von Eurich Lobenstein
Antisemitismus ist ein unausrottbares Thema. Er soll sogar nach Sander L. Gilman (in: Jüdischer Selbsthass S.51) ein zentraler Bestandteil der westlichen Kultur sein. Trotzdem wollen alle Gesetzgeber der europäischen Staaten diesen Bestandteil – vielleicht in westlichem Selbsthass – ächten und übernahmen die Definition einer internationalen Initiative, obwohl deren Schlüssel zur Identifizierung von Antisemitismus lang und unhandlich ist. Inzwischen gibt es Alternativvorschläge, die jedoch chancenlos verbleiben, weil der Begriff „Antisemitismus“ diffus bleibt und, weil sich die Leute vorsichtigerweise an amtliche Vorgaben halten. Das Thema ist hochpolitisch. Versuchen wir trotzdem in catimini, uns den Antisemitismus wie eine Windmühle vorzustellen. Die Allegorie erlaubt die Vorstellung, daß deren Segel je nach Windstärke mal schneller, mal behäbiger ihre Thesen drehen. Viele Juden blicken auch bei Windstille traurig auf deren Flügel. Aber wenn sie sich zügig drehen, ist es sinnlos, wenn der eine oder andere Antisemitismusritter gegen die Windmühle losgaloppiert.
Einen dieser Flügel sollte man „primitiven Antisemitismus “ nennen; die internationale Definition korrespondiert mit dieser Benennung insoweit, als sie Antisemitismus mit „Hass“ verbindet. Hass ist zumindest ein primitives Gefühl. So kann man vom Gegenteil her folgern, dass gebildetere Kreise keinen analogen Hass auf gebildete Juden hegen. Welcher kultivierte Mensch würde einen Edmund Husserl, einen Felix Hausdorff, einen Ernst Kantorowicz oder Albert Einstein hassen wollen wegen einer jüdischen Abstammung, die wiederum nur Theorie ist? Als Beweis für die Freiheit von Hass gebildeterer Kreise möge das von vielen Juden verteufelte Werk von Andreas Eisenmenger dienen: Es war 1696 verboten worden, weil die Behörden ähnliche Unruhen wie den Aufstand des Frankfurter Pöbels unter Vinzenz Fettmilch (1614) befürchteten. Als es dann 1711 in Königsberg doch erschien, folgten keine solchen Unruhen. Das Werk ist viel zu intellektuell, um von einer niederen Masse verstanden werden zu können oder um primitive Massen zu motivieren. Und gebildete Menschen mögen den einfachen Juden in seinem kabbalistischen Aberglauben belächeln, wissen aber, daß der aufgeklärte Jude kein Kabbalist ist. Barbara Stadler (in: Pappenheim und die Zeit des 30-jährigen Krieges, S 363) erklärt, wohl ohne dabei explizit an Antisemitismus gedacht zu haben, das ungute Verhältnis städtischer Bürger zu einquartierten Soldaten:
„Provokationen, Prügel und Schikanen gingen in der Regel von den Bürgern aus. Das war 1623 in Rothenburg ob der Tauber, später in Schwäbisch Hall, in Braunschweig und erst recht in Magdeburg so gewesen …. Die Magistratspersonen, die ständig fürchten mussten, gestürzt zu werden oder ihre Häuser gestürmt zu sehen, waren mit einem Phänomen konfrontiert, das mit der Elendsexistenz der städtischen Massen zusammenhing. Wenn dieser Mob nicht über Fremde oder „Reiche“ herfallen konnte, hielt er sich an Randgruppen: Juden wurden verfolgt, Hexen denunziert oder Bönhasen (unzünftige Handwerker) misshandelt.“
Wie es Sigmund Freud meinte: der primitive Antisemitismus sei ein auf die Juden sublimierter Hass, der eigentlich der christlichen Obrigkeit gilt. In die Kategorie des primitiven Antisemitismus fallen wohl die bekannten Judenmassaker von 1096, der Fettmilchaufstand von 1614, aber auch die Blutbäder schlecht geführter Truppen während des russischen Bürgerkriegs, die die Soldateska von Haller, von Petljura oder von Budjonny anrichteten. Abraham Melzer versteht diesen Antisemitismus als Ausdruck von Dummheit, aber gegen diese hatten schon die Götter vergebens angekämpft. Gegen den primitiven Antisemitismus ist kein Kraut gewachsen außer dem einer gut regierenden Obrigkeit.
