von Avigail Abarbanel
Willkommen an einem Samstagmorgen im Norden Schottlands.
Gestern Abend haben wir uns die Mini-Serie „Rebellion“ angeschaut. Es geht dabei um die Geschichte des irischen Osteraufstands von 1916. 2016 sind mein Partner und ich nach Dublin gereist, um an den Feierlichkeiten zum einhundertsten Jahrestag des Aufstands teilzunehmen. Es war unglaublich bewegend, und ich habe so viel gelernt, nicht nur durch Museen und die Feierlichkeiten, sondern durch Gespräche mit den Menschen und Besuche der Orte, an denen die Ereignisse stattfanden.
Es war ein ziemlich chaotischer Aufstand, nicht sehr gut organisiert, mit zu wenigen und weitgehend untrainierten und unterbewaffneten normalen Menschen – die notgedrungen zu Soldaten wurden. Der Aufstand wurde grausam und ziemlich mühelos durch die militärische Macht und Organisation der kolonialen britischen Streitkräfte niedergeschlagen, die – trunken vor Macht – befeuert wurden durch ein typisches und pathologisches Gefühl der Berechtigung. Nach heftigem Bombardement des Stadtzentrums mit all seinen baulichen Wahrzeichen vom Liffey-Fluss aus, waren weite Teile Dublins in Schutt und Asche gelegt. Wer weiß, wie viele Menschen tatsächlich umkamen und wie viele durch das, was sie erlebt hatten, für den Rest ihres Lebens gezeichnet waren.
Ohne diese Rebellion hätten sich die Dinge allerdings nicht so entwickelt, wie sie es getan haben. Die meisten Iren unterstützten den Aufstand zunächst nicht, aber als sie die unverhältnismäßige und unbarmherzige Antwort des ‚Imperiums‘, das sie beherrschte, erlebten, wuchs die Opposition gegen die britische Herrschaft in Irland dramatisch an. Nach einigen weiteren schmerzhaften Drehungen und Wendungen, zu denen ein entsetzlicher Bürgerkrieg gehörte, erreichte Irland 1948 die volle Unabhängigkeit von Großbritannien (Unserem Schottland steht dies noch bevor).
Mir wurde die Geschichte Irlands erst in den letzten vier Jahren so recht bewusst, seit ich meinem irischen Partner begegnet bin. Als ich mich fragte, warum ich nichts über Irland wusste, wurde mir klar, dass wir nichts über Irland oder Kolonialismus gelernt hatten, als ich in Israel aufwuchs. In der Schule habe ich durchaus zugehört und aufgepasst. Ich war ein neugieriger und motivierter Einser-Schüler während meiner gesamten primären und sekundären Schulerziehung. Wenn sie uns irgendetwas entsprechendes gelehrt hätten, würde ich mich daran erinnern.
Auf der Grundschule und im Gymnasium lernten wie zwei Arten von Geschichte. Eine war die Geschichte des Zionismus, die in besonderen Klassen als ein besonderes Fach gelehrt wurde. Die andere war die „allgemeine Geschichte“. Beide Fächer waren höchst mangelhaft. Wir lernten die staatlich genehmigte Version des Zionismus als einer wohlwollenden, gerechten, heldenhaften Pionierbewegung, die gegründet wurde, um uns Juden vor der Verfolgung zu schützen durch die Errichtung eines modernen, sozialistischen und gerechten jüdischen Staates auf „unserem“ angestammten Land, dem Land, in das wir „nach zwei Jahrtausenden des Exils zurückgekehrt waren“. Alles Unsinn natürlich, aber man ließ es stimmig erscheinen, mehr oder weniger…..
In „allgemeiner Geschichte“ lernten wir nichts über Kolonialismus, über Nord- und Südamerika, Indien, Australien, den Vietnam-Krieg. Nur in zionistischer Geschichte lernten wir über Großbritannien als dem „Imperium“, das uns Juden in Palästina unterdrückte. Wir erfuhren von unseren „tapferen“ Untergrundbewegungen, die die Briten erfolgreich bekämpften und aus Palästina vertrieben. Nichts lernten wir über den britischen Kolonialismus und den Siedlerkolonialismus, und was Kolonialismus allgemein den Völkern antut, nichts über die Ungerechtigkeiten, die Großbritannien und andere Kolonialstaaten ihren Kolonien überall auf der Welt zufügten.
