Die vermeintliche Antisemitismus-Expertin Sina Arnold

Und schon wieder wollte uns eine sogenannte „Antisemitismus“-Expertin, Sina Arnold, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Politikwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, belehren, was Antisemitismus ist und vor allem, wo die richtigen, unsichtbaren Antisemiten sich verstecken. Ihr Vortragsthema: „Das unsichtbare Vorurteil. Antisemitismus in der US-amerikanischen Linken nach 9/11.“  

Schon der Titel ließ nichts Gutes erahnen. Und so kam es dann auch. Da sprach eine junge „Expertin“ über etwas, wovon sie wenig Ahnung hatte. Ihre Qualifikation bestand darin, dass sie vor den letzten Präsidentschaftswahlen in die USA reiste und dort, man höre und staune und kann es kaum glauben, dreißig Interviews mit amerikanischen Linken geführt hat, die sie jetzt zu einer „Expertin über Antisemitismus“ machten.

Eine wissenschaftliche Arbeit, vermutlich ihre Dissertation, die sich auf 30 Interviews stützt, die dann als Grundlage für so weitreichende Schlussfolgerungen führt, waren selbst einem jeglicher Israelkritik abholden Michael Wolffsohn, ehemaliger Professor an der Bundeswehr Universität in München, zu wenig, wie er in seiner Rezension des Buches in der FAZ vom 8. November 2016 hervorhob. Auch ist nicht klar, ob Arnold mit so genannten linken Zionisten oder linken Anti-Zionisten gesprochen hat, oder einfach mit Linken über israelkritische Linke oder knallharten Zionisten über Linke in den USA. 

Antisemitismus wurde wieder als Lockvogel benutzt, um über „Pro-palästinensische Gruppen sowie die globalisierungskritische- und die Friedenbewegung zu referieren. Angeblich haben diese „linken“ Bewegungen an Fahrt gewonnen – und mit ihnen antisemitische Argumentationen, Boykottaufrufe gegenüber Israel, oder der Fokus auf das „Finanzkapital“ und boten Anlass für hitzige Debatten“ – auf die uns Sina Arnold und Dr. Klaus Holz, Generalsekretär der Evangelischen Akademien in Deutschland, Antwort geben wollten, aber nicht konnten.

Angeblich wurde das Buch (und der Vortrag) aus linker Sicht geschrieben. Es ist im sogenannten „Reemtsma-Institut“ in Hamburg erscheinen. Aber es ist eben die Sicht der neuen Rechten, die aus alten Linken besteht. Warum sollte der Fokus auf das Finanzkapital antisemitisch sein? Weil unter den Finanzhaien auch etliche Juden sind? Wer heute noch glaubt, dass man in Deutschland Juden nicht kritisieren darf, weil sie Juden sind, ist wie ein Antisemit, der Juden nicht mag, weil sie Juden sind. Und sind wir nicht alle, die wir links stehen, einig mit den „globalisierungskritischen“ Bewegungen und stehen wir nicht alle hinter der „Friedensbewegung“? Und was ist denn falsch daran, wenn propalästinensische Gruppen an Fahrt gewinnen? Ist denn propalästinensisch-Sein, gleichbedeutend mit Antisemit-Sein? Das sind alles unausgegorene, peinliche Behauptungen und Thesen, die von einem Blinden stammen könnten, der uns die Farbenlehre erklären will.

Ich beschäftige mich mit dem Antisemitismus schon seit über dreißig Jahren und muss gestehen, dass ich bis heute nicht weiß, was Antisemitismus ist und vor allem, wer ein Antisemit ist. Ich bin da immer noch sehr konservativ. Für mich ist ein Antisemit nicht derjenige, der Juden nicht mag, weil sie Juden sind, sondern derjenige, der sie deshalb vernichten will. Für viele andere, besonders Zionisten und Philosemiten ist es aber so, dass Antisemit derjenige ist, den sie nicht mögen, weil er vielleicht Israels Politik kritisiert.

Ich musste in den fast 60 Jahren, die ich in Deutschland lebe und 45 Jahren, in denen ich mich mit dem Nahost-Konflikt beschäftige, schon oft erleben, dass Menschen, die mir nahe standen, sich als „Antisemiten“ entpuppten, ohne dass ich es ihnen angesehen hätte. Ich weiß nur, was Antisemitismus nicht ist: Kritik an Israels Politik ist kein Antisemitismus.

