Von einem 7. Oktober bis zum nächsten.

Aus der Tribüne Jüive

Fast auf den Tag genau, fast ein Jahr nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023 fällt eine massive Salve iranischer Raketen – Gott sei Dank ohne allzu großen Erfolg – auf Israel, während ein Terroranschlag 7 Zivilisten in Tel Aviv und an der libanesischen Grenze tötet, läuft die Offensive der IDF gegen die Hisbollah an. Ein düsterer Jahrestag für den düstersten Tag des Grauens, den die Juden seit der Shoah erlitten haben.

„Shluss mit dem Krieg“ verkünden viele, die nicht erkennen oder sehen wollen, dass hinter dem israelisch-palästinensischen Konflikt von Anfang an der Iran steht, der die Hamas und Israel im Gazastreifen gegeneinander aufgebracht hat. Denn ohne den beharrlichen Hass der Mullahs und der Pasdarans hätte die palästinensische Organisation niemals die Mittel gehabt, ihr tödliches Werk über die Jahre hinweg in den Tiefen der Tunnel zu verrichten.

Der für die Offensive gewählte Zeitpunkt war der Zeitpunkt, an dem die Abraham-Abkommen unterzeichnet werden sollten – Vereinbarungen, die den Iran isoliert hätten. Die Al-Aqsa-Sturmflut hatte eine verheerende Wirkung auf diese Vereinbarungen, die sie im Lärm des Krieges vorerst in Vergessenheit geraten ließ.

Mit dem inzwischen offenen Eintritt des Iran in die Konfliktszene manifestiert sich hinter dem Geschrei eines „vom Fluss bis zum Meer befreiten Palästinas“ etwas, das vergessen werden wollte.

Werden die Ereignisse von uns Westlern jetzt durch plötzliche Anfälle von Amnesie und Blindheit vernebelt? Soll unsere Sicht auf das Kommende auf das Angenehme reduziert werden?

Im vergangenen Jahr gab es einen weiteren Moment harter Amnesie, der die Mehrheit der Juden in der Diaspora in einen Zustand schmerzender Hilflosigkeit versetzt: Es ist das fast augenblickliche Vergessen der Gräuel, die am 7. Oktober begangen wurden, zugunsten eines Mitgefühl für die Opfer der israelischen Militärreaktion auf Gaza.

Wir wissen, wie entscheidend dieser Moment für die Konstruktion eines feindlichen Bildes ist. Israelis und Juden der Diaspora werdm sowohl an Universitäten als auch auf den vielen internationalen Bühnen als zionistische Nazis vorgestellt, die  einen Völkermord fortsetzten, der einer Endlösung am palästinensischen Volk entsprach. In vehementen Karikaturen, die durch arabisch-muslimische Judenphobie begünstigt wurden, ist der Stunt der Nazi-Juden nicht neu, aber er hat sicherlich noch nie so wirksam eingeschlagen. Ich werde darauf zurückkommen.

Von der Amnesie bis zur Verwirrung von allem mit allem ist nur ein kurzer Schritt. Den zu tun kann sich in dem asymmetrischen Krieg, den die Krieger des Islam gegen den Westen führen, als sehr effektiv erweisen. So können wir in „Die Bewältigung der Barbarei“, dem radikalsten Brevier des Dschihadismus, diesen prägnanten Text lesen, den zu ignorieren ein Fehler wäre:

„Wir müssen alle Bewegungen, alle Massen, alle Parteien in den Kampf einbeziehen und alle auf den Punkt bringen.“

Ist diese „verdrehte Welt“ nicht diejenige, in der es islamistische Terroristen mit planetarischem Ziel geschafft hatten, uns aufzurütteln? Mit »wir« meine ich all jene, die seit dem »gesegneten Doppelüberfall« vom 11. September 2001 wiederholte und erstaunliche traumatische Erschütterungen erlitten haben, die ihnen in Taten und Bildern von denen zugefügt wurden, die sie durch Terror besiegen wollten.

In welchem mentalen Raum leben wir heute im Westen, um so schnell von den Anfängen eines Mitgefühls zum Vergessen zu wechseln, während sich ein Gefühl des Hasses über diejenigen, die getröstet werden müssten, wie ein gigantisches Feuer ausbreitet. Die Gesichter von Geiseln, die unter unsäglichen Bedingungen gefangen gehalten werden, werden wie Fahndungsbilder von Verbrechern zerrissen? Eine Welt, in der solche psychopathischen Verstümmelungen vorkommen, offenbart sich als eine Welt ohne Bezugspunkte zur Realität, in der die Spuren verschwimmen, in der der Feind vorgibt, ein Freund zu sein, in der der Hass, den wir auf uns selbst haben, mit der Wut derer konvergiert, die uns vernichten wollen.

Wer wird noch in der Lage sein, uns in unseren eigenen Augen wieder lesbar zu machen? Wer hilft uns, die heilsame Distanz einzunehmen, die uns allein von der zwanghaften Faszination für Schreckensbilder lösen kann?

Ich wartete ungeduldig auf das Erscheinen eines Buches von Gilles Kepel, der mit  Mut, Strenge und mit der Breite seines Wissens über die arabisch-muslimische Welt geschrieben hat. Ich werde in „Der Aufruhr der Welt“ mit dem Untertitel „Nach dem 7. Oktober“ eine erschöpfende Analyse der vielfältigen Auswirkungen finden, die durch den „Explosionseffekt“ des 7. Oktober sowie durch die israelische Reaktion verursacht wurden. Unter diesen Folgen taucht ein Narrativ auf – so Gilles Kepel -, das von den Medien der ganzen Welt reichlich genährt wird. Es ist das Narrativ, in dem „Israels Schuld durch die unverhältnismäßig große Zahl palästinensischer Opfer und die Macht seiner Armee bewiesen werden soll. F16 und Merkava gegen mit Matratzen beladene Karren, auf denen verängstigte Kinder saßen; das sind die Bilder, das ist die strukturierte normative Erzählung, die die Herzen und Köpfe der euro-amerikanischen Jugend eroberte und die einen ethischen Riss innerhalb des Westens von gestern verursachte, der als der Norden von heute neu codiert wird.“

Wo aber bleibt die Bösartigkeit antisemitischer Worte und Taten in einer solchen Analyse, die im Laufe des Jahres stetig zugenommen hat, die Einschüchterung, die Schläge, die Gruppenvergewaltigung eines zwölfjährigen Mädchens in Courbevoie im vergangenen Juni durch drei gleichaltrige Kinder, die sie eine schmutzige Jüdin nannten?

Ich kann mich nicht dazu durchringen, mich mit einer so knappen Analyse des fast universellen Hasses zufrieden zu geben, den ich in diesem Jahr von allen Seiten mit gesteigerter Intensität gegen „einen imaginären Juden“ zusammenkommen sah, von dem wir nicht wissen, ob er Israeli, Israelit oder Zionist ist, in dem aber alle Züge zu finden sind, die der Antisemitismus, sowohl der europäische als auch der arabisch-muslimische, in gleicher Weise bewahrt hat: vampirische Grausamkeit, rituelle Kinderopfer, ungezügelte Gier, hinterhältiges Streben nach regionaler und globaler Herrschaft… Was ist der Unterschied zwischen den antisemitischen Karikaturen des Nazi-Stürmers und dem Bild der libanesischen Presse aus dem Jahr 2001? Aber was macht das Datum aus? Wenn ich etwas tiefer schaue, bin ich mir sicher, dass ich heute das gleiche Bild und mit Sicherheit die gleichen Reden finden kann. Denn der Antisemitismus ignoriert die Zeit und wiederholt das gleiche albtraumhafte Antiphon zu jeder Zeit und an allen Orten.

Warum ist es am Ende unmöglich, mit einem Antisemiten zu streiten? Die Antwort scheint mir angesichts des vergangenen Jahres und seiner hasserfüllten antijüdischen Turbulenzen naheliegend: Der Antisemitismus ist eine Produktion des Unbewussten, und das Unbewusste ist kein Momnentum des Dialogs, sondern eine Fabrik von Träumen – guten oder schlechten – oder neurotischen Symptomen, die unter dem Druck der Verdrängung arbeitet, ohne Rücksicht auf Zeit und Realität nach der doppelten Logik von Verdrängung und Verdichtung. wie Freud uns einst gelehrt hat.

Gestatten Sie mir diese Erwähnung, denn ich sehe nicht, wie man sonst den wahnhaften und bedrohlichen Irrealismus verstehen könnte, der – um nur ein Beispiel zu nennen – Mitglieder der LGBT-Gemeinschaft dazu bringt, ein Loblied auf eine Intifada zu singen, die, wenn sie triumphiert, als erstes Ziel hätte, sie von den Dächern der Gebäude zu stürzen.

Wenn wir sehen, wie sowohl an den Universitäten als auch auf der internationalen Bühne Israelis des Völkermords beschuldigt werden, während  der Begriff eigentlich von einem jüdischen Juristen geprägt wurde, um die Schrecken der nationalsozialistischen Vernichtung zu beschreiben. Der „Judeo-Nazi“, eine selbstgefällige Entdeckung hasserfüllter Rachsucht, bleibt das reinste Beispiel für einen Verdrängungsprozess im freudschen Sinne. Er kann nur durch einen Gedanken hervorgebracht werden, der selbst von der Lust zum Mord angetrieben wird. Das Gleiche gilt für die wiederholten Versuche derselben Leute, im Bild Israels und in all seinen Aspekten (wiederum im freudschen Sinne) das zu verdichten, was die intersektionalistische Idiotie des Wokismus, die sich in der gleichen reduktiven Schadenfreude mit den islamo-fundamentalistischen Aufgeklärten und den dunklen Eiferern des globalen Südens verbindet, als das Absolute des Bösen definiert: nämlich das dominante imperialistische und neokoloniale weiße männliche Patriarchat, Was, wie man zugeben wird, für ein so kleines Land etwas viel wäre.