Ich habe immer geglaubt, dass die Qualität unserer (sehr zentralisierten) Erziehung gut sei. Aber war sie tatsächlich so gut, wenn sie so viele Lehrstellen enthielt, noch dazu so große….? Ich konnte nicht wissen, dass wir erzogen wurden, genau das zu wissen, was die Mächte, die uns regierten, uns wissen machen wollten. Nicht mehr und nicht weniger. Die Aufgabe der Erziehung war es, uns vorzubereiten, gute, kleine, ferngesteuerte Drohnen zu werden, die nicht fragen oder ungehorsam sind, die zu einer weiteren Generation erzogen wurden, die sich der Aufrechterhaltung und der Fortsetzung des zionistischen, siedlerkolonialistischen Projekts in Palästina widmet. Größtenteils verlief dies auch erfolgreich. Meine Generation macht in Israel, sogar außerhalb Israels, genau das, was man von ihr erwartet hat. In diesem Erziehungssystem bin ich einer der Fehlschläge, von denen es nicht so viele gibt.
Warum haben wir nichts über den Kolonialismus gelernt? Warum haben wir nichts davon erfahren, was der Kolonialismus indigenen Völkern antut, warum nichts vom Freiheitskampf so vieler unterdrückter indigener Völker? Wir lernten vom Kampf der jüdischen Kolonisten in Palästina gegen das britische [Völkerbunds-]Mandat, als wäre er ein gerechter und redlicher Kampf von Unterdrückten gegen ihre Unterdrücker gewesen. Es war alles so verdreht. Als wir über unseren eigenen Kampf gegen das britische Mandat lernten, taten wir dies aus einer ganz und gar engen jüdisch-israelischen Perspektive. Warum lernten wir nichts vom Kampf gegen die Sklaverei, oder vom langen Kampf der Frauen für unser Recht, als gleiche menschliche Wesen angesehen zu werden?
Ich vermute, dass dies wohlüberlegt war. Wenn wir gelernt hätten, was der Kolonialismus den Menschen antut, wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis zumindest einige von uns begonnen hätten, Zusammenhänge herzustellen. Wenn wir den Kolonialismus und das, was er den Kolonisierten antut, verstanden hätten, hätte die Gefahr bestanden, dass wir das, was den Palästinensern widerfuhr, in diesen Kontext gestellt hätten. Und es wäre der richtige Kontext gewesen, abgesehen davon, dass Israel nie wollte, dass wir den Zionismus als eine siedlerkolonialistische Bewegung wie alle anderen zuvor ansahen, und dass er das indigene Volk für unsere Ziele und Zwecke so zugrunde richtet wie jede andere siedlerkolonialistische Bewegung vor ihm. Israel wollte nie, dass wir erkennen, dass die Palästinenser das versuchen, was alle kolonisierten Völker immer schon versucht haben: Widerstand zu leisten. Generationen von jüdisch-israelischen Kindern wurde nie gestattet aufzuwachsen und die Wahrheit zu erkennen. Ich hätte niemals so bereitwillig meine zwei Jahre Militärdienst absolviert, wenn ich die Wahrheit gewusst hätte.
Wenn man von der Kolonialherrschaft Grußbritanniens in Irland liest, die Bilder von Jahrhunderten des Kolonialismus und Siedlerkolonialismus sieht, wenn man die Geschichten liest und die Hinterlassenschaft versteht, ist es leicht, die Ähnlichkeiten zu sehen zwischen dem, was die Briten in Irland taten und dem, was die zionistische Bewegung bzw. jüdische Israelis in Palästina machen. Die gleiche Taktik, die gleiche Kontrolle, die gleiche Politik der Entmenschlichung und Verdrängung, die den Versuch umfasst, eine Kultur, ihre Geschichten, Sprache, alles, was sie einzigartig macht, auszulöschen. Ohne Entmenschlichung ist es schwierig, Menschen Leid zuzufügen. Wenn man fähig ist zu erkennen, dass der andere einem gleicht, ist es nicht mehr so leicht, ihm Leid und Schaden zuzufügen. Wenn es dir gelingt, die Unterdrückten in den Augen der anderen zu entmenschlichen, kannst du auch davon ausgehen, dass sie nicht sehr viel Unterstützung bekommen.
