlich, erbarmte er sich des Menschen und schuf ihm aus dessen Rippe das benötigte Weib. Er holte nach, was er bei seinen anderen Kreaturen von Vorne herein gemacht hatte, und schuf dem Menschen ein Weibchen aus dessen vorhandener Substanz. Gott musste das Weib aus einer Rippe des Mannes formen, um es aus dem gleichen Stoff bilden zu können, aus dem der Satan mit seinen schmutzigen Fingern den Adam geformt hatte. Von Anfang an bemüht sich der zum Teufel mutierte Engel, die Herrschaft über sein Kunstwerk zurückzugewinnen. Eine gewisse Furcht vor Tod und Hölle hält den Menschen in der Familie seines Ziehvaters (Gott) zurück.

Vielleicht deswegen, weil das Weib nur eine derivate Schöpfung Gottes ist, erklärt es sich, warum es so viele schwule Männer gibt. Aber solche Details sind nicht das Problem.

Das Problem ist die Unterdrückung des wahren Schöpfungsmythos, den die jüdische Priesterschaft verfälscht hat. Sie verkündet den Menschen,  Geschöpfe des Allmächtigen zu sein und erzählten den jüdischen Stämmen auch noch, bevorzugt dieses Gottes Lieblinge zu sein, wenn sie nur die absurdesten Gebote (613 an Zahl) befolgten. Sie erzeugten damit abergläubische Neurosen bei den Frömmsten und werten simultan die Güte Gottes ab, der nachsichtig und in unendlicher Barmherzigkeit das Geschöpf des gestürzten Erzengels adoptiert hatte. Indem Gott dem „Satansbraten“ das Weib geschaffen hat,  hatte Gott ihn in seinen eigenen Kosmos aufgenommen (dem er sich nicht würdig erweist).

Für die Verfälschung des Gründungsmythos überlässt Gott die Menschen ihrem Schicksal: 1248/1250 ließ er zu, dass die Christen Sevilla und die Mongolen Bagdad eroberten. Die Juden strafte er ähnlich, indem er geschehen lässt, wie ihre Priester, Propheten und Rabbinen sie in die Irre führen; schon Kaiser Julian (360-363) fiel auf, dass ihm der Gott den Juden wie ein böser Kobold erscheine, denn er führt sie von einer Katastrophe zur nächsten. Erst lockt er sie weg von den Fleischtöpfen Ägyptens, scheucht sie durch die Wüste, ließ sie ein Reich errichten, dessen Dynastie an Brudermorden zerbrach, ließ im erweiterten Brudermord den Stamm Benjamin vernichten, und schickte ihnen die Assyrer auf den Hals, die 10 Stämme Israels spurlos nach Innerasien verschleppten. Er zerstreute den verbliebenen Stamm Juda in alle Welt, wo dessen Nachkommen, soweit sie sich nicht den Völkern anschlossen, unter Pogromen kurzgehalten wurden. Er schickte ihnen den Journalisten Theodor Herzl als Propagandisten des Kolonialismus. Er demütigte Kolonialismusabstinente durch ein „Würstchen“ (Hannah Arendt) und subalterne Offiziere der „Krauts“, indem er sie für ihre schlimmsten Feinde als Sklaven schuften ließ. Der parallel erlittene Holocaust war so schrecklich, dass die Theologen der Welt streiten, öb er überhaupt ein Ereignis im Sinne Gottes gewesen sein könne. Man möge es nachlesen in Wikipedia unter „Holocaust-Theologie“. Die grandiosen Leistungen großer jüdischer Geister (Arthur Ruppin listet deren Namen auf in: Soziologie der Juden Bd. II) gereichten nie den Juden als solchen zum Vorteil: Gott ließ sie der ganzen Welt zugutekommen. Den Juden verblieben Kabbalisten und zionistische Chauvinisten als Führer übrig.

So weit eine komprimierte Darstellung der jüdischen Geschichte. Und wie ist es mit dem Christentum, das in gewisser Hinsicht ein Derivat des Judentums ist? Spirituell ist es eine Banalisierung des Letzteren, aber machttechnisch eine geniale Ordnungslehre. Die „Religiösen“ wurden in Klöster interniert oder als Ketzer verbrannt, um die Macht der christlichen Staaten nicht zu gefährden. Von einem Standpunkt des Ungläubigen ist das Wesen des Christentums schnell erklärt:

Der Großvater Kaiser Julians (s.o.), Kaiser Konstantin hatte aus dem jüdischen Aberglauben vom Schöpfergott den Gipfel einer imperialen Vermessenheit promulgiert. Dessen Sonnengott wurde mit dem jüdischen Jahwe gleichgesetzt; die Staatsdogmatik legt als Verfassung für die Römische Despotie fest (Nikäa 325):

der Jahve-Sonnengott habe einen Sohn (Jesus)  gezeugt mit einer frei von Erbsünde geborenen Jungfrau (Maria). Von beiden, Gott dem Vater und vom Sohn ginge noch ein Hl. Geist aus, um als drei Personen die komplette Gottheit als Trinität bilden. Der durch die Geburt aus der Jungfrau Maria zeitweilig „fleischgewordene Sohn Gottes“ (Jesus) fuhr    – nach vermutlich 40 Jahren Erdenzeit –   nach einem inszenierten Kreuzestod (nach nur 3 Stunden Hangens) und einer getürkten „Auferstehung von den Toten“ 40 Tage nach Ostern körperlich in den Himmel auf (in Wahrheit setzte er sich nach Indien ab, wo in Srinagar sein Grab liegt). Seine durch die „Himmelfahrt“ (eigentlich Indienfahrt) verwaiste Jünger- und Apostelgemeinschaft soll zum mystischen Leib des Gottessohnes auf Erden geworden sein, in den zu Pfingsten der Hl. Geist einfuhr. Dieser bliebe „bis zu Jüngsten Tage“ in dieser Organisation. Das machte die Christenheit zu einer Art Gottheit auf Erden von der Qualität des seinerzeitigen Jesus: Durch die permanente Präsenz des Hl. Geistes im christlichen Staatskörper wird die christliche Menschheit zum Leib Gottes. Der Kaiser und oberste Bischof als Repräsentant des Leibes, „Reich“ genannt,  wird in dieser Logik automatisch zum Stellvertreter Gottes auf Erden. Von der göttlichen Trinität sitzen der alte Jahwe und Jesus im Jenseits auf der Reservebank, wo sie die brav gewesenen verstorbenen Untertanen in den Himmel einlassen.

Tragen nun „die Juden“ für das gedankliche Konstrukt des Christentums eine Verantwortung? Nein, denn sie sind auch nur das Opfer gewissenloser Ideologen. Sigmund Freud (in: Der Mann Moses und die monotheistische Religion) erkannte, das „die Christen“ instinktiv fühlten, dass die Theologie nicht stimmen konnte und sie unglücklich ihre Abneigung gegen die Zwangsreligion auf die Juden sublimierten. Der Prophet Mohammet hatte zwar immer ein Gespür dafür, dass etwas an Tora und Evangelium nicht stimmen könne, aber er bekam es nicht heraus. Der Prophet war ein genialer Staats und Heerführer, aber kein philosophisch geschulter Theologe. Er verstand den Erzengel Gabriel nur so weit, als der dessen spirituellen Gedanken folgen konnte. Der Prophet hatte dessen Offenbarung (z.B.) so verstanden, dass die christliche  „Trinität“ aus Gott-Vater, Jesus und Maria bestünde. Heute, fast 2000 Jahre später, durchschaut man es besser: Heterodoxe Christen haben inzwischen in den USA die Evangelien zur verschrobenen Morallehre versimpelt, und verkennen die Pointe der christlichen Theologie. Der Katholizismus, mit seinen Heiligen ist die „profilierteste polytheistische Religion der Welt“  (Friedrich Schleiermacher). Er, praktiziert die römische Taktik weiter und hat kein Problem mit einer Apotheose, präkolumbianische Götter in seinen Heiligenhimmel aufzunehmen, wenn es die politischen Umstände erfordern..

Und die Juden? Sie verkindschen und vergreisen (Heinrich Graetz) wieder oder gehen mit einem nihilistischen Zionismus in neue Katastrophen. Und die Moslems? Sie haben eine echte Chance, die Barmherzigkeit Gottes zu erkennen, der sie in den Westen gelangen ließ. Gott hat sie, die Nachkommen, diese Satansbraten seines rebellischen Engels als eigene Geschöpfe adoptiert, und ihnen die Chance gegeben, sich der Barmherzigkeit Gottes würdig zu erweisen. Nichts ist vermessener als die irrige Behauptung, von Anfang an als Geschöpf des Allmächtigen ein Recht auf Weltherrschaft zu haben.

Das zu lehren ist der Sinn des Islam im Westen.

von Lobenstein

 

„Völkermord? Im Ernst? ( SZ vom 30. 12. 2024)

Zum Leserbrief von Eva Illouz:

Von Abraham Melzer

Eva Illouz, wer ist das? Man kennt sie; Wikipedia informiert:

„Illouz wuchs als Tochter eines Juweliers einer strenggläubigen sephardischen Familie auf. 1971, als sie zehn war, zog die Familie von Marokko nach Frankreich. Sie ist heute Professorin für Soziologie an der Hebräischen Universität Jerusalem sowie an der École des hautes études en sciences sociales (EHESS) in Paris. Außerdem wirkt sie an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen]. Sie hat bedeutende Beiträge zur Soziologie der Emotionen, zur Kultur und zum Kapitalismus verfasst. Sie war die erste Frau, die als Präsidentin der Bezalel Academy of Arts and Design diente. Ihre Werke, darunter das Buch Der Konsum der Romantik, haben großen Einfluss in der soziologischen Forschung und sind in viele Sprachen übersetzt worden.“

Dies vorausgeschickt,  verlangt sie heute, vor jeder „nüchternen Diskussion über Israels Verbrechen“ vorab anzuerkennen, dass sich die israelische Psyche seit dem 7. Oktober 23 in einer Art Schockzustand befände. Als ob diese Psyche davor vollkommen gesund und vorbildlich für andere Völker gewesen wäre.

Illouz Artikel in der SZ muss auch Ausdruck dieser Schockstarre sein. Anders lassen sich ihre historischen Verdrehungen und Falschaussagen, die abgestandenen Floskeln und Unterstellungen, der hilflose Whataboutism, das apologetische Gerede, das Illouz ihren Gegnern zuschreibt [vgl. SZ vom 14. 10. 2024], kaum erklären. Sie fordert eine „exakte Wortwahl im juristischen, intellektuellen und moralischen Feld“ und bietet selbst pures Ressentiment: „Menschen, die das unfassbare Leid, die humanitäre Katastrophe, die sich vor aller Augen in Gaza abspielt, Genozid nennen, seien „moralische Maximalisten“, getrieben von „offenem Antisemitismus“. Dabei sind selbst israelische Soldaten, die bei den Kämpfen dabei gewesen sind, der Meinung, dass es sich um Genozid handelt.

Was kann mit einer brillanten Autorin und Wissenschaftlerin geschehen sein, die sich noch bis vor kurzem für einen konsequenten Menschenrechts-Universalismus eingesetzt hatte, und damit ihre Kritik an der israelischen Politik begründet hat?

Täglich erreichen uns schreckliche Nachrichten aus Gaza. Täglich schließen sich Berichte über getötete Zivilisten, ermordete Kinder an. Immer wieder sind es Kinder. Seit dem 7. Oktober 2023 finden die Diskussionen über Israels Verbrechen statt: jetzt folgt die Rechtfertigung dieses völkerrechtswidrigen Krieges seitens einer jüdisch-israelischen Philosophin, die sich bis zum grauenhaften Massaker im Oktober 2023 eher damit ein Ansehen geschaffen hat, dass sie die israelische Politik der tagtäglichen Verletzung und Missachtung des Völkerrechts und der Menschenrechte angeklagt hatte. Noch 2015 schrieb sie in ihren Soziologischen Essays, dass

das jüdische Trauma nicht länger als moralische Rechtfertigung für die systematische Blindheit gegenüber der massiven Erosion der Demokratie in Israel und gegenüber der moralisch sowie politisch unverantwortlichen Unterdrückung entrechteter Palästinenser dienen kann…..  Wenn jemand, dem die Menschenrechte wichtig sind, damit zum Verräter an Israel und an den Juden wird […] würde dies den moralischen Bankrott des organisierten Judentums und Israels bedeuten.“

Eva Illouz wollte keine Verräterin an Israel sein. Sie reagierte  wie so viele Israelis und Juden reagieren, wenn vermeintliche Judenfeinde Israel kritisieren: Sie fühlte sich zuerst persönlich angegriffen und dann verpflichtet und berufen Israel zu verteidigen, auch wenn sie ihre Grundsätze und Überzeugungen dabei verraten müsste. Dieser Verrat schien ihr geringer und bedeutungsloser zu sein. Dieser moralische Bankrott Israels, nicht des Judentums, ist nun schneller gekommen, als wir alle dachten. Eva Illouz bietet dafür keine andere Erklärung und Entschuldigung als die des Schockzustandes der israelischen Psyche, „weil an diesem Tag der wohlbekannte Vorsatz zur Vernichtung Israels in die Tat umgesetzt wurde.“

Das ist freilich genauso absurd und falsch wie ihre Behauptung, die palästinensische Führung führe seit 100 Jahren Krieg gegen Israel. Dabei existiert der Staat Israel erst seit 1948, also erst seit 86 Jahren. Und würde sie Deutschlands Versagen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entschuldigen wollen, dass es wegen des verlorenen Ersten Weltkrieges in Schockzustand war? Das wäre zwar die Erklärung, aber es ist keine Entschuldigung, die von den Opfern akzeptiert werden könnte.

Aber Eva Illouz scheint es nicht so genau zu nehmen mit geschichtlichen Fakten und der Beurteilung des Völkermordes im Gazastreifen. Sie stellt alles, was sie bisher gesagt und geschrieben hat auf den Kopf,  und macht aus Opfern Täter und aus Tätern Opfer.

Ihr Beitrag in SZ vom 30.12.2024 ist überladen mit Selbstgerechtigkeit und Selbstmitleid. Wer ihre früheren Schriften kennt, mag nicht glauben, dass sie wirklich die Autorin dieser Rechtfertigung der israelischen Gräueltaten ist. Sie verharmlost diese Taten und, mehr noch, sie hält sie für notwendig. Sie behauptet ernsthaft, dass sie nicht den Tatbestand des Genozids erfüllten, obwohl unzählige israelische, jüdische und nicht-jüdische Beobachter genau das behaupten und auch belegen. Sie will nicht wahrhaben was sie und alle anderen sehen. Es kann halt nicht sein, was nicht sein darf. Illouz scheint nicht wahrzunehmen, was sie nicht sehen will, und weist solche Zeugen als Antisemiten ab.  Sie taktiert mit einem Vorwurf und einer Diskriminierung, die sie bis zum 7.10.2023 nicht nur vermieden, sondern auch intellektuell und leidenschaftlich bekämpft hatte.

Illouz argumentiert wie die diversen Antisemitismusbeauftragten, die in jeder Kritik an Israel unverzüglich auf Antisemitismus-Abwege schalten. Wenn sie früher solche Praktiken kritisiert und ad absurdum geführt hat, so bedient sie sich jetzt selbst solchen primitiven und obsoleten Argumenten. Der südafrikanische ANC ist für sie genauso antisemitisch wie der gesamte IStGH, weil der eine Israel des Völkermordes angeklagt und der andere Haftbefehl gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu erlassen hatte. Illouz richtet ihren Frust und Zorn gegen alles: gegen die UN, weil man es dort gewagt hat, Israel Genozid vorzuhalten. Sie verweist immer wieder auf das Massaker der Hamas, das zweifelsfrei grausam und menschenverachtend war, aber sicher nicht mit „erklärtermaßen genozidaler Absicht“ verübt wurde. Es war für mich ein verzweifelter Ausbruch in einer für die Hamas fast aussichtslosen Lage, als nicht nur Israel und der Westen sich gegen sie vereinten, sondern auch bedeutende arabische Staaten im Begriff standen, die Fronten zu wechseln und die Palästinenser in ihrer verzweifelten Lage aufzugeben. Das Massaker der Hamas barg m. E. keine genozidale Absicht, sondern erscheint eher als Versuch auf sich und seine Lage aufmerksam zu machen. Das Attentat mag zwar gelungen sein, aber der Preis, den die Palästinenser dafür zahlten und weiter entrichten, ist sehr hoch.

Illouz beklagt, dass „drei Tage, nachdem Israelis vergewaltigt, lebendig verbrannt und vor den Augen ihrer Eltern und Kinder erschossen worden waren“, bereits vom Genozid gesprochen wurde. Wenn es damals zu früh für diese Qualifizierung gewesen ist, so ist es doch heute, nachdem die israelische Armee, die humanste Armee der Welt, mehr als 50 000 Frauen, Kinder, Zivilisten und wohl auch Hamas Kämpfer „neutralisiert“ hat, und nachdem mehr als eine Million Menschen aus ihrem Wohnort vertrieben, vielleicht doch zeitlich passend, von Völkermord oder Genozid zu sprechen? Oder wird das Morden erst Genozid, wenn, wie im Tschad, 400 000 Menschen getötet und weit über zwei Millionen vertrieben worden sind? Oder gikt als ultimativer Maßstab die Zahl von 6 Millionen Ermordeten?

Illouz wird nicht müde von ermordeten Israelis zu schreiben und ignoriert die ermordeten Palästinenser. Palästinenser wurden nicht nur in diesem genauso unerbittlichen wie überflüssigen Rachekrieg Israels hingeschlachtet, sondern die ganzen letzten 76 Jahren seit der Gründung des Staates Israel hindurch, seit der Vertreibung der Palästinenser aus ihrer Heimat, seit der palästinensischen Katastrophe, die sie Nakba nennen und was für die Israelis der Tag der Unabhängigkeit ist. Und ihre Zahl reicht in die hunderttausende.

Illouz erklärt den Schockzustand der Israelis und damit auch ihr eigenes Versagen mit den „jahrzehntelangen Bombardierungen an ihren Grenzen im Norden und im Süden und mit Irans Schlinge um den Hals“, die Israels faschistischste Regierung seit Gründung des Staates genötigt habe, den Gazastreifen abzuriegeln. Sie wundert sich dennoch über den Versuch der Eingeschlossenen aus ihrem Gefängnis auszubrechen und verurteilt ihn. Das dabei hunderte und sogar über eintausend Israelis getötet wurden, ist entsetzlich und ist natürlich zu verurteilen, aber was ist mit den Hunderten und Tausenden Palästinenser, die diesseits und jenseits der Grenzen von israelischen Kommandos und bewaffneten nationalistischen und chauvinistischen Siedler im Verlauf der vielen Jahren ermordet wurden? Was ist mit dem Land, das den Palästinensern geraubt wurde, wo jetzt israelische Siedlungen gegen jedes internationale Völkerrecht entstehen?