All dies könnte als lächerlich bei Seite geschoben werden, wenn es uns nicht am 7. Oktober und während des ganzen Jahres so heftig vor Augen geführt hätte, wozu der kollektive antisemitische Massenwahn führen kann, der die imaginären Gelüste des Todestriebs erzeugt. Was wir in diesem Jahr gesehen haben und was wir noch nicht zu Ende betrachten konnten, ist die Verbindung zweier Hassgefühle, die miteinander verflochten sind: der Hass auf den Westen, wie der Islam  ihn seit dem 11. September 2001 in die Praxis umsetzt, und der Hass, den der Westen durch die dubiosen Avatare der Woke-Selbstgeißelung gegen sich selbst hegt.

Was haben wir Juden, mit oder ohne Glauben, Israelis oder über die ganze Welt verstreut, dem bösen Wind entgegenzusetzen, den eine beunruhigende globale Neurose gegen uns wehen lässt? Gewiss, die Fluten von hasserfülltem Unsinn, die uns in diesem Jahr an der „Science-Po“ oder an der Columbia überwältigt haben – ganz zu schweigen von den vielen NNarrengerichten der mélenchonistischen Wut – lassen uns ratlos zurück. Aber sie fielen kaum ins Gewicht, wenn wir sie gegen die Erschütterungen abwägen, die die Israelis hinnehmen müssen, die die Geiselnahme zu dem Pogrom hinzugefügt haben, während die Raketen der Stellvertreter ununterbrochen von allen Seiten heranfliegen.

Trotz der Spaltungen, der Spannungen, der innenpolitischen Krisen, trotz der Toten im Kampf, der unerbittlichen Härte des Krieges hält sie etwas zusammen, das meine Bewunderung erzwingt, soweit ich auch von ihnen entfernt sein mag. Was auf dem Spiel steht, ist eine Fähigkeit, um die wir Westler die Israelis beneiden könnten, weil wir sie verloren haben, verstört von der Furcht, unsere köstlichen und bequemen Vorteile verschwinden zu sehen: Es ist die Fähigkeit, ein Volk zu werden, in dem Sinne, dass man seinen Schwerpunkt in sich selbst hat, was auch immer die Prüfungen abverlöangt haben.

Gestehen wir den Juden zu, daß sie die Kunst erfunden haben, sich nur auf sich selbst zu verlassen. Pascal verstand dies, als er in den „Pensées“ schrieb:

Ich sehe zunächst, dass es ein Volk ist, das ausschließlich aus Brüdern besteht, und anstatt dass alle anderen aus der Versammlung einer Unendlichkeit von Familien gebildet sind, ist diese, obwohl sie so seltsam zahlreich ist, alle von einem Mann gekommen; und da sie so alle ein Fleisch und Glieder voneinander sind, bilden sie einen mächtigen Staat einer Familie. Das ist einzigartig.“

Das ist in der Tat einzigartig, und ich bin bereit – so ungläubig ich auch bin – dafür zu beten, dass es so bleibe.

© Thomas Stern

 

Zum Krieg Israels mit dem Iran:

Aus der Tribüne Jüive:

 

Senator Claude Malhuret, Vorsitzender der Fraktion der Unabhängigen, hat sich  im Senat offen über Lucie Castets (linke Prätendentin als französische Ministerpräsidentin von Melenchons Gnaden) lustig gemacht:

„Ich hatte letzte Nacht einen schrecklichen Albtraum, Herr Premierminister. Ich war heute hier, auf diesem Podium, und vor mir standen Lucie Castets“ als Premierministerin,  Sandrine Rousseau als Ministerin für Finanzen, Sophia Chikirou als Justizministerin, Sébastien Delogu als Minister für Erinnerung und Veteranenangelegenheiten und Louis Boyard  als Minister für nachhaltige Entwicklung und Cannabis, und zuletzt Jean-Luc  Mélenchon selbst als Minister für auswärtige Angelegenheiten und Freundschaft mit Russland, der Hisbollah und der Bolivarischen Allianz“.

Wer kennt in Deutschland die aufgezählten Persönlichkeiten oder wenigstens Malhuret? Wikipedia notiert:

Claude Malhuret (* 8. März 1950 in Straßburg) ist ein französischer Arzt und Politiker.  Er ist seit 2014 Mitglied des französischen Senats. Der ehemalige Vorsitzende der französischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen war von 1989 bis 2017 Bürgermeister von Vichy und von 1989 bis 1993 Mitglied des Europäischen Parlaments. Malhuret wuchs als Sohn eines Hautarztes und einer Apothekerin in Vichy auf. Nach seinem Medizindoktorat an der Sorbonne in Paris arbeitete er als Arzt im Praktikum (interne des hôpitaux) in einem Krankenhaus. Seinen Wehrdienst leistete er 1973–74 im Rahmen eines französischen Entwicklungshilfeprojekts als leitender Arzt an zwei Krankenhäusern in Marokko. 1975 war er als Epidemiologe für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Indien tätig, wo er an der Isolierung und Behandlung der letzten Pockenfälle in Asien mitwirkte.[1]

1976 und 1977 koordinierte er die medizinischen Teams von Ärzte ohne Grenzen in den kambodschanischen, laotischen und vietnamesischen Flüchtlingslagern in Thailand. Gegen den Widerstand eines Mitbegründers der Organisation, Bernard Kouchner, wurde Malhuret 1978 zum Vorsitzenden der französischen Sektion von Ärzten ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières, MSF) gewählt. Kouchner verließ MSF daraufhin…. Malhuret war ein Vertreter der 1968er-Studentenbewegung, distanzierte sich aber angesichts des Genozids der Roten Khmer in Kambodscha und den Massakern des Derg in Äthiopien von linken Ideologien

So ganz absurd ist der Albtraum nicht. Denn die israelische Realitätspolitik im Orient ist mit den Vorstellungen  der Europäer vom Frieden nicht vereinbar. In Deutschland zeigte eine BSW-Friedensdemonstration vom 3.10.24, dass viele ganz anders denken, als amtlich vorgesehen wird. Der Gegensatz von Politik und Realität könnte für Israel kritisch werden. Hier die israelischen Positionen der Gegner von MP Netanjahu („Bibi“), der oft als Kriegstreiber beschimoft wird:

Naftali Benner führte aus:

„Es ist an der Zeit, dass Israel das iranische Atomprogramm vernichtet“. Gemäß  dem ehemaligen Premierminister hat Israel gute Gründe dazu. Es hat die Mittel:  Jetzt, wo die Hisbollah und die Hamas gelähmt sind, steht der Iran nackt da.“

Leidenschaftlich forderte der ehemalige Premierminister Naftali Bennett Israel auf, „jetzt“ gegen das iranische Atomprogramm vorzugehen, und sagte, die Islamische Republik habe mit ihrem großen Raketenangriff einen fatalen Fehler gemacht. Israel hat jetzt die größte Chance seit 50 Jahren, das Gesicht des Nahen Ostens zu verändern“, schrieb Bennett auf Englisch im sozialen Netzwerk X. „Wir müssen *jetzt* handeln, um das iranische Atomprogramm und seine zentralen Energieanlagen zu zerstören und dieses terroristische Regime schwer zu lähmen. Wir müssen die schreckliche Bedrohung für die Zukunft unserer Kinder beseitigen“, fuhr er fort und behauptete, dass ein Angriff auf den Iran „dem iranischen Volk die Möglichkeit geben könnte, sich zu erheben und das Regime zu erschüttern, das seine Frauen und Mädchen tyrannisiert. Wir haben die Legitimation dafür. Wir haben die besseren Waffen. Es gibt Augenblicke, in denen die Geschichte an unsere Tür klopft, und wir müssen sie öffnen“, schloss er. „Diese Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen.“

Damit steht Naftali Bennet nicht allein:

Yaïr Lapid

Oppositionsführer Yair Lapid hat eine „entschlossene“ Antwort auf den Angriff mit ballistischen Raketen aus dem Iran gefordert.

„Es gibt eine Sache, die unseren Feinden klar sein sollte: Israel wird siegen“, sagte er in einer Erklärung.

„Mit unseren militärischen Fähigkeiten, dank unserer Verteidigungsindustrie, mit der Unterstützung unserer Verbündeten und vor allem aufgrund der Stärke unseres unglaublichen Volkes wissen wir, dass wir gewinnen werden, selbst wenn die Kosten hoch sind.“

Teheran, fügte der ehemalige Ministerpräsident hinzu, „wird einen erheblichen und hohen Preis für den Angriff zahlen. Teheran weiß, dass Israel kommen wird. Die Antwort muss hart sein und eine unmissverständliche Botschaft an die Achse des Terrorismus in Syrien, im Irak, im Jemen, im Libanon, im Gazastreifen und im Iran selbst senden. » Lapid forderte auch eine regionale Strategie, um einen Wandel in der Region herbeizuführen.

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Danny Danon

Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, Danny Danon, sagte in einem Brief an den UN-Sicherheitsrat, dass der iranische Raketenangriff auf Israel „zeigt, dass die Charmeoffensive des Iran und seines neuen Präsidenten eine Fata Morgana ist, und dass die Entscheidungsfindung im Iran beim Obersten Führer und den Revolutionsgarden liegt“.

Er beschuldigte den Iran, Israel „mit einem Feuerring von sieben Fronten“ zerstören zu wollen, und forderte den Sicherheitsrat auf, das Land zu verurteilen und das Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC), den bewaffneten Arm des Iran, als Terrororganisation einzustufen.

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Es geht also weiter so. Benjamin Netanjahu kann auch der Opposition trauen, misstrauisch muss er nur gegenüber den Europäern sein.

von Lobenstein

Der talentierte Felix Ripley-Klein

© imago/IPON/imago

Aus dem Tagesspiegel kann man dessen jüngsten Erkenntnisse erfahren:

„Ich, Antisemitismusbeauftragter Felix Klein, finde es nachvollziehbar, dass Israel gegen Feinde vorgeht, die es vernichten wollen. Israel versucht, Terroristen zu töten. Einen Genozidvorwurf wegen des Gazakriegs halte ich für absur,  und getötete Zivilisten im Libanon [halte ich] für Opfer der Hisbollah….“

Aha. „Nachvollziehbar“. Die Logik der Israelis ist also plausibel und „in dubio pro reo“ zu akzeptieren. Das ist ein bisschen mager, wenn man Empathie erwartet hätte.