Davon war aber die Referentin weit entfernt. Schon bei der Einführung wurden alle Ismen in einem Topf geworfen: Antisemitismus, Faschismus, Kolonialismus, Kapitalismus, Kommunismus, Antiimperialismus und noch etliche Ismen mehr, die ich gar nicht kannte, und es wurde heftig in dem Topf gerührt. Was dabei herauskam, war wie Gummi. Wo man auch drückte, er gab nach. Mangels einer sauberen Definition wurde der Begriff Antisemitismus nach Belieben verformt und geriet zunehmend unter die Räder dieses anti-intellektuellen, anti-emanzipatorischen und anti-aufklärerischen Moloch, der Philosemitismus heißt.

Warum sollte uns Antisemitismus in der US-amerikanischen Linke interessieren? Gibt es überhaupt eine US-amerikanische Linke? Und warum ausgerechnet nach 9/11? Was hat dieses Datum mit Antisemitismus zu tun?

Natürlich bekamen wir darauf keine Antwort, außer, dass in der Vorstellung der Referentin ihr Buch geradezu frenetisch gelobt worden ist, obwohl später einer aus dem Publikum, der das Buch, nach eigener Aussage, tatsächlich gelesen hatte, bemerkte, dass er Probleme mit dem Verstehen hatte „wegen der komplizierten und unverständlichen akademischen Sprache des Buches“. War das vielleicht die Absicht, weil man keine Ahnung vom Thema hatte und so schreiben musste, dass keiner es versteht? Selbst der bereits erwähnte Michael Wolffsohn, dem man gewisse Kenntnisse der Materie nicht absprechen kann, beklagt sich über die „penetrante Dominanz des fachsprachlichen Jargons der Autorin“.

Immer wieder wurden Antisemitismus, Israel und Antizionismus durcheinander gebracht. Immer wieder wurden Araber bzw. Moslems für den Antisemitismus verantwortlich gemacht, obwohl die letzte Studie der Bundesregierung zum Antisemitismus in Deutschland wieder das gezeigt hat, dass unter den Tatverdächtigten bei sogenannten „antisemitischen Delikten“ von 339 Tatverdächtigte 312 Deutsche waren und nur 27 einen anderen ethnischen Ursprung hatten, wobei nicht einmal sicher ist, dass alle Muslims oder Araber waren.

Kann man ernsthaft von einem muslimischen Antisemitismus bei einer solch geringen Anzahl von Delikten reden, und ist ein Palästinenser aus Gaza, dessen Familie dem israelischen Terror ausgesetzt ist, ein Antisemit, weil er auf einer Demo „Tot den Juden“ ruft? Rufen nicht bei jeder Gelegenheit die fanatischen Siedler „Tod den Araber“  oder „Araber ins Gas“? Für die Palästinenser sind die Israelis „Jahuds“, also Juden. Und für die Israelis sind die Israelis übrigens, nach Entscheidung des Obersten Gerichts, auch Juden. Der Israeli ist gar kein Israeli, nach israelischem Recht, er ist Jude. Was ist also antisemitisch daran, wenn ein Feind der Israelis die Israelis so nennt, wie sie genannt werden wollen? Aber davon scheint die Referentin nichts zu verstehen.

In dem Bericht der Bundesregierung, der mir vorliegt, ist die Rede von 28 Gewalttaten in 2001 und 37 Gewalttaten in 2009. Es geht immer auf und ab. Sind denn 37 Straftaten in einem Land von 80 Millionen Einwohner auf ein ganzes Jahr gerechnet (nicht täglich) überhaupt relevant?

Und was für „Gewalttaten“ waren das? Ein Rabbiner wurde geschlagen auf offener Straße. Warum soll ich mir darüber mehr Sorgen machen als über kriminelle Gewalttaten, über Kindermissbrauch und Serienmorde? Solange Antisemitismus an Stammtischen stattfindet und nicht zur Staatsräson geworden ist, braucht sich keiner Gedanken zu machen. In Deutschland ist freilich genau das Gegenteil, nämlich Philosemitismus, Staatsräson.

Mag sein, dass es in den USA Antisemitismus gibt. Er ist aber marginal und für Juden ungefährlich und deshalb auch nicht relevant. Arnold scheint wenig über den enormen Einfluss der amerikanischen Judenheit auf die Nahostpolitik der US-Regierungen zu wissen, sonst hätte sie solch ein Buch nicht schreiben können. Die Unterstützung Israels ist immer noch das entscheidende Merkmal der amerikanischen Politik. Kein US-Politiker wagt es, wenn er wiedergewählt werden will, kritisch über Israel zu reden. Jeder Präsidentschaftskandidat überbietet sich in Israel-Loyalität und finanzieller Großzügigkeit gegenüber diesem Staat.

