Ist die Nakba-Ausstellung ein „antisemitisches Machwerk“?

Eine Ausstellung wandert durch Deutschland mit mäßigem Erfolg, überschaubarer Resonanz und gespenstischer Wirkung. Alle jüdischen Gemeinden und christlich-jüdischen Organisationen haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen diese Ausstellung verbündet, auch Kirchen, Gewerkschaften und demokratische Parteien, mit Ausnahme vielleicht der Linken, wenn man von deren radikal-zionistischem Ableger BAK-Shalom einmal absieht. Es geht um die Nakba, die Geschichte der Vertreibung der Palästinenser aus ihrer Heimat. Es gibt diese Ausstellung seit 2008, und sie ist bis jetzt in ca. 65 Städten gewesen, in Kirchen, Schulen, Volkshochschulen, Gewerkschaftshäusern, Bürgerhäusern, auf dem Ökumenischen Kirchentag in München und in diversen Stadthallen. In den ersten Jahren war es ziemlich ruhig um die Ausstellung, bis sie von den jüdischen Gemeinden, den christlich-jüdischen Vereinen und den deutsch-israelischen Gesellschaften entdeckt wurde. Seitdem wird sie von diesen treuen Freunden Israels verfolgt und verteufelt. Der Zentralrat der Juden in Deutschland duldet diese heuchlerischen Aktionen, und die israelische Botschaft tut so, als ob sie damit nichts zu tun hätte, dabei handeln diese selbsternannten Blockwarte des Zionismus treu nach den Richtlinien der israelischen Propagandapolitik, jede Erinnerung an palästinensisches Leid zu verbieten und zu verfolgen.

Die Juden gedenken jedes Jahr am 9. des Monats Av der Zerstörung des Zweiten Jerusalemer Tempels vor beinahe zweitausend Jahren, und es ist sogar ein religiöser Fastentag daraus geworden. Den Palästinensern wollen sie aber die Erinnerung an ihre Heimat und die Vertreibung, die erst vor sechzig Jahren stattgefunden hat, verbieten, und stellen das in Israel sogar per Gesetz unter drakonische Strafe. Es reicht dem Staat wohl nicht, den Palästinensern die Heimat und das Land gestohlen zu haben, jetzt geht man daran, auch noch ihre Geschichte und die Erinnerung daran zu eliminieren.  

Das allein ist ein Skandal, vom israelischen Staat sind wir aber, was das betrifft, Schlimmeres gewöhnt. Seit Jahren und Jahrzehnten sind wir Zeugen, wie das Land der Palästinenser durch Israel Stück um Stück, Dunam um Dunam, enteignet, konfisziert und geraubt wird. Es geht immer um Sicherheit, natürlich nur um die Sicherheit der Israelis. Niemals um Gerechtigkeit und schon gar nicht um die Sicherheit der Palästinenser. Der Skandal ist nicht, dass unbelehrbare, zionistische, fanatische und letzten Endes dumme jüdische und nichtjüdische Zionisten gegen eine solche Ausstellung protestieren, sondern dass es immer wieder deutsche Behörden, Beamte und Gewerkschaftler gibt, die sich diesen Protesten beugen und unter ihrem Druck nachgeben. Die aus der Ermordung von Millionen Juden erwachsene deutsche Schuld hat dazu geführt, dass sich Gesellschaft, Politik und Medien ganz überwiegend das israelische Verständnis dieses Zeitabschnitts zu Eigen gemacht haben. Dadurch wurde der Blick auf das Leid des palästinensischen Volkes verstellt. Die Thematisierung der Vertreibung dieser Menschen, erst recht ihre Forderung nach Rückkehr und ihr Kampf darum, gelten bis heute in Deutschland als Tabubrüche.

Skandalös ist, dass die deutsche Presse zu diesen Vorfällen schweigt und immer wieder die Partei der Täter ergreift, anstatt Empathie für die Opfer zu haben. Dazu braucht es aber Anstand und Mut. Umso mehr bin ich über diese Haltung erstaunt und empört, als ich feststellen muss, dass sie der deutschen Presse, den deutschen Medien gar nichts bringt, denn sie wird eben von diesen heuchlerischen, selbsternannten Opfern dennoch als „antizionistisch“ und „antisemitisch“ diffamiert. Dabei sind Juden schon seit vielen Jahren, spätestens seit der Gründung Israels, keine Opfer mehr, sondern Täter. Von Vernichteten wurden wir zu Vernichtenden. Und wenn man den letzten Beitrag vom Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses in der NZZ liest – falls man es erträgt, so viel Heuchelei und Diffamierungen zu lesen – dann ist es nicht nur die Presse, sondern sind es auch noch „all jene Regierungen in Europa, die bereit sind, einem UN-Report zu glauben, der Israel der Kriegsverbrechen beschuldigt.“ Es kann eben nicht sein, was nicht sein darf, und die Israelis sind nach eigener Definition Opfer, und nicht Täter. Deshalb darf der Goldstone-Report nicht anerkannt werden, genauso wenig wie die Nakba.