Ich war ein missbrauchtes Kind, das in einer höchst kontrollierten Umgebung aufwuchs, wo ich unter dem Vergrößerungsglas meines Unterdrückers lebte. Vom Säuglingsalter an war ich Opfer von Gewalt in all ihren Erscheinungsformen. Als ich begann, mich gelegentlich dagegen zu wehren, misshandelte mich mein Unterdrücker. Für einen Erwachsenen ist es nicht schwer, ein Kind zu misshandeln. Ich hatte keine Rechte und keine Macht. Sie hatte alles. Ich konnte nicht entkommen, weil ich abhängig war. Selbst als ich alt genug war, bedurfte es einer beträchtlichen psychischen Anstrengung, um letztendlich aus dem Gefängnis der gegenseitigen Abhängigkeit auszubrechen, in die hinein meine Unterdrückerin mich erzogen hatte.
Wenn du unterdrückt wirst, erlaubt man dir nicht, du selbst zu sein. Um Macht und Kontrolle geht es bei der Unterdrückung. Sie hat keinen anderen Grund als das Bedürfnis des einen, den anderen für seine eigenen Zwecke zu missbrauchen. Wenn du unterdrückt wirst, bist du keine Person. Du bist ein Mittel zum Zweck. Als solches hast du zwei Möglichkeiten: dich zu unterwerfen und das zu sein, was dein Unterdrücker auch immer möchte, dich aufzugeben und langsam zerstört zu werden, oder aber zu rebellieren und unter Einsatz all deiner Mittel den hohen Preis zu zahlen, um zu widerstehen und mit dem Gegenschlag fertig zu werden, der immer kommt. Anstatt zu wachsen, dich zu entwickeln und deine Ressourcen einem erfüllten Leben zu widmen, wirst du zwangsläufig ein Soldat, ein Kämpfer. Das Wesen der Unterdrückung besteht darin, keine guten Chancen zu haben. Psychopathen stellen dies sicher. Entweder opferst du alles, was dich ausmacht, oder du wirst zu einem Leben im Kampf gezwungen. So oder so kannst du zerstört werden.
Als Kämpfer musst du mit der Abstempelung durch andere leben. Du bist ein „Terrorist“ oder ein „undankbares“ und „böses“ Kind…..Menschen, die unterdrückt werden, erfahren wenig Sympathie. Ich bekam keine. Wenn ich heute ein Kind wäre, hätte ich die Chance, meiner Familie entzogen zu werden. Damals gab es keinen Schutz für Kinder. Die Eltern waren Götter, und die Gesellschaft griff in die „häusliche Sphäre“ nicht ein. Kinder (und Frauen) zu schlagen, war die Norm, und sexueller Missbrauch von Mädchen in der Familie, besonders durch den Vater, wurde von der psychiatrischen Zunft nicht nur nicht als schädlich angesehen, sondern sogar als hilfreich für die Entwicklung von Mädchen…! (Dies änderte sich erst in den 1980er Jahren dank einer wunderbaren Frau, der Psychiaterin Judith L Herman). Ich hatte niemanden, an den ich mich wenden konnte. Selbst wenn ich es gewagt hätte, den Mund aufzumachen, niemand hätte mir geglaubt. Alle hätten sich auf die Seite meiner Eltern geschlagen. Aber ich konnte ohnehin nichts sagen, denn es war Teil des Kontrollsystems um mich herum, dass ich niemandem etwas erzählen durfte von dem, was sich in der Familie abspielte und dem Leben, das ich dort hatte. Ich musste immer eine fröhliche Fassade präsentieren und glücklich aussehen, so dass meine Familie anderen gegenüber einen guten Eindruck machte. Ich denke, selbst wenn Leute von dem Terror gewusst hätten, dem ich jeden einzelnen Tag meiner Kindheit und meiner Jugend ausgesetzt war, niemand hätte mir geholfen.
Als unzureichend entwickelte Säugetiere rotten sich die Menschen eher gegen Opfer zusammen als ihnen zu helfen. Wir opfern Individuen immer noch der Meute, die wir instinktiv schützen, weil wir sie für unser Überleben zu brauchen glauben. Wenn ein Individuum oder mehrere geopfert werden müssen – sei‘s drum.
Selbst jetzt, im Jahr 2018, kämpfen wir immer noch für den Schutz von Kindern und anderen unterdrückten Menschen in unserer Gesellschaft, und es gib viele, deren Leben hier und anderswo in der Welt fürchterlich ist. Es gibt Kinder – mindestens ein Viertel der Mädchen, und wir wissen nicht, wie viele Jungen –, deren alltägliches Leben nichts weniger als die Hölle sexuellen Missbrauchs und der Gewalt ist. Wir sind immer noch weit entfernt davon zu erkennen, wenn ein Kind leidet, und falls wir es bemerken, ist das, was wir – wenn überhaupt – dagegen tun, bedauerlich unangemessen.
