Der IGH hat die HAMAS aufgefordert, unverzüglich alle Geiseln vom 7.10. freizulassen. Wie kann das sein? Welche Geiseln? Hat denn Israel der HAMAS jemals Geiseln gestellt? Es liegt daran, dass der Begriff „Geisel“ nicht mehr richtig verstanden und verwendet wird, Die „Leute“, die die HAMAS am 7.10. kidnappte, sind keine Geiseln, sondern schlicht und ergreifend Gefangene.
Warum sagt man „Geisel“? Weil es sich eingebürgert hat, dass etwa ein Bankräuber einen Bankbesucher festhält: „Gefangener“ will man nicht sagen, und sagt „Geisel“; vom Sinn her will der Bankräuber den Gefangenen gegen ein Fluchtauto eintauschen. Man hat kein Wort für das Opfer eines kriminellen Menschenraubs, und nimmt das Wort „Geisel“. Warum übernimmt man den falschen kriminalistischen Begriff in die Politik? Aus Propagandagründen.
Im konkreten Fall will die HAMAS einen Gefangenenaustauscht erzwingen. Bisher wurden Gefangene der palästinensischen Seite immer gegen Gefangene in Israel ausgetauscht In der Propaganda wird deswegen „Geisel“ gesagt, um den irregulären Charakter der Palästinenser im Kampf gegen einen ordnungsgemäßen Staat zu betonen. Der Begriff „Geisel“ hat in diesem Zusammenhang bereits volksverhetzende Momente, wenn er bei uns verwendet wird. Hinzu kommt, dass Israel selbst keine ordentliche Verfassung hat, antike Religionsgesetze gelten lässt, die eine Hannah Arendt an die „Nürnberger Gesetze“ erinnern, und seine nicht-jüdischen Mitbürger diskriminiert, so dass andere von Apartheitsstaat sprechen. Israel ist, um aus der hassgeprägten Diskussion herauszukommen, so etwas wie ein gewalttätiger Mormonenstaat es vor 150 Jahren war.
Zurück zum Begriff „Geisel“:
Das Wesen einer Geisel besteht darin, dass diese von der Partei A freiwillig der Partei B gestellt wird, damit letztere Vertrauen hat, der Geiselsteller werde sich an die Bedingungen eines Vertrags halten. So etwa wurde der berühmte Theoderich von den Ostgoten dem Kaiser in Byzanz als Geisel gestellt. Der Römer Aetius war Geisel bei den Hunnen. Geiseln wurden ehrenvoll behandelt. Nehmen die Araber „Geiseln“ wie am 7.10, dann haben sie ganz banal „Gefangene“ gemacht.
Der Zweck der Gefangenen vom 7.10. ist der, Gefangene aus Israel im Wege eines Tauschs freizubekommen. Das nennt man normal „Gefangenenaustausch“. Dass ein gewünschter Gefangenenaustausch durch das Machen von Gefangenen sittenwidrig sein soll, ist nirgends belegt. Es ist daher nicht „nachvollziehbar“, wie der IGH von der HAMAS verlangen kann, seine Gefangenen bedingungslos freizulassen.
Die „Terroristen“ halten also die Geiseln durchaus kriegsüblich zurück; auch die barbarische Art der Kriegsführung ist im Nahen Osten eingerissen. Es geniert in Israel kaum einen nennenswerten Teil der Bevölkerung, dass die IDF 25.000 Zivilisten abschlachteten, von denen 80% Frauen und Kinder waren (Haaretz). Allerdings findet ein moderner Krieg nicht nur auf dem Schlachtfeld statt; es geht um Ressourcen, die eine entsprechende Propaganda erfordern. Die Länder der Dritten Welt führen „Kriege armer Leute“, was etwa vom Spanischen Bürgerkrieg schon gesagt wurde, wo sich die Parteien immer nur eine Offensive leisten konnten. Israel bekommt derzeit von Deutschland Millionen Schuss Munition, um seine Massaker fortsetzen zu können. Das wirft nicht nur ein Licht auf die degenerierte Art der Kriegskunst zwischen Juden und Arabern. Der Judenhass der Araber dürfte seine Kehrseite im Araberhass der Israelis haben; das bedeutet, dass diese primitive Art der Kriegsführung kein Ende mehr finden kann, bis eine Partei ausgelöscht ist.