Doch welche Obrigkeit regiert auf Dauer gut? Deswegen fehlen in ruhigen Zeiten zwar Pogrome und Judenkrawalle. Allerdings haben städtische Behörden potentiellen Krawallen dadurch vorgebeugt, indem sie die Juden gleich aus ihren Reichsstädten vertrieben haben. Zürich, Bern, die ganze Schweiz war vor 1618 ohne Juden, selbst kleinere Städte wie Esslingen haben sie konsequent vertrieben. Auch die großen Handelsstädte wie Nürnberg oder Augsburg vertrieben die Juden nach Fürth und Pfersee. In Residenzstädten dagegen gab es meist jüdische Gemeinden. Die Bürger hatten weniger zu vermelden. Die Fürsten waren bis 1792 mächtig genug, ihre jüdischen Bürger zu schützen. 1922 bedurfte es eines Machtwortes von Lenin gegen den Antisemitismus, um Budjonnys Truppen zu mäßigen.
Die heutigen Bemühungen, den Massen Sympathie für die Juden einzuimpfen, werden im entscheidenden Moment eher blutiger vergolten werden. Freud sah, dass jüdisches Wesen allen Instinkten der germanischen und slawischen Völker gegen den Strich gingen. Eine „Willkommenskultur“, die diesen Namen verdient, gab es (z.B.) in Preußen gegenüber geflüchteten Glaubensbrüdern wie den Salzburger Protestanten und Hugenotten, mit denen sich die protestantischen Heimatgemeinden identifizieren konnte. Bruno Bettelheim erkennt im heutigen Identifizierungspotential deutscher Kreise mit den Opfern des Holocaust einen „Anne Frank-Komplex“ (in: Aufstand gegen die Masse). Das Judentum, das seinerseits gegen Assimilation prinzipiell eingestellt bleibt, wird wohl mit einem primitiven Antisemitismus zu existieren lernen müssen wie die bürgerliche Gesellschaft lernt, sozialistischen Ideen entgegenzutreten.
Ein nächster Flügel unserer Windmühle ist der des theoretischen Antisemitismus. Der „gantz jüdisch Glaub“ (Antonio Margaritha), über den sich das Judentum via Talmud und Schulchan Aruch identifiziert, ist auf weite Strecken reiner Aberglaube. Diese Aussage wird vielleicht schon als „antisemitisch“ verstanden. Merkmal eines Aberglaubens sind (z.B.) Speisegesetze. Jeder weiß, dass Juden Schweinefleisch verboten ist, aber die wenigsten wissen, dass das Verbot, in Israel Schweine zu züchten, dem Land massive Ernährungsprobleme beschert. Und wer glaubt wirklich, dass Juden auf Hummer, Austern, Crevetten und Aal verzichten? Fromme Kreise rechtfertigen heute noch den Bann gegen Baruch Spinoza, der den „jüdisch Glaub“ als Aberglauben lächerlich gemacht habe. Dennoch muss der, der an die Aussagen eines antiken Textes glaubt, mit entsprechender Kritik zu leben lernen. Ein „Antijudaismus“, wie ihn August Rohling vertrat, richtet sich gegen den Talmud an sich und hat dabei etwas paradoxes an sich, weil er einen konkurrierenden Aberglauben rechtfertigen will. Martin Luthers so genannte „Judenschriften“ von 1543 werden abgelehnt, aber dabei fällt unter den Tisch, dass Luther auf eine jüdischerseits aufgestellte Behauptung, Jesus sei der Sohn eines Joseph Panthera, der die Verlobte des Rabbi Joachim, Maria, während ihrer Regelblutung vernascht habe (Toledot Jeschu), reagierte. Bruno Bettelheim (in: Kinder brauchen Märchen) würdigt den moralischen Gehalt der alten Sagen und Fabeln, aber aus ihnen eine Weltanschauung für Erwachsene zu spinnen, ist eine andere Sache. Richard Brittnacher (in: Phantastik) will die Religion in die Phantasien von Sciences Fiction nicht einbeziehen. Aber 1 Sam 28.6 beschreibt, dass „die Juden“ die Meinung Gottes mit Stäbchen genauso erfragten wie die Pythia bei den Griechen Apoll befragt hatte. Das erinnert an das okkulte Tischrücken, das in gewissen Kreisen praktiziert wird. Die Kabbala, die Grundlage der Mystik der wirklich Frommen, brachte