Eva Illouz vertritt den Grundsatz, dass für den Fall „wenn in ein fremdes Staatsgebiet eingedrungen wird, wenn Menschen gefoltert, getötet und vertrieben werden, wenn Militärstützpunkte angegriffen und Zivilisten bombardiert werden, eine militärische Antwort durch internationales Recht und den gesunden Menschenverstand gerechtfertigt ist.“ Wenn das aber, nach Illouz’ Meinung, richtig und gerechtfertigt für die Israelis ist, um wie viel mehr ist es gerechtfertigt für die Palästinenser, in deren Staatsgebiet die Israelis schon seit langem eingedrungen sind und es inzwischen als ihr eigenes betrachten, analog zu handeln?

Illouz platzt fast vor Selbstgerechtigkeit und Selbstmitleid, wenn sie von „jahrelanger relativer militärischer Zurückhaltung seitens der Israelis“ schreibt, und dabei übergeht, was sie vor dem 7.10.23 geschrieben hat. Wann war denn Israel „militärisch zurückhaltend“? Ich lasse hier unberücksichtigt die Vertreibung der Palästinenser 1948. Aber die Invasion der West-Bank 1967, die völkerrechtlich Palästina heißt, kann man doch nicht als „militärische Zurückhaltung“ definieren. Die Unterdrückung der palästinensischen Bevölkerung ist doch für alle Welt sichtbar und keine Kleinigkeit, vor der man die Augen und das Gewissen verschließen darf und kann. Aber es sieht offenbar jeder nur das, was er sehen will.

Illouz behauptet und meint es offensichtlich ernst, dass Netanjahu und sein bisheriger Verteidigungsminister und Armeechef Galant ihren Krieg tatsächlich nur führen, um „ihre Bevölkerung zu schützen“. Wie naiv, unehrlich und närrisch muss man sein, um solche Dinge  zu glauben. Dabei räumt sie doch selbst ein, dass Israel „zweifellos alle Verhältnismäßigkeit missachtet“. Sie schreibt weiter: „Israel hat zahlreiche Kriegsverbrechen begangen…Aber unverhältnismäßige Gewaltanwendung und ein Kriegsverbrechen ergeben noch keinen Völkermord“. Ab wann wird es denn für die israelbezogene Autistin ein Völkermord? Und wenn es nur Kriegsverbrechen bleiben, ist es dann weniger schlimm? Wenn es niederträchtig ist, wie Illouz behauptet, dass die Hamas ihre militärische Infrastruktur unterhalb oder inmitten ziviler Gebäude eingerichtet hat, was in Gaza kaum anders möglich wäre, so ist es doch noch niederträchtiger und erst recht ein Kriegsverbrechen 1000 Kilogramm Bomben auf Häuser abzuwerfen und kollateral zig Tote in Kauf zu nehmen, nur um einen Verdächtigten zu treffen und zu töten. Nein, Illouz leugnet nicht die Grausamkeit der Zerstörungen. Aber sie tröstet sich und ihre Leser damit, dass diese Verbrechen noch keinen Völkermord darstellen. Sie beruhigt ihr Gewissen und das ihrer Leser, mit der These, dass Israel „stets alles getan habe, um die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen.“  Wie geschah das? Indem die IDF die Bevölkerung 5 Minuten, manchmal sogar 15 Minuten vor einer Bombardierung gewarnt hat. Zynischer geht es nicht.

Sie ist offensichtlich tatsächlich davon überzeugt, dass das Ziel der israelischen Militäroperation war und ist, die Stadt, nicht aber die Identität der Bevölkerung zu zerstören.  Diese wurde schon „zerstört“ bzw. ignoriert, als Golda Meir, Israels eiserne Regierungschefin einst behauptete, sie kenne kein palästinensisches Volk. Die Palästinenser waren für sie wohl nur Statisten.

Das sei für sie eine conditio sine qua non bei der Definition von Völkermord. Die zigtausend Tote und die mehr als eine Million Vertriebene spielen wohl keine Rolle. Das sei für sie kein Völkermord, sondern offensichtlich nur Kollateralschaden. Sie behauptet, dass die Hamas bereit gewesen ist „ihre Bevölkerung jeden Preis zahlen zu lassen.“ Und welchen Preis verlangt die israelische Regierung von ihrem Volk?

Illouz beschuldigt Michael Fakhri, dem UN-Sonderberichterstatter, der von systematischem Aushungern der Zivilbevölkerung klagt, er würde historische Fakten missachten, weil er behauptet, „niemals in der Nachkriegsgeschichte ist eine Bevölkerung so schnell und so vollständig in den Hunger getrieben worden wie die 2,3 Millionen Palästinenser, die in Gaza leben“. Wann beginnt denn für diese Philosophin das Aushungern einer Bevölkerung, wenn sie dazu ergänzt, „dass wir anerkennen müssen, dass die Menschen dort schrecklich leiden“. Die Menschen in Gaza leiden also, sie hungern nicht. Dass sie leiden, scheint sie zu akzeptieren.

Und Illouz beendet ihren polemischen Artikel, mit dem sie einen intellektuellen Tiefstand erreicht, nicht nur indem sie alle Kritiker Israels zu Antisemiten erklärt, sondern auch noch indem sie Moral, Ethik und Völkerrecht auf den Kopf stellt und behauptet, dass die von Zionisten und sich auf den Zionismus berufenden Banden überfallenen Palästinenser „seit hundert Jahren Krieg gegen Israel führen.“ Dabei könnte man glauben, dass die Palästinenser in Palästina eingewandert, um nicht zu sagen eingedrungen sind, und die ansässigen Juden vertrieben haben.

Man kann sich Eva Illouz Ausführungen nur damit erklären,  dass bei ihr, der als aufgeklärter Soziologin geltenden Autorin, unter dem Schock des 7. Oktober 2023 die Koordinaten völlig verrutsch sind. Wenn das bei einer Frau wie ihr schon zutreffen kann, wie muss die Schockwelle auf Millionen jüdische Israelis wirken?“

Gottseidank wirkt der Schock nicht auf alle.

Neues Impressum

Der Verleger Abraham Melzer, der den SEMIT vor 47 Jahren initiiert und 46 Jahre lang in verschiedenen medialen Aggregatszuständen verantwortlich geleitet hatte, ist weiterhin dessen spiritueller Chef: Er ist der Herausgeber. Presserechtlich verantwortlich ist ab jetzt René Freiherr von Godin.

1.

Während Herr Melzer allgemein wegen seines aufrichtigen jüdischen Herkommens, seines Rechtsgefühls und seines festen Charakters bekannt ist, muss ein Bezug zum Judentum von Godins neu dargestellt werden: Herr von Godin wäre nach den Vorschriften der Nürnberger Gesetze dem arischen Volksteil zuzurechnen gewesen, weil er mit einer Nicht-Jüdin verheiratet ist und mit ihr Kinder hat.

Kann nun ein Arier eine jüdische Zeitung leiten? Er kann nicht nur, er muss. Arthur Ruppin (in: Soziologie der Juden) schreibt, dass die vorderasiatisch geprägten Semiten ein Mischvolk seien. In diesem Zusammenhang ist es auch nicht mehr überzeugend, ein individuelles Judentum von der Zufälligkeit der halachischen Abstammung einer Mutter abhängig zu machen, oder deren Fehlen durch religiöse „Übertritte zum Judentum“ zu korrigieren, wenn die künftigen „Proselyten“ in Wirklichkeit an gar nichts glauben. Im Nicht-Glauben sind Juden und Nicht-Juden vereint.

Der historische Gegensatz zwischen Judentum und Nicht-Judentum tauchte im Hellenismus auf, als die Makedonen den Orient eroberten. Seit 333 („Issuskeilerei“) vor u.Z. siedelten sich auch Griechen an den syrischen und palästinensischen Gestaden an und brachten eine Zivilisation mit, für die „die Juden noch nicht reif waren“ (Heinrich Graetz). Jesus, der heute wieder zum Juden deklariert wird, galt den Juden lange Zeit als Sohn des griechischen Söldners Patheras (Toledot Jeshu). Dessen Jünger hatten griechische Namen wie Andreas und Philipp, Simon musste sich den griechischen Namen Petrus geben lassen.

Der biblische Mythos von der Schöpfung der Welt und des Menschen ist bekannt: Jahwe ist der Ewige und Allmächtige. Nach griechischem Mythos war die Welt von Uranos und Gaia geschaffen worden, der Mensch dagegen eine Kreatur des Titanensohns Prometheus. Der Chef des Göttergeschlechts der Titanen, Kronos, hatte den Ur-Gott Uranos (seinen Vater) entmannt und auf die Insel der Seligen expediert. Die Titanen wurden ihrerseits von der Generation der olympischen Göttern gestürzt, denen die Menschen ebenso ein Gräuel waren wie die Titanen selbst. Die Menschen überlebten jedoch die göttliche Abneigung dank ihrer Intelligenz und Schläue. Mit ihren Tempeln bestachen sie die Götter

Das Ausgangsverständnis der Griechen und Römer zu den Göttern ist also ein gänzlich anders als das der Juden und Moslem.

Der Untergang ihres Schöpfers Prometheus ließ Hellenen und Römer unsere Staatsformen von Republik und Demokratie hervorbringen. Beide Begriffe sind der Tora fremd. Während die jüdische, wie die islamische Welt in ihrem Glauben an den ununterbrochen herrschenden und allmächtigen Schöpfergott hierarchische Despotien über den gottverpflichteten Menschen bedingt, erzwang erst Kaiser Konstantin 325 n.u.Z. den Despotismus mittels der Lehre von Trinität und zur Person des Jesus. Um es in einem kurzen Satz auszudrücken: Den Gegensatz zwischen heidnischer Freiheit und göttlich legitimierter Despotie erkannte auch Sigmund Freud als Quell für den Antisemitismus der westlichen Völker, die ihre instinktive, aber verdrängte Abneigung gegen das Christentum auf die Juden sublimierten.

Die Frage „warum lässt Gott das zu“ ist für den realistischen Menschen hellenistischer Tradition unsinnig und sinnlos, „der Jude“ dagegen versucht die gröbsten Schicksalsschläge mit dem Buch Hiob zu beantworten.

Inzwischen herrscht auch in Israel der Materialismus (vgl. Tuvia Tenenbom in: Gott spricht Jiddisch) vor. Religion ist nur mehr eine Morallehre, wie sie die heidnischen Philosophen nicht wesentlich anders vertraten. Damit hat auch das Judentum seinen religiösen Sinn verloren. Hat es Ersatz gefunden, einen Staat wie Israel als Reservat für die Nachkommen der religiös verwaisten Kabbalisten zu schaffen, oder hat das Judentum besondere Werte verkörpert, die zu erhalten Sinn machen? Eine Antwort gibt Bruno Bettelheim (in: Aufstand gegen die Masse). Judentum ist angewandter Individualismus, und simultan eine Klammer, mit der die Individualisten ihre Rechte verteidigen. Wie jeder Kaufmann seinen Handel in Konkurrenz zu anderen Kaufleuten betreibt, verteidigen sie doch als Gilde das Recht des freien Handels. Diesen Grundsatz muss man über alle Gebiete des sozialen Lebens erstrecken, und man landet beim Judentum.

2.

Heute ist das Christentum auf weite Strecken überwunden und „die Juden“ glauben mehrheitlich nicht mehr an einen Schöpfergott. Woher soll ein aktueller Antisemitismus kommen, wenn „der Jude“ ein säkular denkender Bürger seiner Länder ist? Eine Antwort gab Abraham Melzer in seinem Buch

„Die Antisemitenmacher“.

Es wird daher eine Aufgabe der neuen Redaktion sein, der Antisemitenmacherei auf den Grund zu gehen.

Ist Herr von Godin dafür die richtige Person? Ja. ist er. Er entstammt einer ursprünglich jüdischen Familie, dessen 1715 geborener Spross Isaac Gautain 1765 geadelt wurde. Der im Familienwappen zu führende Judenstern wurde als Komet dargestellt, die Herkunft der Familie in die Nebel des englischen Bürgerkriegs verlegt. Heinrich Graetz schreibt für diese Epoche der jüdischen Geschichte, dass das deutsche vor-mendelsohnsche Judentum geistig ziemlich verarmt war. Er nennt die Juden dieser Zeit „kindische Greise“.  So darf es nicht verwundern, wenn sozialer Aufstieg mit Distanzierung von den kindischen Greisen einherging. Die jüdischen Traditionen übertrugen sich anders. Die Nachkommen des Isaac „René“ (als Taufname) heirateten in ähnlich gemischte Familien, unter denen die Freiherren von Eichthal die bedeutendsten waren. Elias Hayum Meyer-Bing war Geschäftspartner des berühmten, 1738 gehenkten Jud Süß, er selbst saß auf den Hohen Asberg ein Jahr lang in Haft, bevor er nach Mannheim an den kurpfälzischen Hof kam. Sein Enkel kam 1777 mit dem Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz als dessen Hoffaktor nach Bayern, wo dessen Enkel Simon Freiherr von Eichthal 1835 für König Ludwig I. die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank AG gründete. Dessen Enkelin war die Großmutter des Vaters von René Freiherr von Godin. Die Bedeutung der Eichthals machte alle anderen Traditionen der Familie rezessiv.

Von Godins Mutter entstammt dem Familienclan mitteldeutscher Juden, unter ihnen die Chemiker Dres. Adolph und Albert Frank, die die Stickstoffwerke in Trostberg an der Alz zusammen mit Nikodem Caro gegründet und bis zur Arisierung geführt hatten.

Was soll das für das Redaktionsprogramm bedeuten? Einfach skizziert zweierlei: Der Geist jüdischen Individualismus wird durch René Freiherrn von Godin vertreten. Es wäre der jüdischen Sache in Deutschland abträglich, wenn eine vom NS-Nachfolgestaat finanzierte „Jüdische Allgemeine“ einen national-bolschewistischen Kurs im Sinne von Benjamin Netanjahu unkritisiert fortfahren könnte. Der jüdische Handelsherr unterwarf sich weder einem paradiktatorischen Regime des Ghettos noch arbeitet er unter autoritären Bedingungen. Schon der berühmte Jud Süß wohnte als württembergischer Finanzienrat nicht in der Judengasse (vgl. Barbara Glaser in: Jud Süß), auch wenn er für seinen Herzog in Frankfurt anwesend sein musste. Deswegen kann es in der Tradition des deutschen Judentums nicht richtig sein, die Diaspora auf die Massaker in Gaza nach der Formel „right or wrong, my Israel“ propagandistisch auszurichten. Auf diese Weise fördert man allein durch eine Propaganda nichts als Ekelgefühle in weiten Teilen der an sich desinteressierten Bevölkerung. Überflüssigerweise beklagt man simultan Sicherheitsdefizite. Die Bekenntnisse von „Geistesfunzeln“  (Sandra Kreisler) wie Volker Beck, Marcus Söder oder Boris Rhein zum Rechtsbruch internationaler Verträge zugunsten eines umstrittenen israelischen Politikers sollen weiterhin zwar vermittelt, aber nicht abgesegnet werden. Der Leser möge selbst sein Urteil bilden und entscheiden, ob die Zukunft seiner Kinder von Bombardierungen arabischer Dörfer oder eher von der Unabhängigkeit der Diaspora von Israel abhängt. Wahrscheinlich ist das US-Judentum der bessere Verbündete für die Juden der europäischen Diaspora, auch wenn es weniger halachisch ist als das israelische (Jewish Outreach Program).

3.

Die Jüdische Allgemeine unterminiert die natürlichen Interessen der jüdischen Diaspora; sie postuliert Mitte Dezember 2024 „einen Maßnahmenkatalog, mit dem sie [selbst] in die Anfangsphase des Wahlkampfs im Vorfeld der Neuwahlen zum Bundestag am 23. Februar 2025“ eintritt; (schwere Syntax- und Grammatikfehler der Redaktion der Jüdischen Allgemeinen werden von unserer Seite korrigiert).  Nun zum Text der „JA“:

„Der Zentralrat der Juden in Deutschland ist die wichtigste Vertretung der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und repräsentiert 104 jüdische Gemeinden…..“

Anmerkung: in den 104 jüdischen Gemeinden sind ca. 100.000 Personen immatrikuliert, etwa ein Drittel der nach Charlotte Knobloch feststellbaren „Juden“. Damit ist das Verhältnis zwischen immatrikulierten und nicht-immatrikulierten schlechter als bei den Kirchen, zu denen sich noch 50% der Nachkommen christlicher Eltern bekennen. Die deutsche Regierung verleiht „ihrem“ Judentum eine Tara als ein künstliches Gewicht, das das immatrikulierte Judentum von ihr abhängig macht wie Russland das Assadregime von sich abhängig hielt.

„Der Zentralrat hat sich mit Vorschlägen für den Schutz jüdischen Lebens an die politischen Parteien Deutschlands gewandt. Nach dem 7. Oktober 2023 ist jüdisches Leben mehr denn je seit der Schoa in Gefahr,,,“

[Falsches Deutsch] In Gefahr war das jüdische Leben vor und während der Shoa, seit der Shoa  – soll sprachlich ausgedrückt werden –  war es bis zum 7.10, nicht mehr in Gefahr. Sachlich stimmt die Behauptung auch nicht, denn nach dem II. WK gab es mehr als genug Massaker an Juden (sogar in Polen).

„Jetzt brauche es einen wirklichen Wandel zum Schutz – und damit die Förderung – jüdischen Lebens in Deutschland. Der anstehende »Umbruch« in der deutschen Politik biete eine Chance, »konkrete Verbesserungen anzustreben«.“

Ganz versteht man die Logik nicht. Ein „Umbruch“ richtet sich doch eher gegen die bisherige Kuschelpolitik mit Israel. Auch die Besorgnis um die Sicherheit jüdischer Menschen in Deutschland ist nicht „nachvollziehbar“. „Der 7.10.“ hatte erinnerlich dort stattgefunden, wo ein Nova-Tanzfestival durch den Schutz von 400 Soldaten und starke Grenzanlagen gesichert war. Nirgends ist „jüdisches Leben“ stärker gesichert als in Israel. Die Tür der Haller Synagoge war so gut gezimmert, dass der Verrückte (Stefan Berliet) mit seinen Waffen nicht durch diese in die Synagoge gelangen konnte. Die JA weiter im Text:

„Für den Kampf (!) gegen Antisemitismus schlägt der Zentralrat vor, bestehende Strafbarkeitslücken zu schließen und etwa den Volksverhetzungsparagraphen zu verschärfen sowie den Aufruf zur Vernichtung von Staaten unter Strafe zu stellen.“

Soso: Es geht also weniger um konkrete Schutzmaßnahmen für Juden bei uns als um eine Politik der Meinungsmache zugunsten von Israel. Offenbar soll es in Deutschland noch mehr autoritären Polizei- und Obrigkeitsstaat geben als bisher, Welchen Staat aufzulösen könnte man denn verlangen? Die Ukraine? Sofort die ganze AfD samt Sahra Wagenknecht verhaften! Die Aufteilung von Bosnien-Herzegowina unter Kroatien und Serbien?  Strafbar! Kosovo? Die Teilung Zyperns zwischen Türkei und Griechenland? Wäre die Forderung nach „weniger Staat“ im Ansatz nicht schon eine Forderung nach weniger Staaten? Das soll strafbar werden? Wäre eine solche Vorschrift nicht ein Rohrkrepierer, denn Israel hat die von der UNO verlangte Zweistaatenlösung als obsolet erklärt? Ist es nicht Israel, das aktuell die Vernichtung eines faktischen Stadtstaates praktiziert? Heute gilt bereits als „Aufruf zur Vernichtung Israels“ die Forderung, dass die Nachkommen der im Rahmen der Nakba vertriebenen Araber zurückkehren dürfen. Man erkennt die intellektuelle Leistungsschwäche der Autoren solcher undurchdachten Forderungen. Schusters dümmliche Darstellung ist sogar noch steigerungsfähig:

„Jüdisches Leben soll durch eine Konkretisierung und Umsetzung der Bundestagsresolution gegen Antisemitismus vom November gestärkt werden. …  Zudem solle eine »zeitgemäße Holocaust-Education« dauerhaft gefördert werden…

Niemand kann sich vorstellen, was genau konkretisiert werden soll und wie eine allgemeine Holocaust-Erziehung gestaltet werden kann. Man darf aber unterstellen, dass eine „Holocausterziehung“ in gewissen jüdischen Kreisen tatsächlich stattfindet Eine solche Erziehung dürfte psychopathogen sein, denn die „JA“ fordert simultan, dass

die zusätzlichen Bedarfe (sic!) für die soziale Absicherung der Schoa-Überlebenden und der Nachfolge-Generation gewährleistet werden….“

Da haben wir es. Der Holocaustkult macht Juden psychosomatisch krank. In Israel wurden die nach dem Holocaust in Israel ankommenden Juden von den Sabras (Autochthonen) als Savonim (Seiflinge) geschmäht.

