Die Ursünde des Zionismus

Arn Strohmeyer erwähnt den britisch-jüdischen Philosophen Brian Klug, der gesagt haben soll: „Im Übrigen unterstellt die andauernde Betonnung des Existenzrechts, dass Israel unter einer andauernden Bedrohung seiner Existenz steht usw.“

Es stimmt alles, was Klug geschrieben hat, aber dennoch hat er etwas wichtiges vergessen: Israel leidet unter einer andauernden Erkenntnis, dass sein Existenzrecht tatsächlich fraglich ist. Israel ist nicht durch eine „natürliche Geburt“ zur Welt gekommen. Es war eine „künstliche Geburt“ auf Kosten der arabischen Bewohner.

Die Ursünde des Zionismus, und das hat Gerschom Scholem schon in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts erkannt, lag darin, dass sich der Zionismus auf die imperialistischen Weltmächte eingelassen hat und sich mit dem Sieger aus dem Ersten Weltkrieg, Großbritannien, verbündet hat. Diese Macht jedoch, mit der sich der Zionismus verbündet hatte, war eine verachtenswerte Macht, die eine aggressive und menschenverachtende Politik betrieb. Der Zionismus hätte sich mit der verborgenen, gedemütigten und ausgebeuteten Macht verbünden sollen, deren Zukunft noch auferstehen sollte.  

Mit der Entscheidung des Zionismus sich mit dem „Sieger“ zu verbünden als Partner im zionistischen Projekt, wie es in der Balfour-Deklaration zum Ausdruck kam, hat der Zionismus seine wichtigsten Grundsätze verraten. Der Zionismus war als revolutionäre Bewegung geboren und kam auch wie jede anständige Revolution von unten, von der Seite der Schwachen und Unterdrückten. Deshalb wären die historisch richtigen und passenden Partner nicht die Briten, sondern die Araber Palästinas – die Palästinenser – denn mit ihnen haben die Juden viel mehr gemein, als mit den arroganten Briten.

Indem die Zionisten aber die Briten als Partner für die Erreichung ihrer politischen Ziele gewählt haben, haben sie sich auf eine Einbahnstraße begeben und in eine Falle, aus der sie nicht mehr herauskommen können. Sie sollten die Verlierer sein, und zwar von beiden Seiten. Scholem schrieb dazu 1921 schon: „Entweder wird der Zionismus zusammen mit dem Imperialismus untergehen, oder im Feuer der Umbrüche im Nahen Osten verbrennen.“ Der Imperialismus hat den Zionismus nicht ins Grab mitgenommen, aber die Umbrüche im Nahen Osten, die jetzt, 100 Jahre später Staaten gründen und andere Staaten vernichten, können auch den Zionismus, nicht den Staat Israel, „verbrennen“.

Übrigens: 1981 antwortete Scholem auf die Frage, wie er eine Lösung des Konfliktes  zwischen Juden und Palästinenser sehe: „Heute gibt es keine Lösung mehr“. Was wir also heute erleben sind die Todeszuckungen einer Bewegung, die ihren Verfalltag eigentlich schon längst überschritten hat.

3 Gedanken zu „Die Ursünde des Zionismus

  1. Nachzutragen bleibt, dass Theodor Herzl zunächst die Patronage des deutschen Kaiser Wilhelm II. anstrebte, der jedoch beim osmanischen Sultan kein Gehör fand, da dieser Land, das ihm nicht gehörte auch nicht jüdischen Siedlern anbieten wollte. Der Nachfolger Herzls, Chaim Weizmann sah richtigerweise, dass die Zukunft nicht mehr den Deutschen gehören wird sondern den Angelsachsen; diese waren auch sehr viel großzügiger in der Verteilung von Land, das ihnen nicht gehörte. Das Wort vom „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ wussten Angelsachsen und Franzosen in einer Weise zu missbrauchen, wie heute Demokraten die Demokratie.

    Israel ist auf schlechtem Weg, wenn ich Uri Avnery richtig verstehe, zu einem Projekt US-Amerikanischer Milliardäre zu verkommen. Da die „jüdische Identität“ heute stärker denn je mit dem „Holocaust“ verbunden ist, diesen auch deutsche Politiker zum Bestandteil ihrer eigenen Identität gemacht haben, ist auf lange Jahre ein emanzipatorisches Miteinander zwischen Christen, Muslimen und jüdischen wie auch nichtjüdischen Zionisten nicht in Sicht.

    Dass die Gleichschaltung des Mainstreams keiner Diktatur bedarf, das lässt sich an westlich orientierten „demokratischen“ Staaten sehr gut beobachten. Es bleibt zu hoffen, dass anstelle mächtiger Narrative, die in diesen Staaten errichtet wurden, doch eines fernen Tages noch das „sapere aude“ und der Anstand im Sinne des „kategorischen Imperativs“ seine Wertsetzung erfährt

  2. Mein Vorschlag an die CDU-Hirne:
    Die Einwohner von Rothenburg ob der Tauber werden aufgefordert, ein Bekenntnis zum Existenzrecht der USA zu unterschreiben. Bei Weigerung verlieren sie ihr Wohnrecht.

    Mit besten Grüssen – W.Behr

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