Leute wie Sabbatai Zwi hervor, der die halbe jüdische Welt in messianische Verzückung versetzte. Nicht nur arische Philosophen wiesen die Phantastik dieser Ideen nach, sondern auch jüdische Persönlichkeiten wie Baruch Spinoza, Edmund Husserl und Sigmund Freud; bedeutende Personen jüdischer Abstammung wandten sich vom Judentum ganz ab: Wilhelm Reich zum Beispiel und sogar die Nachkommen von Moses Mendelsohn. Aber auch eine zweite philosophische Garnitur wie Isaac Deutscher, Isaac B. Singer bis hin zu denen, die die Altgläubigen zu jüdischen Nationalisten machen wollten, glaubte nicht mehr an den jüdischen Gott in traditioneller Weise. Ihr Judentum ist mehr Kult, Traditionspflege wie beim „christlichen“ Adel oder den bäuerlichen Fastnachtvereinen. Moderne Juden marschierten mit Benito Mussolini, traten in seine Regierung ein, leiteten die sowjetische GPU (Genrich Jagoda) und bildeten in Israel eine sozialistische Regierung. Diese sind letztlich alle Antijudaisten. Ayelet Shaked liebt den Geruch des Faschismus. Sinnlos, die Lanze in diesen Flügel hineinzustechen. Dieser „antisemitische“ Windmühlenflügel ist aus jüdischem Tuch gewebt.
Ein weiterer Flügel ist der Antizionismus der arabischen Gegner Israels. Er fängt für die Windmühle des Antisemitismus in heutiger Zeit sehr viel Wind ein, weil die Juden Amerikas jede Kritik an Israel unbedingt als Antisemitismus verstehen wollen. Michel Abitbol beschreibt zwar den seit Jahrhunderten währenden Zwist zwischen Juden und Arabern, der zweifelsfrei böse war. Adolphe Cremieux begegnete diesem Zustand, indem er für das koloniale Frankreich allen Juden von französisch Algerien die französische Staatsbürgerschaft anbot.
Heute ist aus dem historischen Konflikt der Araber mit ihren jüdischen Minderheiten eine prinzipielle Erbfeindschaft geworden, wie sie etwa zwischen Deutschland und Frankreich bestand.
Der historische Zwist verschärfte sich zunehmend durch die zionistische Einwanderung nach dem Ersten Weltkrieg nach Palästina. Dort sollte ein explizit jüdischer Staat errichtet, nicht nur initiiert, werden. Theodor Herzl bemühte sich vor dem Weltkrieg beim Sultan um das Gebiet, nach dem Weltkrieg hing die Einwanderung von den Briten ab, die mit unverbindlichen Erklärungen dem Druck von allen Seiten nachgaben. Die weitere Geschichte ist bekannt, die Araber haben den Kürzeren gezogen. Der Konflikt setzt sich heute in den Bemühungen der „arabischen“ BDS Bewegung fort, die Ungerechtigkeiten der israelischen Vorherrschaft und Israels Verwaltung in den als besetzt geltenden Gebieten anzuprangern. Der „mit anderen Mitteln fortgesetzte“ Krieg findet auf einer wirtschaftlichen Ebene statt. Trotz aller Sympathie oder akzeptierten Raison für einen jüdischen Staat kann man den Arabern nicht die Berechtigung absprechen, ihre Ansichten weltweit vorzutragen. Ihre Bitten um Boykott werden allerdings sofort mit den Judenboykotten der Deutschen (1.4.1933) assoziiert. Die Deutschen reagieren sofort mit Angriffen gegen die Meinungsfreiheit. Damit wirkt sich die zionistische Auseinandersetzung auch auf Unbeteiligte aus. Der psychologische Krieg mit den Arabern lässt Hamas-Führer in Tel Aviv mit Prostituierten in vorbereitete Fallen tappen (Tribune Juive 21.6.21) und kennt blutige Seiten durch Anschläge auf iranische Militärs. Shlomo Sand distanziert sich als „Post-Zionist“ von diesem Konflikt, weil die Verhältnisse zu verwickelt seien. Auch hier würde die Lanze eines Don Quichote im Segeltuch der Mühle leicht einen Juden treffen können, etwa Daniel Baremboim oder Jakov Rabkin, die die zionistische Politik nicht weniger hart kritisieren als die Araber selbst.
