von Ludwig Watzal
„Pray for Paris“ oder „Je suis Charlie“ klingt gut und ist Balsam für die europäische Seele und deren Moral, lenkt aber von den wirklichen Problemen des Terrorismus ab. Das G20-Treffen im türkischen Belek ist ein Treffen der Scheinheiligkeit, weil sich unter ihnen einige Hauptsponsoren und die Godfathers des staatlich geschaffenen islamischen Terrorismus befinden. Al-Kaida, Al-Nusra-Front, Islamischer Staat (IS) uund die sogenannten „moderaten“ Terroristen sind alle Kreationen diverser Geheimdienste. Die Geister die sie riefen, werden sie jetzt nicht mehr los.
Beim G20-Treffen wurden rhetorische Krokodilstränen über die Opfer der Terroranschläge von Paris vergossen, den nicht-weißen Opfern von Beirut, Bagdad, Kabul, Nairobi, Nigeria, Pakistan, Mumbai usw. wurde keine Sekunde lang gedacht. Dieser Rassismus, dieses selektive Mitgefühl, die Indifferenz, Ignoranz und Doppelmoral des Westens stellt das eigentliche Problem dar. „Westerners are finally being given just a small taste of the constant fear that people from other nations have endured for generations. So solidarity with, and compassion for, the French is a good thing. But solidarity and compassion for the victims of terrorism everywhere is even better, in particular, those who’ve fallen victim to the terrorism sponsored in all our names“, schreibt Chris Graham.
Alles begann mit den Anschlägen vom 11. September 2001, deren eigentliche Hintermänner bis heute im Dunkeln sind. George W. Bush erklärte daraufhin: „America is at war.“ Und für Francois Hollande befindet sich „Frankeich im Krieg“. Ein extrem unbeliebter und schwacher Präsident wandelt auf Bushs Spuren. Ob dies gut geht? Wie sich doch die Rhetorikdieser Kriegsherren gleicht. Hoffentlich tappen die westlichen Politiker nicht wieder in die gleiche Falle und beginnen erneut einen Feldzug gegen den „internationalen Terrorismus“, der erst durch die USA und ihre willigen Vollstrecker geschaffen worden ist. Wie es scheint, will man den Teufel wieder mit Beelzebub austreiben.
Warum ist man im Westen darüber verwundert, dass sich die Opfer seines Terrorismus auf den Weg in die Länder Europas machen, die von der Zerstörung des Nahen und Mittleren Osten prächtig profitieren? Der Westen dachte, er könnte ungestraft die Länder des Nahen und Mittleren Ostens verwüsten und das Leben der Menschen zur Hölle machen. Mit immer ausgefeilteren Waffensystemen wie zum Beispiel Drohnen wurden ganze Familien zwischen Frühstück und Mittagessen aus tausenden von Kilometern per Joystick ausgelöscht. Jetzt müssen die Politiker der so genannten freien Welt ihre „humanitäre“ tödliche Medizin, die sie über Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien und Jemen verteilt haben, selber einnehmen. Wie lange wollen sie sich noch von dem US-Slogan von „Demokratie und Freiheit“ einlullen lassen? Seit der Gründung der USA 1776 haben sie in nur 21 Jahren keinen Krieg geführt. Die USA sind folglich das kriegslüsternste Land auf der Welt!
Die Flüchtlingskrise hat also eine einzige Ursache: Solange die USA und ihre Vasallen weiter ihre gewaltsamen Putsche inszenieren und ihren Terror über die Staaten des Nahen und Mittleren Ostens verbreiten, solange werden die Flüchtlinge Mittel und Wege finden, auch die höchsten Mauern zu überwinden.
Präsident Baschar al-Assad erklärte in einem Gespräch mit französischen Abgeordneten: „Was Frankreich durch den wilden Terror erlitten hat, ist das, was die Syrer seit über fünf Jahren ertragen haben.“ Auch die falsche Politik Frankreichs habe zur „Verbreitung des Terrorismus“ beigetragen. Seit Jahren hat Assad die europäischen Politiker davor gewarnt, den Terrorismus gegen seine Regierung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Vergebens, wie man sieht. Und ein IS-Terrorist erklärte in einem Video: „Solange die Bombardierungen anhalten, werden Sie nicht in Frieden leben. Sie werden sogar Angst haben, auf den Markt zu gehen.“ Und der Westen setzt seine Bombardierungen Syriens fort.
