Deborah Feldman und Deutschland

Es ist ein Verdienst Deborah Feldmans, die jüdische Community mal richtig aufgemischt zu haben. Diese Community braucht eine neue Selbstfindung. Feldmann, ihrerseits, die 150%ige Jüdin, die dem ultra-orthodoxen Milieu entfloh, kann lässig über die 80% „unserer“ unhalachischen und neudeutschen Juden lästern; sie ist in ihrer Orthogenese über alle Zweifel erhaben, vergleichbar mit einer ur- und hochadeligen Gräfin, die über die kleinen „Vons“ vom Stamme „von Müller“ und österreichischer Kleinadeliger spricht.

Der nach Nürnberger Gesetzen halbjüdische Ralph Giordano hatte ein Buch geschrieben, „Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte“; diese historische Alternative ist zwar sehr unrealistisch;  haben müssen; sie hatte aber die deutschen Wissenschaftler wie Otto Frisch und Rudolf Peierls wegen jüdischer Vorfahren vertrieben und sich um die Weltherrschaft gebracht. Weniger unrealistischer wäre aber die Idee, dass es den Alliierten gelungen wäre, ihre Armeen bis an die Weichsel voranzutreiben und die Russen zum Rückzug hinter den Bug zu zwingen. Die Amerikaner hätten Europa ganz allein neu ordnen können. Natürlich hätte Deutschland im Mai schon kapituliert. Was hätten sie mit einem besiegten Deutschland gemacht, das sie im Unterschied zu 1918 nun besetzt hatten?  Ein Deutschland, dessen Kriegsverbrechen die von 14/18 bei weitem überstiegen? Einen weiteren Versailler Vertrag? Darüber denkt komischerweise niemand nach, obwohl die Verschwörer vom 20.7.44 solches angestrebt hätten. Hätten die Sieger das besiegte Deutschland in den Grenzen von 1938 belassen? Wie hätte man es aufgeteilt? Dass man das Land nicht so belassen haben würde, wie man es erobert hätte, ist naheliegend. Der Rest ist Spekulation; vielleicht wäre der Morgenthau-Plan durchgeführt worden.

Indem aber „die Russen“ ein Drittel Deutschlands bekamen und sie die Deutschen aus Polen und Tschechien vertreiben ließen, blieb Westdeutschland als Rest des Reichs unter den Alliierten unangetastet. Daraus folgert man heute, dass es ebenso gekommen wäre, wenn die Alliierten die Weichsel erreicht hätten.

Dass dieser Rest die erschlichene Fortsetzung des Dritten Reichs werden konnte, soll hier nicht diskutiert werden. Ohne den sowjetischen Druck auf die Westmächte hätten diese das Restreich nicht rehabilitiert. Das Restreich wurde jedenfalls in die „Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ aufgenommen. Ende der 50er Jahre geniertes es niemanden, dass dieses Restreich als stärkstes kontinentaleuropäisches Land in EWG und Nato dabei war.

Parallel hierzu war mit „den Juden“ das Luxemburger Abkommen ausgehandelt und 1952 abgeschlossen worden. Wie viele Juden zu diesem Zeitpunkt noch in Deutschland lebten, hängt vom Begriff „Jude“ ab. Jüdischerseits zählt man die Schäflein von Leo Baeck, Rassejuden sollen es doppelt so viele vor 1933 gewesen sein. Für die Nachkriegszeit gibt es keine brauchbaren Statistiken zu diesen Fragen. Wir haben nur folgende Statistik:

Mitgliederstatistik der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden
in Deutschland
[51]
Jahr Mitglieder
zum 31.12.
Zugänge
aus ehem.
SU-Staaten
[52]
1955 15.920 k. A.
1960 21.755 k. A.
1965 25.132 k. A.
1970 26.354 k. A.
1975 27.933 k. A.
1980 28.173 k. A.
1985 27.561 k. A.

Wolfgang Benz gibt hierzu auch keine Antwort; Googelt man weiter, heißt es:

Die jüdische Gesamtbevölkerung in Deutschland wurde 2021 auf etwa 225.000 Personen geschätzt. Nach Frankreich und Großbritannien handelt es sich damit um die drittgrößte Community in Europa.

Von den neu angekommenen Personen haben sich nur ein Drittel bei den Gemeinden angemeldet, so dass, unterstellt, alle 1985 von der Zentralen Wohlfahrtsstelle erfassten Personen seien auch kommunal immatrikuliert gewesen, die offizielle Gemeinschaft aus 90.000 Juden besteht. Aus Israel kommen seit dem Golfkrieg jährlich +/- 2.000 Personen, so dass inzwischen auch 45.000 israelische Juden bei uns leben müssten. 150.000 „russische“ Juden leben unter uns. Wie rekrutieren sich aber die 60.000 immatrikulierten Juden? Eher nicht aus den Reihen der eingewanderten Israelis. Nach wie vor sind die meisten Juden „assimiliert“, also Menschen wie Du und ich, weder religiös noch abstammungsmäig erfassbar, was aus den als jüdisch bekannten Personen eine Art Avantgarde macht.

 

Das Problem dieser Avantgarde ist deren Besoldung. Ähnlich wie die christlichen Amtskirchen wird diese „Avantgarde“ staatlich finanziert. Sie wird von der Bundesregierung mit einem Medium (Jüdische Allgemeine“ bewaffnet. Die eigenständige „Jüdische Rundschau“ von Raffael Korenzecher kann nur einmal im Monat erscheinen, während die offizielle „Jüdische Allgemeine“ wöchentlich bei allen Institutionen des Bundes verteilt wird. Ist also die „Avantgarde“ wirklich legitimiert, für „die Juden“ zu sprechen? Wenn von den Vorkriegsjuden in Deutschland tatsächlich ein Drittel überlebte, dann darf man sich nach dem Verbleib dieser 300,000 Menschen fragen. Es werden kaum alle nach Israel ausgewandert sein. Außerdem kamen nicht wenige Juden aus dem Exil zurück, was den Schluss zulässt, dass mindestens ein Drittel dieses Drittels in Deutschland verblieb (Nicht nur 5.000 nach Mirna Funk). Solchenfalls schritte die neue Avantgarde einem Judentum voran, das seine 50.000 alt-deutschen Juden gar nicht hinter sich hat. Schon das Luxemburger Abkommen legt die Ansprüche des deutschen assimilierten Judentums auf Eis. Weder Israel noch die Jewish Claims Conference wollten für diese große „assimilierte“ Gruppe von Holocaustüberlebenden eintreten. Die Jewish Claims Conference nahm die Interessen der Nachkommen der Ermordeten wahr, Israel die der in den neuen Staat emigrierten.

So blieb ein zufällig zusammengekommenes Häuflein von „deplaced“ Juden „übrig“ (Mirna Funk); dieses Häuflein wurde für die junge BRD immens wichtig, weil an den durch Wohltaten Deutschlands zugunsten dieser kleinen Gruppe vernarbten Wunden dem Staat sein Feigenblatt entspross. Es ist das Verdienst dieses „Restes“, dass eine Deborah Feldman und jedes Jahr 2.000 zionismusmüde Juden in Deutschland eine Ruhezone finden können und, dass sich Deutschland unter dem US-Schirm von der totalen Niederlage erholen konnte.

Wäre man 1952 mit diesem „Rest“ so umgesprungen wie die Bayerische Staatsregierung und das Landgericht München mit Philipp Auerbach verfuhr, oder wie Deborah Feldman heute eine Lippe über das „inszenierte Judentum“ (Abigail Gerstetter) riskiert, wäre kaum auszudenken,  was nicht alles auf das besiegte Land hätte zukommen können. Die Deutschen sind nach wie vor in den westlichen Ländern als Moffen, Krauts, Boches und Piefkes unbeliebt. Nur die Spanier ertragen sie auf „Malle“. Der deutsche Proll ist als Botschafter Deutschlands eine Katastrophe, der deutsche Intellektuelle ein Schleimer. Sie sind politische Narren und unzuverlässige Kantonisten geblieben. Deutschland verdankt seiner „getürkten“ jüdischen Community viel mehr, als Deborah Feldman ahnt.

von Lobenstein

Alarm! Deutschland ist auf dem Weg in einen Unterdrückungsstaat: Löst die BRD auf und nehmt die 10 Länder direkt in die EU auf

„Deutschland“ als abstraktes Gebilde hat keinen höheren Sinn und Zweck, und für die Welt keinen politischen Nutzen, für den ein Staatsapparat 85 Millionen Menschen unterdrücken müsste. In seiner Zweck- und Nutzlosigkeit kann Deutschland eigentlich nur eine freiheitliche Diktatur oder autoritäre Demokratie sein. Seine Regierung ist bemüht, dass Deutschland in der Welt nicht unangenehm auffällt. So wird erzwungen, die Industrie „klimaneutral“ arbeiten zu lassen. Der Mainstream wird im Inland zur Pflicht, damit sich sonst nichts ändere. Der einfache Mann wird in seinem Eigenheim genötigt, neuen Heizdoktrinen zu folgen. Die Staatsbeamten, die ihr ganzes Leben solchen Erzwingungsaufgaben widmen, wollen von arbeitenden Menschen ernährt werden. Damit entsteht der Zwang zur Staatsakzeptanz, der so weit geht, ein bescheuertes Fernsehprogramm von ARD und ZDF durch Monatsbeiträge zu honorieren. Die sonntäglichen „Tatort“- und Polizeirufstaffeln sind keine „Krimis“, sondern Polizeisympathisierungsfilme. Und weil das ganze Staatsgebilde wirtschaftlich von den USA abhängig ist, erheischt man auch eine Loyalität zu dieser Macht. Verwirrung breitet sich aus, wenn ein Donald Trump zum Ausdruck bringt, „er scheiße auf Deutschland“. Sofort wird auf dem Papier ein Militärmilliardenvermögen geschaffen, das den Anschein erweckt, Deutschland opfere 2% seines Sozialproduktes der gemeinsamen Verteidigung. Auch das ist betrügerische Täuschung: Der Bundeskanzler höchstpersönlich denunzierte gelegentlich der „Taurus“-Debatte die Briten, die ihre Marschflugkörper von britischem Militärpersonal begleiten lassen. Derr ganze deutsche Militärapparat, der die NATOLänder schützen soll, ist reiner Müll. „Versehentlich beschoss die Fregatte „Hessen“ im Roten Meer eine US-Drohne. Die „WELT“ offenbart den wahren Grund: er beruht auf einer

völlig veralteten Technik der Fregatte „Hessen“,

Blick auf den Bug der Fregatte „Hessen“
Quelle: dpa/Sina Schuldt

dem einigen Kahn, den die deutschen Politi-Betrüger hatten in Marsch setzen können. Die WELT: „Dazu hat auch die über 20 Jahre alte Radartechnik beigetragen. Es ist nicht das einzige Problem des Kriegsschiffs im Roten Meer.“ Die Soldaten haben auch kaum Munition an Bord.

Ukrainische Soldaten klagen, dass die von Deutschland gelieferte Ausrüstung, selbst die Leopard- Panzer, Schrott seien. Nur noch ein geringer Prozentsatz steht auf dem Schlachtfeld. Die Wahl einer Nationalversammlung, die mit diesem Schrott-Staat aufräumen könnte, wird nicht gewählt; sie hätte 1990 nach der Wiedervereinigung gewählt werden müssen. Aber der „deutsche Michael“ ist politisch träge. ER würde doch nur die Leute der aktuellen Administration wählen. Deswegen kann es nur eines geben: Deutschland wird in seine 10 Länder aufgelöst: diese sind heute offiziell 16, aber Berlin, Bremen, das Saarland und die 5 „neuen“ kann man an die Nachbarn anschließen und das DDR-Gebiet in zwei Länder gliedern

Die deutsche Oppression will ihren Apparat natürlich erhalten. Dieses anachronistische Unterfahren ist deswegen besonders abstoßend, weil sie zum politischen Schunkeln zwingt. Der Mitbürger lässt sich von den Behörden wie von einem Feldwebel auf dem Kasernenhof kommandieren. Das intellektuelle Elend des gehorsamen Deutschen lässt sich an seinem Verhältnis zu den Juden darlegen. Aus den Bösewichtern des Kaisers und des Führers wurden auf Kommando der Siegermächte Heilige und Märtyrer; in Wahrheit sind auch Juden nur Menschen wie Du und ich.

In Deutschland existieren sie als eine autonome Gruppe. Natürlich sind diese Leute nicht am Schicksal der Deutschen „schuld“, aber sie sind dessen Katalysatoren. Ihre Wichtigkeit entspricht der eines Alibi-Zeugen für einen Verbrecher. Solange diese autonome Gruppe für den Staat günstig aussagt, kann sich der deutsche Staat als westliche Demokratie vorstellen. Das ist für die Beziehung zu den USA existenzwichtig. 7 Millionen Amerikaner, die Juden sind oder sich für Juden im weitesten Sinn halten, sekundieren einem „Erez Israel“, dessen spätantikes Selbstverständnis mit der Welt der Araber im ewigen Clinch liegt (vgl. Michel Abitbol, in: Passé d’une discorde Juifs et Arabes du VIIe siècle à nos jours). Aktuell hat dieser Zwist den Stand erreicht, dass der Internationale Strafgerichtshof Israel aufgab, die von seinen Truppen nach Rafah vertriebenen 1,5 Millionen Araber vernünftig zu versorgen. Auf dem Todesmarsch dorthin hat Israel 30.000 Zivilisten umgebracht, unter diesen ein Drittel Klein- und Schulkinder. Die halbe Welt regt sich auf, wer dagegen in Deutschland einen Sticker trägt, „Cease fire now“, gilt als Antisemit. Die Jüdische Allgemeine empört sich am 27.2.24 über 8000 europäische Künstler:

Mehr als 8000 Kunst- und Kulturschaffende haben einen antisemitischen Brief unterzeichnet…. sie haben den Ausschluss Israels von der diesjährigen Kunstbiennale in Venedig gefordert. Es sei inakzeptabel, Kunst aus einem Staat zu präsentieren, der »gegenwärtig Gräueltaten« gegen die Palästinenser in Gaza ausführe. Die Unterzeichner werfen Israel Völkermord vor.

In Deutschland wird allerdings strafrechtlich verfolgt (Bundesjustizminister Marco Buschmann) der sich solches zur eigenen Meinung macht. Damit ist Deutschland zu einem Soft-Terror-Staat geworden. „Soft“ deswegen, weil jeder Deutsche das Gemetzel in Gaza noch ignorieren darf. Bedenklich sind nur die gebetsmühlenhaft wiederholten Formulierungen wie „Israels Selbstverteidigung gegen den Terror der Hamas vom 7.10. 23“, wodurch es gezwungen wurde, 12.000 Klein- und Schulkinder abzuschlachten.

Der Text der Gebetsmühlen erinnert an nordkoreanische Verhältnisse, die sich in Deutschland anbahnen. Die Kunstfreiheit in Deutschland ist auf sowjetisches Niveau abgesackt. In der FAZ konnte man am 26.2.24 lesen:

Die Berlinale habe durch unwidersprochene, antisemitische Äußerungen schweren Schaden genommen, beklagt der Bundesjustizminister. Er sieht nun Strafverfolgungsbehörden am Zug. Nach dem Eklat um antisemitische Äußerungen bei der Berlinale hat Bundesjustizminister Marco Buschmann mit strafrechtlichen Konsequenzen gedroht. Das Strafrecht sei gut aufgestellt, um antisemitische Äußerungen zu ahnden, sagte der FDP-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Verwendung der Parole „Free Palestine – From the River to the Sea“ könne etwa als Billigung der im Rahmen der Angriffe der Hamas im Oktober 2023 in Israel begangenen Tötungsdelikte verstanden werden …..„Eine Billigung von Straftaten ist strafbar“, betonte der Minister. Wer Propagandamittel verfassungswidriger und terroristischer Organisationen verbreite oder Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen wie der Hamas verwende, mache sich ebenfalls strafbar. „Die Berlinale hat an diesem Wochenende schweren Schaden genommen, weil dort Antisemitismus viel zu unwidersprochen geblieben ist“. Die strafrechtliche Beurteilung der Vorfälle sei Sache der zuständigen Strafverfolgungsbehörden und Gerichte. Das politische Urteil aber sei für ihn klar: „Antisemitismus ist unerträglich.“

Während der Berlinale-Gala am Samstagabend (23.2.24) war der Nahostkonflikt mehrfach thematisiert worden. Zahlreiche Mitglieder aus Jurys sowie Preisträgerinnen und Preisträger forderten verbal oder mit Ansteckern einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg. In einer Dankesrede für eine Auszeichnung war die Rede von einem Genozid, einem Völkermord. Die Äußerungen stießen anschließend in Politik und Verbänden auf Kritik und Empörung. Bundeskanzler Olaf Scholz distanzierte sich von dem Völkermordvorwurf. „Für den Kanzler kann ich sagen, dass er teilt, dass eine derart einseitige Positionierung nicht stehen gelassen werden kann“, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann in Berlin. Denn Ausgangspunkt der Eskalation des Konflikts sei der Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober gewesen.

