Postholocaust und Lösung der Judenfrage im neuen Jahrhundert

2012 sollte Benjamin Netanjahu in der UNO eine Rede halten, schwieg aber eine Minute lang, bevor er bemerkte, man habe 6 Millionen Juden ermordet, und nun dulde die Welt, dass der Iran zu einer Atommacht werde, die Israel vernichten wolle. Der jüdische Staat sei von einem neuen Holocaust bedroht. „Unsere“ Juden in Deutschland, deren kollektives „jüdisches Leben“ die Bundesrepublik fördert (bzw. insezeniere nach Barbara Steiner), verstehen daher jede Kritik an jüdischen Staat als Fortsetzung des Antisemitismus deutscher Tradition.

Tatsächlich war nirgends der Antisemitismus so ausgeprägt wie in Deutschland. Arthur A. Cohen weiß, dass die französischen Juden Franzosen jüdischen Glauben wurden; die Juden Italien gründeten sogar überproportional zum Bevölkerungsanteil die faschistische Partei mit Mussolini, aus der sie erst auf deutschen Druck Ende der 30-er Jahre ausgeschlossen wurden. In Deutschland etablierte sich dagegen schon nach der Reichsgründung eine antisemitische Partei, nach dem Ersten Weltkrieg schlossen staatstragende Verbände ab 1919 jüdische Mitbürger aus. 1923 ließ die Bayerische Staatsregierung die „Ostjuden“ aus Bayern vertreiben. Die deutsch-jüdische Agonie dürften zwei Dinge grundlegend begünstigt haben: Zum einen die fehlende Identität von germano-deutschen und jüdisch-aschkenasischem Lebensraum: das aschkenasische Judentum erstreckte sich weit über Deutschland hinaus und konnte sich von der deutschen Entwicklung abgrenzen. Zum anderen boten im engeren Deutschland die zahlreichen halbsouveränen Territorien den Juden unterschiedliche Lebensbedingungen. Die Reichsstädte schlossen die Juden aus, während Territorien wie Nellenburg Juden gerne aufnahmen. Die Assimilierung fand daher nicht in dem Maße statt wie in Frankreich, wie es Heinrich v. Treitschke beklagte. Vermögenden Juden ging es gut, sie waren „generalprivilegiert“ wie ein preußischer Aristokrat, viele andere lebten arm am Rande des Elends.

Heute sind die „natürlichen Juden“ (Arthur A. Cohen) so gut wie aus dem deutschen Sozialleben verschwunden, die Deutschen haben den aschkenasischen Lebensraum zerstört. Jüdische Präsenz in Restdeutschland drückt sich in sterilen Synagogenbauten, leblosen Mahnmalen und Stolpersteinen aus, die auf sein Verschwinden hinweisen. Es gibt aber noch genug „übernatürliche Juden“ (ders.), die sich zu Wort melden, etwa in der Jüdischen Allgemeinen (12.7.23), die sich über eine spanische Band und deren Song zur Intifada der Araber aufregt:

„ ……  kritisierte ein weiteres Element der SKA-P-Shows: Ein Bandmitglied hatte sich während eines kürzlich erfolgten Konzertes in Augsburg als »Zigeunerin mit Glaskugel« verkleidet und damit Vorurteile bedient.

Die Band SKA-P erklärte, die Einlage mit der Frau, die in eine Glaskugel schaue, sei eine Persiflage auf eine spanische Fernsehsendung….“

Anzumerken ist hierzu, dass „die Zigeuner“ in Spanien nicht das schlechte Image haben wie in Deutschland. Das Problem in Deutschland ist also auch seine europäische Einbindung, die es noch nicht ganz bewältigt hat. Die Jüdische Allgemeine geifert weiter:

„Zu den Vorwürfen hinsichtlich des Songs »Intifada« schrieb der Gitarrist der Gruppe, bezüglich ihres »Antizionismus« habe SKA-P keine Geheimnisse. Er forderter, das Lied müsse respektiert werden. Den Vorwurf des Antisemitismus wies der Gitarrist zurück.

Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle sagte, die Band SKA-P solle beim geplanten Konzert vom kritisierten Song »Intifada« Abstand nehmen. Dieser Song sei Ausdruck eines israelbezogenen Antisemitismus und damit nicht verhandelbar. Das Handeln des Staats Israel lasse sich bei allem Recht zur Kritik an staatlichem Handeln nicht mit dem totalitären Unrechtsregime der NSDAP vergleichen“.

