Der neue Skandal in München um den Juden Marian Offman duftet so übel, dass man es auch in Frankfurt riecht und einem der Appetit vergeht, weil man nicht so viel essen kann, wie man kotzen möchte. Ich erlaube mir offen vom Juden Marian Offman zu schreiben, obwohl das eigentlich seine Privatsache ist, aber angesichts der Tatsache, dass die SZ und auch schon die BILD in dicken Lettern verkündete, dass Offman Jude ist, denke ich, dass keine Vorwürfe wegen Antisemitismus erhoben werden, denn dann wäre ja Mariam Offman selbst der Antisemit.
Es geht schon lange nicht mehr darum, dass Offman, den die CDU nicht mehr aufstellte, weil sie sich zu Recht verjüngen wollte und deshalb den 72jährigen Stadtrat bei der Listenaufstellung nicht mehr berücksichtigt hat. Darauf reagierte der jüdische Stadtrat mit dem Wechsel in die SPD, wo ihm allerdings auf Listenplatz 23 bei den kommenden Kommunalwahlen die Rückkehr ins Stadtparlament nicht glücken dürfte. In der SZ erklären freilich Frau Tausend und Herr Reissl, beide SPD, „sie wollten aber auch nicht ausschließen, dass Offman zu den fünf Bewerbern gehören könnte, die OB Reiter und der Parteivorstand auf die Liste setzen können.“ Wir können nur hoffen, dass das nicht passiert.
Es geht bei diesem Skandal wieder einmal um Israelkritik und Antisemitismus. Um Philosemiten, die auch Antisemiten sind bzw. Antisemiten, die auch Philosemiten sein wollen. Konkret geht es darum, dass die Organisatoren der Friedenskonferenz, die traditionell in München parallel zur Sicherheitskonferenz stattfindet, Marian Offman als Gastredner abgelehnt haben. Das Büro des Oberbürgermeisters hatte nämlich Offman als Vertreter der Stadt für das Grußwort ausgewählt.
Abgesehen davon, dass es schon sehr merkwürdig ist, dass jemand, der gerade erst SPD-Mitglied wurde und zuvor jahrelang bei der CDU gegen Reiter opponiert hat (!) anderen, sicherlich verdienstvolleren Parteimitgliedern vorgezogen wird, sahen die Organisatoren der Friedenskonferenz darin eine Provokation, was ihnen kaum jemand übelnehmen sollte, bis auf Offman selbst natürlich, der nichts anderes dazu zu sagen hatte als: „Ich werde ausgegrenzt, weil ich jüdisch bin.“ Auf die Idee, dass er ausgeladen wurde, obwohl er Jude ist, kam er natürlich nicht, denn für ihn ist sein Judentum keine Religion, die bekanntermaßen jedermanns Privatsache ist, sondern eine ideologische Waffe, um gegen Kritiker der israelischen Politik vorzugehen. Waffen sind aber auf einer Friedenskonferenz nicht sonderlich willkommen.
Wie zumeist einseitige in solchen Fällen kommentierte die SZ das sofort mit dem angeblichen Verweis Thomas Rödls, dem Organisator der Friedenskonferenz, auf Offmans pro-israelische Haltung. Und um ja kein Missverständnis aufkommen zu lassen, fügte Martin Bernstein, der Schreiber der SZ, gleich hinzu: „Offman ist Jude.“ Und dann zitiert er wenige Zeilen weiter Thomas Rödel wie folgt: „Dieser [Offman] habe sich offensiv und polarisierend mit politischen Gruppen und Veranstaltungen auseinandergesetzt, die die Politik der Regierung Israels kritisch beurteilen.“ Rödel spricht hier wohlgemerkt von Kritik an der „Politik der israelischen Regierung“ und eben nicht von Kritik an Israel als Staat. Und Rödel hätte auch darauf hinweisen können, dass Offman sich keineswegs mit „Gruppen und Veranstaltungen“ auseinandergesetzt hat, sondern ganz im Gegenteil jeder Auseinandersetzung aus dem Weg geht. Er gehört nämlich zu jenen, die Veranstaltungen, die sich kritisch mit Israels Politik auseinandersetzen wollen, verbieten lässt. Jetzt passiert ihm also genau das, was er anderen antut, und er hat dafür keine andere Erklärung als „…weil ich Jude bin.“ Aber darum geht es hier in keiner Weise. Hier geht es darum, dass ein Stadtrat, der die völkerrechtswidrige und gewaltorientierte Politik Israels bei jeder Gelegenheit verteidigt und rechtfertigt, bei einer Friedenskonferenz ziemlich fehl am Platz ist, selbst wenn er Eskimo oder Vertreter des Vatikans wäre.