Ein Bild „unserer“ politischen Kriminellen wird aber veröffentlicht; man beachte, bei den Tüchern über den Schultern handelt es sich um das vom Verbot bedrohte Palästinensertuch und nicht um erlaubte Tallits:

Bezeichnenderweise erfährt man aus der FAZ nicht, was da wirklich abgelaufen war; dazu guckt man besser in die Jüdische Allgemeine, wo Nils Kottmann (kein jüdischer Name, s.u.) die jüdischen Leser informieren will:

Jury und Prämierte kritisierten Israel auf dem Gala-Abend deutlich. Der Terror der Hamas spielte kaum eine Rolle. Die Dokumentation »No Other Land« hat bei der Berlinale den Dokumentarfilmpreis gewonnen. In dem Film dokumentiert das palästinensisch-israelische Kollektiv um Basel Adra, Hamdan Ballal, Yuval Abraham und Rachel Szor den Abriss der palästinensischen Ortschaften Masafer Yatta im Westjordanland durch die israelische Armee.
Der Film gehe »unter die Haut« und zeige die »unmenschliche, ignorante Politik der israelischen Regierung«, so die Jury. Der Gala-Abend war geprägt von politischem Aktivismus. Eine Frau aus der Jury hatte sich einen Zettel mit der Forderung nach einem Waffenstillstand an den Rücken geklebt, als sie Basel Adra und Yuval Abraham den mit 40.000 Euro dotierten Preis überreichte.
Adra, der in Masafer Yatta geboren wurde, sagte, es sei für ihn sehr schwer zu feiern, während »Zehntausende seines Volkes in Gaza gerade getötet werden« und bekam dafür lautstarken Applaus. Er forderte Deutschland außerdem auf, keine Waffen mehr an Israel zu liefern. Der Israeli Yuval Abraham forderte in seiner Rede ein Ende der Besatzung und einen Waffenstillstand in Gaza. Die Berlinale-Moderatoren schwiegen zum Terror der Hamas (Anm.: gemeint ist, sie erwähnten den Terror der Hamas nicht). Die Hintergründe für die Besatzung des Westjordanlandes wurden auf der Veranstaltung allerdings genauso ausgespart wie die Hamas-Massaker vom 7. Oktober. Der größte Massenmord an Juden seit dem Holocaust wird auch in »No Other Land« nur einem Satz erwähnt (Anm.: dieser fand auch nicht im „Westjordanland statt). Auf dem hochpolitischen Gala-Abend spielte er genauso wenig eine Rolle wie die mehr als 130 Geiseln, die noch immer in der Gewalt der Hamas sind. Lediglich Mariette Rissenbeek, die Leiterin der Berlinale, forderte ihre Freilassung und verurteilte die Massaker. Kritik an den Hamas-Terroristen, die für die Bodenoffensive im Gazastreifen verantwortlich sind, gab es von der Jury oder den prämierten Künstlern nicht. Mehrere Gäste der Berlinale trugen am Samstagabend Kufiya. So auch der amerikanische Regisseur Ben Russel (»Direct Action«), der in seiner Dankesrede Israel einen Völkermord vorwarf. Auch dafür gab es Applaus statt Widerworte. Eigentlich war es das erklärte Ziel der Berlinale-Führung um Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian, das Filmfestival zu einem Ort des Dialogs zu machen. »Wir möchten, dass das Leid aller wahrgenommen wird und mit unserem Programm verschiedene Perspektiven auf die Komplexität der Welt eröffnen«, kündigten die beiden im Januar an. Denn Filmfestivals seien »Orte der Begegnung und des Austauschs und leisteten einen wichtigen Beitrag zur internationalen Verständigung«. Dass sich dieses Versprechen in Bezug auf den Nahost-Konflikt nur schwer erfüllen wurde, war schon nach der Aufführung von »No Other Land« abzusehen. In der Podiumsdiskussion warf das Filmemacher-Kollektiv um Adra und Abraham Israel vor, ein Apartheidstaat zu sein. Im Publikum skandierten einige Teilnehmer »Free Palestine«. »Jetzt weiß ich warum die Welt Israelis hasst«, sagte ein Zuschauer dem Journalisten Joshua Schultheis zufolge, nach der Vorführung.

So also. „Israel wird deutlich kritisiert“; das tut der Internationale Strafgerichtshof gerade auch. Aber der Bundesjustizminister scheint dem opponieren und die Regeln „unserer“ Verfassung missachten zu wollen. Er diffamiert indirekt den IGH als antisemitisch. Ob die Szenerie bei der Berlinale eine strafbare Aktion gewesen sei, hätte er aus Rechtsgründen auch nicht politisch definieren dürfen. Auch das Recht ist politisch, die Justiz darf deswegen auch nicht über rein politische Vorgaben gegängelt werden. In der Kompetenz des Bundesjustizministers liegt nicht die Deutung von legitimen Aussagen als Straftat, die in ganz Europa zulässig sind. Seine Erklärung strotzt aber von getarnten Anweisungen an die Strafjustiz. Die Angelegenheiten der Staatsanwaltschaft in Berlin und der offiziell noch unabhängigen Justiz wurde vom „FDP-Obermops Buschmann“ in Regie genommen. „Das Strafrecht sei gut aufgestellt, um antisemitische Äußerungen zu ahnden“ Ähnlich hatte es Adolf Hitler praktiziert, „defätistische“ Äußerungen ahnden zu lassen. Des Führers Meinung folgten dann die zuständige Strafkammer geflissentlich. In einer Dissertation (Stephan Niclas, Universität Bayreuth) heißt es:

In der Strafjustiz …. lassen sich sehr wohl ähnliche argumentative Züge finden …… So urteilte das Reichsgericht am 27. Februar 1942, dass es dem Sinn des § 1 entspreche, dass der Schutz der Volksgemeinschaft die Ausmerzung des Angeklagten aus dem Volksganzen erforderlich macht. Bezüglich eines „gefährlichen Gewohnheitsverbrechers“ bekräftigt das Reichsgericht am 24. März 1942 das Erstgericht dahingehend, dass der Angeklagte „in einem gesunden Volkskörper keine Daseinsberechtigung habe..“

Das blendet Dr. Josef Schuster seinerseits aus; nicht nur das, er treibt im autoritären Fahrwasser und schreit geradezu nach politischen „Konsequenzen“, die er von Leuten erwartet, die damit unsere Gesetze verletzen müssen; das klingt so:

Nach mehreren israelfeindlichen und antisemitischen Äußerungen hat der Zentralrat der Juden in Deutschland Konsequenzen für die Kulturförderung gefordert. »Hetze gegen Israel und Juden auf deutschen Kulturveranstaltungen ist eine erschreckende Regelmäßigkeit geworden«, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster der »Bild«. »Schon wieder ducken sich bei der Berlinale viele politisch Verantwortliche weg und haben nicht den Mut, gegen Applaus für Israelhass aufzustehen.«

Zwei Fragen: a.) Worin soll die so genannte „Hetze“ der gemachten Äußerungen auf der „Berlinale“ bestanden haben? Auch der Begriff „Hetze“ wird vernebelt. Selbst der pro-israelische „WELT“ geht das Ganze zu weit: der WELT-Autor Deniz Yücel meint:

Ein paar Pappkameraden (Anm.: gemeint sind ein paar Rechtsradikale und AfD-Mitglieder) in einem Potsdamer Landhotel sind keine Wannsee-Konferenz. Und ein paar Palästina-Parolen auf der Berlinale sind kein Beweis für die Verkommenheit des Kulturbetriebs. Wenn es ein spezifisch deutsches Problem gibt, dann ist es ein anderes.

Und b.) Erlaubt nicht die markante israelische Politik objektiv markante Äußerungen gegen sie? Irgendwo wurde einmal von einer Gleichheit von Antwort und Gegenrede gerechtsprecht. Eben hieß es noch „deutliche Kritik“ an Israel, aber kurz danach schon von Hetze, die ein skandalbedürftiger Josef Schuster zur Darstellung seiner Existenzberechhtigung aufschäumt. So ist es heute wieder, wenn auch erst nur im Anfangsstadium, wie zu Beginn der Nazi-Zeit, allerdings mit dem Unterschied, dass diesmal der „Antisemitismus“ (ein Begriff, so diffus wie die stalinistische Klassenfeindschaft) für Äußerungen keine Daseinsberechtigung in der Gesellschaft haben soll. Die als „Antisemiten“ definierten Personen sollen ganz im Sinne der deutschen Rechtsprechung von 1942 von Preisverleihungen (Caryl Churchill) Saalvermietung (an BDS, AfD) und anderen Vorteilen (finanzielle nach Nancy Faeser) eliminiert oder sogar ins Gefängnis geworfen werden. Der Generalbundesanwalt verfolgt einen Verleger von historischen Reprints (von Büchern, u.a. von Alexander Solschenizyn über „Die Juden in Russland, Graf Coudenove-Kalergi „Praktischer Idealismus“, Sven Hedin „50 Jahre Deutschland“, Richard Wagner „Das Judentum in der Musik“) als Gründer einer „kriminellen Vereinigung“. „Vereinigung“ deswegen, weil der Verleger Personal für den Versand beschäftigte. Aber „kriminell“? Was gebiert heute schon den Justizstaat so alles? Das Thema „Jude“ ist quasi unerwünscht. Aber nicht nur das Thema: Zwei Künstler, ein afroamerikanischer und eine jüdische Künstlerin stehen derzeit auf der Abschussliste des deutschländischen „inszenierten Judentums“ (Abigail Gerstetter); die Jüdische Allgemeine feuert im Februar 2024 auf
:
1.
Kanye West, der
„immer noch da [d.h. noch nicht richtig eliminiert] ist. Am 9. Februar veröffentlichte der 47-jährige Rapper aus Chicago sein neues Album Vultures 1, führte damit in 160 Ländern die digitalen Charts an und dominierte sofort die Streaming-Anbieter. Ein herber Schlag für alle, die noch an Cancel Culture glauben. Mehr als ein Jahr zuvor, am 1. Dezember 2022, saß West in einem rechten Podcast und machte….. befremdliche Aussagen. In der Musik- und Modeindustrie zog man die Reißleine, objektiv ist Kanye gecancelt – Adidas-Deal, Label-Deal, Infrastruktur: alles weg. Aber inwiefern kann man jemandem die Plattform nehmen, der sich selbst die größte Plattform ist? Die Konsumenten haben entschieden: Antisemitismus ist für sie kein großes Problem. 68 Millionen Menschen hören auf Spotify jeden Monat Kanye West.

Kommentar hierzu: Das Inszenierte Judentum strebt danach, ganz im Sinne der oppressiven deutschen Regierung, missliebige Künstler zu canceln; auszulöschen deswegen, weil man sie nicht physisch vernichten kann wie Israel seine Feinde von der HAMAS pulverisiert. Aber in die Denkrichtung der deutschen Justiz passt diese Einstellung zur „Beendigung der ökonomischen Daseinsberechtigung“.

Es kommt sogar noch schlimmer; die jüdische Staatsszenerie verrät sich in ihrem autistischen Selbstverständnis ganz offen. Denn sie offenbart, dass sie, die heute inszenierten Jüdinnen und Juden kaum Anknüpfungspunkte an die Tradition des ursprünglichen Judentums in Deutschland haben. Mirna Funk offenbart in der Jüdischen Allgemeinen“ (Anm.: Jeder Antisemit sollte dieses Blatt lesen; es schärft den antisemitischen Verstand mehr, als es „der Stürmer“ von Julius Streicher je vermocht hätte) ein orthodoxes Feindbild. Es ist die aus ultra-orthodoxen Kreisen entflohene Deborah Feldman):

2.
Deborah Feldman, zu der
„wir erst vorsichtig leise, dann immer lauter gesagt haben: Dass Deborah Feldman über keinerlei Wissen zur [Anm.: falsches Wort; es müsste heißen „über“ ]jüdischen Erfahrung und Community in Deutschland verfügt. Weil jemand, der in den Vereinigten Staaten aufgewachsen ist, also in der größten jüdischen Gemeinde in der Diaspora, und erst vor rund zehn Jahren nach Berlin gekommen ist, möglicherweise nicht die beste Repräsentantin für die deutsch-jüdische Community ist…[aha! „deutsch-jüdische“, ganz was Spezielles]…Das Grundlagenwissen nämlich, zu dem gehört, dass

von ursprünglich mehr als 500.000 deutschen Juden nach dem Nationalsozialismus
nur noch etwa 30.000 übrig blieben: rund 25.000 in der Bundesrepublik und etwa 5000 in der DDR.

Dass ein großer Teil dieser »übrig gebliebenen« Juden ursprünglich gar nicht aus Deutschland stammte, sondern hier landete, nachdem sie aus osteuropäischen Konzentrationslagern befreit und in Camps für Displaced Persons untergebracht wurden. Dass aufgrund dieser geringen Anzahl von Überlebenden des Holocaust gemischte Ehen zur Normalität wurden. Dass dann seit den frühen 90er-Jahren rund 200.000 Juden aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland kamen, die …. ihr Jüdischsein nie frei leben durften. …. Die Wucht, mit der Deborah Feldman wie ein Tsunami durchs Internet fegt, um „Juden“ ihr Jüdischsein abzusprechen, sie zu diffamieren, Lügen über sie zu verbreiten und zu diskreditieren, ist ohnegleichen. Die Ignoranz, mit der sie aus ihrer privilegierten amerikanischen Erfahrung spricht, nämlich eine von 7,5 Millionen Jüdinnen und Juden zu sein, und dabei keinerlei Verständnis für den historischen Bruch aufbringen kann, der das europäische und insbesondere deutsche Judentum zutiefst prägt, ist erschütternd. ….. Für Feldman gilt: Jude ist, wer Antizionist ist. Das allerdings hat nichts mit jüdischer Gesetzgebung zu tun, sondern einzig und allein mit ihrer persönlichen Agenda.

Das ist so ziemlich das Desavouierendste an Argumenten, was man zu Papier eines jüdischen Papers (das auch von nicht-jüdischen Deutschen gelesen wird) bringen konnte. In der Süddeutschen tritt ein Ronen Steinke unserem Funkimäuschen zur Seite (1.3.24) und fragt „Guter Jude, schlechter Jude“. Unsinn: was hätte die Abstammung mit gut oder schlecht zu tun? Gehen wir dieses Apologie einmal durch: Schon der Name „Feldman“ erlaubt den Schluss, dass Deborah F. in einer „deutschen“ Tradition steht, wie sie etwa Arnold Zweig, Kurt Tucholski, Jakob Wassermann oder Nahum Goldmann verkörperten. Frau Feldman hatte auch schon vor Ankunft in Deutschland anstandslos einen deutschen Pass erhalten gehabt. Die Zahlen zu den Juden von Funkimäuschen stimmen auch nicht; die „Nazis“ sahen sich vor Kriegsbeginn mit einer Million „Rassejuden“ in Deutschland konfrontiert, von denen 530.000 den Schäflein von Leo Baeck zugerechnet werden dürfen. Für die „Nazis“ zählten aber auch „abtrünnige“ (Felix Theilhaber) und getaufte Juden zu den Juden. Auf die Abstammung kam es den Deutschen an. Von den Juden Deutschlands brachten „die Deutschen“ 300,000 um (Golo Mann), 500.000 verließen Deutschland (wie Bruno Bettelheim, Otto Kernberg, Edgar Seligmann), etwa 150.000 überlebten (Viktor Klemperer, Fritz Neuland, Ruth Klüger) außerhalb von Lagern und in Lagern mit der Folge, dass gerade die „Feldmans“, Bettelheims, Frischs, Peierls, Franks. Freuds und Friedmanns auch noch nach dem Krieg nach Amerika auswanderten. Nach der Nazizeit sind offensichtlich von den 150.000 „Übriggebliebenen“ die meisten ausgewandert. Relativ wenige kamen aus den USA und England zurück (Philipp Rosenthal, David Katzenellenbogen). Die „amerikanischen“ Juden (wie Feldman) gehören folglich mehr zur deutschen Tradition als die 200.000 Zuwanderer aus den sozialistischen Ländern nach 1990 und die „übrig gebliebenen 25.000“, die in Deutschland hängen blieben und die bundesdeutsche Szene eines lebendigen Judentums bespielen. FUNKIMÄUSCHEN SCHIESST HIER EIN VOLLES EIGENTOR! Einmal weil sie sich sachlich irrt und dann, weil sie den Immigrationscharakter der deutschländischen Juden verrät, wenn sie mitteilt, dass sogar die 30.000 „Restjuden“ von 1948 keine alt-deutschen Juden waren. Aber sind denn von den echten altdeutschen Juden wirklich noch 150.000 nach Kriegsende weggezogen? Nein, aber sie spielen in der deutschen Kronzeugenliga keine Rolle. Weder Israel noch die Jewish Claim Conference wollte 1952 etwas von diesen assimilierten Leuten wissen (Nahum Goldmann in: Mein Leben als deutscher Jude). Leute wie Viktor Klemperer oder David Katzenellenbogen sind von der deutschen Politik und von den neu Inszenierten Juden überspielt worden (vgl. Viktor Klemperer in: „Zwischen allen Stühlen“). Davon weiß Deborah Feldman zwar auch nicht viel, erkennt aber, dass die heutigen „Hofjuden“ etwas verfälschtes an sich haben. Das inszenierte deutschländische Judentum ist ein künstlich aufgezogenes Staatsjudentum oder ein deutsches Sonderjudentum, eine Provokation für jeden Deutschen mit alt-jüdischen Vorfahren, die doch nicht so untergegangen sind, wie es Felix Theilhaber prophezeit hatte.

Und in Mischehen leben die Neuen auch, wie Funkimäuschen verrät? Wir hatten vor ein paar Wochen erfahren, dass Gil Ofarim eine „deutschblütige“ Mutter habe. Das „bemängelt“ Frau Feldman? Die inszenierten deutschländischen Sonderjuden scheinen sich unhalachisch paaren zu dürfen, aber einen Max Czollek beißen sie ab. Eine Halbjüdin (nach den Nürnberger Gesetzen) mit arischer Mutter machen sie sogar zur Präsidentin für das inszenierte Judentum. Ein Walter Homolka bildete Rabbiner aus, wie die deutsche Politik sie braucht.