Soziale Absicherung der Shoa-Überlebenden soll wohl generell bedeuten:  Deutschland bezahlt die Renten, die in Israel fällig werden. Die „JA“ schreibt hierzu einen passenden Bericht von Sabina Brandes, aus dem wir zitieren;

„… Ein Viertel der Israelis hat nicht regelmäßig genug zu essen, bei den Kindern sind es sogar ein Drittel. Der neueste Bericht der Hilfsorganisation Latet (hebräisch für »geben«) zeichnet ein düsteres Bild des Wohlstandes im jüdischen Staat. Fast 1.1 Million Kinder müssen manchmal Hunger leiden. Dem Bericht zufolge hat sich die wirtschaftliche Lage von 65% dieser Familien im vergangenen Jahr weiter verschlechtert. 80% hatten nicht genug Geld, um genügend Lebensmittel einzukaufen. In Israel sind fast alle Lebensmittel sehr teuer. Laut Latets Bericht leben in Israel 28,9% der Menschen unterhalb der Armutsgrenze. Die israelische Wirtschaft hatte in den letzten Jahren zwei große Krisen erlebt: zum einen die Corona-Krise sowie die Ereignisse des 7. Oktobers und der darauffolgende Krieg, in dem wir uns noch befinden. Diese Ereignisse haben großen Einfluss auf die wirtschaftliche und soziale Lage des Landes. Das Kindergeld beträgt pro Kind umgerechnet etwa 50 Euro. Nahezu 80%  der Israelis, die Unterstützung von Hilfsorganisationen erhalten, sind zudem verschuldet. Fast 85% können ihre Häuser im Winter nur unregelmäßig heizen. 22% wurde im vergangenen Jahr aufgrund unbezahlter Rechnungen der Strom abgestellt. Im Ergebnis ist eine ständige Unsicherheit, dass es irgendwann finanziell nicht mehr weitergeht, die Folge….“

Nachtigall, ick hör dir trapsen. Die Bomben auf arabische Dörfer kosten viel zu viel Geld. Woher kommt es in einem Land ohne natürliche Bodenschätze? Selbst wenn man das Holocaust-Remembering zum Exzess als Crowd-Funding betreibt, bleiben finanzielle Ansprüche gegen die heutigen Deutschen nicht mehr vertretbar.. 40% der Deutschen haben Migrationshintergründe. Eine „Umvolkung“ hat längst stattgefunden. Wäre es z.B. billig, die dunkelhäutige Enkelin von Götz Ammon abzukassieren? Eher nicht; Vielleicht löhnt sie aber freiwillig für Israels Wohlstand. Weiter im Text:

„Für die Stärkung der deutsch-israelischen Beziehungen empfiehlt der Zentralrat, die Sicherheit Israels als Leitfaden deutscher Außenpolitik zu verankern, und Israel auf internationaler Ebene gegen antisemitisch motivierte Verurteilungen in Schutz zu nehmen.“

Jetzt wird es gefährlich und verfassungsfeindlich. Deutschland soll internationale Entscheidungen von UNO und IStGH nicht mehr respektieren, wenn sie Israel betreffen und von diesem Oberstaat als „antisemitisch“ verworfen werden?. Ist denn Theodor Meron ein Antisemit, der den Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu bestätigte?  Jetzt schlägt es 13. Hat Israel im Laufe seiner relativ jungen Geschichte internationales Recht jemals respektiert, wo es seine fanatischen Interessen berührt sah. Soll Deutschland der gleiche gesetzlose Staat werden? Diese Forderung kommt der einer Vernichtung Deutschlands gleich. Weiter im Text:

„Der Zentralrat macht deutlich, dass er diese Maßnahmen für dringend hält: »Es ist etwas aus den Fugen geraten in diesem Land. Jüdinnen und Juden sind in Teilen unseres Landes nicht mehr sicher vor Anfeindungen, Ausgrenzungen und körperlicher Gewalt.“

Man sollte Dr. Josef Schuster sofort in Haft nehmen: Wiederholungsgefahr.

Wen wundert es, dass Juden, die eine solche Privatpolitik publizieren, angefeindet werden?

Damit ist klar: Dieser Blog hat die Aufgabe, den Wahnsinn des Zentralrats darzustellen. H.G. Adler (in: Theresienstadt, das Antlitz einer Zwangsgesellschaft) hat die damalige Zwangsgesellschaft, die durch das „Geschenk des Führers“ zusammenkam, so treffend analysiert, dass man diese, etwas amplitudenmoduliert, auf die durch Bundesmittel finanzierte Zwangsgemeinschaft der finanziell geförderten Juden übernehmen könnte. Der damalige Judenrat habe (laut Hannah Arendt) das Geschäft der „Nazis“ vereinfacht, der heutige Zentralrat sekundiert alle Wünsche der Bundesregierung. HG. Adler nannte den Theresienstädter Judenrat als eine Art Karnevalsgesellschaft, und so ähnlich tritt der Zentralrat als politische Karnevalsgesellschaft auf. Nichts ist wichtiger als eine jüdische Opposition gegen diesen politischen Zirkus. Die Situation jüdischen Lebens ist durchaus ernst und gut vergleichbar mit der allgemeinen Lage der deutschen Gesellschaft. Die jüdische Gesellschaft wie die gesamtdeutsche wurden durch permanenten politischen Fasching der Parteienpolitik verdorben. Was kommt nach Fasching, Fascism (Ayelet Shaked) oder Aschermittwoch? Beginnen wir eine Fastenzeit der Besinnung. Jetzt!

von Lobenstein

Otzma Yehudit – Jüdische Macht Heute Teil der israelischen Regierung – Wie lange will der Zentralrat der Juden noch schweigen?

Von Abraham Melzer

Seit Jahren, und seit dem 7. Oktober 2023  fast täglich, lesen wir in der Presse, hören im Rundfunk und sehen im Fernsehen, dass „die Zahl der antisemitischen Straftaten sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt hat.“ Es müssten inzwischen zigtausender Straftaten sein und wir müssten eigentlich in antisemitischen Straftaten ersticken. Ist dem wirklich so?

Ich lebe als Jude in Deutschland und merke nichts davon, außer die ständigen Berichte in der Zeitung, auch in der FAZ. Und erst recht habe ich nicht den Eindruck, dass ich von der Polizei  mehr geschützt werden muss als nichtjüdische Mitbürger oder gar moslemische. Das Bundesinnenministerium ruf aber zum Schutz von Juden (nur Juden?) in Deutschland auf. Und die FAZ beruft sich ausgerechnet auf den jüdischen Philosophen Theodor W. Adorno in ihrem Ruf nach Autorität. Zum letzten Mal, als wir „Autorität“ in Deutschland hatten, gab es nicht weniger Antisemitismus, sondern mehr, viel mehr, und am Ende hat es bis nach Auschwitz geführt.

Was aber bei den täglichen Warnungen vor Antisemitismus fehlt, ist die klare Beschreibung was Antisemitismus (heute) ist und wo und wann es anfängt. Ich lese immer wieder, dass es sich um „Israel bezogenen Antisemitismus“ handelt. Was bedeutet das aber? Für Adorno fing der Antisemitismus stets mit dem „Gerücht über die Juden“, was immer er damit auch meinte. Das ist aber nicht debatierbar, sondern einfach nur falsch. Deshalb, sagte Adorno, müsse dem „Gerücht“ die Wahrheit entgegengesetzt werden. Wer aber die Wahrheit über den Vernichtungskrieg Israels gegen die Palästinenser, ja die Palästinenser und nicht nur die Hamas oder die Hisbollah, sagt, gilt als Antisemit und wenn er selbst Jude ist, wie ich, dann sogar als „berüchtigter Antisemit“. Wie absurd ist das?

Es wäre wünschenswert und wichtig, wenn die Presse uns endlich aufklärt, was das für „antisemitische Straftaten“ sind, die die FAZ am Anfang ihres Beitrags stellt, die die Statistik angeblich immer wieder ermittelt. Oder ist es nur Kritik an Israels völkerrechtswidrige Politik, die nach § 5 unseres Grundgesetzes erlaubt ist. Nur leider halten sich Politiker und Medien nicht daran.

Das Jahr 2024 endete mit einem Eklat, den die Presse anheizte; so etwa die NZZ, die berichtete:

„Judenhass, Schwurbler und Esoteriker: Evangelische Gemeinden auf Abwegen. Eine Kirche im Bundesland Hessen hat einen antisemitischen Weihnachtsmarkt veranstaltet. Unsere Recherche zeigt, wie katastrophal die Zustände wirklich sind. ….

Die Jüdische Gemeinde Darmstadt hat Strafanzeige gegen die lokale Michaelisgemeinde gestellt…. Die Staatsanwaltschaft ermittelt…“

Antisemitismus ist ein echtes Problem und zugleich ein Schreckgespenst geworden. Zwar leben Juden nach den Beobachtungen der Tribune Juive in den USA ohne antisemitische Belästigungen, aber in Europa ist es anders: Hajo Meyer hatte einst gesagt, dass früher derjenige als Antisemit galt, der Juden hasste, und heute derjenige als Antisemit beschimpft wird, den die Juden hassen. Und den Eindruck habe ich auch.

Der Satiriker Roda Roda wird gern von jüdischen Publizisten wie Broder zitiert; „Aus dem Antisemitismus könnte noch was Rechtes werden, wenn sich nur die Juden seiner annehmen würden“.

Inzwischen haben sich jüdische Funktionäre und Politiker seiner wirklich angenommen und zeihen jüdische Friedensaktivisten und Gelehrte als Antisemiten. Deutsche Akademiker, Unidirektoren, Oberbürgermeister und Sparkassendirektoren verweigern Friedensaktivisten und Gelehrten  – auch wenn sie jüdisch sind  –  das Recht der Meinungsfreiheit verwehren. Statt der SA können sie die Polizei aufmarschieren lassen, wie es im Sommer 24 zur Sprengung des von der „Jüdischen Stimme“ mitveranstalteten Palästinakongresses geschah. Den unerwünschten Juden wird einfach „jüdischer Selbsthass“ unterstellt. Wie soll man dieses „rätselhafte Phänomen“ verstehen? Was motiviert jüdische Funktionäre wie Josef Schuster und Charlotte Knobloch, oder jüdische Intellektuelle wie Broder und Wolffsohn, sich derartig verächtlich gegenüber anderen Juden zu äußern? Menschen, die behaupten, in Israel passiere    – abgesehen vom Holocaust –  Vergleichbares zum Dritten Reich, sind nach Broders Überzeugung Antisemiten. Dabei räumte er in der Jüdischen Allgemeinen selbst ein, dass Israelis – und er meinte Juden – „Täter“ seien, ein Begriff, der sonst nur in Bezug auf „Nazis“ angewendet wird, sind. Ja, was gilt denn nun?

Die überwiegende Mehrheit der Deutschen verabscheut die jüngsten Angriffe auf Juden und jüdische Institutionen, und nimmt sie sehr ernst. Manche jüdischen Funktionäre allerdings bauschen die Ereignisse derart auf, als sei das Dritte Reich kurz vor der Auferstehung von den Toten. Die „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“ sei der erste Vorbote der antisemitischen Pogrome. Schuster, Broder und Knobloch, um nur wenige zu nennen, tun so, als ob der Antisemitismus die finale Phase der Endlösung der Judenfrage eingeläutet habe, reden, als stünde ein zweites Auschwitz vor der Tür. Sie unterstützen damit die amerikanische Anti-Defamation League (ADL), die sich mehr als alle anderen Organisationen bemüht, das Bild eines aufkeimenden Antisemitismus in Europa zu verbreiten. Wie kommen sie auf diese Idee?

Bürger überall auf der Welt, darunter auch etliche Juden, haben aus den Ereignissen der letzten 80 Jahre gelernt, eine Hemmschwelle zu überwinden, und Israels Politik und Kriegsverbrechen so zu kritisieren, wie sie es bei allen anderen Völkern üblich ist.

Solches darf nach Meinung mancher Juden nicht vorkommen (Ahavat Israel). Für Juden ist es daher grundsätzlich schwierig, sich von Israels Übergriffen zu distanzieren, bei anderen Gelegenheiten dagegen auch leichter als es Nichtjuden fällt. Letztere sind immer einer Art moralischer Erpressung durch Zionisten ausgesetzt, vor allem in Ländern wie Deutschland mit seiner antisemitischen Vergangenheit. Sie müssen sich dann doppelt für ihre Stellungnahme rechtfertigen. Juden werden allerdings auch unter besonderen Druck gesetzt, oft von ihren Familienangehörigen. Man nennt sie zwar nicht Antisemiten, aber dafür Nestbeschmutzer, Vaterlandsverräter, oder auch „koschere Antisemiten“ unabhängig davon, ob Israel ihr Vaterland ist oder nicht.

Gelegentlich wird unsere Neigung zu empörten Reaktionen gefordert, die eine legitime Kritik an der israelischen Politik und ihren Praktiken verlangen. Wenn Palästinenser rücksichtslos enteignet, schnöd entrechtet, willkürlich eingesperrt, vertrieben und nicht seltengetötet werden, ist es ganz und gar nicht antisemitisch, die Taktiken des Boykotts, des Investitionsentzugs und Sanktionen (BDS) als gewaltfreie politische Maßnahmen gegen eine Macht zu verteidigen, die wie eine historische Kolonialmacht sich über die politischen Rechte einer Minderheit hinwegsetzt. Man muss nicht der BDS-Kampagne nahestehen, um  sie als eine legitime politische Äußerung der Betroffenen, zu akzeptieren. Auch ohne, dass jemand die BDS unterstützen möchte, muss man zugeben, dass diese Bewegung nicht zensiert oder für ihre Ansichten bestraft werden darf. In den USA ist bisher jeder Versuch, Gesetze zu erlassen, um die Unterstützung der BDS-Kampagne zu verbieten oder zu kriminalisieren, an der Verfassung der USA gescheitert. Entsprechende Bestimmungen höheren Rechts finden sich auch in den Urkunden über die Menschenrechte und sogar im Grundgesetz. Leider werden solche von vielen Stadtverwaltungen, von Köln bis München und Hamburg bis Frankfurt ignoriert. Sie stehen im Gegensatz zu einer fiktiven „Staatsraison“. Dennoch können die Kommentatoren der Verhältnisse nicht um eine Diagnose herumkommen, dass zwischen der Feindschaft gegenüber Juden und der Gegnerschaft zur Politik Israels ein Zusammenhang besteht. Dieser führte dazu, dass europäische Antisemiten häufig Sympathien für Israel erklären: je schlechter sich Israel benimmt, desto höher steigt das Land in ihrer Wertschätzung. Und je mehr Israel in der Schätzung neo-nazistischer Parteien steigt, desto mehr fühlen sich deutsch-jüdische Patrioten diesen Parteien verbunden. Der jüdische Publizist Henryk M. Broder machte im Frühjahr 2019 eine europäische Begegnungstour mit rechten und ultrarechten europäischen Parteien. Er begann mit der AfD, wo er von der Parteivorsitzenden Weigel herzlich umarmt wurde, und ist inzwischen, wie man hört, auch schon bei der FPÖ gewesen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis er nach Ungarn und Polen reist.

Es ist die Politik der israelischen Regierung, vor allem in den letzten Jahrzehnten, die rudimentäre antijüdische Gefühle verstärkt und gleichzeitig Sympathien bei rechten Parteien gewonnen hat. Im Grunde hat Israel selbst erheblich zum Wiederaufleben des Antisemitismus beigetragen. Das ist freilich ein Ergebnis, mit dem viele israelische Politiker keineswegs unglücklich sind. Denn die zionistische Ideologie Herzls setzt einen virulenten Antisemitismus voraus.

Geht es den meisten Deutschen, die täglich über Israel und den Antisemitismus schreiben, wirklich um Israel und um die Bekämpfung des Antisemitismus, oder nur um ihre Selbstdarstellung? Wenn ich z. B. an den Frankfurter Bürgermeister Uwe Becker denke oder an die Frankfurter „linke“ Aktivistin Jutta Ditfurth, dann kommen mir Zweifel an deren Ehrlichkeit. Sie wollen zeigen, wie sehr sie sich von den Verbrechen des Dritten Reiches und ihren eigenen Familientraditionen distanziert haben, und dass sie echte „Gutmenschen“ geworden sind. Jutta Ditfurth hat zugegeben, dass ihre Familie antisemitisch war. Dass sie durch ihre zwanghafte Läuterungsdemonstration die Rechte und Würde dritter Menschen verletzen, Moslems, Christen und Juden, wollen sie nicht wahrnehmen. Sie denken, dass ein einseitiges, blindes Eintreten für  israelische Positionen das Gebot der Stunde sei. Dabei sind diese ganz und gar keine jüdischen Positionen, für die sie sich stark machen, denn das Judentum lehnt Rassismus und Menschenverachtung ab. Wollen sie die Ermordung jüdischer Semiten dadurch ausgleichen, dass sie heute moslemische Semiten diskriminieren und vertreiben?

