Sprachliche Apartheid

von Avram Burg

In Ruhe, fast schon versteckt unter dem Lärm der Raketen und der Politik, wurde von einer Gruppe Knesset-Abgeordneter ein Gesetzesvorschlag in die Knesset eingebracht, der aufruft, die hebräische Sprache zur einzigen offiziellen Sprache des Staates Israel zu machen. Schon wieder haben die Patrioten der Rechten eine Ecke gefunden, um dorthin die Existenz der palästinensischen Israelis zu verdrängen. In den Erklärungen zum Gesetzentwurf sagen die Mitglieder der Knesset, die alle aus den Fraktionen der jüdischen Rechten kommen – unter anderem: „Die Annahme dieses Gesetzes wird zur gesellschaftlichen Einigung in Israel führen und zum Aufbau der kollektiven Identität, die notwendig ist, um ein allgemeines Vertrauen zu festigen und die Werte der Demokratie zu bewahren.“  Interessant: Wen wollen sie mit wem einigen? Die Araber mit den Juden? Sind sie bereit weiter zu gehen, zu gemeinsamen Schulen, bürgerlichen Ehen unter den verschiedenen Religionen, eine echte Teilung von Ressourcen. Die volle  Anwendung der Bürgerrechte und Freiheiten, alles, selbstverständlich, in einwandfreiem Hebräisch? Ich fürchte, dass das nicht ihre Absicht war. Ich fürchte, dass sie gesellschaftliche Einheit nur für Juden allein sehen, und die israelischen Palästinenser würden sie am liebsten verheimlichen, falls diese nicht von selbst verschwinden wollen. Persönlich bin ich mit ihnen nicht einig. Fast über gar nichts.

Ich hörte einen von ihnen bei einem Interview, wie er argumentierte, dass jeder anständige Staat nur eine offizielle Sprache hat. Ich beeilte mich Wikipedia zu öffnen, und ich brauchte nicht mehr als einen Absatz zu lesen unter der Überschrift „Offizielle Sprache“: „Fast die Hälfte der Staaten auf der Welt haben eine offizielle Sprache. Ein Teil der Staaten hat nur eine offizielle Sprache, wie z. B. Albanien, Frankreich (obwohl es in Frankreich zwei weitere lokale Sprachen gibt) oder Deutschland. Andere Staaten haben mehr als eine offizielle Sprache, oft sogar mehr als zwei: Belgien, Kanada, Finnland, Afghanistan, Paraguay, Bolivien, Schweiz, Indien, Süd-Afrika und Israel haben mehr als eine offizielle Sprache (…) in manchen Staaten, wie z. B. die USA, gibt es keine offizielle Sprache.“ Nun gut, man kann sich nicht wirklich auf Wikipedia verlassen, ein solch nicht zionistisches Lexikon, wenn man unter Einsatz seines Lebens, die hebräische Sprache verteidigt. Nein? Und überhaupt, in einigen dieser Staaten ist es Pflicht, die andere Sprache zu lehren und sie zu ehren. Aber das gehört wirklich nicht hierher.  Weiterlesen

Es geht nicht um Antisemitismus, sondern um Sympathie mit Menschenrechten oder mit Israels Politik

von Jüdische Stimme für gerechten Frieden e.V.

Israels maßloser Versuch, die Hamas als Vertretung Palästinas ein für alle Mal zu liquidieren, treibt in Deutschland einen schon lange schwärenden Widerspruch auf die Spitze: Sympathie für Menschenrechte oder für Israel? Unsere Politiker reagieren schablonenhaft und die jüdische Gemeinschaft wirkt ratlos; gemeinsam rufen sie „Hilfe, Antisemitismus!“.

Aber wenn heute der Begriff „Antisemitismus“ verwendet wird, vernebelt er mehr als er erklärt. Denn die „antisemitische“ pseudowissenschaftliche „Rassenkunde“ – im „Dritten Reich“ an allen Schulen gelehrt -, der viele unserer Angehörigen und fast das ganze europäische Judentum zum Opfer fielen, ist heute kein Thema mehr.

