Michael Wolffsohn und sein ”vermeintlicher Jude“ Fabian Wolff

Vorab sollte man wissen: das Christentum mit seinen Vorschriften und Dogmen hatte den Sinn, die weltliche Herrschaft des Römischen Kaisers religiös zu legitimieren. Zuletzt musste jeder zum Christen werden: Ein Gott, ein Reich, ein Kaiser. Bei den Juden war es umgekehrt: die Rabbinen ersannen unsinnige, unnütze und abstoßende Vorschriften zum Schutz der biblischen Vorschriften, um das abergläubische Volk als solches strenger durch die Zeit bis zum Erscheinen des Messias identisch zu erhalten. Viele wurden trotzdem abtrünnig, wenige stießen hinzu. Das Römische Reich zählte zur Zeit des Kaisers Augustus 55 Millionen Einwohner (inklusive Nordafrika und Ägypten), worunter 4,5 Millionen Juden waren. Heute schätzt man die Juden auf 14 Millionen Menschen einschließlich derer in den USA, aber die Länder auf dem Gebiet des Römischen Reichs dürften heute zusammen mehr als 300 Millionen Einwohner haben. Der Anteil der jüdischen Bevölkerung ist also von 8% auf 0,3 % – einschließlich der Juden in Israel – zurückgegangen.

Wieso diskutiert man dann überhaupt so viel über jüdische Dinge, wenn sich schon die Juden kaum dafür interessieren? Jedenfalls in Deutschland tut man es mit Leidenschaft: Jews sell, sagt Michael Wolffsohn. Deutschland wurde in 2 Kriegen vom Westen niedergemacht, und ist zu einem halbsouveränen US-Vasallenstaat degradiert worden. Das Wohlwollen seines amerikanischen Lehensherrn hängt von einer anti-nationalsozialistischen Haltung ab. Nun ist aber Deutschland ziemlich sozialistisch; seine Sozialgesetze, Einheitsgewerkschaften, ja sogar seine ganze Verwaltung wurzeln in der nationalsozialistischen Vorkriegszeit. Über die braunen Wurzeln des BKA schreibt Dieter Schenk ein ganzes Buch. Nationalistisch ist Deutschland auch, was man alle 2 Jahre durch den Fußball vor Augen geführt bekommt. Die zuverlässigste Methode, den Amerikanern eine Abkehr vom Denken früherer Zeiten vorzustellen, ist die Pflege von jüdischem Leben in Deutschland. Ursprünglich hatte man nur 30.000 Juden sozial zu bemuttern, durch die Auflösung der Sowjetunion sind nach Berechnungen von Charlotte Knobloch sogar 200.000 Juden nach Deutschland zugewandert. Ein Drittel von ihnen hat sich bei den Gemeinden immatrikuliert. Da kann man schon schöne Synagogen bauen und den Amerikanern etwas vorstellen. Peinlich ist es nur, wenn die Heiligen Kühe der deutschen Politik untereinander in Streit geraten. Und noch peinlicher wird es, wenn ein Streit ausgetragen wird, der nach amerikanischen Regeln für das Judentum anders zu entscheiden wäre als nach den Vorstellungen der konservativen Fraktionen in Israel. Den letzteren hat sich die deutsche Szenerie verpflichtet.

1.

