Ich habe bisher noch nie etwas von Günter Weißgerber gehört. Und das war auch gut so. Jetzt habe ich ein widerliches Pamphlet von ihm gelesen und musste mich prompt übergeben. Es ist eine Schande und eines der noch nicht beseitigten Flecken unseres politischen Lebens in Deutschland, dass solche armselige Würstchen die Bühne bekommen, um anständige, mutige und mit Zivilcourage gesegneten Menschen zu beleidigen. Und wenn dieser unangenehme Zionistenknecht und vermeintliche profunde Kenner der „einzigen Demokratie im Nahen Osten“ sich mal Zeit nehmen würde, in den Spiegel zu schauen, dann könnte er vielleicht eine „Nazifratze“ erkennen, wie sie früher vom „Stürmer“ gebraucht worden ist, um Juden zu diffamieren und zu entrechten.
Mit Schaum vor dem Mund, wie ein tollwütiger Schäferhund, beist Weißgerber auf Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter ein, als ob er ihn platt machen wollte. Es geht ihm nicht um das, was Schröter gesagt oder geschrieben hat, es geht ihm um Schröter, frei nach Broders Motto: „Warum sachlich, wenn es auch persönlich geht“, fertigzumachen.
Der Versuch den OB in Verbindung mit Nazis wie Professor Walter Grundmann, dem früheren Leiter des „Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“, im Volksmund wohl „Entjudungsinstitut“ genannt, zu bringen, kommt wie ein Bumerang auf Weißgerber zurück, der als Spitzel bei der SED Karriere gemacht haben könnte oder vielleicht sogar gemacht hat. Die Fähigkeiten dazu hat er allemal, und das beweist sein Pamphlet mehr als deutlich.
Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Gunter Weißgerber schrieb: „Jeder Nazi, den du ansonsten verbal stets bekämpfst, wird dir Beifall spenden“, wohl wegen der deutlichen und notwendigen Kritik Schröters an Israels Politik. Er will damit wohl sagen, dass Schröter nicht schweigen kann und will zum Unrecht des jüdischen Staates, und dass Schröter Mut und Zivilcourage hat, auch wenn Beifall von der falschen Seite kommen sollte. Damit kenne ich mich sehr gut aus. Auch ich bekomme zuweilen Beifall von Leuten, die mir zuwider sind. Damit muss man leben können, wenn man im politischen Geschäft tätig ist. Weißgerber, der offensichtlich keine Zivilcourage hat und wohl auch nie haben wird, geht solche Risiken nicht ein und bleibt auch deshalb vollkommen bedeutungslos. Möglicherweise ist es purer Neid, der ihn zu dieser Wutattacke verleitet hat.
Schröter, so Weißgerber, beschäme die gesamte SPD. Thomas Mann hat auch seinerzeit das gesamte deutsche Volk beschämt und wurde nach dem Untergang der Nazis mit Ehren überschüttet. Wenn die SPD solche Denunzianten wie Weißgerber erträgt, dann wird sie auch solche Politiker wie Albrecht Schröter ertragen. Und sollte sie es nicht tun, dann kann mir die SPD auch gestohlen bleiben, zumal mit einem Vorsitzenden, der ebenfalls keine Zivilcourage hat. Auch ich war einmal SPD-Mitglied. Aber das ist lange her. Als Jude kann man nicht in die CDU oder CSU eintreten, aber die SPD ist auch keine Heimat. Und wenn Weißgerber unter gar keinen Fall „ein Jude sein will“, zumal unter OB Albrecht Schröter, dann kann ich nur sagen, dass ich froh bin, dass er kein Jude ist, weil ich mich für solche Juden schämen müsste, und ich schäme mich schon für andere Juden, angefangen mit Benjamin Netanjahu bis zu Josef Schuster.
Dieser Weißgerber, der selbsternannte Nahostexperte, wirft Schröter vor, dass er „die einzige Demokratie im Nahen Osten als ´Besatzerstaat` bezeichnet. Was ist denn Israel sonst, als ein Besatzerstaat? Er nennt diese Bezeichnung „dumm und verleumderisch“. Worin liegt denn die Verleumdung, wenn man einen „Besatzerstaat“ einen Besatzerstaat nennt? Israel will die einzige Demokratie unter lauter Diktaturen sein, aber deshalb muss es nicht eine lupenreine Demokratie sein, und es kann auch ein Besatzerstaat sein. Wenn es kein Besatzerstaat ist, dann ist es ein Apartheidstaat.