Trotzdem gibt es weiter Hass gegen Juden. Dabei geht es nicht um Überlegenheit der „arischen“ gegen die „semitische Rasse“, sondern um allgemeine Vorurteile gegen Minderheiten und speziell um Angst vor einer „jüdischen Weltverschwörung“. Wenn aber in unserem wohlhabenden und lange von Krieg verschonten Land Menschen Juden hassen, weil sie sie als Teil einer „Weltverschwörung“ ansehen, so ist das offensichtlich unangemessen. Jedoch bei Menschen, deren Familien vor 67 Jahren enteignet und vertrieben wurden und die bis heute in Lagern, als Bürger zweiter Klasse in Israel, als ungern Geduldete in Jerusalem, als Gettoisierte in der Westbank und als hilflos Gefangene in Gasa leben, ist Wut auf Israel äußerst verständlich. Kann man es diesen Menschen verdenken, wenn sie „Israel“ mit „Juden“ gleichsetzen? Es ist doch Israel selbst, das als „jüdischer Staat“ anerkannt werden will!

Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland und unsere Politiker müssen deutlich machen, dass Israel nicht mit Juden gleichzusetzen ist. Europa, dessen Judenhass zur Gründung Israels in Arabien führte, bekommt nun durch Israels Starrsinn diesen Hass auf Israel hierher zurückimportiert. Und wenn wir nicht dagegen angehen, kann daraus neuer Hass gegen Juden werden.

Aber wie kann man dagegen angehen? Diese verständliche Wut auf Israel wird man eben nicht durch „Antisemitismus“-Rufe zum Verschwinden bringen, sondern indem man die Ursachen dieser Wut behebt: Enteignung, Vertreibung, Besatzung, Diskriminierung. Da Israel nicht freiwillig Kompromisse sucht, muss es durch Sanktionen dazu bewegt werden. Deutsche Politiker sollten das an führender Stelle in der EU tun, denn sonst setzen sie eine deutsche Tradition fort: Mitläufer, die gegen besseres Wissen nichts gegen Unrecht tun.

Diejenigen Deutschen, die heute die palästinensische Position unterstützen (und laut Umfragen weniger Vorurteile gegen Juden haben als die Unterstützer Israels), setzen dagegen die Tradition der Menschlichkeit fort, die sich vor 75 Jahren im Widerstand gegen Unrecht zeigte. Entsprechend dieser Tradition der Menschlichkeit sollten wir Israel drängen, die Palästinenser für jahrzehntelang ihnen angetanes Unrecht um Verzeihung zu bitten.

 V. i. S. d. P.: Prof. Dr. Rolf Verleger, c/o Jüdische Stimme, Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin.

Flugblatt der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden e.V. zur Kundgebung des Zentralrats der Juden in Deutschland am 14.09.2014 vor dem Brandenburger Tor in Berlin (15.00 Uhr). Wer in Berlin wohnt oder zum Zeitpunkt in Berlin sein wird, ist willkommen.

Den Staat Israel verstehen

von Ludwig Watzal

Mise en page 1Die wirklich langfristige Gefahr für die Existenz des Staates Israel geht nicht von den Palästinensern aus, wie dies kürzlich der Chef des israelischen  Auslandsgeheimdienstes Mossad, Tamir Pardo, behauptete, sondern von den rechtgläubigen, orthodoxen Juden, für die der Zionismus, obgleich politisch relativ erfolgreich, eine Häresie am Judentum darstellt. Für die Aufarbeitung dieses Themas gibt es keinen kompetenteren Kenner als Yakov Rabkin, Professor für Geschichte, Jüdische Zeitgeschichte und Wissenschaftsgeschichte an der Universität von Montreal.