Der große Michael Wolffsohn schreibt in der NZZ (27.7.23), er sei „Fabian“ Wolff nie begegnet. „Fabian“ habe auf zeit-online in Form eines Essays dargestellt, er sei „doch kein Jude“. Ist das nun gut oder schlecht? Die Verhältnisse von 1933 unterstellt, könnte man „Fabian“ dem jüdischen Kulturkreis   – wenigstens auf Zeit –  zuordnen. Er könnte als Geltungsjude angesehen werden. Denn für einen nicht-religiösen gibt es keinen Weg in die jüdische Gesellschaft ohne jüdische Mutter. Aber was macht ein jüdische Bemutterter ohne Glauben in der jüdischen Gesellschaft? Man, d.h. die Deutschen, würden ihn aus höheren Funktionen entlassen haben. Warum aber schreibt dann Wolffsohn gegen den „Geltungsjuden“ Fabian einen Artikel in der NZZ? Man sollte erwarten, dass Wolffsohn ihm schriebe „lieber Fabian, selbst wenn dir eine halachische Ahnfrau fehlt, fühle dich in unserem Kulturkreis willkommen. Aber so ist es nicht. Fabian gehört nicht mehr zum auserwählten Volk und die Linke hat einen Anhänger ohne jüdisches Etikett mehr. Das wirft mehrere theoretische Fragen aus der immer noch latent präsenten Vergangenheit auf. Eine Frage erinnert an den Autor Max Czollek, dem Maxim Biller vorwarf, halachisch gesehen kein Jude zu sein, was den großen Vorsitzenden Josef Schuster motivierte, nachzutreten und zu erklären, Czollek „segle (oder segelte) unter falscher Flagge“. „Fabian“ hat seinen halachischen Wimpel selbst eingeholt, was Wolffsohn zu freuen scheint, weil Fabian zuvor der „stets antisemitischen Linken als Vorzeigejude gedient hätte“. Für Wolffsohn ist die diffuse Linke defacto antisemitisch, weil sie auch linke Palästinenser unterstützt. Dabei tobt gerade in Israel ein Richtungsstreit. Darf es denn keine Linke geben, die in antikolonialistischer Tradition die Verhältnisse in Israel anders wertet als die frommen Siedler im Westjordanland? Sind diese Leute gleich als „Antisemiten“ auszugrenzen? Wolffsohn sieht es so, denn wie „jeder anständige Antisemit seine besten jüdischen Freunde habe“, berufen sich Halb- und Vollantisemiten gerne auf die Meinung eines Juden, der sie in der Kritik jüdischen Lebens stützt. Das schützt vor einem plumpen Vorwurf des Antisemitismus. Damit räumt der Historiker Wolffsohn ein, dass wir politisch wieder im frühen Mittelalter gelandet sind. „Damals verbarg man einen originellen Gedanken, indem man ihn mit einer anerkannten Autorität belegte. Jeder intellektuelle Revolutionär versuchte zu beweisen, dass er „nur die Stimme der Tradition zur Geltung bringe“ (Kurt Flasch in: Einführung in die Philosophie des Mittelalters). Wer über Juden spricht, bedarf der Legitimation eines wenigstens vermeintlichen Juden. Nur dieser besitzt das angeborene Recht der Meinungsfreiheit zu jüdischen Themen. Der sekundierende Jude kann objektiv kein echter Antisemit sein. Wenn man sogar etwas Heterodoxes zu Juden, Auschwitz, Halacha oder Israel äußern will, versichere man sich vorab eines Juden, der die Meinung mitvertreten will. Dafür gibt es ein Reservoir von Jüdischen Gelehrten und Autoren. Wie viele es gibt, lässt sich abschätzen. Wenn sich die Bevölkerung auf dem Gebiet des Römischen Reichs versechsfacht hat, dann müsste es heute 27 Millionen Juden geben. Jeder zweite als Kleinkind beschnitte Jude hat sich also vom unsinnigen, nutzlosen und abstoßenden Kodex der Rabbiner abgewandt. Für jeden Juden gibt es also auch einen Nicht-Mehr-Juden. Wenn man keine Bücher besitzt, dann findet man lebende Juden mit „antisemitischer“ Auffassung (nach jüdischer Wertung). Alles ist unter Gottes Sonne vorhanden.