Auf solche Verteidiger des schon längst in der Gosse befindlichen Rufes des Staates Israel kann ich als Jude und ehemaliger Israeli ganz gut verzichten, und inzwischen können auch weitere hunderttausende wenn nicht gar Millionen von Juden auf solche Philosemiten und Ignoranten verzichten. Wenn ich von solchen Versuchen, Israel reinzuwaschen, lese, dann muss ich mich schämen, dass Israel es nötig hat, von Rassisten und naiven Chauvinisten verteidigt zu werden. Echte Demokraten stehen schon lange nicht mehr hinter Israel.
Israel wollte einst „Ein Licht für die Völker“ sein und ist eine Schande für das jüdische Volk geworden. Man muss sich schämen, Israeli und Jude zu sein. Weißgerber wird aber nicht müde uns seine Ignoranz zu zeigen, und er ist sogar noch stolz darauf. Er ist sich nicht zu schade, Schröter anzugreifen wegen seiner korrekten und notwendigen Anwendung der europäischen Initiative, Waren aus völkerrechtswidrigen israelischen Siedlungen zu kennzeichnen. Genau das fordert ja auch die EU. Und Weißgerber schreibt sogar „jüdische Waren“. Also jüdische Orangen und jüdische Avocados und jüdische IT-Produkte!
Seit wann gibt es „jüdische Waren“? Die gibt es genauso wenig wie es „christliche Waren“ oder „moslemische Waren“ gibt. Jüdische Waren gibt es nur in den Köpfen von Antisemiten und da muss sich Weißgerber fragen, ob er womöglich ein Antisemit ist. Zumindest verhält er sich so. Denn er und seine Freunde sind im Nazijargon stecken geblieben. 1933 haben die Nazis Juden, also Menschen verfolgt. Wir von der BDS-Kampagne richten unseren Boykott gegen Waren. 1933 hatten die jüdischen Geschäftsinhaber keine Chance, dem Boykott zu entgehen, weil sie eben Juden waren. Heute kann Israel dem Boykott jederzeit entgehen; es muss nur die Siedlungen in den besetzten Gebieten verlassen und das Land seinen ursprünglichen Besitzern zurückgeben. Aber das ist keine Forderung des Boykotts. Die BDS-Kampagne, wie die der EU, fordert lediglich eine korrekte Kennzeichnung. Wenn eine solche Forderung schon ein Beweis für Antisemitismus ist, dann ist etwas faul im Staat.
Weißgerber fragt: Cui bono? Da hat er Recht. Ich frage mich auch, wem seine primitive Hetze nützt. Denn sein Text ist widerlich und ekelhaft. So lupenrein verachtend und beleidigend, dass jeder es auch durchschauen kann. Man sieht auch diejenigen, die dahinter stehen.
„Der Gaza-Streifen, der seit September 2005 ´Judenfrei` ist“, schreibt Weißgerber, zeigt jetzt, wo die Juden nicht mehr da sind, wie grausam die dortigen Machthaber sind. Die Juden sind zurecht nicht mehr dort, denn sie haben dort nichts zu suchen. Es ist nicht ihr Land und deshalb darf der Gaza-Streifen „judenfrei“ sein wie Island, die Sahara oder der Nordpol „judenfrei“ sind. Wenn es nicht so dumm und blöd wäre, dann könnte man lachen.
Weißgerber klagt die „andauernden schweren Angriffe auf Israel“ an. Von den tausendfach grausameren und folgenschwereren Angriffe Israels auf Gaza kein Wort. Unzählige Angriffe der Hamas haben keine Todesopfer gefordert, eine 1000 Kilo Bombe der Israelis hat mehr als 50 Todesopfer verursacht. Er und seine Freunde beklagen die Angst der Kinder von Sderot; die unzähligen toten Kinder von Gaza werden nicht einmal erwähnt. Es waren mehr als 500 beim letzten israelischen Massaker vom Juli 2014.