Für den ausgeladenen Marian Offman liegt allerdings „die Vermutung nahe, dass man den Juden Offman einfach nicht als Begrüßungsredner haben wollte“, schreibt die SZ, und Offman zeigt sich schockiert. „Dass dies heute möglich ist, hätte ich niemals gedacht. Friedensaktivisten boykottieren nicht nur Israel, sondern auch Juden in Deutschland.“ Ich bin schockiert, dass in München immer noch Juden andere Juden denunzieren und boykottieren, wie z. B. Charlotte Knobloch mich. Dabei kann München in Fragen des Boykotts auf eine lange Tradition zurückblicken. Es ist weithin bekannt, dass der erste zionistische Kongress 1897 in Basel einberufen wurde. Weniger bekannt ist, dass Basel gewählt wurde, nachdem große deutsch-jüdische Gemeindeorganisationen die Behörden gebeten hatten, die Durchführung des Treffens in München zu verbieten. Die Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, war also keineswegs die erste, die die Behörden gebeten hat, Juden in München zu verbieten. Damals wurden Zionisten aus der Stadt vertrieben, und heute sind es Anti-Zionisten, die mit Hilfe jüdischer Denunzianten und Antidemokraten aus städtischen Räumen vertrieben werden. Es ist auch Offman zuzuschreiben, dass Juden wie Prof. Moshe Zuckermann, Prof. Ilan Pappe, Judith Bernstein, Nirit Sommerfeld und mir städtische Räume verweigert werden. Nun widerfährt Offman mit der Absage seines Auftritts durch die Friedenskonferenz genau dies, und er schreit Zeter und Mordio und entblödet sich nicht, die Antisemitismuskeule zu schwingen.
Es ist zwar das Recht des Oberbürgermeisters Dieter Reiter zu bestimmen, wer ihn vertreten soll. Allerdings einen Mariam Offman auf eine Friedenskonferenz zu schicken, obwohl er hätte wissen müssen, dass er auf einer solchen Konferenz wegen seiner polarisierenden Positionen zur bellizistischen Politik Israels nicht willkommen sein würde, ist schon ein erheblicher politischer Missgriff. Und noch einmal: es geht hier mitnichten darum, dass Offman Jude ist. „Hinzu kommt“, schreibt Jürgen Jung in einem Leserbrief an die SZ, „dass Offman sich, trotz wiederholter Einladung, jedem Gespräch mit Andersdenkenden verweigert. Angesichts dieser Sachlage ist es in der Tat eher ein „Affront der Stadt gegen die Friedensbewegung“, und nicht der Friedensbewegung gegen die Stadt.
Und Franz Piwonka schreibt in seinem Leserbrief: „Die Empörung über die Ausladung ist durchsetzt von Heuchelei. Offman war federführend beteiligt an der Strangulierung der Meinungsfreiheit. Er muss sich daher nicht wundern über die Ausladung. Die Berufung darauf, dass er Jude ist, und das der Grund der Ausladung sei, ist alles andere als glaubwürdig. Er lenkt damit nur von sich selbst ab.“
Der SZ erzählt Offman die übliche zionistische Propaganda. Er behauptet, dass er die CDU verlassen hat wegen der Haltung der Partei zur Seenotrettung. „Meine Großeltern waren auch Flüchtlinge, wie kann ich dagegen sein?“ Natürlich glaubt ihm das niemand, bis auf die SZ. Ausschlaggebend für seinen Wechsel war mit Sicherheit die Aussicht auf einen Listenplatz bei der SPD, den ihm die CDU definitiv abgeschlagen hat. Warum ein 72jähriger noch weiter das Schicksal seiner Stadt bestimmen will, ist mir schleierhaft. Immerhin sitzt die 83jährige Charlotte Knobloch schon seit mehr als 30 Jahren auf ihren Stuhl als Präsidentin der Israelitischen Gemeinde in München, obwohl sie schon längst in ein Seniorenheim gehört. Die CDU tut recht daran das Alter der Abgeordneten und, wie kürzlich gefordert, das Alter der Mitglieder der Bundesregierung zu verjüngen. Und eigentlich sollte man die Amtszeit aller Amtsträger begrenzen.
Sehr glaubhaft ist seine Empathie für Flüchtlinge allerdings nicht, denn zum Schicksal der palästinensischen Flüchtlinge hat man seine anteilnehmende Stimme bisher nicht gehört. Aber palästinensische Flüchtlinge wollen in ihre Heimat zurück, und diese gehört schließlich jetzt den Juden. Deshalb ist er natürlich dafür, dass Juden nach Israel auswandern und weiterhin Palästinenser vertrieben werden sollen. Schließlich muss für die Neueinwanderer Platz geschaffen werden. Und wie sagte schon David Ben-Gurion: „Kein Interesse an der Rückkehr der Geflohenen.“ Die „Geflohenen“ waren in Wirklichkeit allerdings von den Zionisten Vertriebene.
Der Landesausschuss der DFG-VK Bayern hat am Samstag eine Erklärung zur Absage der Friedenskonferenz einstimmig verabschiedet.
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