von Ludwig Watzal
Der israelische Historiker Shlomo Sand negiert nicht nur die Existenz eines „jüdischen Volkes„, sondern auch des sogenannten „Landes Israel„. Beides sind zionistische Erfindungen, das heißt, Mythen. Mit beiden Hypothesen konnte Sand erst nach seiner offiziellen Emeritierung an der Universität Tel Aviv auftreten. In Israel ist die Infragestellung der mystischen Daseinsberechtigung Israels lebensgefährlich und existenzvernichtend.
Wie dem auch sei, in der israelischen Presse ist immer noch eine kontroverse und offene Debatte über Sands Standpunkt möglich. Eine solche Debatte wäre in Deutschland unmöglich, ganz zu schweigen von den USA, wo die zionistische Israel-Lobby die Medien im Würgegriff hält. Die Mainstream-Medien veröffentlichen nichts Negatives über Israel. Die Verbrechen der Besatzungsmacht werden relativiert, wenn gar reingewaschen.
Bevor Shlomo Sand seine bahnbrechenden Bücher veröffentlichte, hatte Simcha Flapan mit seinem Buch „Die Geburt Israels“ bereits die Weichen gestellt. Die zionistischen Märchen sollten ein für alle Mal der Vergangenheit angehören. Zuletzt hat Ilan Pappé die zehn Gründungsmythen Israels erneut entzaubert.
Die jüngste Debatte über die „historischen Ansprüche “ Israels auf das Land Palästina kann hier verfolgt werden.
Ich kenne das Buch; ich habe es auf Französisch gelesen; Sand zitiert leider nicht Georg Rosen (Juden und Phönizier); dann würde er vielleicht akzeptieren, daß „die Juden“ zuwar keine Nachkommen der Judäer, aber doch (hybride) Nachkommen der alten Karthager sein könnten.
Natürlich sind sie keine „Karthager“ mehr so wenig wie man in Deutschland Nachkomme deralten Germanen ist. Der Ethnologe Wilhelm Schmidt spricht von mehreren Rassen im Abendland, aus denen die Völker entstanden sind; insoweit werden sich die alten Karthager durch die Klammer der Religion auch irgendwie vererbt haben. Ich würde den Juden wenigstens den Grad einer eigenen Landsmannschaft zuerkennen; und wenn sich diese Landsmannschaften in Israel treffen, bilden sie de facto ein israelisches Volk. Die Zionisten haben auch nicht anders agitiert als die Werber für die amerikanischen Kolonien; nach 80 Jahren kann man diese Leute wohl als „amerikanische Nation“ anerkennen.
Man muß die Israel-Kritik ja nicht übertreiben.
Werter Herr Lobenstein
Sie sollten wenigstens zur Kenntnis nehmen, dass Juden im MA ebenfalls erfolgreiche Missionare waren, insbesondere in Osteuropa; durch den Kiewer Rus und der Zerstörung Itils wurde diese Periode beendet – auch wenn die jüdische Religion in vielen Synagogengemeinden bis ins 20. Jahrhundert in Osteuropa weiterlebte. Das Judentum war eine Glaubensgemeinschaft. Dass Mitglieder einer solchen Gemeinschaft untereinander heiraten ist üblich gewesen und noch immer üblich. Dennoch sind Katholiken, Mennoniten usw. weder ein Volk noch eine Rasse.