Antisemitismus in Zeiten von Corona

Die Corona-Seuche hat alles auf dem Kopf gestellt. Unser Leben hat sich verändert und verändert sich seitdem täglich. Noch vor zwei, drei Monaten haben wir das Wort Corona nie gehört und plötzlich reden alle nur noch davon. Das lehrt uns allen tatsächlich das Fürchten, aber so furchterregend, schrecklich und beängstigend das alles auch ist, es hat auch seine gute Seite. Seitdem die Zeitungen und Magazine von der ersten bis zur letzten Seite nur noch von Corona, Corona, Corona berichten, gibt es keine hysterischen Meldungen mehr über Antisemitismus.

Corona hat alle bisher wichtigen Themen von den Titelseiten verdrängt: Umwelt, Flüchtlinge, Syrien, Abholzung des Regenwaldes und vieles mehr. Vor allem hat es die überflüssige und absurde Hysterie über angeblich antisemitische Vorfälle nicht nur in den Überschriften, sondern vollkommen aus den Medien eliminiert. Wer interessiert sich heute noch dafür wer, wann und wo ein Hakenkreuz geschmiert hat? 

Wer schon? Natürlich der Antisemitismusbeauftragte und seinesgleichen. Und wenn sie in der Presse keine Meldungen über angebliche antisemitische Vorfällen und Kommentare finden, dann suchen sie im Netz, wo sie natürlich alles finden. Und so kann Herr Klein, der Verantwortliche für Antisemitismusbekämpfung in Deutschland, trotz der Stille im Lande, trotz des shutdowns und der Tatsache, dass die Bevölkerung ganz andere Sorgen hat als Antisemitismus, eine Presseerklärung abgeben und vor Hasstiraden warnen, die er jetzt in der Dunkelheit des Netzes gefunden hat. Dabei wissen wir doch schon seit es das Internet gibt, dass das Netz auch voll ist mit Müll und Hass, mit Rassismus und Nationalismus. Nicht nur gegen Juden, sondern gegen jeden, der anders denkt, der anders ist.

Einer der Blogs, der das zu seinem Geschäftsmodel gemacht hat, ist die Achse des Guten. In den letzten Tagen hat man dort ein Interview mit einem durchgeknallten Juden aus der AfD veröffentlicht, bei dem man nicht genau weiß, ob es gedruckt wurde, um für die AfD zu werben, oder um die Juden bei der AfD lächerlich zu machen. Immerhin hat sich der Mentor der Achse, Henryk M. Broder, unlängst von der AfD einladen lassen, um bei den aufrechten Nationalen für seine reaktionäre Weltsicht zu werben.

Aber zurück zum Antisemitismus und zur Seuche, die wie die Pest Deutschland, Europa und die ganze Welt, vergiftet. Besonders hart hat es in Israel und in New York die Charedim getroffen, die aus lauter Gottvertrauen, auf hygienische Vorsichtsmaßnahmen verzichten. Die Chardeim, zumindest ein großer Teil von ihnen, unterstützen die chauvinistische, kolonialistische Politik von Netanjahu und bevölkern mit ihren gestrickten Kippas die palästinensische Westbank, die den Palästinensern gehört. Wenn sich dort die Seuche verbreitet, dann könnte man es als eine Strafe Gottes, wenn man an Gott glaubt, betrachten. Ich neige aber eher dazu zu glauben, dass diese Fanatiker das nicht so sehen, weil sie es so nicht sehen wollen oder können.

Müssen wir dem Virus dankbar sein, dass er uns vor einem anderen Virus, dem der Antisemitismushysterie, befreit hat? Da kann man nur sagen, Abwarten und Tee trinken. Und vor allem zwei Meter Abstand zu Antisemiten und Philosemiten halten. Denn so sehr es Angst macht, in den Medien immer nur von der Seuche zu lesen, so sehr befreit es die Seele und säubert den Verstand nicht mehr täglich von Antisemitismus lesen zu müssen, wenn irgendwo ein Deutscher beim Vorbeigehen an einer Synagoge laut furzt.

Felix Klein und sein Hessischer Kollege Uwe Becker geben aber nicht auf und suchen weiter nach antisemitischen Vorfällen und finden natürlich öffentliche Toiletten, an deren Türen ein Hakenkreuz geschmiert wurde, um ihre eigene Daseinsberechtigung zu rechtfertigen. Sie wären arbeitslos, wenn es keinen Antisemitismus mehr gäbe und deshalb müssen sie ihn mit allem, was ihnen zur Verfügung steht, am Leben erhalten. Und da Becker auch noch Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft ist, macht er auf sich aufmerksam, indem er eine Presseerklärung verbreitet, in der er den Judenhass mit dem Corona-Virus vergleicht: „Mit dem Corona-Virus verbreitet sich auch der Judenhass.“ Schon früher, zu den Zeiten der Pest hat man mit jedem Toten auch die Juden beschuldigt die Brunnen vergiftet zu haben, dieselben Brunnen, aus denen sie auch trinken mussten. Und so wanderte damals der Judenhass mit der Pest und die Pest mit vor den Juden. Heute bedienen sich dumme und ungebildete Christen desselben Bildes. Zu Virus, Pest und Seuche gehören halt auch die Juden.