Fazit:

Trotzdem ist nicht jeder Jude für jedes Argument gut oder für jeden Zweck geeignet, aber für jeden Zweck lässt sich ein Jude finden. Das war schon immer so: Die barocken Fürsten hatten ihre Hofjuden, die Kirche ihre ex-jüdischen Konvertiten, die Hamburger Kaufleute ihre portugiesischen Juden zur Belebung ihres Handels, die Bundeswehr hatte Michael Wolffsohn für den Geschichtsunterricht,  und selbst zur banalen Armee lassen sich Juden einziehen. Gut 100.000 kämpften für das kaiserliche Deutschland, wobei man nicht weiß, wie viele russische Juden von ihnen bekämpft und niedergemetzelt worden sind. Juden sind national und international ubiquitär, wie es Arthur Ruppin (in: Soziologie der Juden) beschreibt. Eine Überlegungsebene höher: Juden sind Menschen wie Du und ich; man trifft sie auf rechtsradikaler Seite (Ajelet Shani: Neo-Nazi-Minister in Israel) wie auf der linken, wo sie Israel als Apartheid- und Kolonialstaat „bashen“. Die nach Shani vermeintlichen „Neo-Nazi-Minister sind natürlich keine Neo-Nazis, sondern eher erzreaktionäre Kirchenstaatler. Kann man JudKluxClan sagen? Egal! Insgesamt sind die Erscheinungen des realen Judentums so vielfältig, dass die verwendeten Schablonen aus der Zeit von Adolfs Großmutter nicht mehr passen. Trödeljuden, jüdische Hausierer und jüdische Wucherer findet man heute nicht mehr, Zuckmayers Herrenschneider Wormser ist durch Schneider aus Asien verdrängt..

Man könnte angesichts dieser Zeitenwende experimentell versuchen, an Michael Wolffsohn die alte Schablone „Antisemit“ anzulegen. Etwas antiquiert ist er schließlich. Es kommt darauf an, wie man „Antisemit“ definiert. Gilead Atzmon meint, jeder sei Antisemit, der das Missfallen eines Juden errege. So weit wollen wir nicht gehen, denn dann wären quasi alle Leute individuelle Antisemiten. Heute gibt es christliche Zionisten, die dennoch als „selektive Antisemiten“ (wie den Antisemitismusbeauftragten Michael Blume) beschimpft werden darf. Berüchtigte Antisemiten (wie den jüdischen Autor Josef Ginsburg), der schon 1980 von Zion-Nazis schrieb, jüdische Antisemiten (wie Maximilian Harden) als „Selbsthasser“ von Theodor Lessing diskreditiert, und vor allem israelbezogene Antisemiten (von denen es heute wimmelt). Aber wir wollen eine klassische Schablone verwenden; voilà: die klassischen Antisemiten hatten es praktikabel gemacht; sie sprachen vom „Nicht-Arier“. Erst die Nürnberger Gesetze definierten den Juden:

mindestens 3 volljüdische Großelternteile. Volljüdisch! Nota bene. Waren etwa zwei der Großeltern keine Volljuden, also Leute mit weniger als 3 wiederum volljüdischen (Urur-)Großelternteilen, konnte es kompliziert werden.

Sigmund Freud sagte richtig: Nie zuvor hatte ein Staat seine Bürger wegen ihrer Abstammung verfolgt. Das war die Revolution: Es war quasi verboten, mehr als 2 jüdische Großelternteile zu haben. Die Feindschaft dabei richtete sich nicht gegen Semiten, sondern gegen „Juden“. Der wahre Antisemit Theodor Fritsch (+ 1933) hielt den Begriff „Antisemit“ in diesem Zusammenhang für unglücklich gewählt. Er stammt vom Radau-Antisemiten Wilhelm Marr. Fritsch seziert genauer: „die Juden“ seien zu 90% Aschkenasen (nach Arthur Ruppin zu 92%) und wären daher keine (edlen) Semiten (wie die arabischen Beduinen), sondern eine vorderasiatisch- mediterrane Mischrasse (ähnlich Arthur Ruppin). Tadelt Wolffsohn die israelische Regierung wegen der Behandlung der „semitischen“ Edel-Palästinenser? Nein. Er nimmt eher billigend in Kauf, was dort von den Angehörigen der vorderasiatisch-mediterranen Mischrasse veranstaltet wird, weil der Staat Israel „die Lebensversicherung aller Juden“ sonst wo auf der Welt sei.