Die Proteste der jüdischen Repräsentanten in Deutschland gegen diese Ausstellung sind infam und niederträchtig. Den Höhepunkt jüdischer Heuchelei und Niedertracht hat allerdings kürzlich kein Geringerer als Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses, in Worte gefasst. Veröffentlicht hat er seine beschämende, unanständige und primitive Polemik ausgerechnet in der NZZ, die als einzige überregionale, große deutschsprachige Zeitung zu den beschämenden Ereignissen um diese Ausstellung berichtet hat, und von der man etwas mehr Niveau und Ausgewogenheit erwartet hätte. Dabei ging es nicht um die Nakba, sondern um den Goldstone-Report, aber die Rhetorik war dieselbe und die Heuchelei die gleiche.

Lauder lügt und wagt es auch noch, bei dieser Gelegenheit Moral zu predigen: Er behauptet, Goldstone distanziere sich „deutlich von wesentlichen Teilen des unrühmlichen Berichts“. Davon kann keine Rede sein, und Goldstone selbst hat alle davor gewarnt, seinen Artikel in der Washington Post so zu verstehen. Das sind Wunschträume von naiven, kleinkarierten Geistern. Das hat sowohl Richter Richard Goldstone öffentlich verkündet, wie auch die drei anderen Verfasser des Goldstone-Reports, die schließlich auch noch ein Wörtchen mitzureden haben. Lauder meint, dass Goldstone „selbst seinen Report nicht mehr ertragen kann“. Nicht mehr ertragen kann die Welt bald Israel, seine Heuchelei und Selbstgerechtigkeit á la Ronald Lauder. Davon, wie Lauder und fast die gesamte jüdische Welt, von Israel ganz zu schweigen, Goldstone diffamiert, attackiert und bedroht haben, schreibt er natürlich nicht. Er erwartet nicht nur, dass Richard Goldstone sich bei den Juden entschuldigt, sondern auch noch bei „all jenen Regierungen, die seinen Bericht für bare Münze genommen haben.“ Der Überfall auf Gaza im Winter 2008/2009 war keine Fernsehinszenierung, sondern ein tatsächlicher Angriff der israelischen Armee auf eine zivile Bevölkerung, bei dem es am Ende mehr als 1400 Tote gab, die meisten von ihnen Zivilisten, darunter unschuldige Kinder.

Lauder meint weiter, die Welt müsse jetzt „endlich einmal innehalten und ihre Haltung dem jüdischen Staat gegenüber überdenken. Israel verdient es, dass bei seiner Beurteilung die gleichen Maßstäbe angelegt werden, wie bei allen anderen Ländern.“ Hier muss ich Lauder ausnahmsweise sogar Recht geben. Es ist endlich an der Zeit, dass wir alle Israel und die Juden mit denselben Maßstäben beurteilen, die wir bei allen anderen Ländern anlegen. Beispiele wären Ruanda oder Kosovo. Das würde aber den Juden und Israelis nicht gefallen. Man darf Israel zwar kritisieren, aber nicht die Wahrheit sagen. Die Doppelmoral und Heuchelei müssen ein Ende haben.

Lauder schließt mit den Worten: „Wir Juden verlangen nicht viel vom Rest der Welt, nur das eine – behandelt uns so, wie ihr selbst von anderen behandelt werden möchtet. Oder ist das schon zu viel verlangt?“ Man selbst möchte allzu gerne von der Welt besser behandelt werden, als man es verdient hat. Die berühmte Moral des Rabbi Hillel wird hier geradezu auf den Kopf gestellt. Es geht nicht darum, dass die Welt uns so behandelt, wie sie selbst behandelt werden will, sondern dass wir Juden die Welt so behandeln, wie wir als Menschen behandelt werden wollen, und dass die Israelis, denn um sie geht es ja schließlich, die Palästinenser so behandeln, wie sie von ihnen behandelt werden wollen. Man möchte Lauder antworten, er möge erst die jüdische Lehre des Rabbi Hillel lernen und verstehen, und dann Ratschläge erteilen. Oder ist das zu viel verlangt?

Der Vorstand der CJZ (Christlich-Jüdische Zusammenarbeit) hat eine Presseerklärung abgegeben, durch die mehr neue Fragen entstanden sind, als alte beantwortet werden. Sie erinnert an die weise Einsicht, dass das Gegenteil von gut „gut gemeint“ ist. Die Damen und Herren in Aachen mögen es gut gemeint haben, aber ihre Presseerklärung ist ein Zeugnis von Naivität und Unwissenheit geworden. Es ist hier wieder die Rede von der „Legitimität des Staates Israel“, die für uns Kritiker der israelischen Politik außer Frage steht, und davon, dass die CJZ Wert darauf lege, im guten Einvernehmen mit der jüdischen Gemeinde zu bleiben. Weiß die CJZ eigentlich, dass die jüdische Gemeinde nicht der Staat Israel ist und dass es nicht darum geht, die Legitimität eines Staates in Frage zu stellen, der seit über 60 Jahren existiert und die beherrschende Macht in seiner Region ist? Wo bleibt denn der Ruf nach der Legitimität eines palästinensischen Staates, der schon 1947 durch die UNO-Resolution 181 vorgesehen war? Wo bleibt der Protest gegen die Bemühungen Israels, die Ausrufung eines unabhängigen Staates Palästina im September zu verhindern? Und wo die Empörung über Bundeskanzlerin Angela Merkel, die wieder im europäischen Alleingang Israel dabei unterstützen will? Wie lange wollen die Weltgemeinschaft und die CJZ in Aachen zu der Tatsache schweigen, dass von diesem Staat bald nichts mehr übrig bleiben wird, da Israel Jahr für Jahr, Monat für Monat und Tag für Tag den Boden dieses Staates sich selbst einverleibt? Wie sagte es Uri Avnery? Man verhandelt über die Verteilung der Pizza so lange, bis die Israelis die Pizza aufgefressen haben.

