Zur Rolle Israels im Nahen Osten

von Fritz Edlinger

In meinem jüngsten YouTube-Gespräch habe ich mit Karin Leukefeld ausführlich über die Rolle Israels im Nahen Osten gesprochen. Im Gegensatz zu dem von Israel und seinen Lobbyisten gerne verbreiteten Narrativ, wonach sich der jüdische Staat seit seiner Gründung im Jahr 1948 einer existenziellen Bedrohung durch feindliche – zumeist islamische – Nachbarstaaten ausgesetzt sieht, kommen wir zum Ergebnis, dass Israel seinerseits von Anbeginn an seinen Nachbarn feindlich gegenübergestanden ist. Anhand einiger Beispiele wie der bereits in den 60er Jahren begonnenen und bis heute nicht eingestandenen atomaren Aufrüstung, der Affäre um die SS Liberty im Sechstagekrieg, der Zerstörung des irakischen Reaktors Osirak, den wiederholten Feldzügen gegen den Libanon, der zwanzigjährigen Besatzung von Teilen des Landes und dem Massaker von Sabra und Shatila 1982 sowie der Okkupation des syrischen Golan und den seit Jahren anhaltenden ständigen Angriffen auf Ziele in Syrien wird die aggressive Haltung Israels erläutert.

Um den in solchen Zusammenhängen üblichen Vorwürfen des Antisemitismus zu entgegnen, habe ich am Ende des Gespräches auch unmissverständlich klargestellt, dass wir uns klar von jeglicher antijüdischen und antisemitischen Kritik distanzieren. Wir stimmen mit unserer Kritik auch mit jenen israelischen und jüdischen Organisationen und Persönlichkeiten überein, die ihrerseits vehemente Kritik an der aggressiven und destabilisierenden Politik des zionistischen Israel üben.

Wir sprechen in diesem Gespräch bewusst Themen an, welche äußerst kontroversiell diskutiert werden. Angesichts der aktuellen Ereignisse im Nahen Osten erscheint es uns aber unabdingbar, Ereignisse und historische Tatsachen der vergangenen 70 Jahre und darüber hinaus wahrheitsgetreu in Erinnerung zu rufen, um auf diese Weise der Verbreitung und Verfestigung falscher Feindbilder entgegenzuwirken.

Ein Gedanke zu „Zur Rolle Israels im Nahen Osten

  1. Der Begriff „Antisemit“ hat seinen Grusel verloren: Antisemit ist heute schon jeder, der Juden differenziert sieht; unter Stalin konnte verhaftet werden, die nicht lange genug Beifall klatschte. So ist es heute in Bezug auf Juden und Israel. Antisemit ist, wer zu schwach Israel applaudiert. Es gibt ubiquitär nach der Natur solche und solche Juden, sogar „nicht-jüdische“ Juden wie Isaac Deutscher, es gibt haredische Juden, die fest in ihrem Aberglauben leben und atheistische Juden, denen der Zionismus hehre Ersatzreligion ist. Und es gibt „agnostische“ (Henri Coston) Juden, deren marranischer Zusammenhalt soziologisch nicht mehr definierbar ist. Juden als Schicksalsgemeinschaft? Ein fast makabrer Scherz: während es den amerikanischen Juden gut ging, gingen ungarische Juden ins Gas; und das Schicksal der algerischen Mizrachim rührte den (jüdischen) Minister Adolphe Cremieux so sehr, daß er ihnen die französische Staatsangehörigkeit auf bloßen Antrag hin zuerkannte, aber den marokkanischen Juden nicht. Wie viele differenzierte jüdische „Schulen“ gab es allein im Ghetto Nuovo in Venedig? Fehlt jetzt noch der „antisemitische Jude“? Nein, auch den gibt es: gelistet als Selbsthasser (bei Theodor Lessing), als „Harem“- betroffene (nicht: im Harem angetroffene) Juden wie Baruch Spinoza und selbst Bruno Bettelheim ist schwer angefeindet worden. Warum protestiert man noch, als „Antisemit“ aus irgendeiner Ecke aus angepöbelt zu werden? So bunt wie das Judentum ist eben auch der Antisemitismus: Gottes Kinder unter dem selben Regenbogen. Gerade als Jude muß man sich von gewissen Juden distanzieren dürfen. Differenzierter distanzierender Antisemitismus ist doch durchaus okay.

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