Salcia Landmann, die Autorin von „Der jüdische Witz“ schrieb auch zum Thema „Die Juden als Rasse“. Eine einzige jüdische Rasse kann es nicht geben, dazu sind Sepharden und Aschkenasim phänotypisch zu verschieden. Während die ‚Aschkenasim‘ dem Rasseforscher viele Rätsel aufgeben, sagen Friedrich und Georg Rosen, die Sepharden seien die alten Phönizier. Dass diese mit dem Untergang ihrer Staatenwelt als Religionsgenossenschaft ihre Beziehungen erhalten gaben können, dässt sich mit Ausgrabungen belegen. Karthagische Gottesdienstvorschriften sind denen des Leviticus ähnlich und auf Dscherba gab es schon vor 3000 Jahren eine jüdische Gemeinde.
Das Stichwort „Rasse“ provoziert einzelne Gruppen, weil für den Menschen der Begriff sogar aus dem Grundgesetz eliminiert werden soll. Natürlich gibt es Menschenrassen „braune und blasse (Dreigroschenoper)“. Das Problem kommt wohl von einer Analogie mit der Viehzucht her, wo man von Rinder- und Hunderassen spricht, denen man favorisierte Eigenschaften anzüchtet. Will man mehr Milch oder besseres Fleisch, braucht man einen Wachhund oder einen zur Jagd? Haben sich nach einigen Hundegenerationen von Mischungen die geplanten Eigenschaften fest fortvererbt, anerkennt der Züchterverband die neue Mischung als Rasse an. Rasse setzt also einen engeren Fortpflanzungskreislauf voraus. So könnte Salcia Landmann recht haben, wenn sie von „Juden als Rasse“ spricht.
Beim Menschen weiß man auch von speziell begabten Musikerfamilien (Familie Bach) mit besonderen Talenten, die sich fortvererben. Auch im negativen Sinn hatte die anthropologische Forschung Bedeutung zum Thema Fortpflanzung. Cesare Lombroso hatte den „typischen Verbrecher“ ausgemacht; Lombrosos Idee war damals bereits in der Kritik. Kaiser Josef II. verwarf schon die Forschungen von Josef Gall, der höchst unchristlich, von biologischen Merkmalen auf die Qualität von Menschen schließen wollte und damit die Verantwortlichkeit des Menschen für sein Tun relativierte. Zwar mag es bei den Mängeln auch eine gewisse Vererbbarkeit geben, aber ganzen Volksgruppen von mehr oder weniger oder speziell talentierten oder gänzlich unbegabten Menschen zu dis- oder zu qualifizieren, ging zu weit. Die Bücher von Wilhelm Wundt zur Völkerpsycholigie überzeugen kaum, sie erscheinen eher als Zusammenfassung von Vorurteilen. Dem Menschen fehlt ein höheres Wesen, dass nach Züchterart Menschenrassen konzipieren könnte. Man könnte aber von einem Staat als höhere Macht erwarten, dass er sein Volk zurecht züchtet, bestimmte asoziale und erbkranke Elemente ausmerzt etc., aber es ist unwahrscheinlich, dass eine Supermacht auf die Idee kommen könnte, Sabinerinnen beim Volk A rauben und sie von den Männern des Volkes B begatten zu lassen, um so eine neue Rasse zu etablieren. Solche Gedanken hegten gewisse Kreise in Deutschland, wo man Alliancen von Deutschen mit Norwegerinnen begrüßte, aber ganz offensichtlich nahm die Umsetzung dieser Idee keine großen Ausmaße an. Vielmehr standen beim menschenbezogenen Rassegedanken eliminatorische Aspekte im Vordergrund. Man will angenommene Gene aus dem Volkskörper herausmendeln, wobei man in Deutschland nicht einmal vor Mord zurückschreckte.
Das hat den Rassegedanken desavouiert.