Der Schrei nach der „Legitimierung“ Israels, der für uns vollkommen überflüssig ist, da Israel existiert und sich vorläufig noch bester Gesundheit erfreut, ist eigentlich ein Versuch, die eigenen Ängste vor Wiederholung der Geschichte zu bändigen. Israel ist heute eine Besatzungsmacht, die mit ihrer Armee den gesamten Nahen Osten beherrscht. Die Helden der israelischen Gesellschaft sind heute korrupte Generäle wie Yoav Galant, der beinahe Generalstabschef geworden wäre, wenn er nicht über seine eigene Dummheit und Großmannssucht gestolpert wäre. Das Leben solcher Helden, das sich ausschließlich in der Armee abgespielt hat, kann man in zwei Abschnitte einteilen: Im ersten Abschnitt haben sie gelernt, zu töten, und im zweiten Abschnitt, als sie schon Befehlshaber waren, haben sie ihren Untergebenen das Töten beigebracht. Und dann kommt ein Ronald Lauder und behauptet, dass die Anschuldigung, dass es Israels Politik war, gezielt Zivilisten in Gaza (oder auch anderswo) zu töten „völlig haltlos gewesen“ sei. Die vielen Toten und die vielen zerstörten Häuser sind wohl erfunden  von Goldstone und der übrigen antisemitischen Welt worden.

Der Vorstand der CJZ betrachtet die Nakba-Ausstellung „mit großer Skepsis und Sorge“ und beschuldigt diese, „antizionistisch und demzufolge antisemitisch zu sein.“ Man meint dort, die Ausstellung beschönige wichtige Aspekte der Gründung des Staates Israel im Jahre 1948, blende einige Tatsachen aus und verschweige andere. Aber was? Als einzigen Beweis für diese gewagte These, die von Leuten vorgebracht wird, die die Ausstellung selbst nicht gesehen haben und sie deshalb auch gar nicht beurteilen können, bringen die gütigen Damen und Herren der CJZ die infame und absurde Geschichte von der Zusammenarbeit der palästinensischen Führung mit dem Naziregime. Doch das hat nichts mit der Nakba und der Gründung des Staates Israel zu tun. Der Mufti Hajj Amin al-Husseini war nur einer der palästinensischen Führer und noch nicht einmal der wichtigste. Er musste aus Palästina fliehen, weil die Engländer gegen ihn Haftbefehl erlassen hatten. Und da „der Feind meines Feindes mein Freund ist“, floh er zu den Deutschen. Seine Mitwirkung an der „Vernichtung millionenfachen Lebens“, wie es von der CJZ heißt, war weniger als minimal, nämlich gleich null.

In Wikipedia kann man nachlesen: „Man kann abseits der Propaganda die reale Wirkung des Muftis nach Truppenstärken einschätzen. Trotz seiner Bemühungen um Araber, sich den Truppen der Achse anzuschließen, gehörten nur 6 300 Soldaten aus arabischen Ländern deutschen Militärorganisationen (verschiedenster Art: Wehrmacht, SS, Waffen-SS usw.) an. Von diesen stammten 1 300 aus Palästina, Syrien und dem Irak, die übrigen aus Nordafrika. Aber 9 000 arabische Soldaten allein aus Palästina hatten sich zu den britischen Streitkräften gemeldet, und in der französischen Befreiungsarmee kämpften 250 000 Maghrebiner.“