Kleins Statement ist aber auch in einer Weise dümmlich, so dass er objektiv die westliche bzw. israelische Position sabotiert. William Hirsch (in: Religion und Civilisation) hatte seinerzeit nachgewiesen, dass man durch Übertreibung einer Sache diese lächerlich machen könne. Dass Klein in dieser Art und Weise   – psychologisch erkennt man hier in ihm einen „passiven Unfaller“ –    jüdische Anliegen unterminiert, erkennt man auch an seiner sonstigen „Antisemitismusbekämpfung“. Es hatte schon einen offenen Brief jüdischer Kreise gegeben, diesen Psycho abzuberufen. Angela Merkel, Pinchas Goldschmidt und Josef Schuster halten ihm die Stange.

Hätte er so viel drauf, wie man es von einem deutschen Diplomaten erwarten müsste, dann würde er die Opfer israelischer Angriffe nicht als Opfer der vordergründig für deren Freiheit kämpfenden Hamas, Hizbullah oder der Huthis definieren. Israel steht nicht im Krieg gegen diese Gruppen, sondern im Krieg mit dem Iran. Die Gruppen sind nur dessen „verlorene Haufen“, wie man es in der frühen Nauzeit kannte. Der Iran nutzt die Schwäche der atavistischen Königreiche und die wackeligen Throne arabischer Diktatoren aus, die ihrerseits auf amerikanisches Wohlwollen angewiesen sind, und die sich daher Israel gegenüber in Zurückhaltung üben müssen. Der Iran hat die historische Gelegenheit,  sich zum Befreier Vorderasiens zu machen, und simultan der schiitischen Fraktion des Islam zum Sieg zu verhelfen. Die toten Zivilisten in Gaza und in Beiruth sind also Opfer des Iran, mit dem die Deutschen traditionell zusammenarbeiten.

Dass Israel mit den arabischen Palästinensern nicht auf eine zivilisiert e Weise zurechtkommt, braucht hier nicht zu diskutiert werden. Israel will ein jüdischer Staat sein, und hatte deswegen die Gazaner nicht als israelische Staatsbürger in seinen Staatsverband aufgenommen. Alles, was Israel Zangwill vor 100 Jahren vorausgesehen hatte, wird nun in der Realität virulent. Allerdings läuft es anders, als Zangwill um 1900 gedacht hatte. Nun glauben die Mullahs, dass sie die ideologischen Zwangslagen für sich nutzen können, verkennen aber, dass sie selbst ein atavistisches System verkörpern, das keine modernen Menschen überzeugt. Das wiederum bedeutet, dass sich die Kampfhandlungen ziellos und endlos erstrecken können.

Das erkennt ein Felix Klein nicht und belehrt die Öffentlichkeit ebenso anachronistisch. In Haaretz hätte er lesen können:

„Wohin steuert Israel, wenn der einzige Horizont, den seine Führer anbieten, Krieg ist?“

 Es steuert, wie gerade gesagt, nirgends hin. Mangels Ideen ist der Krieg zwar der Vater aller Dinge, aber es fehlt ein Weib, das er befruchten könnte. Haaretz führt weiter aus:

„Der Staat Israel befindet sich mitten in einem schwierigen Abschnitt seiner Geschichte, in der er von einem Mann geführt wird, dessen einziges Versprechen, das er seinem Volk gegeben hat und halten kann, darin bestand, dank seiner Waffen zu überleben. In einer Kabinettssitzung erwähnte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die 101 Geiseln nur nebenbei, zumal er sie in den Tunneln der Hamas im Gazastreifen ihrem Schicksal überlässt. … Unter seiner Führung macht Israel Riesenschritte in Richtung eines Krieges in der gesamten Region, während sich die Welt immer wieder fragt: Was will Israel? Wohin geht seine Reise?…“ 

Kurze Kommentierung: Es gibt kein Ziel, „der Weg ist das Ziel“, wie es so dümmlich heißt. Es gibt auch keine Alternative zu Netanjahu. Haaretz:

„Ayman Safadi, der jordanische Außenminister, hat die gefühlte Ratlosigkeit in einer Rede eingefangen, die sich weltweit viral verbreitet hat, aber von Israel völlig ignoriert wurde. Auf einer Pressekonferenz im Anschluss auf eine gemeinsame Feier arabischer Vertreter sprach Safadi  Dinge an, die alle Israelis hätten hören müssen. Nun können sie diese lesen:
„Der israelische Ministerpräsident kam heute hierher und sagte, dass Israel von Staaten umgeben sei, die es zerstören wollen. Wir sind hier – Mitglieder des muslimisch-arabischen Komitees, das von 57 arabischen und muslimischen Ländern mandatiert wird – und ich kann Ihnen ganz unmissverständlich versichern, dass wir alle bereit sind, die Sicherheit Israels zu garantieren, wenn Israel…. (!)

die Besatzung beendet und

die Entstehung eines palästinensischen Staates zuließe.“

So weit Safadi. Haaretz meint dazu, dass sie, die Zeitung nicht in Abrede stelle wolle,  dass die Hamas nicht versucht habe, Israel auf die Knie zu zwingen, dass die Hisbollah kein erbitterter und grausamer Feind Israels wäre, oder, dass der Iran nicht das Schlimmste für Israel wolle, aber Safadi hat uns an eine unbestreitbare Wahrheit erinnert: Während seiner langen Jahre der Herrschaft von Netanjahu hat Israel keinen Finger gerührt, um zu einem Ausgleich mit den Palästinensern zu kommen. Das Gegenteil ist der Fall.
Haben sie eine andere Parole als ‚Ich werde weiterhin in den Krieg ziehen und werde diesen und jenen töten‘?“ Fragen Sie irgendeinen israelischen Beamten, was ihr Plan für einen künftigen Frieden sein könne, Sie werden keine Antwort bekommen, weil sie alle nur an den einzigen Schritt im Kopf haben:–„wir werden Gaza zerstören, das Westjordanland in Brand setzen, den Libanon aufmischen“. Für das Danach haben sie keine Ideen mehr.

Wir hätten einen Plan, wir haben nur keinen Partner für den Frieden in Israel.
Am Vorabend von Rosch Haschana 5785, in dem die einzige Perspektive, die Israels Führer anbieten, der Krieg bleibt, können wir nur hoffen, dass wir im kommenden Jahr mit einem tiefgreifenden Führungswechsel und einer neuen Vision für das Land gesegnet sein werden. Möge die Zeit und seine Schwierigkeiten bald vorbei sein.

Unser Problem in Deutschland ist natürlich nicht Netanjahu, sondern die deutsche Regierung, deren Israel- und Antisemitismusbeauftragte nichts verstanden haben. Wenn nämlich Israel im Krieg mit dem Iran steht, dann ist es töricht, dem Iran die Araber in die Arme zu treiben. Dass aber auch die deutschen Staatsanwaltschaften und Felix Klein als „Diplomat“ als nützliche Idioten des Irans, ist absolut unnötig. Warum sollen freigebige Clans nicht Bonbons verteilen dürfen, oder hübsche Palästinenserinnen nicht das Lied „from the river“ singen. Heute sind Israel und Palästina, bezogen auf den politischen Machtbereich, ziemlich identisch, und ein wenig Freiheit täte auch dem jüdischen Bevölkerungsanteil ganz gut.

Israel braucht dringend eine westliche Verfassung und eine Befreiung von seinen religiösen Zwangsvorstellungen.

von Lobenstein

Zur Relation des Antisemitismus

Henry Ford (in: Der internationale Jude) hatte seinerzeit gemeint, dass es sehr reiche wie auch bitterarme Juden gäbe, was ihm als Rätsel dieses Volkes erschien. Nun gibt es aber auch sehr reiche Amerikaner wie bitterarme. Üer Frankreichs Arme wurden Romane (z. B. les miserables) geschrieben, während der Stil von Frankreichs Reichen in ganz Europa nachgeahmt wurde. Auch zu Russlands Magnaten und Oligarchen, wo die Armut und das Elend der Massen zur Revolution führte, ersceint nichts ungewöhnlich. Warum soll es also nicht arme Juden neben reichen geben? Was kann daran rätselhaft sein?

Nahum Sokolow (in Geschichte des Zionismus) druckt einen offenen Brief der reichen Juden Claude Montefiori und David Alexander ab, die sich kritisch über die Bildung eines jüdischen Gemeinwesens in Palästina äußerten; Sokolow findet genug Antworten in der gesamten britischen Presse, die die Bedenken Montefioris und Alexanders verwerfen, wenn nicht gar zerreißen: die Autoren hätten es sich in England „behaglich“ eingerichtet, aber den Blick auf die russischen und rumänischen Rassegenossen verloren. So vernünftig das Schreiben Montefioris und Alexanders auch klingt, es stieß auf keinerlei Verständnis, je ist gilt als Dokument der Verständnislosigkeit für die Judenfrage.

Wenn man dieses liest, übersieht man leicht, dass es in sehr vielen Ländern viele Juden gibt, denen es „behaglich“ (Sokolow) geht. Schon nach der Vertreibung (1492) fanden die „reicheren“ Juden Spaniens in den Generalstaaten ihren Platz; die ärmeren kamen nur bis Marokko. Andere, offenbar mit Vermögen, etablierten sich schon in Bordeaux, obwohl Juden sich im vorrevolutionären Frankreich nicht hätten niederlassen dürfen (Ausnahme waren die „deutschen“ Provinzen). Auch Hamburg bemühte sich, dass Juden besserer (portugiesischer) Kreise sich in der Hansestadt niederließen. Als die Hamburger die Juden wieder vertreiben wollten, meinten die hanseatischen Handelsherren, dann könne man auch sie gleich mitvertreiben. Ohne die jüdischen Kollegen liefe kein Handel über Hamburg.