Unterdrücker sind Psychopathen. Was sonst für eine Person würde sich daran erfreuen, andere zu kontrollieren, ihre Macht zu missbrauchen? Nur Psychopathen in all ihrer Vielfalt genießen dies. Normale Menschen mögen sich zuweilen schlecht benehmen. Aber sie haben nicht das Bedürfnis, andere zu kontrollieren, und sie würden gewiss kein Vergnügen daran empfinden, über mehr Macht als andere zu verfügen. Ich werde niemals das Grinsen im Gesicht meiner Unterdrückerin vergessen, wenn es ihr gelungen war, mich wieder einmal zu demütigen mit dem Ergebnis blauer Flecken am Körper oder dass Blut von meinem Gesicht herabtropfte. Sie wollte meinen Willen brechen, und es bereitete ihr Vergnügen, wenn immer sie glaubte, sie hätte es geschafft. So verhalten sich Unterdrücker. In meinem Fall hatte meine Unterdrückerin keinen Erfolg. Hier bin ich, schreibe dies auf, und es geht mir gut. Aber nicht jeder hat so ein Glück.
Ich habe mich schon immer gefragt, warum mich die Geschichte Irlands so stark berührt. Ich glaube, ich verstehe es jetzt. Ich erkenne in ihr meine persönliche Erfahrung. Ich weiß, wie es ist, machtlos zu sein, gefangen im Griff psychopathischer Kontrolle. Ich weiß, wie es ist, alles zu versuchen, „gut“ zu sein, dem Unterdrücker zu gefallen, die Regeln zu befolgen, die man dir vorschreibt, weil dir versprochen wird, dass alles gut wird, wenn du das tust. Aber du wirst bald erkennen, dass es nichts gibt, was du je tun kannst, um dein Leben erträglicher zu machen. Während sich die Falle langsam um dich schließt, erkennst du, dass es nichts gibt, was du tun kannst, um irgendetwas unter Kontrolle zu bekommen, denn über die ganze Macht und die ganze Kontrolle verfügt allein dein Unterdrücker. Du verfügst über gar keine. In einem psychopathischem System ist das Wichtigste, was man dir raubt, das Anrecht auf deine persönliche Macht. Allein den Unterdrückern steht Macht zu. Aus diesem Grund wurde die irische Rebellion so entsetzlich zerschlagen. Aus diesem Grund antwortet Israel derart unverhältnismäßig auf jedes noch so friedliche und harmlose Anzeichen des palästinensischen Widerstands. Israel will die Palästinenser wissen lassen, dass sie über keinerlei Macht verfügen, und will sie jeder Hoffnung berauben, dass sich das je ändert.
Wenn du gegen Ünterdrücker kämpfst, wirst du als „böse“ geschmäht und noch mehr bestraft. Wenn du dich an andere um Hilfe wendest, wirst du beschimpft, entmenschlicht und isoliert. Dies geschah dem irischen Volk und jedem, der je ein psychopathisches System bekämpfte. Und dies geschieht gerade jetzt dem palästinensischen Volk. Ja, ich behaupte, dass Kolonialismus und Siedler-Kolonialismus im Kern psychopathische Systeme sind.
Unterdrückte haben das Recht, für ihre Freiheit zu kämpfen. Es ist unsere Pflicht, ihnen dabei zu helfen. Ob es sich um Einzelpersonen oder Gruppen handelt, die in einem psychopathischen System gefangen sind, wir haben die Pflicht, bei der Zerstörung der Machtstruktur behilflich zu sein, die sie gefangen hält, sie als Mittel zum Zweck missbraucht und sie daran hindert, ein erfülltes Leben zu führen und ihr einzigartiges Potential zu entwickeln.
Ich widersetzte mich unter hohen Kosten, aber wenn ich mich nicht widersetzt hätte, wäre ich jetzt tot oder zumindest psychisch zerstört. Ich habe den Lebenswillen mindestens zweimal in meiner Jugend verloren und versucht, Selbstmord zu begehen. Ich hatte das Glück, nicht zu sterben und mich zu erholen. Der erste Schritt bestand darin, mich dem physischen und ökonomischen Griff meiner Unterdrücker zu entwinden. Aber mir stand noch eine lange Reise von damals bis heute bevor. Ich fühle mich jetzt in Ordnung, aber meine Unterdrücker kamen ungeschoren davon und haben nie zahlen müssen (abgesehen davon, dass sie mit sich selbst und ihrem hässlichen Spiegelbild leben müssen).