Geschichte lässt sich zwar lange Zeit manipulieren, aber die Wahrheit kommt am Ende doch heraus. Es war kein Geringerer als der jüdische Revisionist und Gründer des Irgun, Vladimir Jabotinski, der gesagt hat, dass Geschichtsfälschung naiv, brutal und primitiv sei. Wann werden diese jüdischen Repräsentanten, vom Zentralratsvorsitzenden bis zum letzten Vertreter der kleinsten jüdischen Gemeinde wo auch immer, endlich Mut und Courage haben, sich von der Leine der israelischen Propaganda und Geschichtsfälschung zu lösen und die Interessen derjenigen Menschen vertreten, die sie gewählt haben, nämlich der deutschen Juden? Israel ist ein zionistischer Staat und kein jüdischer, und je schneller man das kapiert, desto gesünder, freier und unbeschwerter werden die Beziehungen zu Nichtjuden sein. Zurzeit müssen Letztere das Gefühl haben, dass sie ständig von irgendwelchen Gemeindevorsitzenden oder anderen wichtigen oder sich wichtig nehmenden Juden verschaukelt werden, die dem Staat Israel und der israelischen Armee gegenüber loyaler sind, als dem Staat, in dem sie leben. Und es ist auch an der Zeit, dass diese Damen und Herren endlich die „Auschwitzkeule“ dort zurücklassen, wo sie hingehört, nämlich in der Vergangenheit. Nicht jeder, der Israel kritisiert und Empathie für die Palästinenser zeigt, ist ein Antisemit, oder anders ausgedrückt: Man muss nicht Antisemit sein, um Israels Politik zu kritisieren. Man muss nur Mut und gesunden Menschenverstand haben, um Recht von Unrecht unterscheiden zu können. Es reicht nicht, so zu sein wie der frühere Bundespräsident Johannes Rau, der sicherlich ein rechtschaffener Mensch, aber ebenfalls ein treuer Vasall Israels war. Er sagte einmal: „Natürlich kann und darf man Israel kritisieren, aber muss es denn öffentlich sein?“ Ja, es muss öffentlich sein, wo denn sonst? Auf der Toilette der israelischen Botschaft in Berlin? Das bewegt sich auf demselben Niveau wie Stephan Kramer und Michel Friedman, die nicht müde werden zu behaupten, dass man selbstverständlich Israel kritisieren dürfe, es gebe ja schließlich kein Verbot; wer aber Israel kritisiert, wird sofort von diesen und anderen selbsternannten Blockwarten als unanständiger Antisemit gebrandmarkt und öffentlich gekreuzigt. So hat es Friedman mit Möllemann gemacht und Kramer mit den deutschen Bischöfen und Henryk M. Broder mit allen anderen. Früher war Antisemit, wer Juden hasste. Heute ist ein Antisemit jemand, den ganz bestimmte Juden hassen. Der Satz stammt von Hajo Meyer und ist so richtig wie wahr.

Man verurteilt jedwede Ausübung von Gewalt, man stellt sogar seine Loyalität zur UNO und zur NATO in Frage, um ja keine Gewalt gegen einen Diktator ausüben zu müssen. Doch im Falle Israels gilt das alles nicht. Da schließt man die Augen und will die Gewalt nicht sehen, und was man nicht sieht, das braucht man auch nicht zu verurteilen. Man hütet sich davor, palästinensische Opfer von Gewalt zu erwähnen oder sich gar mit ihnen zu solidarisieren, und ignoriert jede Verletzung des Völkerrechts, wenn sie nur von den Israelis begangen wird. Da werden Kommandosoldaten, oder soll ich sagen Berufskiller, die das Töten gelernt haben, zu Opfern gemacht, weil die von ihnen in internationalen Gewässern Angegriffenen sich gewehrt haben. Nach einem Selbstmordattentat in Tel Aviv weinte die BILD mit Israel. Als eine Bombe von einer Tonne Gewicht auf ein Wohngebiet in Gaza fiel und unzählige Opfer forderte, hat die BILD geschwiegen. Der palästinensische Selbstmordattentäter ist ein Terrorist. Der Pilot der israelischen Luftwaffe ist ein Held. Als man ihn fragte, was er empfunden habe beim Abwurf der tonnenschweren Bombe, antwortete er: Ein leichtes Schwingen der Flügel. Es ist eben schick und cool in Israel, kein Gewissen zu haben. Wer ein Gewissen hat, ist ein „Humanist“, und das ist in Israel ein Schimpfwort. Es gilt eben die deutsche Staatsräson: Wir halten es mit den Opfern. Wer Opfer ist, bestimmen aber wir.

Die CJZ beklagt das Fehlen jeglichen Hinweises auf „den massiven und lebensbedrohlichen Antisemitismus in vielen arabischen Ländern, der insbesondere nach 1948 zu einer gewaltsamen Vertreibung Hunderttausender Juden aus ihren angestammten, teilweise Jahrtausende alten Heimatorten führte“. Auch hier ist wieder das Fehlen jeglicher Kenntnisse über den Nahostkonflikt und die Geschichte der Juden in der arabischen Welt spürbar und bedauerlich. Die Juden hatten es in der arabischen Welt ungleich besser als in der europäisch-christlichen. Der Islam behandelte zwar die Juden nicht gleichberechtigt mit den Muslimen, ließ sie aber auch nicht durch eine Inquisition verfolgen, ließ sie nicht in Kreuzzügen zu Tausenden und Abertausenden ermorden und hat auch nicht den rassischen Antisemitismus und Auschwitz erfunden. Der Islam hatte im Kern Respekt vor den Juden und vor dem Judentum als einer „Religion des Buches“.

Bei der Ausstellung geht es aber um die Nakba, also um die Vertreibung Hunderttausender Palästinenser „aus ihrer Jahrtausende alten Heimat“. Die Vertreibung der Juden, wenn man überhaupt von „Vertreibung“ reden kann, hat nach 1948 stattgefunden und war direkte Folge der Entstehung des Staates Israel und der Vertreibung der Palästinenser, und keine Flucht vor angeblichem arabischen Antisemitismus. Wer sich aber etwas intensiver mit der Geschichte der „Vertreibung“ der Juden aus dem Irak, aus Marokko oder Ägypten beschäftigt, wird plötzlich feststellen, dass hinter der sogenannten „Vertreibung“ zionistische Agenten und der zionistische Staat Israel steckten. Darüber kann und braucht man nicht mehr zu diskutieren. Das ist bekannt und aufgedeckt, und zwar nicht von antizionistischen Palästinensern, sondern von den betroffenen Juden selbst.

