Es lohnt sich, anständig zu sein

Schapira-HafnerSo viel Zynismus, Häme, Selbstgerechtigkeit, Überheblichkeit, Dummheit, Ignoranz, Unwissen, Beleidigungen und Diffamierung, sich über Opfer lustig machen, halbe Wahrheiten und ganze Lügen, Verschweigen von Tatsachen, Verwechselung zwischen Heilung und Heiligung, Verhöhnung von Journalisten und Experten, Bemitleidung Israels als dasjenige Land, das vermeintlich für die deutsche Schuld zahlt und Verhöhnung der Palästinenser, die in der Realität diejenigen sind, die tatsächlich für die deutsche Schuld bis heute noch zahlen, mit dem Verlust ihrer Heimat; „Nibelungentreue“ zu Israel, Anmaßung und Starrsinn, Scheinheiligkeit, leibhaftige böse Aggressivität gegenüber „Israelkritiker“, herumlaufen mit einem Ghetto im Kopf und mit Schaum vor dem Mund, irrational und voller Widersprüche, dämonisch und voller Selbstmitleid, infantile Verfälschung der Geschichte indem man zum Beispiel behauptet, die Israelis hätten „fast flehentlich die Araber (1948) beschworen Haifa nicht zu verlassen und immer wieder zu behaupten: „Israel ist ein Wunder und ein Symbol für Freiheit“. Fragt sich nur für wen? Für die Palästinenser sicherlich nicht.

Schapira fragt ob Jürgen Todenhöfer wegen seiner berechtigten und notwendigen Kritik an Israels Politik „statt nach Doppelherz zu Chrystal Meth gegriffen hat“. Bei Todenhöfer weiß ich es nicht. Schapira und Hafner haben aber offensichtlich mehrere Portionen davon geschluckt oder Haschisch geraucht, bevor sie ein solches Machwerk geschrieben oder sich diktieren ließen. 

Hinter diesem Buch steht das Hauptziel der israelischen Propaganda: Antisemitismus und Israel-Kritik zu verschmelzen und am Ende jegliche berechtigte Kritik an Israels imperialistische, völkerrechtswidrige und rassistische Politik als Antisemitismus zu deklarieren. Wer Israels Politik kritisiert ist ein Israelhasser. Wer Israels Politik kritisiert, kritisiert Israel und wer Israel kritisiert ist ein Antisemit. So einfach ist es. Wer lügt, der stiehlt, der frisst auch kleine Kinder.

Schapira spricht ununterbrochen von der Antisemitismus-Keule, dabei ist aber ihre Anti-Antisemitismus-Keule keine Keule, sondern ein Bumerang. Es wird eines Tages auf uns allen zurückkommen. Hoffentlich trifft es die richtigen.

Hubertus Volmer schreibt bei n-tv in seiner Kritik bzw. Lob dieses überflüssigen Buches, „Wer Israel kritisieren will, soll dies tun – aber bitte vorher dieses Buch lesen“. Dabei schreibt er ausdrücklich, dass Schapira und Hafner auf die Frage, warum der Judenstaat so gehasst wird, keine Antwort geben. Er schreibt: „Es wäre die Antwort auf die Frage, wie man dafür sorgen kann, dass es keine Trottel mehr gibt.“ Dabei ist das doch die beste Antwort. Zuerst muss man dafür sorgen, dass die „Trottel“ die richtigen Bücher lesen und auf gar keinen Fall solch ein Gift zu lesen bekommen. Und zweitens muss man dafür sorgen, dass sie eine ordentliche Erziehung bekommen und keine Berieselung durch zionistischer Propaganda.

Vollkommen gelobt werden beide Autoren im „Israelbetz“ und wahrscheinlich werden sie auch noch empfohlen werden durch die Jüdischen Allgemeinen und diversen anderen zionistischen Blätter, die vom Hasbara-Ministerium gelenkt werden. Im Israelnetz kann man lesen, dass es „ein so wichtiges Buch“ sei. Aber der Rezensent kann nicht verschweigen: „Ein bisschen übel kann einem schon werden bei der Lektüre des Buches“. Er meint es zwar nicht so wie ich, aber es kommt am Ende auf dasselbe raus. Dort meint man, dass Schapira und Hafner tatsächlich den Unterschied zwischen „legitimer und antisemitischer“ Israel-Kritik freigelegt haben. Dabei ist grundsätzlich und vom Grundgesetz so festgelegt, jede Kritik legitim, sofern und solange sie nicht beleidigend und diffamierend sind und nicht nach den Grundsätzen eines Henryk M. Broder verfasst ist: „Warum sachlich, wenn es auch persönlich geht.“ Antisemitisch ist eine Kritik meistens nur in den Augen des Betrachters, der sie so sehen will.

