Hört auf, Russland und Belarus durch eine rosarote Brille zu betrachten!

Es gibt tatsächlich noch Menschen, die davon ausgehen, dass Weißrussland „das letzte kommunistische Land Europas“ sei, weil es in seiner Verfassung so steht. Es war möglicherweise das letzte kommunistische Land in Europa und ist jetzt eine Diktatur. Es gab auch Menschen, die geglaubt haben, dass die DDR tatsächlich eine „Demokratie“ war, weil der Staat „Deutsche demokratische Republik“ hieß. Es gibt auch noch vereinzelt Menschen, die glauben, dass Stalin kein Diktator war und Hitler ein „gutmensch“ gewesen ist, der Autobahnen gebaut hat und andere glauben, dass Putin ein „lupenreiner Demokrat“ ist. Ich verstehe, warum Gerhard Schröder das sagt. Immerhin wird er dafür fürstlich entlohnt. Ich verstehe aber nicht warum das Menschen sagen, die nichts davon haben, außer Spaß an einer dümmlichen Meinung.

Einer meiner Freunde meint: „Der Westen muss Weißrussland um Verzeihung bitten!“ Warum eigentlich? Weil der Machthaber Alexander Lukaschenko die Opposition im Land unterdrückt und im Ausland verfolgt? Erst vor wenigen Tagen hat der Diktator zwei junge Leute nach einer erzwungenen Umleitung von Ryanair Flug 4978 von Athen nach Vilnius und Landung in Minsk, verhaften lassen. Der griechische Außenminister nannte den Vorfall das, was es auch war, „Luftpiraterie“. Polens Premier sprach von „Staatsterrorismus“.

Indem er den Flugverkehr in Europa angegriffen hat, hat Lukaschenko sein Land noch weiter isoliert. Wie krank muss man sein, um einen solchen Akt gut und richtig zu finden. 27 Jahre klammert sich dieser barbarische Diktator an die Macht. Er hat nach Protesten im vergangenen Sommer für Friedhofsruhe im eigenen Land gesorgt. Es reicht ihm aber nicht Angst in Belarus zu verbreiten. Lukaschenko will die Angst in ganz Europa verbreiten. Und er selbst hat offenbar keine Angst, denn immerhin wird er von einem anderen Diktator in Schutz genommen, nämlich Russlands Präsidenten Wladimir Putin, der ein ebenso brutaler und barbarischer Diktator ist, wie Lukaschenko.

Seltsamerweise fällt niemanden auf, dass viel schlimmer als der Zwang zur Landung, die Tatsache ist, dass Belarus das Hoheitsgebiet des Landes ignoriert und verletzt hat, aus dem das Flugzeug stammt, nämlich Irland. Die Kabine des Flugzeugs, auch wenn es in Belarus gelandet ist, bleibt irisches Hoheitsgebiet. Als vor Jahren eine El AL Maschine in London gelandet ist hat ein hoher israelischer Offizier die Kabine nicht verlassen, nachdem er erfahren hatte, dass gegen ihm in London ein Haftbefehlt vorliegt. Die Briten, die sich an Völkerrecht hielten, haben es nicht gewagt den Offizier mit Gewalt aus dem Flugzeug zu zerren, so wie es die belarussischen Behörden taten.

Ist der Widerstand gegen diese Luftpiraterie der Beginn einer Sanktionsspirale gegen Belarus? Die EU will harte Strafen auf den Weg bringen. Doch das werde Lukaschenko voraussichtlich kaum beeindrucken. Deshalb wird unter den EU-Staaten inzwischen über drastischere Sanktionen diskutiert und hoffentlich auch bald entschieden. Doch Belarus ist zu mehr als 60% von Russland abhängig und da ist zu befürchten, dass die Sanktionen wenig erreichen werden, solange Putin seine Hand über Lukaschenko hält. Der litauische Außenminister Landsbergis warnte vor einer Annexion Belarus durch Putin: „Das ist die Krim, nur in größeren Maßstab.“ Sergey Lagodinsky, der grüne Europaabgeordnete, meinte: „Mit einem Diktator Lukaschenko hatte die EU verhandelt, mit einem Terroristen Lukaschenko kann sie nicht mehr reden.“

Lukaschenko erinnert an den rumänischen Diktator Caucesku, der von einem Volksgericht zu Tode verurteilt wurde. Dasselbe kann ich auch Lukaschenko wünschen. Ich frage mich, ob die europäischen Politiker endlich von der Geschichte lernen wollen und werden. Es bringt nichts Diktatoren nachzugeben, ob sie Hitler heißen oder Putin bzw. Lukaschenko. Hätte man Hitler rechtzeitig gebremst, dann wäre uns vielleicht viel Leid und den Juden ein Genozid erspart worden. Diktatoren darf man nicht auch nur einen Zentimeter oder gar Millimeter entgegenkommen. Man muss sie bekämpfen, je früher desto besser.