Aber was sind diese neudeutschländischen Juden? Brave Zionisten notwendigerweise. Sie müssen superzionistisch sein, um von den Juden in Israel als nützliche Kommune akzeptiert zu werden. Sie können nicht einmal die Meinung der Opposition in Israel unwidersprochen hinnehmen, eine solche schon gar nicht vertreten. Jeschajahu Leibowitz? Um Gottes Wiollen! Als orthodoxer Jude ist man eher kein Zionist (vgl. Tuvia Tenenbom in: Gott spricht Jiddisch oder Jakov Rabkin in: Im Namen der Thora ), aber darauf kommt es in Deutschland nicht mehr an. „Unsere“ neuen deutschländischen Juden haben wenig Ahnung vom jüdischen Vorkriegsleben in den deutschen Ländern. Sie haben deshalb auch keinen Instinkt dafür, wie Deutschland auf den Weg zum Holocaust hatte geraten können. Es war eine staatshörig autoritäre Justiz, die „am Rechtsstaat rüttelte“ (Monika Maron) und den Weg für die Vertreibung der deutschen Bürger mit drei und mehr jüdischen Großelternteilen ebnete. Die heutige Justiz steht dienstbeflissen in der traditionellen NS-Praxis (Ingo Müller in: Furchtbare Juristen). Sie haben nur ihr „Wertekostüm“ (Richterin Lisa Jani in Berlin) dem Stil und den Ansprüchen der Zeit angepasst.

Wie in Russland, wird die Justiz bei uns gelenkt. Wie soll nun ein kleiner Staatsanwalt, der noch ein langes Behördenleben vor sich hat und ein wenig Karriere machen möchte, dem Bundesjustizminister zu widersprechen wagen? Der deutsche Richter wird, um nicht durch seine unbeholfene Sprache aufzufallen, die glatten Formulierungen in seine Urteile übernhmen, egal ob sie in der Sache passen oder nicht. Das macht das verbrecherische Wesen der deutschen Rechtspflege deutlich; die Formeln lassen sich nicht hinterfragen, ohne Empörung auszulösen. Natürlich dient auch die Jüdische Allgemeine als Quell der benötigten Formulierungen, so schlecht sie auch sein mögen, sind sie doch politisch sicher. Ein Narrativ aus der Jüdischen Allgemeinen zeigt, wie durch eine sprachliche Verderbnis der Verderbnis des politischen Denkens Vorschub geleistet wird:

„Kritik an…..Hamas-Terroristen, die für die Bodenoffensive im Gazastreifen verantwortlich sind, gab es … nicht“.

Welche merkwürdigen Zustände in Israels Militär drückt dieser Satz aus, wenn man ihn wörtlich nimmt? Wie kann der Feind für die Bodenoffensive verantwortlich sein, für die der israelische Generalstab verantwortlich zeichnen müsste? Die Stümper der JA wissen nicht, wie man es sprachlich ausdrückt, die israelische Bodenoffensive sei eine „Vergeltung“ (Tribune Juive) auf den Überfall vom 7.10. 23. „Vergeltung“ ist aber ein Nazi-Wort, das die JA meidet. Ebenso intellektuell verwaschen schreibt das jüdische Hetzblatt:

„Die Hintergründe für die Besatzung des Westjordanlandes wurden auf der Veranstaltung allerdings genauso ausgespart…“.

Gemeint ist der „Skandal“ auf der Berlinale. Die Besatzung wurde schon vor langer Zeit von Israel etabliert und hat mit dem Gaza-Morden nichts mehr zu tun. . Das „Westjordanland“ (gemeint sind wohl Samaria und Galiläa, wie man es als Nicht-Antisemit zu bezeichnen hat) wurde im 6-Tagekrieg (Juni 1967) besetzt. Wir sparen den Hintergrund all des Elends nicht aus und schreiben ganz im Sinne Israels: Jordanien beteiligte sich damals an einem Angriff auf Israel und verlor seine seit 1948 annektierte „Westbank“. Kann man aber nach einem halben Jahrhundert israelischer Verwaltung noch – wie die Jüdische Allgemeine – von einer (militärischen) „Besatzung“ sprechen? Weite Teile dieser ehemaligen Westbank sind heute Teile Israels und werden durch Betonwände von den palästinensischen Autonomiegebieten (Home-Lands) getrennt. Der israelische Minister Bezalel Smotrich ist dabei, die gänzliche Vereinigung von Galiläa und Samaria mit Israel vorzubereiten (vgl.: den „Skandal“-Film „No Other Land“). Eine „Zwei-Staaten-Lösung“, wie sie von der Bundesrepublik Deutschland immer noch hergebetet wird, ist realistisch nicht mehr machbar. Man könnte höchstens einige Zonen der Westbank und in Gaza den ehemaligen Besitzern, Jordanien und Ägypten, zurückgeben. Belässt man alles bei Israel, dann steht allerdings der Vorwurf eines Apartheitsstaates im Raum. Denn die „Araber“ sind von der Logik her nur Neben-Bürger eines „jüdischen Staates“

Hierzu erfährt man direkt aus Israel und aus der Springer-Presse, dass es in Wirklichkeit ganz anders ist:

Ezra Yachin (95), ist seit dem 1948er Krieg Israels Soldat; der Veteran empfiehlt:

In Deutschland verherrlicht die BILD-Zeitung Ezra Yachin als moralischen Starkmacher


BILD: Ezra Yachin spricht mit den Soldaten, er ermutigt sie und stärkt ihre Moral

Ganz so krass wird es in der israelischen Realität doch nicht umgesetzt werden, Ezra Yachin darf z. B. nicht vor jungen Soldaten sprechen. Deswegen knallen auch nur wenige Siedler ihre arabischen Nachbarn ab.
Aber wer dagegen in Deutschland auch nur den Vorwurf der Apartheit in den Raum stellt, wird von der deutschen Demokratielenkung als „antisemitisch“ angesehen. Die „Apartheit“, die man analog Alex Beins Meinung zum Antisemitismusbegriff nicht eins zu eins von ihrem südafrikanischen Burenstaatsmodell auf „Palästina“ übertragen sollte, hat in Israel keine rassischen, sondern religiöse Gründe. Ein „(auf-) rechter Jude“ (wie Marin Luther ihn nennt) hat eine jüdische Mutter: ihm verbietet die antike Halacha, eine Palästinenserin zu ehelichen, weil seine Klinder auf wieder rechte Juden sein sollen. Der Moslem wiederum verwirkt, wenigstens auf dem Papier, sein Leben, wenn er vom Islam abfällt und seine geehelichte Jüdin nicht zum Übertritt zum Islam bringt. Israel kennt keine Zivilehe. Insoweit ist es unscharf, Israel politisch „Apartheit“ vorzuwerfen. Die Apartheit ist spirituell begründet. Man sollte von diesem weniger spirituellen Staat die Einführung der Zivilehe als Menschenrecht fordern dürfen. Man forderte von Italien und von Irland die Einführung der zivilrechtlichen Ehescheidung, ebenso könnte man Israel als westliches Staatsgebilde zur Zivilehe verpflichten. Gäbe es nämlich zahlreiche gemischte Ehen, würden sich die sozialen Verhältnisse ändern können; natürlich nicht im Laufe von einer oder zwei Generationen. Weil aber simultan bei Moslems wie Juden die Gottlosigkeit zunehmen dürfte, könnte die religiöse Apartheit ohne Zivilehe in eine politische umschlagen. Zu überlegen wäre auch ein Großisrael bzw. ein Palästina wie die Schweiz mit vielen administrativ autonomen Kantonen, die unter einem gemeinsamen Recht stünden. Das würde ich unter einem „Freien Palästina vom Jordan bis zum Meer“ verstehen; aber der deutsche Dreck (seine Hauptstadt ist unglaublich schmutzig) – und Drecksstaat (statt „Schweinestaat“), der auch „nicht mein Land“ (Lea Fleischmann) ist, würde mir diese Formel als „Billigung der im Rahmen der Angriffe der Hamas im Oktober 2023 in Israel begangenen Tötungsdelikte auslegen“ (FAZ v. 26.2.24), wie es unser Rechtshirni und Bundesjustizminister von seiner strafrechtlich gut aufgestellten Oppressionsjustiz erwartet. Diese und die von ihr sekundierte Bürokratie quatschen immer noch von einer „Zwei-Staaten-Lösung“, die der deutsche Staatsuntertan nachzubeten hat. Die Tribune Juive schreibt hierzu (28.2.24):

„Die Zwei-Staaten-Lösung ist ein innenpolitisches Manöver der Länder, die sie zu ihrem Mantra gemacht haben: Seit 1967 [Anm.:6 Tage Krieg] zielt sie darauf ab, die Empörung der antiisraelischen Linken zu besänftigen. Diesmal ist der Anlass der Vergeltungskrieg (SIC!) gegen Gaza. Weil von ihnen verlangt wird, „etwas zu tun“ gegen Israel und gegen die globale Erwärmung, verbergen sie ihre Ohnmacht, indem sie irgendetwas sagen, aber nur, was ihre tadellose Moral demonstrieren muss. …… Was die Staats- und Regierungschefs der Welt mit ihrem bedeutungslosen Refrain beweisen, ist, dass Einstein recht hatte: „Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und zu hoffen, ein anderes Ergebnis zu erzielen.“

Fazit
Der Gaza-Krieg, die Besatzungsmaßnahmen Israels und die massenweise Tötung von dreimal so vielen Frauen und Kindern als eigentlichen Hamas-Kombattanten findet auf intellektueller Ebene längst schon bei uns im Land statt. Begonnen hatte die gewalttätige Auseinandersetzung mit dem Münchner Attentat auf die israelische Olympiamannschaft (1972), setzte sich fort mit dem betrügerisch gestaltetem en Anschluss der DDR samt Westberlins an die alten 10 Bundesländer, die Zulassung von mehr als einer Million arabischer Flüchtlinge („Verrat an Israel“ nach Karl Lagerfeld), und hat inzwischen russisches Format erreicht. Die Bundesinnenministerin Faeser bekennt sich offen zu Gewaltmaßnahmen, offiziell „gegen rechts“. Monika Maron meint, die Demokratie könne man nicht retten, indem man am Rechtsstaat rüttle. Faeser bekämpft nicht die Demokratiefeinde, sondern die politische Entwicklung des Staates.

Das bewirken die terroristischen Angriffe der verzweifelten Araber allerdings auch: Von München 1972 bis Gaza am 7.10.23 wird unser Rechtsstaat mehr und mehr zerrüttet, dessen Grundgesetz sich schleichend erledigt, als hätte es dieses nie gegeben; so wie es in Israel von Anfang an keine geschriebene Verfassung gibt. Auch bei uns gilt als Recht, was die Mehrheit politisch für richtig hält. Das hat der politische Mob bei seinen Massendemos „gegen rechts“ deutlich gemacht. Warum aber die Protestparteien Stimmen gewinnen, das wird nicht hinterfragt. Pauschal darf ich es behaupten: Der Osten rebelliert, weil der deutsche Staat ein betrügerisches Unternehmen ist; die Ossi-Länder sind Institutionen zweiter Klasse.

Anders als vor 1989 fehlt der heutigen Staatsautorität ein reales Feindbild: Es gibt keine kommunistische Gefahr mehr; wenn man nicht weiß, für was man eintreten soll, ersetzt man es durch die Gewissheit eines Feindes, gegen den man eintritt. Der fehlt heute, selbst „Putin“ ist nur ein halber Feind.
Dafür bastelt man einen „Gefahr“-Ersatz eines „israelbezogenen“ Antisemitismus für die Demokratie. Diese Lösung hat zwei Fehler: zum einen kann selbst der echte künstlerische Antisemitismus keine Gefahr für eine Demokratie sein, und zum anderen ist Deutschland keine Demokratie der traditionsreichen englischen Art, sondern der Schweinestaat einer Funktionärsherrschaft über ein saublödes Volk.

von Lobenstein

Friedman kritisiert Netanjahu. Aber wo?

Von Abraham Melzer

Danke Michel Friedman, dass du uns wieder gezeigt hast, wes Geistes Kind Du bist. Du behauptest in der Überschrift Deines naiv-primitiven Artikels, voller Banalitäten und Widersprüche, dass „nun das Schweigen das letzte Wort“ hat. Wieso eigentlich? Von welchem Schweigen sprichst Du? Ich stelle erfreut fest, dass nach dieser politischen Berlinale nirgends geschwiegen wird. Es wird heftig diskutiert und gestritten und es geht überhaupt nicht um Antisemitismus, sondern immer nur um Meinungsfreiheit. Antisemitismus interessiert niemanden mehr. Es reicht. Es hat sich ausantisemitiert. Du selbst hast ja Dein neues Pamphlet JUDENHASS genannt, weil Du geahnt hast oder schon wusstest, dass sich niemand mehr für Antisemitismus interessiert und niemand Dein Buch mit einem solchen Titel kaufen wird.

Dass Du gefangen bist im Ghetto des Antisemitismus ist uns allen schon lange klar. Es ist deshalb kein Skandal und kein Wunder, dass Du so schreibst, wie Du schreibst, geschwollen bis zum Erbrechen und dummdreist. Skandalös und für mich verwunderlich ist allein die Tatsache, dass sich immer noch Zeitungen und Verlage finden, die deinen Mist drucken. Aber, schon die alten Römer wussten: Pecunia non olet – Geld stinkt nicht.

„Nie wieder ist jetzt“, ist Dein Slogan und wohl auch Dein Wunsch. Das wünschen sich aber auch viele andere Menschen. Nicht zuletzt auch für Palästina. Es stimmt, dass der Angriff der Hamas bestialisch war und es ist absolut richtig das immer wieder zu sagen, aber wenn Du beklagst, dass den Menschen der Mut fehlte „zum Widerstand gegen den Antisemitismus“, wobei ich korrigieren würde in „den vermeintlichen Antisemitismus“, dann frage ich mich wo Deine Kritik und Widerstand geblieben ist gegen den bestialischen Überfall israelischer Soldaten auf eine Versammlung von Menschen in Gaza, die hungrig nach Brot waren. Das geschah vor laufenden Kameras und wurde in der ganzen Welt ausgestrahlt.

Du schreibst, dass durch unser Land „eine weitere, dramatische, antisemitische Welle rollt.“ Das erinnert mich an das Kommunistische Manifest von Karl Marx, das damit beginnt: „Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten Europas haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet.“ Und es war schon damals übertrieben, wenn nicht gar eine propagandistische Lüge, wie das, was Du heute schreibst, übertrieben und eine propagandistische Lüge ist. Du schreibst von einem exzessiven Judenhass und behauptest, dass sich auf deutschen Straßen „Gewalt breit macht“ und dass „Tod den Juden“ skandiert wird. Ich frage mich in welchem Land du lebst oder in welchem Jahrhundert. In dem Deutschland, in dem ich lebe, hört man jedenfalls sowas nicht und schon gar nicht, so wie bei Dir scheint, täglich. Menschen im Ausland, und vor allem Juden, müssen Angst haben nach Deutschland zu kommen. Das Gegenteil ist aber der Fall. Viele israelische Juden kommen gerne nach Deutschland und auf Berliner Straßen hörten man oft Hebräisch plappern.

Du behauptest auch: „Jüdische Menschen sind meist nicht israelische Staatsbürger, sondern Deutsche.“ Auch das ist nicht ganz richtig. Sehr viele Juden sind tatsächlich auch israelische Staatsbürger, wobei es darauf gar nicht ankommt, solange die politischen Vertreter der Juden, der Zentralrat der Juden in Deutschland, stramm, fest und ohne Widerstand hinter der rechts-radikalen israelischen Regierung stehen, solange alle jüdischen Gemeinden sich mit Israel solidarisieren, solange sie die Portraits der israelischen Präsidenten in ihrem Büro hängen und die israelische Fahne zeigen. Solange es so bleibt, wird man eben dem Vorsitzenden des Zentralrats immer wieder zum Geburtstag des israelischen Präsidenten gratulieren und nicht zu vergessen, solange eine Charlotte Knobloch in aller Öffentlichkeit behaupten wird, dass ihr Herz „in Israel begraben ist“. Leider ist auch ihr Verstand in Israel begraben, sonst hätte sie und die anderen Vorsitzenden längst dafür gesorgt, dass „Jüdische Menschen“ Deutsche sind und nicht nur Juden in Deutschland. Als Juden in Deutschland sind die Juden keine Deutsche, sondern eben nur Juden in Deutschland, wie Türken, Italiener oder Palästinenser in Deutschland. Es liegt an den Juden dies zu ändern und nicht an den Deutschen, denen sie Antisemitismus vorwerfen, wenn sie von Juden in Deutschland sprechen, die man leicht mit Israelis  verwechseln kann, da sie selbst sich von eine Identifizierung mit Israel und seiner Politik nicht Abstand nehmen. Es gibt aber nochmal genauso viele Juden, die nicht Mitglieder von jüdischen Gemeinden sind und nicht dem von Israel dirigierten Zentralrat angeschlossen sind. Das sind die jüdischen Deutschen oder Deutschen, von denen Du geschrieben hast. Du hast aber die falschen gemeint.

Du beklagst Dich, dass Demonstrationen gegen Judenhass „mickrig“ ausfallen. Dass der Funke der Empathie gegenüber Juden nicht übergesprungen ist. Und Du fragst warum. Frag doch Dich selbst. Du und Deine Mitstreiter hast doch mit dem Vorwurf des Judenhasses, den ihr bis zuletzt Antisemitismus genannt habt, völlig übertrieben. So sehr übertrieben, dass die Leute es satthatten und nicht mehr hören konnten. Und überhaupt, gab es nicht in Deutschland Jahrzehnte lang eine Empathie für die armen Juden? Und gibt es sie nicht heute noch, wenn Politiker immer noch Merkels unverantwortlichen und dümmlichen Satz wiederholen: „Israels Sicherheit ist deutsche Staatsräson.“? Und ist es nicht an der Zeit auch Empathie für die Palästinenser zu zeigen, deren Schicksal auch mit der deutschen Schuld zusammenhängt? Es reicht eben nicht nur von einer „Zweistaaten-Lösung“ zu sprechen. Man muss den zweiten Staat, nämlich Palästina auch anerkennen, und zwar sofort. Jede weitere Bemühung um Frieden zwischen Israel und den Palästinensern ist sinnlos und zum Scheitern verurteilt, solange man Palästina nicht als souveränen Staat anerkannt hat und damit den Palästinensern einen Teil ihrer Würde zurückgegeben hat.

