„Das Gerücht über die Juden“ – so wird der Kampf gegen Antisemitismus scheitern

von Ludwig Watzal

Als ich den Tagungsbericht des Chefredakteurs der Online-Zeitschrift „Der Semit“, Abraham Melzer, über „Das Gerücht über die Juden“ gelesen habe, wollte ich meinen Augen nicht trauen. Er hat meine schlimmsten Befürchtungen nicht nur bestätigt, sondern weit übertroffen.

Dass das Sahnehäubchen jedoch aus einer riesigen Portion Arroganz,  Besserwisserei und Blasiertheit seitens der „ExpertenInnen“ bestehen würde, konnte ich mir bei der versammelten fachlichen Kompetenz einfach nicht vorstellen. Dass dies alles auch noch in seiner Einseitigkeit und Nichtwahrnehmung der Wirklichkeit auf Kosten des deutschen Steuer- und Kirchensteuerzahlers inszeniert worden ist, dürfte kaum noch zu toppen sein..

Wie konnte es passieren, dass Deutschlands wirklicher „Experte“ für Antisemitismus, der Journalist, Börne-Preis-Träger und Islamkritiker, Henryk M. Broder, bei dieser herausragenden Expertentagung nicht zugegen war? Wenigstens er hätte die Ironie von Professor Moshe Zimmermann über die deutschen Philosemiten verstanden, so wie sie von Abraham Melzer berichtet worden ist. Broder hätte wohl seine helle Freude an dieser Ansammlung von Besserwissern über Antisemitismus, Israel und das Judentum gehabt, wären doch damit wieder einmal alle seine Urteile über den traditionellen Antisemitismus und dessen Gegner bestätigt worden. Spezialisten zitieren in ihrer Häme gern Alexander Roda Roda, wie Melzer schreibt: „Aus dem Antisemitismus kann erst etwas Richtiges werden, wenn ihn ein Jude in die Hand nimmt.“

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Die Hölle von Gaza and The 51 Day War

von Ludwig Watzal

Gaza_HoelleDie israelische Besatzungsarmee hat innerhalb von fünf Jahren den von ihr immer noch – laut UN-Einschätzung – besetzten Gaza-Streifen mit zwei Kriegen überzogen und dabei schreckliche Massaker an der Zivilbevölkerung begangen. Über diese Massaker der „Israeli Terrorist Forces“ (ITF=IDF) legen die Bücher von Bahij Spiewak und des US-Amerikaners Max Blumenthal beredtes Zeugnis ab. Dass beide Bücher von den gleichgeschalteten Medien keine Würdigung erfahren, verwundert nicht.

Wie bereits beim Weihnachtsmassaker 2008/09 haben die ITF selber Vorwände konstruiert, um den Gaza-Streifen 2014 erneut zu überfallen, um die dort regierende Hamas zu „vernichten“. Neben der Bestrafung der Hamas für die angeblichen Morde an drei Siedlerkolonialisten, mit denen die Hamas gar nichts zu tun hatte, wurden andere Argumente wie die Zerstörung der Tunnel oder vermeintliche „Raketenabschussbasen“ später nachgeschoben, um der Welt eine Rechtfertigung für die Zerstörungswut der israelischen Besatzungsarmee zu geben.  Weiterlesen

Es brennt, Brüder und Schwestern, es brennt …

von Jüdische Stimme für gerchten Frieden in Nahost e. V.

Die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost (JS) wurde 2003 in der Bundesrepublik gegründet, um gemeinsam mit jüdischen Friedens– und Menschenrechtsorganisationen anderer Länder und Kontinente gegen die in Israel – vorgeblich im Interesse „aller Juden der Welt“ –praktizierte rassistische Politik gegenüber Palästinensern aufzustehen. Seitdem erklären wir als Juden und Jüdinnen öffentlich und demonstrativ: „Nicht in unserem Namen!“

