Der Fisch stinkt zuerst vom Kopf

Nachdem Sybille Berg in SPIEGEL-online einen merkwürdigen und absolut unterirdischen und lächerlichen Artikel über Abgeordnete der Linkspartei geschrieben hat, in dem sie aber nur ihre eigenen sexuellen Frustrationen loswerden wollte, müssen wir heute feststellen, dass auch Elisabeth Niejahr von  DIE ZEIT keine Scheu hat, sich lächerlich zu machen und „lechts und rinks“ ihre naive und inzwischen langweilige Stellung zum Antisemitismus offenzulegen. Nachdem Henryk M. Broder aus Annette Groth eine „lupenreine Antisemitin“ gemacht hat, weil sie vollkommen zu Recht Wahrheiten ausgesprochen hat, die andere Abgeordneten nicht wagen, weil sie nicht dürfen und schon gar nicht diejenigen von der CDU, wo Mutti das Sagen hat und diese stramm und treu hinter Israels Politik steht, mit Nibelungentreue bis zum Tod.

Aber auch viele Journalisten und Zeitungen in diesem Land tragen eine Zensurschere im Kopf und machen sich die Hosen voll, wenn es um Israel oder um Juden oder, Gott behüte, um Antisemitismus geht. Was Annette Groth gesagt hat, ist so richtig wie es wahr ist, und viele Israelis und Juden sehen es genauso. Aber hier in Deutschland herrschen ja verkehrte Verhältnisse, wenn eine durchgeknallte Abgeordnete wie Petra Pau einem Israeli vorwirft, dass er seine Regierung kritisiert. Leider war das nicht ironisch gemeint, sondern vollkommen ernst. Ich habe noch niemals erfahren, dass ein israelischer Abgeordneter oder ein israelischer Journalist, sei es Uri Avnery oder Gideon Levy, Pau und Gysi vorgeworfen haben, sie seien schlechte Deutsche, weil sie Angela Merkel und ihre Politik kritisieren. In Deutschland ist sowas aber möglich und der Skandal ist nicht der, dass Pau, Beck und andere konservative und irregeleitete Abgeordnete sowas Lächerliches machen, sondern, dass sie noch von der Presse dafür gelobt werden. 

Es ist doch richtig, dass die israelische Regierung in Gaza gemacht hat, was kein anderer Staat sich erlaubt hätte. Es ist doch richtig, dass die israelische Regierung den Vertretern der EU, die gegen Häuserzerstörung protestiert haben, gesagt hat, sie sollen sich um ihre eigenen  Probleme kümmern und „uns“ keine Ratschläge geben, wie „wir“ mit den Palästinensern umzugehen haben. Völkerrecht ist nur für die Dummen, und die Israelis sind ja die Opfer, auch wenn Broder inzwischen schon längst zugegeben hat, dass die Israelis die Täter sind. Damit hat doch der Vorzeige Jude, Henryk M. Broder, doch längst zugegeben, dass aus den Opfern von einst Täter geworden sind, und dieses Tätersein auch noch Spaß macht! Warum nimmt das die ZEIT nicht zur Kenntnis? Ist es eine neue Art von Antisemitismus? Meine Damen und Herren von der ZEIT: Antisemitismus ist nicht nur Juden hassen, weil sie Juden sind, sondern auch Juden lieben und schonen und mit Vorsicht zu behandeln, nur weil sie Juden sind. Warum machen die deutschen Medien die Augen zu, wenn es um israelische Kriegsverbrechen und Vergehen gegen das Völkerrecht geht, aber laut schreien, wenn Russland vielleicht dasselbe tut?

Und besonders perfide aber auch dumm ist es mit einem erhobenen Zeigefinger auf Karl Marx zu zeigen, als den Urvater der Linken, und auf seine antisemitischen Verirrungen hinzuweisen. Was hat die berechtigte Kritik an Israels Politik mit Karl Marx zu tun? Antizionisten können Antisemiten sein, aber Antisemiten müssen nicht unbedingt auch Antizionisten sein. Es gibt genug Antisemiten, die Israel lieben. Und es gibt genug Antizionisten, die  nicht Antisemiten sind. Das scheinen aber viele Politiker und Journalisten in unserem Land nicht verstehen zu wollen oder vielleicht tatsächlich nicht verstehen können. Der Antisemitismus der Linken, wenn es ihn gibt, kommt nicht als harsche Israel-Kritik daher, denn man muss überhaupt kein Antisemit sein, um Israels Politik zu kritisieren. Ich möchte sogar behaupten, dass diejenigen, die Israels Politik nicht kritisieren, sondern schweigen und ignorieren, die gefährlicheren Antisemiten sind, weil sie feige und ohne Zivilcourage sind und sich wie die berühmten Radfahrer benehmen: Nach oben bücken und nach unten treten. Volker Beck und Petra Pau und viele andere sind dafür abschreckende Beispiel.