In gewisser Hinsicht steht der Staat Israel auch in einem gedanklichen Widerspruch zur Diaspora, was schon Karl Kraus in seiner „Fackel“ darlegte. Und ebenfalls die Tribune Juive empört sich (21.6.21) über zwei Juden Natan Sharansky und Gil Troy, denen sie unterstellt, Israel und das jüdische Volk auslöschen zu wollen. Hängt denn das Leben der jüdischen Individuen von Gemeinden im orthodoxen Glauben, vom Verbot der Schweinezucht in Israel und von der Existenz eines Staates Israels ab? Und ob Klauseln eines „gerechten Friedens“ beiden Friedensparteien, die sich beide noch in einer dynamischen Entwicklung befinden, eine stabile Existenzgrundlage für die Zukunft vorschreiben könnte, ist völlig offen.
Unsere Windmühle des Antisemitismus wird also heute mehr von Segeln angetrieben, die von Juden montiert wurden, die wiederum das primitive Segel automatisch mitdrehen. Aber:
Hat eine Windmühle nicht doch noch einen vierten Flügel? Ja, natürlich: Dieser könnte die Ablehnung der jüdischen Zentralverbände in der Diaspora sein, die von der nicht-jüdischen, besonders von der deutschen Regierung mit besonderer Aufmerksamkeit gehegt werden. Wie, beschrieb Bernhard Radtke in einer wenig schmeichelhaften „Biografie“ des Zentralrats der Juden. Aber auch die Jüdische Rundschau fragte sich, ob der Zentralrat eine jüdische Institution bei der Bundesregierung oder eine Einrichtung der deutschen Regierung bei den Juden sei. Juden leben in Deutschland aufgrund individueller Entscheidung, die Deutschen brauchen „ihre“ Vorzeigejuden, die sie aufgrund kollektiver Entscheidung organisieren. Sie errichten „ihren“ Juden repräsentative Synagogenbauten, um mit den USA im Geschäft zu bleiben und sich durch diese Show anschaulich von einer Vergangenheit distanzieren zu können. Hildegard Hamm-Brücher definierte 92% der Deutschen als loyal mit dem NS Regime, nun sollen mindesten 92% der Deutschen loyal zu Israel stehen. Inzwischen hat Charlotte Knobloch ausgeplaudert, dass von den 250.000 Juden, die nach 1990 aus dem Ostblock in die Bundesrepublik kamen, nur ein Drittel das Häufchen der alten 30.000 Aufrechten verstärkte. Chaim Noll übergoss diese Truppe mit sarkastischem Spott in der Jüdischen Rundschau, als diese Gesellschaft zur Parade ihres 70-jährigem Jubiläum antrat: altersschwach und kaum noch legitimiert, für „die Juden“ in Deutschland zu sprechen. Jüdisches Leben in Deutschland sei anders als der politische Zirkus von Dr. Josef Schuster. Juden in Deutschland und organisierte Vorzeigejuden sind keine identischen Größen.
Jeder Angriff auf die Erscheinung des Antisemitismus würde heute zu 75%iger Wahrscheinlichkeit den primitiven Antisemitismus verfehlen, denn die Windmühlenflügel drehen sich schnell und die Antisemitismus-Bekämpfer zielen schlecht. Die zur Bekämpfung des Antisemitismus verwendeten Waffen sind teils verfassungswidrig, teils gedanklicher Müll. Die Jüdische Allgemeine macht aus Monika Maron und aus Margarita Maler Jüdinnen, letztere, weil sie eine (!) jüdische Ururgroßmutter gehabt haben soll, die erstere einen jüdischen Stiefvater. So schwach ist der reale Rückhalt des Amtsjudentums in Deutschland.