Du interpretierst die Kritik der Kulturszene an Israels Politik als „Aggressivität gegen den Staat Israel.“ Das ist aber falsch, wo Du doch selbst schreibst: „Kultur ist ein geschützter Ort. Dort müssen alle Emotionen…möglich sein. Auch der Hass“. Das sind Deine Worte. Aber Du bist nicht in der Lage die Emotionen anderer Menschen, die Dir nicht passen, zu ertragen. Du meinst, wie schon seit langer Zeit, oder schon immer, dass man alles sagen darf und alle kritisieren darf – nur Israel nicht, denn das ist Antisemitismus.“ Und was Hass betrifft, so kann ich Dir versichern, dass in den Israel kritischen Kreisen, in denen ich verkehre, kein Hass auf Israel herrscht; allerdings Hass auf Israels rassistische Apartheid-Politik.

Du schreibst: „Harte, durchaus berechtigte Kritik an der israelischen Regierung ist eine Selbstverständlichkeit und kein Judenhass.“ Allerdings erlebe ich schon immer und ganz besonders in den letzten Tagen, dass Kritik an der Politik der israelischen Regierung überhaupt nicht selbstverständlich ist und von Dir und allen anderen Philosemiten und Israel-Freunde immer als Antisemitismus und Judenhass diskreditiert wird. Ich warte schon seit Jahren, dass Du oder Josef Schuster, oder vielleicht sogar Charlotte Knobloch, endlich uns Kritiker der israelischen Politik sagen, wann eine Kritik erlaubt sei und wann sie antisemitisch ist. Und ich warte auch schon Jahre darauf, dass Charlotte Knobloch sich bei mir entschuldigt dafür, dass sie mich einen „berüchtigten Antisemiten“ genannt hat. Ihr verhaltet euch wie der ehemalige israelische Botschafter in Washington, der nach seinen Erfolgen als Botschafter gefragt wurde und geantwortet hat: „Es ist mir gelungen die amerikanische Administration zu überzeugen, dass Kritik an Israels Politik Antisemitismus ist.“

Du behauptest, dass Terroristen und Autokraten keine Demokraten sind. Sie beschützen ihr Volk nicht, sie nutzen es aus und die eigenen Opfer spielen keine Rolle. Wie recht Du hast. Wir brauchen nur auf den Ukraine-Krieg zu schauen und auf den brutalen und rücksichtslosen Putin. Aber Netanjahu ist nicht weniger brutal, zynisch und rücksichtslos. Die israelischen Geiseln sind ihm egal und die inzwischen in die hunderten gefallenen oder besser gesagt getöteten israelischen Soldaten ebenfalls. Und nicht alle Terroristen sind Terroristen. Auch Menachem Begin und Moshe Shamir, die Führer der Etzel und Lechi, wurden von den Briten als Terroristen mit Steckbrief gesucht. Und Kenjata, der gefürchtete Führer der kenianischen Freiheitskämpfer wurde, nachdem er gesiegt hatte und Staatsoberhaupt wurde, sogar von der englischen Königin mit allen Ehren empfangen. Terrorist ist man, solange man der schwächere ist. So nannten die Nazis auch die russischen Partisanen und die französische Resistance Terroristen und die Israelis setzen diese Tradition fort. Ihre Gegner, die sie brutal bestialisch foltern und brutal unterdrücken bezeichnen sie Terroristen, wenn diese sich wehren. Und dass ein sich Wehren mit Worten nichts bringt, wehren sich die Unterdrückten am Ende mit „bestialischen Taten“. Natürlich ist das schrecklich. Aber eine mehr als fünfzigjährige Besatzung, Demütigung und Unterdrückung sind eben auch schrecklich.

Und wenn Du Dich darüber beklagst, dass man auf der Bühne der Berlinale nur Israel kritisiert hat und nicht die bestialische Tat der Hamas erwähnte, dann solltest Du so ehrlich sein und hinzufügen, dass Du auch nicht von der bestialischen Besatzung ein Wort geschrieben hast. Die sinnlose Siedlungspolitik der Netanjahu Regierung zu kritisieren, reicht nicht. Die Besatzung ist das Problem und sie muss aufhören und ich vermisse hier Deine Kritik.

Nie wieder ist jetzt, heißt Deine Forderung. Warum gilt sie nicht für den israelischen und palästinensischen Filmemacher, die es gewagt haben, eben jetzt, in Berlin und vor einem vollen Saal zu verlangen: „Peace for Palestine and Israel“. Und wo blieb Deine Stimme, als bekannt wurde, dass der israelische Filmemacher nicht nach Israel zurückkehren kann und sich in Griechenland versteckt, aus Angst vor einem jüdisch-israelischen Mob, der sich für seine vernünftigen Worte rächen will. Und ist das schon Antisemitismus, wenn der amerikanische Kollege mit einem Arabertuch, einer Kefia, auftritt? Sind denn alle bescheuert?

Und Du manipulierst wieder Deine Leserschaft, wenn Du fragst: Warum eigentlich immer Israel? Es geht um BDS und um Boykott. Wieso also „immer nur Israel“. Wird denn Russland nicht boykottiert, und der Iran und Nord-Korea?

Du schreibst geschwollen und selbstgerecht von Artikel 1 des Grundgesetzes, von der „Würde des Menschen“, die unantastbar ist. Du vergisst aber zu erwähnen, dass dies für alle Menschen gilt, nicht nur für Juden, auch für Moslems und auch für Palästinenser, deren Menschenwürde in Israel nichts gilt. Wir haben es gerade in Gaza gesehen. Und es begann nicht erst jetzt. Als vor mehr als 30 Jahren in der Wüstenstadt Beer-Sheva ein durchgeknallter Richter entschieden hat, das jüdisches Blut wertvoller als arabisches Blut sei, hat keine israelische Zeitung aufgeschrien und die Bevölkerung schwieg. Als voriges Jahr Netanjahu zwei vorbestrafte rassistische Minister in sein Kabinett aufgenommen hatte, schwiegen die Israelis und die ganze Welt. Es sind Minister, die seit Jahren Genozid für die Palästinenser fordern, und wenn nicht das, dann zumindest die totale Vertreibung der Palästinenser. Als ob das menschlicher und humaner wäre. Und Du beklagst Dich, dass der harmlose Slogan „From the River to the Sea“ an das Verhalten der Nazis erinnert. Daran erinnert mich eher die Gewalt der Siedler und der Siedlerjugend gegen palästinensische Bauern und dass Yeshajahu Leibowitz diese Juden als „Judeo-Nazis“ bezeichnet hat. Und was den Slogan betrifft, so weißt Du sicherlich, dass das auch der Slogan der Rechts-Nationalisten in Israel ist. Sie haben es allerdings umgedreht und skandieren: „Vom Meer bis zum Joran „ und sogar darüber hinaus. Ich habe lange genug in Israel gelebt um das nicht zu vergessen.

Die Bühne in Berlin wurde mitnichten missbraucht, als Israel, als Apartheid-Staat bezeichnet wurde. Viele Juden und Israelis machen es auch. Und das Israels Handeln in Gaza ein Genozid genannt werden kann, hat auch das IGH in Den Haag schon festgestellt. Engstirnigkeit, Hetze und Hass sehe ich auf beide Seiten und leider gießen die Politiker beider Seiten, aber auch Du und Deine Freunde, immer mehr Öl ins Feuer. Es wird keinen  Frieden geben, wenn es so weiter geht. Netanjahus Politik, dass man den Konflikt „managen“ kann, ist gescheitert. Es kann nur noch eine radikale Umkehr der israelischen Politik etwas ändern. Aber eine solcher ist nicht in Sicht..

Du schreibst: „Kultur ist ein geschützter Ort. Dort müssen alle Emotionen in Texten, in Musik, in bildenden Künsten und in vielen anderen kulturellen Übersetzungen möglich sein. Auch der Hass.“ Dann solltest Du dich entscheiden, ob das auch für Kritik an Israels Politik gilt.  Wenn ja, dann solltest Du endlich aufhören Kritik an Israel als antisemitisch diskreditieren. Wenn nein, wenn Du der Meinung bist, dass es so ist, dann solltest Du nicht mehr von der Freiheit der Kunst bzw. von jeglicher Meinungsfreiheit schwafeln, denn es hört sich dann heuchlerisch, zynisch und falsch an. Ich bin schon seit langem überzeugt, dass Du ein Heuchler und Lügner bist. Du redest und predigst von Wahrhaftigkeit und betrügst uns alle, sogar Deine Frau. Du bist ein falscher Prophet und ein schlechter Schriftsteller. Deine Sprache ist gefällig und schwer lesbar. Aber Du bist wie Du bist und ich kann Dir deswegen keine Vorwürfe machen, denn wie Du selbst sagst: Die Gedanken sind frei. Auch wenn sie voller Hass, Verachtung und Geringschätzung sind. Wahrhaftigkeit, Dein Lieblingswort, sieht anders aus.

 

An die Beauftragte für Kultur und Medien, Staatsministerin Claudia Roth

1. März 2024

Guten Tag Frau Staatsministerin Claudia Roth,

ich bin entsetzt über Ihre Antisemitismusvorwürfe nach der Berlinale.

Ist es antisemitisch, wenn man einen Waffenstillstand fordert, ist es antisemitisch, wenn man dieses Gemetzel in Gaza als Völkermord bezeichnet? Nein, der israelische Experte für Völkermord und
Holocaust, Raz Segal, bezeichnete den israelischen Angriff auf den Gazastreifen als Genozid, und wies auf die Kriterien der Völkermordkonvention der Vereinten Nationen von 1948 hin. Gaza ist für Segal ein „Lehrbuchfall“ von Genozid, denn es ist ein Völkermord mit Ansage, wie einige Aussagen israelischer Politiker eindeutig zeigen:

Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant: „Ich habe eine vollständige Belagerung des Gazastreifens angeordnet. Es wird keinen Strom geben, keine Lebensmittel, keinen Treibstoff, alles ist geschlossen. Wir kämpfen gegen menschliche Tiere, und wir handeln entsprechend. Der Gazastreifen wird nicht mehr so sein wie vorher. Wir werden alles liquidieren.“

Premierminister Netanjahu: „Ich sage den Bewohnern des Gazastreifens: Verschwindet jetzt von dort, denn wir werden überall und mit aller Kraft handeln […] Gaza ist die Stadt des Bösen, wir werden alle Orte, an denen sich die Hamas aufhält und versteckt, in Trümmer verwandeln.“

Energie- und Wasserminister Yisrael Katz: ”Sie werden nicht einen Tropfen Wasser oder eine einzige Batterie erhalten, bis sie die Welt verlassen.”

Tsachi Hanegbi, Vorsitzender des Rates für nationale Sicherheit: „Mit einem Feind, den wir auslöschen wollen, wird es keine Verhandlungen geben.“

Das israelische Militär befolgt diese Anweisungen und lässt kaum Lebensmittel, Wasser, noch Medikamente in den Gazastreifen, die die hungernde Bevölkerung so dringend braucht.

Das Aushungern von Zivilisten als Mittel der Kriegführung ist laut dem Römischen Statut des Internationalen Strafgerichtshofs ein Kriegsverbrechen und sollte auch von der deutschen Regierung immer wieder angeprangert werden. Aber schöne Worte oder Appelle scheinen schon lange ohne irgendwelche Konsequenzen zu verhallen. Also müssen den Worten Taten folgen, was etliche Regierungen angesichts des anhaltenden Mordens und Zerstörung schon lange fordern. Das heißt, keine Waffenlieferungen, keine finanzielle Unterstützung und sofortiges Aussetzen des EU-Israel-Assoziierungsabkommens!

Es ist absolut unverständlich und in meinen Augen auch absolut skandalös, dass die Bundesregierung weiterhin Waffen an die israelische Regierung liefert. Will die Bundesregierung wirklich die israelische Regierung unterstützen, der zwei rechtsextreme Minister angehören? Itamar Ben-Gvir, Minister für Nationale Sicherheit und Polizei, wird von der israelischen Zeitung Haaretz als „jüdischer Terrorist“ bezeichnet und ist wegen Rechtsterrorismus rechtskräftig verurteilt. Er verteilte unlängst Waffen an die Siedler im Westjordanland, die Palästinenser aus ihren Häusern und von ihrem Land vertreiben.
Die Bedrohungen und Angriffe auf die palästinensische Bevölkerung im Westjordanland sind allerdings kaum in den deutschen Medien. Die fokussieren sich wie die Politik auf den Antisemitismus, der mit Israelkritik gleichgesetzt wird.

Der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich nennt sich selbst öffentlich Faschist und leugnet die Palästinenser als Volk, „weil es so etwas wie das palästinensische Volk nicht gibt“. Und solche Leute
unterstützt die Bundesregierung?

Sie werden wohl gehört haben, dass der israelische Filmemacher Yuval Abraham, dem Sie auf der Berlinale applaudiert haben, nach den Antisemitismusvorwürfen nach seinem Berlinale-Auftritt Morddrohungen erhalten hat und dass seine Familie von einem rechtsgerichteten israelischen Mob in ihrem Haus bedroht wurde, so dass sie noch in der Nacht flohen.

Ist Ihnen und den anderen Politikern eigentlich bewusst, dass sie mit den Antisemitismusvorwürfen gegen Juden und Jüdinnen diese Menschen gefährden? Warum wird nicht zwischen Kritik an der
israelischen Politik und Antisemitismus unterschieden, wird diese Differenzierung bewusst nicht gemacht?

Darf ich Sie erinnern, dass der Bundestag 2010 einmütig einen Antrag angenommen hat, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, alles zu tun, um die Blockade Gazas aufzuheben? Leider haben die Bundesregierungen der letzten 14 Jahre nicht ansatzweise versucht, dieser Forderung stattzugeben. Jetzt ist die Aufhebung der Blockade lebensnotweniger denn je.

Mit dem drohenden Hungertod Tausender Menschen im Gazastreifen und der Fristverstreichung, die der Internationale Gerichtshof der israelischen Regierung auferlegt hat, muss die internationale Gemeinschaft, und insbesondere die USA und die Bundesregierung als die größten Unterstützer der israelischen Regierung, sich jetzt eindeutig positionieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Dazu gehören die sofortige Einstellung aller Waffen- und Geldlieferungen an Israel, Suspendierung aller Handelsverträge und die sofortige Wiedereinstellung der Zahlungen an UNRWA! Die Ermöglichung von Hilfslieferungen auf dem Land-, Wasserweg und von Flugzeugen und ein sofortiger
Waffenstillstand.

Wie Sie wissen, hat der IGH Ende Januar Israel auf Antrag Südafrikas in einer Eilentscheidung aufgefordert, in Gaza keinen Völkermord zu begehen und die Versorgung der palästinensischen Zivilbevölkerung zu verbessern. Bis Ende Februar sollte Israel dem IGH berichten, wie es die Vorgaben umgesetzt hat. Das ist nicht geschehen. Welche Konsequenzen hat diese Unterlassung?

Ich möchte Sie bitten, die ungerechtfertigten Antisemitismusvorwürfen gegen Kulturschaffende zu unterlassen, die sie gefährden, und die eher dem Antisemitismus dienlich sind und ihn befördern.

Wenn die Diffamierungen gegen israelkritische Menschen weitergehen, werden immer wenige Kulturschaffende bereit sein, nach Deutschland zu kommen, weil sie Gefahr laufen, beschimpft und möglicherweise bestraft zu werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie eine solche drohende kulturelle Armut bei uns fördern möchten.

Ich hoffe sehr, dass die beiden Regisseure des Films „No other Land“ Yuval Abraham und Basel Adra die Anschuldigungen und Antisemitismusvorwürfen ohne weitere große Probleme überstehen! Falls ihnen etwas passiert, tragen Sie, Claudia Roth, eine Mitschuld.

Am besten wäre eine publikumswirksame Entschuldigung Ihrerseits und die „Reinwaschung“ der beiden Regisseure vom Stigma des Antisemitismus! Viele Menschen würden Ihnen dafür viel Beifall zollen!

Mit der Bitte um Bestätigung des Erhalts meines Briefes verbleibe ich

Annette Groth

ehemalige Menschenrechtspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag

Kulturministerin Claudia Roth klatschte auf der Berlinale 24 nur mit einer Hand.

Shelly Steinberg, München
Mein Brief an Claudia Roth (Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien):

Sehr geehrte Frau Roth,

ich wende mich an Sie, da ich sprach- und fassungslos bin angesichts der Reaktionen auf die Reden auf der Berlinale 2024.
Ich selbst bin in Israel geboren und in Deutschland aufgewachsen. Ich habe Judaistik, Jüdische Geschichte und Kultur sowie Kultursoziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert.
2010 habe ich im Rahmen des IPS (International Parliamentary Scholarship) für den Bundestag ein Praktikum in der Knesset in Jerusalem absolviert.

Seit Jahren ist hier in Deutschland ein äußerst bedenkliches, repressives Vorgehen der Politik gegenüber israelkritischen Stimmen zu sehen.
Um eine pro-israelische Agenda durchzusetzen, missbrauchen Politiker und weitere öffentliche Institutionen den Begriff Antisemitismus. Diese Diffamierung macht auch vor jüdischen bzw. israelischen Kritikern keinen Halt. Es ist zu beobachten, wie deutsche Politiker sich zu Handlangern der Israellobby machen und dabei geltendes Recht missachten. Meinungsfreiheit ist eines der höchsten demokratischen Güter – doch sobald es um Israel geht, wirft die deutsche Politik rechtsstaatliche Prinzipien über Bord. Zugunsten der Politik Israels wird Menschen das in der Verfassung verbriefte Recht auf Meinungsfreiheit entzogen. Meinungsfreiheit bedeutet aber nicht nur das Recht des Einzelnen auf freie Meinungsäußerung, sonder auch das Recht, sich freiheitlich eine Meinung bilden zu können; mit den permanenten Zensuren missachtet der Staat somit das Recht der Gesellschaft, Zugang zu unterschiedlichen Informationen zu bekommen. Und genau dieses Spektrum an Informationen zu gewährleisten, wäre die Aufgabe der politischen Ebene und nicht – so wie sie es jetzt tut – eine bestimmte Meinung und Direktive vorzugeben und mit verfassungswidrigen Repressionen durchzusetzen.