Friedrich II. von Preußen erließ 1750 eine Judenverordnung (vgl. Hans Moshe Graupe in: Die Entstehung des modernen Judentums), die die Juden in Klassen einteilte: Die Vermögeden waren den adligen Untertanen gleichgestellt, konnten Grund und Boden erwerben und sich frei niederlassen. So „behaglich“ wird es für die Juden in England auch gewesen sein. Hermann Messerschmidt (in: Das Reich im Nationalsozialistischen Weltbild, 1943) meint, in der englischen Gesellschaft werde „der Jude“ einfach als Mitglied der Schicht wahrgenommen, zu der sein Vermögen ihn addiere.

Zurück zu Henry Fords Frage: Wo liegt nun das Rätsel?

Die „reichen Juden“ erwarben ihren Reichtum nicht durch Ausbeutung (nach der Diktion von Karl Marx) der armen Juden, sondern der christlichen Mehrheitsbevölkerung. Bekannt ist das schon für damalige Verhältnisse das skandalöse System des Herzogs Karl Alexander von Württemberg, der einerseits seine Untertanen zwang, Salz über den Bedarf hinaus zu kaufen, der dieses Salz aber auch noch „streckte“ und ihm eine mindere Qualität gab (Vgl. Karl Biedermann in: Deutschland im 18. Jahrhundert). Sein Finanzminister, der berühmte „Jud Süß“  wurde nach dem unerwarteten Tod des Herzogs gehenkt, was den Kaiser zu der Bemerkung veranlasste, ausnahmsweise büße ein Jude für einen christlichen Schurken. In Bayern wurden die Hofjuden reich, weil Bayerns König im Rahmen seines Ländererwerbs die napoleonischen Kriegsrüstungen massiv unterstützen musste. Gleichzeitig wurden die armen Juden unterdrückt und ausgebeutet, aber nicht von Juden, sondern von einer christlichen Obrigkeit. Der berühmte Anselm Rothschild machte seine Geschäfte mit dem Herzog von Kur-Hessen, der sein Geld für die Vermietung seiner Untertanen als Soldaten für England verdient hatte. „Reich“ wurden Juden nicht auf Kosten ärmerer jüdischer Volksschichten. Zumindest ist solches weder Heinrich Graetz noch Simon Dubnov bekannt geworden.

Die ärmeren Juden erhielten für ihre Wohlfahrt Spenden ihrer vermögenderen Glaubensgenossen. Reiche Juden sind folglich den ärmeren nur als Wohltäter geläufig. Das führte dazu, dass innerhalb des jüdischen Volks kein Klassenkampf entstehen, ja nicht einmal der theoretische Klassengegensatz sich hatte entwickeln können. Der Klassenfeind war für die ärmeren der sie unterdrückende Nicht-Jude, der reiche Jude war das Hassobjekt der unterdrückten nicht-jüdischen Massen. Adolf Hitler dürfte des Rätsels Lösung erkannt haben und den Klassenhass der deutschen Arbeitermassen zum Zweck der Herstellung der nationalen Einheit speziell auf die reichen Juden gelenkt haben. Von armen Juden findet sich im NS-Liederschatz keine Spur.

Das bedeutet, dass man in der Diaspora bzw. in der nicht-jüdischen Gesellschaft äußerst vorsichtig mit dem Begriff „Antisemitismus“ umgehen sollte: der Antisemitismus der deutschen Arbeiter trägt Elemente der Klassengegensätze Arbeitnehmer-Arbeitgeber in sich: es geht nicht um Neid speziell gegen Juden, sondern um das generelle Gefühl, dass jemand mehr Geld habe als ihm sozial zustehe; speziell dem Juden stünde des zwei Mal nicht zu. Die Hälfte des Neides ist also Klassen-Neid. Unterdrückte Juden müssten sich analog fragen, ob sie wirklich mehr unterdrückt werden als die Bauern und Arbeiter des Landes, in dem sie wirtschaften. Die speziellen Unterdrückungsmethoden gegen sie können Analogien der allgemeinen Unterdrückungsmaßnahmen sein. Eine kritische Geschichtsbetrachtung müsste dies erkennen; die Historiker verschließen hierzu offenbar die Augen.

Wenn man weiß, wie schwer es für einen christlichen Gesellen war, in vornapoleonischer Zeit in eine Zunft als Meister aufgenommen zu werden, so relativiert sich die generelle Nichtaufnahme von Juden. Dass es ihnen trotzdem nicht wirklich elend erging, belegen schon Martin Luthers Schriften. Den Juden verblieben ganz offensichtliche Freiräume, um ihr soziales Leben zu entwickeln. An den Rabbinern, die in allen Gemeinden des deutschen Reichs und im Osten deren Führer werden konnten, lässt sich die Freiheit abschätzen, die zu nutzen gelehrten Juden möglich war.

Was bedeutet also das Fehlen eines innerjüdischen Klassenkampfes?

Entscheiden für das Verständnis von Juden und für den Blick auf die israelische Politik ist, dass in der jüdischen Volksgemeinschaft kein Klassenkampf stattfand. Der Feind, sei er objektiv nach Marxscher Lehre ein Klassenfeind oder, nach klassischer Betrachtung, ein nationaler: er ist immer der außergesellschaftliche Fremde; dieser ist, auch als Araber, ein Antisemit. Der Begriff stellt als Bindeglied die Kampfgemeinschaft von Israel und Diaspora her.

Dagegen predigt jede Opposition tauben Ohren. Sie müsste erst herauskristallisieren, was „Antisemitismus“ wirklich ist. Der eigentliche Antisemitismus ist ein zahnloser Tiger, dem der Nazis wuchsen erst durch Verbindung mit dem Rassismus Zähne. Der arabische Nationalismus wird erst Unrecht, wenn man ihn mit Antisemitismus kreuzen kann.

von Lobenstein

 

Zum Antisemitismus

In meinen verschiedenen Analysen des Antisemitismus oder vielmehr dessen, was ich antijüdische Rachsucht nenne, habe ich gezeigt, dass die Menschen um das jüdische Volk an von Anfang an es verübelt haben, dass es „etwas“ hat, das wir heute mysteriös finden, das es zum Funktionieren bringt, dass es uns gelingt, dass es immer Hoffnung gibt, egal wie verzweifelt wir sind; Kurz gesagt, etwas zu haben, das man wieder einfach einen Segen nannte.

Und da es vollständig in der Tora steht, achtet heute niemand mehr darauf, außer natürlich den aufmerksamen Geistern. Wenn der König der Philister in der Genesis im Wesentlichen zu Isaak sagt: Geh weg, du bist erfolgreicher als wir, dann geht es darum.

Danach wird es kompliziert, aber es bleibt verständlich: Wenn die Evangelien fast jedes Wort so berechnen, dass es eine Anspielung aus der hebräischen Bibel aufnimmt, so dass die neue Botschaft, die Frohe Botschaft, den Segen Abrahams mit sich zieht, sie den Juden zu entreißen und sie den Anhängern des entstehenden Christentums zu geben, dann tun die Evangelien nichts anderes, als zu versuchen, den geheimnisvollen und segensreichen Gegenstand zu nehmen, von dem sie nicht ohne Grund annehmen, daß die Juden es besitzen, von dem sie aber irrtümlich glauben, daß die Juden es als ein Gut besitzen, während es eine gewisse Disposition in der Beziehung zum Sein, d. h. zum Göttlichen ist.

Wenn der Quran sehr lange Passagen der Bibel und fast alle wichtigen Geschichten, die es gibt, aufgreift und sie dem Islam zuschreibt, wenn er die großen alten Hebräer islamisiert, wenn er sagt, dass die biblische Version der Botschaft verfälscht ist (sehr deutlich, weil er nicht Ismael, sondern Isaak vorbringt), wenn er das „Opfer“ Isaaks inszeniert, indem er ihn durch Ismael ersetzt, tut er nichts anderes, als zu versuchen, das kostbare Objekt, den Segen, an sich zu reißen und zu zeigen, dass die Juden Usurpatoren sind, indem sie behaupten, ihn zu haben. Immer ist es dieser Versuch, das Objekt der Begierde, das angeblich der andere besitzt, den Juden zu erpressen.

Aber hier stößt der Antisemitismus an seine Grenze, wenn man mit der Stirn gegen eine Wand schlägt: Weil er selbst nicht glaubt, dass diese Erpressung möglich ist; Er selbst bezweifelt, trotz all seiner Anstrengungen, dass es ihm gelungen ist, und der Beweis dafür ist gerade der Rest des Hasses, den er in sich trägt, diese Rachsucht, die ihn ausmacht; Auch wenn er in seiner Sphäre ist, zeigt er Triumph. Insofern der Antisemitismus die Usurpation des Objekts anprangert und die „Gerechtigkeit“ wiederherstellt, indem er das Objekt sich selbst zuschreibt, den Virus in sich trägt, der ihn verursacht, ist er selbst der radikale Zweifel an seiner Herangehensweise.

Und eines Tages musste ein antisemitischer Staat versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen und den Juden den Gegenstand zu entreißen, indem er ihnen das Leben nahm, einen nach dem anderen, in der Hoffnung, sie alle zu haben. Aber er scheiterte nicht nur, sondern bewies durch seinen unerschöpflichen Haß, daß er an seiner eigenen Sache zweifelte: Hätte Hitler wirklich an die arische Überlegenheit und Unterlegenheit der Juden geglaubt, so hätte er sie nicht auszurotten gebraucht. Und durch eine gerechte Rückgabe der Dinge diente sein Unternehmen der Vernichtung als Katalysator für die tausend Jahre alte jüdische Idee einer Rückkehr zum Land der Vorfahren; Der Nationalsozialismus hat den Zionismus gestärkt, ohne die Ursache dafür zu sein, da die Rückkehr nach Zion in der Bibel auf einmal ausgebreitet wird.

Spielbergs Film „Jäger des verlorenen Schatzes“ zeigt die Besessenheit der Nazis, an den Gegenstand zu gelangen, den die Juden in der Hand halten, an ihr Geheimnis, das angeblich in der verlorenen Bundeslade des Moses aufbewahrt wird: Als sie die Bundeslade finden, ist das Objekt nicht da, sondern es ist ein brennender Atem, der herauskommt und sie verzehrt.