Wie bedeutsam die existentielle Gefahr für den Staat Israel von innen immer noch ist, hat der Autor in dem Buch „A Threat from Within: A Century of Jewish Opposition to Zionism“[1] überzeugend dargestellt. Trotz Stigmatisierung jeglicher Kritik an der Politik des Staates Israel als „Antisemitismus“ oder „jüdischer Selbsthass“ hat der jüdische Widerstand gegen den Zionismus eine bemerkenswerte Ausdauer erwiesen. Wie es scheint, wird dieser Widerstand solange andauern, wie das „zionistische Unternehmen“ (Zionist Enterprise) im „Heiligen Land“ andauert. Ob die Werte des Judentums wie „Frieden“ oder „friedlicher Ausgleich mit den Nachbarstaaten“ gegenüber zionistischen „Werten“ wie „Eroberung“, „Unterdrückung“ und „Militarismus“ obsiegen werden, bleibt eine offene Frage.

Anknüpfend an frühere Überlegungen geht der Autor in seinem jüngsten Werk den Fragen nach, wie der Staat Israel zu verstehen ist. Liegen seine Wurzeln in der Bibel, in der Geschichte des Russischen Reiches, im europäischen Antisemitismus oder in den Gräueltaten des NS-Völkermords? Obgleich eine übermächtige Regionalmacht mit Atomraketen, ist Israels Legitimität innerhalb der Judenheit bis heute umstritten. Rabkin zeigt den Lesern/innen die Widersprüche und den tiefen Bruch auf, den der Zionismus in der jüdischen Tradition verursacht hat. Ein Staat, dessen politische Elite sich weigert, dessen Grenzen zu definieren, sich um die Achtung des Völkerrechts nicht kümmert, dessen Fundament auf der Vertreibung Hunderttausender beruht und allen Juden auf der Welt gehören soll, hat in der Tat ein Legitimitätsproblem jenseits der Kontroverse zwischen Zionismus und Judentum. Alle diese Probleme werden vom Autor kritisch unter die Lupe genommen.  Weiterlesen

God Wills It!

by Uri Avnery

For six decades my friends and I have warned our people: if we don’t make peace with the nationalist Arab forces, we shall be faced with Islamic Arab forces. The Israeli-Palestinian conflict will turn into a Jewish-Muslim conflict. The national war will become a religious war.

National conflicts are basically rational. They concern territory. They can usually be solved by compromise. Religious conflicts are irrational. Each side believes in an absolute truth, and automatically considers everybody else as infidels, enemies of the only true God. There can be no compromise between True Believers, who believe that they are fighting for God and get their orders straight from Heaven. „God Wills It“ shouted the Crusaders and butchered Muslims and Jews. „Allah is the Greatest“ shout fanatical Muslims and behead their enemies. „Who is like you among the Gods!“ cried the Maccabees, and annihilated all fellow Jews who had adopted Greek manners.

The Zionist movement was created by secularized Jews, after the victory of the European Enlightenment. Almost all the founders were convinced atheists. They were mostly quite ready to use religious symbols for decoration, but were roundly denounced by all the great religious sages of their time.

Indeed, before the creation of the State of Israel, the Zionist enterprise was remarkably free of religious dogmas. Even today, extreme Zionists talk about the „Nation State of the Jewish People“, not of the „Religious State of the Jewish Faith“. Even for the „national religious“ camp, the forerunners of today’s settlers and semi-fascists, religion was subordinate to the national goal – the creation of a national Jewish state in all the land between the Mediterranean Sea and the Jordan.  Weiterlesen

Gaza und deutsches Mitläufertum

von Rolf Verleger

Seit 2005 ist Gaza ein großes Gefängnis; Israel hat es verriegelt, Ägypten bewacht den Hinterausgang. Israel erlaubt Ein- und Ausfuhren nur insoweit, dass niemand verhungert. Boote dürfen nur bis drei Meilen vor die Küste fahren, den EU-finanzierten Flughafen hat Israel zerbombt. Das hat die bescheidene Industrie und Landwirtschaft ruiniert. Womit sollen sich also die Einwohner beschäftigen? Ist es so erstaunlich, dass sie Tunnel bauen, um die Gefängnismauern zu durchlöchern? Ist es so erstaunlich, dass sie versuchen, ihren Gefängniswärtern zu schaden?