 Volker Beck bezog ebenfalls Stellung. »Der Text der Band ist nicht nur eine klassisch antisemitische Täter-Umkehr, er sei auch Volksverhetzung, wenn es tatsächlich in dem Song heißt: „Die Opfer sind zu Henkern geworden, sie kehren ihr Inneres nach außen, …“ Damit würden die Opfer der Shoah verleumdet und herabgesetzt. Volksverhetzung könne sich nicht auf die Kunstfreiheit berufen. So etwas dürfe in München keine Bühne haben, und Beck fügte hinzu. »Ich fordere die Behörden in München auf, unverzüglich alles zur Unterbindung der Verbreitung dieser antisemitischen Hetze zu tun.« Beck, der auch Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) ist, kündigte an, er werde Strafanzeige stellen….“

Sprachliche Fehler des Textes habe ich weitgehend eliminiert. Natürlich können Opfer der Shoa nicht zu Henkern des israelischen Staates mutieren. Das ist aber auch nicht gedacht. Gemeint sein wird, dass die Israelis, die sich historisch als die Nachkommen der Opfer tausendjähriger Judenverfolgung und zuletzt als die der deutschen Vernichtungspolitik identifizieren, heutzutage erbarmungslos ihre egoistische Siedlungspolitik vertreten. Entscheidend am Zusammenleben mit Juden aber ist in diesem textlichen Zusammenhang, dass jedes Gespräch letztlich der Strafjustiz übermittelt und faktisch wie in einer Diktatur polizeilich ausgewertet wird. „Die Juden“ sind damit wieder in ein soziales Ghetto geraten.

Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch den Umstand, dass sich ein historisch und politisch dünnbrettbohrender Mediziner, Dr. Josef Schuster, im politischen Zeitgespräch ohne Unterlass zu Wort meldet, nicht um Israel zu beweihräuchern, sondern, um den regierungsamtlichen. deutschen Stellen zu willfahren. Für die Corona-Maßnahmen bellt er gegen Impfmuffel, obwohl in Israel die frömmsten Orthodoxen der Impfung meist absent blieben. Zur rechten Politik in Israel schweigt er, aber gegen die AfD hetzt er, während inzwischen ein linker Ministerpräsident diese Partei als europäisch „normal“ akzeptiert. Er manövriert das Restjudentum in Deutschland in eine Ecke, in der ihm als Wauwau der fürstlichen Regierungen (Kaiserjuden, Hofjuden etc.) nie Segen zuteil wurde. Aber fest eingerahmt von amtlichen „Antisemitismusbeauftragten“ auf Bundes-, Länder- und Betriebsebene kann sich dieses Judentum in Deutschland gar nicht frei entfalten.

Hinzu kommt, dass sich die deutsche Politik auch mit Leuten mit jüdischen Familiennamen als Gallionsfiguren bedient, etwa Bettina Schlesinger bei RBB, Malu Dreier als rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin, Rita Süßmund als Bundestagspräsidentin, um an ein paar Beispiele zu erinnern. Niemand belästigt diese Namensträger, auch nicht den Namensträger (Georg) Gysi. Nach den Nürnberger Gesetzen wäre er sogar dem arischen Volkskörper zuzurechnen gewesen. Er rechnet sich zwar väterlicher- wie mütterlicherseits Bruchteilsjudentum zu, aber das würde ihm nicht einmal ausreichen, nach Israel „zurückzukehren“.

Der deutsche Antisemitismus hatte es aber gerade auf die assimilierten Juden abgesehen: auf die „jehudäischen Alliancen“ des deutschen Adels, auf abtrünnige und getaufte „Rassejuden“ wie Jakob Wassermann oder Kurt Tucholsky. Sogar Heinrich Heine, dem der jüdische Glaube „zu wenig Sauce“ bot, wurde von Wilhelm Stapel herabgesetzt: dessen Loreley-Gedicht lasse sich an den romantischen Reimen von Eichendorffs Ausdruckstärke nicht messen, als würde der deutsche Normalo in seiner Sprache ausdrucksstark sein. Sigmund Freud, der den jüdischen Glauben für eine kollektive Neurose hielt, hassten Juden wie Nazis gleichermaßen. Theodor Fritsch, Wilhelm Stapel, Philipp Stauff, Gerhard Kittel, und Wilhelm Marr hassten getaufte Voll- wie Halbjuden, die ihrerseits als Marranen Hassobjekte der konservativen Rabbinen waren. Der Zionismus, der „die Reste der jüdischen Religionsgenossenschaft“ (Brockhaus 1895) für ein Siedeln in Palästina zu gewinnen suchte, fand dagegen auch Sympathie bei Antisemiten, worüber sich Karl Krauss in der FACKEL amüsierte. „Die Nazis“ förderten die Auswanderung der deutschen Juden nach Palästina, Adolf Eichmann galt als Spezialist für die illegitime Auswanderung.