Heute haben wir auch ein Programm der Auslöschung der Juden, das aus dem Koran stammt und vom Iran und seinen Stellvertretern gefördert wird; ein Programm, das sogar in den Statuten der Hamas vollständig geschrieben ist, die die Zwischenphase festlegen: die Juden von ihrem Land (vom Fluss bis zum Meer…) zu vertreiben, bevor das Endziel erreicht wird, nämlich ihre Vernichtung; Denn wenn die Nazis wollten, dass die Juden nicht mehr existieren, dann will der Korantext, dass sie nicht existiert haben, was eine Herausforderung an die Zeit ist, eine Herausforderung, die ich den „Zweit-Ersten Komplex“ genannt habe (eingeführt 1992 in meinen Drei Monotheismen), ein Komplex, in den alle Antisemiten verstrickt sind, nämlich: Anstatt den Beitrag des jüdischen Volkes zu nehmen und etwas daraus zu machen, sich darüber zu entrüsten, dass dieses Volk den Gegenstand monopolisiert hat; und immer, um diese Monopolisierung anzuprangern. Eine Monopolisierung, die zu bestimmten Perioden zu obszönen Maßnahmen Anlass gab: Als die Vichy-Regierung die Juden ihres Eigentums beraubte oder als die verschiedenen kleinen Herrscher in der arabisch-muslimischen Welt ihr Vermögen konfiszierten, dann taten sie nur „Gerechtigkeit“, sie reparierten die von den Juden begangenen Plünderungen und kamen nur der endgültigen Konfiszierung näher. von der endgültigen Wiedergutmachung, die den Juden ihren „göttlichen“ Zweck und damit ihr Leben entreißen würde.

Aber wie wir gesehen haben, ist diese Entwurzelung unmöglich, und deshalb wird es immer Antisemitismus geben. Denn es handelt sich nicht um ein Haben, sondern um eine gewisse Beziehung zum Sein, das so ist, wie ich es lange Zeit als die Unendlichkeit des Möglichendefiniert habe, dank derer: Was auch immer das Unmögliche sein mag, in dem du steckst, es gibt immer einen möglichen Ausweg, weil das Unendliche nie sein letztes Wort über dich gesprochen hat.

Die Frage nach dem Warum bleibt: Warum braucht es sie, so viele unterschiedliche Menschen, die sich auf dieses kleine Volk konzentrieren, um ihnen ihr Objekt zu entreißen?

Die Antwort ist sehr einfach: Jeder braucht das Objekt der Begierde; Wenn wir uns einreden können, dass diese oder jene Gruppe es besitzt, da uns der Neid bewegt, und dass es uns nicht beim Denken hilft, fixieren wir uns auf diesen Besitz, ohne die Natur dieses Gegenstandes in Frage zu stellen; Und wir gehen um diese Gruppe herum, diese kleinen Leute, empört darüber, dass sie es konfisziert haben, und werfen Steine, Beleidigungen oder Raketen, mit dieser guten kleinen Logik der Eifersucht, nach der wir, wenn wir den Gegenstand nicht haben, während sie ihn haben, es offensichtlich deshalb ist, weil sie ihn uns weggenommen haben.

Eine Konsequenz dieser Analyse ist, dass der Jude für den Antisemiten in der Schuld steht, da er das ganze Stück genommen hat; Er ist passiv, da er alle Vermögenswerte (göttliche oder symbolische) an sich genommen hat. Und da er das, was er schuldet, nicht zurückgeben kann, ebensowenig wie es ihm entrissen werden kann, kann er ausgeplündert werden, ohne dass er protestieren muss, er kann angegriffen werden, ohne dass er antworten muss. Direkte Anwendung dieses Standpunkts: Hamas und Hisbollah können Raketen und Raketen auf ihn schicken, er darf nicht zurückschlagen; Darüber hinaus ergreifen wir alle notwendigen Maßnahmen, damit er im Falle eines Vergeltungsschlags als Krimineller bezeichnet wird. Wenn er Vergeltung übt, tötet er viele unschuldige Menschen, und wir haben uns mit genügend Zivilisten umgeben (oder besser gesagt, wir sind gegangen, um Raketen und Flugkörper in ihren Räumlichkeiten zu platzieren), so dass der jüdische Staat, wenn er zurückschlägt, ein Verbrecher sein wird, ein Täter von Massakern oder sogar Völkermord. Die jüdische Sichtweise ist natürlich das Gegenteil, das heißt: Ihr habt uns seit Jahrhunderten, Jahrtausenden angegriffen, ohne dass wir in der Lage waren, Vergeltung zu üben, heute, wo wir es können, ist es unmöglich für uns, nicht zurückzuschlagen, egal welche Inszenierung man schafft, indem man sich mit Zivilisten umgibt.

Natürlich könnten tugendhafte Dritte kommen, eingreifen und dem jüdischen Staat sagen: Wir verstehen euch, euer Volk hat genug Schläge einstecken müssen, ohne Vergeltung zu üben, aber bemüht euch, weicht von diesem Prinzip ab, nur einmal, ausnahmsweise, um eine drohende Katastrophe zu verhindern. Und der jüdische Staat kann nur antworten: Es ist unmöglich, denn wenn wir die Anstrengung unternehmen würden, die Sie verlangen, wenn wir wegen der als Geiseln genommenen Zivilisten nicht reagieren, würden die Aggressoren weiter vorstoßen und einfach in uns einfallen. Die Hisbollah würde ihren eigenen 7. Oktober machen, und das war es, was sie vorbereitete; Seine Drohnen- und Raketenangriffe wären eine einfache Vorbereitung vor der Invasion, vor unserem Verschwinden gewesen.

© Daniel Sibony

Zur Relation des Antisemitismus

Henry Ford (in: Der internationale Jude) hatte seinerzeit gemeint, dass es sehr reiche wie auch bitterarme Juden gäbe, was ihm als Rätsel dieses Volkes erschien. Nun gibt es aber auch sehr reiche Amerikaner wie bitterarme. Üer Frankreichs Arme wurden Romane (z. B. les miserables) geschrieben, während der Stil von Frankreichs Reichen in ganz Europa nachgeahmt wurde. Auch zu Russlands Magnaten und Oligarchen, wo die Armut und das Elend der Massen zur Revolution führte, ersceint nichts ungewöhnlich. Warum soll es also nicht arme Juden neben reichen geben? Was kann daran rätselhaft sein?

Nahum Sokolow (in Geschichte des Zionismus) druckt einen offenen Brief der reichen Juden Claude Montefiori und David Alexander ab, die sich kritisch über die Bildung eines jüdischen Gemeinwesens in Palästina äußerten; Sokolow findet genug Antworten in der gesamten britischen Presse, die die Bedenken Montefioris und Alexanders verwerfen, wenn nicht gar zerreißen: die Autoren hätten es sich in England „behaglich“ eingerichtet, aber den Blick auf die russischen und rumänischen Rassegenossen verloren. So vernünftig das Schreiben Montefioris und Alexanders auch klingt, es stieß auf keinerlei Verständnis, je ist gilt als Dokument der Verständnislosigkeit für die Judenfrage.

Wenn man dieses liest, übersieht man leicht, dass es in sehr vielen Ländern viele Juden gibt, denen es „behaglich“ (Sokolow) geht. Schon nach der Vertreibung (1492) fanden die „reicheren“ Juden Spaniens in den Generalstaaten ihren Platz; die ärmeren kamen nur bis Marokko. Andere, offenbar mit Vermögen, etablierten sich schon in Bordeaux, obwohl Juden sich im vorrevolutionären Frankreich nicht hätten niederlassen dürfen (Ausnahme waren die „deutschen“ Provinzen). Auch Hamburg bemühte sich, dass Juden besserer (portugiesischer) Kreise sich in der Hansestadt niederließen. Als die Hamburger die Juden wieder vertreiben wollten, meinten die hanseatischen Handelsherren, dann könne man auch sie gleich mitvertreiben. Ohne die jüdischen Kollegen liefe kein Handel über Hamburg.

Friedrich II. von Preußen erließ 1750 eine Judenverordnung (vgl. Hans Moshe Graupe in: Die Entstehung des modernen Judentums), die die Juden in Klassen einteilte: Die Vermögeden waren den adligen Untertanen gleichgestellt, konnten Grund und Boden erwerben und sich frei niederlassen. So „behaglich“ wird es für die Juden in England auch gewesen sein. Hermann Messerschmidt (in: Das Reich im Nationalsozialistischen Weltbild, 1943) meint, in der englischen Gesellschaft werde „der Jude“ einfach als Mitglied der Schicht wahrgenommen, zu der sein Vermögen ihn addiere.

Zurück zu Henry Fords Frage: Wo liegt nun das Rätsel?

Die „reichen Juden“ erwarben ihren Reichtum nicht durch Ausbeutung (nach der Diktion von Karl Marx) der armen Juden, sondern der christlichen Mehrheitsbevölkerung. Bekannt ist das schon für damalige Verhältnisse das skandalöse System des Herzogs Karl Alexander von Württemberg, der einerseits seine Untertanen zwang, Salz über den Bedarf hinaus zu kaufen, der dieses Salz aber auch noch „streckte“ und ihm eine mindere Qualität gab (Vgl. Karl Biedermann in: Deutschland im 18. Jahrhundert). Sein Finanzminister, der berühmte „Jud Süß“  wurde nach dem unerwarteten Tod des Herzogs gehenkt, was den Kaiser zu der Bemerkung veranlasste, ausnahmsweise büße ein Jude für einen christlichen Schurken. In Bayern wurden die Hofjuden reich, weil Bayerns König im Rahmen seines Ländererwerbs die napoleonischen Kriegsrüstungen massiv unterstützen musste. Gleichzeitig wurden die armen Juden unterdrückt und ausgebeutet, aber nicht von Juden, sondern von einer christlichen Obrigkeit. Der berühmte Anselm Rothschild machte seine Geschäfte mit dem Herzog von Kur-Hessen, der sein Geld für die Vermietung seiner Untertanen als Soldaten für England verdient hatte. „Reich“ wurden Juden nicht auf Kosten ärmerer jüdischer Volksschichten. Zumindest ist solches weder Heinrich Graetz noch Simon Dubnov bekannt geworden.