Was läuft hier eigentlich ab? Es ist das im umgekehrten Sinn das, was im Berliner Antisemitismusstreit (1879) Heinrich v. Treitschke diskutierte: auf jeden assimilierten oder konvertierten Juden folgten damals aus dem Osten abergläubische und kabbalistische Juden nach, was auch Walter Rathenau und Maximilian Harden genierte. Heute ist es umgekehrt. Die Deutschen unterhalten einen orthodox-konservativen Zirkus, zu dem sich die von Israel enttäuschten Juden nicht gesellen und von dem aus der ehemaligen Sowjetunion kommende „nicht-jüdische Juden“ (Isaac Deutscher) mit materialistischer Weltanschauung fernbleiben. Aber die deutsche Administration verdrängt deren Existenz.
Drei Flügel der Mühle des Antisemitismus sind also eigentlich gar keine antisemitischen Originalbestandteile, die Mühle wird durch falsche Ersatzteile in Gang gehalten. Das ist irgendwo „verrückt“. „Verrückt“ ist genau das Stichwort:
Denn man findet ausgerechnet im „Handbuch der Borderlinestörung“ von Otto Kernberg (u.a.) eine Erklärung, warum die offiziellen Juden auf das kleinste Hakenkreuzchen in einem mexikanischen VW Autohaus so heftig reagieren, und warum sie oft wenig geschätzt werden:
„Sie können Frustationen und Ängste schwer aushalten und kompensieren; Persönlichkeitsgestörte leben in einer schwarz-weißen Welt des Denkens und Fühlens, deren Kennzeichen Aberglauben, Phobien, Obsessionen und primitive Idealisierungen und Abwertungen sind“ (Wolf-Volker Lindner in: Otto Kernberg, aaO, S. 829).
Zwar sprechen Kreismann und Strauß ganz allgemein vom aktuellen Heraufziehen einer Gesellschaft von Borderlinern (1992). Aber „die Juden“ sind erst dann als jüdisch identifizierbar, wenn sie diese Borderlinestörung offen ausleben. Bei den organisierten Juden wurde schon von Sigmund Freud (+1939) eine kollektive Neurose analysiert. Daher ist vieles, was als Antisemitismus verstanden wird, in Wirklichkeit eine innerjüdische Auseinandersetzung um das vorherrschende Jüdischsein. In gewisser Weise ist es bei den Juden so wie bei den Christen im Zeitalter der Religionskriege: die Lutheraner sahen den Papst in Rom als den „Antichristen“ an, die amtlichen Juden sehen im heterodoxen Juden einen Antisemiten. Das Problem mit der Definition des Antisemitismus ist ganz offensichtlich: Juden schwingen gegeneinander die Keule des Antisemitismus, aber das will man den Verrückten aus therapeutischen Gründen nicht sagen. Avner Liberman in Israel beschimpft den sefardischen Oberrabbiner als Antisemiten, Abraham Melzer avanciert als Kritiker der israelischen Politik zum „berüchtigten Antisemiten“ für Charlotte Knobloch, Sander L. Gilman schreibt ein dickes Buch von 358 Seiten zum sprachlich definierten „jüdischen Selbsthass“ und Theodor Lessing zieht ähnlich über große jüdische Persönlichkeiten her. Bruno Bettelheim, H.G Adler und Hannah Arendt werden im Zusammenhang mit dem Eichmannprozess als Feinde beschimpft. Es ist nicht ein individueller introvertierter Selbsthass, sondern ein extrovertierter jüdischer Hass auf den jüdischen Nächsten. Man sollte sagen: ein Mangel an jüdischer Nächstenliebe. Rabbi Hillel ist Vergangenheit.
So dreht sich die Mühle des Antisemitismus munter mit 4 Flügeln, während sie mit dem primitiven Flügel allein kaum in Bewegung käme.