Das geschieht auf dem Hintergrund, dass die meisten Bewohner des Gazastreifens Nachkommen von Vertriebenen sind: Leute, die von ihren Häusern in Jaffa seit 1948 nur noch den Schlüssel haben, Menschen aus Aschkalon, die noch in den 50er Jahren eingesammelt und per Lastwagen nach Gaza deportiert wurden.
Als Weltbürger im schicken Tel Aviv würde man gerne in Frieden leben, aber die Universität ist auf den Trümmern eines vertriebenen Dorfs errichtet und die schönen arabischen Häuser in Jaffa wurden mit Gewalt ihren Vorbesitzern weggenommen. Hat Israel je ernsthaft versucht, die Palästinenser um Verzeihung zu bitten? Ist es so erstaunlich, dass Israel auf geraubtem Land nicht in Frieden leben kann?

Vor kurzem sind die Friedensverhandlungen von US-Außenminister John Kerry gescheitert. Dafür verantwortlich war laut Kerry Israel, weil es fortgesetzt Land im Westjordanland annektierte („Siedlungsbau“) und die Zusage nicht einhielt, Gefangene freizulassen. Daraufhin bildeten die zerstrittenen Parteien Fatah und Hamas eine Einheitsregierung. Dies wurde von EU und USA begrüßt, aber Israels Premier Benjamin Netanjahu erklärte, dies nicht zu dulden. Er benutzte die bis heute unaufgeklärte Ermordung dreier Siedler-Jugendlicher, um Hunderte Hamas-Mitglieder zu verhaften; mehrere Palästinenser wurden vor und nach diesen Morden von Israels Polizei und Armee umgebracht. Ist es so erstaunlich, dass die Hamas dann wieder begann, ihre Rohrgeschosse und Raketen abzufeuern?
Als die israelische Attacke begann, war durch diese Raketen aktuell glücklicherweise noch kein Mensch zu Schaden gekommen. Trotzdem startete Israel diese Kampagne und hat nun bereits 1000 Gaza-Bewohner vom Leben zum Tod befördert. Das ist ein Massaker. Weiterlesen

Ohne Augen in Gaza

von Uri Avnery

DAS PROBLEM mit dem Krieg ist, dass er zwei Seiten hat.

Alles würde so viel leichter sein, wenn der Krieg nur eine Seite hätte. Natürlich die unsrige.

Da bist du und heckst einen wunderbaren Plan für den nächsten Krieg aus, bereitest ihn vor, trainierst für ihn, bis alles perfekt ist.

Und dann beginnt der Krieg, und zu deiner größten Überraschung scheint es auch eine andere Seite zu geben, die auch einen wunderbaren Plan hat, sich vorbereitet und trainiert hat.

Wenn sich die beiden Pläne treffen, geht alles falsch. Beide Pläne brechen zusammen. Du weißt nicht, was sich ereignet. Wie sollst du weitermachen? Du machst Dinge, die nicht geplant waren. Und wenn du genug davon hast, willst du hinaus und weißt nicht wie. Es ist um vieles schwieriger, einen Krieg zu beenden, als ihn anzufangen, besonders, wenn beide Seiten den Sieg erklären müssen.

Da sind wir jetzt.

WIE HAT er angefangen? Das hängt davon ab, wo man anfangen will.

