Chapeau Max Blumenthal und David Sheen!

von Ludwig Watzal

Der Auftritt des US-amerikanischen Journalisten Max Blumenthal und des israelischen Friedensaktivisten und Journalisten David Sheen in Deutschland war ein Erfolg, weil er gezeigt hat, dass die deutsche politische Klasse unfähig ist, mit Kritik an israelischen Kriegsverbrechen an den Palästinensern rational umzugehen. Die Medien haben sich nicht als aufklärerische, sondern als „totalitäre“ Macht geoutet, wie es Blumenthal genannt hat. Dank Internet funktioniert die Kontrolle über die öffentliche Meinung durch die gelenkten Konzernmedien nicht mehr, alles wird öffentlich, und die Menschen kündigen ihre Abos, „und dies ist auch gut so“.

Zum wiederholten Mal hat sich Deutschlands politische Klasse ein Armutszeugnis ausgestellt und gezeigt, wie politisch unterbelichtet und unterirdisch sie ist. Das Polittheater, das Gregor Gysi im Deutschen Bundestag aufgeführt hat, dürfte wohl zum „Running Gag“ im politischen Kabarett und dem Kölner Karneval werden. Gysi flüchtete sich vor zwei ausgewiesenen Kritikern der israelischen Regierungspolitik aufs „Klo“, anstatt sich den Fragen des als „Antisemiten“ verleumdeten jüdischen Israeli und des jüdischen US-Amerikaners zu stellen. Gysi lässt doch sonst kein Mikrofon aus. Aber dies ist Zivilcourage à la Linkspartei 2014.

Ausgelöst wurde diese Hetzkampagne wieder einmal von dem unanständigen Kampagnenjournalisten Benjamin Weinthal, der als Korrespondent für die rechtsgerichtete „Jerusalem Post“ in Berlin das Aufspüren von so genannten Antisemiten betreibt. Dass dieser Schreiberling auch für die Springer-Presse unterwegs ist, überrascht nicht. Er hat wieder einmal einen seiner üblichen verleumderischen Artikel gegen Andersdenkende veröffentlicht, die die Politik der rechtsnationalistischen Netanyahu-Regierung zu Recht kritisieren. Seine Artikel folgen immer dem gleichen ideologischen und „journalistischen“ Strickmuster.

Max Blumenthal und David Sheen weilten auf Einladung einiger Abgeordneter der Linkspartei in Deutschland, um über die Verbrechen der israelischen Regierung gegenüber dem palästinensischen Volk im so genannten Gaza-Krieg, der eigentlich ein Massaker war, im Sommer 2014 zu berichten. (2 100 Menschen würden getötet, davon 80 Prozent Zivilisten, was eine besondere Leistung der „moralistischen Armee der Welt“ war). Besonders politisch Kritik würdig war der Brief der Abgeordneten Pau und Beck sowie des Vorsitzenden der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Robbe, an die Verantwortlichen der Volksbühne, die daraufhin eingeknickt sind und die bereits gegebene Zusage an die Veranstalter zurückgezogen haben. Was – außer Gehorsam und Folgsamkeit – kann man von den Michel-Deutschen auch sonst erwarten?

Die deutschen Medien waren in Sachen „Israelkritik“ wieder einmal nur einer Meinung. Blumenthal bezeichnete diese Haltung zu Recht als „totalitär“. Gehört es nicht zum Ethos eines Journalisten, auch die andere Seite zu hören? Aber im Falle Israels gelten wohl andere Gesetze. Der einzige, der es gewagt hat, einige Suggestiv- oder Absicherungsfragen an Blumenthal zu stellen, war Daniel Bax von der taz.

Ein Beispiel für diesen schrägen Journalismus ist diese Frage: „Sie wollten am 9. November, dem Jahrestag der Pogromnacht von 1938, in der Berliner Volksbühne für einen Boykott Israels werben. War das eine gezielte Provokation? Darauf Blumenthal: „Nein. Ich betrachte aber auch keinen Tag in meinem Kalender als heilig. Und es empört mich, wenn der Holocaust benutzt wird, um Kritik an Israel zu unterbinden – und dass sich die Kinder und Enkelkinder der Täter anmaßen, Juden wie mich oder David Sheen als Antisemiten zu bezeichnen.“

Der letzte Satz von Blumenthal sollte eigentlich der politischen „Sittenpolizei“ zu denken geben. Aber wer die deutsche Geschichte kennt, den sollte nichts überraschen. Gleich in welcher historischen Epoche, die deutschen Moralisten hatten schon immer ein reines Gewissen.

Erschienen auch hier.

4 Gedanken zu „Chapeau Max Blumenthal und David Sheen!

  1. Zwei vermeindlich seriöse Journalisten haben sich aufgeführt wie kleine Kinder, einen Politiker bedrängt und sich medial profiliert. Scheinbar versteht man es nicht, daß nicht jeder im „alten Europa“ bzw in Deutschland am 9. November Israelkritische Vorträge hören möchte.
    Ein so bescheuertes Schauspiel zu inszenieren, ist eine verdammte Frechheit und solche Menschen muss niemand zu ernst nehmen. Alle Register gezogen: Handyfotos von bedauernwerterweise ermordeten Kindern instrumentalisiert, penetrant herumgeschwafelt, Stasi-Vergangenheit nochmal kurz ausgegraben……..Bravo, dass mit den Fotos nehme ich besonders übel, es grenzt an virtuelle „Leichenfledderei“ und ist respektlos den Verstorbenen gegenüber.

  2. In Deutschland kann man von der „Frechheit“ eines Journalisten à la Max Blumenthal nur träumen. Hier gilt Anständigkeit und Frechheit nur dann, wenn Herrchen die Leine locker lässt.
    Das Gedenken an das Pogrom als Auftakt zu Massenmord zur Hochfeier zu erklären, die durch Erwähnung anderer Morde an Menschen entweiht werden könnte, ist in der Tat tricky. Selbst im Tode scheinen die Opfer von einst ein Alleinstellungsmerkmal verpasst zu bekommen, das durch die Erwähnung anderer Menschenopfer nun allerdings diskreditiert werden könnte.
    Hier zu insistieren (was zur Frechheit geraten muss) und auch das Gedenken an die Toten in Palästina-Gaza einzufordern, ist wahrlich angemessen, sofern wir uns als Menschen verstehen wollen.
    Danke an solche wie Max Blumenthal und David Sheen!
    Beide als Antisemiten zu bezeichnen, ist denn auch wirklich grotesker Ausdruck einer im Dilemma steckenden Hilflosigkeit.

  3. Zufällig bin ich auf Ihre Website geraten. Interessant und traurig zugleich, was Sie da verbreiten. Wenn der Begriff „jüdischer Selbsthass“ einer Erklärung bedarf, dann genügt es m. E., bei Ihnen etwas hereinzulesen. That’s it!

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