Peinlich an der Sache für Wolffsohn ist nur, dass „die Juden“ vor dem Ersten Weltkrieg die Einwanderung nach den USA favorisierten. Nach Arthur Ruppin seien 3 ½ Millionen Juden in die USA emigriert, während die englische Kolonialverwaltung 1919 in Palästina nur auf 80.000 Juden stieß (vgl. Adolf Böhm in: Die zionistische Bewegung). Diese Zahl hatte sich bis 1948 zur Unabhängigkeit Israels verzehnfacht, aber Dank des nationalsozialistischen Terrors, der zeitweise auch die Einwanderung nach Palästina wohlwollend begünstigte durch ein Haavara-Abkommen.

Und auch das passt nicht ganz zur Sicht von Michael Wolffsohn. Denn in Israel sind nicht 92% der Juden Aschkenasim, sondern eher nur die Hälfte. Deswegen nennt Wolffsohn die derzeitige israelische Regierung eine „Alptraumkoalition“, deren „Chauvinisten und orthodoxen Fundamentalisten“ aus sephardischen und orientalischen Kreisen erwuchs. Mit welchem Recht nennt Wolffsohn die heutige Knessetmehrheit einen „Albtraum“? Die Sephardim und Mizrachim legitimieren die Existenz Israels mehr als die Aschkenasim: erste sind wirklich europäische Kolonialisten, während die „Mizrachim“ von den Arabern aus allen möglichen arabischen Ländern nach Palästina vertrieben und zwangsumgesiedelt wurden. Wolffsohn ein antisephardisch- selektiver Antisemit? Schaut ganz so aus.

Was Wolffsohn von sich gibt, passt auch sonst nicht in die Realität der heutigen Verhältnisse. Denn es stellen eher die 5 Millionen amerikanischer Juden eine Lebensversicherung für Israel als Israel eine für die Banu Ze´evs; aber wie steht Wolffsohn zu den Juden in Amerika? Er spricht über diese kein Wort. Also noch eine selektiv antisemitische Komponente?

Trotzdem lässt sich viel aus seinen Erklärungen auf Amerikas Juden beziehen.

Für den positiven Antisemitismustest Wolffsohns spricht seine Billigung der Ausgrenzung nicht-halachischer Juden aus der jüdischen Schicksals-Gemeinschaft. Vermeintlicher Jude? Irgendeinen jüdischen Vorfahren wird jeder haben, wenn er seine Ahnengalerie um 1750 in der Breite zustande bringt. Während das israelische Rückkehrgesetz noch einem „Mischling 2. Grades“ (nach Nürnberger Gesetzen) die Heimkehr ins Land der Lebensversicherung erlaubt, wollen Wolffsohn und Biller nicht nur die fast-arischen Vaterjuden, sondern auch „Nürnberger“ Juden abbeißen, denen die jüdische Großmutter mütterlicherseits fehlt. Hier entdeckt man eine Gemeinsamkeit mit den Antisemiten der kaiserlichen Vorkriegszeit: Denn ein klassischer Antisemit (z.B. Gerhard Kittel) lehnte besonders die getauften, die konfessionslosen, die „nicht-jüdischen Juden“ (Isaac Deutscher), die Friedhofsjuden (David Farbstein) oder „Nicht-Mehr-Juden“, Halb- und Vierteljuden für die christliche Gesellschaft ab. Jüdische Autoren nennen sie verächtlich „Täuflinge“ (auch wenn sie bereits getauft sind), und Wolffsohn behauptet, Heinrich Heine habe „seine Taufe bitter bereut“. Das kann nicht ganz stimmen, denn Heine kehrte nicht in die jüdische Welt zurück, die ihm wie den getauften Marranen in Bordeaux und Amsterdam stets offenstand. Die „Täuflinge“ (Konvertiten, Neuchristen) wirkten nach traditionell-antisemitischer Vorstellung destruktiv auf die Limpiezza der aufnehmenden Rasse. Diese Ansicht ist natürlich Unsinn, aber sie wird reziprok von Juden auch vertreten: Ruppin meint, die Lockerung der sittlichen Verhältnisse habe neue jüdische Typen zeugen lassen. Kittel meinte als Antisemit, man müsse „die Juden“ zwingen, ihre Gebote wirklich einzuhalten, um ihnen den Wunsch nach Assimilation zu vereiteln. Auf diese Weise würde auch die Entstehung „neuer jüdischer Typen“ (Ruppin) vermieden werden und es gäbe auch keine „Nicht-Juden“ wie „Fabian“. Houston Stuart Chamberlain nannte die abtrünnigen Juden und deren Nachkommen „Judenstämmlinge“. Der wahre Antisemit hasst also die Mischlinge, denen Wolffsohn auch seinerseits einen Fußtritt versetzt.