Es vergeht doch seit Jahren kein Tag an dem nicht in irgendeiner Zeitung, im Rundfunk oder im Fernsehen, über Antisemitismus geschrieben wird. Meistens dozieren vermeintliche Experten, die wenig Ahnung von Judentum und kaum Kenntnisse über Israel haben, und daher wie Blinde über Farben reden. Der Versuch, die anstößige israelische Politik mit dem Holocaust zu rechtfertigen, widerspricht den moralischen Grundsätzen des Judentums. Wenn ein Deutscher mit Blick auf Auschwitz zu den Maßnahmen Israels eine Meinung hat, dann schweige er besser taktvoll und diskret. Das ist das Einzige, was der Holocaust rechtfertigen kann; er kann aber nicht die Maßnahmen der israelischen Regierung gegen Araber rechtfertigen. Es ist offensichtlich, dass wir nicht vor der Gefahr eines zweiten Auschwitz stehen, auch wenn Hetzer wie Josef Schuster vom Zentralrat der Juden, Charlotte Knobloch, Präsidentin der Jüdischen Gemeinde in München oder der Hofjude und Hofnarr Henryk M. Broder immer wieder diese Vorstellung beschwören. Sie verunsichern damit nur ihre geistige Klientel, die angeblich auf gepackten Koffern sitze. Noch nie sind Juden sicherer gewesen als heute. In den USA, in Europa und auch in Deutschland leben Juden friedlich und zumeist in Wohlstand.

Schaut man aber nach Israel, dann kann einem schwindlig werden. Seitdem Benjamin Netanjahu an der Regierung ist, gleitet Israel ohne Halt nach rechts. Es nähert sich immer mehr einem wirtschaftlichen Abgrund. Nationalismus und Rassismus bestimmen die Richtlinien Netanjahus Politik.

Statt aber die Gründe für diese Entwicklung in der israelischen Politik zu suchen, holt man lieber die Antisemitismus-Keule hervor. Die Völkergemeinschaft, die Europäer und vor allem die Deutschen werden als Judenhasser in verletzender Weise diskreditiert. Man schreckt nicht einmal vor Beleidigungen zurück. Die Taktik ist klar: man zeigt auf andere, um von seinen eigenen Problemen abzulenken. Und wenn das internationale Strafgericht in Den Haag gegen Benjamin Netanjahu einen Haftbefehl erlässt, wegen der Beteiligung an Kriegsverbrechen, dann ist die Antwort Netanjahus und der israelischen Öffentlichkeit: Die Richter sind Antisemiten.

Zwar trifft Deutschland wohl eine Schuld daran, dass es so weit kommen konnte, aber es hilft weder den Juden noch den Israelis und auch nicht den Palästinensern, wenn man immer nur zurückblickt und sich weigert, nach vorn zu schauen. Es stimmt, ohne den deutschen Nationalismus und Rassismus hätte es in den dreißiger Jahren nicht die massive Einwanderung nach Palästina gegeben. Ohne die britische Mandatsmacht, die diese Einwanderung begünstigt hat, hätten wir nie die Probleme von heute bekommen. Aber wir sollten auf die heute anstehenden Probleme schauen und nicht in der Vergangenheit nach Rechtfertigung suchen. Wir sollten vor allem nach Recht und Gerechtigkeit streben und dem Propheten Jeremias nacheifern, der gerufen hat: „Gerechtigkeit, der Gerechtigkeit sollst du nachlaufen.“

Der angebliche neue Antisemitismus ist letztlich nichts anderes als ein Propagandainstrument bestimmter jüdischer und israelischer Interessen. Für diese ist es geschickt, wenn Antizionismus mit Antisemitismus  vermengt wird. Die Zionisten haben von Anfang an mit den antisemitischen Nazis kooperiert. Bis zuletzt hat Benjamin Netanjahu den Antisemitismus begrüßt, weil er „Juden nach Israel spült“. Kritik an dieser Politik ist nicht einmal Antizionismus, sondern eine nur allzu berechtigte Kritik an der aggressiven, nationalistischen, ja chauvinistischen Politik Israels, die von vielen Juden und Israelis mitnichten antisemitisch bzw. antijüdisch aufgefasst wird. Netanjahu hat sogar versucht, den Mufti von Jerusalem, Hagh al Husseini, für den Holocaust verantwortlich zu machen und behauptet, der Mufti hätte Hitler die Ermordung der Juden ins Ohr geflüstert. Als ob Hitler Ratschläge des Muftis, den er verachtete, nötig hatte. Diese Behauptung wird aber trotzdem immer wieder frisch daher gebetet.

Aber die Kritik kann noch so sachlich, berechtigt und moderat sein, von zionistischer Seite wird stereotyp der Vorwurf erhoben, dass sie „weit über eine sachlich gerechtfertigte Kritik hinausginge.“ Man hört immer wieder von prozionistischen Kreisen, vom Zentralrat der Juden und anderen jüdischen Hasspredigern, dass man selbstverständlich Israel kritisieren könne und dürfe. Wenn man es aber tut und nicht etwa Israel, sondern dessen Politik kritisiert, dann wird man umgehend als Antisemit verleumdet. Diese zionistische Kritikabwehr wurde und wird derart überzogen, dass sie immer weniger Menschen überzeugt und auch immer mehr Juden und Israelis abstößt.

Inzwischen ist eine radikal chauvinistische Partei aus der Asche wieder auferstanden. Es ist eine israelische Nazi-Partei, die in eine Koalition rechter Parteien in das israelische Parlament einzog, gefördert von Benjamin Netanjahu, der so hofft, mit deren Hilfe an der Macht zu bleiben. Kein Wunder, wo doch schon sein Vater, der jahrzehntelang Sekretär des rechtsradikalen jüdischen Politikers Ze‘ev Jabotinski war, des Ahnherrn der heutigen rechten Parteien, ein bekennender Faschist und Bewunderer von Mussolini war. Seine paramilitärische Beitar-Jugend brachte sich mit braunen Hemden zur Geltung.

Das Panier der neuen Kach-Partei lautet: Entfernung aller Nichtjuden aus Jerusalem, Aberkennung der israelischen Staatsbürgerschaft für alle nichtjüdischen Israelis und Kontaktverbot zwischen Juden und Arabern. Die Nazis in Deutschland dürften sich freuen und manche Juden auch. Manche sind schon der AfD beigetreten und verteilen dort fleißig Persilscheine.

Ich habe lange geglaubt, dass es zwecklos und entwürdigend ist, mit solchen jüdischen Chauvinisten zu diskutieren. Das würde ihnen bloß Legitimität verschaffen. „Es gibt jedoch Zeiten, in denen Absurditäten zu politischen Tatsachen werden und nicht mehr ignoriert werden können“, schreibt Omer Bartov. Wir müssen uns wohl oder übel mit diesen Leuten auseinandersetzen, nicht nur, indem wir ihre gewalttätigen, rassistischen Vorstellungen entlarven, sondern indem man ihnen Grenzen setzt, und sei es mittels Boykotts und Delegitimation.

Es ist nachvollziehbar, dass fanatische Zionisten uns nicht mögen. Wir mögen sie auch nicht. Der Unterschied ist nur, dass wir sie nicht daran hindern, ihre Meinung zu sagen oder Israel-Tage zu veranstalten, während sie alles tun, um unsere Meinungsfreiheit zu unterdrücken. Es ist ein Skandal, wenn der Zentralrat der Juden und jüdische Funktionäre linken jüdischen Intellektuellen Antisemitismus vorwerfen, weil diese sich für die Rechte der Palästinenser und einen gerechten Frieden in Israel einsetzen. Und es ist ein noch größerer Skandal, dass deutsche Funktionsträger (der Bürgermeister in Göttingen, die dortige Unipräsidentin, der Antisemitismusbeauftragte, etc.…), sich dieser Verleumdungskampagne unterwerfen und sich gegen die Vergabe des Göttinger Friedenspreises an die „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“ wenden.

Besonders ärgerlich für uns kritische demokratische Juden ist der Mangel an Sensibilität bei Herrn Josef Schuster, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, der sich nicht geniert, den Bundespräsidenten zu kritisieren wegen seines Glückwunschtelegramms zum iranischen Nationalfeiertag. Schuster schreibt: »Beim Glückwunschtelegramm des Bundespräsidenten zum Jahrestag der Revolution im Iran scheint die Routine‐Diplomatie das kritische Denken verdrängt zu haben.“ Dabei scheint es mir, dass bei Schuster das kritische Denken ausgesetzt hat. Es ist eine ausgesprochene Unverschämtheit, dass beim Thema Iran im Zentralrat offenbar die nötige Sensibilität gefehlt hat. Weiterhin sagte Schuster laut Bild.de: »Ich erwarte vom Bundespräsidenten, dass er die nächste Gelegenheit ergreift, um gegenüber dem Iran unmissverständlich die kritische Haltung der Deutschen zu verdeutlichen, in deren Namen er spricht.«

Josef Schuster hat da aber nichts zu erwarten und sollte sich für diesen Ton möglichst bald entschuldigen. Wir, als Volk, dürfen aber sehr wohl von unserem Präsidenten erwarten, dass er den Israelis „unmissverständlich die kritische Haltung der Deutschen verdeutlicht, in deren Namen er spricht.“

Das Auswärtige Amt hatte dazu erklärt, solche Telegramme seien zu Nationalfeiertagen eine verbreitete Praxis im diplomatischen Verkehr zwischen Staaten. Darauf hat auch das Bundespräsidialamt hingewiesen. Offenbar hat Schuster das nicht eingesehen. Ich habe nirgends gelesen, dass der Zentralrat der Moslems in Deutschland sich beim Bundespräsidenten beschwert hat, weil er 2018 Israel zum 70. Geburtstag gratuliert hat. Da liegt auch der Unterschied zwischen Menschen ohne Erziehung, die davon ausgehen, dass sie alles dürfen, weil sie Juden sind, und kultivierten Menschen, die sensibel genug sind zu wissen, was man nicht tun darf. Einen besseren Beweis, dass der Zentralrat der Juden in Deutschland nichts anderes ist als eine Filiale der israelischen Botschaft und ein treuer Vertreter der israelischen Propaganda, konnte uns Schuster nicht erbringen.

Er erweist sich damit als getreuer Anhänger der rechtsextremen israelischen Regierung und liefert den Kritikern dieser Politik noch mehr Munition, diese abzulehnen. Es ist wie ein Teufelskreis, in dem wir alle stecken. Seit dem Jahre 2004 verweisen die israelischen Regierungen zunehmend auf den Holocaust, um ihre Unterdrückung der Palästinenser zu rechtfertigen. Der Zentralrat der Juden in Deutschland fördert ihn dabei, indem er die Gefahr eines neuen Holocaust heraufbeschwört und sich in außenpolitischen Fragen einmischt, die ihn gar nicht angehen. Es ist nicht die Aufgabe eines Zentralratsvorsitzenden Kommentare zur deutschen Außenpolitik zu geben.

Wenn er sich aber für berufen hält, die Außenpolitik zu beeinflussen, dann sollte er sich bei der Politik Israels zu Wort melden und die dortigen Menschenrechtsverletzungen anprangern. Leider ist er aber auf diesem Auge blind. Er will nicht wahrhaben, dass -so sehen es inzwischen viele israelische Kommentatoren –  „Israel zunehmend eine Erosion der Demokratie, ein Erstarken des Rassismus, das Aushöhlen des Rechtsstaates und einen immer rücksichtsloseren Einsatz von Gewalt, erlebt. Kritik an Regierungshandeln wird in Israel regelmäßig nicht nur als antizionistisch, sondern als antisemitisch betrachtet.“

 

 

 

Das Kreuz für die deutschen Juden?

Was viele vergessen zu haben scheinen, als sie Markus Söder applaudierten, kann man in WIKIPEIA rekapitulieren:

„Markus Söder forderte 2006 die Übernahme eines klaren Verbotes von Blasphemie in das Strafrecht. Wenn Kirche und Papst in einer Zeichentrickserie für Jugendliche lächerlich gemacht würden, habe das „nichts mehr mit Satire zu tun“. Er forderte, der § 166 StGB  müsse erweitert werden. Religiöse Symbole müssten „endlich gesetzlich geschützt sein“. Nachdem Volker Beck erklärt hatte, der § 166 StGB sei „ein Relikt aus voraufklärerischer Zeit“, erwiderte Söder: „Volker Beck spinnt.“ Er erklärte, die Achtung religiöser Gefühle gehöre zu den „Grundwerten unserer Gesellschaft“. .. Eine Verschärfung des Paragrafen 166 StGB sei notwendig.“

Für den juristischen Laien sei die Vorschrift skizziert:

Strafgesetzbuch (StGB)
§ 166 Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen

(1) Wer öffentlich oder durch Verbreiten eines Inhalts (§ 11 Absatz 3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird …  bestraft.

(2) Ebenso wird bestraft, wer öffentlich oder durch Verbreiten eines Inhalts (§ 11 Absatz 3) eine im Inland bestehende Kirche oder andere Religionsgesellschaft oder Weltanschauungsvereinigung, ihre Einrichtungen oder Gebräuche in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.

Die Idee mit der Störung des „öffentlichen Friedens“ ist von den Vorschriften der Nazi-Zeit abgekupfert. Damals sollte strafbar sein, öffentliche Empörung zu entfachen, weswegen sich brave Deutsche gerne als „empört“ erklären. Daheim kann man niemand erpören und darf also weiterhin fluchen. Aber seit dem 1. Juni 2018 ist in jedem Dienstgebäude ein Kreuz anzubringen. Dazu erklärte Söder:

„Das Kreuz ist nicht Zeichen einer Religion“; im Kreuz spiegle sich „unsere bayerische Identität und Lebensart“ wider.

Komischerweise machen bayerische Juden noch kein Kreuzzeichen, wenn ihnen eine Sau über den Weg läuft. Das müsste auch noch Pflicht werden im allerchristlichen Freistaat. Aber schon damals löste der Beschluss eine Diskussion aus. Vertreter der Kirchen widersprachen der Beschlagnahme des Kreuzzeichens durch den Staat. Bundespräsident  Steinmeier distanzierte sich vom Kreuz-Beschluss mit den Worten:

„Es gibt verfassungsrechtliche Maßstäbe. 1995 hatte das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass das Kreuz den Wesenskern des Christentums symbolisiert … Das müssten die Landesregierungen berücksichtigen. Steinmeier als bekennender Christ wollte außerdem bekennen: „Was uns sonntags in der Kirche fehlt, wird das Kreuz in den Behörden nicht ersetzen.“

Wie formulierte es Ludwig Thoma? „Söder sei ein ausgezeichneter Jurist und auch sonst von mäßigem Verstande“; aber auch mit seinem juristischen Verstand kann es nicht allzuweit her sein.

Beginnen wir mit dem allgemeinen Verstand von Söder; die Bilder verbreiteten dokumentieren, dass er im Karneval am echtesten herauskommt. In Google kann man viele Erscheinungsformen des bayerischen Ministerpräsidenten betrachten (alle Fotos aus Google/dpa):

Einmal als bayerischer Monarch, dann als preußischer Reichskanzler

Augsburger Allgemeine Bildergalerie: Die verrückten Kostüme des Markus Söder

Inzwischen mit Bart und Friedrich Merz in der Nähe der Realität. Die zwei Beiden…

wollen einen «Politikwechsel für Deutschland»: sie stellen das gemeinsame Wahlprogramm für 2025 vor. (Foto Frederic Kern/Imago

Wieder in seiner Realität zurück:

Stern www.all-in.de

Marilyn Monroe (???) oder Homer Simpson: Das sind Söders beste Fastnachts-Kostüme

www.merkur.de

Markus Söder in seinen Faschingskostümen: Ein Überblick

SZ 

Man kann zwar agen „es war Fasching“, aber so viel Hingabe an den Karneval lässt sein Amtsethos nicht erkennen. Zwischenrein spazierte er auch als Moses herum

Foto: Stern

Damit sind wir wieder bei den Juhden. Kurt Tucholski meinte hierzu, dass „über den Antisemitismus wie über jede Abneigung wohl zu reden sei. Was aber hier getrieben wird, ist Volksverdummung schlimmster Art, und das alte Wort Roda Rodas (Alexander Rosenfeld) passt wie gehauen hierher: »Der Antisemitismus wäre… eine ganz nette Sache. Aber er wird wohl erst etwas werden, wenn ihn die Juden in die Hand nehmen« Das ist ganz richtig, denn jeder kluge Jude könnte viel bessere und schlagendere Dinge gegen das Judentum anführen als alle Deutschnationalen zusammen, bei denen kaum ein Argument stimmt.“

Das gilt natürlich analog für den Philosemitismus. Die Philosemiten verschaffen den Juden Dinge und Umstände, die sie nicht nur nicht brauchen, sondern die ihnen durchaus schaden. Trotzdem erntete Markus Söder vor einem jüdischem Publikum stehende Ovationen in der Generalversammlung des Zentralrats der Juden in Deutschland. Diese jüdische Repräsentanz ist ein bundesdeutsches Konstrukt, in dem analog auch nur der jüdischen Diaspora Bärendienste geleistet werden können.

Söders Bärendienst wird wie fvon der Jüdischen Allgemeinen referiert, womit simultan die mäßige juristische Kultur des Ministerpräsidenten eklatant wird:

„… als Ehrengast des Zentralrats übte (sic! üben!) Söder scharfe Kritik am Haftbefehl gegen Israels Premier Netanjahu und führte aus: »Das Gericht hat sich massiv selbst beschädigt«, und gab damit eine klare Antwort auf die Frage, ob Netanjahu auf deutschem Boden verhaftet werden sollte. in einer anschließenden Fragerunde auf die Frage eines Delegierten zum jüngsten Beschluss des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) stellte Söder klar: »Ich hielte es für absurd, wenn auf deutschem Boden der Regierungschef von Israel verhaftet werden würde.«  ….  Als Ehrengast des Zentralrats und der Ratsversammlung hatte Söder hervorgehoben: »Jüdisches Leben hat eine feste Heimat in Bayern. Die Bayerische Staatsregierung und ich ganz persönlich geben ein klares Schutzversprechen: Wir schützen jüdisches Leben und Freiheit in jeglicher Form und werden jedem Auswuchs von Antisemitismus konsequent entgegentreten. Jüdisches Leben gehört zu unserem Alltag und hat einen festen Platz in unserer Mitte.« Jüdisches Leben habe das Recht, sich in Deutschland zu entwickeln. Herzlich willkommen in Bayern», betonte Söder zum Schluss seiner Rede, für die er stehende Ovationen erhielt…..“

Soweit die Jüdische Allgemeine. Die von Söder gedroschenen Phrasen waren zuvor schon von Philipp Peyman Engel gedruckt und publiziert worden. Ein paar Ausgaben später schreibt das alte Hetzblatt:

Was muss sich Markus Söder dieser Tage nicht alles anhören: »Selbstbesoffenheit« …. »Hanswurst«, bei dem selbst große historische Gesten zu einem »Funfact« verkommen (Claudia Roth). Peer Steinbrück formulierte: »Da sind irgendwelche Synapsen nicht richtig verdrahtet bei dem Mann«.