Aktuell sind wir erst mittendrin in einer dynamischen Entwicklung. Einige europäische Staaten haben ihre Zahlungen an die UNRWA eingestellt oder “eingefroren“. Ein Erfolg für Israel? Eher nicht. Denn nun muss Israel aus eigener Kraft den Schutz für die Zivilbevölkerung Gazas stemmen; wenn es jetzt die Gazaner verkommen lässt, dann schürt das Land die Völkermordthese der Südafrikaner. Auch das geniert nicht jeden Israeli: Zuletzt werden sich Bezalel Smotrich und Itamar Ben Gvir durchsetzen, die derzeit im Schatten von Bibi N. operieren. Sie werden aus der Westbank einen „Zweiten Jüdischen Staat“ machen können; aktuell sind die beiden „Neo-Nazis“ (Ayelet Shani) den westlichen Unterstützern Israels so peinlich, dass deren Arbeit verschwiegen wird. Die HAMAS-Leute hätten das Buch von Carl v, Clausewitz lesen sollen: Dieser rät ab, Krieg zu beginnen, weil man schon kaum die erste Schlacht planen könne, schon gar nicht absehen kann, wie sich ein Krieg entwickelt. Vielleicht hätte das Husarenstückchen vom 7.10 zu einem Gefangenenaustausch führen können, aber durch das Massaker an 400 Festteilnehmern und 700 Kibbuz- Bewohnern hatten sich die Terroristen restlos desavouiert. Ihre Chance besteht nun darin, dass die Israelis ihren Krieg weiterhin militärisch mangelhaft und völkermordend fortsetzen, dass die halbe Welt zu kotzen anfängt. Das kostet weiteren 25.000 arabischen Zivilisten das Leben, eventuell durch Hunger und Seuchen. Die HAMAS hätte sich dann selbst ins Bein geschossen. Aber vielleicht spielt das alles keine Rolle: die Tribune Juive erinnert an einen Ausspruch Ben Gurions:
„Israel werde alle Kriege gewinnen, außer dem letzten. Seine Feinde mögen eine Niederlage nach der anderen erleiden, sie werden auch nach ihren Rückschlägen noch existieren. Der jüdische Staat wird es nicht.“
„
„Durch die Isolierung des Oktobers betroffen, können sich Juden den Luxus eines Pessimismus nicht leisten“ (Georges Bensoussan). Aber ist das nicht schon Pessimismus genug? Die Angst vor dem letzten Gefecht treibt die Zionisten immer weiter voran. Jeder Zusammenstoß mit den Arabern könnte der „letzte“ im Sinne Ben Gurions sein. Was wäre gewesen, wenn Israel am 8.10 die „Geiseln“ ausgetauscht hätte, die Grenzanlagen elementar verbessert und Mittel für den Ausbau des Hafens von Gaza zur Verfügung gestellt hätte? Ja, was wäre gewesen? Eine Regierung Netanjahu, in der der Chef zu viel Persönliches am Stecken hat, kann nichts riskieren, was als Schwäche verstanden werden kann. Er ist in einer Spirale gefangen. Der Chef der Regierung wird zur Marionette und muss die „Richtlinien der Politik“ seine „Neo_Nazi-Minister“ (Ayelet Shani) machen lassen, weil es auf diese angewiesen ist. Die FAZ.NET, January 29, 2024, Nachricht, schreibt
14 Minister der israelischen Regierung bei Siedlerkonferenz der Extremisten anwesend. (vor 14 Tagen noch beklagte die Tribune Juive, dass Ben Gvir seine Pläne zu früh ausgeplaudert habe, jetzt trommelt er schon zu seiner „Wannseekonferenz“)
Dive Deeper:
• Teilnehmer einer Konferenz in Jerusalem, darunter israelische Minister, fordern eine israelische Wiederbesiedlung des Gazastreifens.
• Polizeiminister Itamar Ben-Gvir fordert darüber hinaus eine „Abwanderung“ der Palästinenser (Vokabel aus der Nazi-Zeit. Die FAZ sollte sich neue Termini Technici ausdenken).
• Ben-Gvir argumentiert, dass nur durch diese Lösung einem weiteresn Massaker wie am 7. Oktober vorgebeugt werden könne.
• Netanjahu hält die Konferenz für „schädlich“.
• Der Oppositionsführer Jair Lapid kritisiert Netanjahu und bezeichnet seine Regierung als die schädlichste in der Geschichte des Landes.
Also: Weitermachen, weiter massakrieren, 2 Millionen Gazaner nach Ägypten verjagen….. Den Sinai erobern, Jordanien vernichten und sämtliche Landverbindungen zwischen „Felix Arabia“ und Mesopotamien unterbrechen…., „weitermarschieren, bis alles in Scherben fällt….“ Es gibt keine Wahl. Die Welt hört euch heute schon.
von Lobenstein, 29.01.2024