Wir sind verurteilt die Geschichte zu wiederholen, wenn wir aus der Geschichte nicht die richtigen Lehren ziehen und immer wieder dieselben Fehler machen. Es ist noch nicht so lange her, als die Nazipropaganda verkündete, dass der Führer den Juden eine Stadt geschenkt hat. Die Stadt, Theresienstadt, war zwar nichts anderes als ein Konzentrationslager, aber der Propaganda war es egal. Die Juden in Theresienstadt wurden nicht wie in Auschwitz vergast und verbrannt, aber sie starben auch wie die Fliegen an Unterernährung und die üblichen Schläge und Demütigungen.
Donald Trump und Benjamin Netanjahu hatten am Dienstag (28.01.2020) in Washington einen Plan für den Friedensprozess zwischen Israel und Palästina präsentiert. Das seltsame und ungewöhnliche dabei war aber die Tatsache, dass kein Palästinenser bei dieser Zeremonie dabei war. Vertreter der Palästinenser waren weder bei der Entstehung des Plans einbezogen und auch nicht zu der Präsentation eingeladen worden. Der Deal des Jahrhunderts wurde innerhalb der „Mishpoche“ ausgehandelt. Nicht wenige Staatsmänner bezeichneten es als einen schlechten Witz. Norbert Rüttgen bezeichnete es als „eine Art Ultimatum nach dem Motto, friss oder stirb.“
Wir hörten und sahen wie Donald Trump den Palästinensern einen Staat geschenkt hat, dass ihm nicht gehört, einen Staat, in dem sie nicht leben können, in dem sie weiterhin von den Israelis gedemütigt, geschlagen und ermordet werden. Wie sollte Palästinenser-Präsident Abbas anders darauf reagieren als es tausendfach abzulehnen? Er sagte: „Donald Trump und Benjamin Netanjahu haben über die Ohrfeige des Jahrhunderts beraten, eine Ohrfeige, die wir mit tausend Ohrfeigen beantworten werden.“ Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, was aus dieser Ohrfeige entstehen wird. Eine dritte, vierte und fünfte Intifida, ein Krieg ohne Ende, Elend und Leid für die Palästinenser, aber auch für die Israelis. Die einzigen, die davon profitieren werden sind die Amerikaner, die beiden Seiten die Waffen verkaufen werden, mit denen sie sich gegenseitig umbringen werden. Am Ende wird Tel Aviv so aussehen wie Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg. Und dann geht alles wieder von vorne los. Und wer wird davon profitieren?
Dabei war das gar nicht Trumps Plan. Die Idee dazu hatte sein Schwiegersohn Jared Kuschner, der Immobilienbesitzer und Bauunternehmer, der von seinem Schwiegervater beauftragt wurde, den Nahostkonflikt zu lösen, an dem seit der Gründung des Staates Israel mittlerer weile neun amerikanische Präsidenten gescheitert sind. Der Jude Kuschner wird aber mit seinem Plan den Konflikt nicht lösen, dafür aber für ein Ansteigen des Antisemitismus sorgen, besonders in der arabischen Welt.
Wie ist dieser Plan zustande gekommen? Da hat wohl Trump mit Kuschner verhandelt und Kuschner mit Netanjahu und zusammen haben sie überlegt, wie man die Palästinenser wieder einmal, wie schon 1947 durch die UNO und 1993 in Oslo über den Tisch zieht, belügt, betrügt und so tut, als wollte man ihnen etwas schenken. Dabei will man ihnen wieder einmal etwas wegnehmen, nämlich Land und vor allem Würde. Für Trump, Kuschner und Netanjahu, der früher einmal Möbelverkäufer war, ist Politik nichts anderes als ein Geschäft. Unlängst wollte Trump Grönland kaufen und löste damit weltweit ein Gelächter aus. Warum sollten die Palästinenser ihr Land verkaufen und, wenn schon, für einen so lächerlichen Betrag von 50 Milliarden Dollar, wo es doch mehr als 500 Milliarden wert ist und zudem absolut unverkäuflich.
Ich wundere mich, dass so viele Politiker und VIP´s weltweit das nicht verstanden und geglaubt haben, dass man einem Volk tatsächlich sein Land abkaufen kann. Das war noch nicht einmal zu Hochzeiten des Kolonialismus möglich und da, wo man es gemacht hat, überlebte es gerade einmal 100 Jahre, wie zum Beispiel im Kongo, dass dem damaligen belgischen König Leopold II 1885 auf einer Konferenz in Berlin als Privatbesitz geschenkt worden ist. Kaum hundert Jahre später war der Kongo wieder frei. Und die Grausamkeiten und Verbrechen der Belgier tauchen nach und nach auf.
So oder ähnlich wird es auch in Palästina geschehen. Trump mag schenken, aber die politische Entwicklung wird seine Geschenke früher oder später auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgen. Gefährlicher und besorgniserregender ist aber die Tatsache, dass der Jude Kuschner auf diese irrsinnige und absurde Idee gekommen ist und dass er es auch ist, der sie in die Tat umsetzen soll. Das erinnert an längst vergangene Zeiten, als Pontius Pilatus Jesus kreuzigen ließ und sie Schuld auf die Juden abwälzte. Er wusch seine Hände in Unschuld und konnte ohne Gewissensbisse schlafen, weil er gar kein Gewissen hatte. Ähnlich tut es Trump. Nicht er, sondern sein jüdischer Schwiegersohn Trump hat sich diese „Schweinerei“ ausgedacht. Die Welt und besonders die Palästinenser werden Trump hassen, aber noch mehr werden sie Kuschner hassen und natürlich mit ihm alle Juden.
Dabei sind noch nicht einmal alle Israelis mit diesem diabolischen und dümmlichen Plan einverstanden. Die fanatischen Siedler, die national-religiösen Juden, sind vom Plan enttäuscht, da in ihm von einem unabhängigen palästinensischen Staat die Rede ist. Jeder weiß zwar, dass das nicht einmal das Papier wert ist, auf dem es geschrieben steht, jeder weiß, dass weder Netanjahu noch Gantz, noch irgend ein anderer israelischer Ministerpräsident mit einem zweiten Staat einverstanden sein wird, aber im Glauben, dass die Zeit für Israel arbeitet, wie bei den Oslo-Verträgen, ist man bereit zu unterschreiben, Hauptsache die Europäer werden beruhigt. Was die Palästinenser dazu sagen spielt eh keine Rolle.
Das Geschenk des Führers war ein vergiftetes Geschenk. Von Anfang an bestand der Plan und die Absicht auch alle Bewohner von Theresienstadt zu ermorden und los zu werden. So besteht auch bei diesem „Jahrhundert-Deal“ der Amerikaner bzw. Trumps die Absicht, das Problem mit den Palästinensern ein für alle Mal „los zu werden“. Da wäre es ratsam, wenn Trump sich mit dem beschäftigt hätte, was sein Vorgänger Truman schon 1947 gesagt hat, als man ihn zwang für die Gründung des Staates Israel in der UNO mit „Ja“ zu stimmen. Er war überzeugt, dass es ein Fehler sei und dass damit der Grundstein für Generationen von Unfrieden gelegt worden ist.