Hier haben wir also eine Nahtstelle von jüdischen Chauvinisten (Zionisten) und antisemitischen „Nazis“. Hier saugte Wolffsohn antisemitisches Gedankengut ein und spuckt es in hebräischen Runen wieder aus. An der Mischlingsgrenze begegnen sich diese Radikalen von Blut, Tradition und Kultpflege wohlwollend. Die halachische Frage, die ein Dr. Josef Schuster und ein Maxim Biller gegen einen Mischling wie Max Czollek ausspielen, hat ein rassistisches Moment, auch wenn es religiös unterlegt wird. Das Hauptargument in der Literatur gegen die fehlende jüdische Großmutter ist ein rein hausfrauliches. Es ist so albern wie die Behauptung, dass das Schwein Trichinen habe, um es vom jüdischen Speisezettel zu verbannen. Ohne jüdische Mutter bestünde die Gefahr, dass die jüdische Familie ihr Lammkotelett in einer Pfanne zubereitet bekommt, in der anderntags Rühreier in Sahne geschlagen wurden. Nur haben heute die wenigstens Juden in ihren minimalistischen Küchen die halachische Anzahl von Kochtöpfen. Die jüdischen Kochtöpfe haben den eingangs beschriebenen Sinn, potentielle Proselyten abzuschrecken.

Fazit:  Michael Wolffsohn ist nicht wirklich Antisemit, aber er begünstigt diesen selektiv, allerdings unabsichtlich, we suppose.

 

2.

Es ist an der Zeit, Begriffe wie „Jude“ aus dem geistigen Ghetto herauszuführen und „Antisemit“ als geschichtliche Einstellung ad acta zu legen, weil ihnen heute der reale Boden fehlt. Der Jude von heute ist in Europa nicht mehr so jüdisch wie es der Jude von gestern war. Man muss schon „Ultra“ sein, wenn man den Kern des Judentums für weitere tausend Jahre sichern will. Moshe Zuckermann beklagt, dass „Ultras“ schon mit knapp 30 Jahren 10 Kinder haben und sich in Israel vom Staat unterhalten lassen. Lenin würde von einer „Abstimmung mit der Gebärmutter“ sprechen. In den USA, so stellte Carlo Strenger fest, wo die „Ultras“ nicht die Szene beherrschen, würde der Bestand der jüdischen Gesellschaft nach halachischen Prinzipien binnen zweier Generationen auf 13% der heutigen Stärke reduziert werden. Das US-Judentum leitet sein Selbstbewusstsein nicht mehr von der Halacha und der Gebärfähigkeit seiner Damenwelt her ab, aber es stellt die reale „Lebensversicherung für die Juden der Welt“ dar. Soll man sie vergraetzen wie es einst Ezra und Jeremiah taten? Arthur Ruppin sieht in der Eingehung einer Mischehe das Zeichen des endgültigen Abfalls vom Judentum. Nach Strenger wären also 87% der amerikanischen Juden auf dem Weg des Abfalls. Es ist ganz klar, dass das Judentum zuletzt nur mehr aus Haredim und Chassidim fortdauern könnte, wenn man stur halachisch bleibt. Aber können denn Leute wie Biller und Schuster für ihre nicht-ultrareligiösen Nachkommen späterer Generationen garantieren, dass sie weiterhin jüdisch heiraten? Sogar Moses Mendelsohns Kinder wandten sich vom Judentum ab. Ruppin rühmt die Leistung von Juden wie Baruch Spinoza, der aber mit dem Cherem belegt wurde und konfessionslos war. Er nannte die jüdische Religion einen Aberglauben.  Intellektuell stand Spinoza außerhalb des Judentums. Sogar die katholische Kirche will sich nicht auf Mönche reduziert sehen, sondern lockert ihr Kirchenrecht. Carlo Strenger verwies auf Marc Zuckerberg als Beispiel: Zuckerberg ist mit einer chinesisch-stämmigen Ärztin verheiratet. „Hinter- Asiatinnen“ seien heute vielfach als Ehefrauen von Juden favorisiert. Sollen Zuckerbergs Töchter keine Ehe mit Juden eingehen dürfen? Die alte jüdische Mischrasse entsteht offensichtlich in Amerika in neu gemischter Auflage. In diese Zukunft will man im alten Europa offenbar nicht blicken.