Wie alles andere ist jedes Ereignis in Gaza eine Re-Aktion auf ein anderes Ereignis. Man tut etwas, weil die andere Seite etwas getan hat. Und die tut etwas, weil man etwas tat. Man kann dies entwirren bis zum Beginn der Geschichte oder wenigsten bis Simson, dem Held.

Man erinnere sich an Simson, der von den Philistern gefangen genommen, geblendet und nach Gaza gebracht wurde. Dort beging er Selbstmord, indem er den Tempel auf sich herunterriss, und rief: „Lasst meine Seele mit den Philistern sterben!“ (Richter 16,30) Wenn das zu lange zurück liegt, beginnen wir mit dem Anfang der gegenwärtigen Besatzung 1967.

(Davor gab es noch eine vergessene Besatzung. Als Israel den Gazastreifen und den ganzen Sinai im Laufe des 1956er-Suez-Krieges eroberte, erklärte David Ben Gurion die Gründung des „Dritten Israelischen Königreiches“, um nur wenige Tage später mit gebrochener Stimme zu verkünden, dass er Präsident Dwight Eisenhower versprochen hatte, sich von der ganzen Sinai-Halbinsel zurückzuziehen. Einige israelische Parteien drängten ihn, wenigstens den Gazastreifen zu halten, aber er weigerte sich. Er wollte keine hundert Tausende Araber mehr in Israel haben.) Einer meiner Freunde erinnerte mich an einen meiner Artikel, den ich zwei Jahre nach dem Sechs-Tage-Krieg geschrieben hatte, in dem wir Gaza noch einmal besetzten. Ich hatte grade herausgefunden, dass zwei arabische Straßenbauer, einer von der Westbank und der andere vom Gazastreifen genau dieselbe Arbeit machten, aber verschiedene Löhne bekamen. Der Mann aus Gaza bekam weniger. Weiterlesen

Jewish Voice for Peace — Jüdische Stimme für Frieden

Eine neue 72 Stunden Feuerpause hat in Gaza begonnen. Doch was kommt als Nächstes? Wie müssen aktiv werden und für Gerechtigkeit kämpfen.

Um 12.01an diesem Mittag (Lokaler Zeit) noch eine Feuerpause von 72 Stunden begannen zwischen Israel und Palästina. Da die Verhandlungen sich nur zögernd vorwärts bewegen, (wissen wir kaum etwas). Was wir wissen, ist, dass Gaza in einem Zustand des Ruins ist .Selbst wenn die IDF keinen weiteren Schuss abfeuert, so war dieser Angriff der mit größter Zerstörung an Leben und Besitz, von dem wir Zeugen sind. Israel hat mehr als 1900 Palästinenser getötet, einschließlich 415 Kinder und mehr als 10 000 verletzt. Man kann sich das fast nicht vorstellen.

Hier sind vier kritische Punkte zu verstehen und in die öffentliche Debatte zu bringen – mit links zu einigen Artikeln, von denen wir denken, sie helfen uns, die Zukunft besser zu verstehen.

Gaza ist dezimiert worden

„Ich habe niemals zuvor solch massive Zerstörung gesehen,“ so beschrieb Peter Maurer, Präsident des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes, letzte Woche. Mehr als 10 000 Häuser sind zerstört worden und weitere 30 000 beschädigt. Gazas einziges Kraftwerk wurde von Israels Raketen am 29.Juli getroffen; jetzt funktioniert die Klärwasserbehandlung nicht mehr, auch die Kommunikation, der Kühlschrank, die Gesundheitsfürsorge und fast jeder Aspekt des täglichen Lebens funktionieren nicht. Hunderte von Schulen, Moscheen, Fabriken und Bauernhöfen sind auch zerstört oder beschädigt worden. Und selbst vor diesem Angriff war Gaza noch nicht nach den beiden letzten Angriffen 2009 und 2012 wieder aufgebaut worden.

Die größte Gesundheitskrise breitet sich aus.