Als ich gestern Abend „Rebellion“ anschaute, fragte ich mich, wo ich wohl gewesen wäre und was ich getan hätte, wenn ich damals in Irland gelebt hätte. Ich weiß, dass dies davon abhängt, wer ich gewesen und aus was für einer Familie und sozialen Klasse ich gekommen wäre. Ich bin eine Frau, und das heißt, dass ich mich am unteren Ende der sozialen Hackordnung befunden hätte. Ich stelle mir gerne vor, dass ich mich dem Kampf zur Befreiung nicht nur Irlands, sondern auch der Frauen und der Armen von der Tyrannei der Unterdrückung angeschlossen hätte, und dass ich bereit gewesen wäre, dafür zu sterben.
Ich lebe, und ich habe jetzt eine Stimme. Ich würde gern meinen Teil beitragen zu einer Welt, die es niemandem gestattet, sein Leben als ein zerstörtes zu verschwenden, oder ihn dazu zwingt, ein Widerstandskämpfer zu werden.
Ein schönes Wochenende allen.
Zuerst hier erschienen.
Avigail Abarbanel ist geboren und aufgewachsen in Israel. Sie ging 1991 nach Australien und lebt heute im Norden Schottlands. Sie arbeitet als Psychotherapeutin und ist Aktivistin für die palästinensische Sache. Sie ist Herausgeberin von „Beyond Tribal Loyalties: Personal Stories of Jewish Peace Activists“ (Cambridge Scholars Publishing, 2012).
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Übersetzung aus dem Englischen: Jürgen Jung.
Sehr berührend, was Avigail Abarbanel in diesem Beitrag schreibt.
Zustimmung, für die von ihr gemachte Aussage, die Machtmissbrauch
und Herrschaftsinstrumente offen benennt:
„Ja, ich behaupte, dass Kolonialismus und Siedler-Kolonialismus im Kern psychopathische Systeme sind.“
Solch ein Zeugnis ist beeindruckend wie das all jener Menschen, die in eine religiöse und/oder weltanschauliche Bekenntnisgemeinschaft mit das freie Denken so arg begrenzenden
dogmatischen Narrativen hineingeboren wurden, langsam in eine Welt hinaustretend, sich des anhaltenden Missbrauchs durch indoktrinierende Verwandte, Erzieher, Redakteure und Staat bewusst werden, die Grundgedanken der „Emanzipation“ und des „kategorischen Imperativs“ entdeckend, zur eigenen Maxime machend – und erkennen müssen, dass sie zum Außenseiter geworden sind – in diesem Fall vermutlich beschimpft als „selbsthassender Jude“, „Antisemit“ usw. „Heb dich über Stamm und Rasse / auf zum reinen Menschentume“ forderte Sigmar Mehring in seinem überaus beeindruckenden Gedicht „Die Judenfrage“
Der Zionismus ist die vorläufig letzte siedlerkoloniale Bewegung der Welt. Er war und ist bis auf den heutigen Tag unnötig, da es genügend Platz auf der Welt für tatsächlich Verfolgte gab, vor allem auch in den nahezu menschenleeren USA, die durch die siedlerkoloniale Bewegung der vereinigten Europäer zuvor in Besitz genommen worden waren, das Leben der Einheimischen radikal und nachhaltig zerstörend. Die Ergebenheit US-Amerikanischer Präsidenten gegenüber dem Judentum war zwar nicht immer so ausgeprägt, aber auch das wäre eine Frage der Zeit gewesen.
Das Mitleid mit Schwächeren haben alle Staaten der Welt ihren wohltätigen Organisationen übertragen und seit dem 20. Jahrhundert auch der UN und der EU; die boten immer die Gewähr, dass es zu keinem Aufstand der Elenden kommt, zu keiner Veränderung, die Wurzeln des Elends zu veröden. So werden sich auch zynischerweise alle Völker, die zu schwach sind sich zu wehren, ihren Untergang alltäglich neu beschreiben.
Ob sich eines Tages der Zionismus einmal ob seiner „Leerstellen“ in seinem Geschichtsbild und seiner herbeifabulierten „Narrative“ in einer Weise erinnert mit der Absicht, diese zu korrigieren, sich der Wahrheit und dem „reinen Menschentume“ etwas zu nähern, stände vermutlich nur nach einer Niederlage des Zionismus zu befürchten. Da diese wiederum ob der Macht seiner Förderer in der Welt wiederum nicht zu befürchten steht, wird der Welt die Glaubens- und Bekenntnisgemeinschaft der Zionisten und ihrer Freunde noch lange erhalten bleiben.