Die ärmeren Juden erhielten für ihre Wohlfahrt Spenden ihrer vermögenderen Glaubensgenossen. Reiche Juden sind folglich den ärmeren nur als Wohltäter geläufig. Das führte dazu, dass innerhalb des jüdischen Volks kein Klassenkampf entstehen, ja nicht einmal der theoretische Klassengegensatz sich hatte entwickeln können. Der Klassenfeind war für die ärmeren der sie unterdrückende Nicht-Jude, der reiche Jude war das Hassobjekt der unterdrückten nicht-jüdischen Massen. Adolf Hitler dürfte des Rätsels Lösung erkannt haben und den Klassenhass der deutschen Arbeitermassen zum Zweck der Herstellung der nationalen Einheit speziell auf die reichen Juden gelenkt haben. Von armen Juden findet sich im NS-Liederschatz keine Spur.

Das bedeutet, dass man in der Diaspora bzw. in der nicht-jüdischen Gesellschaft äußerst vorsichtig mit dem Begriff „Antisemitismus“ umgehen sollte: der Antisemitismus der deutschen Arbeiter trägt Elemente der Klassengegensätze Arbeitnehmer-Arbeitgeber in sich: es geht nicht um Neid speziell gegen Juden, sondern um das generelle Gefühl, dass jemand mehr Geld habe als ihm sozial zustehe; speziell dem Juden stünde des zwei Mal nicht zu. Die Hälfte des Neides ist also Klassen-Neid. Unterdrückte Juden müssten sich analog fragen, ob sie wirklich mehr unterdrückt werden als die Bauern und Arbeiter des Landes, in dem sie wirtschaften. Die speziellen Unterdrückungsmethoden gegen sie können Analogien der allgemeinen Unterdrückungsmaßnahmen sein. Eine kritische Geschichtsbetrachtung müsste dies erkennen; die Historiker verschließen hierzu offenbar die Augen.

Wenn man weiß, wie schwer es für einen christlichen Gesellen war, in vor napoleonischer Zeit in eine Zunft als Meister aufgenommen zu werden, so relativiert sich die generelle Nichtaufnahme von Juden. Dass es ihnen trotzdem nicht wirklich elend erging, belegen schon Martin Luthers Schriften. Den Juden verblieben ganz offensichtliche Freiräume, um ihr soziales Leben zu entwickeln. An den Rabbinern, die in allen Gemeinden des deutschen Reichs und im Osten deren Führer werden konnten, lässt sich die Freiheit abschätzen, die zu nutzen gelehrten Juden möglich war.

Was bedeutet also das Fehlen eines innerjüdischen Klassenkampfes?

Entscheiden für das Verständnis von Juden und für den Blick auf die israelische Politik ist, dass in der jüdischen Volksgemeinschaft kein Klassenkampf stattfand. Der Feind, sei er objektiv nach Marxscher Lehre ein Klassenfeind oder, nach klassischer Betrachtung, ein nationaler: er ist immer der außergesellschaftliche Fremde; dieser ist, auch als Araber, ein Antisemit. Der Begriff stellt als Bindeglied die Kampfgemeinschaft von Israel und Diaspora her.

Dagegen predigt jede Opposition tauben Ohren. Sie müsste erst herauskristallisieren, was „Antisemitismus“ wirklich ist. Der eigentliche Antisemitismus ist ein zahnloser Tiger, dem der Nazis wuchsen erst durch Verbindung mit dem Rassismus Zähne. Der arabische Nationalismus wird erst Unrecht, wenn man ihn mit Antisemitismus kreuzen kann.

von Lobenstein

 

Der Gedenkabend für den 7. Oktober, organisiert von Wizo France und „Mütter der Hoffnung“

Seit November 2023 organisiert WIZO France, Schöpfer von „Mothers of Hope“ in Zusammenarbeit mit CRIF, jeden Freitag ohne Unterbrechung eine Kundgebung für die Freilassung von Geiseln. Journalisten, gewählte Vertreter, Prominente und viele Sympathisanten haben sich zusammengetan, um lautstark die Freilassung der Geiseln zu fordern, die seit dem 7. Oktober in den Gefängnissen von Gaza inhaftiert sind.

Die Präsidentin von Wizo, Nathalie Riu-Guez, wurde am Mittwoch, dem 25. September, in den Salons des Rathauses des 16. Arrondissements vom Bürgermeister Jeremy Redler und seiner Stellvertreterin Isabelle Nizard empfangen und inszenierte meisterhaft einen Gedenkabend im Vorfeld des 7. Oktobers, dem Tag, an dem Israel ein wahres Pogrom erlebte, ein Massaker von beispielloser Gewalt.

101 Menschen jeden Alters und Glaubens werden immer noch in den Tunneln und Gefängnissen der Hamas und ihrer Kumpane festgehalten.

Im Laufe des Abends erinnerte und zeigte Wizo France, was wirklich passiert war, damit der Revisionismus nicht unwidersprochen bleibt.

Céline Bardet, eine auf Kriegsverbrechen spezialisierte internationale Anwältin und Gründerin von „We Are Not Weapons of War“, hat am 7. Oktober die ersten Schlussfolgerungen der exklusiven Untersuchung der begangenen Verbrechen vorgelegt.

Monique Canto-Sperber, Philosophin, ehemalige Direktorin des ENS, entwickelte ihre Analyse.

Shaparak Saleh, Rechtsanwalt und Mitbegründer des Vereins „Azedi Frauen“, erinnerte an die Situation der iranischen Frauen.

Ariel Goldman, Präsident des FSJU und der Jewish Foundation, gab seine Analyse und die Auswirkungen des 7. Oktober auf die jüdische Gemeinschaft ab.

Der Abend endete mit einer Rede von Assaf Moran, Bevollmächtigter Minister der israelischen Botschaft.
Den ganzen Abend über wurden Ausschnitte aus Sheryl Sandbergs Film „Screams before Silence“ gezeigt.

© Sylvie Bensaid

Germany stands with Israel

Die Jüdische Allgemeine zieht in gefährlicher Weise über die Schnattergans Anna-Lena Baerbock her, der zu viel Empathie mit den „Palästinensern“ unterstellt wird. Gefährlich ist schon der bliße Verdacht deswegen, weil das von den Anglo-Amerikanern 1945 besiegte und 1949 lizenzierte Deutschland nach wie vor von diesen Mächten abhängt. England, wie die USA hatten schon vor 1914 den Zionismus und die jüdische Landnahme in Palästina gefördert. Das werden sie nicht unbedingt aus Judenfreundlichkeit getan haben. Die in Amerika und England „behaglich“ (Adolf Böhm) lebenden Juden sahen das russische Judentum in Bewegung: Dreieinhalb Millionen Juden waren bereits nach Amerika gekommen, gut einhunderttausend hatten sich im Eastend Londons niedergelassen. Weitere drei Millionen russischer Juden hätten kommen können. England, wie auch die USA blockten diese Gefahr des Zustroms der „Aliens“ durch Gesetze ab, öffneten aber dafür den Weg nach Palästina. Dort würden die russischen Massen an Juden den englischen Interessen am Suezkanal dienlich sein, während sie in England nur die Behaglichkeit des etablierten Judentums alter sephardischen Familien stören würden.

Das hat sich das deutsche „AA“ nie klar gemacht und das eigene Land in die Bredouille gelenkt. Der Zionismus liegt im westlichen Interesse.

Eine antizionistische Politik, wie sie unsere Zimtsziege nach grünem Bauchgefühl in den Fingerspitzen hat, läuft der amerikanischen Staatsraison zuwider, und damit der unseren als Vasallenstaat. Die Abhängigkeit Deutschlands von den USA scheint der Frau nicht klar zu sein.

Was nutzen uns arabische Sympathien? Die Kollaboration mit dem persischen Gottesstaat ist auch völlig daneben.

Was gehen „uns“ überhaupt und eigentlich die Massaker in und um Palästina an? Nach unserer Verfassung geht es niemandem etwas an, ob der Nachbar volljüdische Großeltern hat oder an die Güte Allahs glaubt. Was sind das für Leute, die öffentlich als Juden auftreten und Beileidsbekundungen für die Opfer vom 7.10.23 fordern?

Es könnten amerikanische Agenten sein.

Leben bei uns die Juden, viele davon aus Israel Zugereiste, nicht sehr behaglich wie alt-englische Juden auch? Auf Grund welch höherer Vernunft und mit welchem Recht fordert die Jüdische Allgemeine ein Bekennt zu Israel ein? Wieso muss man die Ansichten eines Michael Wolffsohn, eines Michel Friedman oder eines Josef Schusters in Habt-Acht-Stellung, die Ansichten eines Syrers aber in Kampfstellung entgegennehmen? Warum muss man die Polizei rufen, wenn jemand das Lied „from the River“ singt? Es sind die falschen Töne.

Nicht ein einziges der Worte von Wolffsohn und Co zeichnet sich durch höhere Einsicht aus. Im Gegenteil: ihre Ausführungen sind teilweise so dümmlich, dass sie unter den Dümmsten Leute motivieren, sich antisemitisch zu artikulieren und vor koscheren Lokalen zu pöbeln.

Also, wollen wir wenigstens die Form wahren. Kapitulieren wie am 8. Mai vor den Siegern. Wir wollen schön diskret den Schein wahren und im Wissen um die totale Niederlage von 1945 und im Bewusstsein Theo Sarrazins, dass sich Deutschland weitgehend abgeschaff hat (Geburtenrate des prussopolakischen Bevölkerungsteils unter 400.000 Babys p. a.), genau das tun, was Amerika erwartet: Fahnen auf Halbmast, am kommenden Sonntag Grablichter ins Fenster stellen und ggf. Trauerflor am Ärmel anbringen. „Unfähigkeit zu trauern“? Keineswegs. Es ist eine Frage des Takts, den jeder aufbringen kann, auch wenn ihm um Deutschlands Erniedrigung klamm ums Herz ist.