Besonders merkwürdig und lustig finde ich die falsche Interpretation des „nahostpolitischen Selbstbild der Linken in den Vereinigten Staaten“, und übrigens in Deutschland genau so, wo der Slogan verbreitet ist: „If you have not been called anti-Semic, you are not working hard enough for justice in Palestine“. Die Autorin interpretiert das wie folgt: „Wie ist es zu erklären, dass Streiter für eine Gesellschaft jenseits von Rassismus und Diskriminierung stolz darauf sein können, als antisemitisch bezeichnet zu werden“. Hier scheint sie aber total daneben zu liegen. Mir geht es genauso: man ist nicht darauf stolz Antisemit zu sein, wie es die Autorin suggeriert, sondern eben als „Antisemit“ von Zionisten und Philosemiten bezeichnet zu werden. Und das ist eine Auszeichnung ähnlich wie sie Thomas Mann erfuhr, als man ihn beschuldigte „Anti-Deutsch“ zu sein. Er war nicht anti-Deutsch sondern anti-Nazis und ich und andere sind nicht anti-Israel und erst Recht nicht anti-Semitisch, sondern anti-Zionismus, wie es abertausende andere Juden auch sind, wenn man da an die ultra-orthodoxen Neturei Karta denkt, an die Satmar-Hassidim, an weite Teile des orthodoxen Judentums und auch der Reformjudentums, die gegen den Zionismus sind, den sie als eine Gefahr für das Judentum sehen. Man ist da in einer Reihe mit bekannten, berühmten und angesehenen jüdischen Persönlichkeiten wie: Martin Buber, Noam Chomsky, Jeshajahu Leibwowitz, Hannah Arendt, Hermann Cohen, Uri Avnery, Amos Oz, Gideon Levy, usw. usw.

Nur unter den Juden wachsen der Missmut und die Kritik an Israels Politik. Immer mehr Juden schließen sich Gruppen wie Jewish Voice for Peace oder J-Street oder J-Call zusammen. Darüber war kein Wort zu hören. Ob Frau Arnold das bewusst verschwieg oder davon tatsächlich nichts wusste? Beides ist schlimm.

Na gut, es gab mal Restriktionen bei der Aufnahme jüdischer Studenten an manchen Universitäten und manche Golfklubs haben keine Juden aufgenommen. Es gab aber immer die Möglichkeit andere Universitäten zu besuchen und andere Golfklubs zu wählen. Alles ist lange her. Solange die offizielle Regierungspolitik nicht antisemitisch war, und das gab es zuletzt nur im letzten Jahrhundert und nur einmal, nämlich in Deutschland, kann man als Jude frei und ungestört leben. Dass manche Zeitgenossen Juden nicht mögen, ist mir persönlich vollkommen egal. Ich mag auch viele nicht-jüdische Deutsche nicht, na und? Und immerhin kann man als Jude überall auf der Welt freier und ungestörter leben, als Palästinenser im eigenen Land.

Und wieder wurde in einem Vortrag auf die Linke eingedroschen, dass sie nämlich antisemitisch sei. Was für eine naive, falsche, bösartige und dumme Behauptung. Die Juden waren immer überproportional in den linken Bewegungen in Amerika, in Europa und vor allem in Russland beteiligt. Juden sind traditionell links, auch die orthodoxen Juden.

Besonders lächerlich war der Versuch den Antisemitismus vom Rassismus zu unterscheiden und zu trennen. Dabei ist Antisemitismus, der Zwillingsbruder des Zionismus, der für mich zunehmend zu einer nachträglichen Rechtfertigung des europäischen Antisemitismus wird, purer Rassismus, ähnlich wie der Zionismus, der zudem noch imperialistisch, kolonialistisch und nationalistisch ist.

Vergessen hatte die Referentin zu erwähnen, dass es inzwischen in den USA unzählige antizionistische jüdische Gruppen gibt, abgesehen von den traditionell antizionistischen Haredim, Chassidim und Reformjuden, die sich zwar von den lästigen jüdischen Riten befreit haben, nicht aber von der jüdischen Moral und Ethik, die mit Zionismus nicht vereinbar ist.