Blicken wir dafür zurück in halachische Zeiten. Heinrich Graetz schreibt, dass „die Juden“ der Barockzeit zu abergläubischen, „kindischen Greisen“ verkommen waren. Geht der Zug des Judentums in diese Zeiten zurück? Diese Zeiten sind heute abgegessen, leben aber im unterbewussten Weltbild der Banu Ze´ev fort; ein Blick zurück zeigt die absurde Einstellung der trotzigen Talmudisten. Zu Zeiten von Johannes Aventinus Turmair (1477 – 1534) war auch die halachische Welt noch in spiritueller Ordnung. Johann Turmair (latinisiert Aventinus ‚der Abensberger‘) gilt als Vater der bayerischen Geschichtsschreibung. In seiner Baierischen Chronik schreibt er (S. 175) an einer Stelle „von den Juden“:

„…. Und während dieser großen Zwietracht des Kaisers [Ludwig der Baier] mit dem Papst meinten die Juden, es wäre vorbei mit dem Römischen Reich und dem ganzen christlichen Glauben, den sie für eitlen Tand halten. Sie glaubten, der Messias werde jetzt kommen. Sie schlossen sich in ganz Deutschland zu einem Bunde gegen die Christen zusammen, entwendeten Hostien und Messwein. … Sie warfen diese in ihre Backöfen und trieben viel Spott mit diesen Dingen. Als dies bekannt wurde, sind die Juden überall verbrannt worden, vornehmlich in Baiern, in Deggendorf (29.9.1337), wo Hartmann von Degenberg Pfleger war. Auch zu Straubing ging es über die Juden her. Nur die Bürger von Wien und Regensburg schützten ihre Juden und retteten sie. Aber in Städten, in denen der einfache Mann über die Juden herfiel, konnte sie niemand retten…“

 

Ein Dankgebet für die Christen in Regensburg und Wien! Bei Friedrich Frank, (in: „die Kirche und die Juden“) klingt es so:

 

„….. Zu Deggendorf in Bayern wurden die Juden beschuldigt, sie hätten von einem alten Weibe eine konsekrierte Hostie erkauft, aus welcher sich Blut ergoss, nachdem die erbosten Christenhasser mit Pfriemen hineingestochen hatten. Die Obrigkeit wollte die Sache bedächtlich untersuchen, aber am 29. September 1337 zog Hartmann von Degenberg an der Spitze vieler Bauern des Bayerischen Waldes nach dem Städtchen, und innerhalb einer Stunde waren alle Juden in Deggendorf niedergemetzelt. Herzog Heinrich von Bayern soll die Volksjustiz gebilligt haben. Aus dem Gelde der Erschlagenen soll die noch stehende Kirche der Stadt erbaut sein. Vielerorts in Bayern, bis nach Österreich und Kärnten hinab, wurden damals die Juden verfolgt. Am Rhein dauerte die Verfolgung noch bis zum folgenden Frühjahr fort.