Und er beschuldigt wieder Schröter: „Aber auch da sind für Dich gewiss die Israelis (Juden?) – wie immer – selbst schuldig“. Der Superzionist und sich selbst als Reaktionär bezeichnende Henryk Broder, hat es deutlich gesagt: „Die Israelis sind Täter. Täter sein macht Spaß.“ Damit will er sagen, dass die Israelis tatsächlich „selber schuldig“ sind, wenn ihnen das Töten „Spaß“ macht. Wer denn sonst? Haben etwa die Palästinenser die Juden aus ihrer Heimat vertrieben? Nach meinen Kenntnissen der Geschichte war es umgekehrt.
Eine lupenreine Lüge ist Weißgerbers Behauptung, Schröter würde auffordern bei Israelis nicht zu kaufen und er verwendet dazu noch den nationalsozialistischen Slogan: „Deutsche, kauft nicht bei Juden.“ Bei ihm heißt es jetzt: „Deutsche, kauft nicht bei Israelis!“ Dabei hat Schröter lediglich aufgefordert Produkte aus den besetzten Gebieten nicht zu kaufen bzw. Israel zu zwingen solche Produkte korrekt zu kennzeichnen, was Israel zu umgehen versucht.
Und verlogen wie der ganze Beitrag ist auch Weißgerbers Mitleid mit den palästinensischen Arbeitern, die „unter gleichen Bedingungen gearbeitet haben wie die Israelis (!) und gleich bezahlt wurden (!)“ und wegen des Boykotts auf ihren Lohn verzichten müssen. Dabei ist der Boykott von Waren nur ein Teil der BDS-Kampagne, die Israel sehr wohl schadet und ärgert. Bei solchen Behauptungen frage ich mich, ob er jemals in Palästina war, ob er jemals auf einer Baustelle dort war oder in einer Fabrik in den besetzten Gebieten. Er macht sich Sorgen, wie es ihnen jetzt geht. Er wirft Schröter vor am „antisemitischen Erbe aus zwei Diktaturen“ zu hängen, dabei ist er „his masters voice“. Und wer „his master“ ist, das wissen wir alle.
Warum stellt er nicht die Frage, die Dr. Albrecht Schröter stellt und für die er so unter der Gürtellinie angegriffen wird, von sogenannten Genossen, bei denen ich mich schämen würde, mit ihnen zusammen in derselben Partei zu sein. Die Frage lautet: „Wenn es angeblich um die Sicherheit Israels geht – warum wird die Mauer nicht grundsätzlich auf dem Gebiet des völkerrechtlich anerkannten Territoriums Israels, sondern auf demjenigen Land errichtet, dessen Besetzung von fast allen Mitgliedsstaaten der UNO nicht anerkannt wird?“
Das fragen sich inzwischen auch viele Israelis und Juden. Amira Hass schreibt in der liberalen Tageszeitung Haaretz: „Palästinenser kämpfen um ihr Leben; Israel kämpft um seine Okkupation. Juden werden ermordet, Palästinenser nur getötet. Es ist Krieg, sagt Benjamin Netanjahu. Aber dieser Krieg begann nicht am vorigen Donnerstag. Die Palästinenser kämpfen im wahrsten Sinne des Wortes um ihr Leben. Wir, die Juden, kämpfen um unsere Privilegien als Herrenvolk.“
Die Argumente, mit denen Weißgerber jetzt Schröter angegriffen hat, stammen natürlich aus der Hasbara-Propaganda, die auch in das Informationsmaterial der bundesdeutschen SPD eingeschleust wird, und die Weißgerber ungeprüft übernommen hat. Er war sich auch nicht zu dumm und zu schade, mir auf meine Kritik an seinen unsäglichen „offenen Brief“ an OB Schröter zu antworten. Leider wieder auf unsäglichem Niveau. Er schreibt: „Ihnen graut vor mir? Mir ergeht es mit ihnen ganz anders. Ich bin amüsiert.“ Übersehen hat er wohl, dass ich ihn zitiert habe.