In Israel werden die Ereignisse um 1948, die mit der Ausrufung des israelischen Staates verbunden waren, verklärt und verschwiegen. Den überwiegenden Teil der Palästinenser haben diese Ereignisse dagegen traumatisiert und zu einem Volk von Flüchtlingen gemacht, ohne Aussicht auf nationale Selbstbestimmung. Ihre Selbstgerechtigkeit und Überheblichkeit lassen die Israelis das ignorieren und behaupten, die Palästinenser seien selber schuld an ihrem Schicksal, da sie „freiwillig“ geflohen seien. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft in Aachen spricht sogar von „freiwillig ausgewandert.“

Ganz befremdet hat mich die Aussage in dieser merkwürdigen Presseerklärung, dass es „nach dem Stand der heutigen historischen Forschung“ zu „keiner ethnischen Säuberung Palästinas“ gekommen sei. Von welcher „Forschung“ ist hier die Rede? Doch nicht etwa von der zionistischen Geschichtsschreibung bzw. Geschichtsfälschung. Wo sind denn die mehr als 400 Orte geblieben, die vom Irgun und der israelischen Armee dem Erdboden gleich gemacht worden sind? Was ist mit Deir Jassin? War es eine Hollywood-Inszenierung, wo doch Menachem Begin selbst in seinen Erinnerungen stolz darüber berichtet und sogar darauf hinweist, dass es ohne das Massaker von Deir Jassin kaum zu einer Massenflucht der Palästinenser und zur Gründung des Staates Israel gekommen wäre? Er sprach von Flucht, und Flucht ist immer das Ergebnis einer Vertreibung, ganz gleich ob aus Angst oder mit Gewalt. Was ist mit den israelischen Historikern Avi Shlaim, Benny Morris und Ilan Pappe, die in ihren wissenschaftlichen Arbeiten nachweisen, dass es eine gewollte ethnische Säuberung gegeben hat? Was ist mit dem ehemaligen israelischen Außenminister und studierten Historiker Shlomo Ben-Ami, der in seinem Buch „Scars of War – Wounds of Peace“ ausdrücklich bestätigt, dass es bereits 1947 bei der zionistischen Führung einen Masterplan, Plan D, für die ethnische Säuberung gegeben hatte? Von dem Buch Simcha Flapans, „Die Geburt Israels“, ganz zu schweigen, denn Flapan war ja ein „linker“ jüdischer Politiker. Und was ist mit israelischen Autoren wie S. Yshar oder Uri Avnery, die die Vertreibung der palästinensischen Bauern, die von Mord, Raub und Vergewaltigungen begleitet war, sehr genau in ihren Büchern beschreiben?

David Ben-Gurion sagte am 12.6.1938 (!) vor der Exekutive der Jewish Agency: „Ich bin für eine Zwangsumsiedlung: darin sehe ich nichts Unmoralisches.“ Vielleicht sehen gute Christen der CJZ, von den Juden ganz zu schweigen, das genauso? Benny Morris jedenfalls, israelischer Historiker und heute Anhänger der Vertreibung, sagte am 9. Januar 2004 der israelischen Zeitung Haaretz: „Wenn sich das Ende der Geschichte als düster für die Juden erweist, wird das daran liegen, dass David Ben-Gurion den Transfer 1948 nicht vollendet hat.“ Damit impliziert er zumindest, dass er ihn begonnen hat. Er nennt ethnische Säuberung euphemistisch „Transfer“. Und so gibt es in Israel auch die Partei Moledet (Heimat), deren Programm den „Transfer“ der Palästinenser auf das östliche Ufer des Jordan vorsieht, und man beruhigt sein Gewissen, falls man eines hat, damit, dass „Transfer“ keine Vertreibung sei. Wie sehr euphemistische Begriffe unmoralische Tatsachen verheimlichen können, kennt die deutsche Geschichte zur Genüge.

Der Vorstand der CJZ befürchtet wegen der „gewollt einseitigen Darstellung der Ausstellung“ antiisraelische und auch antisemitische Tendenzen in der Gesellschaft. Ein absurder Vorwurf, den man immer wieder von solchen „Gutmenschen“ hört, die immer nur das Gute wollen und am Ende das Böse schaffen. Die Ausstellung wandert durch Deutschland schon seit 2008. Bisher kam es noch nirgends zu „antiisraelischen oder antisemitischen Tendenzen“. Überall war es ruhig, eigentlich zu ruhig. Wir hätten uns etwas mehr Unruhe schon gewünscht, allerdings nicht diese heuchlerische Unruhe, die wir bekommen haben. Immerhin hat auch das Verwaltungsgericht in Freiburg festgestellt, dass die Ausstellung durch das Grundgesetz und seine Garantie auf Meinungsfreiheit gedeckt ist, dass sie in keiner Weise gegen Israel und schon gar nicht gegen Juden hetzt. Wovor haben denn die jüdischen Gemeinden, die christlich-jüdischen Gesellschaften und die deutsch-israelischen Gesellschaften Angst? Ist es das eigene schlechte Gewissen oder gar das Wissen um das eigene Unrecht, das man den Palästinensern angetan hat? Ist es die Angst vor der Wahrheit?