Nach einer Mitteilung des damaligen bayerischen Geschichtsschreibers Aventinus hatte sich infolge des langjährigen Streites, den der römische Kaiser Ludwig der Bayer mit dem Apostolischen Stuhle führte, bei den Juden in Deutschland die Meinung gebildet, das Deutsche Reich und mit ihm das ganze Christentum werde bald untergehen. Der von den Juden erwartete Messias werde nun bald erscheinen. In dieser Hoffnung hätten die Juden in Deutschland einen Geheimbund gegen die Christen geschlossen. Diese Mitteilung dürfte als Hinweis dienen, dass die Niedermetzelei der Juden in Deggendorf und an vielen anderen Orten fortgesetzt wurde ….“

Eine eigentlich vergessene Zeitströmung; aber wenn es heute keine Hostien mehr gibt, pieken nicht einige Juden in andere Dinge hinein? Die NZZ (22.7.23) erinnert, dass der MOSSAD vor 50 Jahren den harmlosen, aus Marokko stammenden Kellner Achmed Bouchiki in Norwegen ermorden ließ. „Der Mossad tötete den falschen Mann“, schreibt das Blatt, aber hätte der Mossad in Lillhammer etwa „den richtigen Mann“ ermorden dürfen? Der russische Geheimdienst macht es genauso und lässt politische Gegner selbst am helllichten Tag im Berliner Tiergarten abknallen. Das ist das gleiche Niveau, fremde Rechtsordnungen zu achten. Diese Morde haben Tradition in Israel: So ermordete der zionistische Geheimdienst in den 20er Jahren den unbequemen Hareden Jakob Israel de Haan. Es ist ja nicht so, dass die Mörder der israelischen Behörde unbekannt geblieben wären. Aber die israelischen Behörden schützen ihre Berufskiller. Sie beschäftigen diese schließlich. Haben „die Nazis“ solches auch gemacht? Jedenfalls wäre ein Vergleich mit Gestapo-Methoden nach heutiger Rechtsprechung unzulässig, weil solche gezielten Morde eigentlich nicht von deutscher Art sind. Aber sowjetische Behörden praktizieren nach der feineren Art die Beseitigung von Gegnern und üben Rache; dem Deutschen ist es nur peinlich etwas über den Fall Nawalmy und seine russischen Freunde zu lesen, weil er an die Ehrlichkeit seiner russischen Partner glauben will. Auch Adolf Eichmann haben die Israelis gegen alles internationale Recht entführt. Jüdische Apologeten behaupten, Eichmann hätte untertauchen können. Das ist reiner Quatsch. Israel hätte begründen müssen, für welche Untaten es Eichmann hätte aburteilen wollen. Ein ordentliches Auslieferungsverfahren hätte kaum ein Todesurteil zugelassen, denn Eichmann persönlich hatte niemanden ermordet.

So praktiziert der israelische Staat seit Jahrzehnten Lynchjustiz, als gäbe es sonst „….  kein Recht, nirgends…“ (Willy Cohn). Es gibt kein Recht im Zusammenhang mit Israel, das Bestand hat, wenn es kritisch wird. Die „Alptraumkoalition“ Wolffsohn´scher Vorstellungen will die israelische Justiz reformieren. War Israel bis eben noch ein Rechtsstaat? Streng genommen nicht. Lea Tzemel nennt sich Rechtsanwältin, die noch nie einen Prozess gewonnen hat. Kunststück, denn sie verteidigt Palästinenser. Und es ist offen, ob Israel durch Netanjahu zum Rechtsstaat wird. Ein Rechtsstaat hält sich an internationales Auslieferungsrecht, was Israel nicht tut. Israel eine Lebensversicherung für alle Juden? Sicher nicht; aber wenigstens für die halachischen? Vertrauen ist gut, besser, wenn es keine Probe aufs Exempel geben wird.

Lobenstein

 

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