Und Mitbürger bei uns, die die freie Demokratie genießen und ihre Meinungen, auch wenn sie noch so unvernünftig und absurd sind, verbreiten dürfen, sollte man offen und klar ins Gesicht sagen: „Wer Diktatoren wie Putin und Lukaschenko gut und sympathisch findet, der hätte früher auch einen Hitler gut und sympathisch gefunden. Und wenn ihr das offen bekundet, dann wundert euch nicht, wenn ihr sehr schnell allein und verlassen dastehen werdet. Kein halbwegs vernünftiger Mensch mit gesundem Menschenverstand wird mit euch etwas zu tun haben wollen.“

Und wer das folgende schreibt, gehört meiner Meinung nach in die Klapsmühle, oder?

„Mein lieber Abi,

Du wolltest wissen, wer die „unschuldigen“ Journalisten waren, die man in Minsk aus dem Flugzeug entführt hat und die jetzt, wie Du sagst, wahrscheinlich im Gefängnis gefoltert werden. Da ich das, wie ich Dir schrieb, nicht wusste, habe ich mir die Mühe genommen und es recherchiert. Was die westliche Presse dazu zu sagen hat, das wusste ich schon, dem kann man ja nicht entgehen, aber das war mir doch ein bisschen zu dünn und zu wenig. Also habe ich mir die Mühe gemacht und die folgenden Fakten recherchiert und für Dich auch übersetzt, damit Du nicht sagen kannst, Du hättest es nicht gewusst oder nicht verstanden. Ich denke, Du willst schon eine runde Information haben und Dich nicht nur einseitig informieren. Da käme man dann wohl auch nur zu einseitigen Schlüssen. Ziehe diese selbst, nachdem Du das gelesen hast. Ich sage nichts Weiteres dazu, nur dies und deinetwegen. 

Deine Helden, Nawalny und dieser Protasevich kommen beide aus dem gleichen, großen Neonazipool den man in der Ukraine, in Russland, in Polen und in Weißrussland findet (das sind die, die einst für die Nazis die Drecksarbeit gemacht haben und heute noch stolz darauf sind) und aus dem die westlichen Geheimdienste jetzt ihre dortigen Regimewechselkombattanten anheuern.

Das ist nichts Neues, das weiß jeder, der sich damit beschäftigt. Was mich aber wundert, ist wie Du, mit Deiner Einstellung ein solches rechtes ‚Gesindel‘ (ja, hier verwende auch ich so ein Wort, aber unter Anführungsstrich), dem man in jedem zivilisierten Land das Handwerk legen würde, gut finden kannst und es noch unterstützt. Es wirft auf Deine gesamte andere Arbeit, die Du leistest, ein sehr schräges Licht.“

Nun, um meinen guten oder schlechten Ruf mache ich mir keine Sorgen. Und das schräge Licht trifft eher denjenigen, der solch einen Unsinn schreibt. Schlimmer als mit „Adolf“ verglichen zu werden, wie es Henryk Broder getan hat, geht es wohl nicht mehr. Deshalb kann ich mich ohne Angst für Recht und Gerechtigkeit, für Meinungsfreiheit und Menschenrechte einsetzen. Leider habe oder hatte ich noch Freunde, die das nicht tun. Aber inzwischen sind sie nicht mehr meine Freunde. Ich werde ungeduldig und intolerant gegenüber solchen halb faschistischen Meinungen. Ich sehe viele junge Leute, die in ihrem Land Belarus auch so leben wollen, wie wir hier im Westen. Und ich sehe ehemalige „Salonkommunisten“, die inzwischen zu „Salonfaschisten“ mutiert sind, die unsere Freiheit genießen und sie aber anderen nicht gönnen. Es ist dasselbe was ich mit israelischen Nationalisten erlebe, die für sich Freiheit und Unabhängigkeit wollen, aber diese den Palästinensern verweigern.