Und der immer wiederkehrende Vorwurf, dass die DDR-Führung ein gebrochenes Verhältnis zu Israel hatte, ist doch auch lächerlich und zeugt von politischer Dummheit. Das Verhältnis der DDR zu Israel ist die Umkehrung des Verhältnisses der BRD zu Israel. Hinter der DDR stand die Sowjetunion und diktierte die Politik und hinter der BRD standen die USA und diktierten die westdeutsche Politik. Keine der beiden Regierungen konnte eigenständige Politik gegen den großen Brüdern machen.

Und wenn Neonazis sich zu Demonstrationen der Linken gegen die israelische Politik, die gerade in diesem Sommer notwendig waren, weil die israelische Politik gesponnen hat, anschließen, dann ist das noch lange kein Zeichen von Antisemitismus bei den Linken. Ich verlege seit mehr als 30 Jahren kritische Bücher gegen den zionistischen Rassismus und habe mehrere Jahre meine israelkritische Zeitschrift DER SEMIT auf den Markt gebracht und weiß sehr gut, dass man auch manchmal Beifall von rechts bekommt, von Leuten, mit denen man nichts zu tun haben will. Es bleibt nichts übrig, als solchen Beifall zu ignorieren. Ich glaube auch, dass wenn man dieses Phänomen untersuchen wollte, dann wird man feststellen, dass Parteien wie die FDP und CDU öfters solchen Beifall bekommen haben.

Und last not least: Schon wieder der Vorwurf gegen Inge Höger, dass sie bei einer Veranstaltung einen Palästinenserschal umgehängt hatte, auf dem eine Landkarte eingezeichnet war, auf der Israel fehlte. Solch einen Unsinn  kann auch nur jemand schreiben, der keine Ahnung hat von dem, was im Nahen Osten vor sich geht. Woher will denn die naive ZEIT-Autorin Elisabeth Niejahr die Gewissheit nehmen, dass es sich um einen palästinensischen Schal handelte? Die Israelis produzieren doch genau dieselben Schals, nur dass bei ihnen Palästina fehlt. Beide Versionen sehen gleich aus. Als ich unlängst in Israel einen Wagen mieten wollte, sagte mir der Vermieter, dass die Versicherung für den Wagen nicht in den Besetzten Gebieten gilt. Er gab mir aber eine Karte, auf der es keine Besetzten Gebiete gab, also kein Palästina, sondern nur ein Groß-Israel.

Wann werden deutsche Zeitungen das endlich zur Kenntnis nehmen? Wann werden sie aufhören Annette Groth und Inge Höger anzugreifen und der Kanzlerin die Frage stellen, warum sie Palästina nicht anerkennen will? Eine Anerkennung Palästinas wird für beide Seiten die Grenzen zeigen. Hier ist das Problem des Antisemitismus begraben, bei der Kanzlerin, denn jeder weiß doch, dass der Fisch immer zuerst vom Kopf stinkt.

Ein Gedanke zu „Der Fisch stinkt zuerst vom Kopf

  1. Lieber Herr Melzer. Folgend mein off.Leserbrief an die Zeit auf Grund des Kommentars von Frau Niejahr:
    Sehr geehrte Damen und Herren der Leserbrief-Redaktion der ZEIT.
    Der Kommentar von Frau Niejahr „Wo lechts und rinks sich treffen“ vom 22.11.14 ist ein typisches Machwerk im Sinne der zionistisch geführten deutschen Israel-Lobby. Es wäre Zeitverschwendung, auf die unverschämte Argumentation der Autorin einzugehen. Für sie gilt, was nicht treffender der ehemalige US-Botschafter im Nahen Osten, Chas Freemann seinerzeit ausgedrückt hat:
    Die Taktiken der Israel-Lobby stellen Höhepunkte der Schande und Unanständigkeit dar, sie schliessen Rufmord ebenso mit ein wie selektive falsche Zitate, vorsätzliche Verfälschung der Fakten, Fabrikationen von Unwahrheiten und vollkommene Missachtung der Wahrheit.
    Wie tief will die ZEIT eigentlich noch sinken?
    Mit freundlichen Grüssen – W.Behr 88634 Herdwangen-Schönach 23.11.14
    Mitglied der Arbeitgemeinschaft Völkerrecht und Menschenrechte in Palästina und Israel

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