Völlige Aufklärung über seinen bigotten Charakter liefert er mit der Behauptung: „Ich habe die Wohnung meiner an Altersdemenz erkrankten Mutter für Kriegsflüchtlinge aus Syrien zur Verfügung gestellt. Haben Sie in dieser Hinsicht auch schon unproblematisch Hilfe geleistet?“ Nein, Herr Weißgerber, ich habe es nicht nötig, ihnen darüber zu berichten und Vollzug zu melden. Wenn Sie es nötig haben damit anzugeben, dann wird es wohl auch einen Grund geben. Was für ein guter Mensch Sie sind, beweisen Sie auch noch damit: „Allerdings habe ich mir das Recht herausgenommen, das Grundgesetz der BRD auf Arabisch in die Wohnung zu legen.“ Sie nehmen Flüchtlinge auf und versuchen sie sofort umzuerziehen. Sie haben sich wohl bei Josef Schuster vom Zentralrat der Juden in Deutschland beraten lassen, der voller Sorgen ist, wegen der Tatsache, dass es in den Herkunftsländern (er meint wohl Syrien!) vieler Flüchtlinge stark antisemitische Tendenzen gab. „Wenn man zwanzig oder dreißig Jahre lang mit einem israel- und judenfeindlichen Bild aufgewachsen ist, dann wird man dieses Bild nicht einfach los. Deshalb ist es ganz wichtig, dass wir jedem Flüchtling nahebringen, dass in Deutschland das Grundgesetz die Lebensgrundlage aller Menschen ist.“ Sonst könnten israelfeindliche Bilder zu uns getragen werden. Und Sie, Herr Weißgerber, sind his masters voice. Sie haben schon begonnen den Flüchtlingen das Grundgesetzt, sogar auf Arabisch, beizubringen.
Ich bin in Israel mit einem syrien- und araberfeindlichen Bild erzogen worden. Dennoch hasse ich keine Araber. Und nur so nebenbei sollte man erwähnen, dass es in Syrien all die Jahre eine freie jüdische Gemeinde gab und die Syrer nicht judenfeindlich waren und sind, sondern israelfeindlich. Dabei sollte man auch nicht vergessen, dass nicht die Syrer israelisches Land völkerrechtswidrig besetzt haben, sondern Israel syrisches Land, nämlich die Golan-Höhen.
Es tut mir Leid für Sie, dass Sie das alles nötig haben, weil Sie wohl sonst befürchten, nicht ernst genommen zu werden. Wie soll man aber einen wie Sie ernst nehmen, der das alles nötig hat?
Albrecht Schröter hat das alles gesehen und erkann,t und er hat den Mut darüber zu sprechen. Sie wollen es nicht sehen, sie sind wie ein asiatischer Affe: Augen zu, Ohren zu, Mund zu.
Herrn Weissgerber möchte ich die Einsicht von Paul Eluard nahebringen:
Wer den Gedanken nicht angreifen kann, greift den Denkenden an.
Ich kenne Günther (Weißgerber) schon seit 1990, er gehört zum äußersten rechten Rand der hiesigen SPD (wie ich zum linken Rand gehöre). Er wird hier in Leipzigs SPD schon längst nicht mehr für voll genommen und auch die Lokalpresse lacht inzwischen über ihn und seine zahnlosen Langeweile-Bissattacken in alle Richtungen. Hu lo chaschuv, Abi!
Bravo, Abi Melzer, für Ihre klaren Worte an diesen Weißgerber.
Warum lebt dieser Klugscheisser überhaupt noch in Deutschland und nicht privilegiert unter seinen Zionisten-Spezis im Paria-Staat Israel?
Also ich kenne Herrn Weißgerber nur von einigen Mailkontakten, würde ihn aber gern kennenlernen. Ich bin total verstört, in welchem Ton hier gestritten wird. Herr Melzer, wenn Sie sich bitte etwas zurücknehmen könnten, es ist schon alles etwas aufgeheizt in unserem Land. Ich kenne das Gefühl, wenn einem der Kragen platzt. Es war Gunter Weßgerber, der mich zur Mäßigung aufrief. Nun tue ich das bei Ihnen.
Herr Schönknecht, die Presse lacht über viele Menschen, das ist längst nicht mehr von Belang. Die Presse ist bald nicht mehr von Belang.
Herr Behr, Weißgerber greift Gedanken an. Zum Diskurs gehört ein dickes Fell.
Herr Melzer, ich habe schon viel von Weißgerber gehört aber von Ihnen noch nie. Sind das jetzt die Kriterien, nach denen man wichten muss.
Ich wünsche uns Besonnenheit und Gelassenheit.