Die Autorin und Referentin beklagte auch, dass keiner der vielen mindestens ebenso gefährlichen Weltkonflikte die amerikanische Linke, und übrigens auch die europäische und deutsche Linke, so sehr beschäftige, wie der palästinensisch-israelische Konflikt. Sie bezeichnet diese Tatsache als „Disproportional“. Wieder ein Beweis, dass sie keine Ahnung hat. Was soll uns Deutsche, oder uns Europäer mehr interessieren? Etwa der Konflikt in Somalia oder der Konflikt um Tibet? Freilich empfehlen uns Zionisten wie Henryk M. Broder uns mit diesen Konflikten zu beschäftigen. Warum aber beschäftigt Broder sich nicht mit diesen Konflikten und schreibt immer wieder über Israel? Weil Somalia und Tibet nicht den Anspruch stellen als einzige demokratische Staaten der Region zu sein, sie stellen überhaupt nicht den Anspruch, demokratische Staaten zu sein. Und, was noch entscheidender ist: Am Nahost-Konflikt ist Deutschland und ganz Europa und eigentlich durch die Abstimmung im November 1947 in der UNO, die ganze Welt beteiligt. Die ganze Welt trägt die Verantwortung dafür, dass man einem anderen Volk das Land geraubt hat, um die Verbrechen an den Juden zu sühnen.

Ja, man hat den Juden Unrecht getan, man hat sechs Millionen Juden ermordet, vergast und verbrannt, ihr Eigentum geraubt und ihre Häuser dem Erdboden gleich gemacht, aber es waren nicht die Palästinenser, die das gemacht haben. Aber man geht heute noch davon aus, was die zionistische Lüge schon vor mehr als hundert Jahren verbreitet hat, dass Palästina ein Land ohne Volk war und man deshalb das Land, einem Volk ohne Land schenken konnte. Hier liegt die Wurzel des Konflikts und solange man darüber schweigt und davon ausgeht, dass die Sicherheit Israels deutsche „Staatsräson“ sei, die Sicherheit der Palästinenser aber irrelevant, solange wird dieser Konflikt uns alle beschäftigen, auch wenn er von Zeit zu Zeit von anderen vermeintlich wichtigeren Konflikten überlagert wird.

Wir als Deutsche dürfen Israel nicht kritisieren, hieß es später unter diversen Zuhörer. Wir als Deutsche müssen also schweigen zu einem Unrecht, zu dem unzählig viele Juden und Millionen Nichtjuden auf der ganzen Welt Stellung beziehen? Aus einer solchen Denkart wird ein KoPI-Kongress, auf dem es um die seit mehr als 50 Jahre dauernden Besatzung Palästinas ging, eine antisemitische Veranstaltung. Der Stadtkämmerer von Frankfurt, Uwe Becker, wollte sie verbieten, dank einer dem Grundgesetz treuen Richterin wurde dieses grundgesetzwidrig Verhalten Beckers verhindert.

Antisemitenmacher

Als ich nach dem Vortrag zum Hausherren des Museums ging und ihn fragte, ob ich auch mein Buch – DIE ANTISEMITENMACHER – in den Räumen des Historischen Museums vorstellen könnte, hat er mich unfreundlich abgewiesen und meinte, dass er für solche Meinungen nicht zur Verfügung stehe. Dabei wird auch das Historische Museum von Steuergeldern finanziert, also auch von meinen Steuergeldern. Und ich habe laut Grundgesetz die gleichen Rechte wie zum Beispiel Sina Arnold oder Dr. Klaus Holz. Oder haben sie etwa mehr Rechte?

Dabei sagt doch unser Grundgesetz, dass jeder das Recht hat, eine eigene (andere) Meinung zu haben und auch das Recht hat, diese vorzutragen. Allerdings wird das zunehmend schwieriger, wenn Städte wie Frankfurt und Hausherren wie der Museumsdirektor des Historischen Museums das verbieten wollen und tatsächlich verbieten. Es bleibt wohl kein anderer Weg, als sich das Recht auf seine Meinungsäußerung bei Gericht zu erstreiten.

Als Amos Elon, einer der bekanntesten israelischen Journalisten, einen nach Israel zurückkehrenden Botschafter in den USA einmal gefragt hatte, was sein größter Erfolg als Botschafter gewesen sei, hat dieser geantwortet: „Mein größter Erfolg war, dass es mir gelungen ist, die amerikanische Administration davon zu überzeugen, dass Anti-Zionismus gleich Antisemitismus ist.“ Darum bemüht sich die israelische Hasbara-Propaganda seit einigen Jahren mit immer größer werdenden Etats. Es gelingt zwar, die Politiker und vor allem die Regierungen davon zu überzeugen, aber nicht die Bevölkerung, die immer noch frei denken kann und darf. Deshalb erleben wir radikal-aggressive Aktionen gegen Gegner der israelischen Politik, gegen Befürworter der BDS-Boykotte und gegen israelische Intellektuelle, die mit der Politik ihrer Regierung nicht einverstanden sind und das in Deutschland nicht vortragen dürfen.