Das Selbstverständnis aller Regierungen Israels seit Staatsgründung, das zweierlei Rechtstandards für jüdische und nicht jüdische Bürger und Bürgerinnen, vor allem aber Gesetze des Ausschlusses und der Benachteiligung von christlichen und muslimischen Einheimischen kennt, macht Palästinenser und Palästinenserinnen de jure zu Menschen zweiter Klasse. Wir lehnen diese Apartheidgesetze, die sowohl in den von Israel seit dem Junikrieg 1967 besetzt gehaltenen Gebieten als auch innerhalb der international anerkannten Landesgrenzen geltend gemacht werden, moralisch und politisch ab. Wir haben die JS in Deutschland gegründet, um nicht zuletzt hierzulande für einen gerechten Frieden in Nahost zu werben und von den Bundesregierungen zu fordern, Israel zur Einhaltung der internationalen Rechtsstandards zu bewegen. Israel muss zur Abkehr von einer illegalen Besatzungs– vor allem aber von einer rassistischen Ausgrenzungs– und Unterdrückungspolitik gegenüber Palästinensern bewegt werden. Nötigenfalls durch die Androhung oder den Einsatz diplomatischer, wirtschaftlicher und außenpolitischer Sanktionen, wie sie gegenüber anderen Ländern, die sich völkerrechtlicher Verstöße schuldig machen, Gang und Gebe sind.  Weiterlesen

IDF – die brutalste und „moralischste“ Armee im Nahen Osten

von Ludwig Watzal

Man muss schon in einer zionistischen Fantasiewelt leben, wenn man die Israelische Verteidigungsarmee (IDF) als die „moralischste Armee der Welt“ bezeichnet, wie dies einst Ehud Barak, ein EX-Verteidigungsminister und EX-Ministerpräsident des Staates Israel getan hat. Dieser Ausspruch gehört ebenso zur zionistischen Mythologie und Propaganda (Hasbara) wie die politische Halluzination vom „Shooting and Crying“.

Die Phrase aus brutaler Gewalt, gepaart mit Mord, wird begleitet von Selbstmitleid und einer Betonung der ewigen Opferrolle, überzogen mit einer rhetorischen Soße von Selbstgerechtigkeit. Ein passenderer Name für IDF wäre wohl „Israeli Terrorist Forces“ (ITF), wenn man sich die beiden Massaker an der Zivilbevölkerung des Gaza-Streifens und den alltäglichen Besatzungsterror in den von Israel Besetzten Palästinensischen Gebieten vor Augen führt.

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Antisemitismus-Kampagne gegen links: ein politischer Rufmord

von Ludwig Watzal

RufmordDie Partei DIE LINKE hat kein Antisemitismus-Problem, was die Denunzianten aus Wissenschaft, Politik und öffentlichen Meinungsmachern auch wissen, die bestimmen, wer „Antisemit“ ist. Um den vermeintlichen Antisemitismus in der Linkspartei geht es den Verleumdern auch gar nicht. Gleichwohl befindet sich die Linkspartei seit diesen grundlosen Behauptungen in der Defensive.

Um es gleich vorweg zu sagen, der „Antisemitismus“-Vorwurf wird von den politischen Gegner allein deshalb gegen die Linkspartei erhoben, um ihre Kritik am Kapitalismus, Faschismus und Neonazismus in Deutschland zu diskreditieren und die Partei auf Nato-Kriegskurs zu bringen, damit sie von ihrer berechtigten Kritik an den Verbrechen des US-Imperiums und Israels ablässt. Dieser Kriegsbazillus hat sich schon tief in die Linkspartei hineingefressen. Bei der augenblicklichen rechtsextremen Politik der Netanyahu-Regierung ist Israelkritik mehr als berechtigt, dass Antizionismus als Antisemitismus diskreditiert wird, zeigt, wie verzweifelt die zionistische Lobby und ihrer deutschen Helfershelfer (Sayanim) sind.

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Systematische Administrativhaft in Israel

von Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost

Sehr geehrter Herr Hadas-Handelsman,

Der palästinensische Rechtsanwalt Muhammed Allan ist am 16. Juni in den Hungerstreik getreten, um gegen die durch Israel verhängte Administrativhaft zu protestieren.

Er und weitere ca. 400 palästinensische Administrativhäftlinge werden ohne eine Anklage, ohne Verfahren und ohne Urteil aufgrund von „Geheiminformation“ gefangen gehalten. Diese Haft, die für einen Monat oder bis zu sechs Monaten verhängt wird, kann beliebig und uneingeschränkt verlängert werden.