Antisemitismus ist ganz klar als Hass/Anfeindung gegen Juden aufgrund ihrer bloßen Existenz als Juden definiert. Beim Antisemitismus geht es wie bei jeder Form des Rassismus‘ nicht darum, was gemacht wird, sondern vom wem etwas gemacht wird – nicht das Was, sondern das Wer ist hier entscheidend. Und daher ist der Antisemitismusvorwurf gegen Kritiker der israelischen Politik absurd. Den Palästinensern und ihren Unterstützern ist es egal, dass die Besatzer und Unterdrücker Juden sind – wären die Besatzer Buddhisten, würden sich die Palästinenser genauso wehren. Es sind doch eher die Deutschen, die mit einer regelrechten Obsession alles verteidigen, was Israel macht, weil es sich dabei um Juden handelt. Es sind die Deutschen, für die das Wer die entscheidende Rolle spielt – und das entspricht ganz klar der Definition von Antisemitismus.

Das Wort „Jude“ ist kein einziges Mal auf der Berlinale gefallen. Dennoch wird hier Antisemitismus herbei fantasiert. Wenn man den Begriff „Genozid“ im Bezug auf Israels Vorgehen in Gaza nicht verwenden darf, weil das antisemitisch sei, dann bedeutet das im Umkehrschluß, dass Genozid etwas Jüdisches sei. Es ist eine schiere Unverschämtheit, welches Bild des Judentums von deutschen Politikern hier gezeichnet wird. Es ist nichts Jüdisches, Kinder, Männer und Frauen zu entrechten, zu entwürdigen und umzubringen. Es ist nichts Jüdisches, Land eines anderen Volkes zu rauben und die dortige Bevölkerung zu unterdrücken und auszubeuten. Daher KANN die Kritik an solchen Zuständen gar nicht antisemitisch sein. Wer jedoch angesichts dieser Verbrechen von Antisemitismus spricht, missbraucht diesen Begriff und zeichnet ein widerliches Bild vom Judentum. Gegen eine solche Darstellung des Judentums verwehre ich mich vehement!
Statt in den eigenen Reihen wahren Antisemitismus zu bekämpfen, wird hier gegen jeden Israelkritker geschossen. Ein solches Vorgehen wirkt sich nicht sonderlich förderlich für die demokratische Ordnung in diesem Land aus.
Es wäre schön, wenn auch einmal andere jüdische Stimmen als die des Zentralrats der Juden Gehör finden würden – denn der Zentralrat vertritt nur die absolute Minderheit der in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden. Der Zentralrat ist kein von den Bürgern gewähltes politisches Organ, daher herrscht bei den Bürgern Unverständnis über die enorme Einflussnahme des Zentralrats auf bestimmte politische Themen. Es ist nicht Aufgabe der deutschen Politiker, sich in Israelbelangen Vorgaben vom Zentralrat machen zu lassen und diese dann unkritisch umzusetzen.

Der Skandal ist der Skandal

Von Abraham Melzer

Seit mehr als 50 Jahren beschäftige ich mich mit dem Nahost-Konflikt und mit dem Problem des Antisemitismus, vor allem in Deutschland. Früher, in meiner Jugend, war allen klar, was Antisemitismus bedeutet und wer ein Antisemit ist: Nämlich derjenige, der Juden hasst und sie beseitigen will. Auch das „Beseitigen“, ersatzweise ihr. „vernichten, ermorden,  endlösen“ war ein unmissverständliches Anliegen. Es ist ein Verbrechen und muss vom Staat verfolgt und bestraft werden. Das mit dem Hass ist aber nicht so einfach, denn Hass kann man nicht erkennen; er fällt schließlich unter die Gedanken- und Gefühlsfreiheit, die wie gesagt, frei sind.

Der Begriff des Antisemitismus hat sich im Verlauf der letzten fünfzig Jahre völlig gewandelt. Er hat mehrere Metamorphosen erlebt und bewältigt. Was früher Judenhass bedeutete, bedeutet 50 Jahre später Kritik an der israelischen Politik. Aktuell mutiert er in reine Kritik am Vorgehen der Israelis gegen die Hamas und in Kritik am Krieg Israels schlechthin. Mehr noch, schon der Umstand, dass der amerikanische Filmemacher Ben Russel, der für seinen Film „Direct Action“ mit einem Palästinensertuch bei der Preisverleihung aufgetreten ist, reichte aus, ihn als Antisemiten hinzustellen.

Auch ein israelischer und ein palästinensischer Filmemacher bekamen für ihren Dokumentarfilm „No Other Land“, der die Brutalität der israelischen Besatzungstruppen im Westjordanland zeigt, den Dokumentarfilmpreis der Berlinale. Sie empfingen auch den Panorama-Publikum Preis, wurden dafür kritisiert und schließlich als Antisemiten abgefertigt, weil der israelische Regisseur Yuval Abraham es gewagt hatte zu bemerken, dass bei Rückkehr in ihr Land für seinen palästinensischen Partner und Kollegen Basel Adra im besetzten Westjordanland nicht dasselbe Recht gelte, wie für ihn in Israel. Basel Adra seinerseits beging den unverzeihlichen und für viele einen antisemitischen Fehler, als er zum Ausdruck brachte, dass es ihm schwer falle, den Preis zu feiern, während in Gaza weiterhin Menschen getötet werden, nur weil sie Palästinenser sind. Das war wohl zu viel für die zarten Ohren der deutschen Gutmenschen, die nicht hören wollen, wenn palästinensisches Leid thematisiert wird.

Yuval Abraham schrieb in einem offenen Brief am 27.02.2024:

„Ein rechtsgerichteter israelischer Mob kam gestern (26.2.24) in das Haus meiner Familie, um nach mir zu suchen. Er bedrohte enge Familienmitglieder. Dies geschah, nachdem israelische Medien und deutsche Politiker meine Rede auf der Berlinale – in der ich die Gleichberechtigung von Israelis und Palästinensern, einen Waffenstillstand und ein Ende der Apartheid forderte – absurderweise als „antisemitisch“ bezeichneten. Ich bekomme Morddrohungen und musste meinen Heimflug absagen.“

Politiker, Professoren, Journalisten und Redakteure fühlten sich sofort in der Pflicht, nach angelerntem Schema  zu reagieren; sie alle schrien auf: „Haltet den Dieb, er ist ein Antisemit.“  Bestärkt wurden sie durch die Tatsache, dass es linientreue „Gutmenschen“ auch in Israel gibt, die den israelischen Regisseur Yuval Abraham als „Antisemit“ verunglimpften. Israel wird mehr und mehr zum dem, was der berühmte und gefürchtete Kritiker der israelischen Politik, Prof. Yeschajahu Leibowitz  schon vor Jahren vorausgeahnt hat: Ein Land von Judeo-Nazis. Rückblickend gesehen wurde Professor Leibowitz zu einem Proto-Antisemiten neuer Art.

Je deutscher der Politiker, desto eifriger nutzt er die Chance, um sich in den Medien zu produzieren. Die Medien ihrerseits hatten endlich ein Skandalthema, und hatten nichts anderes zu tun, als vom Berlinale-Skandal zu berichten. So sprach Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner, der mit seiner Bildung leider im Kindergarten steckengeblieben zu sein scheint, von einem „untragbaren Relativieren“. Er vergaß zu erwähnen was im verteufelten Dokumentarfilm wohl „relativiert“ worden sei. Er nannte das Geschehen eine „perfide Täter-Opfer-Umkehr“, wie sie Franz Werfel in seiner Novelle: „Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuld“ beschrieben hatte. Nach Kai Wegner sind die Israelis edel, vollkommen und immer unschuldig. Die Palästinenser sind schuldbeladen, wohl deswegen, weil sie den Juden ihr Land nicht auf einem silbernen Tablett servierten, sondern selbst heute noch, nach mehr als siebzig Jahren um ihr Land, um ihren Grund und Boden, um ihre Freiheit und Würde kämpfen.

Die Palästinenser sind also die Täter, und die Israelis sind ihre Opfer. Ein anderer, mit dem ich in der Regel absolut nicht übereinstimme, Henryk M. Broder, hat sogar gesagt: „Es stimmt, die Israelis sind Täter“, und er fügte zynisch und geschmacklos hinzu, „Aber Tätersein macht Spaß!“ Kai Wegner, der keine Ahnung hat sollte sich besser informieren, wenn er weniger dümmliche und peinliche Statements von sich geben möchte.

Aber auch die Grünen- und FDP-Politiker Konstantin von Notz und Linda Teutenberg meinten, der Genozid-Vorwurf angesichts von nur 30.000 Toten Palästinenser, darunter 12.000 Kinder, sei „absurd“,  und ein „Gefasel vom Genozid“. Müssen es immer erst Millionen werden, um als Genozid bezeichnen werden zu dürfen? Dreißigtausend sind nicht der Rede wert, zumal es sich noch nur um Palästinenser handelt, die der israelische Präsident unter die „Tiere in Menschengestalt“ gerechnet hatte.

Es melden sich aber noch viel mehr pro-israelische Stimmen zu Wort, die als Gutmenschen wahrgenommen werden wollen. Nicht wenige halten sich tatsächlich für gute Menschen, wenn sie die bestialischen Taten der Hamas verurteilen und die nicht weniger bestialischen Taten der israelischen Armee verschweigen. Christian Tretbar, der Chefredakteur des Tagesspiegels bezeichnet die Preisverleihung: „Peinlich, beschämend, verstörend, propagandistisch und eine Pro-Palästina Show.“ Wenn es eine amtlich genehmigte „Pro-Israel-Show“ gewesen wäre, hätte er sie vermutlich ignoriert, denn diese wäre dann politisch korrekt gewesen. Eine „spontane“ Pro-Palästina-Show kommt einem blanken Antisemitismus gleich. Es ist Tretbar wohl entgangen, dass das, was er geschrieben hat, peinlich, beschämend und propagandistisch ist, nämlich fast wörtlich bei der israelischen Hasbara abgeschrieben.

Und für NZZ-Redakteur Alexander Kissler, der genauso gut zur Bildzeitung passen würde, war die Berlinale ein „Klassentreffen der Israelhasser“. Man fragt sich warum er nicht gleich „der Judenhasser“ geschrieben hat. Judenhass ist, frei nach Michel Friedman, das neue-alte Wort für Antisemitismus, nachdem sich dieser immerhin mehr als 150 Jahre bewahrt hat, und jetzt vollkommen umgewertet worden ist. Haltlose Gesinnungsverdächtigungen von Leuten wie Michel Friedman, Charlotte Knobloch, Josef Schuster und seitens anderer „ehrenwerter“ Juden haben es zustande gebracht, dass sogar Juden als „berüchtigte Antisemiten“ diffamiert werden können, als diese es gewagt haben sich von der israelischen Regierungspolitik zu distanzieren, wie zum Beispiel mich. Wenn auch Juden Antisemiten sein können, umso mehr können es auch Nichtjuden sein.

Die Liste solcher und ähnlicher Äußerungen ließe sich beliebig fortführen. Es begann schon letztes Jahr bei der documenta, wo die Freiheit der Kunst und die Freiheit der eigenen Meinung heftig attackiert wurde und aus Banalitäten Antisemitismus konstruiert wurde. Ein Vorwurf, den nicht-deutsche Künstler überhaupt nicht verstehen können. Und schon bei der documenta erhoben sich Stimmen dämlicher und kulturloser Politiker und Journalisten, dass man in Deutschland die Kulturpolitik „sehr genau beobachten“ muss und im ernsten Fall die finanziellen Mittel entziehen sollte. Mit Geld lässt sich eben alles regulieren. Dr. Josef Goebbels kontrollierte die Kunst und Meinung über Papierzuteilungen, Nancy Faeser will es über Zuwendungen an Geld organisieren.

Philipp von Becker schreibt in den Nachdenkseiten: „Für Union und Publikationen der Axel Springer SE – die im Übrigen mit illegalen israelischen Siedlungen Geld verdienen – mögen Rassismus und Zensuraufrufe noch als trauriges „business as usual“ zu verbuchen sein. Doch dass auch weite Teile der sogenannten „bürgerlichen Presse“ sowie Vertreter ehemals als „links“ geltender Parteien nicht auf die Idee kommen, dass der Protest herausragender Filmkünstler auf einem der wichtigsten Filmfestival der Welt nichts mit Antisemitismus, sondern mit 30.000 getöteten Menschen (davon 12.000 Kindern), einem komplett zerstörten Gazastreifen, 1,7 Millionen Vertriebenen, Jahrzehnten Apartheid, einer von Hungersnot bedrohten Bevölkerung und offen geäußerten genozidalen Absichten einer rechtsextremen Regierung zu tun hat, ist ein erbärmliches Schreckenszeugnis für eine sich für demokratisch und aufgeklärt haltende Gesellschaft.“

Das ist der Skandal.

Und von Becker führt fort: „Die traurige Realität hierbei ist: Nicht diejenigen, die gegen die Kriegsverbrechen einer rechtsextremistischen Regierung und Jahrzehnte Apartheid protestieren, sondern diejenigen, die dies weiterhin rechtfertigen, sind diejenigen, die Antisemitismus befördern und mit ihren haltlosen Anschuldigungen den Antisemitismusbegriff vollkommen entwerten.“ Er kann damit nur diejenigen meinen, die auch ich seit Jahren anprangere. Es sind die inzwischen zahllosen gewordenen Antisemitismusbeauftragten, die von Politiker bestallt und vergattert werden. Zum Teil sind die Krypto- Antisemiten, zum Teil glühende Philosemiten, wobei ihre Glut das gleiche verderbliche Ergebnis hat.

Es ist gefährlich für Deutschland, wenn das deutsche Kulturleben von hörigen Beamten und von Israels Geheimdienst gemanagt wird.  Kulturignorante jüdische Funktionären wie Charlotte Knobloch oder Josef Schuster wollen bestimmen, dass jede noch so vorsichtig vorgetragene Kritik an Israel und seiner rechtsradikalen Regierung als Antisemitismus ausgemacht wird. Wenn man es ihnen nachsehen will, weil es ja ihr Job ist und weil sie dafür gedungen sind und besoldet werden, dann ist es umso schlimmer, dass die deutschen Medien hier mitmachen. Sie verschaffen diesen objektiv unbedeutenden Funktionären und politischen Zwergen eine Bühne.

Leider ist es der jüdischen Funktionärin Charlotte Knobloch gelungen, dass die Stadt München, als einzige Stadt in Deutschland und weltweit, das Anbringen von Stolpersteinen nicht zulässt. Knobloch ist es gelungen den Münchner Stadträten, quer durch alle Fraktionen und seit Jahren, einzuimpfen, dass das Treten auf einem Stolperstein ein antisemitischer Akt sei. Und das erinnert an den ehemaligen israelischen Botschafter in Washington, der auf die Frage was sein größter Erfolg während seiner Amtszeit als Botschafter Israels gewesen sei, geantwortet hat: „Es ist mir gelungen die amerikanische Administration davon zu überzeugen, dass Kritik an Israel Antisemitismus sei.“

Das hat die deutsche Szene in vorauseilendem Gehorsam übernommen und setzt es täglich um.

 

 

Das Patchwork Weltbild von Laien, Dilettanten, Amateuren und Halb-Imbezilen

Leider wissen wir nicht, mit welchen Argumenten die Bundesrepublik Israel im Streit um den Völkermordvorwurf sekundieren möchte. Möglicherweise war die Ankündigung des Streitbeitritts nur politisches Gedöns der Bärziege, vielleicht haben sich die Schlappschwänze des „AA“ noch auf keine knackige Formulierung einigen können. Sie können weder das Argument bringen, Israel sei zu recht von Deutschlands Morden noch traumatisiert, und können auch nicht „Clausewitz“ zitieren, und die Vernichtung Gazas Streitmacht fordern. Jeder deutsche Cant wäre für Israel schädlich, das im Verfahren vor dem IGH ohnehin schon seine Rufschädigung beklagt. Tun wir also eine gewissen patriotische Pflicht und helfen unserem diplomatischen Dienst. Vorab muss man Israels Einlassung gelesen haben, die z.B. in der „tribune juive“ wiedergegeben wurde (in der deutschen Jüdischen Allgemeinen findet man nichts). Dann möchte man wüschen, dass alsbald eine entschlossene Opposition der Regierung Netanjahu das Handwerk seines Dilettantismus legt. Unterstellen wir, dass der Schlag gegen die HAMAS vollumfänglich gerechtfertigt sei, wie es Israel vor dem IGH vorträgt, ergibt sich folgendes Bild:

Wenn sich die Kombattanten der HAMAS darauf beschränkt hätten, Gefangene zu machen, um ihre in israelischen Gefängnissen schmachtenden Genossen freizupressen, hätte es nicht zum Krieg kommen müssen. Die Geiseln hätten einen gewissen Schutz dargestellt. Weil aber sich nicht nur Kombattanten, sondern sich auch Mörder und Verbrecher hatten Lorbeeren verdienen wollen, die dann nur unbewaffnete Zivilisten abschlachteten und Frauen vergewaltigten – sie sollen auch Kleinkinder auf offenem Feuer gebraten haben – statt sie gefangen zu nehmen, haben sie der Regierung N. eine Steilvorlage für den Feldzug geliefert. Keine zivilisierte Regierung der westlichen Welt konnte sich nach dem 7.10.23 angesichts der sinnlosen Gräuel des zum Pogrom ausartenden Überfalls auf die Seite Gazas stellen.

Nun aber kommt Südafrika und bittet den IGH um Hilfe zugunsten der leidenden Bevölkerung Gazas; Namibia stellt sich flugs an dessen Seite und macht der Bundesrepublik Vorwürfe, dass sie Israel beistehen wolle, ja sogar den IDF den benötigten Nachschub an Munition verschafft.