Vor dieser Krisis hatte Gaza nur 204 Krankenhausbetten. Das ist jetzt ein Bett für 5 verletzte Palästinenser. Die Leute werden viel früher entlassen als sie sollten, da viel mehr kritisch verletzte Patienten kommen. Medizinische Vorräte einschließlich Schmerztabletten – sind äußerst knapp. Und diejenigen, die nach Hause geschickt werden, um sich zu erholen, haben kein Zuhause mehr, und fast alle sehen sich demselben Wasser- und Stromproblem gegenüber, wenn sie versuchen sich zu heilen.

Die palästinensische Schlüssel-„Forderung“ ist ein Grundrecht.

Bei den offiziellen Verhandlungen in Kairo als auch weltweit   bei den Gerichtshöfen und der öffentlichen Meinung ist die wichtigste palästinensische Forderung, dass Israel seine 7 Jahre lange Belagerung des Gazastreifens aufhebt. Aber die Blockade liegt nicht einmal auf dem Verhandlungstisch. Die Belagerung ist offensichtlich illegal, also ist ihr Aufheben keine Konzession, es wäre eine überfällige Verpflichtung. Weiterlesen

Unglaubliches!

von Dieter Neuhaus

Moshe Feiglin, stellvertretender Sprecher der israelischen Knesset und Mitglied der Regierungspartei Likud, hat am 15 Juli, als Israels militärische Brutalität gegen die verzweifelten palästinensischen Menschen im hermetisch abgeriegelten Gazastreifen einen neuen Höhepunkt erreicht hatte, Folgendes erklärt:

„Gaza ist Teil Israels und wird es immer bleiben. Die (kriegerische) Befreiung unseres Landes ist der einzige Grund, das Leben unserer (israelischen) Soldaten zu riskieren, um das Land zu erobern. Nach der Beseitigung des Terrors, der von Gaza kommt, wird dieses Gebiet Israel zugeschlagen und es wird mit Juden besiedelt werden.“ Weiter meint Feiglin, dass die meisten Araber Gaza ohnehin verlassen möchten. Die ägyptische Sinaiwüste müsse das Ziel ihrer Vertreibung sein.

Dieser Mann ist schon mit weiteren merkwürdigen Sprüchen aufgefallen, etwa:

–   „Ein Haar auf dem Haupt eines israelischen Soldaten ist kostbarer als die gesamte Bevölkerung von Gaza“

–   „Nur Juden verdienen es, Bürger Israels zu sein (‚full citizens’)

–     „2000 Jahre haben die Juden von einem jüdischen Staat geträumt, nicht aber von einem demokratischen Staat“.

–     Bezogen auf Araber: „Man kann einem Affen nicht das Sprechen beibringen und keinen Araber die Demokratie lehren. Wir haben es mit einer Gesellschaft von Dieben und Räubern zu tun. Die Araber zerstören alles, was sie anfassen“.

–     Die Tat des extremistischen israelisch-jüdischen Massenmörders Baruch Goldstein, der 29 Muslime in einer Moschee erschossen hat, bezeichnete Feiglin als „Akt des Widerstands“.

–     „US-Vizepräsident Biden ist ein kranker Aussätziger“

–     „Hitler war ein unvergleichliches militärisches Genie. Der Nazismus hat Deutschland aus der Niederung in eine phantastische physische und ideologische Höhe erhoben“.

           -„Es gibt kein palästinensisches Volk“.

Der guten Ordnung halber sei darauf hingewiesen, dass Feiglins Karriere auch nicht dadurch gestoppt werden konnte, dass er gelegentlich Widerspruch aus der eigenen Partei oder der Knesset erfuhr. Großbritannien hat ihm die Einreise verboten, was ihn aber nicht anfocht: “Da Großbritannien Terroristen wie Ibrahim Mousavi mit offenen Armen empfängt, verstehe ich, dass Ihre Politik darauf abzielt, Terror zu ermutigen und zu unterstützen“. Weiterlesen