 

7 Gedanken zu „Die vermeintliche Antisemitismus-Expertin Sina Arnold

  1. Antisemitismus = Lieblingsdiffamierung und Rufmord rechter, faschistoider Zionisten.

    Daher wird nicht zwischen Juden und Zionisten (rechtsextreme Ideologie) differenziert, wobei die meisten den Unterschied zwischen Antijudaismus und Antizionismus nicht erläutern können.

  2. Der Satz „Aber es ist die Sicht der neuen Rechten, die aus alten Linken besteht“ scheint mir etwas erklärungebedürftig – was z.B. in den USA als links gilt, das wäre bei uns eigentlich oftmals CDU! – Ansonsten eine gute Ist-Beschreibung!

  3. Mit solchen Geschöpfen muss man eher Mitleid empfinden. Sie haben sich an der Uni auf einen Weg begeben, die in eine Gesinnungswissenschaft führt, in der junge Leute ein Gespür entwickeln, was von ihnen erwartet wird, dass sie Beifall von der richtigen Seite bekommen.

    Die zuständigen Verantwortlichen gehören geprügelt, die aus jungen Menschen solche geistigen Krüppel machen, die später in irgendwelchen Organisationen oder Redaktionen die Welt mit ihren überflüssigen Schriften und Einsichten beglücken.

    Schade um den Geist eines jeden einzelnen, der eine bessere Welt verdient hätte.

  4. zu den Finanzen: Sollte ich irgendwo in einer Diskussion das Wort „Finanzjudentum“ oder „jüdisches Kapital“ o.ä. hören, werde ich fuchsig. Meine Antwort: Kapital ist grenzenlos, Kapital ist international, Kapital kennt keine Moral, keine Rasse, keine Religion und keine Nation. Es geht dahin, wo es den höchsten Profit hat und es ist ihm egal, wer es einsetzt. Und jeden, der dieses Denken antisemitisch nennt, den nenne ich dumm.
    Bisher hatte ich damit Erfolg und noch meine Ruhe.

  5. Bilde mir nicht ein, hier einen einzigen vernunftbegabten Leser zu finden. Dennoch: Was ist Antisemitismus? Laut European Parliament Working Group on Antisemitism bedeutet er Folgendes:
    Der Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und / oder deren Eigentum, sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.
    Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein. Oft enthalten antisemitische Äußerungen die Anschuldigung, die Juden betrieben eine gegen die Menschheit gerichtete Verschwörung und seien dafür verantwortlich, dass „die Dinge nicht richtig laufen“. Der Antisemitismus manifestiert sich in Wort, Schrift und Bild sowie in anderen Handlungsformen, er benutzt negative Stereotype und unterstellt negative Charakterzüge.
    Aktuelle Beispiele von Antisemitismus im öffentlichen Leben, in den Medien, Schulen, am Arbeitsplatz und in der religiösen Sphäre können unter Berücksichtigung des Gesamtkontextes folgende Verhaltensformen einschließen, ohne auf diese beschränkt zu sein:
    Der Aufruf zur Tötung oder Schädigung von Juden im Namen einer radikalen Ideologie oder einer extremistischen Religionsanschauung sowie die Beihilfe zu solchen Taten oder ihre Rechtfertigung.
    Falsche, entmenschlichende, dämonisierende oder stereotype Anschuldigungen gegen Juden oder die Macht der Juden als Kollektiv – insbesondere die Mythen über eine jüdische Weltverschwörung oder über die Kontrolle der Medien, Wirtschaft, Regierung oder anderer gesellschaftlicher Institutionen durch die Juden.
    Das Verantwortlichmachen der Juden als Volk für das (tatsächliche oder unterstellte) Fehlverhalten einzelner Juden, einzelner jüdischer Gruppen oder sogar von Nicht-Juden.
    Das Bestreiten der historischen Tatsache, des Ausmaßes, der Mechanismen (z.B. der Gaskammern) sowie der Vorsätzlichkeit des Völkermordes an den Juden durch das nationalsozialistische Deutschland und seine Unterstützer und Komplizen während des Zweiten Weltkrieges (Holocaust).
    Der Vorwurf gegenüber dem jüdischen Volk oder dem Staat Israel, den Holocaust übertrieben darzustellen oder erfunden zu haben.
    Der Vorwurf gegenüber Juden, sie fühlten sich dem Staat Israel oder angeblich bestehenden weltweiten jüdischen Interessen stärker verpflichtet als den Interessen ihrer jeweiligen Heimatländer.
    Beispiele von Antisemitismus im Zusammenhang mit dem Staat Israel und unter Berücksichtigung des Gesamtkontextes können folgende Verhaltensformen einschließen, ohne auf diese beschränkt zu sein:
    Das Abstreiten des Rechts des jüdischen Volkes auf Selbstbestimmung, z.B. durch die Behauptung, die Existenz des Staates Israel sei ein rassistisches Unterfangen.
    Die Anwendung doppelter Standards, indem man von Israel ein Verhalten fordert, das von keinem anderen demokratischen Staat erwartet und verlangt wird.
    Das Verwenden von Symbolen und Bildern, die mit traditionellem Antisemitismus in Verbindung stehen (z.B. der Vorwurf des Christusmordes oder die Ritualmordlegende), um Israel oder die Israelis zu beschreiben.
    Vergleiche der aktuellen israelischen Politik mit der Politik der Nationalsozialisten.
    Das Bestreben, alle Juden kollektiv für Handlungen des Staates Israel verantwortlich zu machen.