Den Menschen in Russland und Belarus kann ich nur wünschen ihre Diktatoren bald loszuwerden. Lukaschenko zeigte, wie wenig ihn die Glaubwürdigkeit der Begründung für seinen völkerrechtswidrigen Coup schert. „Hamas oder nicht Hamas, das spielt heute keine Rolle.“ Lukaschenko verkündete kurz davor, dass die Hamas eine Bombe im Flugzeug hinterlegt hat, um es über Vilnius zum Absturz zu bringen. Was Intelligenteres ist ihm offenbar nicht eingefallen. Er offenbart auch was er von Völkerrecht und Menschenrechte hält. „Egal ob da eine Bombe war oder nicht. Wenn man mir gemeldet hätte, dass da ein Terrorist an Bord ist, dann hätte ich sofort den Befehlt gegeben, das Flugzeug abzufangen.“ Adieu Luftsicherheit, wenn das Schule macht. Wir wissen, dass der Terrorismus des Einen, der Freiheitskampf des anderen ist. Der Konflikt zwischen den Palästinensern und Israel zeigt es uns fast täglich.

Nun macht Lukaschenko, und manche Arschlecker im Westen, die zwei jungen Menschen, Protassewitsch und seine Freundin Sapega zu Terroristen und manche ehemalige Salonkommunisten, die jetzt zu Salonfaschisten mutiert sind, schreiben mir: „Deine Helden, Nawalny und dieser Protasevich kommen beide aus dem gleichen, großen Neonazipool den man in der Ukraine, in Russland, in Polen und in Weißrussland findet (das sind die, die einst für die Nazis die Drecksarbeit gemacht haben und heute noch stolz darauf sind) und aus dem die westlichen Geheimdienste jetzt ihre dortige Regime anheuern.“

Nur merken solche Menschen nicht, dass sie sich zu nützlichen Idioten eines barbarisch diktatorischen Regimes machen. Und ob linke Diktatur oder rechte Diktatur. Beides ist gleich und beides unterdrückt das Volk. Das ist nichts Neues, das weiß jeder, der sich damit beschäftigt. Und einer dieser nützlichen Idioten schreibt: „Was mich aber wundert, ist wie Du, mit Deiner Einstellung ein solches rechtes ‚Gesindel‘, dem man in jedem zivilisierten Land das Handwerk legen würde, gut finden kannst und es noch unterstützt.“ Wenn aber Protassewitsch und Sapega „rechtes Gesindel“ sind, dann frage ich mich was die Geschwister Scholl waren. Hitlers Richter Roland Freisler nannte sie in der Sprache der Nazis „Gesindel“, und verurteilte sie zu Tode. Droht dasselbe jetzt auch Protasewitsch und seiner Freundin Sapega? Die einen organisierten Demonstrationen gegen Lukaschenko und die anderen verteilten Flugblätter gegen Hitler. Für diejenigen, für die die Geschwister Scholl Helden sind, und das waren sie, sollten die zwei jungen Belarussen auch Helden sein. Wer aber diese „Helden“ Gesindel nennt, für den sind auch die Geschwister Scholl Gesindel.

Was derzeit in Belarus passiert, hat es in Europa seit dem Putsch der Obristen in Griechenland nicht mehr gegeben. Es zeigt, dass Lukaschenko keinen Dialog mit seinem Volk haben will. Er will seine politischen Gegner, die für ihn Feinde sind, vernichten. Lukaschenko kümmert es längst nicht mehr, ob sein Handeln seinen Ruf gefährde. Sein Ruf ist inzwischen so unterirdisch, dass er nichts mehr zu verlieren hat. Sein Volk ist ihm egal und der Kommunismus auch. Davon auszugehen, dass Belarus kommunistisch sei, ist eine bodenlose Naivität.

Ein Gedanke zu „Hört auf, Russland und Belarus durch eine rosarote Brille zu betrachten!

  1. Zitat: „Und wer das folgende schreibt, gehört meiner Meinung nach in die Klapsmühle, oder?“

    Ich bin anderer Meinung. Es ist nicht derjenige, der Protasewitsch, Navalny sowie die westliche Unwertegemeinschaft kritisiert, der die „Klapsmühle“ mal auf längere Zeit von innen sehen sollte.
    Vielleicht hat Abi Melzer auch nur zu viele Fantasievideos aus den Blackforest Studios gesehen.

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