Becker, Klein und die üblichen Verdächtigten meinen, dass die Corona-Krise nicht nur zu erheblichen gesundheitlichen, gesellschaftlichen und sozialen Herausforderungen führt, sondern auch zu einer gefährlichen Ausbreitung von Antisemitismus. Allerdings finden sie den offensichtlich nur „in den sozialen Netzwerken.“ Dabei haben wir in den sozialen Netzwerken das alles schon immer gefunden. Sehen wir es doch positiv. Es führt zu einer dramatischen Verringerung von Antisemitismus-Hysterie in den öffentlichen Medien. Von einer „Jüdischen Weltverschwörung“ habe ich nirgends gelesen, es sei denn bei Becker und Klein. Sie versuchen das Muster des Mittelalters auf die heutige Gesellschaft anzupassen und träumen von Judenverfolgungen wie zu Zeiten der Pest. Und wenn, wie Becker schreibt, „schon im dunklen Mittelalter zogen Pest und Judenhass Hand in Hand übers Land“, so ziehen heute Antisemitismusbeauftragte „Hand in Hand mit dem Corona-Virus“ durchs Land und hetzen gegen jeden, der ein anderes Weltbild hat als sie. Sie rufen den Staat auf, Hassbotschaften zu bekämpfen und deren Autoren zu bestrafen, und uns alle, wachsam zu sein und jede Art von Hetze zu melden. Sie würden am liebsten aus Deutschland ein Volk von Blockwarten machen.

Becker und Klein wollen gemeinsam die Ausbreitung des Antisemitismus eindämmen und zurückdrängen. Wohl mit den bekannten Mitteln der Zensur. Aber wie schon Heinrich Heine wusste, kann man die Gedanken im Kopf nicht zensieren und nicht kontrollieren. Beide wollen gegen „antisemitische Corona-Hetze“ wachsam sein. Was aber eine antisemitische Corona-Hetze ist, blieben sie uns schuldig zu erklären. Doch während der Corona-Virus sich innerhalb kürzester Zeit weltweit verbreitet und jeden trifft, Jude, Christ, Moslem und andere, befällt der Antisemitismus-Virus nur diejenigen, die nicht dagegen immun sind, Menschen nach Glauben und Ideologien unterscheiden und jeden Unsinn glauben, dass z. B. BDS antisemitisch sei.

Zurück aber zur AfD und den, nach Joseph Schuster, unklugen Juden, die dort Mitglied sind. Als mein Vater 1958 nach Deutschland zurückgekehrt ist, traf er einen jüdischen Arzt, der ihm versicherte, dass er gerne Mitglied der NSDAP geworden wäre, aber es leider nicht wurde, weil man dort Juden nicht aufgenommen hatte. Mein Vater hat sich angeekelt abgewandt und hat mit diesem Juden nie mehr ein Wort gewechselt. Wenn aber die deutschen Juden derart assimiliert waren, dass sie deutscher als die Deutschen waren, dann braucht man sich nicht zu wundern, dass es auch Juden gab, die gerne Nazis geworden wären. Dass Juden das auch können, sehen wir doch täglich in Israel.

Jetzt haben wir das Phänomen von Juden in der AfD, also Juden in einer faschistoiden Partei, von der man auch annehmen kann und darf, dass sie durch und durch antisemitisch sei. Diese, meiner Meinung nach, durchgeknallten Juden, erwarten vom Zentralrat etwas, was auch ich seit langem erwarte: Sie wünschen sich Zurückhaltung in politischer Hinsicht und Konzentration auf den Kultus. Der Zentralrat, der sich wie eine zweite israelische Botschaft generiert, sollte sich lieber um seine Mitglieder kümmern und weniger um die Nahostpolitik der Bundesregierung. Allerdings macht die AfD nichts anderes und biedert sich bei den Israelis an als Anti-Antisemiten, was natürlich lächerlich ist. Es lohnt sich nicht, sich mit der AfD zu beschäftigen und noch weniger mit den JAfD. Wer glaubt, dass alle Juden klug sind, ist genauso ein antisemitischer Trottel wie jemand, der behauptet, alle Juden sind Gauner. Es gibt eben auch dumme Juden und eine kleine Anzahl von ihnen hat sich in der AfD gefunden.

Ein Gedanke zu „Antisemitismus in Zeiten von Corona

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