    Im Übrigen kommt der Hass auf Israel nicht von ungefähr. Im Hass auf den Judenstaat werden Ressentiments angesprochen, die von grundlegender Bedeutung für den Antisemitismus sind: Israel steht für seine Feinde für die Versinnbildlichung einer kosmopolitischen und komplexen Sozialordnung, als ultimativer Ort des jüdischen Intellekts, der Dekadenz und Ausschweifung sowie der Sphäre der Zirkulation, also der als abstrakt wahrgenommenen Seite des Kapitals. Israel wird von jenen Unbelehrbaren als Inbegriff und vollendeter Ausdruck einer verhassten und als jüdisch imaginierten westlichen Urbanität wahrgenommen.
    Hier stehen Sie, herr Melzer, in einer Tradition mit Rainer Rupp in der Jungen Welt, dem Schreiberling Jakob Augstein im Spiegel und im Freitag sowie dem ehemaligen Mitglied des Waffen-SDS Horst Mahler in seinen unveröffentlichten Knasttagebüchern.
    Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass, weil sich die Verhältnisse als undurchschaubar und irrational erweisen und dieser Zustand für den Alltagsverstand kaum zu ertragen ist, Sie versuchen, ihnen unter Rückgriff auf die guten Palästinenser doch noch Sinn zu verleihen.

  6. Werter Herr W. Bielski!

    „Bilde mir nicht ein, hier einen einzigen vernunftbegabten Leser zu finden.“

    Nachdem Sie mit einer allgemeinen Leserbeschimpfung beginnen sehe ich mich als regelmäßiger Leser doch geneigt, Ihnen zu antworten. Der Einfachheit nehme ich zu einigen Ihrer Anmerkungen Stellung um Ihnen zu zeigen, dass es auch eine andere Sicht auf alltägliche Dinge des Lebens gibt als die Ihre. Auch wenn Sie sich im Besitz der Erkenntnis wähnen, wer oder was Antisemiten sind – wir wollen uns dabei nicht in die Niederungen eines Antisemitismus bewegen, der Teil jener Ursuppe ist, die alles mögliche an Unrat zu gebären vermag, wobei ich gern auf belegbare Einzelheiten verzichte.
    Dass das Niveau auf diesem Blog weit über jener Ursuppe der Dummheit liegt, es sich bei Schreibenden und Lesenden ganz sicher um überdurchschnittlich Gebildete handelt, davon können Sie sich selbst überzeugen.

    „Dennoch: Was ist Antisemitismus? Laut European Parliament Working Group on Antisemitism bedeutet er Folgendes:
    Der Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann.“

    Im Präambel-Satz haben wir schon das erste Problem des neuerlichen Versuchs einer allgemeingültigen „Antisemitismusdefinition“. Jeder, der einen Juden als Juden wahrnimmt – dessen Selbstwahrnehmung also lediglich widerspiegelt, gerät in Gefahr, – wenn er denn nicht alles unternimmt, einen gegenteiligen Eindruck zu erwecken – unter den schlimmen Verdacht zu geraten, ein Antisemit zu sein.