Trotzdem entsteht beim Menschen so etwas wie eine Rasse, auch wenn man nicht gerne von menschlichen Rassen sprechen will. Das eine Volk bildet sich gleichförmiger, das andere wird keine Mischung, sondern bleibt ein Völkergemisch. Die Gesellschaft akzeptiert besser den Zufall der individueller Partnerwahlen. Das diese nicht immer den Segen der Gemeinschaft bzw. der Obrigkeit finden, berichtet die Bibel schon für Esra und Jeremia. Und trotz der Brutalität dieser Priester kann Moritz Alsberg berichten, dass auch „die Juden“, denen man die ausgeprägteste Rasse(r)einheit unterstellte, eine Mischrasse seien, die sich zum einen zu Zeiten Salomons, und dann wieder zur Zeit des Hellenismus gebildet habe. Mit Peter Beer darf man annehmen, dass die Rassenbildung mit dem Ende der Antike irgendwie abgeschlossen war. Allerding waren die Juden Spaniens und die des Ostens räumlich getrennt, und nur religiös verbunden. In Spanien erfuhr man zufällig von jüdischen Chasaren. Bevor ein realer Austausch hätte beginnen können, war das jüdische Reich an der Schwarzmeerküste bereits untergegangen. Heute wird von den „Ostjuden“ heftig bestritten, Chasaren zu sein. Der Antisemit Wilhelm Stapel, der einräumen musste, dass „die Deutschen“ auch nur eine Mischrasse darstellten, bringt das Argument, dass die Rassenbildung für das 20. Jahrhundert bei den Deutschen abgeschlossen sei, die Juden dürften nicht mehr eingekreuzt werden. Wahrscheinlich war das „ostjüdische Antlitz“ (Arnold Zweig) zur gleichen Zeit ausgeprägt. Der Brockhaus von 1895 definiert den damaligen Rassegedanken zum Stichwort „Juden“ so:
„… Neuerdings sind interessante Untersuchungen über die Rassenfrage, die im gegenwärtigen Antisemitismus eine weit bedeutendere Rolle spielt als die der Religion, geführt worden. Man ist zu dem Ergebnis gelangt, dass die Juden, anthropologisch betrachtet, keine Rasse für sich, sondern die Reste einer Religionsgenossenschaft sind, deren Angehörige sich aus ganz verschiedenen Rassen zusammengefunden haben.“
Dabei beruft sich der Brockhaus auf Moritz Alsberg und Richard Andree. Liest man aber bei den Autoren nach, dann wären die Juden zwar eine Mischrasse, die sich aber seit etwa 1000 Jahren stabilisiert hatte. Darwin beschreibt die Entstehung wild lebender Tierrassen, die sich unter konkreten Bedingungen der Umwelt anpassen und speziell ausbilden. Die Rabbiner, die ihre Religionsgenossen streng kontrollierten, haben zu dieser „Rassifizierung“ sicher beigetragen. Während des 19. Jahrhundert ließ auch bei den Juden die Frömmigkeit nach, so dass gegen Ende des Jahrhunderts der Brockhaus von „Resten einer Religionsgenossenschaft“ sprechen konnte. In dieser Zeit kratzten diese „Reste“ die Kurve, sich noch als Nation zu etablieren. Albert Einstein sagt 50 Jahre später, dass die Juden weniger eine Religion als eine Nation darstellten. Moses Hess und Theodor Herzl sind die gedanklichen Väter dieses Koordinatenwandels.
Allerdings ist das Rassematerial der Juden nicht wesentlich anders als das, welches die anderen europäischen Völker bildete. Heute kann man das selbst im rassisch durchgeschüttelten Deutschland noch erkennen, dass gewisse Typen sich regional erhalten. Betrachtet man ein phänotypisches Weib wie Angela Merkel, erkennt man, dass solche Scheußlichkeiten des Typus im bayerischen Volksstamm nicht vorkommen. Dieser Typus hätte sich ausgemendelt. Wenn man also selbst unter unbestreitbar altdeutschen Deutschen biologische Unterschiede erhalten haben, dann haben sich auch innerhalb von autonomen Religionsgesellschaften solche herauskristallisiert. Der eine Granit hat mehr Feldspat, der andere mehr Glimmer.