Wahrscheinlich hat Peer Steinbrück recht. Der Mann spinnt wahrscheinlich wie Volker Beck (s.o.). Die Jüdische Allgemeine sieht es aber anders:

„….Markus Söder hatte sich bei seinem Kurzbesuch(!) in Polen mal (so eben sic!) hingekniet (Anm.: eher nicht , um das Schuhbandel neu zu binden), nämlich vor einer wichtigen Location, dem Denkmal für den Aufstand der Juden gegen die deutschen Besatzer 1943 …. Willy Brandt bekam dafür den Friedensnobelpreis. Markus Söder …  ist ständig bestrebt, Kanzlerformat zu zeigen (Anm.: er wird den Nobelpreis auch noch bekommen wollen). … Jedenfalls sah Söder nichts Anrüchiges darin, es Willi Brandt in Warschau nachzutun (hat er das mit seinem Kniefall en passant?) und dort an gleicher Stelle auf ein Knie zu fallen. …. Kenner dürften bemerkt haben: Brandt war damals auf beiden Knien, Söder jetzt nur auf einem. …. Söders Kniefall wird, ebenso wie Brandts Kniefall, in die Geschichtsbücher eingehen.  …“

Naja: Brandts Kniefall geschah vor einem großen Publikum, bei Söders Geste waren nur wenige Passanten Zeugen. Aber am Wurststand fanden sich mehr Leute ein:

Knien macht bekanntlich hungrig: Markus Söder mit Bratwurst. Foto: picture alliance/dpa

Passt alles wunderbar zusammen für ein psychologisches Gutachten einer fehlerhaften Verdrahtung. Für beide: Seit wann macht Knien hungrig? Überhaupt meint die Jüdische Allgemeine:

es sei »völlig respektlos und auch unangemessen gegenüber Millionen von Juden und jüdischen Bürgern in unserem Land, die genau das erwarten, dass man einen Respekt à la Söder zeigt«. …..“ (Obacht: § 166 StGB „Weltanschauung“)

Wenn in Deutschland ein Politiker nichts mehr bringt, macht er auf Schutzpatron der Juden. Das funktioniert immer. Die Frage ist nur, ob solche Patronate den Juden nützen oder ob die Juden sich  mit ihnen lächerlich machen lassen. Die Diaspora hat nämlich andere Probleme als den IStGH-verfolgten Netanjahu, der mit Sicherheit nicht nach Deutschland kommen wird, um sich eine Fußfessel wie Nicolas Sarkozy anlegen zu lassen. Das Problem, das die jüdische Diaspora in Frankreich hat, kann sich durchaus auch in Deutschland entwickeln. Die Tribüne Jüive beklagt eine Tendenz in „Le Monde“, einem an sich seriösen Blatt:

„… dort stellte sich ein Teil der Reaktion  offen auf die Seite der Palästinenser. Das ist nicht neu in einer Zeitung, die schon immer pro-palästinensisch orientiert war. Im Zentrum ihrer Büros ist eine ganze Pin-Wand mit der Aufschrift reserviert „Stoppt den Völkermord in Gaza“. Diejenigen, die diesen Flickenteppich gewidmet haben, mischten Presseausschnitte über die anhaltenden Gemetzel, Fotos von verstümmelten Kindern, eine Zeitleiste mit dem Titel „Lass dir von niemandem sagen, dass es am 7. Oktober 2023 begann“ mit der Litanei der Verbrechen, die Israel angelastet wurden. Die ausgestellten Karikaturen grenzen an klassischen Antisemitismus: eine Karikatur, die eine Hand zeigt, die ein Produkt mit der Aufschrift „Ethnische Säuberung“ hält und Blut auf eine Landkarte von Palästina spritzt: „es war immer ein Völkermord“.

Die Emotion angesichts der Geschehnisse in Gaza ist durchaus legitim, bleibt aber trashig, wenn man eine so einhellige Meinung zu einem so komplexen Konflikt zeigt. Mehrere Personen berichten von  einer Planungssitzung, in der es hieß: „Wir haben ein Problem mit der jüdischen Gemeinde, sie sind uns feindlich gesinnt.“ ….  Am Jahrestag der Anschläge kursierte in den sozialen Netzwerken eine Titelseite von Le Monde: „Sonderausgabe, Gaza erdrückt von einem Jahr Krieg und Chaos“. Viele Persönlichkeiten äußerten ihre Empörung. Ist das ein pro-palästinensischer Tropismus?  Die New York Times ist in ihrer Berichterstattung über den Konflikt viel ausgewogener als ‚Le Monde‘….. Im Juni 2024 unterschieden der Historiker Vincent Lemire und der Anwalt Arié Alimi zwischen „kontextuellem, populistischem, wahltaktischen,  instrumentalisiertem“ linken Antisemitismus und rechtsextremem Antisemitismus, der „ontologisch“ sei. …. Einige zeigen … auf den Chefredakteurs Benjamin Barthest. Er bringe die offen antisemitischen Positionen seiner Frau Muzna Shihabi zur Kenntnis. Diese frühere PLO-Unterhändlerin, die Barthes als Korrespondent in Ramallah kennengelernt hatte, postete  am 7. Oktober 2023, wenige Stunden nachdem Hamas-Gleitschirme auf die Nova-Party herabstürzten, um die tanzenden Leute zu massakrieren:

„Sie haben schon lange davon geträumt, zu fliegen, Freiheit zu spüren und ihre Heimatstädte in Palästina zu sehen. Sie sind meist Flüchtlinge und dürfen nicht in ihre Heimat zurück. Sie sind die Jugend von Gaza. Der 7. Oktober ist der Tag der Überraschungen“.

Sie …  beschuldigte Emmanuel Macron, unter dem Einfluss der CRIF(Zentralrat der Juden in Frankreich) zu stehen. Muzna Shihabi wurde wegen ihrer antiisraelischen Äußerungen aus dem Verein CARE ausgeschlossen. „Ich bin überhaupt keine Aktivistin, ich bin eine einfache Palästinenserin, die ihr Leben erzählt“, sagt Muzna Shihabi vor den Kameras von Al Jazeera, die gekommen waren, um sie als Opfer der „Zensur“ zu filmen.

Am 4. Mai 2024 twitterte Muzna Shihabi: „Frankreich, Komplizin des Völkermords, lässt einen palästinensischen Arzt nicht herein, damit er nicht erzählen kann, was er in Gaza gesehen hat.“ 20 Minuten später twitterte Benjamin Barthes: „Der palästinensisch-britische Arzt Gasshan Abu Sitta wurde bei seiner Ankunft am Flughafen abgewiesen.“ Um 13.33 Uhr erschien auf der Website von „Le Monde“ ein Artikel, der von Benjamin Barthes gezeichnet war: „Dem palästinensischen Arzt Gasshan Abu Sitta, Zeuge der Hölle von Gaza, wurde das Betreten französischen Bodens verboten“. (Anm. d. Red. der TJ: Der betreffende Arzt wurde von Deutschland aus dem Schengen-Raum verbannt, Frankreich wendet insoweit nur EU-Recht an)….. Der Herausgeber von „Le Monde“, Jérôme Fenoglio, verteidigte auf Anfrage von „Le Figaro“ Benjamin Barthes als „einen exzellenten Spezialisten für den Nahen Osten, der seit Monaten Ziel einer bösartigen Kampagne sei, die versucht, die Berichterstattung Le Mondes über den anhaltenden Konflikt zu beeinflussen“. …. © Eugénie Bastié

Bei uns in Deutschland leben wie in Frankreich mehr Araber als Juden, zumindest seit der Kanzlerschaft Angela Merkels. Man kann deren Recht auf Meinungsäußerung nicht ewig kurz halten. Die Wahrscheinlichkeit persönlicher Beziehungen zwischen Palästinensern mit Alt-Deutschen ist wesentlich höher als Liaisons von Juden und nicht-jüdischen Deutschen. Die Leute, die die Diaspora umgeben, sehen Bilder von Gaza und bekommen die historische Verwüstung des Warschauer Ghettos vor Augen gehalten. Die Philozionisten fördern damit die Verknüpfung der Ghetto-Verwüstung mit den aktuellen Verwüstungen von Gaza. Sie kommen zu dem Schluss, dass „die Juden“ mit zweierlei Maß messen. Insoweit leisten Leute wie Söder mit ihren politischen Auftritten der jüdischen Diaspora einen Bärendienst. Soweit sie mit bundesdeutschen Geldern gespeist wird, nimmt die Diaspora ihre Gefährdung nicht wahr, was schon Eva Gabriele Reichmann bedauerte. Ma macht dieselben Fehler wie zu Tucholskis Zeiten.

von Lobenstein

 

Eindeutige Ansage des Mehrdeutigen im dümmsten Land der Welt

Theoretisch kann ein Handeln nur dann eine Strafe zur Folge haben, wenn die Tat eindeutige bestimmt war. So steht es im Grundgesetz. „Früher“ (vor 1969) gab es den Straftatbestand des groben Unfugs (§ 360 StGB), in Österreich „Anstandsverletzung“, was heute als § 118 OWiG verfolgt werden kann. Was aber Unfug ist und wann er grob werden soll, ist dem Anstand eines jeden Richters überlassen (vgl.:  Julian Philipp Seibert: in: Die „öffentliche Ordnung“ als überflüssiges polizeiliches Schutzgut). Am meisten „groben Unfug“ treibt die deutsche Bundesregierung. Ihr geht es um so etwas wie öffentlicher Anstand. Niemand soll sich in Deutschland empören müssen.  Ein § 86a bestraft in diesem Sinn das Verwenden verfassungswidriger Symbole, wobei die Leute, die früher gelebt hatten, sich denken konnten, was nach dem Systemwechsel verboten sein müsste. Heute wissen es die Leute nicht mehr so genau: Ein Redakteur hatte hakenkreuzähnliche Kritzel als Korrekturzeichen verwendet, um einer Journalistin unerwünschte Germanismen in ihren Texten zur Änderung aufzugeben. Probleme mit dem Swastika-Symbol haben aber witzigerweise die Linken. WIKIPEDIA referiert:

„Antifaschistische Gruppen haben Symbole der Ablehnung entworfen, darunter ein durchgestrichenes Hakenkreuz. Mehreren deutschen Staatsanwaltschaften erschienen solche Hakenkreuzdarstellungen von den Verbotsgesetzen mitbetroffen. Das Amtsgericht Mannheim verurteilte einen Studenten, weil dieser einen Anstecker mit einem durchgestrichenen Hakenkreuz trig. Im Revisionsverfahren wurde der Student freigesprochen. Auch das Amtsgericht Tübingen sprach einen Studenten für das Tragen eines Ansteckers mit durchgestrichenem Hakenkreuz schuldig. Das Landgericht Tübingen hob dieses Urteil auf. Der Träger sei eindeutig als Antifaschist hervorgetreten, das Symbol lasse selbst für Touristen seine Gegnerschaft zum Nationalsozialismus erkennen. Dennoch verurteilte das Landgericht Stuttgart einen Versandhändler wegen Waren, auf denen durchgestrichene Hakenkreuze zu sehen waren, nach § 86a  StGB. Es sei rechtswidrig, Aufdrucke zu verwenden, auch wenn sie sich gegen die auf ihnen dargestellte Symbolik aussprechen. Denn die Symbolik der NS-Zeit solle gänzlich aus der Öffentlichkeit verbannt werden. Das Urteil stieß bei deutschen Strafrechtlern und Politikern auf Empörung und wurde im Bundestag debattiert. Das bewusste Eintreten gegen Rechtsextremismus sei zu fördern, nicht zu kriminalisieren. Der Bundesgerichtshof hatte das Verwenden von Plakaten, „wenn nach dem gesamten Inhalt des Plakats eine Wirkung auf Dritte in einer dem Symbolgehalt des Kennzeichens entsprechenden Richtung von vornherein ausgeschlossen ist, und wenn die Verbreitung auch sonst dem Schutzzweck des § 86 a StGB erkennbar nicht zuwiderläuft“, schon 1973 für nicht strafbar erklärt,,,, Der Versandhändler legte Revision  ein und auch die Bundesanwaltschaft forderte Freispruch. Dem Antrag kam der Bundesgerichtshof nach und hob das Urteil des Landgerichts Stuttgart auf. Das Tragen solcher Symbole sei erlaubti…“

…allerdings nur, wenn man dazu keine Springerstiefel trägt oder den Kopf kahlrasiert.

Das gilt analog für aktuellere Rote Dreiecke und die Verwendung des Slogans „From the River“. Wer wie ein Araber ausschaut und ein Palästinensertuch trägt, wird auch dann bestraft, wenn er ein durchgestrichenes Rotes Dreieck auf dem T-Shirt hat, der Mensch mit Kippa darf es tragen, wenn er das Dreieck durchkreuzt.  Die Rechtssicherheit in Deutschland bleibt auf der Strecke. Um diese wieder herzustellen, hat die Berliner Senatsverwaltung….

„….  für Inneres und Sport um eine klarstellende Aufnahme in den Kennzeichenkatalog der Hamas gebeten. Das BMI hat die Initiative aufgegriffen und mit Rundschreiben vom 31. Oktober 2024 klargestellt, dass eine Verwendung des auf der Spitze stehenden roten Dreiecks als Kennzeichen der Hamas aufgrund des Betätigungsverbotes ebenfalls verboten und strafbar ist.

Eine Verwendung im Kontext der Hamas ist nach den Feststellungen des BMI gegeben, wenn das Dreieck in Bezug zu wichtigen Gedenktagen der Hamas oder einer für die Hamas bedeutsamen Person verwendet wird.

Klarstellung? Seit wann ist Weihnachten ein „wichtiger Gedenktag der Hamas“? Offenbar ist es schon verboten, die Verbote bekannt zu machen, man kann sie nicht kopieren; daher zitieren wir nur den Text an sich:

„Bundesministerium des Innern und für Heimat

Bekanntmachung eines Vereinsverbots gemäß § 3 des Vereinsgesetzes Verbot der Vereinigung „HAMAS (Harakat al-Muqawama al-Islamiya)“

Vom 2. November 2023

Gemäß § 3 Absatz 1, § 14 Absatz 2 Nummer 1, 4. Variante in Verbindung mit § 15 Absatz 1, Satz 1 und § 18 Satz 2 des Vereinsgesetzes vom 5. August 1964 (BGBl. I S. 593), blablabla, erlasse ich folgende Verfügung

  1. Die Tätigkeit der Vereinigung HAMAS (Harakat al-Muqawama al-Islamiya) läuft den Strafgesetzen zuwider und richtet sich gegen den Gedanken der Völkerverständigung. Zudem beeinträchtigt und gefährdet die Tätigkeit der HAMAS sonstige erhebliche Interessen der Bundesrepublik Deutschland.
  2. Die Betätigung der HAMAS ist im räumlichen Geltungsbereich des Vereinsgesetzes verboten.
  3. Es ist verboten, Kennzeichen der HAMAS für die Dauer der Vollziehbarkeit öffentlich, in einer Versammlung oder in Schriften, Ton- oder Bildträgern, Abbildungen oder Darstellungen, die verbreitet werden können oder zur Verbreitung bestimmt sind, zu verwenden. Das Verbot betrifft insbesondere folgende Kennzeichen: ….“ Es folgen 19 Abbildungen mit einer Beschreibung

Die Zeichen selbst lassen sich abrufen; der geneigte Leser möge selbst die Internetseite des BMI konsultieren.:

BAnz AT 02.11.2023 B10.pdf

Problem: Es sind arabische Schriftzeichen; im Grunde sind damit alle arabischen Kalligraphen untersagt, weil solche denen der Hamas für „Westler“ stets „zum Verwechseln ähnlich“ erscheinen (§86a StGB). „Zum Verwechseln ähnlich ist ein Kennzeichen, wenn es eine unbefangene Person ohne weiteres für das Kennzeichen einer verbotenen Organisation halten kann.“

Hier ein solches verwechslungsfähiges Symbol:

Die Flagge Saudi-Arabiens wurde 1932 eingeführt. Man könnte das Schwert des Islam durch ein deutsche G3 ersetzen und das „Grün“ durch eine andere Farbe. Das wäre wahrscheinlich auch verboten.

Wie ist es mit dem Roten Dreieck? Amtlich muss es auf der Spitze stehen, es kann also kein gleichseitiges, sondern eher ein gleichschenkeliges Dreieck gemeint sein. Mathematik und Geometrie sind unseren Bürgern geläufig. Auch der Begriff „Dreieck“, ein griechisches „Delta“, ist den meisten bekannt.

Man erinnert sich an das Buch „der Großtyrann und das Gericht“ von Werner Bergengrün. So weit verdorben ist auch bei uns die Herrschaft der Justiz. Die Springerpresse berichtet applaudierend über einen Darmstädter Weihnachtsmarkt, auf dem so etwas wie vorbereitender Terrorismus betrieben wurde. Die WELT schreibt (18.12.24):

„….Die Anzeigen richteten sich gegen das Ausstellen verfassungswidriger und terroristischer Symbole. …“

Anm.:Diese Formulierung ist typisch für unsere kaputte Zeit: Die Symbole selbst sind natürlich nicht terroristisch. Weiter im Text:

„Auf dem „Anti-Kolonialen Friedens-Weihnachtsmarkt“ am 3. Advent-Wochenende seien Produkte feilgeboten worden, die mit einem roten Dreieck oder mit Slogans wie „From the river to the sea“, versehen waren. Beides gilt als Kennung der verbotenen Terrororganisation Hamas, die die Auslöschung Israels fordert. Nach vorliegendem Bildmaterial seien „sämtliche Register gezogen worden, um Israel zu dämonisieren und zu delegitimieren. Die Vorwürfe lauteten, Israel begehe seit 75 Jahren einen „Genozid“ an Palästinensern, betreibe „ethnische Säuberungen“ und praktiziere eine „Apartheid“ im Land. Diese ideologisch motivierten Vorwürfe stellten „israelbezogenen Antisemitismus“ dar, kritisierte der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde.

Das Abhalten dieses Weihnachtsmarktes der Kirchengemeinde sei „skandalös“. Es ist tragisch, dass das legitime Anliegen, auf das Leid der Palästinenser aufmerksam zu machen und Spenden zu sammeln, immer direkt ein Einfallstor bietet, um Israelhass und Antisemitismus zu verbreiten.“

Und kann ein paar Tage später den Fortsetzungsartikel schreiben:

„Zutiefst verstörend“ findet es der Darmstädter Oberbürgermeister Hanno Benz (SPD) und warf der Michaelsgemeinde vor, „antisemitische Inhalte propagiert“ zu haben. Es wird versucht, das Existenzrecht Israels zu delegitimieren und den Staat Israel zu dämonisieren, indem judenfeindliche Stereotype auf den Staat Israel und seine Politik übertragen werden“. Die Kirchengemeinde hatte gemeinsam mit der Gruppe „Darmstadt4Palestine“ den Weihnachtsmarkt unter das Thema der Palästina-Solidarität gestellt. „Antikolonial nennen wir ihn deshalb, weil unser Fokus darauf liegen wird, Palästinenserinnen und Palästinenser mit den Einnahmen unseres Marktes zu unterstützen.“ Inzwischen hat die EKHN dem verantwortlichen Pfarrer vorläufig die Ausübung seines Amtes untersagt. Damit dürfe der Theologe beispielsweise keine Weihnachtsgottesdienste in seiner Gemeinde leiten, teilte eine EKHN-Sprecherin dem Evangelischen Pressedienst mit. Sollten sich die Anschuldigungen bestätigen, behalte sich die Kirche vor, weitere rechtliche Schritte einzuleiten. Auch die Kirchengemeinde erwägt, Strafanzeige gegen die kritisierten Aussteller auf dem Weihnachtsmarkt zu stellen. „Ich bin tief enttäuscht, dass das Vertrauen der Gemeinde missbraucht wurde“, sagte Pfarrer Manfred Werner. „Es war eine große Dummheit, dass wir der Vorbereitungsgruppe vertraut haben. Wir werden in jeder Hinsicht mit der Staatsanwaltschaft kooperieren. Es gibt in der Kirchengemeinde die Tradition, die Kirche als „Dialograum“ zur Verfügung zu stellen. Einen Vorfall wie am vergangenen Wochenende habe es vorher nie gegeben. Die betreffenden Aussteller „machen uns alles kaputt“, sagte er.