Wie konnte das alles so schieflaufen? Ein erster Fehler liegt im Hass aller Beteiligten, der sowohl die arabischen als auch die israelischen Gehirne desfunktioniert. Eugen Bleuler spricht von einem „dereistischen Denken“, das aus dem tierischen Erfahrungshorizont des Menschen dessen Handeln veranlasst. In Israel glaubt man außerdem, man könne sich dank des Holocausts so ziemlich alles erlauben, was unterhalb dieses Kriegsverbrechens bleibe. Abgesehen davon, dass der Holocaust kaum einen Bürger der Dritten Welt aufregt, akzeptiert dort kaum jemand den Holocaust als Freibrief, den Gazanern ein etwas minderes Unrecht antun zu dürfen. Dort sieht man den Holocaust in einer Galerie von Verbrechen, die in der modernen Geschichte die Imperialisten ihren Kolonialvölkern angetan haben: die Brutalität der Belgier im Kongo, die Ausrottung der Indianer Nordamerikas oder die Ausbeutung Indiens durch die Briten sind für die Dritte Welt ausreichende Beispiele. Man mordet, weil man sonst keine Ideen hat. Natürlich wurde der Bombenkrieg der Anglo-Amerikaner gegen Deutschland auch nicht anders geführt, wobei der Angriff auf die Möhnetalsperre, die zum Ziel hatte, möglichst viele deutsche Zivilisten zu ersäufen, den Vorsatz für Völkermord indiziert. Wie dann eine Friedensordnung für Europa aussah, kann hier nicht diskutiert werden.

Krieg ist Krieg und ein intelligenter Politiker und ein denkender Stratege hätten zumindest den kleinen Gazakrieg militärisch vernünftig konzipieren können. Ganz offensichtlich sind die IDF von oben bis unten nur eine Miliz von Amateuren und Reservisten, die ihren „Clausewitz“ nicht studiert hat. Sie ersetzen militärische Manöver durch eine Massierung von Sprenggranaten und verursachen in knapp 4 Monaten Krieg 30.000 Kollateraltote. Wenn, wie die IDF selbst behaupten, jeder dritte Tote ein HAMAS-Kämpfer wäre, dann führt das Kriegskabinett den Gazakrieg mörderisch aus purem Dilettantismus. Sie veranstalten eine Art „Drückjagd“ auf die HAMAS, die ihrerseits dem Druck nachgibt und zurückweicht, so dass jetzt ein Halali in Rafah bevorsteht. Angebracht wäre gegen die HAMAS aber ein Kesseltreiben gewesen. Wie konnte die IDF so närrisch sein, im Norden anzugreifen? Wenn sie die zivile Bevölkerung in den Süden zu flüchten nötigt, ist sie auch für deren Schutz und Sicherheit verantwortlich.

Nun haben sie den Ärger vor dem Internationalen Gerichtshof. Das hätte nicht so kommen müssen.

Man hätte im Süden angreifen sollen, die Grenze zu Ägypten abriegeln und dann nördlich Rafah auf freiem Feld mit Baumaschinen nach den Verbindungstunneln suchen können. Wären diese Nachschubwege einmal unterbrochen, dann wäre es eine Frage der Zeit geblieben, wann Gaza kapituliert; nach geltendem Völkerrecht bräuchte Israel keine „humanitäre Hilfe“ in ein belagertes Gaza gelangen zu lassen; die IDF hätte eine belagerte Stadt Gaza bequem und legitim bombardieren können. Solange die Grenze zu Ägypten nicht abgeriegelt gewesen wäre, hätte man – den Geisels zu liebe – noch ausreichend Versorgung nach Gaza gelangen lassen können. Aber ab dem Moment, wo man Gaza militärisch eingeschlossen hat, kann man die Kapitulationsbedingungen gnadenlos stellen:

Freilassung der Geiseln
Auslieferung aller namentlich bekannten HAMAS-Funktionäre
bzw. Herausgabe deren Leichen.

Bevor diese Bedingungen nicht erfüllt worden wäre, hätte die Belagerung mit allem Drum und Dran weitergehen können. Es wären kaum so viele Israelis gefallen wie bis heute gefallen sind, und es wären schnell doppelt so viele Gazaner ums Leben gekommen, als jetzt. Nur mit einem markanten Unterschied. Die 30.000 Toten von heute dienen als Indiz für Völkermord, der Tod von 100.000 Gazanern und Gazanerinnen jeden Alters in einer belagerten Stadt wäre die Folge einer legitimen Kriegsführung geblieben.

Niemand wirft den preußischen Truppen vor, 1870 Paris eingeschlossen, ausgehungert und „bombardiert“ (mit Mörsern) zu haben. Frankreich kapitulierte zu den preußischen Bedingungen. Kein Belagerer muss die Zivilbevölkerung abziehen lassen, weil solchen Falls sich die Belagerung in die Länge ziehen könnte. Irgendwann hätten auch die Gazaner geschnackelt, dass nicht die HAMAS für sie, sondern sie für die HAMAS da sind..

Die „Tribune Juive“ jammert ihren Lesern vor, ohne sich über das Kriegsrecht im Klaren zu sein:

„….. Im Süden des Gazastreifens gibt es noch die Stadt Rafah mit 200.000 Einwohnern, die mehr als eine Million Zivilisten aus dem Norden aufgenommen hat. Es ist von der Logik her in Rafah, wo die Geiseln festgehalten werden. Dort verstecken sie die blutrünstigen Führer von Hasb Makaouma Slamya, und Hamas.

Mehr als eine Million Zivilisten, wenn nicht mehr, ja die ganze Welt (arabische Länder, USA, europäische Länder, China, Russland, Türkei…) wollen alle einen Waffenstillstand zu den Bedingungen der Hamas! Sie alle wollen die Hamas retten, ihre Beziehungen zu den Arabern oder Muslimen ihres Landes bewahren, sie wollen, dass die IDF-Kämpfer, die in den Katakomben und zerstörten Feldern von Gaza gefallen sind, die Helden und der Stolz der Israelis und Juden umsonst gestorben sind.

Wie operiert man folglich in Rafah, wo jeder Zivilist, der friedlich herumläuft, ein Terrorist sein kann, der sich umgezogen und seine Waffen nicht allzu weit entfernt versteckt hat.

Ägypten müsste die Zivilbevölkerung vorübergehend aufnehmen, wenn sie von den Schlachtfeldern wegkommen wollte….“

Das ist doch alles ein albernes Geschreibsel, dass verdrängen helfen soll, dass eine dümmliche Generalität den Krieg militärisch falsch herum aufgezogen hat. Und hier haben wir den tieferen Grund der Tragödie: Wie es Kaiser Julian (360 -63 nach) schon gesagt hat: Der Gott der Juden muss ein böser Kobold sein, der sie von einem Desaster in das nächste lenkt. Damals (360) gab es noch keinen Mohammed, aber seit dessen Auftreten spielt dieser Gott auch den Klabautermann für die Araber. Wie kann ein Stadtstaat von der ungefähren Größe Münchens der Idee verfallen, unentwegt Raketen auf seinen 5-mal stärkeren Nachbarn abzufeuern? Dass sich solche Belästigungen kein Mensch und auch kein Staat auf Dauer gefallen lässt, ist so klar wie Kloßbrühe, würde der Berliner sagen. Radikale Maßnahmen gegen Gaza waren also zu erwarten. Wenn aber nun „die ganze Welt (arabische Länder, USA, europäische Länder, China, Russland, Türkei…) alle einen Waffenstillstand zu den Bedingungen der Hamas“ (Tribune Juive) fordert, dann wohl deswegen, weil militärisch Imbezile eine polizeiliche Drückjagd veranstalteten statt eines ordentlichen Feldzugs zur Ausschaltung der Terroristen.

von Lobenstein

Aschermittwoch in den gegenwärtigen Kriegen

„Wir“ erleben zwar nicht gerade Krieg, sondern haben selbst nur verkehrsstörende Demonstrationen von Kriegsparteifreunden auf unseren Straßen. Polizeieinsätze reichen aus. Die zwei erbitterten Kriege vor der Haustür geben aber zu denken; der eine verlangt von uns Empathie für Israel, der andere fordert unseren Geldbeutel. Empathie kann man heucheln, den Geldabfluss kann man (h)aus- und hinhalten. Wenn es nur „nie wieder“ uns selbst betrifft. Kollateral trifft es uns allerdings in der Verteidigungsplanung: wir sehen, dass unsere Rüstungsspezialisten wie Ursula von der Leyen, Annegret Kramp-Karrenbauer, Theodor von und zu Guttenberg und Frau Dings Lamprecht auf dem „falschen Dampfern“ reisten. Von unseren paar hundert „Leoparden“ sind nur noch ganz wenige im Gefecht, während wir unseren Gepard längst ausgemustert hatten, der sich auf dem Schlachtfeld bestens bewährt.

Der Ukrainekrieg wird mehr oder weniger klassisch geführt: Truppe gegen Truppe. Ohne westliche Material- und Finanzhilfe wäre die landwirtschaftlich geprägte Ukraine (55 Millionen Einwohner) den industrialisierten Russen (160 Millionen Einwohner) längst erlegen. Es ist ähnlich wie im amerikanischen Bürgerkrieg (1861). Der Süden mit seiner Wirtschaft konnte so tapfer kämpfen, wie er wollte, er blieb dem industrialisierten Norden unterlegen. Wie umfassend muss also die westliche Hilfe werden, um die Ukraine siegen zu lassen? Die FAZ schreibt (15.2.24) einen norwegischen Geheimdienstbericht ab:

Russland übernehme in der Ukraine die Initiative, warnen norwegische Geheimdienste. Die westlichen Waffen seien großen Teils auf dem Schlachtfeld verbraucht oder verloren. Laut dem jährlichen Sicherheitsbericht „Fokus“ der norwegischen Geheimdienste ist Russland in der Ukraine dabei, die Initiative zu übernehmen und die Oberhand über das Kampfgeschehen zu gewinnen. Westliche Waffenlieferungen hätten zwar dafür gesorgt, dass Russland im vergangenen Jahr keinen substanziellen militärischen Fortschritt in der Ukraine erzielt habe, doch sei ein großer Teil des gelieferten Materials auf dem Schlachtfeld verloren oder verbraucht worden, heißt es in dem Bericht. Die ukrainische Offensive 2023 habe starken Druck auf die russischen Truppen ausgeübt, doch hätten diese ihre Abwehrlinien wieder verstärkt. „Auf dem Weg ins Jahr 2024 hat die Ukraine es nicht geschafft, die Initiative im Krieg zu behalten.“

Wie es weitergeht, das kann man sich an den 5 Fingern pi mal Daumen ausrechnen:

Unterstellt, jeder Ukrainer und jeder Russe würde 80 Jahre alt werden. Dann wäre ein Jahrgang in der Ukraine (55 Millionen Einwohner) dividiert durch 80 Jahre 700.00 Menschen stark. 350.000 gehören der Damenwelt an und ein Drittel seien für den Krieg zivil zu wichtig („UK“-Stellung bei der Wehrmacht) oder untauglich, dann hätte die Ukraine je Jahrgang gut 200.000 Mann; davon werden die Hälfte an der Fronst eingesetzt: macht 100.000 echte Kämpfer; feldverwendungstauglich sind die Jahrgänge der 20- bis 25-jährigen. Das ergibt 600.000 Kämpfer. Wenn davon 30% gefallen sind (hier 200.000 Mann) ist die Kampfkraft erschöpft. Angeblich seien bis jetzt erst 50.000 Gefallene zu beklagen, wenn die Zahl stimmt. Die Süddeutsche (13.2.24) schreibt:

Wer kann die Verluste ausgleichen? Die ukrainische Armee muss dringend die Toten und Verletzten an der Front ersetzen. Doch ein neues Mobilisierungsgesetz wird wohl nicht vor dem Sommer wirksam

Ein verwundeter Soldat in einem Feldlazarett nahe Bachmut.
(Foto: DIEGO HERRERA CARCEDO/Anadolu Agency via AFP)

Jedes Kriegsjahr folgt ein jüngerer Jahrgang nach. Der Krieg könnte vielleicht von der Ukraine noch eine ganze Weile geführt werden, wenn ihr nicht der Nachschub aus dem Westen ausginge, und wenn die jährlichen Verluste die Marke von 30.000 Mann /Jahr nicht überschritten. „Die Russen“ mit der dreifachen Bevölkerungszahl können sich die dreifachen Verluste erlauben. Man behauptet, sie hätten schon 500.000 Mann verloren. Unterstellt, das stimme, lägen sie noch 100.000 Tote unterhalb der Kriegsermüdungslinie. Allerdings brauchen die Russen auch Soldaten abseits der Ukraine. Etwa in Afrika und für ihre Flotte. Allzu verlustreich zu kämpfen können sie sich daher auch nicht leisten. Anders als zu Hölderlins Zeiten kämpfen auch sie nicht mehr für ihr Vaterland, sondern für eine strategische Idee; so können Hölderlins Verse kaum einen Russen motivieren, wo es heißt:

„ …. Vaterland, zähle nicht die Toten! Dir ist nicht Einer zu viel gefallen.“

Eben doch. Für eine Industrienation fallen zu viele. Eine Arbeiternation hat kein Vaterland wie eine Bauernnation. Man muss sich dies für das ähnlich proletarische Deutschland umrechnen: Wir haben zwar 85 Millionen Einwohner, aber nur 600,000 Geburten, und das bereits seit dem letzten Jahrhundert. Mit „unseren“ 20- bis 25-Jährigen könnte man kaum noch eine Armee von 750.000 Mann auf die Beine stellen; auch wenn bei „“uns“ viele rückwärtige Dienste von Frauen übernommen werden könnten, sind die 750.000 Mann ein trauriger Bruchteil dessen, was Deutschland 1914 hatte mobilisieren können. Wir müssen Leichen zählen und außerdem sind die „Unseren“ zu zimperlich beim Töten (s, u.). Facit: wir können keinen Krieg riskieren, erst recht nicht, weil die industrialisierten Länder mit ihrem Arbeitskräftemangel keine menschlichen Verluste mehr vertragen, wie sie Weltkriege verlangen. Schon Andreas Gryphius vergoss Tränen für das Vaterland anno 1637, wo er schrieb (zur Erinnerung für den bildungsverarmten Deutschen),

Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret.
Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun,
Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Kartaun
Hat aller Schweiß und Fleiß und Vorrat aufgezehret.

Die Türme stehn in Glut, die Kirch ist umgekehret,
Das Rathaus liegt im Graus, die Starken sind zerhaun,
Die Jungfern sind geschändt, und wo wir hin nur schaun,
Ist Feuer, Pest und Tod, der Herz und Geist durchfähret.

Hier durch die Schanz und Stadt rinnt allzeit frisches Blut…..

Zu unserer Kriegsabstinenz käme noch hinzu, dass der potentielle Feind, Russland, selbst keinen Kommunismus mehr hat, den es in Deutschland etablieren könnte. „Die Russen“ sind heute ähnlich wirtschaftsliberal wie die Amerikaner, bzw. sind die Amerikaner nicht weniger autoritär als die Russen. Man erkennt das daran, dass weder die Demokraten noch die Republikaner andere Kandidaten als ihre etablierten Obermöpse zur Wahl stellen können. So gesehen wäre es das vernünftigste, die Bundeswehr aufzulösen und jedem Krieg abzuschwören. Dass etwa der Großherzog von Luxemburg auf die Idee käme, sich die deutsche Kaiserkrone aufzusetzen, ist völlig unwahrscheinlich. Aber soll er doch; er wird schon sehen, was er davon hat. .

Einen weiteren Grund hierfür zeigt das parallel veranstaltete Kriegstheater in Gaza. Ähnlich wie im 30,jährigen Krieg die schwedische oder französische Bevölkerung vom Krieg nicht betroffen war, so bluten in Gaza auch nur ein paar israelische Soldaten, aber nicht Israel an sich. Aber die Gazaner werden massenweise niedergemetzelt, und dabei in erster Linie Frauen und Kinder. Der US-Präsident nennt das Gemetzel „überzogen“, die Deutschen rechtfertigen es, und den anderen Europäern ist das israelische Verhalten peinlich. Nur Spanien empört sich; es lebt in guter Nachbarschaft mit Marokko, die das Gemetzel überdauern soll.

Am 12.2.24 schreibt Pierre Saba in der „Tribune Juive:
Israel kämpft um sein Überleben


Foto von der Gruppe „Ewiges Israel“. Marc Mordehai Fitoussi; (Anm.: eigentlich müssten die Soldaten um 180° andersherum stehen und nicht die Waffe auf Israel richten)

Der israelische Premierminister steht weiterhin unter Druck, Israels militärische Reaktion gegen die Hamas-Barbaren in Gaza zu stoppen. Wegen ihrer schuldhaften Voreingenommenheit ist der Druck der UNO, der EU und anderer Staaten und internationaler Blöcke wirkungslos. Sie erregen nicht die Aufmerksamkeit von Premierminister Netanjahu. Der Druck der USA ist der einzige, den Jerusalem in Betracht ziehen muss. Dieser Druck geht von Präsident Biden und seiner Regierung, nicht von der Legislativen aus. Diese signalisiert Bidens wahltaktische Notwendigkeiten, um den linken Flügel der Demokratischen Partei ruhig zu stellen, der ihn bei der Wiederwahl unterstützen soll. Der Druck ist offensichtlich ungerecht, paternalistisch, kolonialistisch und vor allem im Widerspruch zu den vitalen Interessen Israels.,,,,, Die Armeechefs und der Premierminister bleiben entschlossen, die militärischn Schläge fortzusetzen, die darauf abzielen, die militärische Abschreckung Israels wiederherzustellen, um die Freilassung der noch lebenden Geiseln zu erzwingen, den israelischen Einwohnern die Rückkehr in ihre Häuser zu ermöglichen und die Macht, die Verwaltung, die Armee und die Hamas in Gaza auszuschalten. …. Die letzten Ausführungen des amerikanischen Präsidenten berücksichtigt in keiner Weise Israels Position der Selbstverteidigung,. Die ungewöhnlichen Bedenken hinsichtlich humanitärer Vorkehrungen und vor allem die Verantwortung der blutrünstigen Regime in Gaza und Teheran für die israelische Reaktion auf die Massaker vom 7. Oktober 2023 müssen nicht weiter beachtet werden. Das Fehlen eines politischen Drucks der USA auf die Hamas und auf das Regime in Teheran zeigen,. wie zivile, militärische und internationale Verantwortlichkeiten verwechselt werden. …. Die Schwierigkeit des Präsidenten, die US-Hilfe für Israel aus innenpolitischen Gründen zu erhöhen, stehen im Widerspruch zu Israels zentraler Rolle in der regionalen Stabilität, und in der Wirtschaft, durch die das Fehlen einer amerikanischen Basis in Nah-Ost ersetzt wird. Israel verteidigt die US-Interessen in der Region…..