Die Selbstgerechten von der CJZ fordern die Palästinenser auf, sich „kritisch mit ihren eigenen Verstrickungen in Schuld, Unrecht und Gewalt auseinanderzusetzen“. Welche Schuld haben denn die Palästinenser auf sich geladen? Welches Unrecht haben sie begangen? Ihre Schuld ist, dass sie seit Jahrhunderten dort leben, wo sie 1948 lebten, nämlich in Palästina. Ihr Unrecht war wohl, dass sie den Juden das Land Palästina nicht auf einem silbernen Tablett präsentiert und sich nicht freiwillig von ihrem Grund und Boden getrennt haben. Ihre Schuld ist wohl, wie es Golda Meir, Israels legendäre Ministerpräsidentin, einmal ausgedrückt hat: „Dass sie die Juden gezwungen haben, unschuldige Palästinenser zu ermorden, das werden wir ihnen nie verzeihen.“ Hier wird die Geschichte auf den Kopf gestellt, von braven, naiven Christen, die der Meinung sind, dass man sich „in Schuld verstrickt“, wenn man sich aus seiner Heimat nicht vertreiben lässt.

Und was ist mit Israel? Wann wird sich Israel endlich kritisch mit seiner eigenen Vergangenheit, seinen eigenen Verstrickungen in Schuld, Unrecht und Gewalt auseinandersetzen? Israelische Historiker, die das getan haben, sind aus dem Land gemobbt worden und lehren heute in Großbritannien und den USA. Als die taz mich nach Rabins Wahl zum Ministerpräsidenten 1992 bat, einen Kommentar zu schreiben, war ich der Meinung, dass Israel einen De Gaulle benötigt und Rabin dieser De Gaulle sein könnte. Heute bin ich anderer Meinung. Israel benötigt einen Willy Brandt, der vor den Palästinensern einen Kniefall macht und um Vergebung bittet. Vergebung für das Unrecht und das Leid, für die Vertreibung unschuldiger Menschen und für die Ermordung Tausender Zivilisten, darunter viele Kinder und Frauen. Nur mit einer solchen Geste der Einsicht kann ein echter Friedensprozess beginnen. Alles andere ist Zeitverschwendung. Die sogenannte Roadmap ist nichts anderes als ein Kreisverkehr, in dem man schon seit Jahren und Jahrzehnten im Kreise fährt und kein Ziel erreicht.

Israel hat keinen Willy Brandt hervorgebracht, sondern Kriegsverbrecher wie Ariel Sharon, Ehud Barak, Ehud Olmert und Benjamin Netanjahu, von all den verbrecherischen Generälen und Offizieren der israelischen Armee ganz zu schweigen. Viele Israelis gehören heute nach Den Haag, um wegen Kriegsverbrechen verurteilt zu werden. Der Goldstone-Report der UN beweist es. Mehr noch und viel überzeugender beweisen es die vielen Aussagen israelischer Soldaten, die der Organisation „Breaking the Silence“ vorliegen. Israel hat behauptet, der Jude Richard Goldstone lüge. Will Israel etwa behaupten, dass Hunderte und inzwischen Tausende seiner Soldaten ebenfalls lügen? Und selbst wenn Goldstone einen Rückzieher macht und heute meint, die israelischen Offiziere hätten nicht mit Absicht getötet, entschuldigt das nicht einen einzigen Toten. Gegenüber dieser Lüge der israelischen Regierung steht die Aussage von Brigadegeneral Shmulik Zakai, der seinen Soldaten vor einem Angriff auf Gaza den Befehl gegeben hat: „Ihr sollt so viele wie möglich von ihnen töten. Punkt.“ Und dieser „Punkt“ sagt alles. Es handelt sich ja nur um Palästinenser, und deshalb braucht man es nicht zu erklären, geschweige denn zu rechtfertigen. Punkt.

„Es müsse möglich sein zu zeigen, dass Palästinenser nicht nur Täter, sondern auch Opfer seien“, meint Superintendent Hans-Peter Bruckhoff. Auch das ist ein gut gemeinter, aber kein guter Satz. Die Palästinenser im Palästina der Jahre 1947 und 1948 waren keine Täter. Sie sind von den Tätern, den Juden, aus ihrem Land vertrieben worden und haben sich gewehrt, so schlecht sie konnten. Henryk Broder, der reaktionäre jüdische Journalist, der für Springer arbeitet, hat es so ausgedrückt: „Es stimmt, die Israelis sind Täter, aber Täter sein macht Spaß“, und zu der Vertreibung der Palästinenser fügte er hinzu: „Es stimmt, man hat die Palästinenser vertrieben, aber leider nicht weit genug.“ Hajo Meyer, der selbst in Auschwitz war, meinte dazu: „Es stimmt, die SS-Schergen in Auschwitz hatten Spaß, aber nur, weil sie kein Gewissen hatten.“

