Eine Antwort an den iosraelischen Freund

Lieber Freund,

in Deiner Antwort steckt ein wenig die übliche Antwort der Israelis seit Jahrzehnten. Sie sagen „ein brera“, es gibt keine Wahl. Dabei müsstest Du, als inzwischen westeuropäisch sozialisierter Israeli wissen, dass es eine Wahl gibt. Natürlich ist diese Wahl für Israelis schwierig, die seit so vielen Jahren gehirngewaschen werden mit der rassistischen Ideologie, dass die Palästinenser, bzw. die Araber wie Tiere sind. Israels Verteidigungsminister hat es vor wenigen Tagen in aller Öffentlichkeit gesagt. Die Hamas sind wie Tiere. Die Nazis haben über die Juden auch ähnliches gesagt. Die Juden sind wie Ratten. Auch die Nazis wollten die Juden restlos vernichten und es ist ihnen nicht gelungen. Genauso wenig wird es den Israelis gelingen die Palästinenser zu vernichten, denn sie führen ihren Krieg nicht nur gegen die Hamas, sondern gegen alle Araber. Das hat schon vor Jahren Rabin gesagt: Wir können die syrische, die jordanische und die ägyptische Armee besiegen, aber wir können nicht die Palästinenser vernichten.

Du bist auch in Israel aufgewachsen, wie ich. Wir beide wissen doch wie man in Israel über Araber bzw. Palästinenser denkt. Für die meisten Israelis sind sie doch keine gleichberechtigten Menschen. In diesem Glauben werden doch Israelis schon vom Kindergarten anerzogen und doktriniert. Danach gibt es für sie eben keine Alternative als die Palästinenser so zu behandeln, wie sie es tun. Man kann aber nicht ein ganzes Volk Jahre und Jahrzehnte unterdrücken ´, missachten, berauben und vergewaltigen. Natürlich darf Israel, wie man es heutzutage aus allen Ecken hört, sich verteidigen, aber dann dürfen sich doch die Palästinenser auch verteidigen. Selbst wenn sie Tiere sind. Tiere beißen, wenn man sie schlecht behandelt. Und natürlich war diese Aktion der Hamas bestialisch und unmenschlich. Aber ist denn das, was die Israelis machen humaner? Für das Abwerfen einer 1000 Kilo Bomber auf ein Wohngebiet in Gaza hat der israelische Pilot einen Orden bekommen. Ist das weniger bestialisch? Die Hamas hat keine Flugzeuge, keine Panzer, keine Kanonen. Die Hamas hat nur ihre Krieger, die, wie man es gesehen hat, bereit sind zu sterben, weil man sie nicht leben lässt. Und sie handeln wie unser biblischer Held Samson, der auch Selbstmord begangen hat, aber im Tod so viele Feinde mit sich nehmen wollte, wie möglich.

Du fragst, welche Alternative Israel hat. Meine Antwort ist: Die Palästinenser wie Menschen zu behandeln. Ihnen nicht das anzutun, was alle Israelis nicht wollen, dass man es ihnen antut. Sie in Freiheit leben lassen. Die Menschen in Gaza sind doch die vertriebenen Palästinenser aus Ashkelon und Jaffa. Sie leben nun seit drei Generation im größten Gefängnis der Welt. Und das nur weil sie Palästinenser sind und weil Israel die Macht hat das zu tun, was es schon seit Jahrzehnten den Palästinensern antut.

Wir beide, die wir in der israelischen Armee gedient haben, wissen es doch. Wir wissen es nicht vom Hörensagen. Wir wissen es, weil wir es mit eigenen Augen gesehen haben. Keiner von uns würde so leben wollen, wie die Palästinenser leben müssen. Wieso wundern wir uns, zumal wo Netanjahu vor wenigen Tagen in der UNO eine Karte der Region gezeigt hat, auf der Palästina nicht gezeigt wurde. Wie oft sollen die Palästinenser sich noch demütigen, beleidigen und dafür, dass sie frei sein wollen, verhaften und für Jahrzehnte einsperren lassen.

Du fragst welche Alternative? Mit Palästinensern auf gleicher Augenhöhe verhandeln. Sie nicht wie in Oslo betrügen. Dafür sorgen, dass Rabbiner und Gerichte in Israel nicht verkünden, dass jüdisches Blut wertvoller ist als arabisches Blut. Blut ist Blut und auch Palästinenser bluten, wenn man sie sticht. Auch sie leiden, wenn sie Hunger haben oder wenn man ihre Kinder verhaftet oder sogar tötet.

Ich bin in Israel im Glauben erzogen worden, dass arabische Mütter nicht um ihre Kinder weinen, wie jüdische Mütter. Da muss man anfangen und solche üble und rassistische Propaganda verbieten bzw. endlich in Kindergärten und Schulen, natürlich auf beiden Seiten, anfangen den Kindern Toleranz und Gerechtigkeit beizubringen.

Ich weiß, das sind nur Worte. Ich bin aber sicher, dass die meisten Menschen in Israel und in Palästina das auch wollen. Also muss man als erstes die kriminellen Politiker in die Wüste schicken, die die Menschen aufhetzen, manipulieren und gehirnwaschen.

In Europa herrschte auch Jahrhunderte lang eine ähnliche Situation zwischen den Deutschen und dem Erzfeind Frankreich. Aber auch in Kriegszeiten haben die Deutschen gewusst, dass sie es mit einer Kulturnation zu tun haben und umgekehrt auch. Das ist leider im Nahost-Konflikt nicht der Fall. Die Israelis halten die Palästinenser für Ratten, Tiere, Ungeziefer und verachten sie, und die Palästinenser sehen in den Israelis nur die Soldaten, ihre Unterdrücker.

Die Alternative ist damit aufzuhören und solche Hetze auf beiden Seiten zu verbieten. Aber…da Israel die stärkere Seite ist, muss Israel mit Beispiel voran gehen.

Und insofern war deine Antwort auf Gideon Levys Beitrag nicht passend, denn er hat mit jeder Zeile, jedem Wort recht.

Aber die Schuld liegt nicht nur bei den Israelis. Wir beide leben in Deutschland und müssen immer wieder unsere Regierung ermahnen, dass man nicht eine Zwei-Staaten-Lösung propagieren kann und den „zweiten Staat“ nicht anerkennen will. Zwei Staaten heißt zwei Staaten. Es kann und darf nicht sein, dass man nur Mitleid mit den „Juden“ hat. Wir Juden brauchen kein Mitleid und im Konflikt geht es nicht um Juden, sondern um Israelis. Ich sehe und höre von keiner Seite Mitleid mit den Palästinensern, die es an erster Stelle nötig haben. Die Völker und vor allem die Politiker der Welt müssen endlich aufhören blind auf einem Auge zu sein. Die Palästinenser verdienen es auch anerkannt, geachtet, respektiert und gerecht behandelt zu werden. Sie sind keine Antisemiten und nicht einmal alle Antizionisten. Jordanien und Ägypten und auch viele andere Araber haben sich inzwischen mit Israel versöhnt und anerkannt. Es ist endlich an die Zeit auch Palästina anzuerkennen und gleichberechtigt zu behandeln. Sie sind nicht besser aber auch nicht schlechter als alle anderen.

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