Amen

von Lobenstein

Es muss immer ein Bißchen Antisemitismus geben

1.

In homöopathischer Dosierung muss es für die Juden ohne Glauben an Jehova etwas Antisemiten geben. Ja, er wird gebraucht. Theoretisch: Zwar lehnt heute niemand mehr jemanden als Menschen ab, weil dessen Abstammung von 3 und mehr volljüdischen Großelternteilen herrührt, auch glaubt niemand an die Schädlichkeit eines jüdischen Geistes (z.B. Theodor Fritsch),  wie es zwischen den Weltkriegen in Deutschland angenommen wurde. Die ganze moderne Psychologie ist jüdisch geprägt, allerdings nicht mehr in Deutschland, sondern in den USA beheimatet. Ein echter Antisemit der Art von Wilhelm Stapel wäre eine zu marginale Erscheinung, um sie observieren zu müssen. Der Marginale wäre zwar Antisemit, aber ein soziales Fossil. Gebraucht wird ein virulenter Antisemitismus. Und den hat man in den Palästinensern gefunden. Gegen diese Erscheinung kann dann in der Jüdischen Allgemeinen permanent zum Kreuzzug geblasen werden. Dr. Josef Schuster schreibt zum 9.9.24 in seinem Blatt:

»Wir befinden uns in einem dauerhaften Zustand der Anspannung und Bedrohung. Wir dürfen uns von den Feinden der offenen Gesellschaft unsere Freiheit und unser Leben nicht zerstören lassen.«

Ein so genannter „Österreicher“ bosnischer Abstammung demonstrierte in München seine Verbundenheit mit Palästina. Ein bisschen spannend muss es doch sein, wenn man sonst nichts hat. Die Jüdische Allgemeine vermeldete:

Als am 5. September die Eil-Meldung »Großer Polizeieinsatz vor NS-Dokumentationszentrum in München« kam und bald auch Videos mit Schüssen im Internet die Runde machten, hielt Bayerns Landeshauptstadt den Atem an.“

„Bayerns Landeshauptstadt“ atmete in Wirklichkeit ganz normal weiter. Vielleicht hielten Münchens Juden den Atem an; aber verständlich wäre das auch nicht, denn die Bilder dürften alle Juden in Deutschland erreicht haben und bewirkt haben, den Atem anzuhalten. Selbst solche Details bringt die Jüdische Allgemeine schief. Hier liegt ein Problem anders als zu Zeiten von Wilhelm Stapel: Die Schreiberlinge der Jüdischen Allgemeinen  drücken sich diffus und schwammig aus.

Davon abgesehen wäre das NS-Dokumentationszentrum nicht einmal eine jüdische Einrichtung.

Psychisch wirkt sich jedoch auch eine künstlich erzeugte Dauer-Anspannung zum Kreuzzug auf die Juden in Deutschland unvorteilhaft aus. Verstärkt wird die Belastung, weil u.a. der radikale Islam auch zu einem Djihad aufruft. Über die Unbildung von Dr. J. Schuster wurde schon geschrieben; er scheint ein richtiger „Trigger“ zu sein. In Wikipedia wird zum Stichwort „Trigger“ folgendes bemerkt:

Das Lesen einiger Artikel oder Bücher (über Geschichte, Antisemitismus oder den Holocaust) macht noch keinen Experten aus. Dennoch fühlen sich viele Laien mit gefährlichem Halbwissen und ohne Psychologiestudium berufen, sich selbst und andere mit vermeintlichen Belastungen darzustellen. Auch durch eine (politische)  Überdiagnose werden normale emotionale Reaktionen pathologisiert.….“

Dr. J. Schuster scheint seine Community zu triggern.

Konstruktiv können Kreuzzügler wie er seine Leute kaum mehr für überholte Einstellungen überzeugen, etwa für die 2500 Jahre alten Ehevorschriften von Ezra, die er als Rechtfertigung #nutzt, unliebsame Juden als „Vater- oder Kostümjuden“ oder gar als „Segler unter falscher Flagge“ (Dr. J. Schuster über Max Czollek) zu diffamieren. Neues fällt einem Dr. J. Schuster nicht ein, er versteift sich auf sein frühes Wissen aus dem Religionsunterricht. Diese Leute brauchen deswegen den ebenso antiquierten, aber erinnerungsgepflegten Antisemitismus für den jüdischen Alltag. Wie Adolf Hitler (in: Tischgesprächen mit Hermann Rauschning) meinte, er wolle die Juden nicht ausrotten, weil er sie dann neu erfinden müsse, so müssen jetzt die kreuzzügelnden Verbandsjuden einen reanimierten Antisemitismus erhalten. In ihrer Logik könnte auch ein neuer Antisemitismus her, um unter die Gemeinden unter einen Zwang zu halten, „jüdisches Leben in Deutschland schützen, bewahren und stärken« zu können.

Gilead Atzmon hat diese Praxis in „Der Wandernde Wer“ genauer beschrieben.

2.

Hoffentlich geht diese Schrapnellladung der demokratischen Hoheiten und Parteibonzen nicht irgendwann nach hinten los oder krepiert im ausgeleierten Rohr. Wer sich an den Bayerischen Landtagswahlkampf erinnert: Einer der Brüder Aiwanger hatte vor 30 Jahren schon die Narrative um Auschwitz völlig andern aufgenommen als sie eine Eva Umlauf dargestellt hatte. Wenn sich ein Mensch im Sinne von Salcia Landmann oder von Arthur Ruppin über eine jüdische Rasse, über eine spezielle jüdische Sozialisierung oder dank eines „Gens“, das nur Juden haben sollen, als Jude identifizieren kann, während er als Individuum irreligiös, konfessionell indifferent, agnostisch oder atheistisch eingestellt ist, und genauso lebt wie die gottlosen Menschen seiner Umwelt, dann müsste er im Sinne von Sigmund Freud und Carl Birnbaum ganz schön neurotisch sein. Er könnte einer längerfristigen Behandlung bedürfen. Denn er lebt im Widerspruch zwischen der realen Welt und der Welt seiner Vorstellungen. Wenn auf Israel eine iran-gesteuerte Hamas Raketen abgefeuert wird, lebt ein Jude in Deutschland wie jeder andere auch  außer Reichweite und in Sicherheit. Auch wenn „die Nazis“ ihre Kriegswirtschaft über die Leichen von 6 Millionen Juden betrieben haben (vgl. Adam Tooze in: Ökonomie der Zerstörung), braucht heutzutage kein Jude eine Gefahr für sein Leben unter den Bedingungen der modernen deutschen Wirtschaft zu befürchten: Wir haben weder Krieg noch Kriegswirtschaft, auch nicht durch den Angriffskrieg der Russen auf die Ukraine. Selbst der glühendste Antisemit wird keinem Menschen mit 3 und mehr volljüdischen Großelternteilen etwas zuleide tun (vgl. Hermann Greive in: Geschichte des modernen Antisemitismus) wollen. Der Mensch mit 3 oder mehr Großelternteilen, der nicht mehr an Gott glaubt, und der in der deutschen Gesellschaft lebt, in der es heute genauso viele Kinder nicht-germanischer Abstammung gibt wie autochthone, muss schon ziemlich rassistisch gesonnen sein, wenn er seine Nachkommen biologisch auf einem Sonderweg halten will. Man könnte solche Leute auch mit gewissen organisierten Adligen vergleichen, die in traditionellen Verbänden versuchen, ihre Kinder an Kinder ihresgleichen zu verheiraten. Gerade die Nachkommen, die Philipp Stauff in seinem Semi-Gotha katalogisierte, die Fischler v. Treuberg, Freiherren von Oppenheim usf.., die die jüdische Aristokratie darstellten, haben mit den Personen, die sich heute als jüdische Elite produzieren, wenig gemein.

Apropos „gottlos“: Unter den Nazis verwendeten einige den Begriff „gottgläubig“, um sich nicht gänzlich vom Christentum zu distanzieren, und um im reichsbischöflichen Rahmen mit einem Bein in der christlichen Tradition zu stehen. Vielleicht sind die erwähnten Persönlichkeiten so etwas wie „jehova-gläubig“.  David Farbstein nennt sie „Friedhofsjuden“; sie würden zuletzt auf einem jüdischen Friedhof zur Ruhe gebettet werden wollen. Andere sprechen von „3-Tage-Juden“, wobei die 3 Tage die der Beschneidung, der Hochzeit und der Beerdigung seien. Akzeptiert. Aber wozu dann das Geschrei nach Förderung dieses „jüdischen Lebens“ wegen dreier Tage?

Natürlich erwartet die Bundesregierung, dass die 7500 Tage zwischen Beschneidung und Verehelichung auch rituell verbracht werden und erst recht die 30.000 Tage bis zur Bestattung.

Die Bundesregierung braucht Leute, die an mehr als 3 Tagen visuell nach den Regeln des Talmud zu leben vorgeben. Sie müssen die Riten und Gebräuche zumindest so beherrschen, dass sie diesen bei öffentlichem Bedarf genügen können. Eigentlich müssten dafür Leute wie Volker Beck ausreichen; er denkt israelisch-patriotisch und ist Oberhaupt einer deutsch-israelischen Gesellschaft. Es wäre also nicht notwendig, landauf, landab Synagogen zu errichten, die dann im Wechsel mit Moslems besucht werden, statt dass man ein profanes israelisches Judentum fördert, das jedermann in Deutschland erlaubt, sich mit Israel zu solidarisieren. Wozu die Heuchelei mit einem pseudo-traditionellen „jüdischen Leben“ wie bei Urgroßmuttern, wenn man gleichzeitig wirklich frommen Juden wie solchen von Neturei Karta oder den Satmarer Chassidim misstraut?