Heute weiß man, dass es kein Krieg eines israelischen David gegen einen arabischen Goliath war, sondern dass die Juden schon damals die Rolle des Goliath einnahmen und die Palästinenser völlig unter bewaffnet und vollkommen unvorbereitet in diesen Krieg, auf den sich die zionistische Führung Jahrzehnte lang vorbereitet hatte, hineinschlitterten. Die neu gegründete israelische Armee war in Bezug auf Anzahl, Ausbildung und Motivation der Soldaten der arabischen Seite ganz klar überlegen. Die anfänglich ungenügende Ausrüstung der israelischen Armee wurde durch die umfangreichen Waffenlieferungen aus dem Ostblock schnell ausgeglichen. Die israelische Armee bekam die damals modernsten Waffen, die man bekommen konnte, es waren größtenteils Bestände der Wehrmacht, die von den Russen erbeutet worden waren. Die palästinensische „Befreiungsarmee“, wenn man da überhaupt von einer „Armee“ sprechen kann, kämpfte zum Teil noch mit Karabinern aus dem 19. Jahrhundert und die Truppen, keinesfalls Armeen, die die arabischen Brüder aus dem Irak und aus Ägypten entsandt hatten, waren marode und untauglich. Die einzige funktionierende arabische Armee war die „Legion“ des Königs Abdullah von Jordanien, die unter dem Kommando englischer Offiziere stand. Diese Armee konnte die Israelis freilich auch nicht besiegen.

Dies ist kein Vorwurf. Es ist eine Aufforderung, die Geschichte endlich so zu sehen, wie sie tatsächlich war, und die Mythen und die Propaganda beiseite zu legen. Es ist endlich an der Zeit, auch das Elend der Palästinenser zur Kenntnis zu nehmen, und es stünde der Jüdischen Gemeinde in Aachen gut zu Gesicht, wenn sie das täte. Deren Vorsitzender Robert Neugröschel sollte überlegen, was er sagt, um nicht selbst auch als Jude, der nur israelische Propaganda im Kopf hat, zu erscheinen. Er meint: „Wenn die Ausstellung einseitig sein sollte, muss man dafür sorgen, dass sie es nicht mehr ist.“ Wer muss dafür sorgen? Das israelische Hasbara-Ministerium? Herr Neugröschel selbst? Welche besonderen Kenntnisse des Konflikts befähigen ihn dazu? Die Stellungnahme der DIG, die wohl sein Sohn mit verfasst hat, ist ein Zeugnis von Heuchelei und Unwissenheit. Die Leugnung der Nakba ist genauso absurd und ein Verbrechen wie die Leugnung des Holocaust oder die Leugnung der Vernichtung der Armenier durch die Türken.

Axel Holst, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Aachen, gibt auch seinen Senf dazu und meint, dass die Bilder dem Antisemitismus und der Israelfeindlichkeit Vorschub leisten könnten. Leisten denn die unzähligen Ausstellungen über die Judenvernichtung etwa auch der weltweiten Deutschenfeindlichkeit Vorschub? Soll man vielleicht das Museum Jad Vashem in Jerusalem schließen, weil es einseitig ist? Und soll man weltweite Holocaust-Ausstellungen deshalb verbieten? Was ist denn mit den restlichen Deutschen? Haben sie kein Recht, sich ein eigenes Bild zu machen? Bestimmen denn jetzt die jüdischen Gemeinden, die deutsch-israelischen Gesellschaften und die christlich-jüdischen Gesellschaften, was wir sehen dürfen, und was nicht?

Art 5 unseres Grundgesetzes sagt:

Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

„Menschen und Völker müssen die Gelegenheit haben, ihre Geschichte zu erzählen“, schrieb Superintendent Bruckhoff. Er fügte noch hinzu: „Das wird immer auch einseitig sein“. Dem ist nichts hinzuzufügen. Einseitigkeit ist kein Straftatbestand und vom Grundgesetz her nicht verboten. Oder sollen etwa Ausstellungen über das Leid der Juden im Holocaust vorher von Neonazis genehmigt werden? Ohne die Kenntnis vom Leid des anderen und ohne eine Anerkennung der anderen Seite des Konflikts werden Aussöhnung, Gerechtigkeit und Frieden im Nahen Osten keine Chance haben. Deshalb sind solche Ausstellungen nicht nur zu begrüßen, sondern auch dringend notwendig.

Und last but not least:

In der Online-Ausgabe von Haaretz vom 28.04.2011 wurde Folgendes berichtet:

Israelische und arabische Intellektuelle und Erzieher kritisieren die Entscheidung des Erziehungsministeriums, arabische Schüler im arabischen Sektor zu zwingen, in ihrer Abiturprüfung Fragen über die Shoah zu beantworten, während gleichzeitig das gesetzliche Verbot herrscht, den palästinensischen Narrativ über den Unabhängigkeitskrieg von 1948 zu unterrichten. Diese neue Entscheidung des national-religiösen Ministers Gideon Sahar soll schon in den Prüfungen umgesetzt werden, die in einigen Wochen stattfinden. „Jeder Schüler, Araber und Jude, sollte seine Geschichte und die des anderen kennen lernen. So wie die Araber über die Shoah lernen, ist es auch ihr Recht, ihre eigene Geschichte zu lernen, und für die Juden ist es eine Pflicht.“ Das sagte die Vorsitzende der Kommission zur Kontrolle der Schulpläne, Dr. Hala Espanioli.