Das zeigt, dass heutiger Antisemitismus etwas völlig anderes sein muss als der klassische deutsche Antisemitismus der Vorkriegszeit. Die Sympathie, die früher die Antisemiten für die jüdische Auswanderung zeigten, mit der heutigen deutschen Solidarität mit Israel gleichzusetzen, wäre wohl absurd. Aber genauso absurd ist es, die fehlende Sympathie für Israel als „Antisemitismus“ zu definieren. Der in der Diaspora lebende Jude leidet unter Antisemitismus, dem in Israel lebenden Juden kann es gleichgütig sein, ob ihn Iraner, Araber, Indonesier oder gar Deutsche hassen oder nicht.

Warum grämen sich dann Juden um den oben erwähnten Mediziner Schuster, wenn in Deutschland Araber und ihre Sympathisanten ihre Antipathien gegen israelische Politik demonstrieren? Glauben sie etwa, dass deswegen auch nur eine einzige Jaffa-Orange weniger exportiert werden kann? Sie erwecken nur den Anschein, eher so etwas wie Auslandsisraelis als loyale Staatsbürger zu sein. Abigall Gerstetter meint, dass ohnehin viel zu viele christliche Alttestamentler als Rabbiner fungierten. Walter Homolka scheint ein solch mächtiger Proselyt gewesen zu sein. Das zeigt, dass „Juden“ nicht einmal den einst von Antisemiten gefürchteten „jüdischen Geist“ ins Deutsche übertragen könnten.

Facit: Antisemitismus klassischer Art ist überholt, der „jüdische Geist“ ist ein reines Hirngespinst.

Man überwindet diese Chimäre besser durch Bekämpfung des Christentums. In der heute geübten christlich-jüdischen Zusammenarbeit liegt nämlich ein gewisser Verrat am Judentum, was sogar liberale Rabbiner beklagten; sie wissen meist viel zu wenig vom Wesen der christlichen Theologie und meinen irrig, Jeshu Nasri sei ein jüdischer Sektierer gewesen.

Hier haben wir den eigentlichen Schwindel in Deutschland: Man operiert gegen „Antisemitismus“, aber in Wirklichkeit wollen konservative Kreise die christlichen Kirchen erhalten. Ginge es nur um Juden, könnte man ruhig die Moslems gegen Israel protestieren lassen und Juden Juden sein lassen: Die christliche Religion ist unser aller Unglück, für Juden wie für Deutsche.

Wie ist die christliche Kirche überhaupt entstanden? Jedenfalls nicht so, wie es tausende von christlichen Religionslehrern den Kindern vorfabulieren.

Julius Wellhausen hat die christlichen Epochen vor Kaiser Konstantin gut zu unterscheiden gewusst: Die Zeit Jesu, die der Apostel, dann die der Epigonen und zuletzt die Zeit unzählbarer christlicher Sekten. Aber wer war dieser Jesus, der das geistige Chaos schuf?

Martin Luther empört sich in einer seiner Judenschriften (Toledot Jeshu Nasri), dass einige Juden behaupten würden, er sei der Sohn eines griechischen Söldners Pantheras gewesen. Diese Behauptung stammt aber schon vom zeitnahen Philosophen Kelsos, den Origines zu widerlegen suchte. Jedenfalls verbreitete sich das Christentum mit seinen Erlöservorstellungen anfänglich in den untersten Volksschichten des Römischen Reichs, weswegen noch Kaiser Trajan diesen Glauben als Privatsache hinnahm. Aber das römische Volk verelendete durch endlose Kriege und Bürgerkriege, so dass auch gebildetere Schichten um esoterische und spirituelle Erlösung beteten. Die neuen Anhänger synkretisierten die Lehren der Apostel mit überlieferten halbphilosophischen und kultischen Ideen. Zuletzt war das Christentum ein Sammelsurium unzähliger religiöser Vorstellungen, so zahlreich wie die Heiligen der katholischen Kirche.