In London hat man eine Idee umgesetzt: Die „Tribüne Jüive“ berichtet Ihren Lesern, wir reichen die Information in deutscher Übersetzung weiter:

Was ist davon zu halten? Diese Buslinie, die wunschgemäß nur Juden vorbehalten war, bedeutet viel mehr als eine Laune. Allerdings wurde sie in London erst versuchsweise in Betrieb genommen, um den jüdischen Londonern ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. Das Ding verbindet Stamford Hill mit Hackney und Golders Green mit Barnet Ihre Einrichtung setzte ein Wahlversprechen von Sadiq Kahn, des Bürgermeisters von London um, als er wiedergewählt wurde….. Der Anstieg antisemitischer Taten in der britischen Hauptstadt – 2.065 antisemitische Ereignisse zwischen Oktober 2023 und Juli 2024, ein Anstieg von 278,9 Prozent in den letzten 12 Monaten – soll die Behörden dazu veranlasst haben, das Projekt zu vorzuziehen. Uns wird gesagt, dass der Bürgermeister von London als ein treuer Bundesgenosse für seine jüdischen Freunde und Nachbarn handeln, und dass er den Ängsten und Sorgen der Londoner jüdischen Glaubens entsprechen wollte….“

Ein derart lackierter Bus in Berlin, der zwischen Oranienburger Straße und Westend verkehren könnte, würde eher als „antisemitisch“ empfunden werden. So nah liegen Judentum und Antisemitismus beieinander.

3.

Da haben wir das Problem: anders als Felix Theilhaber gemeint hatte, sind „die deutschen Juden in der Aufklärung nicht untergegangen“. Es gibt sie, aber man kennt sie nicht. In den USA gibt es genauso viele Juden wie in Israel; nach halachischen und deutschen Maßstäben wäre dieses amerikanische Judentum auch schon im Untergang begriffen. Natürlich sind die Juden von damals (1920) inzwischen verstorben, aber deren Nachkommen leben und setzen das Judentum fort. Auch wenn nicht alle ihre Großelternteile ihrerseits  mindestens 3 oder mehr volljüdische Großelternteile haben, gibt es deren Nachkommen trotzdem. Sie sind die wahren Gegner des Antisemitismus. Nur will man sie von Seiten der Leute um Dr. J. Schuster und der Kontrahenten des Luxemburger Abkommens nicht akzeptieren. Unverständlicherweise ignoriert die deutsche Administration diese wirklichen deutschen Juden. Welche Juden wirklich die Substanz des akzeptierten Judentums stellen, offenbart in ihrer Einfältigkeit die Jüdische Allgemeine:

„…. So wie der 67-Jährigen G.  geht es vielen jüdischen Zuwanderern aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. G. schätzt, dass in Chemnitz die meisten Gemeindemitglieder keinen deutschen Pass haben. Hört man sich in anderen Städten um, ergibt sich ein ähnliches Bild: Unter den Jüdinnen und Juden, die aus Ländern wie Russland, Belarus oder der Ukraine stammen und die

heute etwa 90 Prozent der Gemeindemitglieder ausmachen,

ist eine Mehrheit offenbar nie eingebürgert worden…..“

So so, 300.000 Juden soll es in Deutschland nach Charlotte Knoblochs Zahlen hochgerechnet geben. Etwas weniger als 100.000 (Deborah Feldman), bzw. etwas mehr als 100.000 (Michael Fürst) sind bei den Gemeinden immatrikuliert, aber darunter sind 90% keine deutschen Juden. Nur 10.000 deutsche Juden gehen hierzulande in die Synagoge, 200.000 weitere (nach Charlotte Knobloch) interessiert das offizielle Judentum kaum. Die von Felix Theilhaber schon 1920 für untergehenden „Nebenjuden“ werden völlig ignoriert. Die deutsche Politik braucht nämlich nur Juden, die israelische Bürger werden könnten.

In dieser politischen Interessenlage ist für das deutsche Judentum

a.) der Bund und

b.) das Außenministerium zuständig.

Das bedeutet, dass das inszenierte Judentum der Bundesrepublik wirklich eine Chimäre sein muss. Mit der jüdischen Tradition der klassischen deutschen Familien mit jüdischen Vorfahren, etwa der Oppenheims, den Wassermanns oder Seligers hat die jüdische Szenerie wenig zu tun. Diese autochtonen jüdischen Menschen interessieren den Staat so gut wie nicht. 1952 wurden für diese Gruppe 50 Millionen DM für Entschädigungen nach dem Luxemburger Abkommen reserviert; die JCC und der Staat Israel wollten mit diesen alt-deutschen Juden nichts zu tun haben. Wahrscheinlich sind diese 50 Millionen längst untergegangen gegangen.

Die Bundesrepublik lebt von Fakes: Die Bundeswehr ist das aufwendigste derartige Fake; das inszenierte Judentum wohl das preisgünstigste, aber bleibt trotzdem ein Fake.

Was Judentum in Deutschland wirklich ist, und was folglich „Antisemitismus“ sein müsste, wurde kurz vor der Wahl in Sachsen und Thüringen deutlich: Jeder wird des Antisemitismus beschuldigt, der am überkommenen Regime sägt und hackt; die „jüdischen“ Verbandsvorsitzenden in Sachsen und Thüringen verkündeten, was die christlichen Kirchen nicht derart plump bringen könnten, Die jüdischen CDU-Fellows nutzen die Narrenfreiheit ihrer Szene, als ob die 800 jüdischen Stimmer in Thüringen den Ausschlag gäben:

Wählt nicht AfD!

 

Oder meint der brave Herr links im Bild gar nicht seine 800 jüdischen Fellows. Sondern die christlichen Mitbürger, die die Jüdische Allgemeine lesen? An wen appelliert er, wenn er ausführt:

„Die AfD ist eine ernst zu nehmende Gefahr! (Ihren Wählerinnen und Wählern scheint es egal zu sein, dass sie von den Landesämtern für Verfassungsschutz als »gesichert rechtsextremistisch« eingestuft wird . …..  Die AfD in Thüringen steht für Rassismus, Nationalismus und völkisches Gedankengut. … Da ist die Rede davon, »die ursprüngliche Kultur unserer Heimat zu erhalten, zu schützen, fortzubilden und zu fördern«, einen »Beitrag zur positiven Identifikation mit der eigenen Kultur und Heimat« zu leisten oder für eine »identitätserhaltende Migrationspolitik einzutreten« und gegen »Entwurzelungserscheinungen« anzukämpfen.“

Komisch: Dr. Josef Schuster fordert exakt das Gleiche für die Juden in Deutschland: sie zu erhalten, zu schützen, fortzubilden und zu fördern. Der Bundestag solle eine Resolution verabschieden, nach der jüdisches Leben geschützt, gefördert und gestärkt werde. Ist Josef Schuster ein jüdischer Rechtsradikaler? Schaut fast so aus.

In der WELT (3.9.24) legt Alan Posener nach der Auszählung der AfD-Stimmen noch eins drauf:

„Normalerweise hüten sich AfD-Funktionäre vor antisemitischen Äußerungen. Als aber der sächsische AfD-Spitzenkandidat Jörg Urban von ARD-Moderatorin Julia Krittian mit Stellungnahmen der Kirchen, der Landesverbände der jüdischen Gemeinden sowie einer Reihe von Industrie- und Berufsverbänden gegen seine Partei konfrontiert wurde, meinte Urban,

die „Äußerungen seien eine massive Hetze und Gefälligkeitsaussagen

von Institutionen und Unternehmen, die vom Staat abhängig seien….

….. Die Unterstellung, jene Vorstände würden, weil sie „von staatlichen Geldern leben“, „Gefälligkeitsaussagen“ für die Regierungsparteien abliefern und sich an einer „Hetze“ gegen die AfD beteiligen, stellen alte antisemitische Vorurteile dar, denen zufolge „der Jude“ für Geld alles tun würde.“

Erstens hatte Urban nicht gesagt, was Posener hört. Nicht  „die Vorstände lebten von staatlichem Geld“, sondern die Organisationen seien vom Staat finanziert und insoweit von diesem abhängig. Das ist ein gewaltiger Unterschied, auch wenn man unterstellen darf, dass die meisten der Vorstandsmitglieder Bürgergeld oder privilegierte Renten vom Staat beziehen.  Alan Posener scheint  bereits ein Opfer der dauernden künstlichen Anspannung durch inszenierten Antisemitismus zu sein. Er trägt als Journalist selbst zu dieser Volksneurose bei.

W.ie heißt ein alter Spruch?

„Weß´Brot ich ess, deß´Lied ich sing“.

In der Geschichte waren „die Juden“ meist arme Leute und haben getan, was ihr Rabbi verlangte. Antisemitisches Klischee? Wer besoldet heute die Rabbiner? Darf man das überhaupt fragen? Alan Posener dreht jetzt schnell eine Pirouette:

„Es stimmt, dass die jüdische Gemeindearbeit in Deutschland, selbst in Zentren jüdischen Lebens wie München oder Berlin, ohne staatliche Förderung nicht stattfinden könnte. ….. Zu unterstellen aber, die Juden in Deutschland verhielten sich deshalb regierungskonform, ist ignorant. So hat sich etwa der Zentralrat der Juden oft genug gegen die Regierung und den politischen Mainstream gestellt und wurde dafür maßlos kritisiert. Besorgnis muss die durchschimmernde Erwartung Urbans erregen, wer Geld vom Staat erhalte, müsse sich durch „Gefälligkeitsaussagen“ revanchieren. An ihm und seiner Partei liegt es nun, …. klarzustellen, dass die Förderung jüdischen Lebens auch dann gesichert wäre, wenn die AfD an einer Landes- oder Bundesregierung beteiligt wäre.“

Mit ihrer seiner Worte machen Leute wie Alan Posener das inszenierte Judentum unglaubwürdiger und „machen Antisemitismus“ (Abraham Melzer). Soweit ihre Narrative noch realen Bezug haben, sind sie „überzogen“ (Joe Biden) wie die israelische Kriegsführung in Gaza. Reinhard Schramm (Thüringen) und Nora Goldenbogen (Sachsen)  wissen auch nichts zu einer Alternativen zu Itamar Ben Gvir und Bezalel Smotrich zu sagen. Aber die 30 Prozent ihrer AfD-wählenden Mitbürger beschimpfen sie als extremistisch und als Gefährder.

Kann das auf Dauer gut gehen?

von Lobenstein