    „Der Aufruf zur Tötung oder Schädigung von Juden im Namen einer radikalen Ideologie oder einer extremistischen Religionsanschauung sowie die Beihilfe zu solchen Taten oder ihre Rechtfertigung. Falsche, entmenschlichende, dämonisierende oder stereotype Anschuldigungen gegen Juden oder die Macht der Juden als Kollektiv – insbesondere die Mythen über eine jüdische Weltverschwörung oder über die Kontrolle der Medien, Wirtschaft, Regierung oder anderer gesellschaftlicher Institutionen durch die Juden.“

    Kollektivierende Vorwürfe bestehen bekanntlich nicht nur gegen Juden, sondern gegen Mitglieder nahezu aller menschlichen Gruppierungen; es bedarf deshalb zum bestehenden „Kampf gegen Rassismus“ und für Emanzipation keinerlei Sonderrechte einer bestimmten Gruppe im Schutz vor Diskriminierung und Hassrede. Dem besonderen Schutzbedürfnis bezüglich der „Israel-Kritik“ innerhalb von Teilen der jüdischen Diaspora sollte keine Rechnung getragen werden, da eine solche Heraushebung rassistisch und unemanzipatorisch – also antiaufklärerisch wäre.

    „Das Verantwortlichmachen der Juden als Volk für das (tatsächliche oder unterstellte) Fehlverhalten einzelner Juden, einzelner jüdischer Gruppen oder sogar von Nicht-Juden.“

    Es gehört zu den Schnodderigkeiten im Umgang mit Sprache, dass viel zu oft der Plural verwendet wird, „die“ Polen, „die“ Juden, „die“ Deutschen usw. Davon ist jede Gruppe betroffen – auch von einer unsinnigen Zuschreibung identitärer Merkmale durch ihre Gegner, um i.a. ihr eigenes Feindbild immer wieder zu schärfen und gleichzeitig das „wir-Gefühl“ zu verbessern.

    „Das Bestreiten der historischen Tatsache, des Ausmaßes, der Mechanismen (z.B. der Gaskammern) sowie der Vorsätzlichkeit des Völkermordes an den Juden durch das nationalsozialistische Deutschland und seine Unterstützer und Komplizen während des Zweiten Weltkrieges (Holocaust).“

    Erläutern sie doch bitte, warum es Antisemitismus ist, Darstellungen mit besonderem historischen Erinnerungswert nicht kritisch hinterfragen zu dürfen, auch wenn diese durch aktuelle Gesetze besichert wurden.

    Ist nicht die fatale Singularisierung des Leids der Juden und die Heraushebung dieses Leids aus der Geschichte (Eli Wiesel) und „seiner unübersehbaren Tendenz zur Entweltlichung“ (Joachim Gauck) eine der Ursachen, das das Leid anderer unschuldiger Menschen herabgestuft wird, dass die Erinnerung an den Holocaust nichts, gar nichts gebessert hat an dem Zustand, dass Menschen Menschen zu vernichten trachten, mit welchen Methoden auch immer.

    „Der Vorwurf gegenüber dem jüdischen Volk oder dem Staat Israel, den Holocaust übertrieben darzustellen oder erfunden zu haben.“

    Ich habe dazu eine andere Wahrnehmung. Der Vorwurf geht eher in jene Richtung, dass der Holocaust zur Rechtfertigung von Geschehnissen genommen wird, die ohne den Holocaust nicht zu rechtfertigen wären. Was die Vokabel „erfunden“ anbelangt so kann jeder auch die Existenz Hitlers bestreiten. Ab einem gewissen Niveau erlischt die Kommentierung.

    „Der Vorwurf gegenüber Juden, sie fühlten sich dem Staat Israel oder angeblich bestehenden weltweiten jüdischen Interessen stärker verpflichtet als den Interessen ihrer jeweiligen Heimatländer.“

    Dieser Vorwurf, dass es Juden gibt, die sich – obwohl seit langem in einem Land lebend und gut „integriert“ sind – innerlich mehr mit Israel verbinden als mit dem Land in dem sie leben, ist sehr gut belegbar, bis in die Gegenwart. Lediglich in seiner Verallgemeinerung ist er quatsch, wie eben jede Verallgemeinerung.