Alles ganz schrecklich, weil es so lächerlich ist. Der Pfarrer muss nun Buße tun oder Imam werden. Es ging um Schlüsselanhänger mit einem roten Dreieck. Wer geht schon als Jude auf einen christlichen Weihnachtsmarkt? Und wer als Un-Linker geht ausgerechnet auf einen „antikolonialen“? Was erwartet ein deutscher Spießer dort zu finden? Stoff zum Zoff. Es wäre unrealistisch zu erwarten, dass dort keine Leute ausstellten, die sich kolonisiert fühlen. Objektiv kann einem völlig egal sein, ob dort Palästinensertücher mit roten Dreiecken vertrieben werden. Man muss es erst einmal wissen, was ein rotes Dreieck im Zusammengang mit Weihnachten bedeuten soll. Die TAZ berichtet:

„Das rote Dreieck gilt als verbotene Kennzeichen der palästinensischen Terror-Organisation Hamas. In Nr. 3 dieser Verfügung steht, dass es auch verboten ist, „Kennzeichen der Hamas“ öffentlich …  oder in Darstellungen, „die zur Verbreitung bestimmt sind“, zu verwenden. …  Die Liste der verbotenen Kennzeichen ist nicht abschließend, denn es heißt, dass „insbesondere“ die aufgeführten Darstellungen verboten seien. Es war den Behörden also schon immer möglich, auch sonstige Logos als verbotene Hamas-Kennzeichen zu behandeln.“

Noch schrecklicher; in Google findet man aber noch weitere Beispiele, die einen Verwender ins Gefängnis bringen können, wenn ein palästinensischer Zusammenhang gesehen werden kann:

Stelle man bloß nicht diese Zeichen auf den Kopf:

oder verwende dieses, das man an manchen Straßeneinmündungen entdecken kann:

Der Journalistenverein democ e.V. erklärt es so:

„Das Symbol an sich ist nicht neu und wurde schon in vielen verschiedenen Kontexten verwendet. Die bis heute wohl bekannteste Bedeutung des roten Dreiecks liegt in der NS-Zeit, als die Nationalsozialisten es nutzen, um politische Häftlinge in den Konzentrationslagern zu kennzeichnen. …  Noch heute spielt das Dreieck eine wichtige Rolle im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus….“

Soso, Nancy Faeser als Bilderstürmerin. Es gibt leider auch anerkannte Staaten, die ein rotes Dreieck verwenden, wie WIKIPEDIA weiß:

Flagge der Ersten Republik Kuba (1902–1906; 1909–1959)[1] und heute

und im arabischen Raum:

Flagge des Königreich Hedschas (1916 – ca. 1920) und Flagge Palästinas (bis 1948)

und hier die Flagge Jordaniens (seit 1928), 1948–1967 auch im Westjordanland verwendet.  Als verwechslungsfähig im Sinn des § 86a StGB könnte auch das „V“ gesehen werden, das ein auf der Spitze stehendes Dreieck andeuten könnte; Wikipedia schreibt hierzu:

„Die große Popularität des Victory-Zeichens im Zweiten Weltkrieg hat ihren Ursprung …im  englischen Wort victory …  Die BBC unterstützte die Verbreitung in Europa durch ihre „V for Victory“-Kampagne], in der der Morsecode für „V“ (•••–) als Jingle verwendet wurde. Der Morsecode für „V“ entspricht des Weiteren dem Kopfmotiv von Beethovens 5. Sinfonie („Ta Ta Ta Taaa“), welches die BBC …  als Erkennungszeichen ihres Programmes auch in besetzte Länder ausstrahlte. Schnell verbreitete sich der Gebrauch der Geste in ganz Europa[10]. Im gleichen Jahr griff auch Winston Churchill die „V for Victory“-Kampagne auf und gebrauchte das V-Zeichen fortan bei öffentlichen Auftritten, nachdem er anfänglich versehentlich die beleidigende Form mit der Handfläche nach innen verwendete.[11]

Winston Churchill grüßt mit dem Victory-Zeichen, Downing Street, 5. Juni 1943.

Beleidigende Form des V-Zeichens, Handballen zum Ausführenden…“

Symbole in Deutschland richtig zu werten ist also Sache der Strafrichter. Besser kann das dreieckige Dilemma kaum dargestellt werden. Es kommt offensichtlich darauf an, was man in das Rote Dreieck hineinzeichnet; der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Faeser weiß auch, dass das Rote Dreieck missbraucht wird, um etwa eine Wohnung anzuzeigen, wo ein Jude wohnt. Das ist allerdings schlimm. Der Sprayer sollte vielleicht „gelb“ verwenden und eine Schlaufe sprayen. Dieses Kennzeichen könnte kaum verboten werden:

Gelbe Schleife als Zeichen der Solidarität

© Bundesrat

Dennoch ist es nicht so, dass Israel ein politopathologischer Fall wäre. Deutschland ist dieser Fall. Es gilt auch als strafbare Verherrlichung eines Angriffskriegs, das „Z“-Zorro – Zeichen der russischen Panzer auf das eigene Auto zu übernehmen. Es wird strafbar gemacht, unerwünschte Meinungen zum Ausdruck zu bringen. Im Prinzip sind wir wieder on der Honecker-DDR angekommen.

Verwunderlich ist dabei, dass Personen, die das Vorgehen Israels in Gaza mit Ekel erfüllt, ihre Abneigung gegen das israelische Vorgehen immer noch mit einer Sympathiebekundung für die palästinensischen Gruppen nicht trennen können. Die Verbindung von A und B  ist zwar naheliegend und nicht direkt widersprüchlich, erlaubt es aber unserer sturen Justiz, strafend gegen die Missbilligung Israels einzuschreiten.  Daher sollte man die Politik Israels missbilligen, ohne den Palästinensern zu applaudieren. Vernaderer, die der Justiz gerne verdächtige Sachverhalte anzeigen, gibt es bei uns genug. Aber diese Denunzianten erreichen nichts, wenn man sachlich bleibt. Die SÜDDEUTSCHE schreibt über die Einstellung eines Vorgängers von Yoav Gallant:

„Israels früherer Armeechef und früher als Held der Rechten gefeierte Mosche Jaalon spricht von „ethnischen Säuberungen“ [in Gaza und Galiläa]. Er sieht sein Land auf einem Weg, der „in den Ruin“ führen muss.

Foto: Ilia Yefimovich/picture alliance/dpa)

Statt den Vorwurf des Völkermords mit palästinensischen Symbolen zu verstärken, kann man sich auf israelische Größen beziehen, was wesentlich schwerer wiegt als das Geschrei empörter Palästina-Sympathisanten. Gleichzeitig entgeht man dem Vorwurf einer Dämonisierung und Delegitimierung Israels, denn der ehemalige israelische Verteidigungsminister Jaalon ist nach wie vor über den Verdacht erhaben, Israel auslöschen zu wollen. Er sieht in den „ethnischen Säuberungen“ Pflastersteine für Israels Weg ins Verderben.

Man wird auch sagen dürfen, dass sich Israel selbst als Rechtstaat delegitimiert, indem es die besetzten Golanhöhen mit eigenen Staatsangehörigen besiedeln will, und den Widerspruch der UNO als antisemitisch zurückkickt.

Und um ein international akzeptabler Partner zu sein, hat sich Israel auch entfernt. Sein Geheimdienst mordet nicht nur in den moslemischen Ländern, sondern auch in Europa, etwa in Lillhammer.

Israel rechtfertigt alle seine Maßnahmen mit der Notwendigkeit mangelnder Sicherheit. Das ist zum einen sehr abstrakt und zum anderen kaum überzeugend angesichts der Machtlosigkeit seiner Feinde. Wahrscheinlich ist es eher so, dass Israel nie „sicher“ existieren kann, weil es sich a.) inmitten in der arabischen und muslimischen Welt platziert hat (was schon Israel Zangwill kritisierte), und b.) der arabischen Welt keinen zivilisatorischen Nutzen bringt. Hat man je lesen können, dass der Staat Israel etwas für seine Araber in den besetzten Gebieten investiert hätte? Die Araber wandern nach Europa aus, um von der westlichen Zivilisation zu profitieren. In Deutschland sind (z.B.) Syrer angesehene Ärzte. Einen zu den Granaten alternativen Weg in Richtung Sicherheit weiß Israel nicht einmal. Führt der Weg zu einem sicheren Israel, wenn es Jordanien auslöscht und „from the river to the desert“ sein Land nach Osten vergrößert? Oder wird Israel sicherer, wenn der Euphrat zum Grenzfluss würde? Die Jüdische Allgemeine berichtet über die Armut in Israel:  kann sich das Land ohne Naturschätze den endlosen Kriegszustand und weit ausgreifende Feldzüge leisten? Es schaut doch so aus, dass ein Marsch in den Untergang angetreten worden ist.

Leben wir in Deutschland hinter dem Mond oder in einer Art Klapsmühle?

von Lobenstein

 

 

Zur Identifizierung mit Israel

Wie es schon Henri Ford (in: Der Internationale Jude) ausdrückte: Bei „den Juden“ erscheint vieles widersprüchlich und schwer zu erklären. Dies könnte zutreffen, wenn man es aus der Position eines „weißen, angelsächsischen und protestantischen“ WASP-Amerikaners aus betrachtet. Weiß man von der Breite der unterschiedlichen jüdischen Denkrichtungen, die schon Peter Beer Anfang des 19. Jahrhunderts beschrieben hat, wundert es einen eher, dass „die Juden“ an einzelnen Fragen eng zusammenstehen. Sie müssen sich wohl mit irgendetwas gemeinsam identifizieren. Dabei darf man „die Juden“ nicht mit Israel gleichsetzen, auch wenn sie sich überwiegend mit diesem Land  identifizieren. Über die Jahrhunderte hinweg identifizierten sich Juden über ihre Schriften und Gebote und mehr im Traum einer vor Jahrtausenden aufgegebenen Heimat. Realität und Ideologie verschwimmen dabei. Einerseits beschweren sie sich, wenn die Deutschen sie 1933 aus ihrer Heimat Deutschland vertreiben und andererseits ziehen sie eine Immigration in die USA einer „Rückkehr“ nach Palästina vor. Während der Engländer den Spruch „right or wrong – my country“ lässig über die Lippen bringt, ringt „der Jude“ mit seiner richtigen Einordnung in die moderne Staatenwelt.

Aktuell überlegen sich einflussreiche Juden, wer überhaupt als Jude gelten darf. Dabei steht, anders als in der Diskussion in Deutschland, nicht die Halacha im Zentrum der Überlegung. Ives Mamou fragt sich in der Jüdischen Tribüne Frankreichs, ob

linke Juden überhaupt als Juden gelten können.

Man wird an das Aberkennen der deutschen Staatsbürgerschaft erinnert, die in der NS-Zeit über unliebsame Bürger verhängt wurde, und aus Staatsangehörigen so etwas wie staatenlose „Volksdeutsche“ machte. Mamou wirft den „linken Juden Verrat“ vor, wenn sie sich auf die Seite der Palästinenser stellen. Wird der Jude zum Israeli degradiert, indem er gegen die Araber wettert? Man erkennt hier, dass die jüdische Identität die Identifikation mit einem Staatsgebiet neu einzubeziehen beginnt. Mamou argumentiert:

„Am 31. Oktober hielt Amos Schocken, Chefredakteur und größter Anteilseigner der progressiven israelischen Tageszeitung Haaretz, in London einen Vortrag, in dem er sagte, dass „die Regierung von [Premierminister Benjamin] Netanjahu nicht nur dem palästinensischen Volk ein grausames Apartheidregime aufzwingt“, sondern dass es ihr auch „egal ist“. Er nannte die palästinensischen Islamisten „Freiheitsaktivisten“ und bedauerte, dass Israel sie als „Terroristen“ bezeichnet habe. Amos Schocken erklärte auch, dass „das, was in den besetzten Gebieten und in Teilen des Gazastreifens geschieht, eine zweite Nakba ist“, ein Begriff, der „Katastrophe“ bedeutet und den Araber verwenden, um sich auf das Exil von 700.000 Arabern nach dem Unabhängigkeitskrieg von 1948 zu beziehen. Die Palästinenser und die westliche extreme Linke haben sich darauf geeinigt, „Nakba“ zu einem Äquivalent von „Shoah“ zu machen. Amos Schocken hat deshalb diese Äquivalenz aufgegriffen, die besagt, dass die Palästinenser unter den Juden gelitten haben, so wie die Juden im Zweiten Weltkrieg unter den Nazis gelitten haben. Der Haaretz-Chef beendete seine Rede mit der Erklärung, dass ein palästinensischer Staat notwendig sei und dass der einzige Weg, ihn zu erreichen, darin bestehe, „Sanktionen gegen Israel, gegen die Führer, die sich ihm widersetzen, und gegen die Siedler“ zu verhängen.

Diese Äußerungen, die nicht für ein breites Publikum gedacht waren, tauchten Ende November schließlich in der medialen Sphäre auf. Sie haben eine gewaltige Unruhe provoziert. Die Regierung von Benjamin Netanjahu hat allen Verwaltungen die Abonnements der Zeitung Haaretz gekündigt.

Warum hat die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu so heftig reagiert?

Die Frage verdient es, gestellt zu werden, denn die Worte von Amos Schocken unterscheiden sich nicht grundlegend von dem, was wir seit zwanzig Jahren in der Zeitung Haaretz aus der Feder von Kolumnisten wie Gideon Levy oder Amira Hass lesen. Es vergeht kein Tag, an dem Israels linke Vorzeigezeitung nicht das Narrativ des Feindes aufgreift: „Nakba“, „Siedler“ (um sich auf Juden zu beziehen), „Freiheitsaktivisten“ (um sich auf die Hamas zu beziehen), „Apartheid“… Auf der anderen Seite wurde kein Ausnahmezustand ausgerufen, keine Zensur eingeführt und kein Demonstrationsverbot erlassen. Die jüdisch-israelische Linke und die extreme Linke haben gegen die Regierung gewettert, wie sie es schon vor dem 7. Oktober 2023 getan haben. Der israelische Kommunikationsminister Shlomo Karhi, ein Mitglied der Likud-Partei, hatte Schockens Äußerungen als „defätistische und falsche Propaganda“ bezeichnete. Doch er sähe keine rechtliche Grundlage, Amos Schocken zu verhaften und vor ein Sondergericht zu stellen.

Warum dann diese Reaktion? Vielleicht, weil es nicht zulässig wäre, Israel nach dem 7. Oktober 2023 der „Apartheid“ zu beschuldigen? Erinnern Sie sich, dass die Hamas an diesem Tag 3.800 Terroristen losmarschieren ließ, um den Süden Israels anzugreifen, die 1.200 unbewaffnete jüdische Männer, Frauen und Kinder massakrierten, sexuelle Gewalt zu einer Kriegswaffe machten und 251 jüdische Männer, Frauen und Kinder als Geiseln nahmen?

Achtung! Hier wird ein falsches Bild erzeugt. Zum einen waren von den 1200 israelischen Opfern 400 Militärangehörige und bewaffnet. Das Beunruhigende ist ja gerade nicht das Massaker an 800 „unbewaffneten Zivilisten“, die überall in Israel in der Gefahr leben, von Fanatikern auf offener Straße erstochen zu werden. Das Beunruhigende ist, dass aus Gaza heraus 3800 Terroristen kommen und 400 israelische Militärs ausschalteten mit der Folge, dass 800 Zivilisten schutzlos abgeschlachtet werden konnten.

Aber weiter im Text von Mamou:

Die Viktimisierung der Palästinenser ist nicht mehr vertretbar. Zumindest nicht in Israel. Wie der Historiker Georges Bensoussan am 3. Oktober in Le Figaro erklärte: „Die Israelis und im weiteren Sinne einige Juden in der Welt erlebten den 7. Oktober als eine Vorwegnahme des endgültigen Zusammenbruchs des Staates Israel. Zweiter Akt der Shoah“. Die Soziologin Martine Cohen bestätigt dieses Gefühl in der Zeitschrift Esprit: „Das Ausmaß der Massaker und seine Grausamkeit haben bei Israelis und Juden in Frankreich Erstaunen und Schrecken hervorgerufen. Eine tiefer sitzende existenzielle Angst ist wieder aufgetaucht: Kann Israel verschwinden? … die Erinnerung an den Holocaust ist wieder wach.“

Was bringt den jüdischen Besitzer einer linken israelischen Zeitung dazu, sich nicht solidarisch mit seinem Volk zu zeigen, wenn es Opfer eines Angriffs mit Völkermordcharakter wird? Was lässt ihn so kalt, dass er seine positiven Vorurteile über die Palästinenser, die soziale Gerechtigkeit, das Völkerrecht usw. nicht hinterfragt? Hilfsfrage: Kann ein linker Jude, der die Palästinenser nach dem 7. Oktober weiter verteidigt, noch Jude sein?

Es ist in der Geschichte bereits vorgekommen, dass einige Juden politische Analysen vorgelegt haben, die sie in die Situation der Exkommunikation brachten, sowohl national als auch international. Als Hannah Arendt 1963 „Eichmann in Jerusalem“ veröffentlichte, begann eine heftige Kontroverse. Der eisige Ton, mit dem die berühmte deutsch-amerikanische Philosophin und Politikwissenschaftlerin das Verhalten jüdischer Institutionen in den von den Deutschen besetzten Ländern kritisierte, war schockierend. Die berühmten Judenräte der Ghettos wurden beschuldigt, den Deutschen die Arbeit bei der Selektion der zu Deportierenden erleichtert zu haben.

Der große Historiker des Judentums, Gershom Scholem, schrieb an Hannah Arendt, nicht um ihr ihre Analyse zum Vorwurf zu machen, sondern den kalten, ans Boshafte gehenden Ton, in dem sie das Buch schrieb. „Was ich an Ihrem Buch nicht gutheiße, ist die Unsensibilität, der fast sarkastische und bösartige Ton, den es im Umgang mit diesen Themen verwendet, die unser Leben an seinem sensibelsten Punkt berühren. Es gibt ein Konzept in der jüdischen Tradition, das schwer zu definieren und doch ausreichend konkret ist, dass wir Ahavat Israel nennen, die „Liebe zum jüdischen Volk“. Bei dir, liebe Hannah, wie bei vielen Intellektuellen der deutschen Linken, finde ich wenig Spuren davon“ (Brief vom 25. Juni 1963).