So ist es also. Israel hat 7 Millionen jüdische Einwohner (Orthodoxe bereits abgezogen), also etwa 90.000 Krieger je Jahrgang, Frauen eingeschlossen. Die Frauen sind weniger Frontsoldaten, aber dienen dennoch so militarisiert, dass Israel tatsächlich gut 45.000 jüdische Kämpfer je Jahrgang auf die Beine stellen könnte. (von seinen 2 Millionen Arabern dienen nur 400 in den Streitkräften).Fünf feldverwendungstaugliche Jahrgänge machen 220.000 Kämpfer aus. 70.000 Gefallene könnte sich Israel leisten, bevor es kapituliert. Von solchen Verlusten sind die Israelis weit entfernt: 250 Gefallene seit Oktober 2023 ergäben 750 Gefallene je Kriegsjahr, hochgerechnet. Der Feind müsste also 100-mal stärker werden, wenn er über die IDF siegen wollte.

Und doch gibt es ein Problem selbst für Israel: es sind doch schon „zu viele gefallen“ (Hölderlin). Für was sterben sie aktuell? Für die Befreiung von „Geiseln“, von denen sie genauso viele selbst (versehentlich) erschießen, wie sie befreien? Für die US-Interessen in Nah-Ost (Pierre Saba)? Die Ausbildung eines jeden Israeli und seine Erziehung sind aufwendig wie in „unseren“ westlichen Ländern. Der IDF-Landser kämpft zwar gegen einen technisch unterlegenen Feind, dem die arabischen Nachbarn politisch nicht zu Hilfe kommen können, weil sie Diktaturen sind, die von schwachen Diktatoren geführt werden. Israel kann so lange weitermachen, bis den Arabern ein Mahdi oder ein Messias entsteht. Das wird dieses Jahrhundert wohl nicht eintreten. Deswegen haben Ben Gvir und Smotrich völlig recht: die Gefallenen lassen sich nur rechtfertigen, wenn sie für das Vaterland gestorben sind. Gaza muss folglich zu einer israelischen Stadt werden. Drei Viertel der Gazaner hat man inzwischen in Lagern (Zeltstädten) zusammengefasst (konzentriert), jetzt gibt es nur mehr die Wahl zwischen Vernichtung und Abtransport, bzw. eine Mischung von beiden Alternativen? Ioav Gallant verkündet zwar andere Zukunftsvorstellungen, aber er hat nach Abschluss der Kämpfe nichts mehr zu vermelden. Unsere Annalena Baerbock warnt vor einer Verkleinerung Gazas, aber das hat Ben Gvir auch gar nicht im Sinn. Die Kämpfe werden zwar nicht enden, aber Gallants Kommando. Die Süddeutsche (13.2.24) berichtet:

Experten halten baldigen Angriff auf Libanon für denkbar

Bei israelischen Luftangriffen auf zwei südostlibanesische Dörfer wurden am 7. Februar zwei Hisbollah-Kämpfer und ein Zivilist getötet.
(Foto: Taher Abu Hamdan/DPA). Noch in diesem Frühjahr könnte aus dem unerklärten Krieg gegen die Hisbollah ein echter Krieg werden – die Schützengräben im Norden Israels sind ausgehoben, die Szenarien durchgespielt. Doch der Preis wäre für beide Seiten immens.

Ein Libanonfeldzug lenkt die Aufmerksamkeit der Welt von Gaza ab. Was soll dabei „immens“ für Israel heißen? Mehr Tote, als die israelische Zivilgesellschaft erträgt? Das bedeutet wieder: „Für das Vaterland“ muss gestorben worden sein. Die Gazaner nach dem Libanon umsiedeln? Das wäre der kollaterale Vorteil, der die Verluste kompensiert. Alles andere würde in einer Depression enden.

Dieser Krieg zeigt also uns, dass „wir“ keinen mehr zu führen brauchen. „Unser“ theoretisches Vaterland existiert praktisch nicht,. Es ist ein Hirngespinst, geträumt im Thüringer Bergland. Wir hätten viel zu wenig alt-deutsche Einwohner, die unsere früheren Gebiete in Niederschlesien oder nur das nördliche Ostpreußen rückbesiedeln könnten, wir haben nicht einmal genug Geburten für unsere Werkbänke in Schwaben und am Niederrhein. Wie sang Otto Reutter? „In 50 Jahren ist alles vorbei“. So ist es. 2124 werden wir bei einer Bevölkerungszahl von 1637 wieder angekommen sein. Nicht einmal Stettin lockte.. Ganz im Gegenteil, aus Polen und Tschechien kommen die Menschen, um an unseren technischen Fortschritten zu teilzunehmen, sie verdeutschen sich ganz von allein. Tschechische MAN-LKW auf der Autobahn A6, polnische Mercedes auf der A10, ohne polnische Pflegerinnen würden unsere Alten vergammeln. Wir haben nichts zu erobern, sondern nur zu verlieren. Auch Russen are welcome. Ob ein Wladimir Putin oder ein US-Kongress unsere Demokratie lenkt, ist seit Aufgabe der kommunistischen Ideen Jacke wie Hose. Unsere Demokratie? Auch ein Etikettenschwindel. Wie haben das „überkommene Berufsbeamtentum“ (Art 33 IV und V GG), also den etablierten Beamtenapparat der Monarchie erhalten, der ungebrochen herrscht:

(4) Die Ausübung hoheitsrechtlicher Befugnisse ist als ständige Aufgabe in der Regel Angehörigen des öffentlichen Dienstes zu übertragen, die in einem öffentlich-rechtlichen Dienst- und Treueverhältnis stehen.
(5) Das Recht des öffentlichen Dienstes ist unter Berücksichtigung der hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums zu regeln und fortzuentwickeln

Der Jüngling oder die Jungfrau, die einmal im Apparat drin sind, können nur aussteigen, wenn sie auf ihre stattlichen staatlichen Versorgungen (70% der bisherigen Bezüge) verzichten gegen eine unsichere Rentennachversicherung. Wer macht das? Niemand. Um frei zu leben? Das will keiner sein (vgl. Frank Tannenbaum in: Eine Philosophie der Arbeit). Wer will als Deutscher frei sein? Einmal „Malle“ im Jahr reicht. Unsere Landesparlamente sind deswegen nur so etwas wie eine Schülermitbestimmung gegenüber dem etablierten Lehrkörper. Wir haben also eine gemäßigte Diktatur, aber keine Demokratie (vgl. Karl Möckl in: Bayern im Umbruch); zwar werden Bürgermeister und Landräte in Bayern vom Volk gewählt, aber aufgestellt werden sie aus dem Personalreservoir gehobener und höherer Beamter. NRW stellt dem volksgewählten Landrat einen „Kreisdirektor“ zur Seite, der die Amtsgeschäfte führt, während der Gewählte nur für „das Gedöns“ zuständig ist. Vielleicht stellt der Bundestag, der eigentliche Gesetzgeber, ein gewisses demokratisches Element her, aber auch dort dominieren Beamte, Bürokraten und gedungene Lobbyisten. Seine Gesetze sind, wenn es an die Ordnung geht, von der Zustimmung der Mehrheit der Landesregierungen (Bundesrat) abhängig.

Das würden „die Russen“ kaum verändern. Also, wofür das bewaffnete deutsche Heer? Ein alter DDR-Schlager sang nach der Melodie von „Oh Susanna“ vom deutschen Söldnerheer für die USA. Für was sein Leben als deutscher US-Söldner einsetzen? Dann lieber gleich zum Marine-Corps und Amerikaner werden. „Alles für Deutschland“? Gedöns von ganz rechts! Also wofür deutsche Waffenfabriken? Für den Export! Von irgendwas müssen wir unsere Weintrauben im Frühjahr (Neuseeland), die Erdbeeren im Winter (Südafrika), die Bananen (Mittelamerika) und die Avocados (Chile) bezahlen.

Soll Deutschland werden wie eine ganz große Schweiz? Nicht ganz: autoritär ja, Beamtenherrschaft ja, aber politische Oligarchen statt Kontrolleure von Bankvorständen. Der gemeine Deutsche kann damit unter jeder Oberherrschaft leben. Und nicht ganz zu vergessen: die ganze Scheiße verdankt Europa sowieso den Amerikanern. Sie und ihre britischen Nebenbürger haben Deutschland zwischen 1943 und 45 in Trümmer gelegt, es anschließend „entnazifiziert“ (gehirngewaschen), es gedemütigt, indem man den von ihm Besiegten deutsche Gebiete gab, 10 Millionen Deutschen Hof und Haus wegnahm, aber das autoritäre Regime haben die Amerikaner in der Administration der deutschen Länder belassen. Die Amerikaner haben sich nie daran gestört, dass Polen und Tschechien, ja dass sogar Ungarn unter russischer Kontrolle standen. Sie, die Amerikaner haben es zu vertreten, dass bei uns nur alberne Dampfplauderer Bundesregierung spielen und verteidigen wollen. Nun ist die kommunistische Gefahr vorbei und Amerika ein unnötiger Beschützer. Soll man schon Zuhälter sagen? Warum sollen die Russen als Freier uns, die Nuttennation zusätzliche Unfreiheit bringen? Ministerpräsident Söder beklagte in seiner Aschermittwochsrede 2024, dass viele nicht arbeiten wollten, dass man ihnen aber das Bürgergeld nicht kürzen könne. Kann man natürlich nicht, wenn diese Leute nicht stehlen gehen sollen. Akif Pirincci bedauerte, dass die KZ derzeit außer Betrieb seien. Alles kein Problem, wenn die Russen kämen: Sie nähmen diese Herrschaften gerne nach Sibirien mit. Freiheit für die Arbeitsunlustigen brauchen wir wirklich nicht.

Wir brauchen nicht einmal eine Bundesregierung mehr, sondern können unter einem russischen Schirm auch existieren. Jedes deutsche Bundesland wäre wohl in der russischen Föderation willkommen. Haben wir bei den Russen offene Rechnungen? Kaum. Anders als in Estland pflegen wir immer noch die russischen Ehrenfriedhöfe mit Blumen, und halten das russische Ehrenmal für unsere Befreiung vom Faschismus im Berliner Tiergarten clean. Wir haben von Russland nichts zu befürchten. Strack-Zimmermann und Pistorius hätten Zeit genug, nach Amerika zu emigrieren. Alles kann nur besser werden, wenn die Richtigen verschwinden.

von Lobenstein

Vorsicht vor diesem Buch.

Man hat mir selten ein derart schlechtes, banales und verhetzendes Buch zur Rezension vorgelegt. Schon sein Titel ist mehr Narretei als Provokation. Dem Autor gereicht aber zur Ehre, auf das inzwischen abgenutzte Wort „Antisemitismus“ verzichtet zu haben. Denn alles, was er sich so von seiner verletzten Seele heruntergeschrieben hat, hat nichts mit Antisemitismus und noch eniger mit Judenhass zu tun. Oder glaubt irgendwer noch, dass die Palästinenser die Israelis weniger hassen würden, wenn sie keine Juden wären?

Mit dieser Rezension möchte ich eigentlich vor diesem Buch warnen. Andere Leser sollten sich ersparen, was ich mir mit der Lektüre antun musste. Trotz seines absurden, falschen und dümmlichen Titels bringt das Buch nichts zu Palästina, nichts über die Hamas, und nichts über den Nahost-Konflikt. Es behandelt einzig und allein Friedmans Angstneurosen, sein Paranoia und verläuft sich in einer Warnung vor Antisemitismus in Deutschland, was so weit geht, dass er seine jüdischen Mitbürger auffordert, „ein Land, in dem die Gefahr für jüdisches Leben existenziell werde, zu verlassen. Seit dem 7. Oktober dächten sehr viele, gerade jüngere Menschen darüber mehr nach als je zuvor. Auch ich.“ Also auch er, Michel Friedman.

Wenn das hier nicht sein Land ist, auch wenn er es bisher tausendmal beteuert hat, wenn er sich nicht als deutscher Jude oder meinetwegen jüdischer Deutscher fühlt, sondern immer noch als „Jude in Deutschland“ (als „displaced person“), so wie es der Zentralrat der Juden in Deutschland vorschreibt, dann soll er doch das umsetzen, was er den anderen Juden empfiehlt: Deutschland verlassen. Vielleicht nach Israel, wo jüdisches Leben inzwischen noch gefährdeter ist als woanders in der Welt? Ich werde ihn nicht vermissen.

Friedman empfiehlt „nicht nur auf den Blick der Gesellschaft, der Antisemiten, zu achten“. Die Gesellschaft, die Deutschen, unter denen er lebt, besteht für ihn aus Antisemiten. Wie kann er noch in einem solchen Land leben? Er wiederholt mehrfach, dass Juden keine Opfer mehr sein wollen, beklagt aber unentwegt, dass Juden Opfer sind. Ein anderer „Jude in Deutschland“, Wolf Biermann, sagte dagegen vor wenigen Tagen in einem Spiegel-Interview, dass „Juden in Deutschland wie im Paradies leben“ würden. „Leben“ sagte Biermann. Friedman spricht aber von einem Überleben. Er schreibt: „Das will jeder Mensch. Überleben auch. Und da Juden Menschen sind, sie ebenfalls.“

Da möchte man Friedman allgemein in Erinnerung rufen, dass auch die Palästinenser Menschen sind, dass auch sie überleben, oder sogar leben wollen. Einerseits gibt er seinem Buch den Titel „7. Oktober 2023- JUDENHASS“, andererseits erwähnt er die Palästinenser mit keinem Wort. Er spricht von Bildung, die für ihn der wichtigste Schritt sei, dem radikalen muslimischen Judenhass entgegenzutreten. Wie wäre es mit Respekt und Gleichberechtigung, mit denselben Menschenrechten auch für Muslime? Er mahnt zigfach „antisemitische oder rassistische“ Hetze ab, aber unterlässt es zu erwähnen, dass Antisemitismus auch Rassismus ist . So müsste es ausreichen, wenn man gegen Rassismus kämpft.

Skandalös und deshalb auch absurd und falsch ist Friedmans Abgleich des „Massakers“ vom 7. Oktober 2023 mit denen der Nazis, vollzogen „an entrechteten jüdischen Menschen, mit denen man alles machen konnte.“ Seltsam, dass mir bei diesem Vergleich eher die Palästinenser, die Menschen in Gaza einfallen, mit denen die Israelis so ziemlich alles machen, was früher die Nazis mit den Juden in Warschau gemacht haben. Friedman will uns einreden, dass die Hamas diesen brutalen Überfall verübt hat, weil die Israelis Juden sind. Abgesehen davon, dass das ganze Buch grottenschlecht geschrieben ist und dass es einen Affront gegen die deutsche Sprache darstellt, wird es mit Sicherheit nicht „die Botschaft“ der Hamas gewesen sein, wie Friedman unterstellt. Der Überfall ist nicht, wie bereits UN-Generalsekretär Antonio Guteres erklärte, plötzlich und unerwartet wie ein Blitz aus heiterem Himmel gekommen. Israel hat die ganze Zeit die Palästinenser, ob in Gaza oder auf der Westbank, nicht gerade mit Samthandschuhen traktiert und nicht mit Mozartkogeln auf sie geschossen. Der Abwurf einer 1000 Kilo Bombe auf ein Wohngebiet in Gaza stellt auch keine humanitäre Aktion dar. In Deutschland werden, findet man eine Fliegerbombe aus dem letzten Krieg, die Wohnungen im Umkreis von 500 Metern geräumt.  Darüber aber schreibt Friedman nichts in seinen Vergleichen.

Friedman nutzt jede noch so banale Gelegenheit aus, die Hamas mit den Nazis zu vergleichen. „Auch die Nazis hatten die Menschen jüdischen Glaubens entmenschlicht. Sie nannten sie Ratten und Ungeziefer.“ Und er ergänzt: „Ein Mensch, der Jude ist, ist vor allem Jude und weniger ein Mensch.“ Ich aber vermisse die Aussagen israelischer Minister, dass die Hamas „Tiere in Menschengestalt“ seien, dass die Palästinenser ein „Krebsgeschwür“ darstellten. In Israel und auch in den jüdischen Gemeinden in Deutschland werden die Palästinenser auch nicht als Menschen gesehen, sondern als radikale Terroristen, die man vernichten muss.-

Friedman irrt blind und taub durch die Landschaft. Er ist sich nicht zu schade, üble und falsche pro-israelische Propaganda zu wiederholen. Er fragt, warum Brandsätze vor Synagogen stattfinden und nicht vor die israelische Botschaft („Wie bei „Israelkritik“ zu erwarten“). Vielleicht, weil die Juden in Deutschland sich ohne Wenn und Aber hinter Israels Politik stellen und zu Parolen wie „Tod den Arabern“ in Israel schweigen. Vielleicht, weil sie auch schweigen, wenn in Israel „Vom Jordan bis zum Meer“ skandiert wird, und sie sich empören, wenn in Deutschland auf Demonstrationen „From the river to the sea“ gerufen wird und, nach Michel Friedman, „die Fantasie der Vernichtung des Staates Israel und aller seiner (jüdischen) Bewohner“ herausgebrüllt wird. Oft genug fügt er noch hinzu: „Der Vernichtung aller Juden auf der ganzen Welt“. Immerhin räumt er ein, dass es sich dabei um „Israelkritik“ handelt und nicht um Antisemitismus.