Das 20. Jahrhundert ist vorüber und die abgeschlossenen Rassenbildungen wurden neuen Einflüssen ansgesetzt. Die Amerikaner akzeptierten schrittweise ihre Mitbürger schwarzer Hautfarbe und empfingen Einwanderer aus der halben Welt. Frankreich wurde zum Zielland von Angehörigen früherer Kolonialvölker und England war so sehr mit Indien verbandelt, dass es heute einen Premier indischer Abstammung hat. Auch Deutschland ist rassisch neu gefasst durch die Umwälzungen der eigenen Gaue, den Zuzug von Gastarbeitern und das Bleiben von displaced persons aus dem Osten Europas. Das macht das Rassethema zu einen schlüpfrigen Gegenstand. Man sollte aber doch darüber nachdenken, weil einmal die einzelnen europäischen Ländern ganz unterschiedliche yzuwanderer empfangen, und weil speziell die Deutschen froh sind, dass derzeit viele Ukrainer kommen, quasi als Gegengewicht zu Syrern.
Benito Mussolini soll in einem Gespräch mit Nahum Goldman gesagt haben, dass es (schon vor dem Zweiten Weltkrieg) keine reinen Rassen mehr in Europa gäbe. Für ihn waren auch die abgeschlossenen Rasseneubildungen keine intransigenten Gesellschaften. Weil vielleicht Graf Gobineau die Deutschen für eine minderwertige slawisch-germanische Mischrasse gehalten hatte, wollten die Ideologen der „Nazis“ wieder zum reineren Germanentum zurück. Reichsjägermeister General Hermann Göhring ließ in gleicher Ideenlage für die germanische Antike den ausstorbenen Auerochsen rückzüchten, der Germaniens Wälder gefährlich gemacht hatte. Ansiedeln konnte man das neue Tier wegen seiner Gefährlichkeit nur in Polen. Die rassistische Ideen widersprachen allen realen Umständen der Zeit in Europa.
Wie kann das bei den Juden gewesen sein und wie kann es sich bei ihnen fortentwickeln?
Der Wahlkampf Eric Zemmours um die französische Präsidentschaft 2021 brachte einige Tabous zur Diskussion. Zemmour behauptete z. B., wobei ihm Alain Finkielstein zustimmte, „dass Maréchal Philippe Pétain die französichen Juden gerettet habe“. Das scheint im Widerspruch zur Tatsache zu stehen, dass sich die Deutschen zigtausende Juden hatten ausliefern lassen, unter ihnen Simone Veil, die über ihre Zeit in Auschwitz ein Büchlein geschrieben hat. Ja, meinte Zemmour, aber Pétain habe Juden aschkenasischer Herkunft ausgeliefert, „seine“ alt-französischen, sephardischen Juden nicht.
Waren also die sephardischen Juden französischer als die Aschkenasim? Frankreich hatte diese quasi geerbt, als es um 1500 nach Deutschland griff und das Bistum Metz erwarb, und als es 1648 seinen Fuß in das Elsaß setzte, gewann es starke jüdische Gemeinden hinzu. Die Affäre um Alfred Dreyfus zeigt, dass den Aschkenasim mit ihren deutsch klingenden Nachnamen nicht so recht getraut wurde. Theodor Herzl tippte zwar auf einen französischen Antisemitismus, wusste aber nicht, dass die jüdische Gemeinde Dreyfus‘ Verurteilung begrüßt hatte.