Auch hier.
Die Analyse könnte mit weiteren Belegen ergänzt werden, das änderte nichts an seiner Richtigkeit.
Doch die Frage bleibt mir, was macht man als Deutscher mit einer „befreundeten“ Nation, deren Außenpolitik auch darauf ausgerichtet ist, Deutschland niederzuhalten – bis hin zur Zerstörung seiner intellektuellen Kompetenzen unter dem Beifall und tätigster Mitwirkung der Antideutschen – nicht jener im Sinne Thomas Ebermanns, sondern von Thomas Mann – die sich als Bestandteil der zynischen „westlichen Wertegemeinschaft“ fühlen.
Staaten (wie auch Konzerne/Firmen) haben keine Moral. Sie handeln (hoffentlich) nur nach ihren „Interessen“. Das bedeutet, dass die jeweiligen verantwortlich bestrebt sein müsen, Schaden von dem Gemeinwesen, das sie vertreten, abzuuwenden und den Nutzen zu mehren. Das geht immer schief, wenn eine Präsident meint, einer Moral oder einer Ideologie folgen zu sollen oder zu müssen, wie das im Falle des Bush jr. geschehen ist. Unsere diesbezüglichen Musterbeispiele sind Metternich, Bismarck und Adenauer. Für das Gegenteil stehen Wilhelm II. und Hitler. Sie haben uns dreißig Jahre Krieg gebracht und ein zerstörtes Europa hinterlassen. Die Namen Metternich, Bismarck und Adenauer stehen jeweils für lange Friedensepochen. Und noch eine These: Die zerstörische Ideologie schlechthin unserer Zeit ist der Nationalismus und der in allen seinen Variantten, also auch der Zionismus. Auch hier kennen wir ein Gegenprinzip, und nun zitiere ich den Tanach: „Gerchtigkeit erhöhet ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben.“
Lieber Herr Dede,
Staaten bedienen sich der Moral, um ihr Handeln vor ihrer Bevölkerung zu legitimieren! Das ist etwas gänzlich anderes als das was Konzerne/Firmen machen, deren Konzernspitzen sich übrigens auch nicht „demokratischen Wahlen“ zu stellen haben.
Bush jr. folgte nicht den Interessen der Mehrheit der US-amerikanischen Bevölkerung, sondern denen jener Einflussreichen, die mit dem Wort Neocons umschrieben werden.
Bezüglich Ihrer These, dass Wilhem II. den 1. Weltkrieg begonnen habe, sollten Sie doch noch mal in ein gängiges Geschichtsbuch schauen, wenigstens in ein moderneres englisches – nicht allerdings das von dem vermeintlichen Kaiser-Wilhelm Kenner Röhl, dem seine Historiker-Kollegen in Oxford sein Buch um die Ohren gehauen haben.
Nicht der Nationalismus ist die zerstörerische Ideologie unserer Zeit, sondern der Rassismus in Verbindung mit dem Chauvinismus, der übelsten Form der Selbstüberhebung. Die Idee der Nation ist weder Gut noch Böse, es kommt immer darauf an, was man daraus macht. Nationalismus bedeutet, dass man die eigene Nation wenigstens so achtet wie die aller anderen.
Ich stimme dem Artikel voll zu: der Westen, der dies immer behauptet, zeichnet mittlerweile keinerlei Humanität mehr aus, die Opfer, die seine schon fast koloniale Kriegsführung kostet, werden unter den Teppich gekehrt. Die Toten der Bombenangriffe und der Drohnen finden überhaupt keine Beachtung mehr, genauso wenig, wie seinerzeit die hunderttausendfachen Opfer der Embargopolitik gegenüber dem Irak nach dem ersten Irakkrieg. Wie hiess seinerzeit ein Italo-Western: Tote pflastern seinen Weg…