Tatsache ist jedenfalls, dass Palästina schon nach 333 vor Christus („Issuskeilerei“) durch Alexander den Großen unter griechische Herrschaft kam. Zur Zeit Jesu war das Land bereits 300 Jahre lang hellenisiert worden. Selbst die Bibel, Heinrich Graetz und Simon Dubnow erzählen, wie sich „die frommen Juden“ gegen die hellenische Bräuche wehrten. Jesu Predigten vom Reich Gottes und der Auferstehung, der Erlösung der Individuen und den Eingang der Seele ins Himmelreich entsprechen den griechischen Mysterienkulten, die Eduard Meyer (in: Geschichte des Christentums) auch der Geschichte des Christentums voranstellt. Und Jesus selbst gab seinen Aposteln auf (Matth. 10,5),

„nicht zu den Heiden zu gehen, sondern zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“.

Nach Jesus sollten also nicht die Heiden für den jüdischen Aberglauben, sondern die Juden für einen Mysterienkult gewonnen werden. Offensichtlich hat Paulus die Brisanz der Vermengung griechischer Erlösungslehren mit dem Monotheismus erkannt und damit die Entwicklung des Christentums losgetreten. Die Juden in ihrer Mehrzahl erreichte er nicht; denn aus Galiläa kann für fromme Juden kein Prophet kommen; und der alte Jahwe zeugt nicht wie der gute Zeus mit Jungfrauen wie der schönen Helena Kinder.

Dennoch verbreitete sich das Christentum über die hellenistische Osthälfte des Römischen Reichs, aber nicht einheitlich. Die Einheit des Christentums schuf der zuerst nur weströmische Mit-Kaiser Konstantin als er den Osten eroberte. Er dekretierte auf einem Konzil (Nikäa 325 ) für das ganz Römische Reich den orientalischen Despotismus. Das schuf er durch ein paar dogmatische Vorschriften, an denen auch ein Martin Luther nie gerüttelt hat:

1.

Es gibt nur ein Reich, einen Kaiser und folglich kann es nur einen Gott geben. Dieser besteht allerdings aus 3 Personen, nämlich:

Vater, Sohn und (die Erfindung römischer Juristen) den Heiligen Geist. Jede dieser Personen ist simultan der ganze und einzige Gott (Geheimnis des Glaubens 1 ist gleich 3).

2.

Jesus, der Sohn, wurde durch eine Jungfrau Maria zur Welt gebracht; er war während seiner Erdentage  – unvermischt – sowohl ganzer Mensch als auch ganzer Gott.

3.

Als solcher fuhr er (nach seiner Auferstehung nach dem Kreuzestod) körperlich in den Himmel auf. Er hinterließ   – als seinen mystischen Leib –   die Gemeinschaft der Apostel als Ur-Kirche.

4.

In diese Kirche fuhr an Pfingsten der Hl. Geist, der in dieser bis zum Jüngsten Tage bleibt.

Quod erat demonstrandum:

Kirche und Hl. Geist sind auf Erden unvermischt und doch eins nach dem Vorbild des Jesus. Wenn Staat und Kirche identisch sind, dann haben wir fortan die Göttlichkeit des Staates. Das ist die ganze christliche Theologie, ergänzt durch humanitäres Geschwafel von Brüderlichkeit.

Die „christliche“ Institutionalisierung des orientalischen Despotismus hat unsere klassische politische Kultur von athenischer Demokratie und römischer Republik beseitigt. Sigmund Freud erkannte hierin die Ursache des eingefleischten Antisemitismus, die auch Bernd Witte (in: Moses und Homer) darstellt. Die christlich- jüdische Lehre läuft allen Instinkten der westlichen Völker zuwider (Sigmund Freud). Um die Juden Juden sein zu lassen, muss also nicht „der Jude“, sondern muss der immanente Autoritätsterror des Christentums überwunden werden. Mit anderen Worten; Religion ist Opium für das Volk; es gibt keinen Gott, auch nicht Allah…. (auch keine Engel, , Heiligen oder Dschinnen)

Vulgo: Nicht die Rabbiner, sondern die Pfaffen muss man totschlagen.

von Lobenstein

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