Diese perfide, heuchlerische und gemeine Entscheidung, die den arabischen Schülern ihre eigene Geschichte raubt, ist ein Grund, sich wieder einmal für Israel zu schämen. Hier hätten die Damen und Herren von der DIG ein Betätigungsfeld für Proteste und Petitionen. Aber als brave Diener ihrer Herren ziehen sie es vor, zu schweigen und zu lügen.

Die Geschichte von Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948 kann man im folgenden Video sehen.

http://www.lib-hilfe.de/video/ExpoNakbaStrasbourgDe.wmv

5 Gedanken zu „Ist die Nakba-Ausstellung ein „antisemitisches Machwerk“?

  1. Danke Abraham Melzer, dass Sie in Ihrem Artikel den Finger auf die Nakba- die Offene Wunde gelegt haben. (Buchtitel von Marlène Schnieper). Die Empörung über den Knesset-Beschluss 2011, dass Lehrer ihre Stelle in Israel verlieren werden, wenn sie die Nakba in der Schule thematisieren, führte in Bern zu einem ganzen Nakba-Monat, November 2012.
    http://www.nakbabern.ch . Eine Besucherin schrieb ins Kommentarbuch:
    Für einen jüdischen Menschen, der mit zionistischen Ideen aufgewachsen ist und Verwandte in Israel hat, ist es schwer erträglich, die Geschichte der Nakba zur Kenntnis zu nehmen. Diese Geschichte schmerzt doppelt. Die unerträglich schlimmen Erfahrungen, die den Palästinensern angetan wurden und immer wieder werden und dazu die bittere Enttäuschung über ein Land, das man von klein auf als Vorbild kennengelernt hat. Wie viel ist da tabuisiert worden! Umso wichtiger ist es, diese andere Geschichte hier so sorgfältig dokumentiert, kennen zu lernen.
    (Mitglied der jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden für Israel/Palästina).
    Es ist Unwissen und Zeitmangel, die der Verurteilung dieser wichtigen Ausstellung zugrunde liegt. Wer sich Zeit nimmt und die Fakten genau studiert weiss, dass die historische Wahrheit nicht verleugnet und nicht auf ewig verdrängt werden kann. .
    Elisabeth Lutz, Bern

  2. Danke Herr Melzer. Besser kann man es gar nicht ausdrücken. Ich habe anlässlich der Nakhba-Ausstellung in Überlingen im September 2013 mit meinen Mitorganisatoren die diffamierende Propaganda der „Freunde Israels“ erlebt. Diese haben es inzwischen erreicht, dass in der Stadtbücherei Überlingen keine Ausstellungen jeder Art mehr stattfinden darf. Damit kaschiert man, dass diese Massnahme vorsorglich gegen palästinenserfreundliche und israelkritische Veranstaltungen gerichtet ist.
    Ich bin ausserordentlich froh, dass der „Semit“ wieder in der Öffentlichkeit erscheinen kann. Beste Grüsse – W.Behr

  3. Danke, Abi Melzer, für den Artikel. Nur ist meine Einschätzung des Erfolgs der Nakba-Ausstellung als deren Autorin und für deren Organisation Verantwortliche doch eine etwas andere. Die Ausstellung wandert nicht mit „mäßigem“ Erfolg, sondern mit großem (!) Erfolg durch die Lande. Nicht in 65 Orten war sie bisher zu sehen, sondern in 120 Orten, darunter außer in Deutschland inzwischen in Orten in der Schweiz, in Österreich, Frankreich und Luxemburg. Ca. 14.000 Ausstellungskataloge wurden bisher verkauft und zehntausende interessierte Besucher haben die Ausstellung gesehen. Seit Mitte 2013 wandert die französische Fassung der Ausstellung im französischen Sprachraum, seit Anfang diesen Jahres gibt es eine englische Fassung, die im Februar im EU-Parlament in Straßburg gezeigt wurde. Sie wird in diesem Jahr noch in Edinburgh/Schottland und in Johannesburg/SA zu sehen sein. Nicht umsonst haben sich die Kritiker erst nach 2 Jahren zu Wort gemeldet, als absehbar wurde, dass ein ungebrochenes Interesse an der Ausstellung besteht.

  4. Es stellt sich die Frage, ab wann man in Israel in den Knast wandert, sobald man die Frage stellt, wer den guten Grafen Folke-Bernadotte und seinen Begleiter mit einer MP-Garbe durchsiebte, wer das Hotel King David in die Luft sprengte, wer zwei Bomben an Adenauer schickte, wer das Dorf Deir Yassin auslöschte. Erst dieser Tage stand in der Times so Israel zu lesen, dass der israelische Botschafter in den Niederlanden intervenierte, weil die Rolle Begins und anderer „jüdischer Terroristen“ Eingang in Schulbücher gefunden hatte.

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