Er jammert und weint, dass es schon peinlich wird, weil immer noch kein Mitleid mit ihm aufkommt. Er beschwört, dass Deutschland „doch auch unser Land sei“ und fleht „Ich will doch nur eine Umarmung. Eine Umarmung von einem nichtjüdischen Menschen, der mir zeigt: „Ich fühle deinen Schmerz.“ Und er steht vor den Scherben seiner Arbeit und vor den Scherben seines Lebens. Und wenn irgendwo Verständnis für die Palästinenser durchklingt, und sogar geäußert wird, und wenn man die israelischen Siedlungen und die israelische Besatzungspolitik…und, und, und kritisiert, würde er am liebsten schreien: „Die Israelis sind nicht die Täter. Sie bleiben die Opfer.“ Frei nach Franz Werfels Novelle: Nicht der Mörder, sondern der Ermordete ist schuld. Und er glaubt wirklich, dass wir nach dem 7. Oktober „an einem Scheidepunkt stünden, weil es nicht nur um das Judentum geht.“ Da zeigt er schon wieder, dass er keine Ahnung hat. Natürlich geht es nicht um das Judentum. Es geht um Juden. Und eigentlich auch nicht um die Juden, sondern um die Israelis, die von vielen Juden nicht mehr als traditionelle Juden akzeptiert werden. Aber das weiß Michel Friedman nicht, und ignoriert es. Und durch das ganze Büchlein macht er keinen Unterschied zwischen Juden und Judentum, als ob Christen und Christentum dasselbe wären. Nicht alle Juden sind Israelis und nicht alle Israelis sind Juden.

Und weil er, wie es Charlotte Knobloch einmal sagte, mit dem Herzen in Israel lebt, fragt er rhetorisch: „haben wir hier (Deutschland) eine Zukunft?“ Und antwortet gleich: „Die Antwort fällt immer pessimistischer aus.“ Aber wohin will er auswandern? Wo hat er selbst eine Zukunft? In Israel etwa? David Grossman schreibt über sein Land: „Dieses Land wurde preisgegeben – zugunsten engstirniger Interessen, zugunsten einer zynischen, schlafwandlerisch unvernünftigen Politik.“ Und obwohl die Politik sich schon längst nach rechts ausgerichtet hat und obwohl Rassisten und Nationalisten schon seit langem in der Regierung sitzen, wird das Land nach dem jetzigen Krieg noch viel rechter, militanter und rassistischer sein. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass die Tragödie im Nahen Osten ohne gleichzeitige Linderung des palästinensischen Leides nicht zu bewältigen ist. Wenn sich nichts ändert, werden die Israelis nun wohl auf ewig unter höchster Anspannung und ständiger Kriegsbereitschaft leben müssen. Yael Dayan, die Tochter des legendären Moshe Dayan drückte es so aus: Ich schlafe mit meinem Gewehr. Es war schon immer so und dennoch, die Israelis, wie sie einst waren, werden nie wieder sein können. Das Gefühl der Trunkenheit vor Überheblichkeit und Siegeswahn, wie nach dem Sechs-Tage-Krieg ist für immer verschwunden. Es kommt nie wieder zurück. Jetzt wissen die Israelis, dass sie siegen können, aber auch, dass sie verlieren könnten. Von jetzt an wird alles Erleben binär: Null oder eins. Sein oder Nichtsein.

Jüdische Menschen wie Friedman, nicht alle Juden, sind verstört, traumatisiert und verunsichert. Nicht, weil in Israel mehr als tausend Juden ermordet wurden, sondern weil sie befürchten, dass Juden den Nichtjuden gleichgültig sind. Ich kann diese Art von Furcht nicht verstehen. Friedman schreibt: „Angst griff um sich. Denn gemeint waren von der Hamas nicht die Israelis, sondern alle Juden in der Welt.“ Das ist keine Angst mehr, sondern schon Paranoia. Es erinnert mich an den Mann, dem man vorwirft, dass seine Schwester eine Hure sei. Es hilft nicht, wenn er sagt: Ich habe keine Schwester. Er hat eben eine Schwester zu haben. Und so ist es mit der Hamas. Es hilft nicht, wenn sie immer wieder behauptet, dass sie nichts gegen Juden in New York, Amsterdam oder Berlin hat. Sie hat etwas gegen diese Juden zu haben, damit man sagen kann sie seien Antisemiten. Absurd? Nicht wahr?  Genau das kann und will Michel Friedman der Hamas nicht verzeihen, dass sie nicht antisemitisch ist. Es erinnert an die Nazis, die Auschwitz den Juden nie verzeihen werden.

Friedman zitiert Adornos Definition des Antisemitismus, die nicht deshalb richtig sein muss, weil sie von Adorno stammt. Antisemitismus sei „das Gerücht über die Juden“. Ich verstehe nicht wie Adorno, der ja ein kluger und gebildeter Kopf war, auf eine solch abwegige und irreführende Definition kommen konnte. Gerüchte sind schleimig, schreibt Friedman und sein Büchlein ist so voll mit Schleim, dass er fast schon aus dem Buch fließt. Will man Friedman packen, glitscht er weg und schwafelt immer wieder von Wahrhaftigkeit und Menschlichkeit. Als ob nur Juden benachteiligt würden. Als ob die Sinti und Roma, die in diesem Land von vielen immer noch Zigeuner genannt werden, nicht benachteiligt werden, als ob Türken, Muslime und Schwarze nicht benachteiligt werden. Immer nur die Juden, die Juden, die Juden.

Dass Friedman keine Ahnung hat, belegt er immer wieder selbst. Er behauptet, dass die Kirchen, also das Christentum, das Gerücht über die Juden in die Welt gesetzt hätten. Die Kirche hat die Juden gehasst, und das war kein Gerücht. Das war eine für alle erkennbare Tatsache, besonders für die Juden. Wenn man Friedmans Buch liest, wird es jedem auch deswegen überdrüssig, weil es ununterbrochen den Eindruck erweckt, dass wir immer noch im Mittelalter leben, oder bestenfalls schon im Dritten Reich, wo Juden wirklich verfolgt wurden. Deswegen möchte man es nach jeder mit Abscheu und Widerwillen bewältigten Seite in den Papierkorb werfen, oder auf den Mühlhaufen der Geschichte.

Man wird fast verführt zu glauben, dass in diesem Land täglich Juden ermordet werden. Friedman schreibt von den 1990er-Jahren, in denen es „latenten und manifestierten Antisemitismus und brutalen Rassismus gab.“ Und man könnte fast glauben, dass in Mölln, Solingen, Rostock, Hoyerswerda und Hanau Juden von der NSU ermordet wurden. Mir ist nicht bekannt, dass mehr als ein einziger Jude ermordet worden ist. Es gibt kaum ein anderes Land auf dieser Welt, wo Juden so sicher leben wie in Deutschland, wo die Behörden sie in Watte packen, und sie außerdem noch mit Samthandschuhen anfassen.

Friedman behauptet, dass die Gesellschaft in der Bundesrepublik sich nicht mit ihrer Vergangenheit auseinandergesetzt hat. „Man wusch die Hände in Unschuld“. Das ist aber nicht das Deutschland, in dem ich aufgewachsen bin. Er kommt auf Israel, und da schreibt er ab bei der israelischen Propaganda. Der offene Antisemitismus war nach dem Massenmord in Verruf geraten.. Deshalb entstand der „sekundäre Antisemitismus“, der Hass auf Israel. Was für eine Lüge, was für eine Verdrehung der real existierenden Sympathie für Israel. Ich habe nie Hass auf Israel beobachtet. Ich habe Kritik an Israels Politik erfahren und diese zurecht. „Jeder kann und darf die israelische Regierung kritisieren“, behauptet Friedman. Aber wenn ein Jude wie ich es tut, dann wird er von einer Charlotte Knobloch, die Präsidentin des Zentralrats war und seit Generationen Vorsitzende (oder Besitzerin) der Jüdischen Gemeinde in München ist, als „berüchtigter Antisemit“ diffamiert. Und Michel Friedman hat geschwiegen, obwohl ihm die Würde des Menschen, jedes Menschen, lieb und teuer wäre.

Michel Friedman redet nicht nur geschwollen, selbstgerecht und immer an der Sache vorbei, er schreibt auch so. Sein Buch, wenn nicht „Friedman“ überhaupt, sind kaum erträglich zu lesen. Er behauptet, dass der Überfall vom 7. Oktober ein Pogrom war. Es wundert mich, dass ein Jude wie Friedman nicht weiß, was ein Pogrom ist. Noch mehr ekelt es mich an, dass er nicht müde wird den Widerstand der Palästinenser gegen eine ungerechte und brutale Besatzung mit den grundlosen antisemitischen Überfällen eines Mobs auf eine unschuldige Bevölkerung zu vergleichen oder gar mit dem organisierten Massenmord der Nazis. Der Überfall der Hamas war bestialisch, aber es stehen nicht palästinensische Panzer in Tel Aviv, sondern israelische, nicht jüdische, Panzer in Gaza.

Friedman meint, dass die rote Linie überschritten ist, wenn man die israelische Regierung mit Nazi-Deutschland vergleicht. Aber der bekannte und geachtete jüdische Religionsphilosoph Jeshajahu Leibowitz nannte die israelische Regierung: „Judeo-Nazis“. Und Henryk Broder schrieb: „Die Israelis sind Täter, aber Täter sein macht Spaß.“ Und dieser fürchterliche Satz ist sogar in der Jüdischen Zeitung abgedruckt worden. Dürfen nur die Israelis Spaß haben? Und was ist mit den Palästinensern, die dabei sicherlich kein Spaß haben, wenn israelische Soldaten mordend durch ihre Siedlungen toben.

Friedman findet die Aktion der Stolpersteine großartig. Er hat es aber bis heute versäumt seine Kollegin Charlotte Knobloch zu kritisieren, die dafür gesorgt hat, dass München die einzige Stadt europaweit ist, die das Einsetzen von Stolperstein verbietet. Verhindert hat es keine andere als Charlotte Knobloch. Die rabiate zionistische Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern hat mit ihrer Art des Drucks, die eher nach Erpressung riecht, die Stadtverwaltung bzw. den Oberbürgermeister gezwungen, Stolpersteinverlegungen in München zu untersagen, obwohl Familienangehörige der Opfer glücklich und dankbar darüber sind, dass ihrer Familienangehörigen gedacht wird.

Und warum ist Knobloch dagegen? Weil sie nicht will, dass Nichtjuden auf jüdische Namen treten. Sie hat wohl mit ihrer begrenzten Einsichtsfähigkeit nicht verstanden, dass dies genau das verhindert, worum es den Stolpersteinen geht. Die Menschen sollen stolpern, erschrecken und zum Nachdenken gebracht werden. Nicht umsonst heißt es, dass dies die nachhaltigste Idee der Versöhnung ist. Knobloch hat es nicht verstanden.

Ich kann nicht weiter und werde hier aufhören. Für Friedman sind Juden wieder Opfer, obwohl er tausendmal versichert, dass er kein Opfer mehr sein will. Er verhält sich aber so, er schreibt wie aus dem Ghetto, als ob wir immer noch regelmäßig Judenpogrome hätten. Man hat bei ihm den Eindruck, als ob er auf gepackte Koffer säße, und auf eine Gelegenheit fiebere zu flüchten. Er wird aber hierbleiben, weil es ihm nirgends auf der Welt so gut gehen wird, wie hier und heute. Das hindert ihn nicht, bei den übrigen Juden Angst und Schrecken zu säen.  Er trinkt Wein und predigt Wasser. Aber sein Wasser ist versalzen und schmeckt bitter.

Wenn man es geschafft hat, das Buch zu lesen, dann kann man Juden nicht mehr hassen, man muss einfach Mitleid mit ihnen bekommen. Viele von ihnen, besonders die Zionisten, zahlen heute den Preis, weil sie sich jahrelang von dummen, korrupten und rassistischen Politikern haben verführen lassen. Und selbst jetzt, nach den letzten Gräueltaten sind viele von ihnen nicht bereit die Schuld Israel zuzuschreiben. Wie zum Beispiel Michel Friedman. Die Besatzung ist ein Verbrechen und sie versuchen eine Hierarchie des Bösen mit einer eindeutig pro-israelischen Randordnung zu gestalten. Zivilisten kaltblütig niederzuschießen – das ist ein viel schwereres Verbrechen, behaupten sie. Sie sollten Franz Fanon lesen, der schon vor mehr als achtzig Jahren in seinem Buch „Die Verdammten dieser Erde“ solche Erhebungen gegen Unterdrückung, Gewalt und Dehumanisierung vorausgesagt hat.

Fanon war ein französischer PsychiaterPolitikerSchriftsteller und Vordenker der Entkolonialisierung. Und bei der Gräueltat der Hamas geht es um nichts anderes als um einen Aufstand gegen eine brutale und erbarmungslose Besatzungsmacht, die den Menschen in Gaza gerade noch die Luft zum Atmen überließ, nicht aber den Strand zum Baden und die Freiheit Gaza zu verlassen. Nicht umsonst wurde Gaza das größte Freiluftgefängnis  der Welt genannt. So macht man aus Menschen mit menschlichem Antlitz Bestien, die auch in der Lage sind, Frauen und Kinder zu ermorden.

All das kümmert aber Michel Friedman nicht. Er hat nur seine Juden im Kopf, seine jüdischen Kinder, die jetzt in Angst und Furcht leben,  und von ihren nichtjüdischen Kameraden nicht umarmt werden. Es ist typisch jüdisch, und daran leiden viele Juden, dass sie die Probleme der Juden in den Mittelpunkt ihrer Welt stellen und alles, was in der Welt passiert, perifer beurteilen: Ist es gut für die Juden oder ist es schlecht für die Juden. Ob eine mehr als 70jährige Besatzung schlecht ist für die Besetzten, spielt für Friedman und seine Juden keine Rolle. Deshalb ist er auch blind zu erkennen, dass eine solche Besatzung auch schlecht ist für die Besatzer sein könnte. Eine solche Besatzung korrumpiert und entmenschlicht und macht den Besetzern, nach Henryk Broder, nur dann Spaß, wenn sie kein Gewissen haben, wenn sie keine Moral kennen und wenn Menschenrechte für sie nicht gelten. In Israel gilt immer noch David Ben-Gurions Häme über die UNO: Um-Schmum, was ins Deutsche übersetzt, heißt: Die UNO ist nichts wert. Aber dass die UNO die Gründung des Staates Israel in jener verhängnisvollen Nacht im November 1947 beschlossen hatte, das Lernen israelische Schüler schon in der ersten Klasse der Volksschule.

Ob Michel Friedman das weiß? Wenn er es weiß, warum fordert er Israel nicht auf der UN zu folgen, und fordert seinerseits, den Krieg in Gaza zu beenden. Sind 30 000 getötete palästinensische Einwohner noch nicht genug? Sind mehr als 13500 tote Kinder nicht ausreichend? Friedman hat aber nur jüdische Kinder im Sinn. Nur jüdische Kinder verdienen es frei und in Wohlstand zu leben. „Jüdische Kinder waren und sind verstört und traumatisiert. Nicht nur, weil sie sahen, wozu die Terroristen in Israel fähig waren, sondern weil die spontanen Reaktionen auf der Straße nicht solidarisch waren für die jüdische Gemeinschaft.“  Dass palästinensische Kinder mehrfach traumatisiert und verunsichert sind, das interessiert ihn offensichtlich nicht.

Warum sollten sich die Menschen auf der Straße mit den Jüdinnen und Juden solidarisieren? Sind sie also doch Israelis und gehören nicht in dieses Land? Und verdienen die Palästinenser keine Solidarität? Sie sind doch die Juden der Juden. Friedman wirft den Deutschen vor, dass „kaum Fahnen mit dem Davidstern aus den Fenstern gehängt wurden. Es versammelten sich nicht Hunderttausende. Es ist nicht verstanden worden, dass es nur vordergründig um „Juden“ geht, aber in Wirklichkeit um die Würde des Menschen, die verletzt wurde.“ Wenn man will, kann man diesen Satz als die Quintessenz seines schmalen Buches betrachten. Er versucht uns und unser Grundgesetz in die Verantwortung einzubinden. Dabei ging es von Anfang an und auch am 7. Oktober 2023 nicht um „Juden“. Israelis sind Israelis, sind Israelis. Manche von ihnen sind Juden und andere ohne Religion. Die Hamas wollte keine Juden töten, weil sie Juden sind, sondern Israelis, weil es Feinde sind und man sich seit mehr als 70 Jahren in einem Kriegszustand befindet. Und so übel und verbrecherisch die Ermordung von Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, auch war, Friedman sollte nicht vergessen, dass auch palästinensische Frauen und Kinder ermordet wurden und werden. Unter dem Strich sind es weitaus mehr Palästinenser als Israelis.

Wenn Friedman wollen würde, dass das „nie wieder“ passiert, dann soll er sich auch für einen totalen Frieden einsetzen, einen nachhaltigen Frieden, der den Israelis Sicherheit garantiert und den Palästinensern volle Menschenrechte, Achtung ihrer Würde und Freiheit bringt.

Die Rezension ist doch länger geworden als ich beabsichtigt habe. Ich könnte als Antwort auf Michel Friedman ein gleich langes Büchlein schreiben. Aber JUDENHASS verkauft sich besser. Friedmanns Traktat ist gerade erst erschienen, und schon auf der Bestseller-Liste. So macht man Geld mit dem Elend seiner Brüder und Schwestern , und vor allem mit dem Elend der Palästinenser. Man wirft ein Buch auf den Markt, schnell hingeschrieben, hastig lektoriert (wenn überhaupt), eiligst gedruckt und schleunig und billig verkauft. Es kostet nur 12 Euro und das können die Käufer verschmerzen, wenn sie das Buch nach wenigen Minuten in den Abfall, zu den verschimmelten Gurken, werfen

 

Michel Friedman – 7. Oktober 2023 – JUDENHASS, Berlin Verlag, 104 Seiten, 12,–€, ISBN 9 783827 015150