Terrorismus des Geschwätzes

Ich darf mir mal ausnahmsweise beim Papst eine Überschrift ausleihen: Terrorismus des Geschwätzes. Franziskus meinte damit seine Kardinäle aus der Kurie.

Ausgerechnet die AfD (Alternative für Deutschland) und ausgerechnet Henryk M. Broder verwandelten sich in den letzten Wochen zu dem, was sie jahrelang bekämpft und lächerlich gemacht haben. Sie sind „patriotische Europäer“ geworden, die PEGIDA (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) in Schutz nehmen. Die AfD hat sich als antieuropäische Partei einen Namen gemacht, sie will den EURO abschaffen und die Macht Brüssels begrenzen. Henryk M. Broder hat sich in seinem Buch „Hurra, wir kapitulieren“ darüber beschwert, dass Brüssel zu viel Macht hat und machte sich darüber lustig. Nun ist er plötzlich ein patriotischer Europäer.

Das ist er natürlich nicht, aber er handelt nach dem Grundsatz: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Und da der Feind der „patriotischen Europäer“ der Islam ist und sie gegen die Islamisierung Europas sind, was allein für sich schon lächerlich und absurd ist, kann sich Broder leichten Herzens und unter Ignorierung des Verstandes ihnen anschließen, da auch er im Islam die größte Gefahr für das Abendland und vor allem für Israel sieht.  

Und so ist Broder zu einem der geistigen Wegbereiter der PEGIDA geworden, bzw. er war schon da, als der jetzige Vater der Bewegung, der vorbestrafte Lutz Bachmann, noch ein einfacher Krimineller war und im Traum nicht an eine politische Karriere dachte. Broder ist zum Vorbild und Quelle von rechtsextremistischen Gesindel überall in Europa geworden und selbst der Norweger Anders Behring Breivik, der am 22. Juli 2011 auf der Insel Utoya 69 Kinder und Jugendliche ermordet hat, nahm die aggressiven Aufrufe zum Widerstand gegen die vermeintliche Islamisierung des Abendlandes, die Broder verbreitet hat, ernst. Als Motiv gab Breivik an, er habe Norwegen gegen den Islam und den Multikulturalismus“ verteidigen wollen. Seine Hetzparolen entnahm er unter anderem auch den Texten von Henryk M. Broder, den er in seinem 1 500 Seiten starken Pamphlet oft zitiert hat.

Broder´s Blog, Die Achse des Guten, ist voll mit  rechtslastigen Islamhassern, für die die berechtigten Demonstrationen gegen den Gaza-Krieg im Sommer 2014, Märsche eines „islamistischen Mobs“ waren. Islam ist für Broder und seine Truppe immer „islamistisch“. Man kann gespannt sein wie Broder reagieren würde, wenn Judentum für manche dieser „Islamisten“ immer ein Synonym für „Zionismus“ wäre. So weit wie Zionismus von den Lehren des Judentums ist, so weit ist Islamismus von den Lehren des Islams, auch wenn Broder das Gegenteil behauptet. Die Berichte darüber, dass bei den PEGIDA-Anhänger „diffuse Ängste gegen eine Islamisierung Deutschlands“ herrschen und das davon „nachweislich“ keine Rede sein könne, werden in Broders Blog lächerlich gemacht.

Broder widerspricht sich auch in seiner Behauptung: „Wenn nur maßvolle, vernünftige und richtige Meinungen erlaubt wären, wäre dies das Ende der Meinungsfreiheit.“ Das ist durchaus nachvollziehbar, aber ist er bereit, das auch auf diejenigen anzuwenden, die Israel kritisieren wie z. B. Jakob Augstein, Rolf Verleger, Erich Fried und andere? Dürfen sie und ich nicht „unvernünftige“ und „unrichtige“ Meinungen äußern? Ist durch die Diffamierung solcher Kritiker, nicht zuletzt durch Broder selbst, die Meinungsfreiheit in Deutschland nicht gefährdet?

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