Hannah Arendt antwortete Scholem, dass sie nicht der Linken, sondern der deutschen philosophischen Tradition anhänge, und dass sie sich in Ahavat Israel nicht wiedererkenne, aus dem einfachen Grund, weil sie das jüdische Volk nicht liebe, genauso wenig wie sie irgendein abstraktes Wesen wie das französische Volk oder das deutsche Volk oder die Kommunistische Partei Amerikas liebe. „Ich liebe nur meine Freunde, und die einzige Art von Liebe, an die ich glaube, ist die Liebe der Menschen“ (Brief vom 24. Juli 1963).

Amos Schocken gereicht es nicht zur Ehre, wenn Scholem ihn mit Hannah Arendt vergleicht, und zwar schon aus dem Grund nicht, weil die berühmte Analytikerin des Totalitarismus nie eine Silbe der Unterstützung für die Nazis übrig hatte. Sie verwendete zwar das Vokabular der „Kammerjäger“, um die Juden zu kritisieren. Ihr mangelndes Mitgefühl für das Verhalten der jüdischen Eliten in deren Verhalten gegenüber den Nazis wurde als schockierend empfunden.

Amos Schocken schockiert, weil er den Staat Israel delegitimiert (Apartheid, Nakba, Besatzung…) zu einer Zeit, als die große Mehrheit der israelischen und jüdischen Bevölkerung das Gefühl hat, der Holocaust würde wieder beginnen. Er schockiert die Juden in Israel und anderswo, weil er das gleiche Vokabular benutzte wie Hunderttausende von Antisemiten, die unter dem Ruf „Vom Fluss zum Meer“ um die Welt marschierten.

Kann diese jüdische Linke, die einen Pakt mit den islamistischen „Kammerjäger“n schließt, noch jüdisch sein?

Kann die gleiche „Abneigung“ gegen den Zionismus, die der Haaretz-Clique angelastet wird, denen vorgehalten werden, die behaupten, Israel sei ein Apartheidland und die Milizionäre der Hamas seien „Freiheitskämpfer“? Die Journalisten der berühmten israelischen Tageszeitung würden, ähnlich wie Hannah Arendt, antworten, dass sie zum jüdischen Volk gehören, ob es ihren Kritikern gefällt oder nicht. Aber sie würden zweifellos hinzufügen, dass ihr Zionismus nur dann Sinn macht, wenn er mit einem Wertesystem einhergeht. Die „Werte“, die die Journalisten von Haaretz zu haben vorgeben, sind die gleichen wie die der progressiven Linken, die der Menschenrechtsorganisationen, die behaupten, dass die Palästinenser in Israel, Judäa und Samaria unter „Ungleichheit“ leiden, dass sie „diskriminiert“ werden, dass sie in einem System der „Apartheid“ und „Kolonialisierung“ leben, in dem die Menschenrechte nicht respektiert werden.

Gideon Levy – Kolumnist von Haaretz und ideologisches Alter Ego von Amos Schocken – erfüllt alle Kriterien dieses „progressiven“ Judaismus. Gideon Levy behauptet, dass „Israel seine Menschlichkeit verloren hat“ in Gaza, nur weil Israel sich gegen Schwächeres als sich selbst verteidigt.

Einen Feind des jüdischen Volkes zu vernichten, wäre für fortschrittliche Juden nur unter der Bedingung akzeptabel, dass sie dabei niemanden töten. „Haben wir wirklich das Recht, das zu tun (25.000 Menschen zu töten)“, fragt Gideon Levy und zitiert die Zahlen der Hamas, ohne sie zu hinterfragen? „Was sagt das über uns aus, über unsere moralischen Werte?“

Was zählt, ist nicht die Sicherheit des israelischen Territoriums oder die Sicherheit der israelischen Bevölkerung, sondern das gute moralische Bild, das einige fortschrittliche Juden von sich selbst haben.

Für Haaretz ist Sicherheit inakzeptabel, wenn sie auf Kosten des Todes von 25.000 Palästinensern geht.

„Werden 25.000 weitere Tote in Gaza mehr Sicherheit für Israel garantieren? Und selbst wenn ja, haben wir das Recht dazu? »

Die Implikation ist: „Nein, Israels Sicherheit wäre unmoralisch, wenn sie den Tod von 25.000 weiteren Feinden bedeuten würde.“

Ein moralischer Jude hat das Recht, sich zu verteidigen, aber unter der Bedingung, dass er nicht das Leben seiner Feinde riskiert.

Hier finden wir alle Argumente linker NGOs (Amnesty, Human Rights Watch, Internationale Föderation für Menschenrechte…), die Israel verbieten, sich zu verteidigen, weil sich selbst zu verteidigen bedeutet, „Kolonialisierung“, „Apartheid“, Israels institutionellen „Rassismus“ gegenüber den Palästinensern usw. zu schützen.

In der Jerusalem Post griff David Christopher Kaufman – wie sein Name nicht verrät, ist Kaufman nicht nur jüdisch, sondern auch schwarz –  Sarah Friedland an, einen Gideon Levy im Rock. Sarah Friedland ist Filmregisseurin. Und sie nutzte den Preis, den sie bei den Filmfestspielen von Venedig erhielt, um Israel anzuprangern und die Sache Palästinas zu verteidigen. Jonathan Glazer, ein weiterer jüdischer Regisseur, tat dasselbe bei den Golden Globe Awards im April 2024.

Kaufman vergleicht diese verunglimpfenden Juden, die sich auf die Seite der Feinde Israels stellen, mit den „Hausschwarzen“ auf den großen Baumwollplantagen im Süden der Vereinigten Staaten. Diese Haussklaven lebten im Hause des Herrn, waren von der Arbeit auf dem Feld befreit und hatten auch ein großes Vergnügen daran, sich von den Sklaven auf dem Feld zu distanzieren.

Kaufman nennt jene Juden, die ihre Berühmtheit nutzen, um sich von Israel zu distanzieren, „Hausjuden“.

Aber es ist nicht nur ein moralistischer Narzissmus, der die „Hausjuden“ dazu bringt, die Juden Israels zu verunglimpfen. Es ist Angst, erklärt Kaufman. Die meisten dieser Juden lebten frei von Antisemitismus, vor allem in den Vereinigten Staaten. Sie haben alle Hindernisse überwunden, die ihnen das weiße Amerika in den Weg gelegt hatte, sie haben die besten Universitäten besucht, sie haben Verbindungen in die weiße amerikanische Elite und sie haben ein gestähltes Gewissen.

„Also fanden sie es normal, für Palästina zu demonstrieren und wie #blacklivesmatter. Sie setzten sich für die Unterdrückten ein, sie befürworteten die Regeln der Vielfalt und Inklusion und ganz selbstverständlich verurteilten sie den ‚Völkermord‘ der Juden an den Palästinensern.“

Mit anderen Worten, sie haben sich für „Werte“ entschieden, zum Nachteil der Solidarität mit den Juden Israels.

„Warum sind die Hausjuden die einzigen, die ihr eigenes Volk so leicht im Stich lassenUm weiterhin von den Vorteilen und dem Glanz zu profitieren, die ihnen die Gesellschaft gewährt hat? Sicherlich, aber nicht nur. Sie taten es, weil sie Angst hatten“, sagt Kaufman. Sie waren auf diese globale Welle des Antisemitismus nicht vorbereitet. Sie hatten Angst, dass Hamas und Hisbollah nicht zwischen den „guten“ progressiven linken Juden unterscheiden würden, die von „guten“ Werten durchdrungen sind, und den „schlechten“ Juden, denen der „Kolonialisierung“, der „Apartheid“, die ihr Land verteidigen.

Die Mehrheit der Juden des Planeten steht heute in Solidarität mit den Juden Israels. Sie seien schlechte Juden. Die anderen, die guten linken Juden, diejenigen, die ihre „Werte“ der Nachhaltigkeit Israels vorziehen, mögen immer noch Juden sein, aber sie sind auch zutiefst antizionistisch geworden.

© Yves Mamou“

So kann man es auch sehen. Aber soll man es so sehen? Wie weit muss „Ahavat Israel“ gehen? Bis zum Verzicht und zur Aufgabe seiner Angehörigen, die die israelische Regierung nicht gegen ihre Staatsgefangenen auslösen will? Warum soll ein Jude, der seine Eltern der Selektion eines Judenrats verdankt, solches Verhalten nicht eiskalt beschreiben dürfen? Gehen wir zum Begriff „Hausjuden“ über; Mamou hätte auch den des „Hofjuden“ verwenden können. Dabei wäre er darauf gekommen, dass die „Hofjuden“ bei den „Nazis“ deren erste historische Feindbilder lieferten, während 50.000 einfache Juden noch 1938 in Deutschland zur Arbeit gingen, obwohl sie einen polnischen Pass hatten, und Deutschland problemlos hätten verlassen können. Erst als Deutschland durch die Kriegslage immer mehr an die Wand gedrückt wurde, begann der eigentliche Holocaust. Diese historischen Bedingungen werden nicht in der jüdischen Geschichte wahrgenommen. Aber eine kalte Analyse lässt erkennen, dass Gewalt durch Abwehr und Ersatzmaßnahmen steigerungsfähig ist. Zur Vermeidung der Analyse wird von vielen Autoren der Eindruck erweckt, die Deutschen hätten den ganzen Krieg nur veranstaltet, um die Juden ausrotten zu können. Die Frage ist schwer zu beantworten: wie kann man besser Krieg führen, wenn die strategisch optimale Taktik die eigenen Leute trifft. Darf eine Strategie, deren Taktik unerträgliche Folgen hat, nicht kritisiert werden?

Geht man in das Jahr 1789 zurück nach Paris: Der „Dritte Stand“ versteht sich als „die Nation“ und schickt die Angehörigen von Adel und Klerus auf die Guillotine.

Facit: die jüdische, bzw. israelische Nation ist noch im Werden. Sie ist im Zuge einer Säkularisation,  auf der Suche nach einer neuen Identifizierung. Es kann durchaus so kommen, dass die Juden Europas morgen keine israelischen Ambitionen mehr haben werden. Wenn die Religionsgesetze in der Diaspora nicht mehr eingehalten werden, wirkt sich das schlimmer aus, als wenn ein jüdischer Israeli Schweinebraten verzehrt (vgl.: Arnold Zweig in: Das ostjüdische Antlitz). Umgekehrt droht die israelische Rechte den Arabern mit einer zweiten Nakba, während die europäischen Juden die erste Nakba psychisch verdrängen.

So gesehen sind eine Zeitung wie Haaretz und Amos Schocken wichtige Scharniere eines Judentums, das in der Diaspora anders denken muss als ein „Zionnazi“ (Josef Ginsburg).

Die israelische Politik müsste diese Entwicklung in ihre Aktivitäten einkalkulieren. Sonst träfe die Aussage der Süddeutschen zu, Israel und der Iran veranstalteten einen Wettlauf ins Verderben.

Israels Politik muss letztlich eine Politik sein, wie sie Frankreich unter Charles de Gaulle in Algerien aufgegeben hat. Israel kann den Kolonialismus nicht aufgeben, weil die jüdischen Israelis als Staatsvolk kein Mutterland haben, in das sie und ihre Mitbürger sich zurückziehen könnten. Hier liegt das Problem, das man sehen muss. Es ist genau umgekehrt wie bei den Franzosen 1962.

Die Frage ist also, wie müsste ein Staat Israel agieren, einmal, um taktisch zu überlegen und dann, um nicht der Diaspora als verbrecherisch zu erscheinen? Niemand kann ein Patentrezept liefern. Man versteht aber nicht, warum die eigentlich wohlhabende Diaspora keinen Fond zusammenstellt, die 750.000 enteigneten Araber von 1948 ordentlich zu entschädigen. Das Problem wird nur nach der politischen Schulmedizin angegangen. Warum dürfen Krethi und Plethi nicht mitquacksalbern? Endet die Meinungsfreiheit im Westen an der Judenfrage? Es ist wie im Mittelalter; „Interdiktion“ und Kirchenbann hatten ähnliche Wirkung auf Erden wie die Klassifizierung als „Antisemit“ heute: Ausschluss von Zuschüssen und Verweigerung von Veranstaltungsräumen.

Unter den neo-päpstlichen Schutz der USA kann sich Israel aktuell erlauben, die Führungslosigkeit in Syrien zu Angriffen auf dessen militärisches Potential zu nutzen. Ob dies politisch sinnvoll ist, ist unwahrscheinlich. Denn niemand kann heute voraussehen, wie sich Syrien neu formiert. Vergleicht man die Situation mit dem Sturz von Gaddafi in Libyen, dann könnte es auch in Syrien zu einer Aufteilung des Landes in Machtbereiche kommen. Hier wie dort sind die Türken engagiert, denen die israelische Luftwaffe den Vormarsch gegen die Kurden freibombt. Syrien erlebt im Moment eine tiefe Erniedrigung, die nur durch den Wegfall eines verbrauchten Diktators überstrahlt wird. Alternativen? Ablieferung der Waffen gegen Erstattung des doppelten Schrottwertes. Der generelle jüdische Hass auf die Araber aller Länder macht jedoch eine „Politik mit anderen Mitteln“ alternativlos.

Zur Alternativlosigkeit der israelischen Politik äußert sich (Tagesanzeiger) der UNO-Sonderberichterstatter für die Förderung der Menschenrechte, Ben Saul:

„Die israelischen Angriffe auf Syrien nach dem Sturz des dortigen Machthabers Baschar al-Assad verstoßen gegen das Völkerrecht. Es gebe absolut keine völkerrechtliche Grundlage, um ein Land, das man nicht mag, präventiv (…) zu entwaffnen. Wenn das zulässig wäre, wäre das ein Rezept für weltweites Chaos. Viele Länder haben Gegner, die sie gern ohne Waffen sehen würden. Sie bei Gelegenheit zu entwaffnen ist völlig gesetzlos

Wie andere UNO-Sonderberichterstatter ist Saul ein unabhängiger Experte, der nicht im Namen der Vereinten Nationen spricht. Nach dem Sturz von Syriens Machthaber Assad am Sonntag hatte der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu die Armee seines Landes angewiesen, in die Pufferzone auf den Golanhöhen einzurücken und die Kontrolle über dieses Gebiet sowie «angrenzende strategische Positionen» zu übernehmen. Das israelische Militär erklärte, es habe in den vergangenen zwei Tagen hunderte Luftangriffe auf syrische Militärziele wie etwa Chemiewaffenlager und Luftabwehranlagen geflogen, um diese aus den Händen der in Syrien siegreichen islamistischen Kämpfer zu halten.

Ein israelischer Soldat auf einem Panzer auf den Golanhöhen risliert gefahrlos einen Blick in das Zielgebiet. Foto: Jalaa Marey (AFP)

Der UNO-Sonderberichterstatter für die Förderung einer demokratischen und gerechten internationalen Ordnung, George Katrougalos, beschrieb das israelische Vorgehen in Syrien unterdessen als «Teil eines Musters. Es ist ein erneuter Fall von Gesetzlosigkeit, den Israel in der Region demonstriert: Angriffe ohne Provokation gegen einen souveränen Staat.“

Dagegen kann man nichts machen. Wenn sich Jordanien, Ägypten, Saudi-Arabien und entfernter liegende Länder der israelischen Macht beugen, dann ist es sinnlos, in die syrische Wüste zu gehen und dort Protest erschallen zu lassen. Was geht uns die Demütigung Syriens als Staat an, wenn er sich gerade selbst auflöst? Das Einzige, das uns etwas anginge, ist die Geltung von Recht und Gesetz und die Bekämpfung der Gesetzlosigkeit in unseren Gefilden. Und hier haben wir den Sekundanten und Applausanten der israelischen Politik als Repräsentanten von Gesetzlosigkeit entgegenzutreten. Sonst bekommen wir rasch israelische Verhältnisse.

von Lobenstein

Wer kann heute noch Israel- und Amtsjudenversteher?

Der Judenversteher ist das Gegenteil zum Antisemiten. Die Jüdische Allgemeine jubelt nach dem Sturz des syrischen Diktators, der Versenkung syrischer Kriegsschiffe und der Bombardierung der üblichen Militärziele:

„Israel ist eine Supermacht in Nah-Ost! Ein in Washington etablierter Wissenschaftler und Politikexperte Hazem Alghabra meint, dass Frieden zwischen Jerusalem und Damaskus »alles ändern« könnte. Die Syrer müssten nur verstehen, dass »die Israelis keine Monster sind, die ihnen ihr Land wegnehmen wollen«,

Das ist schon sprachlich verdrechselt. Was meint der Experte mit „alles ändern“? Die Syrer müssten „verstehen, dass … nicht sind“? „Keine Monster“ angesichts blutiger Militärschläge, die fast 50.000 Menschenleben forderten? Das Sterben in Gaza erinnert an das Gemetzel, das britische Kolonialtruppen im Sudan veranstalteten, als sie bei Verlust von 50 Gefallenen 10.000 Mahdisten abschlachteten.

Man muss es anders betrachten. Israel hat sich als so etwas wie ein Commonwealth-Dominion oder eine US-Unterstaat bewiesen, dessen Bestand von den USA und England abhängt. Israel ist der Nah-Odz-Degen der USA, um einen alten deutschen Vergleich zu reaktivieren. Auf Deutschland oder Frankreich kann sich Israel eher nicht verlassen. Warum spricht diese Situation die Jüdische Allgemeine nicht offen aus? Die französischen Juden können das. Müssen die deutschen Juden wegen des Holocausts auf Deutschland Rücksicht nehmen, wo einst diffuse „Nazis“ in „polnischen Lagern“ nur selektierte jüdische Arbeitssklaven überleben ließen? Man könnte einmal darüber nachdenken, ob auch gegen Josef Schuster ein Korruptionsprozess wie  gegen Benjamin Netanjahu einzuleiten wäre. Der edle Streiter von der traurigen Gestalt reitet nämlich lieber gegen thüringische Windmühlen eines eingebildeten Antisemitismus an als den Dingen auf den Grund zu gehen, wobei jeder weiß, dass die AfD nie etwas judenfeindliches gestatementet hat. Das Problem der Juden in Deutschland ist ihre Abhängigkeit vom korruptiven Staat mit seiner plebiszitären Parteiendemokratie, der sich dem Ende der Fahnenstange seines Staatswecks nähert. Gegen die Koalitionen der CDU und der SPD mit den lineken Antisemiten von BSW sagt die Jüdische Allgemeine nichts-

Es wäre an der Zeit, der deutschen Diaspora eine autonome Verwaltung zu vermitteln, in der sich das innerjüdische Verhältnis von religiösem und politischem Judentum zeitgemäß gestalten kann.

Niemand sollte gleich als „Antisemit“ verstanden werden, wenn er das Judentum für einen albernen Aberglauben hält (wie Baruch Spinoza). Der jüdische Glaube erschien schon den alten Römern als unsinnig, nutzlos und abstoßend. Der jüdische Glaube an einen Gott, der die Welt erschaffen habe und unergründlich lenke, steht im Widerspruch zur hellenistischen Zivilisation, die die westliche Welt prägt. Auch wenn heute die meisten Juden epikureisch leben, blieb für „die Juden“ der Philosoph Epikur das gedankliche Feindbild. Jede Diskussion mit Juden ist sinnlos geblieben. Wenn man auch noch findet, dass Israel ein anachronistischer Kolonial- und Kirchenstaat sei, dann ist es mit jeder Diskussion ganz aus. So scheint es, dass eine relative Mehrheit von Juden, die epikureisch lebt und denkt und keine Gelüste hat, sich in Israel niederzulassen, einen faktischen Antisemitismus kaschieren müsse. Dabei ist der anachronistische Staat paradoxerweise dem Westen derzeit höchst nützlich, denn er hält die islamische Staatenwelt in Schach.