    „Beispiele von Antisemitismus im Zusammenhang mit dem Staat Israel und unter Berücksichtigung des Gesamtkontextes können folgende Verhaltensformen einschließen, ohne auf diese beschränkt zu sein: Das Abstreiten des Rechts des jüdischen Volkes auf Selbstbestimmung, z.B. durch die Behauptung, die Existenz des Staates Israel sei ein rassistisches Unterfangen.
    Die Anwendung doppelter Standards, indem man von Israel ein Verhalten fordert, das von keinem anderen demokratischen Staat erwartet und verlangt wird.“

    Es gibt keinen Menschen, der nicht doppelte Standards anlegt, also auch Juden oder Isaelis usw. Die Forderung, keine „doppelten Standards“ anzulegen ist so lebensnah wie die Forderung der Nächsten- oder Feindesliebe.

    „Das Verwenden von Symbolen und Bildern, die mit traditionellem Antisemitismus in Verbindung stehen (z.B. der Vorwurf des Christusmordes oder die Ritualmordlegende), um Israel oder die Israelis zu beschreiben.“

    Das Mittelalter ist vorbei.

    „Vergleiche der aktuellen israelischen Politik mit der Politik der Nationalsozialisten.“

    Nazivergleiche haben sich zum Standard einer säkularen Welt für das Böse und vermeintliche Böse entwickelt. Nazivergleiche sind mittlerweile ubiquitär verbreitet, so auch in Israel. Sie sollten generell geächtet werden.

    „Das Bestreben, alle Juden kollektiv für Handlungen des Staates Israel verantwortlich zu machen.“

    Die Kollektivhaftung ist ein weiteres unausrottbares Übel menschlichen Seins. Ich bin als Deutscher auch nicht für die Handlungen der Bundes- oder Reichskanzler verantwortlich, selbst wenn diese sich auch von mir demokratisch legitimiert fühlen.

    „Im Übrigen kommt der Hass auf Israel nicht von ungefähr. Im Hass auf den Judenstaat werden Ressentiments angesprochen, die von grundlegender Bedeutung für den Antisemitismus sind: Israel steht für seine Feinde für die Versinnbildlichung einer kosmopolitischen und komplexen Sozialordnung, als ultimativer Ort des jüdischen Intellekts, der Dekadenz und Ausschweifung sowie der Sphäre der Zirkulation, also der als abstrakt wahrgenommenen Seite des Kapitals. Israel wird von jenen Unbelehrbaren als Inbegriff und vollendeter Ausdruck einer verhassten und als jüdisch imaginierten westlichen Urbanität wahrgenommen.“

    Der Hass seitens der Araber auf die Staatsgründung Israels ist verständlich, wurde dieser doch bereits während der ersten zionistischen Einwanderungswelle ausgelöst. Ihre Sicht auf Israel als Hort jenes hohen Geistes, der einst im Diaspora-Judentum vorhanden war, wird sicher nicht von allen Israelkennern geteilt.

    „Hier stehen Sie, herr Melzer, in einer Tradition mit Rainer Rupp in der Jungen Welt, dem Schreiberling Jakob Augstein im Spiegel und im Freitag sowie dem ehemaligen Mitglied des Waffen-SDS Horst Mahler in seinen unveröffentlichten Knasttagebüchern.“

    „Ihre Einschätzung von Herrn Melzer muss ich jener Ursuppe beifügen, aus der Dummheit und Ignoranz alltäglich neu das Leben erblicken.

    „Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass, weil sich die Verhältnisse als undurchschaubar und irrational erweisen und dieser Zustand für den Alltagsverstand kaum zu ertragen ist, Sie versuchen, ihnen unter Rückgriff auf die guten Palästinenser doch noch Sinn zu verleihen.“

    Und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Sie in eine böse Falle geraten sind, vergleichbar mit dem Zustand jener hinter Gittern lebenden Lebewesen, die sich gegenseitig versichern, in der Freiheit des Geistes zu leben und den Rest der Menschheit bedauern, in Gefangenschaft leben zu müssen, scheinbar befallen von der unheilbaren Krankheit des Antisemitismus. Hypochonder aller Welt, lasst ein wenig nach mit eurer anstrengenden Sicht auf die Welt.

  7. Sie zitieren oben (und im Deutschlandfunk und auf den Nachdenkseiten) den folgenden Satz eines ungenanten israelischen Botschafters „Mein größter Erfolg war, dass es mir gelungen ist, die amerikanische Administration davon zu überzeugen, dass Anti-Zionismus gleich Antisemitismus ist.“ Angeblich stammt das Zitat aus den Memoiren Amos Elons. Leider nennen Sie weder den genauen Titel des Buches noch eine Seitezahl. Ich würde das Zitat gerne nachlesen und würde mich daher freuen, wenn Sie den Titel der Memoiren nachreichen könnten. Vielen Dank!

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