Allan, 31, wurde im November 2014 verhaftet, gefesselt und zu seinem Büro genommen, wo er gezwungen wurde, Akten seiner Mandanten zu zeigen und somit seine Schweigepflicht zu brechen. Von einem Militärrichter wurde dann eine 6-monatige Administrativhaft gegen ihn verhängt. Als diese um weitere 6 Monate verlängert wurde, trat Allan aus Protest gegen die unbegründete Haft in den Hungerstreik.  Weiterlesen

The U.S.-Israel Conflict Is Finally Visible for All to See

by Sheldon Richman

Thanks to the Iran nuclear deal, something remarkable is happening in American politics: the irreconcilable conflict of interest between most Americans on one side and Israel and its American supporters on the other is on full display and impossible to ignore. In the past, the conflict could be papered over with grand empty rhetoric about the two sides being in „lock-step“ and the absence of „daylight“ between them. But no more. The conflict is out in the open where everyone can see it. Iran should be thanked for this valuable service.

War with Iran would be a catastrophe not only for the Iranians, including thousands of Jewish Iranians who openly practice their religion in their ancient community, and other people in the Middle East; it would also be a catastrophe for Americans — hence the conflict of interest between most Americans and the war party. Those, like Tom Cotton, Norman Podhoretz, Bill Kristol, and John Bolton, who think an attack on Iran would be a cakewalk, are either liars or fools. These are the same people, of course, who said the Iraq war would be easy and would usher in a new liberal Middle East. The result has been unspeakable sectarian violence throughout the region, culminating in the Islamic State and a reinvigorated al-Qaeda.  Weiterlesen

Eva Illouz, Israel. Soziologische Essays

von Ludwig Watzal

illouzDie Essay-Sammlung der israelischen Soziologin Eva Illouz gehört zu den interessantesten Veröffentlichungen zur Identität des Staates Israel. Die Autorin ist mit der Politik der rechtsextremen Netanyahu-Regierung absolut nicht einverstanden und spricht sich für ein säkulares, liberales und weltoffenes Israel und gegen die vorherrschende nationalistische und rassistische Engstirnigkeit aus. Dass die zunehmende Fokussierung der israelischen Politik auf Ethnie und Religion den liberalen Charakter des Staates zu unterwandern drohe, fragt sich der Leser, ob dies nicht schon längst geschehen sei, wenn man ohne ideologische Scheuklappen die Entwicklung Israels verfolgt.

Illouz setzt sich für eine Staatsbürgerschaft ein, die nicht ethnisch begründet ist, weil dadurch alle Nicht-Juden zu Bürgern zweiter Klasse degradiert würden. „Ein Rassismus, der aus der Bevölkerung komme, ist etwas anderes als ein Rassismus, der sich in den Gesetzen des Staates niederschlägt.“

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Von wem hat Iran zu lernen?

von Gideon Spiro

Als Linker habe ich eine ehrenvolle Liste von Demonstrationen gegen die Politik der USA, an denen ich teilgenommen habe, so zum Beispiel gegen den Vietnam-Krieg, wo fürchterliche Kriegsverbrechen begangen wurden, so bei der Invasion in den Irak, auch dort wurden Kriegsverbrechen begangen, wie bei dem Militärputsch, der den gewählten Präsidenten Salvador Allende gestürzt hat, ein Putsch, der von den USA geplant und finanziert wurde. Und es gibt sicherlich weitere Ereignisse, die mich auf Demonstrationen gegen den Komplex führten, den die Linke den „amerikanischen Imperialismus“ nannte und zum Teil noch nennt.

Gleichzeitig hatte ich niemals eine anti-amerikanische  Obsession gehabt, ein Phänomen, das viele Linke hatten, die in den USA den Ursprung des Übels in der Welt sahen. Es gibt solche, die nicht geheilt sind und noch heute damit fortfahren. Ich benutze nicht Begriffe, die vom Ayatollah-Regime stammen, „der große Teufel“ und „der kleine Teufel“. Sie sind auch nicht richtig.  Weiterlesen