Deswegen gibt es keinen Grund, die Juden spirituell zu provozieren oder Israel wegen seiner blutigen Kriegsführung in Gaza zu verteufeln („dämonisieren“). Die Massaker dort dürften dem mangelhaften militärische Können der israelischen Generale geschuldet sein. Seit 13 Monaten gelingt es den IDF nicht, eine Stadt von der Größe Münchens zu befrieden.

90% „der Juden“ sind an allem unschuldig. Sie wurden als Säuglinge beschnitten und hatten sich ihre Eltern nicht aussuchen können. Sie werden aber auch in Schach gehalten durch gespenstische Gefahren, die dämonisch beschworen werden. In der Jüdischen Allgemeinen werden z. B. Meinungsgefühle einer Maria Ossowski ungefiltert publiziert:

„Der Papst hege ein einseitiges Mitgefühl für Judenfeinde“

Man hätte statt „Judenfeinde“ auch weniger drastisch  „Palästinenser“ schreiben können. Nicht jeder Palästinenser ist gleich ein Judenfeind. 2 Millionen dieser Leute leben in Israel und die meisten sind den Juden dort gefällig. Eine zivilisiertere Wortwahl würde weniger feindselig klingen. Aber nein, „man“ sucht geradezu dort Hass zu entfachen, wo einfaches Desinteresse am Judentum besteht. Im Detail:

Papst Franziskus weihte eine Krippe ein Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

„Das Jesus-Kind in ein Palästinensertuch einzuwickeln zeigt, dass der Vatikan seine Tradition verleugnet, um im Nahostkonflikt Partei zu ergreifen. Das geistliche Oberhaupt von anderthalb Milliarden Menschen betet im Vatikan eine Weihnachtskrippe mit dem Sohn Gottes als Symbol für Frieden, Gewaltfreiheit und Erlösung an.“

Erstens ist nicht gesagt, ob der Papst überhaupt im Nah-Ost-Konflikt Partei ergreifen will, und zweitens „betet er nicht eine Krippe an“- Allein die Diktion muss bei „eineinhalb Milliarden Menschen“ antisemische Gefühle provozieren: Wäre die deutsche Justiz unparteiisch, würde sie Maria Ossowski samt Philipp Peyman Engel wegen Volksverhetzung belangen. Weiter im Text:

„….  Das jüdische Kind in der Krippe ist eingehüllt in eine Keffiyeh, jenes Palästinensertuch, das unter dem judenhassenden Hitlerfreund, dem Großmufti von Jerusalem, zur politischen Kampfkluft avancierte. Diese Geschmacklosigkeit zum größten Fest der Christenheit zeigt dreierlei. 

Erstens: die Geschichtsvergessenheit und Unkenntnis der Heiligen Schrift im Vatikan. Jesus war Jude, seine Mutter Maria war Jüdin ebenso wie sein Ziehvater Josef, denn Christen existierten vor 2024 Jahren ebenso wenig wie Palästinenser.  Die im Katholizismus höchst verehrte Heilige Mutter Gottes zu missbrauchen, um ihren Sohn in ein Sinnbild des politischen Kampfes einzuwickeln, das beweist, wie die Kirche ihre eigene Herkunft und Tradition verleugnet.

Zweitens: der Vatikan unterstützt das langjährige Bemühen islamistischer Gruppen, Jesus zum Palästinenser zu erklären. Damit ergreift der Papst Partei. Einseitiges Mitgefühl für Judenfeinde: welch ein Armutszeugnis christlicher Nächstenliebe.

Drittens: wen wundert’s? 2000 Jahre Judenhass haben ihre Wurzeln in christlichen Gemeinschaften und Kirchen. Von den Gräueln der Kreuzzüge bis zur »Rattenlinie«, der Fluchthilfe katholischer Geistlicher für ranghohe Nazis, führt die Spur des institutionell abgesegneten klerikalen Antisemitismus. Erstaunlich: Als ich das Foto und die Nachricht aus der Jüdischen Allgemeine bei Facebook postete, hat das Social-Media-Unternehmen mich abgemahnt, mit der Warnung, meinen Account zu sperren. Ich ahnte schon lange, dass Facebook der palästinensischen Sache gegenüber freundlichst gesonnen ist, aber wie katholisch der Konzern handelt, das war mir neu.“

Wie bei Psychopathen üblich verwirren herrschende Gefühle jede klare Gedankenführung. Man könnte glauben, die Autorin geifere sogar mit Schaum vor dem Mund. Einmal ist es objektiv Unsinn, was sie zusammenpackt: Als der ominöse Jesus geboren wurde („vor 2024 Jahren“), stand „Israel“ bereits seit 300 Jahren unter der Herrschaft von Diadochen Alexanders des Großen. Davor stand es unter persischer Herrschaft, nachdem ihr „jüdischer Staat bereits vor 3000 Jahren durch die Assyrer vernichtet worden war. Natürlich lebten damals in Palästina bereits Araber und Griechen; nach jüdischer Vorstellung soll der Vater des Jesus der griechische Söldner Pantheras gewesen sein („Ziehvater Josef“, der Jude). Jesus war ersichtlich der hellenistischen Zivilisation zugewandt; seine Jünger hießen Andreas und Philipp, seinem Stellvertreter gab der den griechischen Namen „Petros“ (der Fels). Jeshu Nasris Lehre ist mehr orphisch und den griechischen Mysterienkulten entlehnt als einer jüdischen Denkrichtung verwandt, von denen es ganze Bücher von sich spinnefeindlichen Abarten gibt (vgl. Peter Beer). Der Artikel der Jüdischen Allgemeinen ist ein Indiz eines irrwitzigen Hasses von Amtsjuden und Pharisäern gegen alles, was ihrer Weltsicht widerspricht. Das nicht alle Juden so verrückt sind wie die der „JA“, lässt sich aus der Tribüne Jüive zum selben Ereignis belegen:

„Am Samstag, dem 7. Dezember, dem Tag der Einweihung des Christbaums und der Krippe auf dem Petersplatz, empfing Franziskus in Audienz diejenigen, die sie spendiert hatten, und dankte ihnen für ihre „kostbaren Geschenke“. Das Symbol der Krippe“spricht auch an Weihnachten zu uns, wenn Gott Mensch wird, um unsere Armut zu teilen, und wieder kommen wird, um sein Reich auf Erden aufzubauen.  Das Treffen, das der heutigen Einweihung des Christbaums und der Krippe auf dem Petersplatz vorausging, war der erste Akt der Initiative „Geburt von Bethlehem 2024“. Papst Franziskus begrüßte zunächst die Delegation aus Grado (im Friaul) und Ledro (im Trentino), wo die diesjährige Krippe und die imposante 29 Meter hohe Fichte herkommen; sowie die Vertretung der Botschaft des Staates Palästina beim Heiligen Stuhl, „Märtyrer-Palästina“, die gekommen ist, um im Namen der Stadt Bethlehem diese „Geburt Christi“ zu überreichen, die von den Handwerkern von Bethlehem ausgeführt wurde. Anwesend waren auch zivile und kirchliche Autoritäten, Sonderbeauftragte des Präsidenten Palästinas, Mahmoud Abbas, der Präsident des Regionalrats von Friaul-Julisch Venetien und der Präsident der Provinz Trient.“

Das Geheimnis des Palästinensertuchs ist damit gelüftet: Die Krippe kam aus Bethlehem, das im „Palästinensergebiet“ (Judäa und Galiläa) liegt. Die „JA“ macht also ganz auf BDS, nur mit umgekehrten Vorzeichen.

Die Grenzen zue Gefährlichkeit des Irrsinn jüdischen Amtsdenkens überschreitet die offizielle Rechtfertigung des so genannten „Schächtens“. Schächten ist keine spezielle Schlachtmethode. In weltlichen Schlachthöfen wie in jüdischen Sch(l)ächtereien wird dem Schlachtvieh in gleicher Art und Weise der Hals durchgeschnitten, damit das Tier ausblutet. Der Unterschied zwischen zivilisiertem Schlachten und dem jüdischen Schächten besteht allein darin, dass der Rabbi verbietet, das Tier durch einen Bolzenschuss vorab zu betäuben (!); der Bolzenschuss führt nicht zum Tod des Tieres: er wirkt wie ein gewaltiger Hammerschlag, weswegen der Wortbestandteil „Schuss“ irreführt. Denn der Rabbi meint, das Hirn könne verletzt sein, was aber pure Einbildung ist. Es ist es unverständlich, was daran gottgefällig sein kann, wenn das Tier den Tod durch Ausbluten mit offenen Augen erlebt. Charlotte Knobloch wie die ganze jüdische Amtskamarilla rechtfertigen das betäubungslose Schlachten als elementares Element des Judentums. Wie schon die alten Römer sagten: unsinnig, nutzlos und abstoßend.

S0 kann man achselzuckend zum Ergebnis kommen, dass ein Dialog mit amtlichen Juden in Deutschland zu jüdischen Themen unsinnig, nutzlos und ergebnislos verläufen muss. „Der Jude“ hat immer Recht. Egal, wie die zivilisierte Welt seine Kriegsführung in Gaza sieht: Wer einem Juden widerspricht, ist immer der „Antisemit“: Vom Papst, der „Märtyrer Palästina“ empfängt, und vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH), der einen Haftbefehl gegen den israelischen Ministerpräsidenten erlässt, hinab bis hinunter zur seligen Ursula Haverbeck: eine ganze Welt von „Antisemiten“. Sei wenigstens Du, lieber Leser, in dieser Welt kein Antisemit, kein Tierschützer für Rindviecher und Schafe und kein Menschenfreund in Bezug auf Araber, die nach Yoav Gallant doch nur „Tiere in Menschengestalt“ seien.

Eines muss man den frommen Juden lassen: sie essen keine Kaninchen und jagen weder Gams, Reh noch Hirsch. Das christliche Jagdvergnügen ist auch nichts anderes als organisierte Tierquälerei. Die mangelhafte Belieferung der Ukraine mit modernen Waffen führt auch zum endlosen Sterben wie in Gaza. Nicht die Juden mit ihrem Aberglauben und ihrem zionistischen Chauvinismus sind unser Unglück, sondern die Dekadenz des Westens, der es vorzieht, im Trüben zu fischen als klare Verhältnisse zu schaffen. Man sollte vor der eigenen Tür zu kehren beginnen. Die Juden schaufeln sich derweil ihre Gräber. Wie heißt es so schön? „Suum cuique“. Auf Deutsch: Jedem ein Schwein. Ein Jude darf es nicht verzehren. Amen

von Lobenstein

Der rote Fleck der jüdischen Gemeinde

Philippe Karsenty – Foto tribüne jüive

Die Tribüne Jüive lässt einen jüdischen Unternehmer zu Wort kommen, der sich gegen das FSJU und gegen das CRIF ausgesprochen, die „die auf dem Weg seien die Lügen der Linken zu verbreiten. Weil kaum jemand in Deutschland die Verhältnisse kennt, sei gesagt, dass FSJU bedeutet „Vereinigter Jüdischer Sozialfond“ und CRIF so etwas wie „Zentralrat der Juden in Frankreich“,

Der FSJU hat folgenden antisemitischen Vorfall aufgegriffen:

Die RATP (Pariser Nahverkehrsunternehmen) kündigte im sozialen Netzwerk X an, dass sie eine Anzeige einreichen werde, weil ein Mann sich mit einem „Anti-Juden“-Trikot in der U-Bahn fotografieren ließ. Die Pariser Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren wegen „Aufstachelung zum Rassenhass“ eingeleitet.

Unvorstellbar, dass ein solches Bekenntnis allein zum Rassenhass aufstacheln könnte. Es ist vielleicht geeignet, auch andere zu veranlassen, ihren Abscheu gegen den Gaza-Krieg zu artikulieren.

Was den CRJF betrifft, liegt ein gemeinsamer Gastbeitrag in der „Welt“ vor. Zentralrat der Juden und französischer jüdischer Dachverband CRIF sind sich einig in ihrer Distanz zu AfD und Front National. Wir können zitatweise darauf Bezug nehmen:

Foto: CRIF 

Bei den politischen Dachverbänden der jüdischen Gemeinden und Institutionen in Deutschland und Frankreich ist es Tradition, überparteilich zu arbeiten. ….  Juden haben feine Sensoren, wenn Populisten anfangen, demokratische Werte in Misskredit zu bringen, die Gesellschaft zu spalten und Minderheiten anzugreifen. Nichts anderes tun AfD und Front National. Sie hetzen gegen Muslime im Allgemeinen. Uns ist völlig klar: Derzeit richtet die AfD ihr Augenmerk auf Muslime. Früher oder später kann es genauso uns Juden treffen. Ein Verbot des Schächtens hat die AfD bereits in ihr Programm aufgenommen. Die Rechten stellen das jüdische Leben infrage, indem sie das Tragen der Kippa in der französischen Öffentlichkeit und das Schächten verbieten wollen….. Es ist für uns undenkbar, uns mit Politikern zusammenzusetzen, die ein Ende des „Schuldkults“ fordern oder die Leistungen der deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg gewürdigt sehen wollen. Rechtspopulisten machen öffentlichkeitswirksame Reisen in den jüdischen Staat. Doch das sind sehr durchschaubare Manöver…“

Nun meint aber Philippe Karsenty, dass der Rassemblement National, der heute zu den besten Verteidigern Israels gehört und das festeste Bollwerk gegen den Antisemitismus in Frankreich darstelle, Er wird aber  nicht zum CRJF einladen.

Eingeladen wird aber Vincent Lemire, ein neu mediatisierter Historiker, der nach dem 7. Oktober 2023 dank der Veröffentlichung seines Comics alle Antizionisten begeistert. …. Israelis, die daran gedacht hatten, das Comic ins Hebräische übersetzen zu lassen, änderten ihre Meinung, als sie das Ausmaß der feurigen Geschichte erkannten. Konfrontiert nannte Ariel Goldman Vincent Lemire „Abschaum“.

Angesprochen auf diese Missstände antwortete der Generaldirektor des FSJU, Richard Odier: „Die Akadem ist und bleibt plural, es ist ihre Berufung, Fragen zu stellen und keine Antworten zu geben.“ Allerdings weigerte sich der ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen, Volker Beck, sogar, mit Vincent Lemire in Berlin zu debattieren, „wegen der aktuellen etwas obsessiven Positionierung“ von Vincent Lemire. Nachdem sie Vincent Lemire trotzdem das Wort erteilt hatten, folgte die Ausstrahlung eines selbstgefälligen Interviews mit Charles Enderlin. Charles Enderlin ist der Autor der größten antisemitischen Fälschung der Neuzeit, des Berichts über den vorgetäuschten Tod von Mohamed Al Dura. Dieser Bericht setzte die muslimische Welt in Flammen. Seit der Gründung des Staates Israel gab es noch nie ein so verheerendes Bild, um Juden in der Welt zu dämonisieren. Daniel Pearl wurde die Kehle durchgeschnitten, um dieses Bild zu rächen, Mohamed Merah rechtfertigte seine Morde in Toulouse mit dieser Ikone des Hasses, alle muslimischen Länder haben Denkmäler errichtet, Briefmarken herausgegeben oder Orte benannt, um an den Tod des abgebildeten Kindes zu erinnern.

Schon wollen die empörte jüdische Apparatschiks der FSJU und der CRIF zu Hilfe kommen, um ihnen ihre Unterstützung zu leisten. Wir danken ihnen im Voraus. Und Sie werden sehen, ihre Ansteckblume wird wahrscheinlich genauso mit dem Rot der Schande geschmückt sein.

© Philippe Karsenty

Philippe Karsenty, ein Geschäftsmann, ist ehemaliger stellv.  Bürgermeister von Neuilly

Was zeigt dies: Der „Schuldkult“ ist tatsächlich am Ende der Fahnenstange angekommen. Es sind keine Schuldigen für den Holocaust mehr am Leben, die Verurteilung der Schreibkraft I. Furchner im KZ Sututthof war schon nicht mehr  überzeugend, Echt Schuld waren nicht Leute, die subaltern nahe am Geschehen waren, sondern Leute, die höher positioniert Distanz zu den Tatorten zu wahren wussten. Erben von seinerzeit enteigneten Gütern sind derart weit entfernte Verwandte, dass die Erbschaftssteuer die Restitution sinnlos macht. Israel hat heute eine zweifellos „rechtere“ Regierung als sie die AfD oder der RN stellen könnten. Wenn man sich erinnert, dass die deutschen Behörden strafrechtliche Schritte gegen Leute einleiteten, die 2022 an ihren Fahrzeugen ein „Z“ anbrachten, weil sie damit den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg als Straftat billigten, so kann man auch zu dem Schluss kommen, der Zentralratspräsident der Juden in Deutschland sei kriminell, weil er die Massaker in Gaza immer noch rechtfertigt.

Man stelle sich vor, dass ein Ehepaar mit Kindern sich scheiden ließe. Der eine Ehepartner sei der Böse schlechthin, der andere der betrogene und gute. Dennoch würden es die aus der Ehe entstandenen Kinder dem Guten nie verzeihen, wenn dieser so weit ginge, den Bösen zu vernichten, psychisch, wirtschaftlich oder physisch. Es gibt Grenzen. Bis 1948 lebten Juden und Araber unter einem Dach des britischen Protektorats, 1948 kam die Scheidung, viele Versöhnungsversuche gingen ins Leere, die Trennung der Ethnien schlug in Hass um. Ab einem Tag X zwischen Februar und Mai 2024 hat Israel eine Schwelle der Gewaltanwendung trotzdem überschreiten können, mit der es zu weit ging und die jetzt den Vorwurf des Völkermords erlaubt. Und Dr. Josef Schuster, in der behaglichen Diaspora lebt, stachelt seine Juden weiterhin an, „Heil Netanjahu“ zu brüllen und Oppositionelle zu dämonisieren. Man könnte in ihm einen volksverhetzenden Kriminellen sehen, aber in seiner Verblendung dürfte er vorsatzlos sein.

Wo liegt der Fehler? Er ist dort zu suchen, wo ihn Philippe Karsenty zu finden glaubt. Schuster reist noch heute auf dem alten „Antifa-Dampfer“ auf Backbord -Kurs. Dieser Kurs überzeugte schon Bruno Bettelheim nicht (in: Aufstand gegen die Masse), der von einem „Anne-Frank-Komplex“ spricht. Auch Nahum Goldmann hatte gesehen, dass „die Juden“ nicht nur Opfer seien. In Gaza sind sie es gewiss nicht. Auch wenn sie am 7.10.23 für einen Tag in eine fürchterliche Opferrolle zurückgestoßen waren, ist dieser Rolle inzwischen längst zur Genüge Ausgleich getan worden.

von Lobenstein