Angeblich lernt der Leser vor allem viel darüber, wie es ist, als Jude in Deutschland zu leben: Grausam, weil ja alle Deutsche Antisemiten sind. Ich frage mich, warum inzwischen mehr als 30 000 jüdische Israelis allein In Berlin leben? Weil es dort so grausam für Juden ist? Weil der Antisemitismus, wie die Autoren schreiben, „ein fast alltägliches Phänomem“ ist?

Als wir früher die DDR gelobt und die BRD kritisiert haben, sagte man uns: „Geh doch rüber, wenn dort alles besser ist.“ Dasselbe möchte ich Esther Schapira sagen: „Geh doch nach Israel, wenn du so an Israel hängst und hier alles so „antisemitisch“ ist!“

Schapira sollte doch Israel helfen sich gegen „den palästinensischen Terror“ zu verteidigen. Für sie alle Palästinenser, zumindest alle palästinensischen Moslems, hasserfüllte „Islamisten“. Im Buch kommt das Wort „Muslime“ nicht ein einziges Mal vor, dafür aber unzählige Male das Wort „Islamisten“. Alle Muslime sind Islamisten. Das klingt einfach und ist infam und ein Fall für die Staatsanwaltschaft.

Israelkritiker wollen, das lehrt uns Esther, das sich Israel „der Waffengewalt des Feindes schlicht und einfach ergeben“. Welches „Feindes“? Welche „Waffengewalt“? Hat denn Esther Schapira vergessen, dass Israel über 400 oder 200 scharfe Atombomben verfügt. Hat sie vergessen, dass Israel im Oktober-Krieg 1973 bereits Kampfflugzeuge mit Atombomben bestückt hat, die nur auf massiven Druck der Amerikaner auf dem Rollfeld stehen geblieben sind. Da warnt uns Schapira vor einer iranischen Atombombe, die noch gar nicht vorhanden ist und bei der man viele berechtigte Zweifel haben kann und haben muss, ob es sie je geben wird. Die israelischen Bomben sind aber schon vorhanden und die „Samson-Doktrin“ kennt inzwischen auch jeder, der sich mit dem Nahost-Konflikt beschäftigt. Esther Schapira vielleicht nicht, oder sie will nicht darüber schreiben.

„Die Solidarität mit Israel ist in Deutschland Staatsräson“, schreiben die Autoren, „doch bei kaum einem anderen Thema ist die Kluft zwischen offizieller Politik und Volksmeinung größer“. Na, dann gottseidank, möchte man sagen, das zeigt doch nur, dass das Volk doch nicht so dumm und naiv ist, wie Schapira und Hafner uns weismachen wollen. Die Deutschen haben in den letzten 70 Jahren doch etwas gelernt. Vor allem nicht der Obrigkeit blind vertrauen.

Besonders absurd, aber auch lustig und komisch, ist Schapira, wenn sie behauptet, dass zwischen 8. Juli bis 5. August 2014 die Hamas 3360 Raketen auf Israel abgefeuert hat, von denen 2303 einschlugen, davon „115 in Wohngebieten. 3,5 Millionen israelische Zivilisten waren in Gefahr“. Nach Adam Riese bedeutet das, dass jede Rakete (!) ca. 30 000 Zivilisten beinahe getötet hat. Dabei haben diese Kassam Raketen bisher noch nicht einen einzigen Israeli getötet. Soll man lachen? Soll man weinen? Man kann und darf schmunzeln.  Schapira stellt aber die Frage, ob Israel dämonisiert wird, ob Israels Existenz delegitimiert wird, misst man Israel mit doppelten Maßstäben? Nein, Israel wird nicht dämonisiert, Israel selbst dämonisiert seine Nachbarn und seine Kritiker; nein, Israels Existenz wird nicht delegitimiert. Israel existiert und wird von den meisten Staaten dieser Welt anerkannt und könnte von noch mehr Staaten anerkannt werden, wenn es nur endlich seinen Frieden mit den Palästinensern machen würde. Alle Mitglieder der Arabischen Liga haben es Israel schon längst und mehrmals angeboten. Als ich im Oktober 2008 in Israel war, hat die Arabische Liga in allen großen israelischen Zeitungen eine Doppelseite mit einem Friedensangebot belegt. Als ich das meinen Klassenkameraden, die ich bei einem Klassentreffen getroffen habe, gezeigt habe, hat sich keiner, kein einziger dafür interessiert. Darüber schreibt Schapira nicht.