Frankreich war eigentlich immer judenfreundlich. Adolphe Crémieux, jüdischer Justizminister 1871, hatte allen algerischen Juden die französische Staatsbürgerschaft verliehen, was das sephardische Element in Frankreich stärkte. Wenn Zemmour, der selbst aus Algerien stammte, recht hat, dann wären die französischen Juden heute sephardischer als vor 1940. Sind diese Juden reinrassiger als anderswo? Es handelt sich bei den französischen Juden heute um knapp eine Million Menschen. Besucht man einen jüdischen Friedhof im Midi, erkennt man, dass die französischen Juden anders leben als die „deutschen“. In Deutschland sind es aber nur 200.000, von denen wiederum nur die Hälfte bei den Gemeinden angemeldet ist. So gesehen ist das sephardische Judentum in Europa zahlenmäßig stärker, macht aber deutlich weniger Risches als das Judentum östlich des Rheins.
7 Millionen Juden leben heute in Israel. Dort kommen die verschiedenen Stämme des Judentums neu zusammen zu einer neuen Nation. Es sind einmal die Juden Osteuropas und die Juden des Orients (Mizrachim). Die jüdische Rasse dort (nach Salcia Landmann) bildet sich gerade neu, wenn man die Vorstellungen von Moritz Alsberg auf unsere Zeit überträgt. Ajelet Shaket ist die Tochter von Eltern verschiedener jüdischer Herkunft. Sie vertritt „faschistische“ Positionen, was bei Würdigung des frühen italienischen Faschismus kein Paradox wäre. Das bedeutet, dass sich das Judentum in Israel „völkisch“ anders entwickelt als das den europäischen Diasporen, wo man den Faschismus als Nazitum versteht. Es entwickelt sich insbesondere anders als in den USA, wo eine Diaspora in annähernd gleicher Stärke wie das israelische Volk lebt. Einige, sich als jüdisch verstehende Gemeinschaften, werden von Israel nicht mehr als jüdisch anerkannt. Die starke amerikanische Diaspora geht ganz von halachischen Vorgaben ab. Carlo Strenger hat prognostiziert, dass das amerikanische Judentum auf 13% seines heutigen Bestandes absinken würde, wenn man die halachischen Regeln gegen das Judentum dort durchsetzen würde. Der bekannteste Beispielfall ist der von Marc Zuckerberg, der eine Frau chinesischer Abstammung ehelichte, nach Carlo Strenger absolut kein Ausnahmefall. Amerikanische Juden sind in erster Linie US Amerikaner, ihre jüdischen Gebräuche werden auch von anderen Gruppen übernommen. Amerikanisches Judentum basiert folglich auf einer jüdischen Erziehung (jewish outreach program).
Während israelisches Judentum durch das Faktum der Nation auf eigenem Staatsgebiet sich in nationalen Bahnen formen kann, entwickelt sich das amerikanische durch biologisch individuelles Zusammenkommen der Menschen in den USA. Nur die deutsche Diaspora wird Opfer einer inszenierten Judenpolitik (Barbara Steiner), die sich ängstlich an die Vorgaben der Halacha hält. Deutsche Juden, die als autonome Gruppen nach Felix Theilhaber dem Untergang geweiht wären, blicken besorgt nach Israel, dem „sicheren Hafen“ für sie als Juden. Wie lange kann es in Deutschland noch „Reste dieser Religionsgenossenschaft“ (Brockhaus 1895) geben, die sich nur als israelische Expats erhalten können? Rein theoretisch gäbe es auch in Deutschland eine breite Basis einer jüdischen Zivilisation, aber die inszenierten Juden haben einen anderen Zweck. Sie sind deutsche Staatsschauspieler, die Deutschland mit einem regulären Judentum als westliches Land erscheinen lassen. Natürlich müssen diese auch jüdisch aussehen, wenigstens wie Ferdinand Mariam, der den Jud Süß überzeugend spielte, damit man im Westen die deutsche Show glaubt..
Es ist alles unehrlich, was in Deutschland abgeht, auch das „jüdische Leben in Deutschland“, zu dem sich Steinmeier gratuliert, ist ein Selbstlob über die deutsche Schauspielkunst.
von Lobenstein