Sie jammert und lamentiert wegen der Boykottmaßnahmen gegen israelische Produkte und vergleicht sie mit dem Boykott der Nazis: „Kauft nicht bei Juden“. Dabei kann doch ein zurückgebliebener Volksschule Schüler sofort erkennen, dass man hier nicht vergleichen kann. Erstens sollen nicht die Produkte Israels boykottiert werden, sondern nur die Produkte, die Israel in den besetzten Gebieten produziert. Zweitens konnten die Juden sich gegen den Boykott nicht wehren, während Israel den Boykott von einem Tag auf den anderen stoppen kann, indem es die völkerrechtlich illegalen Siedlungen aufgibt und drittens darf man auch nicht vergessen, dass es ein Beschluss der Europäischen Union ist und nicht Deutschlands, dass Israel die Produkte aus den Besetzten Gebieten gesondert und sichtbar auszeichnet. Israel ignoriert aber diesen Beschluss. Schapira macht sich aber Sorgen um die palästinensischen Arbeiter. Heuchlerischer geht es nicht mehr. Der Boykott würde die falschen treffen, nämlich die palästinensischen Angestellten „die gerne bei erfolgreichen israelischen Firmen arbeiten“. Jetzt muss ich mich aber übergeben. Entschuldigung.

Vergessen wir nicht, liebe Leser, dass diese Boykott Politik in Palästina ausgedacht und entstanden ist. Es handelt sich keinesfalls um den „Boykott israelischer Waren“, sondern um den Boykott der Ausbeutung der Besetzten Gebiete. Es ist höchste Zeit, dass auch Schapira und Hafner, Broder und Petra Pau das verstehen. Und die palästinensischen Arbeiter lassen sich bestimmt so gerne ausbeuten, wie die Juden in Theresienstadt sich missbrauchen ließen. Und die Israelis schenken den Palästinensern auch kein Land, wie der Führer den Juden keine Stadt geschenkt hat.

„Wer ist Täter, wer ist Opfer“, fragte die Reporterin des „Heute Journal“ vor Ort, als im Herbst 2014 in einer Jerusalemer Synagoge vier betende Juden ermordet wurden. Und Schapira kommentiert: „So als gäbe es da eine klitzekleine Möglichkeit, dass die Juden selbst schuld an ihrer Ermordung waren. Denn schließlich waren sie ja Juden, die in Israel leben“. Dabei hat doch Schapiras „Zwillingsbruder“ Henryk M. Broder selber geschrieben: „Israelis sind Täter“. Wir wissen also wer im Nahost-Konflikt der Täter ist und wir wissen auch wer im Zweiten Weltkrieg die Täter waren. Vielleicht wissen es Esther Schapira und Georg Hafner nicht, noch nicht. Aber auch sie werden es bald wissen. Die Wahrheit lässt sich nicht für immer verbergen.

Ich schätze, dass Sowohl Esther Schapira wie auch Georg Hafner in Deutschland eine der bürgerlichen Parteien wählen, SPD, CDU oder GRÜNE. Was veranlasst sie eine rechts-radikale, rassistische und imperialistische Politik in Israel zu rechtfertigen, zu propagieren und zu entschuldigen? Weil es Juden sind?

Ich hatte einen Freund in Israel, der überzeugt war, dass er liberal und auf Augenhöhe mit europäischen Liberalen ist. Als ich ihm eines Tages sagte, dass seine „liberale“ Einstellung bei uns auf Augenhöhe mit den Neo-Nazis zu bewerten ist, war er bis auf die Knochen beleidigt. Aber so ist es nun mal: Liberale in Israel gehören bei uns nach rechtsaußen.

Und ich möchte mit den Worten des vor wenigen Tagen verstorbenen ehemaligen polnischen Außenminister und moralisch integren Menschen, Vadislav Bartoschwesky beenden: Es lohnt sich anständig zu sein. Es lohnt sich auch an das Leid der anderen zu denken.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert